Bundeswehr-Beschaffung: Lindners Brandbrief, Lambrechts Antwort
Bundesfinanzminister Christian Lindner hat in einem – ungewöhnlichen – Brandbrief an Bundeskanzler Olaf Scholz und Verteidigungsministerin Christine Lambrecht eine schnelle Verbesserung der Beschaffungsprozesse der Bundeswehr gefordert. Der finanzielle Teil sei mit dem Sondervermögen von 100 Milliarden Euro und einem bis 2026 stetigen Verteidigungshaushalt abgedeckt, jetzt müsse die Wehr-Bürokratie liefern, argumentierte der FDP-Politiker.
Der Brief, über den am (heutigen) Montag zuerst der Spiegel berichtet hatte, stammt vom 5. Juli (das Datum wurde wie bei solchen Schreiben üblich handschriftlich eingesetzt; dass es sich um Sonntag, den 3. Juli handelt, wie der Spiegel schreibt, halte ich für unwahrscheinlich). Zur Dokumentation im Wortlaut:
Sehr geehrter Herr Bundeskanzler, sehr geehrte Frau Kollegin,
mit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine befinden wir uns inmitten eines historischen Umbruchs, in dem die sicherheitspolitischen Erfordernisse sehr viel stärker in den Fokus gerückt sind, als dies in den letzten Jahrzehnten der Fall war. Als Bundesregierung haben wir beschlossen, unsere Streitkräfte so aufzustellen, dass sie wieder ihrer ureigensten Aufgabe der Landes- und Bündnisverteidigung verlässlich nachkommen können. Diese Zeitenwende unterstützen wir mit dem Sondervermögen für die Bundeswehr in Höhe von 100 Mrd. Euro sowie mit einem bis 2026 fortgeschriebenen erhöhten Verteidigungsetat.
Nun, da wir als Bundesregierung die haushalterischen Voraussetzungen geschaffen haben, muss diese außergewöhnliche finanzielle Kraftanstrengung von mindestens ebenso kraftvollen wie mutigen Reformen begleitet und umgesetzt werden. Beides – eine angemessene finanzielle Ausstattung und tiefgreifende Reformen – sind zwei Seiten einer Medaille. Denn die schlechte derzeitige Verfassung der Streitkräfte ist nicht nur auf deren finanzielle Unterausstattung, sondern auch maßgeblich auf strukturelle Defizite und ein unzureichendes ziviles und militärisches Management der vergangenen Jahre zurückzuführen, für das wir alle gemeinsam Verantwortung tragen. Wir müssen klare Prioritäten im Einklang mit der Nationalen Sicherheitsstrategie und unseren Verpflichtungen gegenüber der NATO setzen.
Dies verlangt tiefgreifende und schnelle Reformen, von denen der jetzige Entwurf für ein Bundeswehrbeschaffungsbeschleunigungsgesetz nur ein erster Schritt sein kann.
Der von der Bundesregierung proklamierte und von Bundestag wie Bundesrat unterstützte politische Wille für leistungsfähige Streitkräfte mit einem glaubhaften Abschreckungspotenzial zu sorgen, muss nun bewiesen werden. Gemeinsam werden wir an dem Erfolg bei der Ertüchtigung der Streitkräfte durch den möglichst effizienten Mitteleinsatz aus dem Sondervermögen gemessen werden. Hierbei stehen mein Ministerium und ich jederzeit unterstützend zur Seite und werden den Reformprozess konstruktiv begleiten.
Bei ihrer Sommerreise wurde die Verteidigungsministerin beim Besuch im Gefechtsübungszentrum in der Altmark nach diesem Brief gefragt. Ebenfalls zur Dokumentation die Frage und ihre Antwort im Audio:
(Foto: Verteidigungsministerin Lambrecht beim Besucht im Gefechtsübungszentrum in der Altmark am 11. Juli 2022 – Foto Bundeswehr)
Schöner Ansatz. Allerdings nichts neues am gemachten Vorschlag!
Die Prozesse kann man sicher anpassen, aber die überbordende Bürokratie bleibt, wenn’s denn justiziabel und maximal sparsam bleiben muss (was fraglos nach geltendem Recht erforderlich ist).
Und die Anwendenden werden die Regeln (weiterhin) einhalten und nicht zur bestmöglichen Auftragserfüllung weitestgehend ausdehnen – um die nächste Beförderung zu erlangen…
So what?
Die Ministerin geht mit keinem Wort auf die Frage des Journalisten ein. Sie redet am Tenor des Briefes vorbei. Die rechtlichen Rahmenbedingungen sind angepasst aber die zügige Beschaffung marktverfügbarer Produkte außerhalb der persönlichen Ausstattung erfolgt nicht. Viele Nationen bestellen aktuell Boxer in diversen Varianten. Wir haben wohl noch keine zusätzlichen Basismodule bestellt. Also stehen wir wieder hinten . Das ist nur ein Beispiel und ließe sich beliebig um weitere ergänzen
Auf die Gefahr, mich zu wiederholen: Das Vergabeverfahren ist es nicht. Das Drumherum ist es. Und darauf ging Frau Ministerin nicht ein. Klar, Juristin; wir haben ein Gesetz auf den Weg gebracht, alles töfte.
Parallel dazu weist das Ministerium an, ab 30.000 EUR einen Handelsregisterauszug zu ziehen.
Pilgerschritt…
Zunächst einmal danke an Hr Wiegold für die Berichterstattung.
Da unser Finanzminister ja als Hauptmann der Reserve einen Einblick haben sollte, kann man doch etwas konkretere erwarten, als allgemeine Positionen zu vertreten, die jeder kennt und locker mal raushauen kann.
Wie wäre es denn mit der Erhöhung der 25 Mio Vorlage?
Kam bisher noch nicht. Oder fürchtet man den folgenden Einflussverlust?
Radikale Reformen können auch nach hinten losgehen.
Nämlich dann, wenn man die nicht richtig vorbereitet und die Betroffenen nicht mitnimmt.
Die machen dann nämlich erst recht nur noch Dienst nach Vorschrift.
Man will ja nicht negativ auffallen.
Dann doch eher das Stammklientel der FDP angehen.
Die Überbordenden Heere von Rechtsanwälten und deren Klagemöglichkeiten.
Weniger Einspruchs- Rüge- Klage- und Widerspruchsmöglichkeiten, und es ist allen gedient.
Weniger Juristen spart jede Menge Geld für die Truppe.
„… und ein unzureichendes ziviles und militärisches Management der vergangenen Jahre …“
Eine Klatsche. Wenn sich so eine Aussage in einer Beurteilung wiederfände …
@Nurso:
„Da unser Finanzminister ja als Hauptmann der Reserve[…]“
Er ist Major d.R. Letztes Jahr wurde er befördert.
„Wie wäre es denn mit der Erhöhung der 25 Mio Vorlage?“
Forget it. Dieses ist jetzt sogar Gesetz (war es vorher nicht), vgl. § 5 Abs. 3 BwSVermG.
Major d.R ist er? Da hat er ja Fingerspitzengefühl gezeigt und vorbildlich geführt.
Wenn man sich die Antwort der Ministerin auf eine so klare Frage anhört, so stellt sich zumindest bei mir ein uraltes Gefühl ein.
Und zwar nach der gleichen Mischung aus Weltfremdheit und Selbstverliebtheit, dass doch jetzt ein Gesetz alles regeln wird und man selbst alles getan hat, um die Missstände aufzuzeigen und abzubauen. Nun müssen halt Gerichte schneller arbeiten und Schuld haben alle Verantwortlichen der letzten 30 Jahre (hach, spannenderweise sind davon noch etliche in leitenden Positionen und andere hoch geschätzte und hoch bezahlte Einflüsterer, Lobbyisten und Stichwortgeber).
