Sammler Russland/Ukraine/NATO: Das Böse in Mainz-Kastel (m. Update)
Der Ton zwischen Russland auf der einen, der NATO und den USA auf der anderen Seite wird von Tag zu Tag ein wenig angespannter. Russland nannte nun die Reaktivierung eines US-Artillerie-Kommandos in Deutschland als Grund für seine Drohung, russische Mittelstreckenraketen in Europa zu stationieren. Das Auswärtige Amt lehnte es unterdessen ab, zu dem Vorwurf der Ukraine Stellung zu nehmen, Deutschland blockiere in der NATO die Lieferung von Abwehrsystemen.
Die neue, verschärfte Drohung Russlands kam am (heutigen) Montag vom stellvertretenden Außenminister Sergej Rjabkow. Moskau gehe davon aus, dass die NATO vorhabe, nukleare Mittelstreckenraketen in Europa zu stationieren, und Russland werde das dann ebenso tun, sagte Rjabkow in einem Interview der russischen Nachrichtenagentur RIA, über das Reuters berichtete:
Russia said on Monday it may be forced to deploy intermediate-range nuclear missiles in Europe in response to what it sees as NATO’s plans to do the same.
Deputy Foreign Minister Sergei Ryabkov told Russia’s RIA news agency in an interview that Moscow would have to take the step if NATO refused to engage with it on preventing such an escalation.
Ryabkov said there were „indirect indications“ that NATO was moving closer to re-deploying INF, including its restoration last month of the 56th Artillery Command which operated nuclear-capable Pershing missiles during the Cold War.
Der russische Außenminister bezieht sich dabei auf die Reaktivierung eines US-Artilleriekommandos am 8. November (Foto oben). Das 56th Artillery Command war im Zusammenhang mit dem so genannten INF-Vertrag außer Dienst gestellt worden.
Der Vertrag zwischen den USA und Russland über das Verbot landgestützer nuklearer Mittelstreckenwaffen, der Intermediate Range Nuclear Forces Treaty, war im August 2019 außer Kraft getreten. Zuvor hatten die USA, dann aber auch die NATO Russland beschuldigt, bereits seit geraumer Zeit gegen diesen Vertrag zu verstoßen, der Entwicklung, Erprobung und Stationierung von landbasierten Flugkörpern mit Atomsprengköpfen und einer Reichweite von 500 bis 5.500 Kilometer verbietet. Insbesondere in der Kritik ist unverändert das russische 9M729-System, von der NATO als SS-C-8 bezeichnet.
Im Dezember 2018 kündigten die USA den Vertrag förmlich. Im Februar 2019 kündigten zunächst die USA und dann Russland an, sich nicht mehr an die Bestimmungen halten zu wollen. Zugleich erklärte Moskau, Russland werde keine Kurzstreckenwaffen stationieren, so lange die USA das nicht zuvor täten – und die USA hatten erklärt, keine Absicht dazu zu haben.
Diese abwartende Haltung sieht Moskau offensichtlich durch die Reaktivierung des Artilleriekommandos mit Sitz in Mainz-Kastel durchbrochen. Hauptgrund scheint die Vermutung, dieses 56th Artillery Command, einst für die nuklear bestückten Pershing-Raketen in Deutschland zuständig, werde erneut für atomare Mittelstreckenwaffen gebraucht und deshalb aktiviert.
Im Auge haben die Russen dabei offensichtlich den Dark Eagle, eine Überschallwaffe, die die USA derzeit entwickeln. In den vergangenen Wochen waren vor allem in der angelsächsischen Presse Berichte erschienen, diese Hi-Tech-Waffe könne von Deutschland aus innerhalb von 21 Minuten Moskau erreichen.
Allerdings ist – zumindest öffentlich – nicht bekannt, ob das in Deutschland wieder aufgestellte Kommando auch für diese Waffe vorgesehen ist, die derzeit noch in der Testphase ist. Ebenso unklar ist, ob die USA von der Haltung abrücken, keine nuklearen Mittelstreckenrakten – oder, in diesem Fall, Hyperschallwaffen – in Europa zu stationieren. Wie die US-Soldatenzeitung Stars&Stripes berichtete, wurde das Artilleriekommando nicht als nukleares Kommando konzipiert:
The Army’s 56th Artillery Command, a major force in Europe during the Cold War when it operated nuclear-capable Pershing missiles, was reconstituted with a non-nuclear mission to help the Army in its efforts to counter a more aggressive Russia.
Die U.S. Army Europe beschrieb den Auftrag so:
The 56th Artillery Command will plan and coordinate the employment of multi-domain fires and effects in support of U.S. Army Europe and Africa and/or a Combined Joint Force Land Component Command. The Theater Fires Command improves readiness and multinational interoperability by the integration of joint and multi-national fires in theater operations and exercises.
„The reactivation of the 56th Artillery Command will provide U.S. Army Europe and Africa with significant capabilities in multi-domain operations“ said Maj. Gen. Stephen J. Maranian, Commanding General, 56th Artillery Command.” It will further enable the synchronization of joint and multinational fires and effects, and employment of future long range surface to surface fires across the U.S. Army Europe and Africa area of responsibility.“
The unit takes it’s lineage from the 56th Field Artillery Command, which last served on active duty in Europe from 1986 to 1991 as the Theater’s Pershing Missile Headquarters. It inactivated in June 1991 following the signing of the Intermediate Range Nuclear Forces Treaty. The 56th Artillery Command is headquartered in Mainz-Kastel, Germany.
In der Auseinandersetzung um ein mögliches russisches Vorgehen gegen die Ukraine bemühen sich NATO und EU, zusammen mit den USA, derzeit um eine abgestimmte Haltung. Allerdings, so wirft die Ukraine Deutschland vor, blockiere Berlin die Lieferung von – bereits bezahlten – Abwehrsystemen, wie die Financial Times berichtete:
Ukraine’s new defence minister has blamed Germany for blocking the supply of weaponry to Kyiv through Nato, despite US warnings of a possible imminent invasion by Russian forces.
Oleksii Reznikov told the Financial Times that Berlin had in the past month vetoed Ukraine’s purchase of anti-drone rifles and anti-sniper systems via the Nato Support and Procurement Agency. However, Germany had since relented on the first item, after deeming it non-lethal.
Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes lehnte am Montag jede Stellungnahme zu diesen Angaben ab. Angesichts der geltenden Vertraulichkeit in der NATO könne er dazu nichts sagen, erklärte Außenamtssprecher Christofer Burger.
Update: Während das Auswärtige Amt jede, aber auch jede Aussage zu dem Komplex ablehnte und noch nicht mal was zu der – im Bericht der FT bereits erwähnten – Genehmigung von Drohnen-Abwehrsystemen sagen wollte, war die betreffende NATO-Agentur etwas auskunftsfreudiger, wie die FAZ erfuhr:
Deutschland hat der Lieferung eines defensiven Waffensystems an die Ukraine zugestimmt. Dies wurde der F.A.Z. am Montag von der für die Lieferungen zuständigen NATO-Agentur für Unterstützung und Beschaffung (NSPA) in Luxemburg bestätigt. Zugleich hieß es in Kreisen des Bündnisses, dass Deutschland die ebenfalls beantragte Lieferung von Scharfschützengewehren blockiere.
Die NSPA erläuterte der FAZ (Link aus bekannten Gründen nicht) auch, dass bei letalen Waffen wie den Scharfschützengewehren ein Konsens aller Bündnismitglieder in jedem Einzelfall erforderlich sei. Noch nicht mal dieses Verfahren war das AA bereit zu erläutern: Da bitte ich Sie, sich an die Nato-Pressestelle zu wenden. Dort werden Sie bestimmt eine Auskunft dazu bekommen.
(Foto: Gen. Christopher Cavoli, commanding General of U.S. Army Europe and Africa hands the colors to Maj. Gen. Stephen J. Maranian, commanding General of the 56th Artillery Command during the 56th AC reactivation ceremony on Clay Kaserne in Wiesbaden, Germany, Nov. 8, 2021 – U.S. Army Photo by Volker Ramspott
Putin beklagt erneut den Zerfall der Sowjetunion, die er „historisches Russland“ nennt.
Quelle: tass, 12. Dez. 2021 , “ Putin calls dissolution of USSR tragedy and ‘collapse of historical Russia’“
Die UdSSR war in der Tat eine Art Fortsetzung des imperialen Russlands mit anderen Mitteln. Die Nachbarländer Russlands fürchten zu Recht Putins Revisionismus.
