Ukraine/Russland/NATO – Sammler 19. Februar 2022
Nun scheint doch ein tagesaktueller Sammler zur Lage in der Ukraine und angesichts der Spannungen zwischen Russland und dem Westen nötig. Das Auswärtige Amt hat seine Reisewarnung deutlich verschärft und alle Deutschen aufgerufen, das Land jetzt zu verlassen. Der Sammler am 19. Februar 2022:
• Am Samstagnachmittag veröffentlichte das Auswärtige Amt eine verschärfte Reisewarnung:
Aktuelles (Reisewarnung, Ausreiseaufforderung)
Vor Reisen in die Ukraine wird gewarnt. Deutsche Staatsangehörige werden dringend aufgefordert, das Land jetzt zu verlassen.
Die Spannungen zwischen Russland und der Ukraine haben angesichts massiver Präsenz und Bewegungen russischer Militärverbände nahe der ukrainischen Grenzen weiter zugenommen. Eine militärische Auseinandersetzung ist jederzeit möglich.
Zum Vergleich die zuvor gültige Warnung:
Vor Reisen in die Ukraine wird gewarnt.
Die Spannungen zwischen Russland und der Ukraine haben angesichts massiver Präsenz und Bewegungen russischer Militärverbände nahe der ukrainischen Grenzen in den letzten Tagen weiter zugenommen. Eine militärische Auseinandersetzung ist nicht auszuschließen.
Die Lufthansa plant offensichtlich, ihre Flüge in die ukrainische Hauptstadt Kiew ab dem (morgigen) Sonntagnachmittag einzustellen. Ein Blick auf die Flugplanung auf der Lufthansa-Webseite für den 20. Februar, aufgenommen am heutigen Samstag:
Auch für die Folgetage werden derzeit annullierte Flüge angezeigt, allerdings nur für die Lufthansa selbst, nicht für Flüge mit Partner-Airlines.
Update: Ein Unternehmenssprecher bestätigte das auf Anfrage:
Die Sicherheit unserer Fluggäste und Besatzungsmitglieder hat zu jeder Zeit oberste Priorität. Aufgrund der aktuellen Situation in der Ukraine werden die Airlines der Lufthansa Group ihre regulären Flüge nach Kiew (KBP) und Odessa (ODS) vorerst bis Ende Februar aussetzen. Heute und morgen (19.02. und 20.02.2022) werden noch einzelne Flüge durchgeführt, um gebuchten Passagieren eine Reisemöglichkeit anzubieten. Betroffene Gäste werden informiert und auf alternative Flugverbindungen umgebucht. Die Flüge nach Lviv (LWO) finden weiterhin regulär statt. Lufthansa verfolgt die Lage weiterhin intensiv und steht mit nationalen und internationalen Behörden im engen Austausch.“
• Die Lage in der Ost-Ukraine bleibt unübersichtlich. Am Samstagmorgen zeigten russische Medien Artilleriegeschosse, die auf russischem Gebiet eingeschlagen und aus der Ukraine abgefeuert worden sein sollen. Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba wies diese Darstellung zurück:
We resolutely refute all accusations of any alleged Ukrainian shells falling on the Russian territory. Ukraine has never opened any such fire. We call for an immediate and impartial international investigation of the incidents reported by Russian media.
— Dmytro Kuleba (@DmytroKuleba) February 19, 2022
• Ein Zwischenfall an der so genannten Kontaktlinie am Samstag schaffte es prominent in die internationalen Medien – vermutlich, weil die auch dabei waren, wie AP berichtet:
Meanwhile, top Ukrainian military officials came under a shelling attack during a tour of the front of the nearly eight-year separatist conflict in eastern Ukraine.
The officials fled to a bomb shelter before hustling from the area, according to a journalist from The Associated Press who was on the tour.
Dazu gibt es dann auch die Videos, von Fox News
A Ukrainian position was shelled as we visited the front lines with the country’s interior minister. Our coverage continues. pic.twitter.com/SfFoFyXdow
— Trey Yingst (@TreyYingst) February 19, 2022
und von Radio Svoboda, einem Ableger von RFE/Rl
Klar scheint allerdings, dass es an dieser Frontlinie zwischen den ukrainischen Regierungstruppen und den russisch unterstützten Separatisten erneut zahlreiche Artillerieeinschläge gab.
