Bundeswehr-Beschaffung: Lindners Brandbrief, Lambrechts Antwort
Bundesfinanzminister Christian Lindner hat in einem – ungewöhnlichen – Brandbrief an Bundeskanzler Olaf Scholz und Verteidigungsministerin Christine Lambrecht eine schnelle Verbesserung der Beschaffungsprozesse der Bundeswehr gefordert. Der finanzielle Teil sei mit dem Sondervermögen von 100 Milliarden Euro und einem bis 2026 stetigen Verteidigungshaushalt abgedeckt, jetzt müsse die Wehr-Bürokratie liefern, argumentierte der FDP-Politiker.
Der Brief, über den am (heutigen) Montag zuerst der Spiegel berichtet hatte, stammt vom 5. Juli (das Datum wurde wie bei solchen Schreiben üblich handschriftlich eingesetzt; dass es sich um Sonntag, den 3. Juli handelt, wie der Spiegel schreibt, halte ich für unwahrscheinlich). Zur Dokumentation im Wortlaut:
Sehr geehrter Herr Bundeskanzler, sehr geehrte Frau Kollegin,
mit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine befinden wir uns inmitten eines historischen Umbruchs, in dem die sicherheitspolitischen Erfordernisse sehr viel stärker in den Fokus gerückt sind, als dies in den letzten Jahrzehnten der Fall war. Als Bundesregierung haben wir beschlossen, unsere Streitkräfte so aufzustellen, dass sie wieder ihrer ureigensten Aufgabe der Landes- und Bündnisverteidigung verlässlich nachkommen können. Diese Zeitenwende unterstützen wir mit dem Sondervermögen für die Bundeswehr in Höhe von 100 Mrd. Euro sowie mit einem bis 2026 fortgeschriebenen erhöhten Verteidigungsetat.
Nun, da wir als Bundesregierung die haushalterischen Voraussetzungen geschaffen haben, muss diese außergewöhnliche finanzielle Kraftanstrengung von mindestens ebenso kraftvollen wie mutigen Reformen begleitet und umgesetzt werden. Beides – eine angemessene finanzielle Ausstattung und tiefgreifende Reformen – sind zwei Seiten einer Medaille. Denn die schlechte derzeitige Verfassung der Streitkräfte ist nicht nur auf deren finanzielle Unterausstattung, sondern auch maßgeblich auf strukturelle Defizite und ein unzureichendes ziviles und militärisches Management der vergangenen Jahre zurückzuführen, für das wir alle gemeinsam Verantwortung tragen. Wir müssen klare Prioritäten im Einklang mit der Nationalen Sicherheitsstrategie und unseren Verpflichtungen gegenüber der NATO setzen.
Dies verlangt tiefgreifende und schnelle Reformen, von denen der jetzige Entwurf für ein Bundeswehrbeschaffungsbeschleunigungsgesetz nur ein erster Schritt sein kann.
Der von der Bundesregierung proklamierte und von Bundestag wie Bundesrat unterstützte politische Wille für leistungsfähige Streitkräfte mit einem glaubhaften Abschreckungspotenzial zu sorgen, muss nun bewiesen werden. Gemeinsam werden wir an dem Erfolg bei der Ertüchtigung der Streitkräfte durch den möglichst effizienten Mitteleinsatz aus dem Sondervermögen gemessen werden. Hierbei stehen mein Ministerium und ich jederzeit unterstützend zur Seite und werden den Reformprozess konstruktiv begleiten.
Bei ihrer Sommerreise wurde die Verteidigungsministerin beim Besuch im Gefechtsübungszentrum in der Altmark nach diesem Brief gefragt. Ebenfalls zur Dokumentation die Frage und ihre Antwort im Audio:
(Foto: Verteidigungsministerin Lambrecht beim Besucht im Gefechtsübungszentrum in der Altmark am 11. Juli 2022 – Foto Bundeswehr)
@SanDino, vielen Dank für die Buchempfehlung, leider fehlt mir die Zeit es zu lesen. Und danke nochmal für Ihre Beiträge beim Thema „SanVersorgung der Zukunft (NATO-Ostflanke) neulich.