In Kiew werden Luftschutzbunker inspiziert und ein Training mit Sirenen vorbereitet
„Lasst uns mit Luftschutzbunkern beginnen. Das sind alte, noch sowjetische Bauten, die meist in einigen großen Betrieben standen. Es gibt Infrastruktur, sie sind gut befestigt und für eine große Anzahl von Menschen ausgelegt. Wir haben solche Einrichtungen überprüft. Viele davon leider , sind in Privatbesitz. Unsere Sicherheitsabteilung und die Bezirksverwaltungen haben Anordnungen erlassen, um sie in Ordnung zu bringen, einige wurden renoviert und einige sind in Frage gestellt. Es muss in Ordnung gebracht werden „, sagte Kryschtschenko.
https://www.ukrinform.ua/rubric-kyiv/3368176-u-kievi-pereviraut-bomboshovisa-i-gotuut-navcanna-z-sirenami.html
Nur ein Beispiel der nachgeschalteten russischen Medien-Rhetorik (übersetzt):
„Russisches Außenministerium: Russland bereitet eine vernichtende Militärreaktion der NATO vor, da Truppen nahe der russischen Grenze stationiert werden.
Wenn sich die NATO weigert, Russland Sicherheitsgarantien zu geben, wird die russische Seite eine vernichtende militärische Antwort geben.
Der stellvertretende Außenminister Russlands, Sergej Rjabkow, sagte, dass das Ignorieren der Forderungen Russlands nach Sicherheitsgarantien nicht nur eine neue Konfrontationsrunde einleiten würde, sondern die russische Seite wäre auch bereit, eine vernichtende militärische Antwort zu geben. Daten dazu liefert die russische Nachrichtenagentur RIA Novosti.“
Noch kurz etwas zu dem von Russland hoch geschaukelten „Vorfall“ im Asowschen Meer, der keiner war.
https://twitter.com/USEmbassyKyiv/status/1469290333536194566
Alleine ein Fotovergleich verdeutlicht schon, welche „große Gefahr“ von der ukrainischen Donbass (Rettungsschiff Bj 1969) ausging.
Die Donbass hatte nicht einmal vor durch die Straße von Kertsch zu fahren und war in ukrainischen Hoheitsgewässern.
Es war alles geplant und niemand versteckt es. Während eines Gesprächs zwischen den Präsidenten der Ukraine und der Vereinigten Staaten am 9. November veröffentlichte die russische FSB-Website „Informationen über die Bewegung des Donbass-Kontrollschiffs der ukrainischen Marine im Asowschen Meer in Richtung der Straße von Kertsch“. Die Informationen wurden sofort von den russischen Medien aufgegriffen und präsentierten den Fall so, dass es fast der Beginn eines bewaffneten Konflikts war. Inzwischen ist dieses Schiff ständig in diesen Gewässern unterwegs und begleitet Handelsschiffe, die russische Piraten – haben wir keine Angst vor diesem Wort – die freie Durchfahrt von und zu den ukrainischen Häfen von Asow verhindern.
„Donbass“ ist ein Schiff mit einem sehr respektablen Alter und Geschichte. Es wurde vor mehr als einem halben Jahrhundert – im Jahr 1969 – in Polen auf der Stettiner Werft gebaut. Zuerst war es ein Hilfsschiff, eine Werft. Aufgrund der Notwendigkeit, die Infrastruktur des ukrainischen Marinestützpunkts im Asowschen Meer zu stärken, wurde es zu einem Kontrollschiff, also einem Schiff für Hauptquartiere, Schichtmannschaften und Lager.
Den Rest kann man hier lesen:
https://www.ukrinform.ua/rubric-polytics/3366940-incident-z-korablem-donbas-anatomia-provokacii.html
Sich nur auf die Ausrede der Vertraulichkeit im Bündnis zu berufen kommt einem Geständnis gleich, weil es kein Dementi ist. Dies passt gut zu den fragwürdigen Auesserungen von Mützenich, der Sanktionsdrohungen des Westens mit russischen Kriegsdrohungen gleichsetzt, anstatt die russische Kriegsrethorik zu verurteilen. Appeasement Politik der schlimmsten Sorte.
Da scheint einiges an beabsichtigter Symbolik dabei zu sein.
Geholfen ist damit erst einmal…niemandem.
Wäre das schön,
würde man sich darauf verständigen, das RUS sich von dem Gebiet der Ukraine (incl. Krim und östliche Gebiete) fernhält, und die NATO / Ukraine sichern zu, dass UKR nicht Bestandteil des Bündnisses wird
und sowohl RUS als auch NATO besinnten sich zu einer Neuauflage des INF.
Würde das ein Geld sparen…
Die Russen müssen zwei Ziele erreichen um…..
a) den Donbas und
b) die Krim
dauerhaft zu sichern. Das ist die Einnahme von Mariopol als wichtige Hafenstadt und die Sicherung des östlichen Dnepr Ufers um den Nord-Krim-Kanal wieder zu öffnen um die Krim dauerhaft mit Frischwasser versorgen zu können.
Die Russen könnten wie 2008 oder 2014 darauf bauen in wenigen Tagen oder Wochen soschnell Fakten zu schaffen das der Westen darauf nicht ernsthaft reagieren kann.
Wir müssten die Ukraine jetzt massiv ausrüsten mit allem was den Blutzoll für Russland zu hoch werden lassen würde. Anti Tank LFK und FlaRak Systemen ect. da muss man jetzt Geld in die Hand nehmen….
3000 Spike LR Einheiten mit je 10 LFK z.b. und die Russen hätten bestimmt wenig Lust ihre Mot. Schützen Brigaden in der Ukraine schlachten zu lassen.
Oder wir fabeln weiter darüber weniger Gas in Mauskau zu kaufen…. im Winter wo die Gasspeicher in Deutschland nur noch zu 18% gefüllt sind… da lacht Putin sich kaputt.
@Brainstormer
Leider nur ein Traum…
Eines sollte uns klar sein, wenn in der Ukraine der volle Krieg ausbricht, wird uns das in irgendeiner Form ebenfalls treffen!
Es könnte zum Beispiel das Gas knapp werden. So weit ich das überblicke, hat Russland, trotz Putins Ankündigung, nahezu nichts geliefert. Und die Gasspeicher sind so knapp über 50 % gefüllt (früher zur gleichen Zeit 80 %). Ähhh… der Winter beginnt aber erst.
Man kann das durchaus als Druckmittel betrachten.
Im Gegensatz zu Litauen haben wir uns kein Flüssiggasterminal gebaut, um etwas unabhängiger zu werden.
Na ja, Holz macht auch warm! ;-)
Das die TFCs kommen werden ist nicht neu und für niemanden der sich interessiert eine Überraschung:
https://www.rand.org/pubs/research_reports/RRA809-1.html
Aber da der Russe ein schlauer Fuchs ist und er weiß dass seinen Claqueuren „gefühlte Fakten“ reichen um empört gegen den Westen zu agieren und das iregendwo ein paar alte „Friedensbewegte“ bei dem Wort „Pershing“ aus ihren Dämmerschlaf erwachen werden um ihre Stimme zu erheben.
Wie wir ja alle wissen. „Vom Russen lernen, heißt siegen lernen!!“
Und was das peinliche Verhalten Deutschlands (again!!) in Sachen Blockade von Waffenlieferungen an die UKR angeht, schauen wir mal ob die Baerbrock nicht nur redet sondern auch handelt!
Die Kriegsgefahr wächst täglich, gezündelt wird an vielen Stellen. Kriegsrethorik auf beiden Seiten.
Was passiert tatsächlich? Wir sehen uns zwei tödlichen Bedrohungen ausgesetzt: Zum einen spielen die Langzeitfolgen des Klimawandels in der politischen Debatte endlich eine immer größere Rolle. Wie der menschengemachte Klimawandel und die zunehmende Zerstörung lebenswichtiger Ökosysteme bedrohen, zum anderen, nun also wieder verstärkt modernste Atomwaffen (hyperschall, mininukes), zunehmende Aufrüstung und die erkennbar werdenden Kriegsvorbereitungen die Existenz und Zukunft der Menschheit.
Nun also wieder atomares Wettrüsten. Europa zwischen den Fronten. Deutschland bald wieder mögliches atomeres Schlachtfeld? Müssen Europa und die NATO schlimmstenfalls bereit sein, wieder neue Atomraketen zu stationieren, um ein „Gleichgewicht des Schreckens“ zu erreichen?