Aber man selbst … natürlich nicht. Jetzt ist das Geld irgendwie da, aber der Mindset ist immer noch nicht ganz fertig und LL zum Thema Geopolitische Aspekte oder Bilanzierung von Einsätzen oder gar eine ernstgemeinte Evaluation von existenten Konzepten … lol. Das Ambitionsniveau ist nun noch höher, das Realisierungsdelta eher noch größer und „einfache“ (da pragmatisch und/oder robust) Lösungen einfach suspekt. Was wenig kostet, das kann halt nix. Muss ja nicht immer Goldrand sein, aber bitte nicht so ein StiNo-Sch*** (stinknormale Sachen welche Partner nützen), mit 95% gibt man sich nicht zufrieden. Also dreht man sich im Kreis, alle fahren mit und mal schauen was die Frau Ministerin so macht. Einfach mal Konzepte umsetzen, nicht hastig scheinbar politisch und sozial erwünschte Themen übernehmen und sich die Zeit nehmen, die man braucht…
Nein.
Nun ja, der Zyniker in mir freut sich über volle Auftragsbestätigungen und gute Order. More Money …
Stichwort LV/BV: Wie soll man das leisten mit den „wenigen“ einsatzbereiten Soldaten? Bitte jetzt nicht die „Volksfront“ rausholen „a la“ Reservisten mit Koppel und extremer Langarmwaffe, Evtl. mit Schwert vorne.
Mit der aktuellen und zukünftigen BW Stärke, sollten wir uns eher fokussieren auf das Training von Guerillakrieg.
Drohnen/Private Drohnen/Kurze kleine Wege/Stiche ohne Ende/Kurze schnelle Kommunikation/Kleine autarke Kampfgemeinschaften, die COM zur Führung hält/ etc etc etc…es gibt so viel, das kann man gar nicht aufzählen.
Wie dem auch sei. Ich halte die LV/BV Geschichte im großen Rahmen für ein Haufen von Scheisse. Das gibt die TrpStärke+Reserve+Geistige Einstellung dieses Landes nicht hin.
Ich denke, ich bin da ein paar Jahre voraus, und somit ein „Querdenker“.
Meines Erachtens nach, sollten wir uns auf das konzentrieren was wir haben, und welche Möglichkeiten wir haben. Und die sind gering.
MkG
PS: LV/BV ist sowas von anachronistisch…als ob wir 1.Mio aktive Sdt. hätten:)…zu süß:)
Wie immer gilt, dass Problem liegt zwischen den Ohren. Wenn ein Apparat darauf getrimmt ist stur Prozesse abzuarbeiten und jedes Risiko versucht juristisch zu „zer-managen”, dann werden ein paar neues Gesetze eben nichts wesentliches ändern. Für genau diese Linie stehen aber Scholz und Lambrecht- daher ist aus dieser Richtung auch nicht viel zu erwarten.
Somit muss der Ruck eben von der militärischen Führung kommen. Den es werden die jungen Offiziere sein, die im Ernstfall bewusst Risiken eingehen müssen um Erfolg zu haben. Wenn sich dort das bürokratische Prozessdenken genauso weiter vorsetzt, dann sollten wir den Sonderetat lieber gleich den Ukrainern zur Verfügung stellen.
Im westen nichts Neues……
für die täglich in diesem Wahnsinn arbeitenden Beamten/Mitarbeiter/Soldaten.
Die Probleme in der Beschaffung sind so gewaltig, dass eine schnelle Reform/Änderung nicht möglich ist. Das fängt bei Unstimmigkeiten im BMVg zum Thema SCMBw an und geht bis zum Sachbearbeiter in den jeweiligen Bereichen.
Die 25Mio Vorlage ist da das geringste Problem, wenn man Tobias Lindner von den Grünen Glauben schenken darf (Zur Erläuterung – was will der BT mit der 25Mio Vorlage und was liefert das BMVg [eigentlich eine Schadensmeldung wert – Papier durch blödsinnige Beschriftung unbrauchbar gemacht ;)]).
Aber es nicht so schwarz wie ich es gemalt habe.
Im BAAINBw und der Logistik gibt es viele GUTE und MOTIVIERTE Leute – hört denen einfach zu. Kleine Schritte statt große Würfe. Und ein Führung, die das nicht nur auf dem Türschild stehen hat, sondern es auch lebt…..
Und ein klein wenig Zeit…..
Bis dahin hoffen und Beten, dass nichts Schlimmes passiert.
@Niklot: Viele Nationen bestellen aktuell Boxer in diversen Varianten. Wir haben wohl noch keine zusätzlichen Basismodule bestellt.“
Richtig, aber das liegt an der BW-Führung im Heer!
Die kann sich nicht entscheiden, ob sie lieber eine schwere Division mit Puma haben will, oder so eine coole neue mittlere wie Franzosen und Briten.
Denn was neues ist immer besser.
Sieht man ja in der Ukraine.
Schwere Infanterie und Ari…
Nö, wir brauchen nur was neues, dann sind wir so weit wie F und GB.
Wer sich eine Verbesserung der Verwaltung wünscht, sollte sich mit dem Thema Change-Management beschäftigen.
Kombination aus Struktur, richtigem Mindset, und Führungskultur.
Gibt es eigentlich Länder bzw, Projekte die als erfolgreiches Vorbild für ein effizientes Beschaffungswesen taugen ? Bei den USA laufen auch ständig Projekte aus dem Ruder (e.g. Zumwalt, LCS..). Außerdem wäre die Frage worauf man optimiert. Schnell – hohe Qualität – Kostengünstig. Alles drei geht selten zusammen,
Es bestehen ja durchaus Möglichkeiten, für bestimmte, sicherheitskritische Beschaffungen die Bürokratie zu vermindern. Was dann aber wieder mit erhöhtem Korruptionsrisiko „bezahlt“ wird, wie bei allen freihändigen Vergaben. Man tut also auch in solchen Fällen gut daran, entsprechende Prozeßtransparenz zu leben, um jeden „Ruch der bösen Tat“ zu vermeiden. Acht-Augen-Prinzip zwischen BAAINBw (4), BMVg, (2) und vielleicht noch BMF oder Rechnungshof (2) eine endlich mal ehrliche und umfassende Bedarfsanalyse und dann das Treffen von Beschaffungsentscheidungen nach Pareto-mal-Daumen-Prinzip.
Das sollte – gepaart mit entsprechender Transparenz nach Außen (ohne Verschlusssachen auszuplaudern) eigentlich reichen.
Denn m.E. waren es bislang die unbedingt noch geforderten bummelig 20% an Fähigkeit, die für ca. 80% der Kostensteigerungen und/oder Probleme gesorgt haben. Noch schlimmer wird es, wenn rechtlich kaum beanstandbar schon aufgrund nachlässiger Bedarfsanalyse ungeeignetes Material bestellt wird.
Die 2010 bekannt gewordenen und inzwischen ja auch sattsam diskutierten Mängel des NH-90 sind mehr als nur ärgerliche Schnitzer. Da wurde schon bei der Festlegung des Lastenhefts tief gepoft. Da ist die fehlende Beschaffung von adäquatem Zubehör, wie eines mit 4t belastbaren Drehwirbels ja noch vergleichsweise schnell zu beheben.
Ich weiß, viele Leute denken sich vermutlich, dass manche Dinge auch unausgesprochen selbstverständlich sein sollten. Aber es sei daran erinnert, dass sich in einem Merkblatt für die Bundeswehrverwaltung auch so prickelnde Feststellungen finden wie „Der Tod stellt aus versorgungsrechtlicher Sicht die stärkste Form der Dienstunfähigkeit dar.“ Also: Nur Mut und jeden auch noch so selbstverständlich und stupide erscheinenden Sch… ins Lastenheft schreiben. Das spart hintenraus regelmäßig böse Überraschungen.
Der Brief Lindner ist nicht überraschend, s.dazu:
Beschluss der Fraktion der Freien Demokraten im Deutschen Bundestag
„Moderne Ausrüstung, effiziente Verwaltung – Beschaffungsprozess der Bundeswehr reformieren“ vom 30.01.2021
Nun ist er getrieben durch Finanzplanung in der Krise. Werden in der Krise auch die Eckwerte des Wehretats vom Finanzministerium zu überprüfen sein, entstehen sofort Auswirkungen bei den Rüstungsinvestitionen.
