Die (gar nicht so) neue Debatte: Mehr Geld für die Bundeswehr, mehr Schlagkraft?
Der russische Krieg gegen die Ukraine hat in Deutschland die Debatte über den Ausrüstungsstand und die Schlagkraft der Bundeswehr neu aufflammen lassen – und über die Frage, wie es mit dem deutschen Verteidigungshaushalt weitergehen soll. Eine – unvollständige – Übersicht (auch damit die Diskussion über den Ukraine-Krieg nicht von diesem nationalen Thema überlagert wird):
• Gleich am ersten Tag des Krieges hatte am (gestrigen) Donnerstag Heeresinspekteur Alfons Mais den, pardon, Startschuss für diese Debatte gegeben. Mit unmissverständlicher Aussage auf dem sozialen Netzwerk LinkedIn:
Vor allem die Aussage Und die Bundeswehr, das Heer, … steht mehr oder weniger blank da ist das öffentliche Eingeständnis des Chefs der größten Teilstreitkraft der Bundeswehr, dass die deutschen Streitkräfte auf vieles vorbereitet sind, aber nicht auf den Ernstfall.
Nun ist in Kreisen der Bundeswehr, aber auch in der interessierten (!) Öffentlichkeit diese Erkenntnis nicht neu. Schon im vergangenen Jahr hatte das Generalinspekteur Eberhard Zorn auf die Formel gebracht, die Truppe sei geplant einsatzbereit – mit langem Zeitvorlauf zum Beispiel in den Auslandseinsätzen. Schon die Vorbereitung auf den Einsatz als NATO-Speerspitze im vergangenen Jahr, bei dem Deutschland den Kern der so genannten Very High Readiness Joint Task Force (VJTF) stellen wird, hatte gezeigt: Ohne langfristige Planung und ohne das Zusammenleihen von Ausrüstung bei anderen Einheiten ist ein solcher Verband nicht einsatzbereit.
Deshalb, hatte Zorn im vergangenen Jahr im so genannten Eckpunktepapier für eine neue Bundeswehr aufgeschrieben, müsse die Truppe ohne lange Vorlaufzeiten auf eine Konflikteskalation zu reagieren [können], d.h. „Kräfte der ersten Stunde“ insbesondere an den Außengrenzen des Bündnisses einzusetzen. Dafür sei abgestuft eine Kaltstartfähigkeit, eine hohe Reaktionsfähigkeit sowie Durchsetzungsfähigkeit gegen vorhandene gegnerische „Anti-Access/Area Denial (A2/AD)“ Architekturen erforderlich – und damit auch eine hohe Einsatzbereitschaft bereits in Friedenszeiten.
Das ist auch, aber längst nicht nur eine Frage des Geldes. Deshalb ist auch noch offen, ob das offensichtlich gewandelte Bewusstsein in der Bundesregierung reicht, dass die Finanzplanung für den Verteidigungshaushalt der kommenden Jahre überdacht werden muss. Am (gestrigen) Donnerstagabend sagte der FDP-Chef und vor allem Bundesfinanzminister Christian Lindner in der ARD-Sendung Maischberger, die Bundeswehr sei seit Jahren auf Verschleiß gemanagt worden, und vor allem: Sinkende Verteidigungsausgaben passen nicht mehr in die Zeit.
Das ist vor allem vor dem Hintergrund der Zeitplanung für die Aufstellung des nächsten Bundeshaushalts von Bedeutung. In dieser Woche sollen die Gespräche des Finanzministeriums mit den anderen Ressorts abgeschlossen werden; am 9. März will das Bundeskabinett die Eckpunkte für die aktuelle Haushaltsplanung und für die Finanzplanung der kommenden Jahre festlegen. Absehbar scheint schon jetzt, dass die Forderungen aus dem Finanzministerium von Anfang des Jahres mit Einsparungen im Verteidigungshaushalt so nicht Bestand haben werden.
Aber es geht eben nicht ums Geld allein. Ausstattungprobleme sind ein wesentlicher Teil, schon die können auch mit mehr Geld voraussichtlich nicht kurzfristig, sondern erst über die nächsten Jahre gelöst werden. Die Kaltstartfähigkeit und die hohe Reaktionsfähigkeit, die der Generalinspekteur gefordert hat, hängt sehr stark von den Strukturen und Abläufen in Ministerium und Bundeswehr selbst ab.
Wenn voraussichtlich in den nächsten Tagen die Ankündigung kommt, dass die Bundeswehr im Rahmen der NATO-Unterstützung für die östlichen Mitglieder der Allianz zusätzlich eine verstärkte Kompanie auf den Weg bringt… dann hat schon das einen gewissen Aufwand erfordert, diese gut 100 Soldatinnen und Soldaten zusätzlich zu den ohnehin vorhandenen Verpflichtungen für die NATO Response Force und das NATO-Bataillon in Litauen zu finden, die Abfrage im Heer ging auch nicht über Nacht. Um es mit den Worten von Mais zu sagen: Die Bundeswehr steht mehr oder weniger blank da.
(Foto: Paradeaufstellung beim Besuch von Verteidigungsministerin Christine Lambrecht bei der NATO Battlegroup in Rukla/Litauen am 22. Februar 2022 – Jörg Volland/Bundeswehr)
Traurig, dass ein Land mit einer Wirtschaftskraft wie Deutschland es nicht schafft, eine einzige komplett einsatzbereite Brigade aufzustellen. Sogar für ein Bat. müssen wir alles überall zusammenkratzen.
Das kann doch nicht unser Anspruch sein.
Ich hoffe, Generalleutnant Mais wird gehört und es ändert sich was. Wenn nicht jetzt, wann dann?
Danke an die Amerikaner.
Nun … ehe alle wieder von den glorreichen Zeiten der Realpolitik der 50er & 60er Jahre schwärmen und entweder Aufrüstung heraufbeschwören oder „nachhaltige Isolierung“ als beste Lösung preisen…. vielleicht wäre mit einer nüchternen Analyse mehr gewonnen.
Szenarien durchgehen, Ziele formulieren, Umsetzung monitoren, Ziele mit Mitteln (Ressourcen) hinterlegen, Ziele erklären und langfristig verankern.
Wir leben nicht mehr in einer „einfachen“, bipolaren Welt. Szenarien wie aktuell in der Ukraine wird es in Zukunft häufiger geben. Wir sollten nicht den Fehler machen, auf andere zu schauen, sondern selbstbestimmt wissen wohin die Reise geht. Es ist nicht so, dass wir keine Macht hätten. Wir haben nur keinen Konsens über Ziele und auch nicht über Mittel. Und die Kommunikation… nun ja.
Aktuell ist Russland so stark bzw. scheint so, weil wir a) schwach sind und b) die Angst vor der Schwäche uns zusätzlich lähmt.
Daher sind die klaren Worten vom InspH nur zu begrüßen. „Deeds, not words“
@IamGroot
Zur Ausstattung mit Munition, MVG und zur Komplettierung persönlicher Ausrüstung (z.B. Nachtsehbrillen, wo erforderlich, u.a.) braucht man kein strategisches Ziel als solches – außer natürlich, die Bw „kriegstauglich“ zu machen. Das wäre schon einmal ein großer Brocken.
Daneben natürlich die Beschaffung bereits eingeführter Systeme, die allerdings noch nicht vollzählig in der Truppe angekommen sind. Ausstattung mindestens 100% – besser 120% – wäre auch ein Ziel.
Ich behaupte einmal, leicht verkürzt: Geld ist genug da. Die Bundeswehr braucht weniger Bürokratie, einschließlich SAZV, und ein neues Mindset in der politischen Führung, um das durchzusetzen.
Da kommt die Initiative der Verteidigungsministerin, das Beschaffungswesen im Sicherheits- und Verteidigungsbereich zu straffen, gerade recht.
Zumal das EU-Recht für diesen Bereich den Mitgliedstaaten doch recht großzügige Freiheiten einräumt, von denen andere Länder (u.a. Frankreich) m.W. auch regen Gebrauch gemacht haben.
Wenn unsere Soldaten ein neues Gewehr brauchen, muss das auch von der grundsätzlichen Bedarfsbestimmung über die Angebotseinholung, Truppenversuche und die Beschaffungsentscheidung zügig vergeben werden können. Solange eine nachträgliche Aufarbeitung bei Unregelmäßigkeiten gesichert ist, und ggf. auftretende Korruption entsprechend geahndet wird, ist der wettbewerbliche Nachteil m.E. verschmerzlich.
Idem für die Funkgeräte. Und die Tornado-Nachfolge. Und den STH.*.
Mehr Geld allein wird nicht reichen, wenn zuviel juristisches Flatterband dazu führt, dass keine PS auf die Straße kommen und am Ende dann immer alles teurer wird. Denn mal ehrlich: Solche Kabinettstückchen wie bei fast allen Vergaben der vergangenen Jahre für die Truppe kann sich doch kein Staat leisten. Wettbewerb hin oder her. Man kann gespannt sein, ob die VSVgV jetzt zeitnah diesbezüglich angepackt wird.