Der Kalten Krieg prägte die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts maßgeblich. Die Sowjetunion und die USA spalteten die Welt nach dem Zweiten Weltkrieg in zwei sich feindlich gegenüberstehende Blöcke und lieferten sich über Jahrzehnte ein beispielloses, vor allem atomares Wettrüsten.
Washington und Bonn einigten sich damals darauf, auch die Bundeswehr mit nuklearen Trägersystemen auszurüsten. In einem Zwei-Schlüssel-Verfahren sollten sie im Ernstfall von deutschen und amerikanischen Verantwortlichen gemeinsam zum Einsatz gebracht werden. Unter dem Motto „Kampf dem Atomtod“ erhob sich in der Bundesrepublik aber auch starker Protest; Hunderttausende gingen auf die Straße. Die entsprechenden Parlamentsbeschlüsse aber konnten sie nicht verhindern.
Eine Schlüsselrolle in den Verteidigungskonzepten beider Militärblöcke spielten die Raketenfrühwarnsysteme.
Was haben wir jetzt?
Nichts, außer beiderseitiger Kriegsrethorik. Alle Kontakte gekappt. Man fragt sich womit sich unsere westl Botschaften in Moskau beschäftigen?
Jeder bezieht sich auf jeden, man beschuldigt sich gegenseitig, wie im Kalten Krieg.
Verbales Aufrüsten ist im vollen Gange, konventionelles und atomares! Dabei auch Deutschland, vom neunen Ton im AA bis hin zu nuklearen Teilhabe,
Statt am Wettrüsten teilzunehmen, bevorzuge ich eine Politik der Entspannung, Rüstungskontrolle und Abrüstung. Ich denke wir brauchen in Bundesrepublik wieder starker Protest.
(Sorry ein wenig OT, leider gehören zur Zeit Straßen und Plätze zu oft rechtsradikalen Gruppen, s. Berichterstattung
„Moskau gehe davon aus, dass die NATO vorhabe, nukleare Mittelstreckenraketen in Europa zu stationieren, und Russland werde das dann ebenso tun,“
Russland stellt sich wieder geschickt als Opfer dar. Die Fakten sind dann schon noch etwas anders (siehe Entwicklung der Cruise Missile 9M729 und die Stationierung der Kurzstreckenrakete Iskander in Kaliningrad). Aber Hauptsache man kann wieder im Westen Unruhe und Verunsicherung schüren. Es gibt ja einen großen Resonanzboden auf dem solche Halbwahrheiten gerne aufgegriffen werden.
@Brainstormer: Und die Ukrainer etablieren eine lebhafte Demokratie. Tränen in den Augen, dass sie nicht Teil der EU werden dürfen aufgrund von Verträgen, ein Lächeln, da dann die EU und Russland zusammengeführt werden und die Russen bemerken, dass sie auch Europäer sind. Russland wird Demokratie.
Das Licht am Ende des Tunnels, China tritt dem neuen INF bei. Aber leider ist laut einem orientalischen Sprichwort das Licht am Ende des Tunnels der Zug der auf einen zu kommt… Die Stationierung der US-Kameraden weckt schlicht eine Erinnerung im Osten. Wo ist die russische Schmerzgrenze, wie bringt man sie von der Lebensraumpolitik ab?
@leie: Und man kann fragen, warum jetzt?
Vielleicht, weil die derzeitige Situation in Europa günstig ist. In DE stehen aussenpolitisch grüne Falken in den Startlöchern, denn Merkel ist Geschichte. Wenn ich den Russen auf den Pelz rücken wollte (Containment) und ihnen ihren Warmwasserhafen streitig machen wollte – jetzt. Da hinein passt auch die Reaktivierung der 1991 deaktivierten und bis dato für den Pershingbetrieb zuständigen 56th Artillery Command.
Link: https://www.telegraph.co.uk/world-news/2021/11/10/us-reactivates-nuclear-artillery-unit-germany-russia-should/
„Germany is a strategic choice, bringing US weapons within striking distance of Moscow.“
Das wäre ein Grund aus der anderen Perspektive.
[Bewusst jetzt nicht in dem Thread gepostet, wo der russische Vorwurf thematisiert wird? Da kann ich abhelfen und verschiebe den Kommentar dorthin. T.W.]
@T.W. Richtig. Falschen Thread erwischt. Erbitte Abhilfe, wie angeboten :). Lieben Dank.
Bei der Menge an Coronatoten kein Wunder, dass Putin eine Ablenkung sucht.
Ob da ein Krieg hilfreich ist, sei mal dahingestellt. Allerdings dürfte die Ukraine dieses mal deutlich wehrhafter sein als beim Letzten Mal.
@ chadm123
Sie haben jetzt mit schönen Worten viel zusammengewürfelt und auch den Klimawandel erwähnt, aber was ist jetzt eigentlich Ihre Kernaussage? Das schon alles gut wird, wenn in Deutschland wieder Friedensbewegte losmarschieren und Lichterketten bilden oder sich vor US-Basen anketten? Und wo war Ihr Einwand vor acht Jahren, als 2013 Iskander-M in Kaliningrad stationiert wurden, von denen man annehmen muss, dass sie das gesamte Baltikum und Mitteleuropa bis einschließlich Berlin erreichen können? Habe ich den überlesen?
Es ist sehr schwierig Diplomatie mit jemandem zu betreiben, der das nicht wünscht und lieber harte Fakten (Krim vergessen?!) schafft und zudem dezinformatsiya betreibt.
Wenn wir über das 56th Artillery Command reden, dann auch über das hier:
The [Russian] Ministry of Defense has already started to build facilities for the Northern Fleet for storing and handling of the navy’s new advanced Tsirkon missile, Izvestia reports on Tuesday.
It is the Northern Fleet’s importance that is the reason for giving priority over the three other fleets; the Baltic, Black Sea and Pacific. (…)
More tests of the hypersonic missile are expected.
https://thebarentsobserver.com/en/security/2021/12/northern-fleet-first-get-storage-and-maintenance-facility-tsirkon-missile
Dieser Bericht über ein Gespräch des US-Präsidenten mit dem ukrainischen Präsidenten am 9. Dezember ist nützlich, um die Haltung der USA zur Ukraine-Russland-Krise zu beurteilen:
https://www.whitehouse.gov/briefing-room/statements-releases/2021/12/09/readout-of-president-bidens-call-with-president-zelenskyy-of-ukraine/
Ich bewerte : „Präsident Biden unterstrich die Bereitschaft der Vereinigten Staaten, sich im Rahmen des Normandie-Formats für vertrauensbildende Maßnahmen zu engagieren, um die Umsetzung der Minsker Vereinbarungen voranzutreiben“
Die USA drängen auf eine Wiederbelebung des Minsker Prozesses, der derzeit sowohl von den Separatisten im Donbass als auch von Kiew blockiert wird. Auf Seiten Kiews war es die Anerkennung einer Autonomie des Donbass, die abgelehnt wurde und die derzeit die Wiederaufnahme der Umsetzung des Friedensprozesses blockiert.
Mir scheint, dass es sich um einen diskreten amerikanischen Druck auf Kiew handelt, diese Ablehnung zu überdenken und den Friedensprozess wieder in Gang zu bringen. Washington scheint ein Gleichgewicht zwischen öffentlichem Druck auf Moskau, nicht anzugreifen, und eher diskretem Druck auf Kiew, dem Friedensprozess eine Chance zu geben, anzustreben.
Was den von Moskau verwendeten Gashebel betrifft, schlage ich die folgende Gleichung vor: „elektrische Heizung + Atomstrom = Ruhe im Winter“.
Die angeblich „erneuerbaren“ Energien sind in Wirklichkeit auf Gas angewiesen, um ihre Unregelmäßigkeiten auszugleichen. Die einzige praktische Option zur Bekämpfung der globalen Erwärmung wie auch zur Stärkung der Unabhängigkeit der Europäer ist die Kernenergie. Ich verstehe jedoch, dass diese Feststellung in Deutschland nach wie vor stärker in Frage gestellt wird als in Frankreich. Meiner Meinung nach werden Sie dazu kommen, denn die globale Erwärmung ist eine echte Bedrohung und eine größere Unabhängigkeit von Moskau wäre besser.
