Geplante NATO-Verstärkung für die Südostflanke nimmt Form an
Angesichts der zunehmenden Spannungen zwischen Russland und der NATO in der Ukraine-Krise nimmt eine Verstärkung der Mitgliedsländer im Südosten der Allianz Form an. Ähnlich wie bereits in den baltischen Staaten und in Polen sollen zusätzliche Truppen anderer Bündnispartner vor allem nach Rumänien verlegt werden. Die USA brachten bereits ein Bataillon aus Bayern dorthin auf den Weg.
Ein formaler Beschluss der NATO, auch an der Südostflanke wie zuvor im Nordosten eine enhanced Forward Presence (eFP, verstärkte vorgeschobene Präsenz) einzurichten, wurde nach einem dpa-Bericht bereits gefasst und soll kommende Woche von den Verteidigungsministern des Bündnisses bestätigt werden:
Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur nahmen die 30 Mitgliedstaaten in dieser Woche in einem schriftlichen Beschlussverfahren einen entsprechenden Vorschlag der Militärs an.
Dieser zielt insbesondere darauf ab, zur Abschreckung Russlands auch in südwestlich der Ukraine gelegenen Nato-Ländern wie Rumänien multinationale Kampftruppen zu stationieren. … Die Umsetzung der Planungen könnte noch in diesem Frühjahr erfolgen.
NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg bestätigte das indirekt bei einem Besuch auf der rumänischen Luftwaffenbasis Mihail Kogalniceanu Air Base, dem militärischen Teil des Flughafens der Großstadt Konstanza am Schwarzen Meer, am (heutigen) Freitag:
Romania does not stand alone. Fighter jets from Germany and Italy are here to protect and to defend all Allies. And to help to keep your skies safe. And today, Spanish jets will arrive in Bulgaria to reinforce NATO’s air policing mission there. As we speak, one thousand US troops are deploying to this base. Bringing the total number of US service members to almost two thousand at this base.
This is a powerful demonstration of transatlantic unity. And North America’s ironclad commitment to the defence of Europe.
And from here in the Black Sea region all the way to the Baltic,
Allies are stepping up to reinforce NATO’s presence at this critical time. With more troops, more capabilities and greater readiness. And next week, NATO Defence Ministers will meet and discuss how we can further strengthen our presence in the Eastern part of the Alliance, including with new battlegroups. And I welcome France’s offer to lead a NATO battlegroup here in Romania.
Die von Stoltenberg erwähnten deutschen Kampfjets sind Teil einer länger geplanten Beteiligung der Luftwaffe am Southern Air Policing der NATO, die in gut einer Woche beginnen soll. Die Entsendung zusätzlicher Bodentruppen ist allerdings eine neue Entwicklung, die sich bereits im Dezember vergangenen Jahres abgezeichnet hatte, wie der Spiegel damals berichtet hatte:
Nach SPIEGEL-Informationen schlug US-General Tod D. Wolters, der Supreme Allied Commander für Europa, kürzlich in einer geheimen Videoschalte mit den Militärchefs der Partnernationen vor, ähnlich wie im Baltikum und Polen auch in Rumänen und Bulgarien die Nato-Präsenz über die Mission »Enhanced Forward Presence« (EFP) zu erweitern. Der Vorschlag des Generals ist recht konkret. Demnach solle die Nato wie im Baltikum auch in Bulgarien und Rumänien eigene EFP-Kontingente von gut 1500 Personen aufbauen.
Russland hatte bereits im Januar gegen solche Pläne protestiert und im Gegenteil den Abzug von NATO-Truppen anderer Länder aus dem Territorium der Mitgliedsstaaten Bulgarien und Rumänien verlangt. (Hier die Agenturmeldung dazu; die Original-Mitteilung des russischen Außenministeriums suche ich noch)
Zunächst unabhängig von einer NATO-Entscheidung hatten die USA bereits die Verlegung von rund 1.000 Soldatinnen und Soldaten aus deutschen Standorten nach Rumänien angekündigt. Die ersten Teile des Stryker-Bataillons trafen am Freitag auf der Mihail Kogalniceanu Air Base ein. Bislang ist noch offen, an welchem Ort in dem südosteuropäischen Land Frankreich die angekündigte Battlegroup unter seiner Führung aufbauen will und welche weiteren NATO-Mitglieder sich daran beteiligen.