* Sieht ganz so aus, als könnte die grundsätzliche Fähigkeit zum effektiven Einsatz taktischer Atomwaffen durch Jagdbomber gegen feindliche militärische Großverbände durchaus künftig wieder an Bedeutung gewinnen, wenn Putin seine Großreichsfantasien auch in tatsächlicher Hinsicht auf die baltischen NATO-Mitglieder erstreckt und beginnt, auch dort von „Genozid“ zu faseln.
Vielleicht bin ich naiv, oder zu lange aus dem System raus. Aber es sollte doch relativ kurzfristig möglich sein Munition und persönliche Ausrüstung auf Sollstand zubringen. Es gibt auf dieser Welt genug produzierte Munition und genug Länder, die das sicherlich gerne verkaufen. Die in Deutschland vorhandene Industrie müsste man natürlich entsprechend pushen. Es ist ja alles erstmal da, dann wird das Zeug nicht sonst wohin geliefert sondern erstmal hier behalten.
Gleichzeitig sollte es doch möglich sein, aus den vorhandenen Einheiten und Material zügig Einheiten zusammenzustellen, die man auch verlegen kann. Auch wenn das bedeutet andere Einheiten zu kanibalisieren. (Die müssen dann natürlich nach und nach auch wieder aufwachsen.)
Daraus folgt doch dann:
1. eine klare Struktur definieren. Was und in welchem Umfang soll die Bundeswehr können?
2. eine Aufwuchsfähigkeit für den Spannungs- oder Bündnisfall schaffen.
3. Reine Freiwilligkeit wird für eine große Aufwuchsfähigkeit nicht ausreichen
4. Wiedereinführung der Wehrpflicht? Ggf. als klar zur Gewinnung einer Reserve definiert
5. Stärkung des Reservedienst inklusive Verfpglichtung von Arbeitgebern zum Abstellen der Reservisten?
6. Internationale Einsätze werden auch weiterhin kommen – das muss beachtet und eingeplant werden
Militärs neigen dazu immer den letzten Krieg als Ausgangsbasis für den kommenden zu nehmen. Das ist verständlich aber in unserer heutigen Zeit ein Problem. Daher müssen wir zwingend auf drei Bereiche planen:
1. LV/BV
2. Auslandseinsätze
3. Hybride Kriegsführung inklusive Cyberspace
So – das wird anspruchsvoll genug. Wenn wir da dann nciht nur über Personal sondern auch über alles mit Rädern, Ketten und den KRempel der Peng und Bumm macht reden dann wird schnell klar: das wird unglaublich teuer und zeitintensiv.
Wir haben halt im Rahmen der Friedensdividende nicht nur aufgehört Geld auszugeben sondern auch jede Menge Gerät verschrottet, abgegeben, verkauft. Wie wichtig dieses Zeug ist sieht man grade in der Ukraine. Die haben noch hunderttausende Kalaschnikows rumliegen gehabt die jetzt zur Aufrüstung der Territorialverteidigung genutzt werden.
Uns stehen extrme spannenden Zeiten bevor.
Die Materialausstattung ist nur die eine Seite des Problems. In den KÖPFEN muss viel mehr passieren. Ich kann GenLt. Mais nur zustimmen. Wann, wenn nicht jetzt, muss Wahrhaftigkeit wieder als militärische Tugend „auferstehen“. Ich habe die große Hoffnung, dass zwanzig Jahre des „Schönlügens“ zu Ende sind. Für mich persönlich das erste richtig große Staunen 1999, als der CdS einer PzDiv bei einer Korpsrahmenübung „seine“ Lage rettete, indem er ein Waffensystem einsetzen ließ, das erst ab 2005 in der US- Nachbardivision zulaufen sollte! Ich höre bis heute noch die Worte an mich: „Sie können die Kräfte rot in der linken Flanke als zsl von der Karte nehmen“. Beim Abschlußantreten des Stabes dann Siegesrede über den erfüllten Auftrag der Division…
ALSO: WANN, WENN NICHT JETZT! Und ich kenne (noch) genügend Offiziere, die sofort befreit mitmachen würden. Wenn der politische Wille sie nur lassen würde.
Es liest sich völlig unaufgeregt, wie Sie, Herr Wiegold, in der jetzigen Situation die harsche Kritik des Generals am Zustand des Heeres nach längerem Zögern kommentieren. Natürlich ist vieles davon seit langem bekannt, aber dieser Ihr Hinweis vernebelt nur die politische und militärische Verantwortung für diesen erbärmlichen Zustand.
Während in den letzten beiden Jahrzehnten Hunderte ehemaliger junger Offiziere die Universitäten bevölkerten, weil sie nicht weiter auf geschlachteten Schiffen oder fahruntüchtigen Panzern Dienst tun wollten, haben andere, geschmeidig im Umgang mit der Politik , fröhlich Karriere gemacht, in dem sie ihren zivilen Vorgesetzten nach dem Mund redeten.
Ein Neuanfang der Bundeswehr verlangt zuallererst den militärischen Wasserkopf zu entfernen, der durch sein Beschweigen der Wirklichkeit diese Lage maßgeblich beeinflußt hat. Trotz aller verpflichtenden Loyalität gegenüber seinem Dienstherrn muß ein Beamter nicht schweigen, in letzter Konsequenz nimmt man seinen Hut.
Wenn wie von Frau Högl gestern thematisiert, die Kälte- und Regenschutzausrüstung ein Thema sind, dann ist das ein Thema was allein am wollen liegt. Diese Ausrüstung ist vom Originallieferanten via Internet bestellbar. Das man als die Krise ab Mitte Januar greifbar wurde ist einfach nur mit nicht wollen zu erklären. Ich sehe auch nicht, dass man mit dem was verfügbar am Markt ist schnell anfängt die Lücken zu schließen.
@ TW.
Ich finde, Sie haben sehr klar und auch differenziert die Lage beschrieben. Es fasst u.a. auch zusammen, was in anderen Fäden schon mehrfach angesprochen wurde.
Geld allein, mehr Geld allein ist nicht die Lösung.
Strukturen, Prozesse und Abläufe sind Teil der Lösung.
Gleichzeitig müssen also bei den Ausgaben auch in der Organisation der Bundeswehr stärkere Prioritäten gesetzt werden. Kommandostrukturen sowie die Beschaffung von Ausrüstung und Waffentechnologien sind zu überprüfen und überarbeiten. Ziel war es doch im EPP „schlankere, funktionalere, resilientere Strukturen sowie kürzere und damit schnellere Prozesse in der militärischen Führungsstruktur, in der Beschaffungs- und Nutzungsorganisation und im Verteidigungsministerium zu schaffen“.
Mehr Geld zu fordern, kann richtig sein. Planbarkeit ist wichtig. Mehr Verantwortungsbewusstsein, klarere Entscheidungsstrukturen und mehr Flexibilität allerdings auch. Bitte auch keine Verschwendung. Sich nur auf „mehr Geld“ zu konzentrieren und das medial überzubetonen, ist eine Art Ablenkungsmanöver.
Geld sollte immer gut angelegt sein, verantwortungsbewusst ausgegeben werden, in der Gesellschaft und damit auch in der Bundeswehr.
Bisher ist das nicht so oft gelungen.
Erstens hoffe ich mal, das diese ehrliche „Blank“-Aussage nicht wieder disziplinarische Folgen nach sich zieht.
Aber hat die Bundeswehr, um vom „Blank“ wegzukommen, die richtige Ausrüstung?
Zu meiner Wehrdienstzeit (1985) konnten wir nahezu alles reparieren und warten.
In einem Podcast (war es Sichheitshalber?) habe ich gehört, daß von 53 A300M 40 zur Industriewartung stehen, wenn die Zahl nicht genau stimmt – die Tendenz stimmt sicher und gilt für alle komplexen Wafensysteme.
Ist die Ausrüstung robust genug?
„Ich behaupte einmal, leicht verkürzt: Geld ist genug da. Die Bundeswehr braucht weniger Bürokratie, einschließlich SAZV, und ein neues Mindset in der politischen Führung, um das durchzusetzen.“
Da gehe ich nur zum Teil mit. Wenn wir die Diskussion seit 2014 verfolgen hatte in den letzten beiden Legislaturperioden von den beiden Regierungsparteien vor allem die SPD keine Lust das 2%-Ziel umzusetzen. Die SPD hat offenen Wiederstand gezeigt und die CDU wollte sich langsam innerhalb von 10 Jahren den 2% nähern was auch nicht so viel besser ist.
Wenn im gleichen Zeitraum Russland konsequent 4% – 5% jährlich einsetzt wächst daraus ein Ungleichgewicht der Kräfte. Davor haben die meisten Politiker in Westeuropa die Augen verschlossen, so ehrlich sollte man sein.
Und natürlich ist Geld der Schlüssel, damit kann man sich die Lager mit Munition, Ersatzteilen und sonstigem Kram vollmachen, die Truppe komplett und vollständig ausrüsten um für den Ernstfall gerüstet zu sein. Außerdem können externe Dienstleistungen zugekauft werden um den komplexen Wartungen moderner Waffensysteme gerecht zu werden.
Die Bürokratie muss laufend überdacht werden aber war es früher so viel besser? Wenn ich lese wieviel Prototypen und Vergleichsmuster gebaut wurden bei den Panzerbeschaffungen in den 60ern und 70ern, das konnten die sich auch nur leisten weil genügend finanzielle Mittel zu Verfügung standen.