Bestmögliche Ausrüstung“ wurde schon 2013 und 2018 versprochen! Jetzt soll alles besser werden?
Bitte, schauen wir mal an die Spitze der militärischen Organisation. Gefühlt immer die gleichen Leute, nur mit höherem Dienstgrad.
Ich werfe einmal (provokativ) ein: Der Bundeswehr, dem BMvg ist seit vielen Jahren bekannt, welche Maßnahmen ergriffen werden müssten, um die Bundeswehr zu ertüchtigen, um die richtigen Waffensysteme rechtzeitig zu beschaffen und die Soldaten bestmöglich auszustatten. Es gibt also kein Erkenntnisproblem bei den Verantwortlichen, sondern offensichtlich einen mangelnden Umsetzungswillen.
Gern wird uns erklärt, wie komplex alles ist, dass ‚wir normalen Leute‘ das nie verstehen werden….!
Jedoch: Überregulierung verhindert organisationale Flexibilität. Aber, wer Vorschriften sät wir eben auch Vorschrift ernten. Dies ist kein Nährboden für eine agile Organisation, keiner für organisationale Flexibilität. Es ist eher ein Nährboden für Anklagekultur, Schuld sind immer die anderen.
Die sogenannten Spezialisten für Rüstung und Beschaffung haben offenbar ein zwiespältiges Verhältnis zur Veränderung. Während man sich über den Verbesserungsbedarf oft (aber leider nicht immer) recht schnell einig wird und sich einen verbesserten Zielzustand wünscht, scheut man den Weg dorthin. Vielleicht auch deshalb, weil sogenannten Spezialisten für Rüstung und Beschaffung nicht wirklich gut in die Zukunft planen können und deshalb nicht wissen, ob der geänderte Zielzustand tatsächlich besser oder einfach nur anders ist.
Schließlich gilt auch im BMVg der Artikel 3 des Rheinische Grundgesetz:
Et hätt noch emmer joot jejange.
Dabei ist im Rheinischen Grundgesetz auch überliefert, dass nichts bleibt wie es war. Hätte das BMVg doch bloß bis zum Ende gelesen. Schließlich wird es den Sprung irgendwann wagen müssen.
Es sei gestattet zu erwähnen, dass jemand der entscheidende Verantwortung für bisheriges Scheitern in Rüstung und Beschaffung trägt, nun der oberste Fähigkeitsplaner im BMVg ist. (AbtLtr Planung) Was sagt uns das? Agile Veränderung, bei der BW, im BMVg lange Transformation genannt, wird häufig als reines Prozessthema aufgefasst. Die Persönlichkeit der Spitzenkräfte, die diesen Wandel vorantreiben sollen, wird dabei in der Regel vernachlässigt. Führungskräfte mit einem agilen Mindset sind jedoch der entscheidende Faktor für eine erfolgreiche Veränderung. BMVg setzt jedoch bei den sogenannten Spezialisten für Rüstung und Beschaffung immer wieder auf die, welche entscheidend zu bisherigen Fehlentwicklungen beitrugen. Da sind wir wieder, es ist alles so komplex. DER PROZESS (!).
Na, was für ein Zufall Planer sitzen in Bonn.Also: Et hätt noch emmer joot jejange.
Was will Sie uns denn mit dem letzten Satz sagen? Das Offensichtliche ist es ja wohl kaum.
Die Reservelaufbahn des Ministers begann im Dienstgrad Oberleutnant, wenn ich mich richtig erinnere. Er hat wahrscheinlich nicht mal genügend Wehrübungstage, damit es für einen Mannschafter zum OG reicht. Also dürfte sein Erfahrungshorizont eher begrenzt sein.
How to spend it – der Finanzminister fordert Führung ein. Den Laden mindestens ein wenig aufzuräumen ebenfalls. Dazu war die Ministerin angetreten. In einer Partei, die mit Unfrieden, Verteidigung und Bundeswehr hadert, ist sie ein Kompromiss. Dann spuckt ihr die Geschichte einen Krieg auf den Schreibtisch und 100 Milliarden Euro, die nie auszugeben sie ja angetreten war. Die Regierung wird von einem Kanzler geführt der weiß, wie Aufrüstung seine Partei entzweit und ihr einst für lange Jahre die Macht entriß. Das ist kein Dream-Team für die Zukunft der Sicherheit- und Verteidigungspolitik Deutschlands und der Bundeswehr. Die Zeitenwende haben Scholz und Lindner quasi über Nacht gemeinsam vorbereitet. Auch der Finanzminister guckt in denselben Abgrund: Kohle weg, Party vorbei, Bundeswehr weiter kaputt. In Brüssel wurde im Rat jetzt eine ad hoc Arbeitsgruppe für gemeinsame Rüstunngsbeschaffung eingerichtet. Die arbeitet de Auswärtigen Rat in VM Konfiguration zu. Die Entscheidungsvorbereitung findet dann im Ausschuss der Ständigen Vertreter, 2. Teil statt (COREPER 2). Dort werden die Texte ausverhandelt. Und dort sitzen die Vertreter der Herren Lindner und Habeck. Der Rechtsaktsvorschlag der Kommission zur gemeinsamen Rüstungsbeschaffung soll am 9. November 2022 vorgelegt werden.
@ML-Rebell:
Die militärische Führung hätte genug damit zu tun in den eigenen Planungsprozessen einen deutlichen „Ruck“ vorzunehmen und durchzusetzen.
Geschieht aber seit Jahren nicht.
Stattdessen wird viel und sehr allgemein von Reformen im Rüstungsbereich geredet.
Die meiste Zeit wird aber im Planungsbereich in einem Projekt verwendet. Denn dort ist das Prozessdenken mittlerweile das bestimmende Merkmal.
Wenn man wie nun oft zu hören ist marktverfügbar beschaffen will, dann kann man dort Jahre (!) einsparen.
Aber dafür müsste dann auch jemand Verantwortung übernehmen.
Das neue Gesetz wird nicht wesentlich mehr ändern und auch der Brief des Finanzministers ist vorallem ein Grund dem BMVg nicht mehr Geld zu geben.
Wen wundert das? Man muss sich doch nur mal dieses Sternenfeuerwerk an Generalleutnanten als Abteilungsleiter BMVg oder Kommandeur obere Führungsbehörden ansehen. Und jeder will seinen Senf dazu geben. Und wenn man das dann endlich hat, dann muss es noch durch den Verteidigungs- und Haushaltsausschuss.
So ein Supertanker Bw-Beschaffung ist nun wahrlich kein Rennboot. Und genauso behäbig sind dann auch die Kurswechsel.
hat man jetzt auf das neue Gesetz gewartet bevor die ersten großen Beschaffungsaufträge vergeben werden?
vor der Sommerpause kommt da wohl nichts mehr… dh nach der Sommerpause haben wir ein halbes Jahr Krieg in Europa … und die Bundeswehr hat noch kein einziges zeitnah relevantes Beschaffungsprogramm gestartet und sich Kapazitäten bei der Industrie gesichert.
Keine Munition in großem Umfang
keine neuen Schützenpanzer oder Boxer Radpanzer
keine neue Artillerie oder Flugabwehrsysteme (von Shorad bis hin zu Iris-T SLM)
keine KWS von bestehenden Fahrzeugen
aber immer die Ausrede parat haben dass man nichts abgeben kann (Fuchs und Marder), weil man selbst nicht genug hat…
aber wenn man nichts neues bestellt, dann wird sich die Lage auch nicht ändern…
die neuen Fahrzeuge und Munition brauchen auch Monate bis sie zulaufen.
Man hat nur Medienwirksam Absichtserklärungen für Großprojekte (F35, STH) beschlossen (aber auch noch nicht konkret beauftragt)
wo liegen da aktuell die Probleme?
weiß die Bundeswehr nicht was sie will/braucht (Stichwort Puma 2. Los vs Boxer IFV aka mittlere Kräfte) -> warum nicht einfach beides bestellen? aktuell benötigt man eher mehr statt weniger
dauern die Vertragsverhandlungen zu lange (die Industrie hat ja schon Angebote vorgelegt?)