(Foto: U.S. Soldiers with 2nd Squadron, 2nd Cavalry Regiment load a Stryker armored vehicle onto a truck at the 7th Army Training Command’s Rose Barracks Air Field, Vilseck, Germany, Feb. 9, 2022. The Squadron will deploy to Romania in the coming days to augment the more than 900 U.S. service members already in Romania – U.S. Army photo by Gertrud Zach)
Äähm dumme Frage. Können die Radpanzer nicht von selbst fahren?
@Dante
Doch, sogar schnell genug für die Autobahn. Aber Verlegung über lange Strecken erfolgt selten auf eigener Achse. Schont Material, Personal (Lenk und Ruhezeiten, etc) und ist meist schneller
Sehr interessantes Bild und eine wichtige Bildunterschrift:
„U.S. Soldiers with 2nd Squadron, 2nd Cavalry Regiment load a Stryker armored vehicle onto a truck (….).“
Die Konzeption der mittleren Kräfte des Heeres (angelehnt an die Stryker-Konzeption der USA) sieht die eigenständige Verlegung der Kräfte als wesentliches Merkmal vor.
Wenn man nun seitens der USA mit Schwerlasttransportern mittlere Kräfte nach Rumänien verlegt, dann frage ich mich:
Wie realistisch sind die Annahmen in der deutschen Konzeption?
[Zwar eine berechtigte Frage, aber, oh weh, bitte jetzt nicht diesen Thread zur Grundsatzdebatte über „mittlere Kräfte“ nutzen… T.W.]
@Memoria
Ohne das groß zu vertiefen bitte ich doch immer die Lage zu berücksichtigen. Ist man ganz entspannt in der strategischen Verlegung vor einer Auseinandersetzung mit anschließendem RSOM unter Absicherung von Feldjägern oder macht man das schon unter Bedingungen einer Auseinandersetzung mit ernsthafter Sicherung in allen Dimensionen oder ist man im Krieg und macht einen Verlegemarsch der direkt in den Verfügungsraum der Brigade führt?
Natürlich möchte man am liebsten Strategisch verlegen. Auch leichte Kräfte werden ja in der Regel im handelsüblichen Flugzeug in solche Verpflichtungen gebracht und Fahren nicht im Mungo/TPz/ BV206 oder im Fallschirmsprung zu Übungen oder Einsatzgleichen Verpflichtungen
@Memoria
Ein Erklärung für die Verlegung im Straßen/Bahntransport habe ich ja oben gegeben.
Das es auch anders geht, hat das 2 CR aber auch bewiesen, Stichwort „Dragoon Ride“ , u.a. damals auch hier vom Hausherren berichtet.
Die 2nd Stryker sind eigenbeweglich und haben das auch oft genug gezeigt.
Mit zivilen Transportern geht es aber einfach deutlich schneller. Und darum geht es; schnelle Verlegung von Kräften in einem sicheren Raum.
Und so sind die Kräfte im Einsatzrau. schneller Verfügbar.
Danke für die Hinweise, soweit so klar.
Finde mittlere Kräfte ja auch ein interessantes Konzept, nur dann braucht man aber auch sehr viele eigene SLT oder grosse Rahmenverträge mit Spediteuren.
Die Begründung für die Einführung der mittleren Kräfte war jedoch die schnellere Verlegbarkeit. Auf SLT gibt es da nicht wirklich den großen Unterschied.
Irgendwie für mich nicht ganz stringent in der Argumentation.
Aber wir sollen darüber hier ja nicht diskutieren, lenkt ja auch vom aktuellen Thema ab. Wobei man ja mal von der Gegenwart bei anderen für die eigene Zukunft lernen könnte.
Eine Frage von einem Laien: erhöht die Bundeswehr auch irgendwie ihre Bereitschaft oder ist Dienst nach Vorschrift und sollte Russland wirklich einmarschieren bricht dann die große Panik aus?
Ich denke, dass es auch an der Entfernung liegt.
München – Bukarest fast 1.500 km.
Berlin – Königsberg ca 650 km.
Je größer die Entfernung, desto eher macht eine Verladung Sinn.
[Und der Weg nach Süden geht über Laibach oder über Neusatz? Ernsthaft, Sie können die deutsche und internationale Geschichte beklagen und Ihre Meinung dazu haben, wir bleiben dennoch bei den geltenden Städtenamen. T.W.]