Was nutzt mehr Geld, wenn es in der Regel wenigstens 3 Jahre dauert, bis auf einen Bedarf reagiert wird.
Vorschlag/ Initiative starten, Bedarfsfeststellung, Haushalt und alles was dazu gehört.
Was bringt es, wenn Ausrüstung kleckerweise zuläuft? Hier mal 10000 Stück, da mal 5000 Stück. Und wenn dann teilweise noch Qualitätsprobleme dazu kommen wird es erst richtig lustig.
Rahmenverträge mit Artikelpreisen, bei denen ich froh bin, dass es mittlerweile möglich ist, über Amazon dez. Beschaffungen durchzuführen.
Grenzen für den Direktkauf, die nicht mehr zeitgemäß sind, nur unnötige Arbeit und Zeit für das Erstellen von BE (Beschaffungsersuchen ) und Ausschreibungen mit sich bringen.
Mehr Schlagkraft könnte ich auch mit den aktuellen Mittel erreichen. Warum einen niedrigen 2 stelligen Mio.Betrag für einen Schützenpanzer bezahlen, wenn es vom selben Hersteller einen gibt, der bei ähnlicher Leistung weniger als die Hälfte kostet. Kann zwar aufgrund seine Gewichtes nicht mit 400M transportiert werden, aber was solls ist, ist bei LV/BV nicht unbedingt von Nöten. Und da gibt es mehr als genug andere Beispiele.
Off topic. Man sollte auch über eine Wiedereinführung der Wehrpflicht, im Rahmen einer Personalerhöhung auf eine Stärke von 250000 bis 290000 Soldaten nachdenken. Das verbunden mit einem Pflichtjahr für alle.
Wenn die monetären Investitionen sich in einsatklare Hubschrauber ausdrücken würde hätten wir jeden Tag bestimmt über 200 Hubis für 3Flg/h pro Gerät einsatzklar (incl Pers, Mun/Ausrüstung) verfügbar haben!
„Die ADAC Luftrettung betreibt rund 50 Rettungshubschrauber der Typen EC135 und H145, die von 37 Stationen aus zu rund 54.000 Einsätzen im Jahr starten.“
Ich vermute für einen Bruchteil unserer Investitionen.
Es geht hier nicht um einen Vergleich, nur um eine Darstellung, Anhalt und die Feststellung, dass man Drehflügler in DEU betreiben kann ;-)
Für einen exakten und aussagekräftigen Vergleich fehlen mir die Daten. Aber evtl gibt es ja Mitlesen die Zahlen aufzeigen können.
man muss hier auf allen Ebenen tätig werden.
Der ganze Apparat war die letzten 20 Jahre aufs reine sparen gestimmt. Das muss eine neue Denkweise etabliert werden.
Dann müssen Strukturen angepasst werden.
Mehr Boots on the Ground / einfache Soldaten müssen verfügbar werden.
Ein genereller Aufwuchs gerade beim Heer wäre wünschenswert. Vielleicht auch im Rahmen einer starken Reserve für Konfliktfälle wie jetzt.
Dann kommen wir zum Thema Ausrüstung. Hier hilft viel Geld natürlich viel. Aber viel Geld ist nicht alles.
Es muss beschafft werden was SOFORT funktioniert -> keine Fertigentwicklung beim Kunden für ein Haufen extra Geld.
Es muss mehr beschafft werden als eigentlich benötigt wird -> Reserve
Die Beschaffungsprozesse müssen optimiert werden -> kurzfristig hilft vllt eine Anhebung der Mittelhöhe für den einsatzbedingten Sofortbedarf.
Gerade beim Heer gibt es viele offene Baustellen und es fehlt an MASSE.
Ich halte wie hier schon mehrfach erwähnt den Weg eines Sonderetats von 25-50 Mrd € zusätzlich zum weiter leicht steigenden EPL14 für zielführend. Manche Dinge die nötig sind können hier zeitnahe beschafft werden indem weitere Lose früher abgerufen werden:
SPIKE/MELLS
Munition (vom einfachen Gewehr bis zur 155mm Haubitze) und Ersatzteile
Flugkörper/lasergelenkte Bomben für Eurofighter (METEOR) und Tornado
Mehr Flugkörper für PATRIOT
weitere BOXER in allen Varianten (IFV, SHORAD, AGM155MM, JFST)
2. Los PUMA
viele H145M als LUH/leichter Panzerabwehrhubschrauber.
F35 denke ich dass man aus den USA auch recht schnell bekommen könnte
weitere EAGLE V / DINGOs / FENNEK
manche Dinge muss man neu beauftragen:
IRIS-T SLM -> Stärkung Luftabwehr
SHORAD für Boxer
Eurofighter ECR
Loitering Munition HERO / SPIKE NLOS
VULCANO 155mm
schwere Waffenstation a la EOS400 mit 30mm MK+SPIKE für leichte Fahrzeuge (Fuchs, Dingo2, EAGLE V, FENNEK)
2 Optionen F126 direkt ziehen
3. Los K130 beauftragen
uvm
-> das ganze muss man ZEITNAHE angehen und beauftragen… Problem beim Material ist dass das ganze 2-3 Jahre dauert bis eine gewisse Masse zugelaufen ist… die Strukturen/Personalumfang usw. muss on-the-fly parallel dazu optimiert werden.
„neues Mindset in der politischen Führung, um das durchzusetzen.“
Wenn ich sehe wie vergräzt Frau Lamprecht auf das „blank dastehen“ reagiert hat, habe ich da nicht viel
Hoffnung. Die Bevölkerung ist schlichtweg nicht willens und auch nicht fähig, sich eine kriegerische Handlung auch nur vorzustellen. Das spielt Putin in die Hände. Wenn er mit der Ukraine fertig ist, wird er mit noch weit unverschämteren Forderungen kommen. Finlandisierung des Baltikums, Polens, Ungarns und Rumäniens. Im Gegenzug der Verzicht auf Krieg.
Außenminister Baerbock sprach gestern von „unseren Soldaten“. Zumindest bei ihr scheint die neue Lage schon für verbesserte Schwerpunktsetzung gesorgt haben. Eine klarere Sprache wird auch zu klareren Gedanken führen und ist ein begrüßenswerter Schritt nach vorne.
Ich weiß nicht, was das Herumhacken auf der SAZV soll. Geleistete Dienste sind zu bezahlen, und wenn man knausert (oder unfähig ist, einen Befehl zu gestalten), dann sind sie zeitlich auszugleichen.
Ich weigere mich nachdrücklich, auf einen ineffizient, weil bürokratisch gestalteten Arbeitstag noch unbezahlte Stunden aufzusatteln, um „was erledigt zu bekommen“.
Dieser zutiefst unkameradschaftliche Ansatz, der nur zu Lasten der Soldaten und ihrer Familien geht, wird hoffentlich von Gerichten und Personalvertretungen schon im Keim zertreten.
Zunächst muss man sich darüber klar werden, dass Leuchtturmprojekte alleine nicht abschreckend wirken.
Wie wir gerade sehen, zittern wir vor einer Truppe, die auch keine High-End-Hyperwaffen einsetzt, aber schlichtweg Sprit, Munition und einsatzfähiges Gerät hat und es auch einzusetzen bereit ist!
Am letzteren hapert es doch schon bei uns.
Ganz unabhängig davon, was die Quartett-Daten potentiell über das eingesetzte Material aussagen.
Vor 25 Jahren wurde in der BW schon „Peng“ gerufen, weil keine Munition für Ausbildung in der Einheit vorhanden war und die Schuhcreme vom Nachbarn ausgeliehen, das damals „neue“ Lochkoppel nur für einen Tag zum fancy Antreten bei den Amis ausgegeben, und danach wieder einkassiert.
Das hat Methode.
Die zusätzlichen Korvetten wurden doch z.B. nicht zuvorderst geordert, weil es sonst nichts dringenderes gegeben hätte, was zu beschaffen gewesen wäre….
Der Einzelplan für die BW ist in weiten Teilen schlichtweg Wirtschaftsförderung und zeigen was man könnte, wenn man wöllte.
Wir. Wollen. Es. Aber. Nicht.
Wir bauen lediglich Eskalationsstufen ein vor dem RUD-SWIFT-Ausschluss, weil wir Angst davor haben, irgendwann Farbe bekennen zu müssen und stattdessen hoffen, dass es schon nicht so schlimm wird und in dem aktuellen Fall die UKR mit erträglichen Verlusten von Putin aufgewischt wird – damit unser schlechtes Gewissen nicht ganz so groß wird.
A) Der Betrieb militärischer Hubschrauber, insbesondere in der Marine, wird immer wesentlich teurer sein, als zivil, weil andere technische Grenzen ausgereizt werden, Ausrüstung genutzt wird, die es nur militärisch gibt, und die Stückzahlen in der Regel wesentlich kleiner sind.
B) Wo man schnell viel tun könnte, wenn man bereit wäre, Geld in die Hand zu nehmen, wäre das Anlegen einer Bevorratung von Ersatzteilen, Munition, Betriebsstoffen und anderen MVG für 30 Tage. Auch im Bereich der persönlichen Ausrüstung könnte schnell Abhilfe geschaffen werden.