Fragen über Fragen
Die Krise der Bundeswehr liegt tiefer als gerade öffentlich diskutierte Probleme um die Rüstung und Beschaffung und die durch die FDP benannte Führungsschwäche. Bedrohungsanalyse und Auftrag der Armee sind lange unscharf gewesen, weil aus falscher politischer Rücksichtnahme rückwärtsgewandte, an einem unscharfen Bedrohungsbild orientierte Modelle bedient wurden. Im Ergebnis hat dann die Finanzpolitik das Diktat über die Bundeswehr übernommen.
Das ist ein Aspekt.
Über einen weiteren wird wenig gesprochen, er wird bewusst im Nebel gehalten.
Tarnung (Camouflage), Täuschung und Überraschung des Gegners lauten drei der wesentlichen Erfolgsmerkmale in Kriegen.
Aber nicht nur dort. Im BMVg vernebelt man den Kern des Problems, man täuscht zum Thema des Versagens im Amt. Nein, nicht nur bei der politischen Leitung, ganz offensichtlich auch bei der militärischen Führung. Dort gibt es dann immer mal Überraschungen, siehe die Neubesetzungen bei dem „Sternenfeuerwerk an Generalleutnanten als Abteilungsleiter BMVg oder Kommandeur obere Führungsbehörden“
So nimmt zum Beispiel Streitkräfteplanung gedanklich potentielle zukünftige militärische Aufgaben (Einsätze) vorweg und bewertet die für eine Auftragserfüllung dann notwendigen Fähigkeiten und Ressourcen. Damit umfasst Streitkräfteplanung alle Aktivitäten, die auf die zukünftige Gestaltung der Streitkräfte (der Militärorganisation) als Ganzes ausgerichtet sind.
Das galt bereits seit 2014 in besonderem Maße. Wie hieß es da? „Grundlegend neue Bedrohungslage!
JETZT Richtungswechsel!“.
Ich bewerte manchen (aktuellen) vermeintlichen Fortschritte eher als Aktionismus gepaart mit fehlenden Realismus. Es müssen Fortschrittsmeldungen her, doch gemessen wird nicht mit Erfolgsmeldungen (siehe Sommereise der Ministerin) sondern in der harten Realität der Kriegstauglichkeit.
Die Handlungsfähigkeit der militärischen Führung ist nun im Jahr 2022 letztlich daran zu messen, wie die Bundeswehr ihre Aufträge erfüllen kann. Die Bilanz aus einigen wichtigen Einsätzen (AFG) und der jetzigen Fähigkeit zu LV/BV zeigt, dass die Bundeswehr nicht erfolgreich geführt ist.
Wie jeden bewaffneten Konflikt analysiert die Bundeswehr auch den Krieg in der Ukraine eingehend und leitet daraus Erkenntnisse für ihre eigene Entwicklung ab. Vertiefte Lehren werden noch zu ziehen sein.
Was sich bislang jedoch beobachten lässt, bestätigt, dass die Bundeswehr mit ihren bisherigen Planungen nicht auf Kurs ist. Nicht verteidigungsbereit.
Stichwort Vertragsverhandlungen: für die CH-47-Beschaffung hat man gerade mal den Letter of Request an die USA geschickt und einen Letter of Offer and Acceptance angefordert. Damit ist man von einer formalen Beschaffung der CH-47 noch weit weg – und ob man tatsächlich die Preise bekommt, mit denen man kalkuliert hat… angesichts der aktuellen Preisentwicklungen wohl eher fraglich. Könnte für den Haushaltsausschuss noch ein ganz spannendes Thema werden, und vor allem auch noch ein Showstopper.
Zumal Berichte aufgetaucht sind, dass bereits 2017 es eine Einschätzung vom Vergabeamt gab (VS eingestuft), wonach die CH-47 gar nicht das Anforderungsprofil erfüllt. Herr Wiegold, wissen Sie mehr dazu?
Gibt sinnbildlich viel vorgeschriebenes in anderer Form dar: selbst wenn eine grundsätzliche Entscheidung gefällt wurde liegt die Tücke im Detail.
Worüber man sicherlich start in der Beschaffung nachdenken muss ist die Frage, ob man tatsächlich noch Klein(st)ausschreibungen startet. Letztens war wieder eine in Bezug auf Marinehilfsdienste zu lesen bei der es um einen Abrufrahmen von 10-15 LKW-Transporte im Jahr ging. Alleine der Aufwand in der Gestaltung der Ausschreibung war m.E. nicht kompatibel mit den erzielbaren Einsparungen. Hier ließe sich durch großzügiger gestaltete Freihandvergaben viel administrativer Freiraum für andere, wichtigere Ausschreibungen schaffen.
Es gibt drei gute Gründe, alles daran zu setzen die Beschaffung zu beschleunigen: die Weltlage, der Zustand der Bundeswehr und die galoppierende Inflationsrate mit derzeit 7,6%. Bis 2026 würde das einen Kaufkraftverlust von 26,2% bedeuten. Im best case, da Prognosen zur Inflationsrate bis zu 10,5% ausgehen. Besser einen Fehler bei Bestellungen machen, als das Geld durch die Hände rieseln lassen!
@Road2Hell
+1
Ich teile Ihre Bewertung und bin froh, dass über den Brief des Hr Lidner und das Echo in manchen Medien zumindest ein Teil der Debatte nun tiefergehend geführt wird. Das Zukleistern mit Geld und eine blinde Wut auf „die Ämter“ und „die Verantwortlichen“ hat tatsächlich den Anschein eines Ablenkungsmanövers. Reformiert ist mit Fingerzeigen wenig.
Unwillkürlich wurde ich durch das Lesen Ihres Posts an die Debatte um das Versagen der Französischen Armee 1940 gegen Deutschland erinnert. Ich meine dies nicht im Rahmen einer OT-Grundsatzdiskussion, sondern vor allem Bezogen auf die offensichtliche Dissonanz aus Truppenrealität und Führungsblase.
Link hierzu z.B.: https://warwriters.com/why-france-lost-in-1940/
Die Analyse dieses Debakels ergab ja ein sehr grundsätzliches Versagen der Wehrkraft Frankreichs. Und dies bei einer Armee die finanziell, materiell und personnel sehr stark aufgestellt war, im Vergleich zum Aggressor.
Übertragen auf unsere Bundeswehr bleibt zu konstatieren, dass es gewisse Ähnlichkeiten zu geben scheint auf Seiten der PolMilStrat-Ebene, aber auch klare Unterschiede: Diese sind vor allem finanziell, materiell und personneller Natur. Hier stehen wir ungleich schlechter da, wie die ersten Erkenntnisse aus dem Ukraine-Krieg zeigen. Lesenswert hierzu:
https://warontherocks.com/2022/07/a-modern-day-frederick-the-great-the-end-of-short-sharp-wars/
Unsere moderne „Maginot-Linie“, im übertragenden Sinne, ist die „Ostflanke“ der NATO. Ein abschreckendes „Bollwerk“, welches Hoffnungen und Erwartungen vereint, riesige Finanzen fodert und so wirklich nie getestet wurde.
Das Problem ist: Man kann sich so lange dahinter verstecken, bis der Geschützdonner die Scheiben im Royalen Schloss erschüttert. Die erlauchte Generalität, pikiert über diese Störung ihrer internen Ränkespiele beim Cherry, reagiert entsprechend pikiert und lässt die Brieftauben Richtung Berlin oder Paris aufsteigen. Funk gibt es nämlich nach wie vor nicht – hier hat sich wenig zu 1940 geändert.
Fazit:
Der notwendige Paradigmenwechsel von 30 Jahren Einsatzarmee zu einer LV/BV – Armee ist derart gewaltig, dass ich gedanklich bei einer kompletten Demobilisierung der Bundeswehr mit anschließender Neuaufstellung ankomme.