@T.W. [Und der Weg nach Süden geht über Laibach oder über Neusatz? Ernsthaft, Sie können die deutsche und internationale Geschichte beklagen und Ihre Meinung dazu haben, wir bleiben dennoch bei den geltenden Städtenamen. T.W.]
Was habe ich denn jetzt schon wieder falsch gemacht???
Oh, ich weiß, ich hätte Калининград schreiben müssen.
Na denn, dann sollten Sie in Zukunft auch Beijing schreiben…
[Na. Ihnen ist schon klar, dass der Name Königsberg gerade in diesem Zusammenhang wie ein politisches Statement wirkt? Nehme mal an, das war nicht so gemeint – aber bewusst ist es Ihnen schon? T.W.]
Interessant waere die Frage, ob die Bw sich an den neuen Battlegroups beteiligen wird? Oder bleibt Deutschland weiterhin nur in Litauen dabei? Und warun keine Battlegroup in Ungarn, will Ungarn nicht?
@memoria
Sie dürfen nicht den vergleichbaren Aufwand bei Bahn/ SLT Verlegung als Maßstab nehmen. Bahn/ SLT Verlegung einfach wirtschaftlicher als Verlegung auf eigener Achse.
Sieht schon ganz anders aus,
wenn Sie über strategische Entfernungen verlegen, dann sprechen wir über Seetransport vs. Lufttransport.
Oder versuchen Sie mal einen Dragoon Ride von Bayern nach Estland mit schweren Kräften
@Closius
Man sollte sich auf die Länder konzentrieren, mit denen wir gemischte Verbände haben, z.B. Polen. Davon ab gilt es auch SP zu setzen sonst verzettelt man sich – „klotzen statt kleckern“.
@closius
Zumindest für Heereskräfte extrem unwahrscheinlich. eFP bindet bereits erhebliche Kräfte der 1.PzDiv, die 10.PzDiv ist mit VJTF 2023 und Mali gut versorgt.
Eine Beteiligung an der geplanten FRA BattleGroup wäre für die DEU/FRA Brig naheliegend, aber die ist eigentlich in VJTF 2022 gebunden.
@Closius
Das Thema Ungarn hatten wir derletzt.
Der ungarische Außenminister hat kürzlich erst den russischen Freundschaftsorden erhalten und Orban pflegt auch eine besondere Beziehung zu Putin. Auch aus wirtschaftlichen Gründe (nicht so wie D…räusper), RUS baut dort ein AKW und Gas möchte man in Ungarn m.W. auch gerne im Winter.
„ Hungary will not accept further NATO troops on its soil as part of manoeuvres over the Ukraine crisis, its foreign minister has told Euronews“
https://www.euronews.com/2022/02/09/ukraine-crisis-hungary-won-t-accept-more-nato-troops-on-its-soil-says-foreign-minister-szi
@T.W. Und wie bezeichnen Sie – political correct- Lwiw?
Und wehe, Sie sagen Lemberg – dann ist das ein Statement für Österreich – Ungarn!
@T.W. Bolzano oder Bozen?
Bozen wäre ein Statement für Südtirol zu Österreich. Und das kurz nachdem Ex-Kanzler Kurz das zur Debatte stellte…
[Ok, wenn ich diesen und Ihren nachfolgenden Tweet sehe, muss ich leider feststellen, dass es Ihnen darum geht, nach meinem Hinweis das Thema hier zu derailen. Ende der Veranstaltung. T.W.]
Aus Spangdahlem sind heute 8 F-16 nach Rumänien aufgebrochen (darüberhinaus 8 F-15 aus Lakenheath).
Hoffen wir, dass alle Kräfte heil zurück kommen.
Quelle: https://www.airforcemag.com/u-s-jets-deployed-to-poland-romania-prepared-to-scramble-in-support-of-nato-baltic-air-policing/
@Brainstormer
Warum sollten sie nicht? Unfälle ausgenommen, und hoffen wir, daß nicht „aus Versehen“ etwas passiert. Davon ab: RUS wird kein NATO-Mitglied behelligen.
@ Thomas Melber
Ausschließen würde ich aktuell nichts…
Nichts ist unmöglich, und die Geschichte lehrt uns dies, während sich die Lage zusehends von Woche zu Woche zuspitzt.
Weitere Truppen Verlegungen zeigen den Schulterschluss und die Bereitschaft innerhalb der NATO zu agieren.
Ob es zur de Eskalation beiträgt?!
Diplomatische Bemühungen führen aktuell nicht zur Entspannung.