• Aus dem Bericht der OSZE-Beobachtermission in der Ukraine – veröffentlicht am Samstag und gibt den Stand vom Freitag wieder, das ist aber schon deutlich genug:
In Donetsk region, the SMM recorded 591 ceasefire violations, including 553 explosions. In the previous reporting period, it recorded 222 ceasefire violations in the region.
In Luhansk region, the Mission recorded 975 ceasefire violations, including 860 explosions. In the previous reporting period, it recorded 648 ceasefire violations in the region.
Nachgetragen: Die Rede des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj auf der Münchner Sicherheitskonferenz (mit deutscher Übersetzung):
@werner69:
Londongrad:
Na, das sind wenigstens mal rationale Einwände und nicht idealistische Postulate, dass die deutsche Innerlichkeit das arme, missverstandene russische Seelchen wie 1772 umarmen sollte, um auf Kosten der Zwischenvölker Brücken des Friedens zu bauen, die mit Demokratie eh nichts anzufangen wissen.
Ich sehe da schon Bewegung: Der geschäftsoriente, bankennahe Londoner Toryflügel wurde im Zuge vom Brexit von der Macht ausgeschlossen (Osborne/Cameron/Hammond), Korrumption britischer Instititutionen im Zuge der Finanzialisierung ist zum öffentlichen Thema geworden und wird von den USA in Form des Hudsoninstituts (Rand-Ableger) forciert. Zumindest reichte es, dass sich der Vorzeigeoligarch Abramowitsch (der Besitzer vom FC Chelsea) nun um ein portugiesisches Milliardärsvisum bemüht, nachhdem England dies nun abschaffen wird. Ist halt nicht tages- oder gar stundenaktuelle Action, aber strukturell ist da sehr viel in Bewegung. Bohren dicker Bretter braucht seine Zeit.
Dir Randnotiz, dass Russland um drittgrößten Importeur der USA aufgestiegen ist, sollte man auch nicht zu hoch hängen. War mehr Zufall, dass die Ukrainekrise mit Machtübernahme von Maduro zusammenfiel und die USA Sanktionen gegen Venezuela verhängten, womit einige amerikanische Raffinerien vom venzualischen Schweröl auf russisches Schweröl umstiegen, um Anpassungen zu sparen. Polen hat im letzten Jahr eine seiner beiden Raffinerien vom russischen Öl auf Saudi-Arabisches Öl umgerüstet und die Kosten hielten sich wohl sehr in Grenzen. Und man sollte nicht vergessen, dass man seit einigen Jahren in einem völlig neuem Umfeld ist, wo die USA beim Öl Nettoexporteur und nicht -importeur sind.
Hallo zusammen,
ich habe jetzt alle Sammler mal gecheckt (nicht alle Kommentare) und ein paar naive Fragen.
Wie steht es eigentlich um die Kampfkraft der russischen Truppen an der ukrainischen Grenze ?
Wenn das schon irgendwo dargestellt wurde bitte ich um den Hinweis wo ich das nachlesen kann.
Wenn nicht :
Sind das angriffsfähige Verbände die auch siegfähig im Gefecht sind ?
Nur weil da Garderegiment oder Gardedivision draufsteht sind die nicht automatisch unbesiegbar.
(Ja, ich weiß die russische Luftwaffe ist in der Lage den Krieg/Terror in die Städte zu tragen!)
Die Ukraine ist nach AFG m.W. das einzige Land mit funktionierenden Landstreitkräften das von Russland angegriffen werden würde, Ergebnis bekannt. Tschetschenien und die anderen Grenzländer die bereits mit der russischen Armee im Gefecht standen wurden allesamt nicht gerade von den Russen überrannt.
Die ukrainische Armee ist seit Jahren kampferprobt, die russischen Wehrpflichtigen auch ?
Wie steht es um die Einsatzbereitschaft der Kampfverbände ?
Haben die keine Geld- und Nachschubprobleme, die Masse des Gerätes ist doch auch uralt ?!
Wie steht es um die Kampfmoral ?
