Russische Söldner in Mali: Einsatz steht offensichtlich bevor, Westen verurteilt Unterstützung durch russische Regierung (Update)
Ein Einsatz der russischen Söldnerfirma Wagner in Mali scheint unmittelbar bevorzustehen und dürfte sich auf das Engagement westlicher Streitkräfte, darunter auch der Bundeswehr, direkt auswirken. 15 Nationen, die an den internationalen Missionen in Mali beteiligt sind, verurteilten die Stationierung der Söldner in dem westafrikanischen Land und warnten vor einer Destabilisierung. Zugleich warfen sie der russischen Regierung vor, den Einsatz der Gruppe Wagner praktisch zu unterstützen.
Die Erklärung von 15 Nationen – neben Deutschland Belgien, Dänemark, Estland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Kanada, Litauen, die Niederlande, Norwegen, Portugal, Rumänen, Tschechien und Schweden – wurde am (heutigen) Donnerstagabend unter anderem vom Auswärtigen Amt veröffentlicht, allerdings (zunächst?) nur im englischen Original. Die wesentlichen Passagen:
We, the international partners committed to supporting Mali and its people in their efforts to achieve sustainable peace and stability and combat terrorism, firmly condemn the deployment of mercenary troops on Malian territory. This deployment can only further deteriorate the security situation in West Africa, lead to an aggravation of the Human Rights situation in Mali, threaten the Agreement for peace and reconciliation in Mali resulting from the Algiers process, and hamper the efforts of the international community to ensure the protection of civilians and to provide support to the Malian armed forces.
We deeply regret the choice of the Malian transitional authorities to use already scarce public funds to pay foreign mercenaries instead of supporting the Malian Armed Forces and public services to the benefit of the Malian people.
We are aware of the involvement of the Russian Federation government in providing material support to the deployment of the Wagner group in Mali and call on Russia to revert to a responsible and constructive behavior in the region. (…)
We urge the Malian transitional authorities to undertake reforms and to restore constitutional order, through the timely preparation and organization of elections, as they have committed to before the Malian people, ECOWAS and the international community. We fully support recent decisions by ECOWAS in that regard.
Die deutlichen Worte vor allem in Richtung der russischen Regierung, so berichten die Kollegen von bruxelles2, haben mit aktuellen Beobachtungen in der malischen Hauptstadt Bamako zu tun: Auf dem Flughafen von Bamako wurden eilig militärische Einrichtungen errichtet, die die Aufnahme einer beträchtlichen Anzahl von Söldnern ermöglichten, sagte ein Diplomat. Zudem habe es Lufttransporte unter Beteiligung der russischen Streitkräfte gegeben, die von Wagner-Vertretern überwacht worden seien.
Die Europäische Union hatte erst am 13. Dezember Sanktionen gegen die Wagner-Gruppe und einzelne Personen verhängt, die an Aktionen oder deren Finanzierung in der Ukraine, Syrien und Libyen beteiligt sein sollen. Vorwürfe von Menschenrechtsverletzungen durch diese Söldner hatte es vor allem in der Zentralafrikanischen Republik gegeben, wo die russische Organisation parallel zu einer UN-Truppe und einer EU-Ausbildungsmission tätig ist. Am 15. Dezember hatte das US-Außenministerium die Regierung in Bamako eindringlich vor einem Zusammengehen mit der Söldnerfirma gewarnt.
Ein möglicher Vertrag zwischen der Regierung Malis und der Wagner-Gruppe hatte bereits im Spätsommer zu heftigem Protest aus Frankreich, aber auch aus Deutschland geführt. Die damalige deutsche Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer hatte für diesen Fall das weitere militärische Engagement der Bundeswehr in dem westafrikanischen Land infrage gestellt:
Ihre Nachfolgerin Christine Lambrecht hat zwar eine Überprüfung der deutschen Beteiligung an der EU-Trainingsmission und eine Verlegung der Ausbildungstätigkeit in ein anderes Land ebenfalls in Aussicht gestellt – das allerdings bislang nur mit Sicherheitsbedenken begründet.
Die beiden deutschen Missionen in Mali – eine EU-Trainingsmission mit gut 300 und vor allem die Beteiligung an der UN-Truppe MINUMA mit rund 1.000 Soldatinnen und Soldaten – sind inzwischen das größte Auslandsengagement der deutschen Streitkräfte. Das geltende Bundestagsmandat für beide Missionen läuft bis Ende Mai kommenden Jahres; spätestens im Frühjahr wird es ohnehin eine Debatte über die Verlängerung geben. Am vergangenen Dienstag hatte die Bundeswehr in Anwesenheit der Parlamentarischen Staatssekretärin Siemtje Möller und des stellvertrenden Generalinspekteurs Markus Laubenthal das Kommando über die EU-Trainingsmission an Österreich abgegeben.
