Raketenschutzschirm für Deutschland? Laut Lambrecht noch keine Entscheidung über Notwendigkeit
Während in Deutschland seit dem vergangenen Wochenende über einen Raketenschutzschirm debattiert wird, ist über die Notwendigkeit eines solchen Schutzschildes in der Bundesregierung noch keine Entscheidung getroffen. Verteidigungsministerin Christine Lambrecht sagte bei einem Besuch in Washington, erst müssten die Gefahren identifiziert werden, die bewältigt werden müssten.
Die Ministerin äußerte sich am (heutigen) Mittwoch nach einem Treffen mit ihrem Kollegen Lloyd Austin in der US-Hauptstadt auf die Frage, ob dabei auch eine deutsche Beschaffung des Raketenabwehrsystems THAAD (Terminal High Altitude Air Defense) besprochen worden sei:
Zunächst müsse also erst einmal, das machte Lambrecht deutlich, die Bedrohung analysiert werden – erst danach könne darüber gesprochen werden, ob und welche Abwehrsysteme beschafft werden sollten.
Hintergrund waren Meldungen der vergangenen Tage, nach denen Deutschland sowohl an dem US-Abwehrsystem THAAD als auch an dem von Israel gemeinsam mit den USA entwickelten Arrow3-System interessiert sei. Während die Meldung über das israelische System zu einer intensiven Debatte geführt hatte, war die vorangegangene Meldung über das Interesse an THAAD hierzulande praktisch unbeachtet geblieben.
Bundeskanzler Olaf Scholz hatte am vergangenen Sonntag in der ARD-Sendung Anne Will zwar von entsprechenden Überlegungen gesprochen:
Ich habe mir vorgenommen, jetzt nicht die Einzelheiten eines noch nicht zu Ende abschließend beratenden Plans hier auszuplaudern. Aber ich kann Ihnen sagen, das gehört ganz sicher zu den Dingen, die wir beraten. Aus gutem Grund.
Nach Lambrechts Äußerung ist allerdings klar, dass es zunächst kaum um unmittelbare Beschaffungsentscheidungen für eine Raketenabwehr mit Systemen oberhalb der bereits in der Bundeswehr vorhandenen Patriot-Flugabwehrbatterien gehen dürfte.
Die Luftwaffe veröffentlichte ebenfalls am Mittwoch eine Übersicht über den aktuellen Stand der Luftverteidigung in Deutschland und im Rahmen der NATO. Darin wird auch deutlich, dass ein wesentlicher Teil der Raketenabwehr (Ballistic Missile Defence, BMD) in Europa derzeit von den USA abhängt:
Die NATO verfügt für die Aufgabe BMD über eigene Gefechtsstände zur Führung und stützt sich vor allem auf Fähigkeiten der USA, die sowohl permanent in Europa stationiert sind als auch temporäre Kräfte zu Land und auf See haben. Die BMD-Fähigkeiten bilden, neben den konventionellen Streitkräften und der nuklearen Abschreckung, einen wesentlichen Bestandteil des strategischen Mixes der NATO. Deutschland kann mit seinen Patriot-Einheiten einen Beitrag zur NATO BMD durch den Schutz besonders gefährdeter Einrichtungen leisten.
(Archivbild: A Terminal High Altitude Area Defense (THAAD) interceptor is launched from the Pacific Spaceport Complex Alaska in Kodiak, Alaska, during Flight Experiment THAAD on July 30, 2017. During the test, the THAAD weapon system successfully intercepted an air-launched, medium-range ballistic missile (MRBM) target – Leah Garton/U.S. Missile Defence Agency)
@Georg
Dann sollte sich die Bundeswehr mal schleunigst fragen, ob solche Menschen wirklich die Anforderungen einer Armee erfüllen. 6 Monate USA auf Staatskosten, da müssen nicht die Eltern das Geld für die Selbstfindungsphase der Tochter oder des Sohnes bezahlen (nach dem Abi mal nach Neuseeland und dann im Herbst irgendwas studieren…) Wer das nicht aushält wird auch im Falle von LV/BV nicht das richtige Mindset mitbringen. Ok, Ende des Off Topic.
Fragen an die Runde: gibt es, neben Geparden, noch Roland bei der Industrie? Wie sinnvoll wäre denn Reaktivierung einer Einheit mit Gepard, als schnelle Zwischenlösung? Und wie sinnvoll wäre SM3 als ABM in Deutschland (analog zu Polen und Rumänien), aber Problematik der herunterfallenden Booster?
Der Skyranger soll meines Wissens beschafft werden und ist vertraglich sicher, darüber hinaus muss mal analysiert werden, ob das Arrow System für uns gut wäre. Man kann doch auch SM3 auf den Fregatten installieren
Auf den Fregatten hat aber 2 Nachteile:
Wenn in der Werft, dann oft (oder sogar immer) nicht einsatzbereit.
Wenn im „Auslandseinsatz“ (also Mittelmeer, Asien etc.), dann kein Teil des Schutzschirm-Europa.
Jetzt noch die Anzahl der Fregatten anschauen und dann ist diese Idee, wenn man denn einen Schutzschirm möchte/braucht, eine Nullnummer. Unrealistisch, dass auf lange Sicht die Anzahl der Fregatten bei der aktuellen bleibt. (Bemannungsproblem)
Wir sind nicht die USA mit ihren dutzenden Fregatten und Zerstörern.
@ Minesweeper, Tom Cruise
„SM-3 auf den Fregatten…“
Nein, denn die 3 Stk DEU-F 124 Fregatten sind „nur“ mit „Tactical Module“ MK-41 VLS ausgerüstet. Die SM-3 brauch die etwas längere „Strike Module“ MK 41 -Version, die USA und auch ESP, NLD auf den Schiffen haben und die zB auch die Tomahawk-Marschflugkörper verschiessen kann.
Siehe https://www.lockheedmartin.com/content/dam/lockheed-martin/rms/documents/naval-launchers-and-munitions/MK41_VLS_Vertical_Launching_System_Product%20Card_8.5x11_042419.pdf
F 123 hat auch nur die kurzen MK 41 VLS, dazu noch einfachere Feuerleitradare, F 125 kann da gar nix, für F 126 ist wohl auch kein Strike Module VLS vorgesehen. Seegestütze BMD ist daher nichts was DEU in absehbarer Zeit kann.
Zu BM Lambrecht „ erst müssten die Gefahren identifiziert werden, die bewältigt werden müssten.“
Nachvollziehen kann ich es nicht. Potenziell bedrohliche Kategorien von Missiles sind wirklich nix neues. Wenn die BM das nicht weiss sollte ihr ein Referent im BMVg das in 15 Min skizzieren können.
@Landmatrose3000 sagt: 03.04.2022 um 0:39 Uhr
https://augengeradeaus.net/2018/06/manoever-unfall-auf-der-sachsen-gezuendeter-flugkoerper-blieb-an-bord/
Hier schreiben zwei Kommentatoren unabhängig voneinander und z.T. mit Verweis auf Janes, dass F124 „lange“ Mk-41 VLS haben.