Sind die Soldaten und ihre Familien der Meinung dass sie einen Verteidigungskrieg führen oder glauben sie der Propaganda nicht ? Das sind viele junge Menschen, die lesen auch mal was im Internet das anders klingt als das was daheim aus dem Fernseher kommt.
Oder sind sie motiviert bei der Wiederherstellung eines „Großrussland“ mitkämpfen zu dürfen ?
Wie würden die anderen Nachbarstaaten, vor allem Tschetschenien reagieren wenn die Russen angreifen ?
Die Gunst der Stunde nutzen und ihrerseits wieder aktiv werden, oder der Ukraine beistehen, oder abwartend nichts tun ?
Wie ist die Stimmung in Weißrussland wo der Diktator Lukatschenkow um seinen persönlichen Kopf zu retten das ganze Land an die Russen übergibt ?
Wird das einfach so hingenommen, oder finden die das sogar gut ?
Für mich ist nach wie vor die Frage: Was will Putin mit ganzen Rambazamba bewirken?
Klar: Revidierung der europäischen Sicherheitsordnung.
Aber was tut der denn da? Erst die Show um den Truppenabzug, dann die Coreographie von neuerlichem Beschuss und Evakuierungsmaßnahmen nach Russland.
Jetzt sagt er Macron zu, er wolle wieder eine Waffenruhe erreichen.
Nichts bringt ihm seinem eigentlichen Ziel näher und für alles was er bisher erreicht hat (Truppenstationierung in Belarus) hätte er nicht in der Ukraine zündeln müssen.
Was treibt der da für eine Doppelstrategie.. oder sollte der sanfte Widerspruch aus Peking doch etwas bewirkt haben?
@ pirat77
20.02.2022 um 14:18 Uhr
Von Krieg reden bisher nur Piraten und Kriegstreiber, also Leute die gerne einen hätten.
Die Russen üben auf ihrem Territorium und dies ist nunmal groß.
@ Paradox77
20.02.2022 um 14:59 Uhr
„Langfristig bindet er der NATO entweder einen Mühlstein namens Ukraine um den Hals oder er bekommt den Jackpot eines Pufferstaats.“
Genau, aber gewisse „EU-Chefstrategen“ hätten dies schon 2013 im November wissen müssen.
Solche Leute benötigen mehr als 8 Jahre……
Ein in den letzten Tagen sehr oft gesprochener Satz ist aus meiner Sicht zutreffend, nämlich das es Sicherheit und Frieden in Europa nicht gegen Rußland, nur mit Rußland geben kann.
Dementsprechend finde ich die deutsche Position und Haltung auch sehr richtig und gut. Mit den „großen“ heulen ist einfach, sich aber -seinen Prinzipien folgend- auch „unbequem“ präsentieren, ist schon deutlich schwerer. Ich finde auch die (zugegebermaßen seltenen) Einlassungen des BK -in der Forderung sehr verbindlich und in den Maßnahmen hinreichend ungenau- ein rhetorisch kluges Mittel. Vielleicht sollkte man ja auch (ich hoffe das ist schon längst geschehen) mal bei Frau Merkel nachfragen. Immerhin ist sie mit Putin überwiegend gut „hingekommen“.
Man muß nicht der ganzen Welt am besten über alle Medienkanäle, die es so gibt, erzählen: „Wenn du das machst, dann mache ich folgendes“. Klug fände ich ja, wenn dieses Vorgehen innerhalb der NATO so abgesprochen wäre. Der eine „spielt“ den good guy, der andere den bad guy. Aber ob das so ist?
Putin wird in ein paar Tagen/Wochen seine Truppen signifikant abziehen und in genau 12 Monaten beginnt das gleiche Spiel von vorne.
Sein Erfolg:
– Die NATO ist mit Europa beschäftigt und in Afrika wird es NATO-ruhiger.