[Pardon, aber wir machen das jetzt nicht hier zu einem „Atomkraft ja bitte“-Thread, auch wenn das aus französischer Sicht das Gegebene erscheint. Den OT stellen wir also sofort ein. T.W.]
Öhm. Ich hoffe, unser großer Verbündeter hat seinen rollenden Schrotthaufen auf Vordermann gebracht. Ich kann mich noch daran erinnern, vor einem Loch in dem gemauerten Geländer des Napoleonsbrückchens in Trier (Pallien) gestanden zu haben. Da waren einem von Bitburg kommenden Pershing-Träger (Sattelzug, glücklicherweise leer) beim Abstieg nach Trier die Bremsen heißgelaufen und in der letzten Kurve gings dann gerade aus auf das Dach des darunter stehenden Hauses. War kein schöner Anblick. Die Amis galten damals jedenfalls eher als gefürchtete (. . . Rücklicht kann, muss aber nicht . . .) denn verbündete Verkehrsteilnehmer.
@leie: ist mir was entgangen, oder waren es nicht russische Invasionspläne welche „geleaked“ wurden und dann durch tatsächliche Truppenbewegungen und -konzentration unterfüttert wurden?
Daher doch das Ganze inklusive USArt in Mainz???
Heute wurden vor allem Logistik-LKW, auch viele Tank-LKW, 100 km vor der ukrainischen Grenze gesichtet.
Aber auch Ungewöhnliches wird transportiert: Erdfräse MDK-3 https://www.youtube.com/watch?v=6Q-kLBQg6iQ
Ich kriege langsam wirklich Angst. Weil man nicht weiß, ob das alles ein großes Spiel von Putin ist mit dem Ziel, die Sowjetunion durch Erpressung wieder auferstehen zu lassen, oder ob er komplett paranoid ist und tatsächlich glaubt, angegriffen zu werden. Ich habe mal einen langen, sehr gut recherchierten Artikel in The Atlantic gelesen, wo Quellen aus dem Kreml berichteten, dass Putin die Veröffentlichung der Panama-Papers als westliche Geheimdienstaktion gegen ihn ganz persönlich wahrnahm. Und dass er sich manisch das Video vom Lynchmord an Gaddafi anschaut und überzeugt ist, der Westen will ihn genauso umbringen. Die Maidan-Proteste – aus der Sicht eines KGB-Produkts wie Putin muss das ein CIA-Putsch gewesen sein, anders kann so jemand das gar nicht sehen (wobei ich auch nicht komplett ausschließen würde, dass die CIA die eine oder andere technische Unterstützung geleistet hat). Um auf die aktuelle Situation zurück zu kommen: Westliche Handlungsoptionen hängen ja davon ab, wie man Putins Handeln interpretiert. Wenn er kühl kalkuliert, ist es eine Option die Kosten für ihn zu erhöhen, etwa durch Waffenlieferungen. Wenn er sich wirklich und wahrhaftig als Angegriffener sieht und glaubt, er müsste Moskau vor einem imminenten Raketenangriff schützen, dann wäre das keine gute Idee. Dann weiß ich aber auch nicht, was helfen kann.
@Felix. Die Frage ist doch, ob die paar westlichen Waffen die wahre Bedrohung für Putins Herrschaft darstellen oder nicht etwa eine liberale und prosperierende Ukraine an seiner Grenze.
Das Innenpolitische könnte, neben den üblichen, teilweise verständlichen Einkreisungsängsten ein wesentliches Motiv von Putin sein.
Schrecklich ist nur für alle, dass, wie bei jedem ordentlichen Diktator, das Herrrschaftsinteresse die strategischen Interessen des Landes irgendwann überlagern.
@AoR:
Abseits vom RisikoSpieleAnsatz – ich formulier’s mal salopp: Ein paar Polaroids aus Smolensk, 200 km von der ukr. Grenze, wo die Einschätzungen mal eben zwischen „überfüllter Parkplatz“ bis „Invasionsstreitmacht“ pendeln, samt der groben Daumenpeilung von 80’000 bis whopping 200’000 Mann im Status „ready2invade“ – ich weiss nicht, was ich davon halten soll aber aus dem Bauch heraus – das taugt vor allem als plakativer Aufmacher, als brüllende Schlagzeile für den (nach)plappernden 0815-Medienbetrieb.
Folglich finde ich – und das hat „Alexis TK27“ mit dem Stichwort „Minsk“ schon angedeutet – die Erklärmuster des MoscowCarnegieCenters in folgendem Artikel sehr interessant:
Link: https://carnegiemoscow.org/commentary/85954
ManagementSummary:
***Russia ist von den Europäern wegen Minsk-Umsetzung enttäuscht
***Russia sieht Vorwärtskommen Minsk nur noch unter direkter Einbindung von UncleSam
***UncleSam says YesWeCould: „Judging by the Russian communique on the presidential meeting, as well as by the press conference given by Biden’s national security advisor, Jake Sullivan, the United States is indeed prepared to push for the implementation of the Minsk agreements.“
***UncleSam says: Das darf aber nicht so aussehen, als ob wir einfach auf Russias Forderungen eingehen, lets put up a plausible smokescreen:
„In this respect, the buildup of troops and talk of an imminent Russian attack on Ukraine are very timely.
For having confirmed to Putin the U.S. commitment to taking part in resolving the Ukraine conflict, Biden needs something in exchange—like showing the world he has managed to stop Putin and prevent a war.“
***UncleSam benfits: „Biden has come out of this as the leader who prevented a war…
Lest selbst. Damit kann ich als HouseOfCards-Fan sehr gut leben :).
Der INF-Vertrag und die ganze Iskander-Diskussion hat sich ja auf landgestütze Systeme fokussiert. Mittlerweile kann RUS nuklear bestückte Kalibr-FK von Korvetten und Jagd-Ubooten einsetzen und der Zirkon-Hyperschall-FK, von Fregatten verschiessbar und auch nuklear bestückbar, nähert sich wohl dem Ende der Testphase.
Abwehrmittel dagegen in Europa? Null. Diskussion darüber? Nahe null.
Daher erscheint mir dieser Bohei um ArtilleryCommand etc als komplette Scheindiskussion für die Medien bzw. PsyOps.
Ich vermute, dass RUS derzeit allgemein grosses Säbelrasseln betreibt, um eine Verhandlungssituation zu erzwingen, in der RUS-Verhandlungsziel dann Akzeptanz der Krim-Annexion UND Aufhebung von Sanktionen ist. Dabei: Drohpotenzial für RUS: Hoch. Für EUR/US: Niedrig, besonders wegen RUS-DEU Handelsbeziehungen und Energieabhängigkeit.
Wenn es gut für RUS läuft kommt noch Abspaltung eines Teils der Ostukranine per Referendum dabei mit raus. Putin wäre dann wohl in der Zukunft RUS-Nationalheiliger. Ich glaube tatsächlich, dass ihn so ein Anspruch treibt.
Putin hat nicht viel Zeit – bevor EU fossilfrei wird, muss die RUS Wirtschaft neu sortiert sein. Sonst brechen dort ggf. schwere Zeiten an. Und auch Putin wird älter.
Ein One-Shot-Game. Hoffentlich kann neue BuReg/EU Spieltheorie.
@ StMarc Eine liberale, prosperierende Ukraine könnte schon eine Gefahr für Putin darstellen. Dann würden die Russen sehen, dass es auch anders geht. Nur sehe ich das beim derzeitigen Zustand der Ukraine in naher Zukunft nicht. Die hätten selbst ohne Separatistengebiete noch einen weiten Weg vor sich. Und ein nicht unwesentlicher Anteil der Bevölkerung hat, wie es aussieht, andere Interessen. Wir sprechen immer von „der Ukraine““. „Die Ukraine“ gibt es derzeit nicht.
„Ich habe mal einen langen, sehr gut recherchierten Artikel in The Atlantic gelesen, wo Quellen aus dem Kreml berichteten,“
Und diese Quellen sind vertrauenswürdig?
Bezweifel ich doch ganz stark, dass die Personen, die das wissen könnten (Putin schaut sich manisch Videos an), eine Quelle für eine ausländische Zeitung sind.
Wenn doch – Chapeau zum Knüller des Jahrzehnts und zum Insider des Jahrhunderts. Denn das müssten schon sehr sehr nahe Personen an Putin sein.
„Ich kriege langsam wirklich Angst.“
Müssen sie nicht.