Der „Brandbrief“ von Herrn Lindner enthält keine praktischen Vorschläge für das, was Frau Lambrecht noch beschläunigen könnte. Bevor eine Regierung Gesetze in den Bundestag einbringt, gehen die Entwürfe von den zuständigen Ministerien zuerst in die Resortabstimmung. Herr Lindner wusste also im Vorfeld was kommen würde und hätte durchaus Gelegenheit gehabt den Entwurf zu dem Bundeswehrbeschaffungsbeschleunigungsgesetz, das er jetzt als „nur den ersten Schritt“ runtermacht, durch eigene Vorschläge zu verbessern. Das hat er aber offenbar nicht.
Da dieser „Brandbrief“ zudem geschrieben wurde, nachdem Frau Lambrecht auch ihre anderen Reformen auf den Weg gebracht hat, wirkt das ganze so ein bisschen wie das Feuerwehrauto, dass erst am Brandort eintrifft, nachdem die Kollegen den Brand schon gelöscht haben, dessen Fahrer es sich aber trotzdem nicht nehmen lässt noch mal ordentlich das Martinshorn aufzudrehen. Also ein Brief für das Sommerloch. Nichts weiter.
@Schlammstapfer sagt:
12.07.2022 um 13:40 Uhr
….Der „Brandbrief“ von Herrn Lindner enthält keine praktischen Vorschläge für das, was Frau Lambrecht noch beschläunigen könnte…..
Zurecht enthält der Brief keine konkreten Vorschläge. Der Bundesfinanzminister mahnt bei seiner Kollegin an ihr Resort auf Spur zu bekommen damit das viele Geld auch sinnvoll ausgegeben werden kann. Das ist Teil seiner Kompetenz als „Hüter des Haushalts“.
Die konkrete Umsetzung obliegt der Verteidigungsministerin als Dienstherrin ihres Minesteriums.
„Thomas Melber sagt:
11.07.2022 um 22:47 Uhr
„… und ein unzureichendes ziviles und militärisches Management der vergangenen Jahre …“
Eine Klatsche. Wenn sich so eine Aussage in einer Beurteilung wiederfände …“
Tja, und für diesen Zustand hat der Steuerzahler in den letzten 20 Jaren Milliarden und aber Milliarden an Sold gezahlt. Die besten Köpfe (das beste MindSet) für die Bundeswehr? Der Zivilist ist nicht verwundert. Ich meine, es gibt zu viele selbstverliebte Uniformträger die der nächsten Beförderung zu A13 und höher herbeisehen, die eine Verwendung ohne „Blut und Dreck“ wollen, immer schön smart die nächste Beurteilungsrunde besser abschneiden wollen. Nur keine Fehler riskieren. Es ist eigendlich traurig. Aber wir bekommen keine anderen Soldaten.
Zu LV: Meinen die Diskutanten hier, dass viele Deutsche auf die Bw warten würden, um einen militärischen Feind im eigenen Land zu bekämpfen? Lach…..
An Hetfield : Haben Sie Dank für den Link der auf auf den Artikel von David Johnson hinweist, Einen dahinterliegenden zur Rettung von Opfern in z.B. kontaminiertem Umfeld las ich auch.
@Küstengang01
Die Regelungen der öffentliche Auftragsvergabe und die Probleme damit sind bei weitem kein bundeswehrspezifisches Thema. Auch wenn die Bundeswehr davon besonders betroffen wurde. Herr Lindner als Finanzminister muss am sparsamen Umgang mit Steuermitteln von Haus aus ein Interesse haben. Es waren ja auch die Finanzminister der letzten Regierungen, die das Beschaffaungswesen und die Auftragsvergabe verkompliziert haben. Herr Lindner, als Finanzminister, ist also in der Pflicht, konkrete Vorschläge dafür zu machen, wie man Kontrolle der Auftragsvergabe und Wirtschaftlichkeit mit der Forderung nach zügiger Beschaffung unter einen Hut bekommt. Da ist ein Kompromiss gefragt und Herr Lindner muss diesen Kompromiss formulieren.
Ich möchte den Versuch wagen, einen wichtigen und doch nicht oft offiziell angesprochen Aspekt anzusprechen, ich nenne es die „dunklen Seiten der Karriere“.
Destruktive Führung war und ist Kennzeichen des BMVg. Von opportunistischen Mitarbeitern im Hause BMVg und schwachem Spitzenpersonal wird nicht erst seit heute gesprochen.
Wie Frau Lambrecht dort einzuornen ist, wurde hier mehrfach beschrieben. Politisch ist dies gewollt und wird hingenommen. Es ginge anders. Scholz betont allerdings gern: Lambrecht und Lxxx leisten großartige Arbeit
Zur Sommerreise. Keine Denkverbote solle es geben, alles kann, ja muss auf den Tisch plauderte sie munter. Sie vermittelt den Eindruck, als ob sie letztlich genau merkt, wo plumpe Anbiederung die echte Gestaltungskraft ersetzt. Das macht sie nicht ungeschickt.
Aber ihr Umgang mit Kritikern hat sich herumgesprochen. Offiziell wird ihr also kaum widersprochen. Ganz im Gegenteil. Siehe Sommerreise, ab und zu gibt es schon eine kritische Bemerkung, natürlich nicht plump, doch echte Fundamentalkritik bleibt aus. Also eine schön geschminkte halbe Wahrheit. Tenor ist wir wissen was sie, Frau Ministerin alles für uns tun, wir schaffen das schon, JETZT wird alles besser. Endlich.
Doch hinter vorgehaltener Hand wird weiter ‚geklagt‘. Dabei ganz deutlich die Gestaltungskraft des BMVg kritisiert.
Man erinnert sich, wie Frau Lambrecht in ihrer bisherigen Laufbahn mit Kritikern und sogenannten Whistleblowern umgegangen ist. Kluge Offiziere und Beamte wissen, ein unbequemer Whistleblower kann mal schnell beseitigt werden. Kaltstellen geht auch. Karriereende. „Ende Gelände“
Auf der anderen Seite setzt sie gezielt ihre Leute an Schlüsselstellen. Loyalität zur Partei hhört vermutlich dazu aber auch im ganz engen Sinne zur Person Lambrecht. Das spricht sich um, das Verhalten wird angepasst.
Bei der Sommereise war für mich bisher nicht wirklich zwischen Höflichkeit und „to curry favor“ zu unterscheiden. Selbst im inoffziellen Teil fallen einige hohe Offiziere und Beamte auf, welche mit Zustimmungen und Bekräftigungen nur so um sich werfen, kopfnickend auf jeden noch so zweifelhaften Vorschlag reagieren und sich auch noch bei schlechtem Humor auf die Schenkel klopfen.
Ich bin mir bewusst, dass ich dies noch weiter nicht belegen kann. (meint hier im Blog) Hart an der Grenze, doch wo und wie soll man so etwas an die Öffentlichkeit bringen?
Der Brandbrief besteht aus leeren Forderungen.
So etwas kann jeder.
Lösungen erarbeitet man gemeinsam, nicht durch Brandbriefe.
Der Grat zwischen Ehrgeiz und „Karrieregeilheit“ ist in der Bundeswehr schmal und nicht jeder schafft es, auf ihm zu balancieren, ohne abzurutschen. Anpassen führt zum gefährlichen Schweigen. Jeder weiß es, Änderung nicht in Sicht.
Das liegt nicht nur an den Angepassten, sondern auch an der Spitze, bis hin zu den Minstern/Ministerinnen selbst.
Sie hätte auch sagen können: „Weg mit karrieregeilen Abteilungsleitern!“ Doch das Gegenteil ist wohl der Fall.
Innere Führung ist der krasse Widerspruch zu egoistischem Denken und Karrieregeilheit. Manchmal könnte man denken, weit oben hört Innere Führung auf.