Ich bin mir sicher das die Nächte im SHAPE lang sind und so einiges beim Wargaming erarbeitet wurde…
Was bleibt ist die Hoffnung das die wesentlichen Akteure einen kühlen Kopf bewahren…
@PzH2000:
„Zumindest für Heereskräfte extrem unwahrscheinlich. eFP bindet bereits erhebliche Kräfte der 1.PzDiv, “
Das beschreibt eigentlich die ganze Misere des Heeres. Wenn ein GefVerb (Btl +/-) schon erhebliche Kräfte einer Division bindet. Dann ist schon grundsätzlich etwas falsch. Ich weiß es geht um Enabler und die Rotationen – trotzdem ist es mit Blick auf 2027 ein unhaltbarer Zustand der sich seit 2014 kaum verbessert hat.
Jetzt eskaliert die Lage in Europa wie seit mindestens 30, wenn nicht 70 Jahren und Deutschland steht mit dysfunktioalen Landstreitkräften da.
Die Probleme dahinter sind lange bekannt, aber wurden und werden weiterhin politisch ignoriert und militärisch schön geredet.
Die WELT berichtet heute, dass in der gültigen Finanzlinie keine wesentlichen Großprojekte begonnen werden können.
Also sind wir dann auch in 10 Jahren mit Battlegroups überfordert.
Danke für nichts.
Hinweis:
Keine Kritik an der Truppe, sondern allen (!) Ebenen darüber in den letzten mindestens 10 Jahren (die Zeit hatte man nämlich angeblich, nur fehlte der Plan und der Wille).
Hallo zusammen. Normalerweise bin ich lediglich interessierter Leser. Allerdings möchte ich euch allen mitteilen dass ich eben auf der A93 in Oberfranken kurz vor Selb (Grenze CZ) teile eines Stryker Btl gesehen habe. Tippe dass die Richtung CZ unterwegs waren. Ich wünsche allen Beteiligten alles Glück auf dieser Erde dass es nochmal gut geht. @tw ich hoffe dass die Ortsangaben in Ordnung sind, sonst bitte raus nehmen. Vielen herzlichen Dank für Ihre Arbeit mit dem Blog!
@PzH2000:
Zur Verlegung:
Das ist mir alles klar, mir geht es um die Argumentation zu den mittleren Kräften, die dies eben anders vorsieht und als wesentliches Unterscheidungsmerkmal hervor hebt.
Aber eh egal, da es diese nicht gibt und es eh zu wenig Transportkapazität gibt.
@Thomas Melber:
Beide Einsatzländer grenzen direkt an ein Land, was in Kürze zu einem größeren Kriegsschauplatz werden könnte.
Es sind bei Konfliktsituationen (1988, 2014) dem Vernehmen nach selbst zivile Airliner unverhofft plötzlich und unfreiwillig auf 0 ft angekommen. Ob Versehen oder nicht, ist für das Endresultat unerheblich.
Wenn Sie sich keine guten Wünsche für die Kameraden, die dort für die Sicherheit des Bündnisses einstehen, abringen können, ist das bedauernswert.
Der Stolperdraht wird vergrößert und das ist auch gut so würde der Kanzler jetzt sagen
@PzH2000
„Zumindest für Heereskräfte extrem unwahrscheinlich. eFP bindet bereits erhebliche Kräfte der 1.PzDiv, die 10.PzDiv ist mit VJTF 2023 und Mali gut versorgt.“
Mit so einer Aussage wäre ich erstmal vorsichtig. Wenn man fragt melden doch immer einige Btl das sie noch eine Kompanie hätten.
@Memoria
„Das ist mir alles klar, mir geht es um die Argumentation zu den mittleren Kräften, die dies eben anders vorsieht “
Die Konzeption sieht vor, dass diese Kräfte selbstständig in einen einsatznahen Verfügungsraum verlegen können. Ob man das bei rein administrativen Verlegungen im Frieden nicht sinnlos macht und nur dann wenn es als Übung dienen soll ist doch klar. Das hat doch rein garnichts mit den Fähigkeiten dieser Kräfte zutun.
@ Memoria
Wenn man davon ausgeht, dass an Gefechtsfahrzeugen nach einer bestimmten „Laufleistung“ die ersten, regulären Defekte auftreten bzw. Wartungsarbeiten anstehen, dann ergibt es wenig Sinn, diese Laufleistung für die strategische Verlegung zu verbrauchen und schon die ersten (unnötigen) Ausfälle zu haben, bevor die Luft bleihaltig wird. Zumindest, wenn es die Lage zulässt, was ja hier eindeutig der Fall ist.