Wir sind Zeugen des Großen Spiels.
Es geht eigentlich immer nur um die Interessen der Konfliktparteien. Bei Russland ist es klar – das will auf der Weltbühne Anerkennung und Mitsprache.
Komischerweise wird Russland immer auf eine Stufe mit Südafrika oder Brasilien gestellt, wenn es aber um die Ukraine geht, ist es doch ein „Global Player“ mit ordentlicher Stärke (militärisch – Superwaffen; geheimdienstfähig – Fünfte Kolonne + Ermordungen im Ausland usw.; wirtschaftlich abhängigmachend – Erdgas)
Russland will so einiges und momentan bietet die Welt auch eine gute Zeit.
Nicht nur alle Regierungschefs im Westen sind unter Druck wegen Corona (ist er auch, aber in seiner „Demokratie“ kann er den Druck leichter klein halten), nein es bietet sich mit Deutschland auch endlich eine neue Möglichkeit (Merkel weg und damit Option für einen Neuanfang).
Für die USA ist das ähnlich der Fall.
Jetzt mal alle Leser bitte Augen verschließen und in sich gehen und überlegen was das schlimmste momentan in Europa für die USA wäre und nein, ich meine keinen globalen Krieg mit Russland, der ist eh ausgeschlossen.
Die neue Regierung im größten und politisch mächtigsten Land in Europa (oder EU) haben die Grünen im Außenministerium und die SPD im Verteidigungsminsterium.
Die nukleare Teilhabe war schon vor der Wahl nicht gerade beliebt, es steht ein zwingender Kauf für die NT an und wenn dieser nicht über die Bühne geht und die Notwendigkeit der NT nicht in den Köpfen der Bevölkerung und der Politik verankert ist, dann wird es die NT in Deutschland bald nicht mehr geben.
DAS ist ein riesiges Problem für die USA. Denn sobald einmal die NT aufgegeben wurde und damit auch die Stationierungsoption für taktische Atomwafffen, kommt diese Option mit einer Wahrscheinlichkeit nahe Null irgendwann wieder auf den Tisch.
Wenn weg, dann weg.
Also muss man den momentanen Konflikt anheizen – sehr schlau gemacht mit dem Artilleriekommando und den Instrumenten des InfoWar:
Schaut her, böse Truppenansammlungen hier und dort und die Russen haben doch tatsächlich einen Operationsplan gegn die Ukraine in der Schublade….
Nein, doch, Ohhh!
Mit Sicherheit haben die Russen und auch die Amerikaner für fast jeden Grenzstaat und andere Staaten Operationspläne in den Schubladen. Alles andere würde doch sehr überraschen.
Das Artilleriekommando ist nicht ohne Grund das 56. und soll uns (Deutschland) eins zeigen:
Ihr braucht diese Fähigkeiten, wir haben diese Fähigkeiten – noch ist nicht die Zeit gekommen zum Abrüsten (Stationierungsende).
Ziemlich klug wie beide Parteien ihr Spiel forcieren.
Ich finde es gut, dass hier unterschiedliche Meinungen akzeptiert werden. Über Russland sind hier zahlreiche Meinungen veröffentlicht.
Zu USA sagt kaum jemand etwas.
Spätestens nach dem Untergang des Dritten Reiches waren es die „Roten“, welche als Feindbild herhalten mussten. Nach außen als ideologischer Feind gebrandmarkt, bestand deren im Grunde „Vergehen“ darin, dass sie beim schrankenlosen Plündern von Ressourcen extrem störten. Es war daher nicht entscheidend, dass es völlig unlogisch, den gesunden Menschenverstand beleidigend war, alle möglichen Regierungen des Kommunismus zu bezichtigen: Korea, Vietnam, Kambodscha, Laos, Guatemala, Nikaragua, Grenada, Iran, Chile, Indonesien, Angola und so weiter und so fort. Aber einen Krieg zu führen, mit der erklärten Absicht fremde Ressourcen zu plündern und Menschen auszubeuten, ist ausgeschlossen. Denn er würde abgelehnt.
Dann, nach 1990 waren die verteufelten „Roten“ weg. Also mussten neue Feindbilder her, damit der globale Raubzug weitergehen konnte. Der Feindbilder wurden immer mehr und ihr Bild zunehmend mit einer Existenzbedrohung für die gesamte menschliche Spezies gleichgesetzt. So war es auch beim Krieg gegen den Terror. Unter der Flagge dieses geradezu heiligen Krieges wurden die Kriege geführt, welche dem System rücksichtsloser Gewinnmaximierung seine Existenz sicherten. Kriege — offen oder verdeckt — in Syrien, Yemen, Afghanistan, Irak, Iran, Libyen, Kongo, Mali und weiteren Staaten.
Der moralisch sauber angehauchte Krieg gegen den Terror wurde gepaart mit dem angeblich eben so ehrbaren Krieg gegen Diktatoren, humanitären Interventionen und sogenannten friedensbildenden Maßnahmen. Um die Kriege schön zu reden, führte man die Orwellsche Sprache — der Verdrehung von Begriffen in ihr Gegenteil — zu neuen Triumphen.
Nun ist es also wieder Russland, welches herhalten kann und muss.
Die Vereinigten Staaten von Amerika haben seit ihrer Gründung, insgesamt ca 200 mal selbst Krieg geführt, militärisch interveniert oder waren in kriegsähnliche Handlungen verwickelt, beispielsweise über eine Geheimdienstbeteiligung an Terroranschlägen, Putsch- und Umsturzversuchen auf dem Territorium eines anderen Staates. Dabei wurde die USA nur ein einziges Mal selbst angegriffen.
Die USA beantworteten den Terror-Anschlag vom 11.9. mit einer globalen Kriegserklärung gegen jeglichen Antiamerikanismus. Damit stellt Amerika alle Staaten vor eine neue Herausforderung. Dieser haben sich insbesondere die Nato-Partner, Russland und China und die Staaten im Nahen und Mittleren Osten zu stellen.
Keine politische Führung der USA versäumt es, den Nutzen des Weltmarkts für Amerika durch den Einsatz von Gewalt sicherzustellen und gegen die Korrekturbedürfnisse zu verteidigen, die sich bei Völkern und Staaten regen, die notorisch unter die Räder des Weltmarkts geraten. Einen respektablen Teil ihres Reichtums verwenden die USA darauf, den Gewalthaushalt der Staatenwelt zu kontrollieren. Als mächtigste Nation der Erde sorgen sie unter Drohungen mit ihrer Militärmaschinerie wie mit deren Einsatz für ihnen genehmes Regieren innerhalb anderer Nationen und nützliche Verkehrsformen zwischen ihnen. Amerikanisches Geld und amerikanische Waffen sind auf dem gesamten Globus präsent und tätig, die Entscheidungen dieser Nation bezüglich der Verteilung ihrer Gunst bestimmen maßgeblich, was aus anderen Nationen und Völkern wird.
Die systematische Kriegsführung der USA und auch einiger der Verbündeten hat sich mittlerweile zu einem essentiellen und bedeutenden Wirtschaftszweig entwickelt, vergleichbar mit dem Maschinenbau in Deutschland. Rüstungskonzerne sowie die Finanz -und Investmentindustrie verdienen mit Kriegen und bewaffneten Konflikten Milliarden. Wir haben daher allen Grund uns zu sorgen. Denn ein Krieg gegen Russland wäre nur ein weiterer Punkt auf einer nicht enden wollenden Liste der durch die verübten Kriegshandlungen.
Während Reznikov von einem Anti-Sniper System spricht, wird an anderer Stelle von Scharfschützengewehren gesprochen. Das ist nicht identisch. Anti-Sniper Systeme können autonome Systeme sein, die ein Mündungsfeuer identifizieren und autonom zurück schießen aber auch Scanner die Zieloptiken entdecken und mit einem Laser zerstören. (Das dahinter liegende Auge auch). Beides wäre nach deutscher Lesart illegal ( autonomes Waffensystem, Blendlaser). Das deutsche Votum ist daher nur konsequent. Weiß jemand, was das für ein System genau ist?
So, hat ja erstaunlich lange gedauert, bis der Besinnungsaufsatz über „die häßliche Fratze des US-Imperialismus“ fertig war…
Ja, hier sind auch widerstreitende Meinungen zugelassen. Aber ich rate dringend dazu, diese Plattform nicht zu solchen Grundsatzausführungen dieser Art, dieser Länge und wegführend vom aktuellen Thema hier abzuladen.
