Bundeswehrtagung: Weitere deutsche Waffenlieferungen, GI-Lageeinschätzung Ukraine

Bei der Bundeswehrtagung in Berlin hat Verteidigungsministerin Christine Lambrecht die Lieferung weiterer Mehrfachraketenwerfer und erstmals von Dingo-Transportfahrzeugen an die Ukraine angekündigt; Generalinspekteur Eberhard Zorn erläuterte seine – bereits öffentlich heftig debattierte – Einschätzung der Lage im Ukraine-Krieg. Zur Dokumentation:

Die Ministerin kündigte in ihrer Rede vor den Spitzen-Militärs und zivilen Mitarbeitern am (heutigen) Donnerstag in Berlin an, die Bundeswehr werde über die drei bereits gelieferten Mehrfachraketenwerfer MARS II hinaus zwei weitere an die Ukraine liefern werde. Zu dem Paket gehören zudem weitere 200 Raketen für diese Systeme.

Außerdem wird Deutschland nach Lambrechts Angaben erstmals 50 Dingos liefern. Die vor allem gegen Minen und Sprengfallen, aber auch gegen Beschuss mit Handwaffen geschützten Fahrzeuge wurden von der Bundeswehr vor allem auf dem Balkan und in Afghanistan eingesetzt; derzeit werden etliche beim UN-Einsatz in Mali genutzt. Sowohl die Raketenwerfer als auch die Dingos kommen aus dem Bestand der Bundeswehr.

Aus Beständen der Industrie soll, auch das kündigte die Ministerin an, Griechenland im so genannten Ringtausch 40 Schützenpanzer Marder erhalten; im Gegenzug gibt das NATO-Land ebenfalls 40 ältere Schützenpanzer aus Ostblock-Produktion an die Ukraine ab. Zu der aktuellen Debatte über eine direkte Lieferung der deutschen Gefechtsfahrzeuge an die Ukraine nahm Lambrecht nicht Stellung.

Die Aussagen der Ministerin dazu zum Nachhören:

Lambrecht Waffenlieferung UKR 15sep2022     

 

Bundeswehr-Generalinspekteur Eberhard Zorn erläuterte ausführlich seine Sicht der Lage in der Ukraine – und wiederholte dabei die grundlegende Einschätzung, dass dem Land zwar Vorstöße gegen die russische Invasion gelungen seien, von einer groß angelegten Offensive aber bislang nicht die Rede sein könne. Der Vier-Sterne-General bekräftigte ebenso die Ansicht, dass Russland trotz der Verluste im Ukraine-Krieg weiterhin ein ernstzunehmender militärischer Gegner sei. Für diese Einschätzung war Zorn in den vergangenen Tagen vor allem international heftig kritisiert worden, unter anderem vom früheren Kommandeur der U.S. Army Europe, Ben Hodges.

Zorns Lageeinschätzung auf der Bundeswehrtagung zum Nachhören:

GI_Zorn_UKR-Lage_15sep2022     

 

(Beim Vortrag des Generalinspekteurs gab es mehrfach Probleme mit der Mikrofonananlage; die Aussetzer sind jeweils durch einen Hinweiston gekennzeichnet)

Wer die kompletten Vorträge von Lambrecht und Zorn nachhören möchte:

Lambrecht_Bw-Tagung_15sep2022     

 

GI_Zorn_Bw-Tagung_15sep2022     

 

(Foto: Zorn beim Vortrag auf der Bundeswehrtagung am 15. September 2022)