Nachtrag: Das Verteidigungsministerium reagierte via Twitter mit einem Statement von Ministerin Christine Lambrecht:
Update 24. Dezember: Die malische Regierung wies den Vorwurf in einem über soziale Netzwerke (hier: Twitter) verbreiteten Dementi zurück:
(Foto: Übergabe des Kommandos über die EU TM Mali vom deutschen Brigadegeneral Jochen Deuer an den österreichischen Brigadegeneral Christian Riener – Foto EUTM)
@Pio-Fritz: Danke für Ihre Antwort auf meine vielleicht etwas dämliche Frage!
Auf einem ganz anderen (erneuten) Thread, wo die Funkgeräte bzw. umfassendere Interoperabilitätsfragen nicht OT sind, wette ich aber noch.
@Uwe sagt: 03.01.2022 um 20:16 Uhr
Gerne geschehen. Die Diskussion über die Funkgeräte wurde schon geführt, umsonst kommt die Wehrbeauftragte nicht auf das Thema:
https://augengeradeaus.net/2021/09/gefaehrliche-funkstoerung-die-fortsetzung-80er-jahre-bitte-kommen/
Es könnte sich halt auch erweisen, dass die russischen Söldner erfolgreichere Friedensarbeit machen, als die der NATO. Die letzen Jahre waren die nicht erfolgreich. Gerade in Mali, wo Frankreich durch seine kolonialen Hinterlassenschaften (CFA Franc) und Interessen, für viele vielleicht eher kritisch gesehen wird, kann das eine Rolle spielen.
Passend zu der Söldner Diskussion gab es zuletzt diesen Artikel (leider bezahlschranke). die USA gaben in den letzten 20 Jahren 14 Billionen(!) Dollar für private Unternehmen aus. Was vermutlich nur ein Bruchteil von dem ist, was die bösen Russen ausgeben.
https://www.wsj.com/articles/who-won-in-afghanistan-private-contractors-troops-withdrawal-war-pentagon-11640988154
@Pio-Fritz: Der Thread war m.E. nur Spitze vom Eisberg. Weil das hier zu Mali aber OT ist, höre ich jetzt auf.
@Mutant77 (und noch paar andere)
Ich werde noch mal sehr deutlich. Die Versuche, mit „aber die USA!“ so zu tun, als sei die Gruppe Wagner halt nur ein kleiner unproblematischer Dienstleister, sind inzwischen sehr offensichtlich als russische Propaganda erkennbar. Dazu gehört auch, Berichte über deren Vorgehen in der Zentralfrikanischen Republik herunterzuspielen. Ich denke, diese Art von Derailing und Whataboutism in lehrbuchmäßiger Form haben wir jetzt zur Genüge gesehen, und weiter brauchen wir das nicht.
@Mutant77
Wenn die Russischen Söldner / Wagner Gruppe so erfolgreich sind, würden die keine Propaganda Filme drehen müssen. Mittlerweile ist auf YouTube schon der zweite Film erschienen (Tourist und Granit).
Was interessant ist, dass der erste Film kurz vor/nach dem Bericht der UNO über den Einsatz der Gruppe veröffentlicht wurde.
@T.W: Ihr Blog, Ihre Regeln, aber das hier tendenziös alles was anscheinend nicht Ihrer Meinung entspricht, in die Ecke russischer Propaganda und professionellem Trolling gestellt wird, ist dennoch offensichtlich.
Freier Wille, zu einer abweichenden Meinung, scheint in Ihrer Welt nicht zu existieren.
In der Zone war auch schon alles Abweichende „aus dem Westen gesteuert“. Viel Spass beim „anders sein“!
[Die Behauptung „alles was anscheinend nicht Ihrer Meinung entspricht, in die Ecke russischer Propaganda und professionellem Trolling gestellt wird“ ist stumpf gelogen, und das wissen Sie. Ich bin bislang nicht davon ausgegangen, dass Sie sich denjenigen anschließen, die durch gezielte Falschinformation und Derailing hier die Kommentare aufmischen wollen, aber wenn Sie das anders sehen, kann ich das nicht ändern. T.W.]
Hat Wagner Interesse ehemalige Soldaten der BW anzuwerben? Schon eine beeindruckende Trolldichte im Umfeld?!
@Scharlatan
Ihre Andeutung bezüglich T.W. sind aber sowas von falsch. Ich bin hier schon seit mehreren Jahren fleißiger Leser und zahle auch dafür (gerne), weil ich hier unterschiedliche Sichtweisen und Meinungen finde und diese auch schätze. Wenn Sie meinen, dass dieser Blog Ihre Meinung nicht richtig wertschätzt, dann steht es Ihnen frei sich hier nicht zu äußern.
Das die IRA oder andere, vergleichbare Organisationen hier aus allen Rohren schiessen sollte allen klar sein.