– Die Ukraine ist in einem Dauerdestabilisierungszustand
– Beitrittsverhandlungen NATO/Ukraine werden natürlich von beiden Seiten gewünscht sein, aber alle (die Politik) haben dann Angst, dass Russland bei real stattfindenden Verhandlungen kurzen Prozess macht und einmarschiert
– Die allgemeinen Zweifel bezüglich eines russischen Angriffs werden noch größer, denn er hat natürlich beim „letzten“ mal nicht angegriffen, also wird die Öffentlichkeit nicht wieder so stark vor Krieg Angst haben wie jetzt. Das spielt Russland in die Karten, denn eine weitere Warnung eines NATO Regierungschefs vor einem russischen Angriff wird dann nicht mehr so ernst genommen. Die NATO hat damit größere Schwierigkeiten innenpolitisch ihre Maßnahmen gegenüber der Öffentlichkeit zu rechtfertigen
– Weil Russland seine Gasversorgung nach Europa/EU nicht eingestellt hat, kann sich Russland auch wieder als verlässlicher Lieferant präsentieren.
„Kalter Krieg“, „Ukraine-Annexion“, „Ukraine-Kriegsgefahr“- das Erdgas floss trotzdem.
@passat91:
Klingt nicht unlogisch.
Und am Ende des Tages (Jahres) sitzt Putin in Moskau und denkt sich á la Hannibal Smith: „Ich liebe es wenn ein Plan funktioniert!“ Fragt sich nur, ob er dabei eine „Siegeszigarre“ raucht.
@Rob-Otter:
Genau, RUS übt bloß auf seinem Territorium :rolleyes:
Und ist dabei 2014 irgendwie versehentlich vom Weg abgekommen und in der Ukraine gelandet. Und weil es ihnen niemand gesagt hat, üben sie dort heuer schon wieder..auf der Krim und so….. Sachen gibt‘s….
Aktuell wurde der Luftraum über dem Asowschen Meer durch RUS für die nächsten 6 Tage geschlossen:
https://twitter.com/IntelDoge/status/1495441396353822724
https://www.jpost.com/breaking-news/article-698088
@Putins Ziel:
Kurzfristig:
– Die Einsatzfähigkeit der Landstreitkräfte zur Vorbereitung einer Reform einem Benchmark unterziehen.
– Die tatsächliche Geschlossenheit des Westens austesten.
– Gefühl der Hilflosigkeit unter Kontrahenten erzeugen.
– Innere Stabilität erzeugen durch Aufbau Feindbilder.
Mittelfristig:
– Die slawische Demographie an Moskau binden.
– Risse im politischen und strategischen Gefüge des Westens auskundschaften und vertiefen.
– Demoralisieren der Bevölkerung und Denunzieren unserer Institutionen und Symbole.
– Sein System festigen.
Langfristig:
– Die Sicherheitsarchitektur Europas und Teile Eurasiens seinen Vorstellungen unterwerfen.
Bisher war von Russland und Weißrussland groß versprochen worden, die russischen Truppen ziehen ab dem Manöverende heute ab. Stattdessen wurde das Manöver unbefristet verlängert. Dies zeigt, daß Rußland völlig unzuverlässig ist und Rußland einen Krieg führen will gegen die Ukraine. Denn der Abzug aus Weißrußland wäre der beste Beweis einer Deeskalation gewesen.
Die Begründung ist haarsträubend, denn bisher hatte doch Rußland angeblich immer nichts mit dem „Bürgerkrieg“ in der Ostukraine zu tun. Weißrußland galt sogar als Vermittler beim Minsker Abkommen. Truppen in Weißrußland sind sehr weit weg von der Ostukraine und können in dortige Kämpfe nicht angreifen. Die weitere Anwesenheit der 30.000 russischen Soldaten in Weißrußland kann deshalb nur zwei möglichen Zielen dienen. Entweder, als wahrscheinlichstem Fall einem Angriff auf Kiev, denn dafür finden die angeblichen Manöver am richtigen Ort statt oder die ganze Bedrohung der Ukraine durch Rußland ist nur ein Bluff und Putin will gar nicht die Ukraine erobern, sondern Weißrußland annektieren.
Denn von der hybriden Kriegsführung aus gesehen wäre Weißrußland ein leichtes Opfer, was wahrscheinlich ohne großes Blutvergießen erobert werden könnte. Der Weißrussische Diktator ist durch den Wahlbetrug stark geschwächt, muss Angst vor seinem eigenen Volk haben, russische Stützpunkte und Truppen sind schon im Lande, die weißrussische Armee ist schwächer als die Ukrainische Armee und nicht kampferprobt. Und Putin hat Weißrussland in seinem Aufsatz letztes Jahr ebenfalls als ein Volk mit Russland bezeichnet. Damit könnte Putin mit einer Annektierung von Weißrussland austricksen, niemand im Westen wird Weißrussland Waffen liefern, und militärischen Druck auf das Baltikum und die Ukraine ausüben.