@PeterSickert, Sie stellen ja einige eher rhetorische Fragen, welche ich Ihnen natürlich auch nicht konkret beantworten kann.
Aber zu einem Punkt kann ich vielleicht etwas beitragen, denn Sie schreiben: „Wir versorgen Wehrbürokratie und Streitkräfte weiter mit zweitklassigen sowie nicht wirklich leistungsfähigen Lösungen und Produkten?“
Von Beginn der Diskussion über die Zeitenwende und die 100Mrd Sondervermögen wurde unisono von der Beschaffung von F-35 Kampfflugzeugen gesprochen, um die US Atomwaffen, die in DEU lagern, irgendwo abwerfen zu können, wenn Europa zum nuklearen Schlachtfeld werden würde.
Dazu 3 Beobachtungen meinerseits, die zu Ihren Fragen passen:
1. Die Beschaffung des F-35 wurde vom Kanzler in seiner Rede Ende Feb 2022 direkt und namentlich angesprochen, doch da wussten viele Abgeordnete nicht mal was sie da im Bundestag beklatschen. https://youtu.be/FIk67l9Zp2w (Zeitstempel 20:55 Min)
2. Kurz darauf meldet Reuters, dass die USA weniger F-35 vom Hersteller abnehmen werden.
https://www.reuters.com/business/aerospace-defense/pentagon-cuts-request-lockheeds-f-35s-by-35-bloomberg-news-2022-03-16/
– Und zwar 33 an der Zahl.
3. Die Regierung und der Bundestag beschließen die Beschaffung der F-35 als bislang größten, singulären Kostenfaktor im Sondervermögen.
– Und zwar 35 an der Zahl.
Wie passt dies zu Ihrem Post?
Bei aller Not, Sorge und allem Bemühen um „unsere Bundeswehr“, scheint die nukleare Teilhabe und die Beschaffung amerikanischer Kampfflugzeuge noch immer oberste Prioriät zu bestitzen, zumindest wenn man es an den dafür bestimmten Ausgaben bemisst.
Obwohl diese Beschaffung so ziemlich als allerletztes die Einsatzbereitschaft der Streitkräfte als Ganzes erhöhen kann, also das Heer zu Heeresdingen befähigen kann, die NATO-Ostflanke stärken wird oder die Marine wieder schwimmfähig machen wird, scheint die F-35 dann doch wichtiger zu sein als alle Erkenntnisse über moderne Kriegsführung und Introspektionen der Bw.
Selbst die Luftwaffe profitiert ja nur in einem geringen Maße von diesem Flugzeug, da diese F-35 ja „zweckgebunden“ beschafft werden. Und dies alles, obwohl die letzten modernen Kriege das Kampfflugzeug als omnipotentes Wirkmittel und „decisive Enabler“ zumindest in Frage gestellt zu haben scheinen. Hypersonische Raketen, moderne Drohnen und weitreichende Flugabwehrmittel haben die „Dimension Luft“ aufgeweicht. Sind da nukleare Bomben noch so relevant, dass man dafür zweistellige Milliardenbeträge ausgibt, könnte man sich fragen.
Tut man aber nicht, und das ist der Punkt. Die Rüstungsplanungen der Bundesregierung und der Bw nehmen einen konkreten Verlust an zu beschaffenden Fähigkeiten der Dimensionen Land und See in Kauf, um die Dimension Luft (hier prominent den F-35) zu unterstützen.
https://dserver.bundestag.de/btd/20/020/2002090.pdf
Was lässt sich hieraus ableiten?
Richtig, die von Ihnen geforderte „Zeitenwende“ innerhalb der Bundeswehr, in den Köpfen und der persönlichen Einstellung der Soldaten, ist schonmal um viele Mrd Euro ärmer und um 35 x F-35 „reicher“. Gleichwohl bedeuten viele der veranschlagten Ausgaben eine Vergrößerung der von Ihnen gerügten Stäbe, Wasserköpfe und hoch besoldeten Dienstposten.