Nun gut, Lambrecht muss jetzt liefern. Wenn sie mit den 100 Mrd. € nichts Vernünftiges an Aufrüstung in angemessener Zeit (2-3 Jahre) zustande bekommt, dann wird der gemeine Sozialdemokrat auf die Barrikaden gehen. Gut gemacht Herr Lindner oder ist das schon Wahlkampf? ;-)
@all
Ich bin kein Haushaltsexperte, aber ich kann mir schon vorstellen, das es gesetzliche Möglichkeiten gibt, adhoc auch während der Sommerpause Sondersitzungen des Haushaltsauschusses einzuberufen, um bereits ausgearbeitete 25 Mio € Vorlagen zu verabschieden und im Anschluss Verträge zu unterzeichnen. Gründe der Dringlichkeit dafür gäbe es zuhauf. Man kann ja auch den kompletten Bundestag aus dem Urlaub holen, wenn Krisenlagen sich verschärfen und Abstimmungen notwendig werden.
Es ist alles nur eine Frage des politischen Willens und der fehlt scheinbar. Zudem habe ich in Summe ein ungutes Gefühl bezüglich Handling Sondervermögen. Es geht alles zu langsam, zuviel Bürokratie, zuviele Beteiligte, jeder weiss es besser, typisch deutsch halt. Die Euphorie über die 100 Mrd. ist bei mir komplett verflogen….
Auch wie man in dieser ernsten Lage jetzt so locker flockig zwei Monate in die Sommerpause gehen kann, macht einfach nur fassungslos…gegensätzlich dazu die Industrie, da wird gerackert und geackert, um die Firmen auf den Herbst und Winter vorzubereiten….
In mir keimt ja die Hoffnung, dass bei so viel Aufmerksamkeit die nächsten finanziellen „Abenteuer“ ala „Gorch Fock“ ernsthafte Konsequenzen nach sich ziehen.
@ Der Realist 12.07.2022 um 18:28 Uhr
@ zahlenderBuerger 12.07.2022 um 18:54 Uhr
Ohne Partei keine Karriere in der Berufspolitik,akzeptiert aber ohne das jeweils richtige Parteibuchaber leider oft keine Spitzenposition in der Bundeswehr und schon gar nicht im BMVg.
Im Angesicht der SPD Leitung im Hause BMVg kann ein SPD-Parteibuch nicht schaden, mag mancher sich denken. Oder wenigstens eine bekundete Nähe zur SPD.
Bestimmungsfaktor des Berufserfolgs wird also Opportunismus, hilft weiter, also im Kern eine willfährige, zweckmäßige Anpassung, bei der momentane Vorteil wichtiger sind als dauerhafte, wertgebundenen Prinzipien sind. Danach handeln dann viele streng nach dem Kosten-Nutzen-Prinzip: Bringt mich das weiter? Was habe ich davon?
Ein Problem der Bundeswehr seit vielen Jahren.
Oftmals sind das Personen, die ganz weit kommen wollen. Ihres Erachtens ist das ja auch genau das, was ihnen zusteht. Stets den Fokus auf ein bestimmtes Ziel gerichtet, picken sie sich auf ihrem Weg nach ganz oben Menschen heraus, die ihnen dabei helfen könnten, um es z.B. in die Abteilungsleiterebene bei Frau Lambrecht zu schaffen – ganz egal, welche neue Kurve sie dabei nehmen müssen. Auch Kameradschaft wird vernachlässigt, Loyalität zur Sache rutscht an die zweite, dritte, vierte Stelle. Man präsentiert sich der Person und der Partei, stilisiert sich, arbeitet am neuen Profil..
Parteinähe schließe Fähigkeiten nicht aus, wenden manche gerne ein und versichern: Entscheidendes Kriterium sei die Kompetenz. Doch Spitzenposten werden dann doch nach Parteibuch besetzt oder stehen Personen offen, die einer Partei zumindest nahestehen. Mancher fragt, Kompetenz? Erfahrung?
Zu den neuen AL im BMVg gab es ja eine Diskussion, welche dann durch @T.W. zu recht beendet wurde
Man könnte das also zu den Akten legen, doch gerade jetzt stellt sich aber die wichtige Frage: BMVg – Opportunismus oder strategisches Denken? Strategisches Denken erfordert eine Auseinandersetzung mit Ungewohntem. Hinderlich sind zu enge parteiorientierte Grundannahmen. Manche vor der Wahl erarbeitete Option wurde aus parteipolitischen Gründen nicht mehr verfolgt, ohne deutlich zu machen, warum man sich doch nicht für sie entscheiden kann.
Mir scheint, nur wenige Generale/Admirale sind echt grossartige strategische Denker. Dazu kommt, die Herausforderungen in der Hektik des Tagesgeschäfts BMVg sind vielfältig, die Zielkonflikte zwischen Operativem und Strategischem oft beinahe erdrückend. Neue Ideen aus der Parteizentrale aber auch andere Fakten und Details lenken von den ursprünglichen Überlegungen und Entscheidungen ab. Die Verzettelungsgefahr ist daher gross.
Zu einfach wird man dann von kurzfristigem Opportunismus geleitet. Wer brav verwaltet, kümmert sich nicht um Innovation. Wer Parteipolitik betreibt, polarisiert, statt dass Kompromisse erarbeitet werden. Wer Mikromanagement betreibt, erkennt die Zusammenhänge nicht, etc……
@ Der Realist hat schon recht: Staatstragend sind jedoch nur jene Kräfte, die verbinden können. Danach sieht es nicht aus. Selbst der GI wurde durch Strack – Zimmermann indirekt angeschossen. (Stichwort Waffenkoord. UKR)
P.S. Wie es wohl in der Parteizentrale von Lindner aussieht? Sicher ganz anders als im Hause Lambrecht!
@Schlammstapfer:
+1 volle Zustimmung
Meine sonstige Totalabrechnung mit Lindner war wohl zu „heftig“ für @TW
Lindner ist ein Blender. Wo ist die ihm zugesprochene Digitalisierungskompetenz und anderes? Gut feiern kann er ja….
Bisher kam von Lindner und FDP doch nichts anderes als Opposition auf der Regierungsbank und übliche Klientel-Platitüden. Wenn er konstruktive Vorschläge hat sollte er die mit seinen Kabinettskollegen besprechen statt (halb)offene Briefe zu schreiben.
[Noch mal ganz grundsätzlich: Die große Lust, einzelne Briefe/Ereignisse/Handlungen zur Generalabrechnung mit Politikern zu nutzen, die man ohnehin nicht mag, verstehe ich ja – aber hier ist, immer noch, nicht der Stammtisch dafür. T.W.]
Wenn ich sehe, dass beim HK416 noch eine „Erprobungsphase“ folgen muss, nachdem ich in Norwegen schon vor über 10 Jahren damit geschossen habe, Spezialkräfte der USA und Frankreichs seit vielen Jahren damit arbeiten und die französische Armee das Ding als Standardwaffe einführt, ist eins doch völlig klar: Wir füttern weiter die Bullshit-Jobs in unserem Bürokratie-Moloch. Und solange wir das nicht radikal ändern, wird das alles nichts.
Vielleicht sollte man auch einfach mal wieder zur rechtsstaatlichkeit zurück finden und gegen das geschachere , Geschmiere und die Beschaffung nach Wahlkreis vorgehen .
@dieandereMeinung
BZ und 1+
Sie haben das viel besser formuliert als ich das könnte.
@ armyhit
Es ist doch gut, dass die angesprochene Sommerreise (s. auch Bild) stattfindet- „Zuhören, verstehen, die Herausforderungen bewältigen.“ Schreibt BMVg.
Mal Lächeln, mal interessierte und sorgenvolle Miene zeigen, gehört dazu. Dadurch allein entwickelt sich nicht Zuversicht und Mut. Auch nicht durch mediale Bilderwelt!
Über Strategien, über Einsatzbereitschaft, über Digitalisierung und Geld wird dort sicher lange diskutiert – die grundlegenden Werte Vertrauen und Verantwortung stehen vermutlich nicht auf der Agenda. Zu Unrecht!