C) Großgerät und Strukturen dauern länger, aber auch hier könnte man schon einmal bestellen und dann einlagern, bis die Einheiten aufgestellt werden. Insbesondere bei Pioniergeräten und Artillerie ist das Gerät ja grundsätzlich in D bestellbar und grundsätzlich auch schon in der BW eingeführt.
In der Tat kann man sich seit Ende des Warschauer Paktes/Wiedervereinigung fragen, wozu wir noch eine BW in der jetzigen Form brauchen?
Wie sehr hat sich Deutschland in den vergangenen dreißig Jahren verändert, ein Blick in die Medienlandschaft reicht, um zu erkennen, welche Themen heute oben auf der Agenda stehen, die BW gehört sicherlich nicht dazu.
Jetzt, im Augenblick der erschreckenden Krise, einer militärischen Auseinandersetzung ziemlich dicht vor unserer Haustüre, lässt natürlich die erschlafften Geister hochschrecken, aus allen Ecken tönen Rufe für Verbesserungen der Streitkräfte, die sonst niemanden interessiert haben, ja man entdeckt sogar, dass wärmende Unterhosen fehlen, obwohl es jedes Jahr seit 2017 in Litauen im Winter bitter kalt wird.
Es scheint, als ob die BW zu einem Finanzen vertilgendem Monster herangewachsen ist, bis zur partiellen Unfähigkeit zerrieben wird, zwischen einer Führung, die zumindest teilweise nur nach der nächsthöheren Besoldungsgruppe schielt, einer Waffen- und Rüstungsindustrie, die jede Erhöhung des Militärhaushaltes sofort in ihre Produkte einpreist, und eine im Vierjahresrhythmus wechselnde politische Führung, die jeweils eigenen Duftmarken setzen möchte.
Ich kenne mich wirklich nicht aus, wähle mal ein paar Auffälligkeiten aus, die mir ins Auge gesprungen sind, wie kann es sein, dass die Ausstattung von 20 Leopard 2 Panzern mit der israelischen Trophy-Abwehr für eine NATO- Speerspitze mit mehr als 120 Millionen zu Buche schlägt? (Quelle ESUT)
Wie kann es sein, dass die Modernisierung des Puma- Panzer, der im Prinzip gerade erst eingeführt wurde, über sechs Millionen Euro zusätzlich verschlingt, pro Stück?
Brauchen wir wirklich 53 A400 Transport- Flieger von Airbus, die irgendwo auf neu errichteten Betonflächen herum stehen, und keines der neuen gängigen Fahrzeuge wie Leopard, Boxer oder Puma in einem Stück aus Gewichtsgründen mitnehmen können?
Und zum Ende, auch um den Kreis zu schließen, noch die Anmerkung, ob wir wirklich noch ausreichend Personal finden werden, die die immer komplexeren Maschinen und Geräte bedienen können, auch weil die Industrie bessere Alternativen bieten kann, und zunehmend das „Risiko“ besteht, die Freiheit Deutschland irgendwo am Hindukusch, im kalten Baltikum, oder gar am Golf von Guinea verteidigen zu müssen?
Ich denke nicht dass man mit pessimistischem Schwarzsehen alleine weiter kommt. Wenn man sieht wie viele A400M mittlerweile im täglichen Einsatz fliegen, wenn man sieht, wie man kurzfristig Eurofighter verlegt hat, dann sehe ich schon noch Fähigkeiten die tatsächlich vorhanden sind und mittlerweile auch funktionieren.
Ich fand die doch sehr selbstkritische und offene Bewertung gestern sehr erfreulich. Man muss jetzt ehrlich mal resümieren was zukünftig eigentlich unser Auftrag sein soll. Dafür gibt es Experten, aber ich sehe das so:
1. Wir müssen Europas Sicherheit garantieren können und in der Lage sein, das Baltikum und Polen auch ohne große US Hilfe verteidigen zu können. Damit entlasten wir die USA, wenn China gleichzeitig Taiwan angreift und die USA und den Westen so in einen 2-Fronten-Krieg zwingt (insofern ist es eigentlich etwas dumm von Putin, er hätte das auch einfach in 5 Jahren machen können).
2. Der „Westen“ muss m.E. wirtschaftlich über neue Kooperationsmodelle nachdenken. Brexit war ja auch gefördert durch die russische Desinformationskampagne und damit Teil einer Strategie. Hier brauchen wir m.E. über die militärische Stärkung hinaus auch einen engeren politischen Verbund mit dem „Westen“ – weil die Weltordnung absehbar bipolar wird, mit einem blockfreien Block dazwischen.
3. Dennoch müssen wir in der Lage sein, auch begrenzte internationale Operationen mit Partnern durchführen zu können. Wir dürfen Afrika nicht China und Russland alleine überlassen.
So, jetzt gibt es wahrscheinlich gleich Ärger weil es etwas zu Off-Topic ging. Aber aus dieser Auftragsdefinition resultiert m.E.:
1. Fähigkeit zum symmetrischen Krieg in Europa – getrennt in ein hochprofessionelles mobiles Heer und Aufwuchsfähigkeit von Wehrpflichtigen.
2. Ausreichend Munition und Sicherstellung qualitativer Überlegenheit – das geht nur mit großen Stückzahlen.
3. Fähigkeit zu schnellen Operationen.
4. Offensive Cyberangriffsfähigkeiten – man muss manchmal auch mal gegenhalten.
Alles nicht neu, aber aktueller denn je.
Der Heeresinspekteur Mais sagt, dass die Bundeswehr mehr oder weniger „blank“ dastehe. Das glaube ich auch, wenn ich die endlosen Debatten über Ausrüstung und Beschaffung etc. lese. Nur was geschieht mit unserem Geld? Der Verteidigungsetat Deutschlands bewegt sich in der Höhe von Frankreich und Großbritannien. Nur diese Länder sind mit ähnlich hohen Mitteln wesentlich schlagkräftiger ausgerüstet: Atom-U-Boote, Flugzeug- und Hubschrauberträger, usw.! Ich frage mich immer wieder wohin unser Geld fließt, wenn andere Staaten mit ähnlich hohem Etat besser ausgerüstet sind als wir. Die endlose Debatte über den Tornado-Nachfolger ist doch peinlich; genauso die über bewaffnete Drohnen. In der Großen Koalition war die SPD dagegen – jetzt muss sie wohl umdenken…
Bemerkenswert auch, dass in Deutschland Waffensysteme entwickelt werden, die sicherlich gut sind und von anderen Staaten gekauft werden (z.B. IRIS-SLM, IDAS – das jetzt erst bei U212-NG eingerüstet werden soll).
@alle: Erst einmal vielen Dank für die informative und sachliche Diskussion zum Thema (das ist Ernst gemeint!)!
Vielleicht spanne ich einen zu großen in diesem Kommentar, aber ich habe den Eindruck, dass in den letzten 20-30 Jahren nicht nur bei der Bundeswehr, sondern auch in anderen öffentlichen Bereichen eine Mentalität des kurzfristigen Abgreifens Schule gemacht hat:
– Da lässt man Infrastruktur (Brücken, Schienen usw.) einfach verrotten und wundert sich, dass ein Neubau unglaublich lang und teuer ist.
– Da wird die BW kaputt gespart und man wundert sich, dass man nicht mit einmal viel Geld sie schnell wieder auf den Stand von vor dem Ende des kalten Krieges wuchten kann.*
Eine kleine Anekdote am Rande: In meiner früheren Stelle in einer größeren deutschen (zivilen) Behörde hatten meine Techniker-Kollegen (Telefonie, IT) immer wieder ihre liebe Mühe, unseren damaligen Chefdarsteller davon zu überzeugen, in Wartung und Modernisierung von Systemen zu investieren. Der Grund: Im war das nicht ,,sexy“ genug, denn er wollte ,,nach oben“ lieber mit ,,state of the art“-Spielsache ,,glänzen“ (wörtliches Zitat von ihm).
Vielleicht kriegen wir in Deutschland ja noch die Kurve und können wieder Investitionen für die Allgemeinheit (und für mich zählt eine gut aufgestellte BW dazu!) nachhaltig gesichert, anstatt immer wieder vor dem selben Scherbenhaufen zu stehen.
* Zum Thema, wie lange es braucht, um eine Armee wieder ,,flott“ zu machen, bzw. aufzustellen, empfehle ich das Buch ,,Deutsche Krieger“ von Sönke Neitzel.
Nichts für ungut, Material kann man kaufen – die Fähigkeit, es sinnig einzusetzen, nicht.
Eine deutsche Brigade oder ein deutsches Bataillon würde ins Geschehen eingreifen wie die Helden, und ebenso fallen, wenn man sich anschaut, was die Russen so allein an Kampfhubschraubern aufbringen können.
Man hat die Heeresflugabwehrtruppe restlos und gründlich zerschlagen – selbst, wenn man jetzt den FlakPz Gepard oder etwas ähnliches beschafft, so ist das „know how“ für den Einsatz bodengebundener, verbandsbegleitender Flugabwehr schlichtweg nicht mehr vorhanden. Es wird viele Jahre dauern, es wieder zu erlangen.
Ein ehemaliger Inspekteur sagte, man werde diese Fähigkeit nur „temporär“ einbüßen. Diese Aussage war schon damals schlichtweg lächerlich.