@Denethor
Ich halte dieses Denken in „Interessen“ für sehr gefährlich. Denken wir noch an den BND, der im Kanzleramts-Briefings immer erklärt hat, ein schneller Sieg läge nicht „im Interesse“ der Taliban. Putin war offenbar überrascht vom entschiedenen deutschen Auftreten 2014, weil er zuvor analysiert hatte, dass es nicht im „nationalen Interesse Deutschlands“ liegt, sich einzumischen. Solche Analysen sind immer sehr verkürzend und sagen mehr über denjenigen, der die Analyse anstellt als anders herum. Nein. Man muss versuchen, sich die Situation der Entscheider in all ihrer Komplexität, Unübersichtlichkeit und auch emotionalen Dynamik anzuschauen. Es stimmt, neuere historische Forschung hat gezeigt, dass z.B. im Ersten Weltkrieg die Akteure nicht „blind hineingestolpert“ sind. Sie haben halbwegs rational abgewogen, aber eben auf ein schnelles Ergebnis gehofft, das nicht kam. Trotzdem gibt es Fehlinterpretationen, Missverständnisse, Beratungsresistenz, Falschinformation, emotionale Vorprägung (Bush Junior und sein Hass auf Saddam), ideologische Verbohrtheit und mitunter nackte Panik. Dass der große Knall eh nicht kommen kann, halte ich für ein sehr riskantes Gerücht.
Spiiiieß, die russischen Nebeltöpfe sind viel Ärger als unsere, ich sehe nix mehr und die Nase juckt und überall zwickt es bis in die Buxe, sind da Pantoffeltierchen drinne … /SCNR
Trennung, das Format Ukraine ist Ukraine, Russland, Frankreich und Deutschland. Es gibt keinen auch ansatzweise glaubwürdigen Grund anzunehmen, die Ukraine würde in absehbarer Zeit entweder der NATO oder der EU beitreten. Die USA aus ihrer eher passiven Beobachter- und Ausbildungsrolle herausgeholt hat der Truppenaufmarsch Russlands.
Und ja, man kann (und muss) an den USA vieles kritisieren. Zum Beispiel dass nach GWOT und Trump die Glaubwürdigkeit des Demokratiebegriffs global so tief gesunken ist, dass Pakistan zum Demokratiegipfel eingeladen wurde und in Hongkong, Tunesien und evtl zukünftig auch in Taiwan und der Türkei sehenden Auges Demokratien totgeprügelt werden.
@Felix: Vermutung, man hat nicht gesehen dass Ghani Afghanistan den Taleban vor die Füße wirft wie den Hunden zum fraß… Dacht bis dahin auch, dass die Taleban sich Hezballah-like entwickeln. Habe unterstellt sie wären ansatzweise rational als Akteur …
@Felix
„Putin war offenbar überrascht vom entschiedenen deutschen Auftreten 2014, weil er zuvor analysiert hatte, dass es nicht im „nationalen Interesse Deutschlands“ liegt, sich einzumischen.“
Bitte was?
Sie meinen, die paar Sanktionen waren im Vorfeld nicht eingepreist bei Putin?
Für Russland lief die Krimannexion und der gesamte Ukrainekonflikt doch nahezu perfekt.
Beim Irak (Kuwait-Einmarsch) gab es eine UN-Streitmacht und ein zurückdrängen der Armee, bei Russland (Ukrainekonflikt) gab es ein paar Wirtschaftssanktionen und ein paar politische Ausschlüsse (G8 wurde G7 usw.). Aber dafür hat Russland nun einen Anker geworfen und der ist viel mehr wert als die „Kosten“ der Sanktionen.
Bitte wie soll denn der „große Knall“ aussehen?
Wenn Russland wirklich eine Übernahme der Ukraine im Sinn hätte, dann würden sie nicht wochenlang oder monatelang im nahenden Winter eine Truppenübung abhalten.
Völliger strategischer Unfug und @KPK hat das schon mal gut analysiert. Die Kampfkraft leidet enorm.
Zweitens ist die momentane Lage (Ukraine ist defacto geteilt und destabilisiert, Krim gehört faktisch zu Russland) doch perfekt für Russland.
Das kann man mit einem Krieg auch verlieren.
Da muss man nicht einmal das Argument mit den Atomwaffen bringen (die es im 1. WK nicht gab), sondern ganz konventionell und strategisch.
Interessengeleitet ist jeder Staat und jede Staatenorganisation. Alles andere anzunehmen ist naiv und zeugt von wenig Verständnis der Politik. Natürlich finde ich das auch nicht gut, wenn jeder Staat nach seinen Interessen agiert – es bleibt trotzdem ein Fakt. Die Welt ist leider so grausam und kein Regenbogenland und kein Wünschdirwas.
@chadm123
Die von Ihnen besonders erwähnten „Roten“ waren seit 1991 auch nicht gerade zimperlich unterwegs, als Stichworte gereichen hier Tschetschenien oder Georgien. Zudem exportiert die russische Rüstungsindustrie ebenso hemmungslos und steht auf Platz 2 laut SIPRI.
Was wollen Sie uns also jetzt sagen, zumal hier die wenigsten Kommentatoren in „I love ‚Merica!!“-Bettwäsche schlafen? Bitte gern in kondensierter Form ohne historischen Aufsatz… :-)
@chadm123 – ich finde es ganz erstaunlich, dass Sie sich auf die Seite einer expansiven, autoritär geführten Großmacht schlagen, die mit ihren militärischen Drohgebärden kleine Staaten bedroht. Vielleicht betrachten Sie ihren whataboutism – Beitrag mal aus der Sicht der baltischen Staaten und Polen, die im letzten Jahrhundert von der Sowjetunion brutal annektiert worden sind. Vielleicht betrachten Sie das Verhalten Russlands mal aus Sicht der Ukraine, die von Russland vor sechs Jahren militärisch angegriffen worden ist. Ich finde es sehr befremdlich, wenn Sie diese Perspektive in Ihrem Beitrag bewusst ausblenden.
Außerdem hat es nichts mit Russophobie zu tun, wenn man einen Diktator kritisiert. Die Kriege der USA sind auch zu kritisieren, diese Aufrechnung, die Sie betreiben, tut aber nichts zur Sache.
@Felix „Dass der große Knall eh nicht kommen kann, halte ich für ein sehr riskantes Gerücht.“ Das sehe ich genauso. Dafür gibt es keine Garantie und was sollte da im einundzwanzigsten Jahrhundert anders sein als im Zwanzigsten. Ich habe eh‘ das Gefühl, dass die globale Unvernunft ungeahnte Ausmasse angenommen hat.
Das ist das, was einem wirklich Bedenken eingeben sollte. Wenn Putin solche auf die innenpolitische Lage abzielendende Rhetorik braucht, um seiner Machtpolitik überhaupt noch etwas Glanz zu verleihen, dann ist eigentlich klar, wo er mit seinem Latein ist. Am Ende nämlich.
Natürlich hat Russland die Fähigkeit, im Ausland Regimefeinde zu töten. Das kann aber jede Bananenrepublik und selbst Nordkorea unternimmt solche Aktionen, wenn die jeweiligen Personen hinreichend wichtig sind. Selbst wir könnten das – rein von den Möglichkeiten her – nur dass es bei uns in höchstem Maße illegal wäre, würde eine Bundesregierung oder sonstige Behörde so etwas anordnen oder durchführen.
Aber vielleicht stimmt es ja, und Putin ist tatsächlich ein kranker Mann. Dazu würde passen, dass er allmählich mit Shoigu einen Nachfolger aufbaut…. Der könnte einen Heldenrang in einem nicht gar so großen, aber nicht minder vaterländischen Krieg gegen die Ukraine bestimmt gebrauchen, um die Unterstützung der Bevölkerung zu bekommen, und damit die sonstigen Diadochen auf Distanz zu halten.
@ all, welche mich hart kritisieren und um Antworten baten
Russland stationiert Truppen an der russisch-ukrainischen Grenze, China setzt aggressiv Taiwan unter Druck. Hier sind nahezu alle aktuelle Entwicklungen und die damit verbundene Kriegsgefahr bekannt.