Dagegen wurde das Eckpunktepapier des Generalinspekteuers, welches u.a. die Verkleinerung der Wasserköpfe und Auflösung einiger MilOrgBereiche zugunsten einsatzbereiter und autarker Divisionen vorsah, von Frau Lamprecht kassiert. Während nun wieder das Fehlen ebenjener „kritischen Enabler“ in der Unterstützung der Divisionen der Zukunft auffällt – und dies, entsprechend der inherenten Logik des Ministeriums, mit neuen DP und Führungsstäben begegnet werden soll – kreischt ein 12.000 Dienstposten umfassendes BAAINBw, dass es das ganze Geld gar nicht schnell genug ausgeben können wird.
https://augengeradeaus.net/2022/06/auch-turbo-beschaffung-fuer-die-bundeswehr-dauert-und-selbst-mit-sondervermoegen-bleibts-im-haushalt-eng/
Nun, bevor das hier zum Rant ausartet, bitte verstehen Sie meinen Punkt:
Es gibt bei jedem komplexen Systemprozess einen „Point of no return“. Ich denke den haben wir irgendwann in den letzten 20 Jahren lautlos überschritten -seitdem nähern wir uns dem Infarkt.
Politische Leitung BMVg besetzt seine Führungspositionen am liebsten mit eigenen Leuten. Ob mit oder ohne Parteibuch, das wird wohl so bleiben.
Wer trotzdem etwas werden will, verlässt sich besser nicht nur darauf, dass ihn jemand protegiert. Jeder muss sich hochdienen, über sein Fortkommen entscheidet niemals sein direkter Vorgesetzter allein (Stichwort Beurteilung/Konerenzsystem). Dafür ist die Gefahr allerdings trotzdem groß, dass ihm ein Blender vor die Nase gesetzt wird, den „man“, im BMVg die politische Leitung, bevorzugt. Also besser frühzeitig die geheimen Regeln der Seilschaften Bundeswehr, besser noch BMVg erlernen und behrrschen. Wer gut verdrahtet ist, hat auch mehr Erfolg bezogen auf die eigene Karriere, aber auch unter Imagegesichtspunkten
Das es nicht gelingt, Stuhlsäger, Seilschafter und Selbstverliebte auszusieben, spricht Bände!
Grundsätze und Grundüberzeugungen der zeitgemäßen Menschenführung. Überschrieben sind sie mit Schlagworten wie Höchstleistung, Wandlungsfähigkeit und Vorbildfunktion, aber auch Dissens, denn auch eine Streitkultur sollte nicht fehlen.
Papier ist geduldig, wohlfeile Lippenbekenntnisse und Alibi-Wertekodizes gab und gibt es reichlich. Gegen Parteibuchpolitik und Seilschaften hilft halt kein theoretisches Gerüst. Nötig wäre, diese alten Netze und Seilschaften aufzubrechen. Dafür müssten z.B. vermehrt neue, ‚wettererprobte‘ Führungskräfte gefördert werden.
Wie schon in diesem Faden angeführt, da kann man mal das Gespräch suchen, während der Sommerreise.
Deutschland ist also nicht verteidigungsfähig gegenüber Russland. Die Bundeswehr kann den Auftrag des Grundgesetzes zur Verteidigung unseres Landes also nicht erfüllen.
Die Kardinalprobleme der deutschen Streitkräfte bekannt!
Der Offenbarungseid geleistet! Die mangelhafte Verteidigungsfähigkeit in Deutschland lässt sich weder kurzfristig noch mühelos beheben.
Jedoch Wege aus der Gefahr werden nicht beschritten, kritisiert die FDP ihre Ampelkollegin.
Wir diskutieren hier über Parteibuchpolitik, Seilschaften, Führungsversagen, während niemand Verantwortung übernimmt. Im Gegenteil, man fördert sich, man befördert sich.
Mich überkommt ein ganz unangenehmes Gefühl wenn ich dieses Postengeschacher sehe.