Von organisatorischen Unzulänglichkeiten, wie z.B. dem Fehlen von Brigadeartillerie, mal ganz zu schweigen.
„Bedingt abwehrbereit“ wäre noch geschönt.
Ansonsten kann ich mich nur einem Vorredner anschließen: Die Reaktion der Ministerin auf die deutliche Aussage vom Inspekteur des Heeres lässt nichts gutes erwarten. Erfreulich hingegen sind Aussagen aus anderen Ecken der „Ampel“, nennen wir sie mal Habeck und Baerbock.
Es erwartet niemand kampfstarke Einheiten von Deutschland. Niemand in der NATO is überrascht, das Deutschland nun fast nichts leisten kann und Probleme hat, seine Zusagen überhaupt zu erfüllen. Nie war eine schlechtere Zeit für Jammern und Selbstgeißelung und niemanden interessiert es by the way. Es gilt das möglich zu machen, was möglich ist und da limitieren die eigenen Ansprüche, die nicht erfüllbar sind, gerade nur. Dann hat man eben nicht alles an Ausrüstung und eigener Unterstützung und muss improvisieren oder sich auf andere verlassen. Man kann jetzt nicht den Ausgang der nächsten Reform abwarten.
Hier im Blog lese ich spannende Debatten, doch seltener das Ansprechen von Verantwortung.
Verantwortung wird von A nach B verschoben.
Doch was hätte man im eigenen Bereich machen können?
Nichts weil kein Geld da ist?
Zu kurz gesprungen!
Dieses bürokraisierte und beförderungsorientierte System entstand nicht von allein.
Bei jeder Reform wurden die mit besonderem Reformeifer belohnt. Kritik wurde als ‚altmodisch‘ und rückwärtsgewandt abgelehnt. Kritiker wurden zum Schweigen gebracht.
Jetzt jammern militärische Führungskräfte, holen sich Unterstützung von der Frau Wehrbeauftragten, weil wieder mal (wieder) Kälteschutz fehlt.
Merkt denn niemand, dass eine konforme Generalität das alles mitgetragen hat? Selbst Fehler machte, die man nun schön redet?
Wenn es gestattet ist, man lese bitte mal auf offiziellen und privaten accounts auf twitter, was der Bundeswehr und ihren Führungskräften in den letzten Jahren so wichtig war. Was manche Generale und Admirale so als relevante Theme einstellten, das erinnert mich (sorry!) an feudale Zeiten. „Schau wer ich bin!“ ….einfach ein toller Typ, und ich finde (immer) gut, was da oben alles gemacht wird. Beifallklatschen hat schon immer genutzt!
Hier im Blog wurden auch „Modethemen“ benannt.
Kann alles ok sein, wenn der Verfassungsauftrag der BW gewährleistet ist. Doch er war es es über Jahre nicht, ich vermute im Interesse der eigene Karriere haben manche Spitzenführungskräfte mitgetragen, was sie heute bedauern.
Man muss gründlich erneuern. Vorauseilender Gehorsam war bisher eine Schwäche der BW. Dazu kommt, „Haltet den Dieb“, so lautet bekanntlich ein geflügeltes Sprichwort das charakterisieren will, wie ein ertappter Dieb oftmals mit großem Geschrei andere beschuldigt um so von seinem eigenen Vergehen abzulenken.
Nun, wurde es nicht gestohlen, man war kein Dieb. Ablenkung ist allerdings ein Markenzeichen der Generalität.
Beim Geld, gerade für Verteidigung, reden immer alle mit.
Zu den Fakten gehört zunächst einmal, dass aus dem deutschen Verteidigungsetat auch die Pensionen sowie diverse Ausgaben für bereits ausgeschiedenes Personal finanziert werden.
Auf einen erheblichen Teil der stetig steigenden Betriebsausgaben hat die Bundeswehr keinen Einfluss. Von der allgemeinen Inflation ist sie ebenso betroffen wie jeder Bürger – nur halt in ganz anderen Dimensionen. Diese jährlich steigenden Ausgaben müssen erst einmal durch höhere Verteidigungsausgaben kompensiert werden, um überhaupt investieren zu können. Entgegen der regelmäßig kolportieren Sicht, hat ein jährlicher Anstieg des Verteidigungshalts um genau den Betrag, der für Betriebsausgaben mehr aufzuwenden ist, mit „Aufrüstung“ nichts zu tun.
Auf die Preise der Wirtschaft, darunter auch der Rüstungsindustrie, hat die Bundeswehr nur sehr bedingt Einfluss. Die Zeiten, in denen die Bundeswehr „Goldrandlösungen“ gefordert hat, sind schon sehr lange vorbei. Bei allen Beschaffungen ab 25 Mio. € „mischt“ zudem das Parlament (also die Politik) mit – und da geht es natürlich auch um Arbeitsplätze in Deutschland. Im Ergebnis sind die dann zu bezahlenden Preise für die Bundeswehr „ein Fakt“. Entweder kann man die dann aus dem Verteidigungsetat bezahlen oder die Beschaffung findet eben nicht statt. Es kommt also nicht darauf an, ob man „gefühlt“ die derzeitige Höhe des Verteidigungsetats für auskömmlich hält, sondern schlicht darauf, was man damit tatsächlich kaufen kann. Und hierzu hat der Inspekteur des Heeres aktuell implizit Stellung genommen (Stichwort „blank“).
Schließlich bringt das kurzfristige „Überschütten“ der Bundeswehr mit Geld nichts. Es kommt auf eine stetig steigende Finanzlinie an. Die Bundeswehr und die ausführende Wirtschaft brauchen Planungssicherheit. Dazu muss der Verteidigungshaushalt in der Finanzplanung des Bundes einen Anstieg mindestens entsprechend der 2%-BIP-Linie aufweisen, so dass neben der gesicherten Abdeckung steigender Betriebsausgaben dann auch langfristige Verträge für neue Investitionen geschlossen werden können. Genau das wird der Bundeswehr seit Jahren verwehrt. Der Verteidigungsetat wurde in den letzten Jahren immer nur von Haushalt zu Haushalt erhöht, doch in den Jahren danach wurden der Bundeswehr stets stagnierende oder fallende Finanzlinien vorgegeben. Damit können die erforderlichen Investitionen nicht erfolgen.
Nur mit Geld allein ist es wohl nicht getan. Die Bundeswehr muß als Teil unserer Gesellschaft m. E. auch wieder fester in dieser verankert werden ohne das militärische zu
Überhöhen oder zu Glorifizieren. Dazu sollten gerne Pädagogen aller Fächer zu Informationsaufenthalten in der Truppe eingeladen werden.
Verweist man in meinem zivilen Bereich z.B. Pflegeschülerinnen im harmlosen Pausengespräch darauf, daß es auch einen Sanitätsdienst der Bundeswehr gibt, kann es je nach Einrichtung heikel werden.
Einiges kann man aus der Wirtschaft adaptieren und einiges sollte man tunlichst nicht auf ein Militär anwenden…..
Die Sache mit der Persönlichen Ausrüstung. Wie macht es die Wirtschaft…… da hat man einen Rahmenvertrag und bestellt einfach nach. Man kann den Mitarbeiter ja nicht mit dem Firmen-Logo vom alten Arbeitgeber herum laufen lassen.
Also hat das Logistikzentrum/Kleiderkammer immer etwas da und bestellt selbstständig nach.
Fahrzeuge vom PKW über LKW bis hin zu Flugzeugen und Schiffen werden bei ihrer Anschaffung bereits eingepreist wie lange man die Betreiben will…. kein Fuhrunternehmer fährt mit 40 Jahre alten LKW. Die sind viel zu teuer und unzuverlässig.
Beim Militär weiß man eigentlich mein LKW gurkt durchs Gelände also nach 10 Jahren wech damit…. VEBEG mach damit noch nen Euro und der neue steht schon auf dem Hof.
Jeder Reeder weiß nach 15 Jahren geht mein Schiff wech…. da muss die Marine eigentlich wissen. Wenn ich eine neue Frigatte bekomme muss ich sofort mit der Projektierung der Ablöse Klasse anfangen.
Gewisse Prozesse sollte man Mal überdenken. Wenn man einen Beorderten Reservisten hat…. muss man den jedesmal quasi neu einkleiden und komplett zum Doc schicken…. reicht das nicht ihn/sie einmal im Jahr beim Truppenartzt vorbei gucken zu lassen.
Welchen Sinn ergibt es sich hochqualifiziertes Personal zu halten das aber quasi nur im Einsatz arbeiten darf. Instandsetzungstruppe kann bestimmt 90% der anfallenden Arbeiten ohne Probleme selber auf dem Hof erledigen, müssen die ja können.
Bei der Marine war es beispielsweise in grauer Vorzeit üblich festgelegte Werftliegezeiten durchzuführen bei denen gewisse Baugruppen und Ausrüstungen nach festgelegten Fristen getauscht wurden und dann im Arsenal oder der Industrie überholt um sie der nächsten Einheit einzubauen. Das Schiff war aber immer in einem Einsatzklaren Status wenn es im Hafen lag.
Macht übrigens jedes Eisenbahnverkehrsunternehmen so bis heute….