Ds Putin in seinem Aufsatz zur Ukraine aber Weißrussland nur nebenbei erwähnt hat und der Weißrussische Diktator nur noch wie ein Vasall von Putin agiert, dürfte doch ein Angriffskrieg auf die Ukraine wahrscheinlicher sein.
Olympia ist vorbei, Rußland muss keine Rücksicht mehr auf die Spiele nehmen, die Manöver in Weißrussland verlängert, immer mehr Gefechte zwischen Ukrainischer Armee und russischen Separatisten, die Mobilmachung in den Separatistengebieten und die Evakuierung von Frauen und Kindern in den Separatistengebieten.
All dies spricht für einen baldigen Überfall von Rußland auf die Ukraine. Den Zeitpunkt, ob heute Nacht, oder erst nach dem Treffen zwischen US Außenminister und russischem Außenminister oder erst, wenn Rußland seinen Sender Gleiwitz Zwischenfall konstruiert hat, wissen wir nicht. Aber für Frieden spricht nichts. Wenn Rußland Frieden wollte, dann wäre Rußland auf der Sicherheitskonferenz vertreten gewesen. Bei echtem Friedenswillen wäre es sogar logisch gewesen, wenn Putin selbst gekommen wäre, denn er wäre auf jeden Fall der große Star in München gewesen, auf den die ganze Welt geschaut hätte.
Briten setzen in Estland kampfkräftig nach.
@ForcesNews
As the Ukraine crisis deepens, the UK is increasing the number of battlegroups it leads in Estonia from one to two.
The @RoyalTankRegt are to be joined by the @TheRoyalWelsh battlegroup.
Das Royal Welsh ist ein
Armoured Infantry Battalions are equipped with the Warrior Infantry Fighting Vehicle.
Specialist in armoured warfare within our armoured brigades they are able deliver highly manoeuvrable, fast moving firepower …
Das Btl entspricht einem DEU PzGrenBtl.
Mit je einem Pz/PzGrenBtl hat das UK Engagement einen bedeutenderen Stellenwert, als unsriges, insbesondere hinsichtlich der Verstärkungen.
@AoR u.a.: ich bin mir nicht sicher, ob es wirklich stichhaltig ist, bei Putin von langfristigen Zielen auszugehen. Sicher, ich kann nicht ausschließen, dass ihn eine großrussische Utopie umtreibt, und er über seine Lebenszeit hinaus plant. Überzeugt bin ich aber nicht davon. Ist er wirklich der Typ, der solchem – bewusst flapsig gesprochen – pathetischen Quatsch nachhängt? Wenn nein, bitte nicht vergessen: der Mann geht stramm auf die 70 zu! Rein biologisch läuft die Uhr für ihn ab, und damit ist jetzt nicht zwangsläufig reine Lebenszeit gemeint.
Ich habe bei der ganzen Angelegenheit leider eine Ahnung, und mehr ist es nicht, die ich sehr viel beunruhigender finde. Putin wird nicht mehr ewig Präsident sein. Die innerrussischen Probleme wie die fürchterliche Demographie, Abhängigkeit vom Rohstoffexport und wirtschaftliche Schwäche, konnte er in all den Jahren nicht lösen und wird sie auch nicht mehr lösen. International ist er als Staatsmann schon länger verbrannt und hat spätestens jetzt das letzte Vertrauen verspielt. Dafür hat er seine innenpolitische Macht schon seit langem konsolidiert. Dennoch wird er spüren, dass er sich schon aus Gründen des Alters nicht mehr ewig an der Spitze wird halten können. Was sind also seine Ziele?