Mal ganz davon abgesehen, dass dies nicht nur das Material, sondern auch das Personal schont und ein militärischer Verlegemarsch – zumindest nach Bestimmungen der Bundeswehr – im Durchschnitt alle zwei Stunden für 30 Minuten unterbrochen wird, um technischen Dienst während der Benutzung durchzuführen und eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 60 km/h (Radfahrzeuge) für die Planung angelegt wird, wobei Kolonnen bisweilen durchaus ein veritables Verkehrshindernis darstellen und z.B. während der Ferienzeit nicht genehmigt werden sollen (kein Witz).
Demgegenüber bügelt der SLT für 4,5 Stunden mit 89,9 km/h über die Autobahn an Praha, Warszawa, Wrocław o.ä. vorbei ;-).
@chris
„Wenn man fragt melden doch immer einige Btl das sie noch eine Kompanie hätten.“
Komnt drauf an, wer wie fragt. Wenn KdoH lange genug mit bestimmten Vorgaben fragt, findet sich immer irgendwo noch eine Kp.
@PzH2000
Nur wenn man diese Btl fragt heißt lange genug wohl genau ein mal.
@ PzH 2000
Diese Abfrage erfolgt doch – wenn ich mich recht entsinne – halbjährlich und prognostisch für die kommenden zwei Jahre. Mittlerweile sollte das ganze IT-unterstützt ablaufen, weswegen das Lagebild über die Einsatzbereitschaft vorhanden sein sollte, ohne, dass man es gesondert abfragen müsste.
@Hans Dampf
Ja, die Abfrage erfolgt genau so. Die Kräfteplanung für Einsätze/ einsatzgleiche Verpflichtung sogar für vier Jahre.
Aber da reicht manchmal schon der Ausfall bestimmter Fahrzeuge oder Schlüsselpersonal, für eine wesentliche Lageänderung.
Alternativ kurzfristige Teilnahmen von unzweckmäßig kleinen (Teil)Einheiten an Übungen in fernen Ländern.
@Memoria:
Der Hauptgrund für die Verlegung auf mittels SLT/Bahn ist vor allem der Zustand der Straße DANACH.
Ein komplettes Striker-Bataillon fährt einem schnell. Mal eine Landstraße zu Klump, besonders, wenn die etwas schwächer ausgelegt sind.
Aber sehen wir es mal so:
Die Kameraden SIND verlegefähig. Das würde ich aktuell von unseren Kameraden in weiten Teilen bezweifeln.
Und JA, wir könnten das auch mal – bis Mitte/Ende der 90er….
Wirklich interessierte Fragen: Was macht denn die gesamte Führungsorganisation des Heeres, wenn die Einsatzbereitschaft und Verfügbarkeit der Einsatzverbände dort nicht bekannt ist? Wäre es nicht eine Frage der Disposition der Kräfte, Ausbildungsvorhaben und Einsatzbereitschaftsverpflichtungen so zu steuern, dass in realen Krisen Kräfte zur Verfügung stehen?
„Aber da reicht manchmal schon der Ausfall bestimmter Fahrzeuge oder Schlüsselpersonal, für eine wesentliche Lageänderung.“
Gibt es in den zahlreichen Stäben, Behörden und Kommandos keine geeigneten und ausgebildeten Soldaten? Warum kann ein Fahrzeug / System von so zentraler Priorität nicht innerhalb 3-4 Tagen repariert sein? Was passiert im Gefecht, wenn die Einsatzbereitschaft einer ganzen Einheit oder eines Verbandes an einem Fahrzeug hängt?
@DWE, was soll bitte die Führungsorganisation machen? Etwas zaubern?
Das ist die bittere Kehrseite der Medaille wenn man sich von einem Theoretiker vorrechnen lasst was sich an Geld sparen lässt wenn man eine Einheit nur mit 3 von ihren planmäßigen 9 Fahrzeugen real ausstattet weil damit der tägliche Grundbetrieb in der Einheit 48 Wochen im Jahr gesichert ist und ein anderer Theoretiker einem vorrechnet was man sparen kann wenn man, wie in der Industrie üblich, sein Ersatzteillager an Zulieferer und auf die Strasse auslagert oder gleich die komplette Werkstatt an Dritte vergibt.