Munition ja die sollte man als Militär echt auf Halde liegen haben…. die Amis überlagern ihre Granaten auch nicht…. da wird es verschossen eh es gammelt. Vielleicht gewohnt man sich wieder an regelmäßig die großen Truppenübungsplätze der NATO zu besuchen…. ist dann für so eine Brigade / Division auch eine Klasse Verlege Übung quasi all inklusive.
Was kostet mich mein uniformiertes Beamtenheer eigentlich?
Muss man sich jeden dritten Soldaten im Status eines BS halten? Oder ist es nicht wirtschaftlicher und attraktiver einem SaZ25 entweder eine gute Betriebsrente zu zahlen bei der er/sie dann noch nach Belieben zu verdienen dürfen oder die Leute in den ÖD abgeben und die Differenz im Einkommen zu tragen.
Brauen wir 200 Generale oder reichen bei der aktuellen Plangröße nicht 80 oder 90?
Müssen wir uns ineffektive Kleinstandorte halten oder ist es für ganz viele Dinge nicht sinnvoll möglichst große Standorte zu haben?
Die Bundeswehr hat als Kernaufgabe eben nicht den Katastrophenschutz, wo sie in ganz kurzer Zeit überall sein muss.
Möglicherweise lässt uns der in sozialen Medien neuerdings so aktive InspH doch teilhaben, was er selbst zum Herstellen der „Kriegstüchtigkeit“ beitrug.
Ich meine abseits von Reden und Begriffen.
Es wäre an der Zeit.
Und wie immer wenn es um den Verteidigungshaushalt geht, wird immer nur über Material geredet, egal ob in der Politik oder hier. Panzer, Flugzeuge, Gewehre, Munition, das Beschaffungswesen an sich. Immerhin bringen mehrere Kommentatoren noch den Faktor „Umdenken/Mindset ändern“ mit ein. Das viel schwieriger zu lösende Problem ist aber das Personal. Ob ich 50 oder 200 Panzer respektive Flugzeuge rumstehen habe ist nur halb relevant denn 1.) sind das immer noch um Größenordnungen zu wenige und 2.) fehlen die Personen, die sie bedienen können. Ohne Wehrpflicht scheint es offensichtlich ein „Soft Cap“ bei 185000 Soldaten und Soldatinnen zu geben. Von diesen 185000 würde ich mal vermuten, zwei Drittel oder mehr sind überhaupt nicht gefechtstauglich im klassischen Sinn. Sie sind in was Anderem ausgebildet (lösbar), zu alt, körperlich eingeschränkt durch was auch immer oder schlicht kampfunwillig, weil man sie ja seit vielen Jahren wie normale Arbeitnehmer behandelt hat. Dazu noch die kopfstehende Dienstgradpyramide („Jetzt hochschalten, Herr Oberst!“).
Um das klarzustellen: Ich gebe die Schuld daran nicht den Soldaten, die sich in ein bestehendes System eingefügt haben. Schuld ist für mich zum Einen die Politik, die bei der Bevölkerung durch eine nicht zu teure „Wohlfühl-Bundeswehr“ im Stile eines bewaffneten THW punkten wollte, zum Anderen die militärische Führungsriege, die aus Opportunismus immer mitgespielt hat. Was uns an diesen Punkt geführt hat, ist eine geduldete Kultur der Unehrlichkeit.
So etwas löst man nicht mit einer weiteren Reform. So etwas löst man nur mit einem kompletten Neustart, Amt Blank 2.0 sozusagen.
Rolf Mützenich und die nukleare Teilhabe (gehört ja auch irgendwie zur „Schlagkraft“, oder ?)
Heute 25.02.2022 vormittags im DLF Deutschlandfunk gehört, dass Mützenich nicht viel von der NT hält, da sie ja auch, wie man jetzt sieht, Russland nicht von seinem derzeitigen Handeln „abgeschreckt“ hat.
Das wurde dann in den Nachrichten rauf und runter wiederholt.
Da frage ich mich, ob der Mann nicht ein grundsätzliches Verständnisproblem (!) hier hat.
„Wir“ schreckten den Russen allenfalls von was ab, wenn wir androhen: „marschierst du in die Ukraine ein, schicken wir unsere nuklearen Teilhabeflieger los“ [und machen Kaliningrad platt]
In der Situation dieser Tage fast unvorstellbar, und daher zumindest eine grobe Verzerrung von Mützenich, oder ?
So war / ist das doch nicht gemeint mit der NT. Wenn man das richtig verstanden hat, zählen diese Freifallbomben zur taktischen Kategorie. Szenario z. B.: Bodenkämpfe wüten, sagen wir um Suwalki corridor, der Russe geht taktisch nuklear ( = heißt, die Abschreckung versagt !), und dann darf der Flieger aus Büchel los, um z. B. irgendwo in der Kaliningrad oblast zuzuschlagen. Wohl als one-way-mission. Aber das Prinzip ist wichtig.
D. h., das wär dann unser (Verteidigungs) beitrag NT, unsere Teilhabe, unser Mitwirken am rituellen gegenseitigen Selbstmord. Auf Deutsch gesagt.
Denn die Abschreckung hätte dann ja „versagt“. Der andere – hielt unsere Drohung für nicht mehr überzeugend und went nuclear.
(obwohl man sich mit der Klärung von Schuldfragen wie „wer hat zuerst“ im aftermath, offensichtlich, schwertun dürfte)
Sollte ich das falsch dargestellt haben, bitte korrigieren. Nur, so wie Mützenich das heute im Radio sagte – ein Experte – kommts einem schon etwas bizarr vor.
Nun ist der Inspekteur des Heeres nicht der einzige der aufschreit, nur tun es die meisten nur intern und „das niedere Volk“ weiß genau, was ihm blüht, wenn es die Missstände in den Streitkräften offen darlegt.
Letztlich macht man das Beste aus der Situation in der Hoffnung, dass es nicht zum Äußersten kommt.
Es ist beileibe nicht so, dass Ausrüstung und Waffensysteme zu komplex wären, um sie noch bedienen zu können. Es ist auch nicht so, dass man die bestehenden Systeme – die sicherlich nach wie vor zu den besten der Welt gehören – nicht in ausreichender Stückzahl bekommen könnte – von entsprechender persönlicher Ausrüstung und Handwaffen mal ganz zu schweigen, ABER:
es ist leider auch so, dass wir in der Bundeswehr glauben, alles können zu müssen und dies regelmäßig zu Lasten der Kernfähigkeiten geht. Und diese Kernfähigkeiten – die Befähigung zum Kampf am Boden vor allem – gerät damit immer mehr in den Hintergrund. Damit verbunden ist dann die verzögerte Ausstattung dieser Kräfte und die Ausrüstung mit vor allem bodengebundenem Großgerät.
Neun Kampftruppenbrigaden – die D/F Brigade als MN Grossverband müsste man hierbei gar noch ausklammern – also maximal 180 km Breite, die man ohne Bündnispartner ohne jede eigene Reserve noch verteidigen könnte. Und nichtmal diese Kräfte sind auch nur annähernd zu 100% ausgestattet. Von 68000 Soldaten im Heer sind gerade mal rund 20 Kampftruppenbataillone – also etwa 12000 Soldaten. Das sagt allein schon alles. Strukturell völlig desorientiert und an der Wirklichkeit vorbei – materielle Ausstattung, Ausrüstung und Großgerät hinsichtlich der Verfügbarkeit und Einsatzbereitschaft jenseits von Gut und Böse!
Wer dann noch ins Depot des Militärhistorischen Museums in Dresden geht und dort eine Panzerhaubitze 2000 bestaunen darf, wundert sich wohl über nichts mehr.
Die Soldaten kämpfen mit dem was sie haben – ob das reicht, sollte man sich ernsthaft überlegen und etwaige Mängel evtl etwas zügiger als bisher abstellen.
Torsten Angerer sagt:
25.02.2022 um 10:43 Uhr
„dass die Ausstattung von 20 Leopard 2 Panzern mit der israelischen Trophy-Abwehr für eine NATO- Speerspitze mit mehr als 120 Millionen zu Buche schlägt? (Quelle ESUT)“
Niedrige Stückzahl = hohe Kosten
– System muss durch Rafael an Leopard angepasst werden (Software, etc.)
-Leopard muss für das System ertüchtigt werden (Turm, Fahrgestell, Stromversorgung, etc.)
Solange es nicht gelingt sich dort mit anderen Nationen zusammen zu tun, wird es nicht billiger.
„Brauchen wir wirklich 53 A400 Transport- Flieger von Airbus, die irgendwo auf neu errichteten Betonflächen herum stehen, und keines der neuen gängigen Fahrzeuge wie Leopard, Boxer oder Puma in einem Stück aus Gewichtsgründen mitnehmen können?“
Der A400M kann von unbefestigten Pisten starten. Sowohl GTK Boxer als auch der SPz Puma können mit Abstrichen (teilzerlegt) transportiert werden.
Geht aber ja nicht nur um die ganz großen Dickschiffe. In AFG 2021 hat sich der A400M eindeutig bewährt.
Die Ukraine wäre sicher froh, wenn sie jetzt den A400m hätten, um damit Kräfte gezielt verlegen zu können.
