Keine MELLS-Panzerabwehr aus deutscher Produktion für die Ukraine

Die verwirrende Frage, welche westlichen Länder welche Waffen an die Ukraine liefern (oder eben nicht), ist um eine Wendung reicher: Nach Angaben eines US-Nachrichtenportals lehnte Israel den Wunsch der USA ab, in Deutschland in Lizenz produzierte Panzerabwehrsysteme zu liefern.

Dabei geht es um die Panzerabwehrlenkflugkörper des Typs Spike – eine israelische Entwicklung, die in der Bundeswehr unter dem Namen MELLS (Mehrrollenfähiges Leichtes Lenkflugkörper-System) eingeführt ist. In Europa wird diese Waffe von der Firma Eurospike GmbH produziert und vermarktet, einem Gemeinschaftsunternehmen der deutschen Rüstungsfirmen Diehl und Rheinmetall und des israelischen Unternehmens Rafael.

Genau diese Systeme aus deutscher Produktion sollten, so hatten offensichtlich die USA in Israel erbeten, an die ukrainischen Streitkräfte geliefert werden. Die israelische Regierung, deren Staatskonzern Rafael die Rechte an Spike hält, habe das jedoch abgelehnt, berichtet das Nachrichtenportal Axios:

Israel turned down a U.S. request to allow Berlin to supply Ukraine with anti-tank missiles produced in Germany with Israeli technology under an Israeli license, two U.S. and Israeli officials said. (…)
The missiles are produced in an Israeli-owned factory in Germany. According to the license, Israel must approve any transfer of the missiles to a third party.
[Amir] Eshel [director-general of the Israeli Ministry of Defense] rejected the request, telling Kahl that Israel will only supply Ukraine with nonlethal military equipment, the officials said.
A senior Israeli official said Israel is concerned Russian soldiers will be killed by Israeli-made weapons, which could lead to Russia harming Israeli security interests in Syria.

Die israelische Argumentation ist nicht neu; schon bislang war immer wieder der Hinweis zu hören, dass Israel wegen der Präsenz russischer Truppen in Syrien bei der Unterstützung der Ukraine zurückhaltend sei.

Allerdings hatte das Verteidigungsministerium in Tel Aviv schon zuvor die Linie durchbrochen, nur nicht-letale Ausrüstung an die Ukraine zu liefern: Die deutsche Firma Dynamit Nobel Defence, eine Tochter des israelischen Rüstungskonzerns Rafael, hatte bereits im März die Genehmigung zur Lieferung von Panzerabwehrwaffen des Typs RGW 90 erhalten – sowohl von der Bundesregierung als auch von ihrer Mutterfirma. Der einzige sichtbare Unterschied wäre die Reichweite der RGW 90, international als Matador vermarktet: Die ist deutlich geringer als die des Spike-Systems.

(Hinweis: An diesem langen Himmelfahrtswochenende mache ich ein wenig low ops; die täglichen Sammler mit den Lagemeldungen werden aber fürs Archiv nachgeliefert.)

(Archivbild Juli 2020: Ein Soldat der Luftlandepionierkompanie 270 übt mit dem mehrrollenfähigen leichten Lenkflugkörpersystem (MELLS) auf dem Truppenübungsplatz in Seedorf – Sebastian Wilke/Bundeswehr)