Da gibt’s dann evtl noch auf Ebene der Division da eine oder andere Fahrzeuge und Ersatzteil in Reserve falls dann doch mal was ungeplant ausfällt, aber wehe es kommt ein realer Einsatz kurzfristig dazu oder da fährt einer ungeplant bei der Übung ein Fahrzeug kaputt. Dann fällt das Kartenhaus „Einsatzbereitschaft Material“ ruckzuck in sich zusammen.
@ DWE:
Ihre Fragen sind natürlich berechtigt – aber genau um da „einen Griff dran zu bekommen“, gibt es diese IT-unterstützte Einsatzbereitschaftslage. Die Grundidee ist, dass man alle Daten, die so in SASPF etc. pp ohnehin herumgeistern (Personal, Material. Fristenplanung etc. pp), bündelt, aufbereitet und dem jeweiligen Führer der verschiedenen Ebenen (Kompanie, Bataillon, Brigade, Division) zur Verfügung stellt, sodass dieser eine profunde Aussage treffen kann, ob seine Einheit/sein Verband/Großverband im Quartal X zur Verfüng steht oder nicht, oder nur in Teilen oder nur mit der Fähigkeit X. Wie bei allem anderen gilt hier natürlich auch: „Shit in, shit out“ bzw. was nicht gepflegt ist, kann auch nicht ausgelesen werden.
Naja, jedenfalls sollen zeitaufwändige „Meldeorgien“ dadurch entfallen und „oben“ ein halbwegs verlässliches und aktuelles Bild entstehen, was man so alles „zur freien Verfügung hat“ – wie funktional dieses System mittlerweile tatsächlich ist, kann ich indes nicht sagen.
Aber in diesem Zusammenhang sei angemerkt: Selbst wenn das Panzerbataillon mit seinen 44 Kampfpanzern schneidig eine halbe Stunde nach der Alarmierung im Technischen Bereich angetreten steht, kann man die Soldaten beruhigt wieder für einige Tage, wenn nicht Wochen nach Hause schicken. Denn natürlich hätte z.B. ein Bahntransport mehrere Wochen (um nicht zu sagen: Monate) im Voraus angemeldet sein müssen. Und ehe man 44 Schwerlasttransporte genehmigt hat, vergehen auch ein paar Tage. Wenn dann noch Ferien sind, wird es ganz eng. Warum? Weil wir uns im Frieden befinden. Da sind kurzfristige Dinge schlichtweg nicht vorgesehen.
@Hans Dampf, sowas gibt’s noch? Eine Einheit die über alle planmäßigen Fahrzeuge verfügt? Oder sind die Panzerbataillone da eine Ausnahme weil aus Zeitden des Kalten Krieges noch ausreichend Fahrzeuge eh da sind?
Die Bundeswehr kann kurzfristig nichts verlegen, da dies nicht vorgesehen ist. Bereitschaft? Fragen Sie den örtlichen Personalrat. Material? Fragen Sie die HIL. Autos? Fragen Sie Bw Fuhrpark. Um die Ortsnamen-Debatte aufzunehmen: wir sind im totalen Frieden. Die aktuelle Realität passt da nicht rein. Das wird ein böses Erwachen. Und was macht das BMVg? Richtig, eine Bestandsaufnahme. Wenn’s nur nicht so traurig wäre.
Es scheint mir neben der allgemeinen Knappheit auch ein Mangel an Verantwortung und Handlungssicherheit zu geben. In meiner Zeit im Flugbetrieb der Luftwaffe stieg die Einsatzbereitschaft für wichtige Übungen oder Einsätze regelmäßig um 20-30 Prozent an und dass wirklich mal ein Flugzeug wegen technischer Fehler den Slot für die Luftbetankung über den Atlantik nicht erreicht hat, war absolute Ausnahme. Es wurde fundiert von den technischen Gruppen der Einsatzverbände vorbereitet, Fehler an den Luftfahrzeugen anders bewertet, der Arbeitsaufwand erhöht und technische Lösungen gefunden … mit Fachkompetenz und unter oberster Priorität der Flugsicherheit. Wenn ich heute lese dass den Heereseinheiten im Baltikum Nässeschutz fehlt und in Afghanistan Fahrzeuge stillgelegt werden weil der TÜV abgelaufen ist, haben es sich m.E. die verantwortlichen Führer vor Ort und Ihre Führungskräfte in D. zu bequem gemacht im „Nicht befugt – nicht zuständig“.