Statt in ein „hätte, hätte, Fahrradkette“ zu verfallen, stellt sich für mich derzeit die Frage, welche Handlungsoptionen wir aktuell haben, um z.B. auf eine Blockade der Suwalki-Lücke zu reagieren.
Man muss konstatieren, dass es im Moment nicht viel bringt einen Weihnachstwunschzettel zu schreiben. 30 Jahre lang wurde die Bundeswehr heruntergefahren, genauso lange dauert es auch sie kräftemässig auf einen modernen Stand zu bringen.
Das bringt uns in der aktuellen aussenpolitischen Situation gar nichts. Es bringt auch nicht viel hie und da ein Flugzeug, einen Hubschrauber oder einen Panzer zu kaufen.
Ein kleiner Zahlenvergleich:
Russland hat in wenigen Wochen mindestens 150.000 Soldaten an der ukrainischen Grenze stationiert (Wohl eher das doppelte, aber noch weiter zurückgezogen).
Die Bundeswehr besteht aus 180.000 Mann, das Heer nur aus 60.000. Und wir hatten Probleme eine (!) funktionierende Brigade im Baltikum zu stationieren (inklusive ausgeborgtem Gerät).
Natürlich stehen wir blank da. Wenn ich mich an die Bestände aus den 80ern erinnere und heute sehe, dass schon seit langem nichts mehr davon da ist. Kann mich noch an die Hallen erinnern, in denen dutzende Kübelwägen in Reih und Glied standen, nigelnagelneu. Gut heute wäre das eine wertvolle Oldtimersammlung, damals hätte man damit aber die Landesverteidigung sichergestellt.
Wenn ich feststelle, dass wir keine Kreiswehrersatzämter mehr haben. Wie soll man denn da eine Reserve aufstellen? Durch dieses Karrierecenter? Echt?
In der Vergangenheit wurden im großen Stil Liegenschaften rückgebaut, verkauft, geschlossen. Wieviele Kasernen hat man zugemacht? Aber Hauptsache Zwei-Mann-Stuben. In den letzten Jahren hat die Bundesbahn tausende von Güterbahnhöfen abgebaut. Haben wir noch genug Güterzüge für eine funktionierende Logistik? Können wir noch schweres Gerät im großen Stil transportieren?
Das Problem ist wesentlich tiefgreifender und nicht mit dem Kauf fehlender Ausrüstung zu lösen. Denn auch die Industrie kann den Bedarf nicht herbeischnippsen oder aus dem Boden stampfen. Viele Produktionsstraßen wurden in der Vergangenheit geschlossen.
Aktuell müssen wir die Lage anders lösen, aber vor allem nicht so viel planen – machen. Kommen se in Wallung, hiess es bei uns damals.
Und eine Bundeswehrreform steht danach an. Hoffentlich kommen wir da heile durch.
Auch wenn ich, wie oben schon zu lesen ist, nicht zufrieden bin, ist nicht alles nur schlecht und abgewirtschaftet.
Als Beispiel möchte ich hier den Zulauf an von 71 UTF 5/15 t als Ersatz/Ergänzung 5/10 t gl(w), Multi A1 oder 14 MERLO als Ersatz für die Uralt FUG 2t. Auch wird es in absehbarer Zeit wieder Kradmelder in der SKB geben, hier wurde Bedarf erkannt und gehandelt.
Für die Unterstützung von Ausbildung (.z.B. GefSchießen, Patrouille zu Fuß), zur Erkundung im Vorfeld von Übungen, wurden dez. Drohnen beschafft, die intensiv genutzt werden.
Hier wurde mit wenig Geld, unbürokratisch und schnell ein großer Mehrwert geschaffen.
Wer Putin jetzt endlich ernst und beim Wort nimmt, muss erkennen, dass im schlimmsten Fall noch knappe drei Jahre bleiben, um die seit Mitte der 90er Jahre begangenen Fehler durch Rückbau und Vernachlässigung der Streitkräfte in DEU und Europa zumindest in Teilen rückgängig zu machen. Sollte der nächste US-Präsident (dann wieder) Trump heißen, steht Putin das Tor zu seinem „Europa vor 1997“ durch dem zu erwartenden Ausfall der NATO-Kernnation weit offen.
@Akki: Danke für ihren Beitrag, entsprechend der Aussage von General Mais bekommt der Begriff „Amt Blank“ ein völlig neue Bedeutung. Sarc off.
Ein hervorragendes Beispiel für „mehr Geld – mehr Schlagkraft ?“ ist der Auftrag 2 x 8 Mk 41 VLS Zellen an LM im Zuge des F 126 Projektes (Meldung in EsuT vom 16.02.2022).
Die Befürchtung das vier (+2 Optional) Fregatten für einen Stückpreis von ca. 1,5 Mrd € mit einer völlig unzureichenden Luftabwehrkapazität ausgerüstet sein werden, ist damit in Stein gemeißelt. Zum Vergleich sind in den NLD Zeven Provincien Fregatten 40 Mk 41 VLS eingebaut und das bei über 3.500 ts weniger Verdrängung.
Das heißt, nach dem F 125 Fiasko („1 Mrd € – Patrouillenboot“) wird wieder so ein Fiasko beauftragt, mit dem gerade deutlich erhöhtem Risiko von hoch intensiven Gefechten.
Um das einmal klar herauszustellen:
Wenn schon die Politik nicht ausreichend Geld (Anteil BIP) zur Verfügung stellt, muß mit dem Geld besonders effektiv und effizient umgegangen werden. Hier sollte man auch nicht immer in Industrie-Bashing verfallen,
sinngemäß die sind geldgierig und liefern nur schlecht funktionierendes Gerät ab. Sondern die eigentliche Fehlfunktion liegt im militärischen Teil (falsche funktionale Anforderungen, „Goldrandlösungen“).
Wie am Beispiel F 126 zu sehen ist, werden von vornherein völlig überteuerte und unbrauchbare Geräte bestellt.
(Lacher am Rande: zwei „Gewahrsam-Module“ wurden mitbestellt).
Wie kann jemand aus dem militärischen Teil der Beschaffung und auch der Marine Insp so etwas dulden und
nicht öffentlich brandmarken oder zurücktreten ?
Aus dem Heer kann man etliche traurige Beispiele anführen (PUMA-Misere wurde ja bereits ausgiebig im Blog behandelt). Schaut man mal weit in der Historie zurück, gab es auch schon hier den deutschen Hang zu Verzettelung, Kleinstserien und technisch hochwertigen, aber schwer zu wartenden / unzuverlässigen Geräten
(siehe Tiger oder Panther).
Da nutzen keine zusätzlichen Mrd € im Budget. Daher mein ernst gemeinter Vorschlag:
Das gesamte BAAinBw abschaffen, weil es eine „toxische Abteilung“ ist, d.h. nicht reformierbar. In der freien Wirtschaft würde man so eine Einheit schlicht auflösen und die Leute frei setzen. Selbst bei Beamten macht es Sinn diese in „Garden Leave“ / Bezahlte Freistellung zu schicken, da der angerichtete Schaden (Kosten, mangelnde Einsatzbereitschaft, Zeitverzüge) bei weitem höher als die Lohnkosten sind.
Als Alternative z.B. mit NLD die Übernahme dieser Aufgabe vertraglich regeln.
Fokus: Beschaffungen COTS (commercial of the shelf), Beteiligungsquote DE-Industrie 70 %, professionelles Vertragsmanagement einbauen, Festpreisregelungen
Die Ausstattungsmisere der Bundeswehr wird man nicht innerhalb von 2-4 Jahren beheben können. Hierzu ist schon hier viel geschrieben worden. Dies muss auch nicht zwingend der Fall sein. Wichtig wäre es im Rahmen eines sicherheitsbedingten Sofortbedarfs zumindest die Durchhaltefähigkeit zu stärken. Dies fängt schon mal beim Thema Munition und Wirkmittel aller Art an. Hinzu kommt die dringend benötigte Abwehrfähigkeit gegen Drohnen und auch eine tatsächlich mobile, schnell verlegbare Luftabwehr – siehe Ukraine. Dies sollte hinsichtlich bestehender Liefer-/Abrufverträge und marktverfügbaren, bereits bei Nato oder deren Partnern eingesetzten Systemen, durchaus schnell realisierbar sein. Es muss nicht immer die „Goldrand“-Lösung sein, auch nicht zwingend aufwendige, langjährige Testverfahren über die WTDs, bis das Material der Truppe zur Verfügung gestellt werden kann. Diesen „Luxus“ kann man sich in der derzeitigen Lage nicht erlauben. Zuerst diese Ziele intensiv verfolgen und umsetzen und nicht mit dem Feldstecher in die weiterreichende Zukunft blicken!
Mal ein Zitat zur Einordnung, aus einem Buch, herausgegeben 1975 vom Militärgeschichtlichen Forschungsamt, „Verteidigung im Bündnis“ über Planung und Aufbau der BW:
„Der Anteil der Verteidigungsausgaben an den Gesamtausgaben des Bundes wuchs von 12,2 Prozent …1956 bis auf 33,3 Prozent im Jahre 1963. Seitdem hat er sich ständig verringert (1972:22,7)…Der Anteil der Investitionsausgaben blieb bis…1963… nahezu gleich (61 Prozent)…Seitdem ist er ….gesunken und erreichte 1972: 29,1 Prozent.“
2021 waren wir bei einem Anteil vom Bundeshaushalt von 9,4% und einem Investanteil von 22%, incl. F+E.