Wenn schreckliche Dinge abwendbar sind, müssen sie abgewendet werden. Krieg ist schrecklich!Krieg wird ist nicht eine einfache Erweiterung der Kriegsspiele und der Feldübungen. Die USA haben wiederholt aggressive Kriege geführt und Invasionen mit angeblich humanitären Gründen gerechtfertigt. Der US-Stützpunkt Ramstein war/ist ein zentrales Drehkreuz für die todbringenden Einsätze amerikanischer Flugzeuge aber auchKampfdrohnen unter anderem im Irak, in Afghanistan, dem Jemen, in Syrien, Pakistan und Afrika, die über die Satellitenrelaisstation auf der US-Airbase durchgeführt werden. Welche Konflikte waren völkerechtswidrig? Einige sicher, das wissen hier die meisten.
Auch die Liste von Russlands Kriegen, Annexionen und Militäroperationen ist lang.
Das grundsätzliche Herangehen sollte sein, daß wir gegen ALLE ungerechte Kriege sein sollten – gegen Annexions- und Aggressionskriege jeglicher Art. Gegen alle Verstöße gegen das Völkerrecht. Gegen Kriegsverbrechen.
Wenn jemand selbst eine ungerechten/völkerechtswidrigen Krieg begann/daran teilnahm, entfällt m.E. mindestens mal das moralische Recht einen anderen Verursacher von Kriegen zu verurteilen.
In Ländern wie Russland/China aber eben auch der USA rechtfertigt Krieg die Existenz des militärischen Establishments.
Dicht hinter den führenden Militärs stehen die mächtigen Rüstungsindustrien. Überall.
Der Westen tut sich nun schwer damit, eine Antwort auf Russlands Aggression in der Ukraine zu finden. Dies hat vor allem damit zu tun, dass unklar ist, was die Ziele Moskaus sind und welcher Logik die Politik des Kreml gehorcht. Wissen über Russland ist leider zu oft oberflächlich.
Ich bin übrigens auch der Meinung, dass Eskalation bis hin zur Desinformation nicht nur der russischen Seite zuzuorden ist. Informationskriege gingen auch von den USA aus. Was mancher Politiker in Kiew von sich gab, hat sich auch allzuoft als (bewusste) Falschmeldung erwiesen.
@Denethor
Wenn es für Putin super gelaufen wäre, dann hätte er jetzt einen Landkorridor zur Krim, ein schön arrondiertes Territorium in der Ostukraine, eine saubere Grenze, russische Truppen dahinter und keine Sanktionen, keine erstarkende Ukraine mit türkischen Drohnen nebst amerikanischen Flugkörpern und keinen Krieg am Hals. Das hat er sich definitiv anders vorgestellt.
@all
Jetzt das heutige Urteil im Tiergarten-Mord hier aufzudröseln, dazu dann Besinnungsaufsätze über die Rolle der USA und Russlands… mache ich alles nicht mit und bitte einfach darum, die OT-Versuche einzustellen.
@Felix
Natürlich liegt der Erfolg immer in der Definition der Ziele.
Meiner Meinung nach waren die Ziele von Russland/Putin bezüglich der Ukraine:
– Destabilisierung der Ukraine
– Krim dauerhaft an Russland zu binden/sichern
– Ukraine in einen echten Konflikt/Krieg zu bringen um einen formalen NATO-Beitritt zu verhindern
– Dauerhaft die Ukraine nicht in die NATO integrieren zu lassen
– Mit der ganzen Ukraine-Sache durchzukommen
Können Sie jetzt bewerten wie sie wollen, aber ich glaube schon das dies eher die Ziele waren und bisher läuft das Spiel doch gut und es sind immerhin schon 7 Jahre vergangen.
irgendwie übersiehen hier viele, dass es noch einen spieler gibt, nämlich zelenski in kiev.
unter trump gabs von ihm nur rhetorik, aber als biden an die macht kam, truppenaufmarsch.
russen eskalierten mit gegen-aufmarsch – paar gepräche später waren alle wieder in den kasernen.
an der kontaktlinie sind damals 20 ukra-„soldaten“ gestorben, an unterschiedlichen „einwirkungen“.
danach hat zelenski medial zig mal die stimmung intern als auch im westen gegen die donbas-russen/ukrainer
aufgeheizt – der gipfel war in der forderung, nicht-ukrainer sollen die donbas freiwillig verlassen.
auch sein kampf gegen die eigene oposition und krit. medien deutet auf eine staatsstärkung hin.
ferner, sollen lt. zelenski 500.000+ ausgebildete soldaten ukraine schützen gegen jegliche feindseligkeiten, wobei zelenski doch offen von der wiedereroberung verlorener gebiete sprach.
imo, der mann hat was vor, die basis-strategie ist wohl die donbas allen bewohnern madig zu machen, aber ein schneller vorstoss könnte ihm auch nicht ganz abgesprochen werden. er hat aber zeit – bis 24 ist er gewählter präsident, der innenpolitisch nicht mal ein schritt richtung frieden unternehmen kann oder will.
der westen könnte zelenski davor abhalten, einen krieg zu starten, aber realpolitich ist usa/uk/nato
eher für einen waffengang.
auch die westliche stimmen der politiker und die schrillen medienberichte untermauern die ukra. strategie, denn hinterher kann behauptet werden, ukraine hat sich im vorwärtsgang präventiv nur verteidigt! das ähnelt dem georgienkrieg, hier wird aber der russ. gegenangriff pr-mässig schon vorweggenommen, denn 200 tsd truppen reichen nicht für eine eroberung von 800+ tsd km2-fläche.
diese auflistung der ereignisse nehme ich als strategie wahr, nicht als zufällige entwicklung, ziel ist, dass die russen die nerven verlieren.
@prneost
„auch die westliche stimmen der politiker und die schrillen medienberichte untermauern die ukra. strategie, denn hinterher kann behauptet werden, ukraine hat sich im vorwärtsgang präventiv nur verteidigt! das ähnelt dem georgienkrieg, hier wird aber der russ. gegenangriff pr-mässig schon vorweggenommen, denn 200 tsd truppen reichen nicht für eine eroberung von 800+ tsd km2-fläche.“
Präventiv? Russischer Gegenangriff? What…?
Das Staatsgebiet der Ukraine wurde 2014 angegriffen und Teile davon sind bis heute durch Russland annektiert. Kriegerischer Handlungen der Ukraine ggü. RUS wären also kein Angriff, sondern Verteidigung. Also völkerrechtlich legitim. (Meine persönliche Bewertung)
@Phantom711
der bevorstehende russ. angriff steht doch in jeder zeitung – natürlich ist dann die antwort der ukraine
ein prävintivschlag zur verteidigung – was ist hier missverständlich?
wie ist Ihre aktuelle bewertung zu minsk2-status – gültig oder papiermüll?
nordzypern – nordwestsyrien – auch das kosovo,
entspricht ihrer bewertung als besatzungsgebiet und der urspr. staat hätts gerne zurück.
schuld ist die staatl. organisierte weltgemeinschaft, dass sezessionen nicht kodifiziert sind, das wollen die nicht haben, damit ist jede sezession mit gewalt verbunden und jeder versuch mit starker abwehr des zentralstaates.
ein gewaltfreier ausgang ist jetzt nur noch mit einer volksabstimmung machbar, aber nach 7 jahren low intense war in der donbas, ist der ausgang doch klar?
haben Sie eigene vorschläge dazu?
Da tanzt doch tatsächlich jemand aus der normal gesund orchestrierten medialen Reihe.
Bei „Volksstimme“ aus Magdeburg
‚… zum Ärger von Moskau (hat) ein Gericht in einem Urteil die Anwesenheit russischer Soldaten im ukrainischen Separatistengebiet festgestellt. Das Gericht im südrussischen Rostow am Don schrieb demnach in dem Text von „Wehrdienstleistenden der Russischen Föderation, die sich im Bereitschaftsdienst in der Donezker und Luhansker Volksrepublik aufhalten“. Das ist insofern bemerkenswert, als dass Russland offiziell die Stationierung von Soldaten in der Ukraine nicht zugibt …‘
Kremlsprecher Dmitri Peskow sprach deshalb auch prompt von einem „Fehler jener, die den Text geschrieben haben“. Es könne nur ein Fehler sein, „weil das nicht möglich ist“.
Wieviel Jahre GULAG für Redakteur und Redaktion folgen, nannte er nicht.
@all
Wer behauptet dass 200.000 Soldaten nicht reichen um die Ukraine einzunehmen der spielt den Advocat Diaboli.