Beim „Schnellen Degen“ spricht dann ein DivKdr von einer (s)einer kriegstauglichen Division bis 2025. Das Vorziehen der Kaltstartfähigkeit (!) der Division auf 2025 statt 2027. Kampfbereitschaft und Kriegstauglichkeit auf richtigem Wege. Jetzt mal im Ernst, was werden wir wohl 2025 lesen? Wer übernimmt dann Verantwortung? Ich ahne schon wieder keiner, aber man hat sich gefördert, befördert. Ach ja, der Russe, Krieg, da war doch was?
In einem gemeinsamen Tagesbefehl informieren Ministerin und Generalinspekteur über die derzeitige Bestandaufnahme für eine „Bundeswehr der Zukunft“. „Eine einsatzbereite und leistungsfähige Bundeswehr, die ihren Kernauftrag voll erfüllen kann: die Landes- und Bündnisverteidigung.“ Quelle: Internetauftritt der Bundeswehr.
Aha, Verfassungsauftrag VOLL erfüllen, steile Erkenntnis.
Wenn man das im Jahr 2014 so geschrieben hätte, bitter aber noch okay aber im Sommer 2022?
Nach diversen, nennen wir es Anfangsschwierigkeiten, der Ministerin, einschließlich Urlaub statt eigener Bestandsaufname u.a., wurde entschieden, die ausgearbeiteten Reformpläne nicht umzusetzen.
Nun wurde im BMVg (hier Schwerpunkt) und in den Kommandobehorden (Zuarbeit) eine Art Zwischenlösung erarbeitet. Die wichtigsten Entscheidungen sind lange gefallen, sogenannte Staatssekretärsentscheidungen, mit Masse zur Struktur. Kommandos der TSK und OrgBereiche sind nur teilweise beteiligt worden und müssen umsetzen. Aber wie immer bei Strukturentscheidungen, es spricht sich „rum“, der Unmut über Entscheidungen im Elfenbeinturm und in Hinterzimmern ist groß. Man kann letztlich nur noch kosmetische Änderungen aus dem nachgeordenten Bereich beitragen. Es ist wie in den Jahren 2010/2011. Was da raus kam, schmerzt bis heute, strukturelle Verteidigungsunfähigkeit. Nun will man mit grundsätzlich gleichem Dienstpostenumfang Strukturen optimieren. Man schiebt de facto hin und her. Nicht alles ist schlecht, doch ein großer Wurf ist es nicht. Wieder einaml glaubt man „ganz oben“ zu wissen wie es geht, der nachgeordnete Bereich „begreift es nicht.“
Das, insbesondere Unmut, kam Ministerin und Generalinspekteur „zu Ohren“.
Auch der Ampelunfrieden, siehe Briefe uvm. sprach sich bis in die kleinsten Standorte herum.
Jetzt will man mit diesem Befehl voller Plattitüden wohl beruhigen und auf die Bundeswehrtagung im September hinweisen. Wer die Verfahren kennt, weiß, da steht schon fast alles, einschließlich Unkostenbeitrag. (ist ja auch Sommerpause). Dazu kommt der dramatische, poltische Überlebenskampf der Ministerin. Mit Befremdem wird ihr Auftreten auch in der Bundeswehr selbst hingenommen.
Jeder weiß, das dies wie eine glatte Vera******* wirkt. Meint natürlich Veralberung :-).
Übrigens, für mich, weit unter dem früheren Niveau des Generalinspekteurs. Schade!
Ich empfinde diese Aneinanderreihung von Plattitüden als peinlich. Wie weltfremd muss man sein, meint die Minsiterin, wie müde, meint Generalinspekteur.
Spiegel online berichtet dass das Heer wohl plant 111 weitere Puma zu bestellen…
das Ministerium bestätigt nur dass weitere Puma kommen, aber die Anzahl ist von der Heeresstruktur abhängig… vermutlich im Zusammenhang mit der Ausprägung der mittleren Kräfte…
wenn ein 2. Los Puma bei nur 111 Stück liegt, dann müssen die mittleren Kräfte aber extrem stark werden und viele weitere Boxer beschafft werden
…abwarten…
[Im Prinzip ja, aber… dpa berichtet (und der Spiegel hat das übernommen), dass Rheinmetall-Chef Papperger erwartet, dass Bestellungen für 111 Puma kommen – das ist ein bisschen was anderes:
Für so manch einen in Berlin überraschend erklärt der Manager: «Gestern ist die Entscheidung im Ministerium gefällt worden, dass 111 Puma zweifellos bestellt werden. Die Vertragsverhandlungen beginnen nächste Woche.»