Das dt. Heer („alte“BRD, ohne DDR) hatte in der Hochzeit 12 Divisionen, heute 2(3), davon keine im vollausgerüsteten Zustand, insgesamt 70-80 Panzerbataillone. Heute sind es deren 6, wenn ich mich recht entsinne.
Keine weiteren Fragen.
Geld ist eine wichtige Größe, aber das muss auch kontinuierlich vorhanden sein, um die Industrie dauerhaft am Leben zu halten. Jedes Jahr einen Auftrag, der Beschäftigung für 3 Monate sichert, klappt nicht.
Und auch das ist eines der größten Probleme aktuell. Es gibt genug abgeschlossene Verträge für jede Art von Material (Munition, Schutzwesten, Nachtsichtgeräte usw ). Aber die Industrie kann dieses nicht in den gewünschten Stückzahlen auf der gewünschten Zeitlinie liefern. Darauf ist sie nicht mehr eingestellt. Leute müssen dafür dauerhaft an den Produktionslinien stehen und nicht mal immer nur so zwischendurch.
Egal was wir jetzt für Geldmengen bereitstellen, kommen wird kurzfristig nur wenig. Weil wir Winterunterwäsche eben nicht in China kaufen, sondern in DEU/Europa. Da gibt es nicht mehr viel…
Auch das sind alles Folgen der sogenannten Friedensdividende, die in meinen Augen schon sehr lange längst eine Friedenshypothek ist!
In der Welt lese ich gerade, dass Krauss-Maffei Wegmann (KMW) etwa 50 Flak-Panzer vom Typ Gepard „auf Lager“ hätte. Diese könnten relativ schnell wieder einsatzfähig gemacht werden und wären unter anderem zur Drohnenabwehr geeignet.
Diese Info hat mich gerade vom Hocker gehauen.
Wäre das nicht eine Möglichkeit die vorhandene Fähigkeitslücke des Heeres schnell zu schliessen? Wie lange würde es brauchen bis entsprechende Einheiten reaktiviert wären und wieviel Personal würde man brauchen um die zu betreiben?
(Auf eine Verlinkung des Artikels habe ich verzichtet – bin mir nicht sicher, gegen welche Blog Regeln ich damit verstossen würde…)
Gerade bei welt.de gelesen..
KMW könnte kurzfristig 50 Gepard an die Ukraine senden. Hier sollte die BW zugreifen. Lieber die als überhaupt keine Flugabwehr, sagt ein alter FlaMensch.
@Werner69
Die Frage des Einsatzes taktischer Nuklearwaffen wurde/wird schon vor/seit Jahrzehnten diskutiert.
Der Ersteinsatz bei durchgebrochenem konventionellem Feind zur Verhinderung weitere Besetzung von NATO-Gebiet war eine Strategie, der Einsatz als „rein politische Waffe“ eine andere. Letzteres zieht natürlich selbstverständlich nach sich, konventionell ausreichend stark zu sein.
Die Diskussion darüber hat auch Eingang in Literatur gefunden, die man schonmal bei TdoT von Streitkräften am Wühltisch abgreifen konnte, z.B. „Sicherheitspolitik am Scheideweg“, Schriftenreihe der Bundeszentrale für politische Bildung, schlanke 800 Seiten, herausgegeben 1982
Mehr Geld kann nur einen Teil der Probleme lösen, trotzdem wäre es sinnvoll mit einem Sonderetat Sofortinvestitionen in Munition, persönliche Ausrüstung, wie Bekleidung, Westen, Helme, Aktivgehörschutz uvm., Nachtsichtmittel, neue G36 plus Optiken usw. zu investieren. Das ist alles Marktverfügbar und könnte schnell zumindes bei Kampf- und Kampfunterstützungstruppe querschnittlich eingeführt werden. Das würde schon einmal eine deutliche schnelle Steigerung der Kampfkraft und insbesondere auch der Motivation bewirken.
Strukturelle Probleme muss man zudem auch angehen. Als Pionier kann ich nur sagen, dass unsere aktuelle Pionierstruktur für LV/BV nur eingeschränkt geeignet ist. Es fehlt ein zweiter PanzerPi Zug pro Kompanie und ein Nachfolgesystem für den Skorpion (auf Kette, da Radsysteme beim schnellen Verlegen im Gelände deutlich an ihre Grenzen kommen). Die neu vorgesehene Struktur für das Heer 2030 macht die aktuell schlechte Situation für Pioniere nochmal deutlich schlechter, die Grundstruktur wird kaum angepasst aber es gibt mindestens ein drittel weniger Pioniere für die Unterstützung der Kampftruppe, als in der aktuellen Situation.
Hinzu kommt die fehlende Heeresflugabwehr für den nahen und mittleren Bereich, wie früher mit Gepard und Roland. Das könnte man zwar kaufen, aber ein Aufbau der Fähigkeit wird sich aufgrund des Personals über Jahre hinziehen. Trotzdem wäre es besser diese jetzt wieder aufzustellen, als erst in einigen Jahren.
Bei der Artillerie sieht es auch nicht viel besser aus.
Um die russische Armee glaubhaft abzuschrecken ist es mit mehr Kampftruppe nicht getan, der Schlüssel liegt hier bei einer schlagkräftigen Kampfunterstützung, die der russischen zumindest so auf Augenhöhe begegnen kann, dass unsere Kampftruppe überhaupt in die Lage versetzt wird gegen russische Kampftruppe kämpfen zu können und nicht schon in den Bereitstellungs- oder spätestens in den Stellungsräumen durch STF zerschlagen zu werden.
Die Strukturprobleme in Beschaffung und dem restlichen Wasserkopf sind eine besondere Herausforderung, diese gelöst zu bekommen sehe ich aktuell allerdings nicht als realistische Option.
Es bleibt bei mir zumindest die Hoffnung auf einen Sinneswandel in der Politik, so dass die Bundeswehr nicht mehr lästiges teures Beiwerk ist, sondern wieder befähigt wird der deutschen Außenpolitik genügend Gewicht zu geben, um von anderen Staaten überhaupt Ernst genommen zu werden und so die Voraussetzung für eine diplomatische Lösung zu schaffen. Die Reaktion underer VM auf die Aussagen des Inspekteurs dämpfen diese Hoffnung allerdings.
Ich habe selbst einige Jahre für die Industrie Verteidigungsgüter instand gehalten und arbeite auch jetzt für eine Firma mit einem durchaus interessanten Verteidigungsanteil (international aber nicht mehr für D direkt). Ich kann ein paar Dinge festellen:
1. Der mit der Aufstellung des BAAINBw und der Zerschlagung der militärischen Strukturen (z.B. WaSysKdoLw) einhergehende Verlust an Koordination und Know-How hat den schon völlig kopflastigen Verwaltungsapparat zum Absturz gebracht. Wo früher die langgedienten Oberstaber in Köln den Laden noch zusammengehalten haben, brach danach vieles zusammen.
2. Durch die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit zu jedem Missgriff im Ministerium und den nachgeordneten Dienststellen, entscheidet jetzt keiner mehr was und schon gar nicht schnell. Lieber fliegt nix als dass man ein Risiko eingeht, es könne einen Cent zu teuer gewesen sein (Spoiler: War es gar nicht. Mit Ausschreibung wurde es dann teurer.).
3. Die möglichen Erträge stehen für ein Wirtschaftsunternehmen in keinem Verhältnis zum administrativen Aufwand: Ich mache mir doch kein Gedöns mit Preisprüfung und Sonderforderungen, etc. mehr für ein paar Ersatzteile wenn ich dieselben Ressourcen für zivile Produkte mit einem wesentlich höheren Deckungsbeitrag einsetzen kann und vor allem mein Geld am Ende ohne die Einwände von Sesselfurzern bekomme, die es zwar nicht hinbekommen rechtzeitig zu bestellen aber jedes schief gezeichnete Komma zu beanstanden. Also lehnt man die Angebotsanfrage aus der Industrie oder direkt vom BaainBw freundlich aber bestimmt mit dem Verweis auf leider ausgelastete Ressourcen sofort ab. Denn den Rattenschwanz ist man nicht bereit mitzukaufen.
4. Die Mentalität bei der Inanspruchnahme von Dienstleistungen: Da wird jeder schräge Strich beanstandet und das Gerät stehen gelassen, bei dem man in der zivilen Welt das ggf. sogar strittig stellt oder schlicht einen kleinen Nachlass gewährt oder kurz nacharbeitet und der Hobel ist vom Hof, alle zufrieden und die Rechnung bezahlt.
5. Dito im Flugbetrieb: Wo andere Nationen das Lfz eben mit einer kleiner operativen Einschränkung analog zu MMEL im zivilen Flugbetrieb einfach benutzen, bleibt es bei uns schlicht stehen. So wird das halt auch nix. Ich weiß von einem WaSys, dass im, auch harschen, Einsatz eine erstklassige Einsatzbereitschaft zeigt aber wehe man fliegt in Mitteleuropa im Normalbetrieb. Da kommt nix vom Boden weg. Komisch, oder?