Vertrauen und Verantwortung gehören zur Führungsstrategie der Zukunft! Es ist die Klarheit im Handeln, insbesondere der Ministerin, die absolut vonnöten ist, damit sich alle beteiligten Akteure sicher orientieren können. Da kann die Sommerreise einen Beitrag leisten.
Personen mit neutralen und vorurteilsfreien (ehrlichen) Ansichten finden, wäre ein wichtiger Schritt für die Meinungsbildung der Ministerin.
Umso wichtiger wäre es aber, selbst eine vertrauensvolle Basis zu schaffen. Ich denke, sie wird wissen, dass Vertrauen in das BMVg durchaus gestört ist. Doch sie wird hoffentlich auch wissen, dass nicht nur Geld fließen muss, Prozesse optimiert, Strukturen angepasst werdem, sondern Vertrauen Grundlage und Erfolgsfaktor einer „Zeitenwende“ ist.
Ich weiß nicht ob die Ministerin die Sorgen und Probleme kennt, wie man sie vorbereitet, was also in den Mappen und auf den Sprechzetteln steht, die der Adj hinterherschleppt.
Früher hat man im BMVg diesen Blog gelesen und wahrscheinlich auch ausgewertet. Da kann man viel erfahren, auch lernen, wenn man denn nur wollte. Ob das wohl noch so ist oder ob Führungskräfte im BMVg sich lieber mit den, natürlich nicht offiziellen, persönlichen Namensaccounts bei Facebook, Twitter oder Instagram beschäftigen. Klar ist, wenn man will, kann man bereits vor einer Sommerreise wissen wo der Schuh drückt. Dann gezielt nachfassen oder zielgerichtet auftreten. (Keine Sprechblasen)
Schon 2017 hieß es in Koblenz am ZInFü „Gute Führung beginnt mit Vertrauen.“ „Aufbau einer Vertrauenskultur“ und weitere Themen. Da gab es auch den Versuch Vertrauen anonym zu erfassen. Ich habe die Zahlen nicht mehr im Kopf. Ein Großteil der Befragten sagte, dass sie sich nicht trauen, ihrem/ihrer Chef/in die Wahrheit zu sagen und ein hoher Anteil, dass mangelndes Vertrauen in die Führung den Dienstalltag entscheidend beeinträchtigt.
Das mag im Truppenalltag ganz sicher besser geworden sein, doch es ist ein offenes Geheimnis, dass man der Ministerin aber auch ihrem Haus nicht so wirklich den großen Wurf zutraut. Also, Sommerreise ist eine Chance!
Die Beschreibungen hier stimmen mich traurig. Letztlich stimmt der Satz: “Zeige mir deine Anreize und ich sage dir welche Entscheidungen du triffst”.
In der Privatwirtschaft liegt der Anreiz primär im Geld verdienen. Wenn Unternehmen so schlau sind ihre Belegschaft direkt am Unternehmenserfolg zu beteiligen ( z.B durch Aktienpakete) wird die Belegschaft Himmel und Hölle in Bewegung setzen um den Kurs des Unternehmens nach oben zu schrauben (mit allen möglichen negativen Begleiterscheinungen).
In den Ministerin scheint der primäre Anreiz darin zu bestehen Karriere zu machen und somit etwas mehr Geld + Einfluss zu erhalten. Somit wird eine Kultur gefördert in der Fehler vertuscht werden, Verantwortung abgeschoben und Mitarbeiter ohne Ellenbogen unterjocht werden. Schlicht eine toxische Kultur die sich dann wiederum als dysfunktionale Institution manifestiert.
Ohne eine Änderung der Anreize und damit der Kultur sieht es also übel aus.
@ReserveOberfeldarzt
Auch wenn ich ihren Ärger über die völlig verkorkste Beschaffung des HK416 teile, muss ich hier widersprechen. Erst jetzt, nachdem die Rechtslage endgültig geklärt ist, können die entsprechenden Schulungsunterlagen- und konzepte erstellt werden. Dies war, aufgrund der ungeklärten Situation, bisher nicht möglich. Man muss nun erstmal ganz viel Papier schwärzen, mit dem dann die Schießlehrer ausgebildet werden können um eine Einführung in der Truppe überhaupt möglich machen zu können.
Wobei es natürlich auch sein kann dass es das alles aufgrund der Verwendung des HK416 bei KSK und Kampfschwimmern schon gibt und man unbürokratisch von dort hätte Schießlehrer ausleihen können, die die Ausbildung der Schießausbilder der übrigen Truppengattungen übernehmen. In diesem Fall wüsste ich auch keinen vernünftigen Grund wieso man jetzt nochmal 2 Jahre wartet bis das Ding in der Truppe ankommt.
Ich bin über einen Kommentar eines Australiers zum Thema „Procurement Procedures of the Bundeswehr“ gestolpert der relativ kompakt die Probleme der Bundeswehr – auch die guten Seiten aber eben primär die Probleme – erkläutert. Interessant ist es ab https://www.youtube.com/watch?v=8jDUVtUA7rg&t=3111s
Da lohnt es sich nicht mehr selbst die Probleme der Bundeswehr zu erklären, das Video sagt mehr als eine tausendseitige Ausschreibung der Bundeswehr für ein Projekt.
@ML-Rebell, 13.07.2022 um 14:10 Uhr
„In den Ministerin scheint der primäre Anreiz darin zu bestehen Karriere zu machen und somit etwas mehr Geld + Einfluss zu erhalten. Somit wird eine Kultur gefördert in der Fehler vertuscht werden, Verantwortung abgeschoben und Mitarbeiter ohne Ellenbogen unterjocht werden. Schlicht eine toxische Kultur die sich dann wiederum als dysfunktionale Institution manifestiert.“
In Ihrer Kritik haben Sie den Nagel auf den Kopf getroffen, nur gilt dies, meiner Erfahrung nach, wahrlich nicht nur für die Ministerien. Dort wird es evtl vorgelebt oder auf die sprichwörtliche Spitze getrieben, aber die dahinterliegenden systemischen Mängel können Sie auf beinahe jeder Ebene beobachten.
Das beginnt beim Stabunteroffizier der meinetwegen Feldwebel werden möchte oder Berufssoldat und endet selbstverständlich im Generalsrang.
Interessant finde ich auch das anmaßende Denken vieler Offiziere des mittleren Managements, bereits ominöse „politische Erwägungen“ in ihren Entscheidungs- und Führungsprozess miteinzubeziehen. So häufiger als mir lieb war in den Einsätzen erlebt.
Merke: Absolut unaufgefordert und im selbstüberschätzenden, vorauseileneden Gehorsam.
Mal ehrlich:
Wer stellt denn die falschen Bilder zB bei Frau Ministerins Sommerreise, frei des abgewandelten Prinzips „Tarnen und Täuschen“?
Die drapierten Tarnnetze, die polierten Oberflächen und das zusammengeklaubte Material, der sprichwörtliche Roboterhund, zusammen mit kredenzten Schnittchen und handverlesenen und fein instruierten Sprechpuppen in Uniform, nehmen selbst denjenigen die Gelegenheit Mängel zu erkennen, die nicht belogen werden möchten.
Meine Frage in die Runde der Frustrierten:
War es jemals anders? Wenn ich Geschichtsbücher über gescheiterte Militäroperationen lese, finden sich regelmäßig die selben Kritikpunkte, vollkommen unabhängig um welche Armee oder Epoche es sich dreht.
Der französische Feldmarschall Pétain ist hier ein gutes Beispiel oder der berühmte Artikel „Bedingt Abwehrbereit“ des Spiegel von 1962.
einfache Maßnahme => große Wirkung
esut.de berichtet dass die Bundeswehr für ihre Leopard 2 „Reserve-Motoren“ bei MTU bestellt hat.