Die meisten glauben von Putin, dass er seine Ziele methodisch, rational, eiskalt und skrupellos plant und umsetzt. Dass er den meisten Staatschefs in Sachen Manipulation und machttaktischen Spielchen weit voraus ist. Diese Ansicht teile ich. Aber eventuell verführt das auch zum Trugschluss, dass Putin auch in der Auswahl seiner Ziele rein rational, eiskalt und methodisch ist? Meine echte Sorge ist, dass Putin jetzt zu Schluss einfach noch mal einen Krieg will. Dass er einfach mal sehen will, wie es ist, die Armee, die er einigermaßen erfolgreich modernisieren konnte, in Bewegung zu setzen. Dass er noch die Rolle des Feldherrn erleben will. Und dass es ihm ziemlich gleichgültig ist, ob er damit Russland und Europa in die Katastrophe stürzt und evt. dabei selbst dran glauben muss. Meine Befürchtung ist: Putin will diesen Krieg; auf Biegen und Brechen, ganz gleich, was er dabei an verbrannter Erde hinterlässt.
Ich hoffe sehr, dass ich daneben liege. Und gleich mal sorry, lieber T.W., ich weiß, dass das ein gut Weit Spekulation ist. Aber bislang habe ich einfach keine Erklärung für das Verhalten von Putin gefunden, die mich überzeugt. Wenn er nicht noch ein Kaninchen aus dem Hut zaubert, hat er aus meiner Sicht nicht nur nicht die Ziele erreicht, die ihm von den meisten unterstellt werden; sie wären mit diesem Vorgehen auch überhaupt nicht erreichbar gewesen.
@AOR: Und er scheiterte grandios.
Was hat er kurzfristig?
Amerikanische Truppen in Polen, mehr europäische Natotruppen im Baltikum.
Den Verlust jeglicher russophiler Stimmen in Mitteleurpa. (Ich organisierte selbst zwei Anti-Irak Damos im Rheinland und unterstützte den Wandel-durch-Handel Ansatz bis zur ersten „Ukrainekrise“, zum Teufel, Er hat mich und sicherlich eine große Menge an prinzipiell russlandfreundlichen Stimmen verloren.)
Das wird auch nicht so leicht vergessen werden. Russland unter Putin ist kein verlässlichler Partner. Es ist5 eine gefährliche, vertrauzensunwürdige, revisionistischste Macht.
>Mittelfristig: Die slawische Demographie an Moskau binden.
Problem: Keiner hat Bocki darauf. Wo sind die prorussischen Demonstrationen im slawischen Raum?
>Risse im politischen und strategischen Gefüge des Westens auskundschaften und vertiefen.
Yeah. Super clever. Für mich hat sich der Satz des verlässlichen Partners Russlands vollkommen erledigt. LNG wird kommen und es ist egal wieviel es kosten wird und man sollte die Kosten auch ein bisschen mal in ihren Rahmen zurückführen: Ein LNG-Terminal kostet so um eine Mrd. Das ist ein bayrischer Landtagswahlkampf, wo die CSU ihren ländlichen Wählern eine unterirdirdische Leitung verspricht, weil sie Oberlandleitungen nicht mögen, ein zehntel Stuttgarter Bahnhof oder ein zwangstigel Berliner Flughafen. Halt sich Ramen und ist imo verkraftbar.
@AOR
Und bei aller Hitze des Gefechts sollte man sich manchmal darauf besinnen, welches Wertesystem man verteidigt.
Und pauschal Menschen wegen ihrer Weltanschauung einer gegnerischen PsyOps zuzuordnen, also feindliche Agententätigkeit anzudeuten lässt uns bestenfalls die Befähigung zum ganzheitlichen Denken aufgeben. Schlimmsten Falls sind wir dann nicht besser als diejenigen, gegen die wir global Antreten (werden müssen).
#Bärendienst
Stimmt…die IRA ist tatsachlich im Dienste des (russischen) Bären! Und wer eine Diskussion mit diesen Tollen (ver)sucht, der kann sich auch gleich mit einer Parkuhr unterhalten. Das hat nichts mit ganzheitlichem Denken zu tun, sondern ist lediglich Ausdruck der westlichen Naivität.
Und im übrigen kann ich nur sagen….if the shoe fits…
Hinweis.
https://augengeradeaus.net/2022/02/hinweis-vorerst-keine-kommentare-zum-thema-ukraine/