Zu den 200.000 russischen Soldaten kommen noch 25.000 Söldner, 75.000 Milizen jehnseits der Grenze und 500.000 bis 1.000.000 Sympatisanten auf der anderen Seite der Grenze.
Und die müssen ja nicht die Ukraine im Sturm an einem Abend einnehmen. Es reicht völlig aus wenn sie die Landverbindung zwischen Rußland und der Krim herstellen, ein paar wichtige Knotenpunkte einnehmen, wichtige Personen und Institutionen ausschalten, tragende Staatsstrukturen zerstören.
Im Moment ist die Ukraine ein überraschend funktionsfähiger und halbwegs liberaler Staat. Um das zu ändern reichen die genannten Kräfte.
Selbst die Russen glauben nicht daran dass der „gallizische Teil“ der Ukraine einfache Beute wäre. Ich wette selbst wenn sich die Ukraine kampflos ergeben würde hielten Putins Panzer genau an dieser ethnischen Grenze an. Aber dafür sorgen dass sie keine Gefahr mehr sind, das ist einfach machbar.
(Zur Erklärung, es gibt in der Ukraine grob gesagt zwei Ethnien, die eher russisch-geprägten Ukrainer und die habsburger-geprägten Ukrainer. Der Begriff Gallizien klingt überholt und ist unpräzise aber wurde mir so von Ukrainern als umgangssprachliche Bezeichnung genannt)
@ KPK Dass mit den russischen Soldaten habe ich gerade bei ntv im Videotext gelesen. Da bin ich dann morgen mal auf meine Volksstimme gespannt. Zuerst werden die Behörden sich aber um das Gerichtpersonal kümmern, oder?
Vielleicht ist diese Darstellung ja für die Diskussion ganz interessant:
https://wavellroom.com/2021/12/16/converging-ways-of-war/
Was lernen wir daraus mit Blick auf eine wirksame Abschreckung?
Wie viele Denkfabriken mit Sitz in Washington DC, London, Paris erkannten, dass Russland (Sowjets) 1956 Ungarn, 1968 die Tschechoslowakei, 1979 Afghanistan, 2008 Georgien und 2014 die Ukraine überfallen würde?
Putin will vom Westen im Rahmen seiner beginnenden diplomatischen Bemühungen (sofortige Verhandlungen mi der NATO) um eine Deeskalation der Lage Zugeständnisse an Russland erreichen, die völkerrechtlich vertraglich eine Zusicherung zum Ausschluss einer Mitgliedschaft der Ukraine in NATO und/oder EU beinhalten.
Die wachsweichen Aussagen des Kanzlers heute aus Brüssel, ohne Nennung von Ross und Reiter zur militärischen Lage an der ostukrainischen Grenze, haben den Geruch von Äquidistanz zu Moskau und Kiew. Wer diesen Weg vorsätzlich beschreitet, wird Kiew das Zugeständnis zum Verzicht auf die „Ostgebiete“ abnötigen wollen. Appartement.
Kann eigentlich angenommen werden, Moskau ließe die Ukraine in „abhängiger Neutralität“ in Frieden leben für den Fall, dass auf Luhansk und Donezk und die Krim verzichtet würde?
Fatal.
@KPK:
Kann nicht angenommen werden. Interessant ist: Putin(!) möchte vom Westen(!) verbindliche(!) Garantien, dass die NATO nicht weiter nach Osten vorrückt. (Gemeint ist damit vermutlich auch der gesamte russische „Unterbauch“, also Kaukasus bis zur Grenze der eher auf China orientierten Peripherie (Kasachstan bis Nordkorea).
Das ist – man muss es immer wieder sagen – einigermaßen bemerkenswert von jemandem, der die völkerrechtlich eigentlich verbindlich garantierte territoriale Integrität der Ukraine – so ausdrücklich vereinbart im Budapester Memorandum – selbst mit Füßen tritt! Die NATO soll also Russland garantieren, dass die Ukraine dort kein Mitglied werden kann – über deren Kopf hinweg!
Maryana Budjerin schreibt in einer m.E. vollständig zutreffenden Schlussfolgerung für das NPIHP dann auch:
Quelle: https://www.wilsoncenter.org/sites/default/files/media/documents/publication/Issue%20Brief%20No%203–The%20Breach–Final4.pdf
Der Westen soll also jemandem verbindliche Garantien geben, dessen eigene Garantien historisch belegbar nichts, aber auch rein gar nichts wert sind?
Kann man natürlich machen. Man müsste sich dann aber auch fragen lassen, ob man eigentlich Lack gesoffen hat!
@Dirk Wege
Betr.: KPK: 16.12.2021 um 16:23 Uhr Reguläres RUS Militär in der Ostukraine.
Offenbar kommt die Erstinfo dazu vom Sender „Radio Free Europe/Radio Liberty“ am Donnerstag mit veröffentlichter Kopie des Urteils. Wenig später verschwand das Dokument von der Internetseite des Gerichts.
(FAZ.net)
Anlass soll ein Schmiergeldgeschäft mit einem RUS Militär sein, der mit umgerechnet 12.000 € sich Versorgungsaufträge für RUS Truppen gesichert hatte. Laut Gericht wurden alle zwei Wochen 1300 Tonnen Güter an die russischen Truppen in der Ostukraine geliefert.
Er erhielt fünfeinhalb Jahren Haft.
Kreml-Sprecher Dmitrij Peskow widersprach dem Sachverhalt, es erfolgten nur humanitäre Lieferungen.
Unterdessen Lars Klingbeil in Bild;
„Die politische Antwort darauf (den Truppenaufmarsch) ist: Lasst uns an einen Tisch setzen und lasst uns darüber reden, wie wir verhindern, dass es dort zu einer militärischen Eskalation kommt.“
Nun ja, „Gebt dem Zaren, was des Zaren ist“ nach seiner Meiung, dann wäre kurzfristig Ruhe. Mit den „Volksrepubliken“ Luhansk und Donezk gibt er sich nicht zufrieden: Russland ist, wo die Bevölkerung Russisch spricht (Putin).
@Metallkopf
„über deren Kopf hinweg!“
Das ist doch Wortklauberei.
Wenn das Aufnahmebündnis ein mögliches Neumitglied nicht aufnehmen will, dann ist das sein gutes Recht und nicht über den Kopf des „noch nicht Mitgliedes“.
Darf jetzt jeder Staat auf der Erde in die EU?
Nein, das entscheiden die Mitgliedsstaaten der EU.
Wenn das NATO-Bündnis nun also, aus welchen Gründen auch immer, sich gegen eine Aufnahme der Ukraine entscheidet, dann ist das völlig in Ordnung und da kann die Ukraine zwar schmollen, aber rein von der Logik her hat sie kein Anrecht auf die Aufnahme.
Das ist ein Unterschied zur UN-Mitgliedschaft, denn es gibt eben auf der Erde nur eine UN und wenn man da nicht dabei ist, ist man eben weltpolitisch raus.
Und wenn die NATO eben die Gründe so akzeptiert (Putins Forderungen), dann ist das eben so. Wir können dann die Vertreter dieser Entscheidung (Regierung) bei unseren Staatswahlen gerne abwählen für diese Entscheidung.
Budapester Memorandum
Jetzt könnte man natürlich auch argumentieren, dass „selbst mit Füßen tritt!“ erst eine Folge der fehlenden Vereinbarung über die Nicht-Erweiterung war. Immerhin ist Jelzin nicht gleich Putin und jeder Staat kann jedes Jahr neue Forderungen und Wünsche aufstellen. Die Umsetzung oder Nichtumsetzung ist dann Verhandlungssache.
Aber das wurde hier ja schon mehr als dreimal debattiert und die Ansichten sind da wahrscheinlich immer noch stark unterschiedlich.
Fakt ist: Staat A will etwas und bekommt es nicht und ist bereit sehr stark dafür einzutreten.
Sehe keine große Unterstützung in der Bevölkerung der NATO-Staaten FÜR die Ukraine einzutreten und daher ist die Sache eigentlich schon klar. Zeigte sich ja auch schon die letzten Jahre – so richtig „Bock“ auf großen Stress mit Russland hat niemand – verständlich.
@KPK
„Nun ja, „Gebt dem Zaren, was des Zaren ist“ nach seiner Meiung, dann wäre kurzfristig Ruhe.“
Wenn das einen Krieg verhindert, kann man zumindest darüber sprechen.
Wir reden hier nicht von Afghanistan oder Mali oder Kosovo oder Irak oder Vietnam.