Außerdem ein umfangreiches Ersatzteilpaket. Davon profitieren dann auch die 84 neuen Leopard 2, aber auch Leguan oder Kodiak welche den gleichen Motor nutzen…
der riesen Vorteil ist dass die Motoren einfach ausgetauscht werden… und der Panzer ist direkt/zeitnahe wieder einsatzbereit… bisher war es wohl so dass der Motor ausgebaut wurde, dann aufwändig, teilweise Tage- oder wochenlang repariert wurde, dann wieder eingebaut wurde… und dann war der Panzer erst wieder einsatzbereit…
der ausgebaute alte oder defekte Motor kann dann in aller Ruhe repariert/gewartet werden.
durch solch einfach Maßnahmen lässt sich die Verfügbarkeit von Großgerät massiv steigern!!!
ich befürchte dass bei viel anderem Großgerät in den letzten Jahrzehnten ähnlich verfahren worden ist… deswegen standen Panzer, Schützenpanzer, Helikopter, Flugzeuge, usw unnötig lang in der Reparatur/Instandsetzung und haben wiederum Plätze für andere Fahrzeuge blockiert…
nur weil man am Ende ein paar Mio € einsparen wollte…
gehässige Rückfrage… wie schaut es da beim Puma aus??? Gibt es hier auch ausreichend Ersatz Motoren??
[Gibt auch ne Mitteilung vom BAAINBw dazu…
https://www.presseportal.de/pm/147341/5272057
T.W.]
@ Hetfield 13.07.2022 um 15:57 Uhr
Stimmt schon.
Es besteht allerdings keine Notwendigkeit, dass „eine toxische Kultur die sich dann wiederum als dysfunktionale Institution manifestiert“, dazu führt dass mangelnde Kriegstauglichkeit im Krieg zu Verlusten führt, mit Blut gezahlt wird, Leben kostet. Mit dem Krieg in Europa vor Augen ist mal Gelegenheit ordentlich aufzuräumen! Ausbläser und Schaumschläger rausschmeißen, so wurde mal gesprochen, darf man wohl nicht mehr.
Das Heer redet von Kriegstauglichkeit, das ist richtig! Doch die gleichen Leute fahren gerade großes Kino auf. Keiner hat den Mut eine kleine Truppenlösung aufzubieten und trotzdem die erforderlichen Informationen und Botschaften zu liefern.
Ich kenne auch keinen Befehl oder Weisung des InspH oder verantwortliche Kommandeure, welcher kleine, sparsame Lösungen fordern. Verschwendung verbietet! Nun, wenn es sie gibt, es wäre erfreulich. Hoffen wir mal!
„Die drapierten Tarnnetze, die polierten Oberflächen und das zusammengeklaubte Material, der sprichwörtliche Roboterhund, zusammen mit kredenzten Schnittchen und handverlesenen und fein instruierten Sprechpuppen in Uniform“….man kann der Minsiterin ja viel vorwerfen, doch ich denke nicht, dass sie das verlangt.
Ein richtig tolle Sache wäre, wenn sie mal fragt, ob das alles mit so viel Aufwand sein muss, was das kostet, wie viele Stunden Vorbereitung.
@ dieandereMeinung sagt,13.07.2022 um 16:44 Uhr
„dass mangelnde Kriegstauglichkeit im Krieg zu Verlusten führt, mit Blut gezahlt wird, Leben kostet. Mit dem Krieg in Europa vor Augen ist mal Gelegenheit ordentlich…“ – wer soll denn „aufräumen“?
Ein Führer, oder wer?
Ich verstehe die Dringlichkeit in Ihrem Appell. Nur leider steht Krieg nicht erst seit heute vor der Tür, sondern wurde seit über 20 Jahren zB in Afghanistan vor den Toren der Deutschen Feldlager ausgetragen. Zum Teil in Hörweite, wie ich mich erinnere.
Glauben Sie mir aber bitte wenn ich sage, dass dies im Anschluss weder zu gescheiten Evakuierungsplänen, zu effektiven Notfalldrills, einer Führungsstraffung oder dem Ausfall der Bierlieferungen geführt hätte. Nein – beim nächsten Sommerlochbesuch der Gefechtsfeldtouristen aus Berlin oder Washington wurde wieder eifrig nickend der baldige „Endsieg“ proklamiert und maximal eine besorgte Miene gezogen bei den afghanischen Schilderungen zu dieser „militärischen Spezialopertion“.
Hauptsache wieder schnell in den Hubschrauber und ins Debriefing für die Presseentourage. Ein Marco Seliger hat hier mal wirklich nachgefragt, soweit ich mich erinnere, aber die allermeisten Vertreter der Presse-, Polit- und Militärprominenz waren ja gradezu froh wenn sie ihre Interviews im Regierungsflieger abschließen konnten.
(Der Hausherr möge mir hier widersprechen).
Kurzum: Ich denke jedem mündigen-, aufgeklärten- und selbstständig denkenden Staatsbürger (in Uniform) muss klar sein, dass diverse Weckrufe bereits überhört wurden und dass selbstverständlich die unteren Dienstgrade zuerst dran sind, wenn es knallt.
Aber siehe meinen letzten Post: War es jemals anders?
An Hetfield :
Aufmerksam las ich Ihre Zeilen. Deshalb erlaube ich mir eine kleine Buchempfehlung, die auf den ersten Blick nichts mit den modernen Kriegstheatern zu tun haben mag :
Die Hanse, Handelsmacht im Zeichen der Kogge. Autor : Dieter Zimmerling, 1.Auflage 1976, ISBN 3430199581
@ Hetfield 13.07.2022 um 22:19 Uhr
Was für eine Offenbarung. Leistungsfähige Armee – ade?
Was die Bundeswehr zu einer leistungsfähigen Armee macht, sind ihre Menschen – die Soldatinnen und Soldaten der Streitkräfte, ihre Beamten, ihre Beamtinnen. Das Vertrauen in ihre Vorgesetzten im Kontext von Verantwortung und Führungskönnen etc.
Doch das hört also OBEN auf, da wirken als seit Jahrzehnten die hier zu lesenden „Gegebenheiten?“
Schon bewusst war mir, die Bundeswehr muss wieder vom Kopf auf die Füße gestellt werden. In der überdifferenzierten Struktur gibt es noch mehr Teilstreitkräfte bzw. Organisationsbereiche als Panzerbataillone. Als Folge der ständigen Bastelei an den Strukturen ist die Bundeswehr zu einem bürokratischen Labyrinth verkommen. In Ämtern und Kommandobehörden sind die Dienstposten, die der Truppe fehlen.
Warum werden Stäbe reorganisiert, wenn anschliessend nur noch ungenügende Qualität in Planung und Führung besteht? Warum werden Soldatinnen und Soldaten auf falsche Kompromisse eingeschworen und dann höheren Stabsoffizieren quasi schon mal Redeverbot erteilt, wenn selbst Insider kaum die Entscheide BMVg nachvollziehen können, wie dies zum Beispiel bei der Lektüre dieses Blogs sichtbar wird?
Was mit der Beschneidung notwendiger Finanzen seinen Anfang nahm, wird also durch Führungsschwäche, vorauseilenden Gehorsam und verwaltungsinterne Restriktionen noch beschleunigt.
Ehrlichkeit in den Streitkräften ohne Schleimerei, ohne Anbiedern – das Ziel ist klar, der Weg bisweilen schwierig, nun lese ich wohl nie ereichbar=
Kreativ und effektiv, dann doch eher Wehrbürokratie, doch eher (weiter) buckeln?
Die hier beschriebenen Zustände sollen leistungsfähige, hochmoderne und fortschrittliche Bundeswehr hervorbringen, mehr noch: die wirksamste Armee Europas?
Da schütten wir also Geld rein, im Wissen, das es zum Teil verdampft?
Wir versorgen Wehrbürokratie und Streitkräfte weiter mit zweitklassigen sowie nicht wirklich leistungsfähigen Lösungen und Produkten?
Haben dann Lindner und Strack Zimmermann nicht recht? Ist die Zeit der inakzeptablen Relativierungen nun nicht endlich mal vorbei?
Führen bedeutet Antworten haben. Eigenschaft einer Person entscheidet über ihr Führungskönnen, Führung bedingt durch den Charakter des Führenden, das gilt also heute weitgehend als gescheitert? Na, dann.