Doch schnell zur Raketenabwehr? Israel genehmigt Arrow-3-Verkauf (Neufassung)

Trotz aller öffentlichen Aussagen von der Spitze des Verteidigungsministeriums, die Pläne für ein neues Raketenabwehrsystem müssten zunächst mal geprüft werden, scheint Zug im Kamin: Für das israelische Abwehrsystem Arrow 3 liegt nach Angaben von Luftwaffeninspekteur Ingo Gerhartz eine Verkaufsgenehmigung Israels und der USA vor, die die Technik mit entwickelt haben.

Das berichtet die Jerusalem Post am (heutigen) Dienstag unter Berufung auf Aussagen des deutschen Generalleutnants, der sich zur Zeit in Israel aufhält:

… on Monday the head of the German Air Force Lt. Gen. Ingo Gerhartz told the Post that the Arrow 3 is the most relevant system for the threats facing the European nation. (…)  If it means [threats at a range of ] 15,000km and then it is exoatmospheric we dont have anything and that is why I had a close look at the Arrow 3 and we are really interested in the system.”
The purchase of the system, which has been pushed by Chancellor Olaf Scholz, “starts with the approval of Israel and the United States and they gave us the approval,” Gerhartz said. “They gave us the approval that we can cooperate on it. But, we still have to talk about the details.”

Eine deutsche Entscheidung bedeutet das zwar noch nicht, aber eine deutliche Präferenz. Bislang hatte neben dem israelischen System auch das allein von den USA entwickelte Terminal High Altitude Air Defense (THAAD) als mögliche Technik für die künftig ausgeweitete Raketenabwehr der Bundeswehr gegolten. Generalinspekteur Eberhard Zorn hatte noch am vergangenen Wochenende in der Welt am Sonntag (Link aus bekannten Gründen nicht) zur Planung für die künftige Luftverteidigung in Deutschland und Europa erklärt:

Die dritte Schicht bezieht sich auf den Schutz vor Raketen, die etwa in Kaliningrad stehen, die berüchtigten Iskander. Sie können fast alle Ziele in Westeuropa erreichen, und es fehlt ein Abwehrschirm. Die Israelis und die Amerikaner verfügen über die entsprechenden Systeme. Welchem von beiden geben wir den Vorzug? Schaffen wir es, ein Gesamtsystem in der Nato aufzubauen? Diese Fragen müssen wir nun beantworten.

Auch Verteidigungsministerin Christine Lambrecht hatte in der vergangenen Woche bei ihrem Besuch in den USA betont, zunächst müsse die Bedrohung konkret analysiert werden, ehe über weitere Schritte für eine Beschaffung entschieden werde.

In den vergangenen Tagen waren Abgeordnete des Verteidigungsausschusses bei der Herstellerfirma Israel Aircraft Industries (IAI) zu Besuch gewesen.

Bereits am kommenden Mittwoch will der Verteidigungsausschuss des Bundestages einen Bericht des Ministeriums zur möglichen Beschaffung von Arrow 3 diskutieren. Allerdings geht diese Debatte auf den Wunsch der Oppositionsparteien AfD und Linke zurück und ist kein Vorstoß des Ministeriums. Ein Bericht zu THAAD ist auf der Tagesordnung nicht vorgesehen.

(Danke für den Leserhinweis auf die Jerusalem Post)

(Archivbild: Feb. 25, 2013 – The Israel Missile Defense Organization (IMDO) and the U.S. Missile Defense Agency (MDA) completed a successful flight test of the Arrow-3 interceptor missile – United States Missile Defense Agency)