Aus dem Verteidigungsressort gibt es für eine konkrete Zahl keine Bestätigung. Generell habe man nur über die Beschaffung zusätzlicher Exemplare entschieden. Eine Sprecherin verweist auf einen Tagesbefehl von Ministerin Christine Lambrecht (SPD) und Generalinspekteur Eberhard Zorn zu Veränderungen bei den Landstreitkräften. «In diesen Kontext fällt auch die Entscheidung zum Waffensystem Puma.»
https://www.msn.com/de-de/finanzen/top-stories/besserer-schutz-und-feuerkraft-rheinmetall-zeigt-r%C3%BCstung/ar-AAZzGYu
Die Aussage fiel wohl bei einem Politikerbesuch bei Rheinmetall.
T.W.]
https://augengeradeaus.net/2021/05/bundeswehr-der-zukunft-vier-dimensionen-fuer-die-kriegfuehrung-schneller-einsatzbereit
https://augengeradeaus.net/2022/01/lambrecht-ordnet-grundlegende-bestandsaufnahme-der-bundeswehr-an-strukturplanungen-der-vorgaengerin-gestoppt
Ewig grüßt das Murmeltier. Zum Nachlesen. Da stand viel Richtiges.
Klar ist, der Generalinspekteur hat Federn lassen müssen. Manch ‚totgeglaubter‘ Inspekteur erstrahlt im neuen Glanze. Manche Dimension ist nur formal gestärkt. Für andere gilt, Unverhofft kommt oft. Für einen konkreten Soll – Ist Vergleich ist es noch zu früh. Nicht jede Information ist gesichert. Das betrifft die konkrete Ausgestaltung Land (leicht – mittel – schwer). Sicher ist, ‚Material‘ läuft zu, manch gute Sache. Doch bei Personal und Strukturen wird es eng, realitätsfern kann man es nennen. Da leuchtet schon die nächste Reform am Horizont. Auffallend ist, dass offiziell nach der Daumen auf der Weitergabe von Entscheidungen liegt, aber mancher Abteilungsleiter bis hin zum Divisionskommandeur fröhlich über die Entscheidungen blabbert.
Zum Tagesbefehl. Sich selbst und andere nun mit Durchhalteparolen und Krisenvokabular zu motivieren hilft nicht. Das ist nicht Zeichen des Aufschwunges, schon gar nicht der Zeitenwende.
Es ist Nebel schießen. Ablenkung.
Die Sprache von Tagesbefehlen wird immer vorsichtiger und schablonenhafter.
Wenn Sprache von Tagesbefehlen blumig wird, die militärische Präzision der Wortwahl durch Politikersprech ersetzt wird, kann man sicher sein, da ist was im Argen.
Übrigens, hier schon mal erwähnt, in der letzten Strukturdebatte, besser danach, wurde mancher Kritiker mehr oder weniger lautstark kaltgestellt. Kann man auch im Blog (zum Teil) nachlesen. Das Wissen darum wird die offene Diskussion während der Bundeswehrtagung fördern. Dazu passt ja auch der Verlauf dieses Fadens.
Twitter Verteidigungsministerium (@BMVgBundeswehr) 15.07.22
„Wir Soldaten können Krise“ – davon ist General Breuer überzeugt. Mitten im Aufbau des Territorialen Führungskommandos spricht mit @CIHBw über #Corona, die #Flutkatastrophe und das Thema Fehlerkultur.“
Wir können also Krise aber nicht verteidigungsbereit, nicht kriegstüchtig? Was ist bitte Verfassungsauftrag?
Fehlerkultur, ernsthaft? Siehe dieser Faden und/oder Stichwortsuche im Blog. Führt hier zu weit.