Ich empfehle mal jedem sich die Publikationen des NATO (accredited) STRATCOM Centres of Excellence (COE) zu Gemüte zu führen. Dann wird es vielleicht leichter hier den einen oder anderen Kommentar einzuordnen.
https://stratcomcoe.org
@T.W.
@all
Ich stehe voll hinter T.W.s Moderationsstil.
Auch ist ein Contractor alles (Baufirmen, Wartungsfirmen, Beratungen, Transportleistungen usw. und auch „private Soldaten“) und eine Söldnerfirma ist nur eine Söldnerfirma (also „private Soldaten“).
Der Vergleich von 14 Billionen zu Wagner ist also kein wirklicher Vergleich.
ABER
Auch mir ist aufgefallen, dass in den letzten Monaten sehr häufig eine (sehr stark abweichende) Meinung oder vielleicht auch Derailing und so weiter als „russische Trollarmee“ oder „russische Propaganda“ und ähnliches bezeichnet wird.
Ich möchte nur mal darauf hinweisen, dass nicht jeder durch einseitiges Lesen/Schauen von normalen Medien oder Erziehung geprägte Kommentator mit vielleicht sehr merkwürdiger Meinung gleich ein Troll aus Moskau ist.
Da nehme ich mich nicht aus, auch bei mir mag die eine oder andere Sichtweise vielleicht nicht ganz in der Waage sein. (ist bei vielen Kommentatoren auf der anderen Seite des Meinungsbildes aber auch nicht anders)
Ein russischer Troll oder ein Propagandaaccount bin ich aber mit Sicherheit nicht.
@Denethor
Akzeptiert. Ich nehme allerdings für mich in Anspruch, nicht bei stark abweichender Meinung gleich ein hartes Urteil zu fällen. Aber wenn sehr eindeutig und lautstark alle Berichte, Hinweise, selbst UN-Berichte über das Vorgehen von Wagner als US-Schauermärchen abgetan und/oder permanent mit Verweisen auf westliche Private Military Companies für gegenstandslos erklärt werden sollen, bin ich irgendwann schon alarmiert. Und es gibt ein paar, die das recht exzessiv betreiben.
@Denethor/ @Scharlatan
Ich schrieb jüngst von der durch Sprache erzeugten Informationsblase / Echokammer.
Ein Beispiel:
Das ZDF sagt über Wagner: „Ihr Anführer Dmitri Utkin gab sich selbst den Kampfnamen „Wagner“, weil er die Musik des deutschen Komponisten liebt, die Kampftruppe ist nach ihm benannt.“ Schön und gut, und wenn man den Artikel des ZDF so liest könnte man tatsächlich den Eindruck gewinnen, Blackwater und Wagner würden sich in der Waage halten?
Bis zu dem Moment wo man auf russische und englische, ja teils politisch gefärbte Quellen stößt. Zusammengefasst im tatsächlich deutschsprachigen Teil Wikipedias: „Utkin hat eine Vorliebe für die Ästhetik und Ideologie des Dritten Reiches. Sein Kampfname „Wagner“ bezieht sich auf Richard Wagner.[1][6] Er wählte er den Namen Wagners, da dieser einer von Hitlers Lieblingskomponisten war.[9] Die Gruppe Wagner ist nach ihm benannt.“ Und da behaupte ich gibt es Welten zum Gründer von Blackwater, der ja, evtl. ein bisschen ein komischer Vogel ist und sicherlich Dreck am Stecken hat. Aber da gibt es dann doch unterschiede.
https://de.wikipedia.org/wiki/Dmitri_Walerjewitsch_Utkin
oder
https://en.wikipedia.org/wiki/Dmitry_Utkin
Die SiPo Debatte in der BRD, naja wir kennen sie und ich beiße mir jetzt so auf die Lippen wie die Moderatoren von Sicherheitshalber, was gewisse manchmal womöglich schräg anklingende nach manch ethisch gesehenen Gesichtspunkt überzogenen russophiole Weltanschauungen angeht. Und ich bin schon ein Putin- und ein Terroristenversteher, das kann ihnen jeder Ulfkotte-Fanboy bestätigen. ;)
Erster Einsatz von Wagner am 03.01.22, u.U. gemeinsam mit FAMA Nähe zu Mopti?
Man lässt sich nicht lange bitten.
@MichaelShurkin
Some more on the reported ambush in central #Mali of Malian army (FAMA) accompanied by Wagner mercenaries. It is remarkably difficult to verify what goes on in central Mali, given the rumors about Wagner that have been circulating for the past several weeks. Watching closely.
Wassim Nasr
Quelle:
@SimNasr
#Mali selon plusieurs sources, une première altercation a eu lieu hier, le 3.01.22, entre #Wagner & jihadistes, un blessé confirmé côté Wagner, certaines sources évoquent plusieurs morts côtés jihadistes, à proximité de Mandoli sur la route entre Bandiagara et Bankass,
https://mobile.twitter.com/SimNasr/status/1478312210929754113/photo/1