Was für ein Beitrag. Höchstes Selbstvermarktungspotential! Manche Generale/Admirale vermarkten (loben) sich ja gern in privaten Twitteraccounts, ok – geschenkt. Auch zulässig. Doch o.g. Beitrag ist für mich grenzwertig. Was ist die Zielstellung, was die (tatsächliche) Zielgruppe?
Wäre dann jetzt nicht endlich auch mal Zeit, sich endlich für die Bestellung von Boxern, zumindest mal die Basismodule, Die 111 Puma reichen für 2 Bataillone + Reserven, vermutlich also vermutlich Bad Salzungen und Marienberg?! Zumindest für die bisher mit Marder ausgestatteten Bataillone Hagenow und Viereck würde man zum Ersatz der Marder inkl. Reserven & Ausbildung ca. 120 Boxer benötigen. Das ist ja aber nur die Spitze des Eisbergs denn es soll ja wohl wieder ein Artilleriebataillon inkl. Heeresflugabwehrkomponenten je Brigade geben. Könnte man bei der 41er in Neubrandenburg gleich mal sinnvoll starten.
Ich sehe bei Auftritt Breuer eine gezielte und systematische Selbstvermarktung der eigenen Person. Leider mit aufgesetzt wirkender Sprache. Obwohl es thematisch vom Inhalt des Blogs abweicht, passt es jedoch insofern, dass wesentliche Aspekte des Fadens aufgegriffen werden. (z.B. ein Schlüssel zum Erfolg heisst Pareibuch, Selbstmarketing, mit dem Strom schwimmen, Huldigungen, ….)
Es stellt sich darüberhinus letztendlich die Frage, inwiefern Präsenz in den sozialen Medien wirklich (!) förderlich für die Seriosität und den Auftrag als Soldat ist. Mancher Beitrag scheint von Selbstverleibtheit getrieben. Viele Wissenschaftler sind der Meinung, dass eine intensive Präsenz auf Plattformen wie Twitter durchaus abschreckend wirken kann, da privates und berufliches nicht vermischt werden sollte. Außerdem bietet die virtuelle Welt viel Platz für Kritik und unangemessene Äußerungen. Wieder andere finden die dadurch steigende Transparenz und den lockeren Umgang sehr förderlich, da so neue Zielgruppen angesprochen werden und das Thema ,,Bundeswehr/Sicherheitspolitik“ mehr in das alltägliche Bewusstsein der Bevölkerung gelangt.
Wie man es gut macht, siehe dazu @T.W. kurz knackig, aktuell, ohne Eigenwerbung. Qualität wirbt für sich! Geht also.
Nach NDR-Informationen „wird die Panzergrenadierbrigade 41 den von der Bundesregierung angebotenen verstärkten Schutz des Nato-Partners Litauen übernehmen … Vorgesehen ist, Geräte, Material und einen Führungsstab der Brigade in Litauen zu stationieren“.
Heißt vermutlich die 41 wird die (erste?!) Brigade mittlere Kräfte?!
Dringlich werden damit vor allen Dingen die Neuaufstellung eines Artilleriebataillons inkl, qualifizierter Heeres-Flugabwehrkomponente. Gibt es alles bei der Industrie verfügbar auf Basis Boxer.
[Kann man auch verlinken:
https://www.ndr.de/nachrichten/mecklenburg-vorpommern/Panzergrenadierbrigade-41-uebernimmt-Schutz-Litauens,litauen914.html
Dass 41 das machen wird, ist nicht neu – ob das wirklich mittlere Kräfte bedeutet, werden wir sehen… T.W.]
Quelle Tagesschau:
Högl fordert mehr Klarheit über Einsatzziele
Neben einer verbesserte Ausstattung der Truppe forderte die Wehrbeauftragte mehr Klarheit über die Ziele von Bundeswehreinsätzen. „Es muss klar sein, mit welchen Zielen geht die Bundeswehr in die Einsätze, in welche Teile der Welt, mit welchen Partnern, mit welchen Mitteln, in welchem Umfang und zu welcher Dauer. Das wollen die Soldatinnen und Soldaten geklärt wissen“.
SIE hat es wohl verstanden, wer sie erlebt, nimmt ihr das ab.
Dazu sind allerdings konsequent bisherige Einsätze auszuwerten.
Die Erkenntnis ist nicht neu, siehe Auswertung AFG, lfd Einsatz Mali.
Aufregenden Headline danach wenig Substanz.
Da kein Einsatz dem anderen gleicht, können die Erfahrungen nicht deckungsgleich übernommen werden. Jedoch gibt es Grundlagen des militärischen Handelns, die umfassende Gültigkeit haben.
Zielsetzung und Wirksamkeit von Auslandseinsätzen, dass stand schon vor 10 Jahren als Headline. Als Fazit ist jedoch festzustellen, dass die Notwendigkeit des Lernens aus dem
Einsatz für den Einsatz in den Köpfen nicht (mehr) so richtig angekommen ist.
Mal ne echt blöde und naive Frage:
Aber kann man nicht ein Gesetz (die Mehrheit des Bundestages entscheidet) verabschieden, das explizit ein Kaufvertrag ist.
Also sowas wie:
„Gesetz zur Beschaffung von Bundeswehrgerätschaften vom Typ Boxer.
§ 1
Das BMVG wird angewiesen bis zum 31.07.2022 per Direktbestellung bei Rheinmetall AG, Rheinmetall Platz 1, 40476 Düsseldorf, zum Preis von 7,5 Millionen Euro pro Stück mit Lieferfrist der ersten 30 Fahrzeuge bis 31.12.2022 und Lieferfrist von 70 Fahrzeugen bis 31.12.2024 ohne Vergabeverfahren 100 schwer gepanzerte Fahrzeuge vom Typ Boxer zu bestellen.
Nähere technische Beschreibung der Boxer siehe …..“
(…) wäre dann ein Dossier, welches für die Bundestagsmitglieder oder auch nur dem Verteidigungsausschuss zugänglich wäre, in dem dann die Ausstattung der Boxer aufgelistet wird.
Würde das gehen?
Entfällt dann nicht jedes Vergabeverfahren und könnte man nicht so per Gesetz eine Bestellung raushauen?
Vorher wird man natürlich als Koalition mit dem Dossier bei Rheinmetall vorstellig und handelt den Preis aus. Die Zahlen sind von mir ja nur fiktive ausgedachte Zahlen.
[Oha, jetzt geht’s an den Kernbereich der Gewaltenteilung. Ich warte mal mögliche Antworten hier ab. T.W.]
@luftikus
Ich fände ein solches Vorgehen symathisch, aber Vergabe- und Verfassungsrechtlich wird das nicht gehen.
Was ginge, vermutlich primär im Verteidigungsausschuss, wäre m.E. (vielleicht passiert das ja, aber die Tagesordnungen, die als einige öffentlich sind geben es nicht her) das BmVG konkret zu bitten/beauftragen, bis zu einem bestimmten Termin entscheidungsreife Konzepte vorzulegen. Ob der Verteidigungsausschuss das BmVG „beauftragen“ kann müsste mal ein Staatsrechtler sagen.
Beispiel 1 (ziemlich konkret)
Der Verteidigungsausschuss bittet/beauftragt das BmVG bis zum 31.10.2022 ein Konzept zum Ersatz der M113 Panzermörser der Bundeswehr durch ein geeignetes Nachfolgemodell (z.B. Patria 6×6 Nemo oder Boxer mit neuem Missionsmodul Mörser). In dem Konzept sind der Finanzbedarf für eine Erstbeschaffung inkl. Munitions- und Ersatzteilpakete und die mit der Industrie vorabgestimmten Lieferzeiträume ab Beschaffungsentscheidung darzulegen.
Besipiel 2 (genereller)
Der Verteidigungsausschuss bittet/beauftragt das BmVG bis zum 31.12.2022 ein Konzept zur Aufstellung einer Division Mittelere Kräfte unter Darlegung der sich ergebenden Strukturveränderungen für das Heer vorzulegen.
Und es würde die Beschaffungen sicherlich erleitern, wenn der Bundestag mal über seinen Schatten springt und die Betragsgrenze der bisherigen 25 Mio.-Vorlagen idealerweise auf 100 Mio. (Kompromis 50 Mio.) anhebt. Diese Chance wurde gerade im Rahmen der Aushandelung zum 100 Mrd. Sondervermögen vertan, aber es war glaube ich mal zu DM-Zeiten eine 50 Mio. Vorlage.
@Luftikus sagt: 15.07.2022 um 22:33 Uhr
„Aber kann man nicht ein Gesetz (die Mehrheit des Bundestages entscheidet) verabschieden, das explizit ein Kaufvertrag ist.“
Ich stimme @Niklot insofern zu, dass das verfassungsrechtlich nicht möglich ist. Die Legislative ist nicht dafür da der Exekutive vorzugeben, wie sie ihre Aufgaben konkret zu erfüllen hat. Sie kann (und muss) die Rahmenbedingungen verändern und anpassen, aber die Entscheidung über das WIE ist immer bei der Exekutive.
Darüber hinaus mischt sich der BT schon über die 25 Mio viel zu viel in die Beschaffung ein und verzögert und kompliziert (und verteuert) damit den Prozess bereits heute.
Und wenn es wenigstens „gute“ Produkte wären, die der Finanzausschuss für uns aussuchen würde, aber ich erinnere mal an die zusätzlichen Korvetten, die niemand haben wollte…
Darüber hinaus wäre ein solches Verfahren auch möglicherweise problematisch mit Blick auf die Rechte der ausgeschlossenen Firmen. Natürlich besteht über den Blickwinkel „nationale Sicherheit“ einiger Spielraum, aber man müsste glaube ich genau hinschauen unter welchen Umständen eine solche „Direktvergabe“ zulässig wäre…
@luftikus
Nein, weil das EU-Recht ist. Und das ist hier ausschlaggebend.
Das Vergaberecht lässt aber auch heute schon genug Möglichkeiten, kreativ zu werden. Nur: Das muss man halt auch konsequent so anwenden und wollen.
Beispiel: Wenn Deutschland „wesentlichen Sicherheitsinteressen“ gelten machen würde, wären entsprechende Aufträge vom Vergaberecht ausgenommen.
Eventuell liegt ein Problem der BW doch darin, dass man komplexe Waffensysteme ausschreibt, wie andere einen Tisch. Das klappt halt dann nicht.
Dass man ein paar Boxer o.ä. nicht nachkauft, liegt definitiv nicht am Vergaberecht.
„Dass man ein paar Boxer o.ä. nicht nachkauft, liegt definitiv nicht am Vergaberecht.“
Okay, dann ist meine Idee natürlich Unsinn.
Klang für mich jetzt immer so, dass der gesamte Vergaberechtprozess so kompliziert und langwierig ist und deshalb keine Bestellungen schnell rausgehen.
Aber mit dem Passus
„wesentlichen Sicherheitsinteressen“
kann man dann zur Not den Prozess beschleunigen. Wenn man denn wollte.
Die Bundeswehr beschafft wohl zum ersten Mal Munition nach die an die Ukraine abgegeben wurde…
Bestellung über 3.500 Panzerfaust 3 Patronen wurde beauftragt….
3.000 wurden ja an die Ukraine abgegeben…
hier hätte man eigentlich auch gleich größer denken können…
also nochmal 3.000 für die Ukraine mitbestellen…und den eigenen Bestand gleich verdoppeln…
also direkt 10.000 Patronen ordern!
[Mir kommt es so vor, als hätte es diese Meldung vor paar Wochen schon mal gegeben…?
https://www.spiegel.de/politik/deutschland/waffenlieferungen-an-die-ukraine-bundeswehr-will-eigene-panzerfaust-depots-schnell-auffuellen-a-93397daa-0a4c-4a39-a3d3-2a66ef9a75ec
Oder ist es jetzt die Bestellung? T.W.]