Gefährliche Funkstörung, die Fortsetzung: 80er Jahre, bitte kommen
Weil die Ausrüstung der Bundeswehr mit modernen digitalen Funkgeräten nur schleppend vorankommt, geht die Beschaffungsbehörde der Truppe einen ungewöhnlichen Weg: Alte analoge Funkgeräte aus den 1980er Jahren, die langsam altersschwach werden und für die es keine Ersatzteile mehr gibt, sollen eins zu eins nachgebaut werden.
Seit Jahren arbeitet die Bundeswehr daran, vor allem die Landstreitkräfte mit digitalen Funkgeräten auszustatten – diese Technik ist nicht nur nötig, um den Funkverkehr besser vor Abhören und Störungen zu schützen, sondern vor allem für die Datenübertragung, die so genannten Battle Management Systeme. Schon vor fünf Jahren zeichnete sich ab, dass dieses Riesenprojekt, inzwischen umbenannt in Digitalisierung Landbasierter Operationen (DLBO) weit hinter dem Zeitplan liegt. Inzwischen ist die Lücke allerdings so groß geworden, dass die Streitkräfte zu einem Notbehelf greifen – und ihre alten Funkgeräte einfach unverändert neu bauen lassen wollen.
Das Projekt, über das am (heutigen) Freitag zuerst der Spiegel berichtete (Bericht hinter Paywall), sieht nach einem Akt der Verzweiflung aus und ist seit Anfang September offiziell: Da veröffentlichte das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Beschaffung der Bundeswehr (BAAINBw) die Bekanntmachung eines Lieferauftrags: Rahmenvertrag Fähigkeitserhalt Funkgerätefamilie SEM 80/SEM 90 zur Aufrechterhaltung der Einsatzfähigkeit der bestehenden Funkgeräte SEM 80/SEM 90 unter Beibehaltung aller bisherigen Fähigkeiten.
Hinter der bürokratischen Formulierung verbirgt sich eine einfach zu erfüllende technische Forderung: Die Auftragsvergabe hat das Ziel der Aufrechterhaltung der Einsatzfähigkeit der SEM 80/ SEM 90 Funkgeräte unter Beibehaltung der bisherigen Fähigkeiten. Nur der Originalhersteller der bisherigen Geräte kann die einzelnen Funkgeräte so in das Gesamtfunkgerätesystem der SEM 80/SEM 90 Funkgerätefamilie einsetzen und damit in die Fahrzeuge/Plattformen der Bundeswehr integrieren, dass unter Berücksichtigung komplexer technischer Abhängikeiten und Kompatibilitätsvorgaben, zwingende Erfordernisse einer sicheren und zuverlässigen Funktions- und Bertriebssicherehit eingehalten werden können.
Mit anderen Worten: Die Geräte vom Typ Sender/Empfänger, mobil SEM80/90, in den 1980-er Jahren in die Bundeswehr eingeführt und längst nicht mehr produziert, sollen genau so wie bisher neu gebaut werden. Etwa so, als würde ein Telefon-Nutzer für seinen Anschluss ein Original Wählscheiben-Telefon A1 mausgrau bestellen. Zusätzliche Extras (aus dem Beispiel übertragen: ein Tastentelefon oder Wahlwiederholung) werden ausdrücklich ausgeschlossen.
Der absurd erscheinende Auftrag hat vor allem vergaberechtliche Gründe. Weil die geplante Neuausstattung mit digitalen Funkgeräten längst nicht so schnell geht wie erhofft, müssen die alten Funkgeräte so lange wie möglich in Betrieb gehalten werden – oder durch baugleiche Geräte ersetzt werden. Denn ein Funkgerät mit zusätzlichen Fähigkeiten, so erläutert ein Sprecher des Verteidigungsministeriums, müsste europaweit ausgeschrieben werden. Das wiederum würde möglicherweise zu spät kommen und die Truppe zum Teil ohne jegliche Funkanbindung dastehen lassen.
Aus dem gleichen Grund wurde der Auftrag auch ohne Ausschreibung vergeben, und aus Sicht des BAAINBw kam nur eine Firma infrage: Der deutsche Ableger des französischen Unternehmens Thales. Denn Thales hatte Teile der Firma Standard-Elektrik Lorenz (SEL) übernommen, die vor rund 40 Jahren die Funkgeräte gebaut hatte – und dieses Unternehmen existiert nicht mehr. Aus technischen Gründen konnte der Auftrag nur an die Firma Thales vergeben werden, heißt es in der Bekanntmachung.
Zunächst ist mit dem Rahmenvertrag nur vorgesehen, dass Thales demonstriert, dass es auch Funkgeräte auf dem technischen Niveau der 1980-er Jahre bauen – und dann auch bis weit ins nächste Jahrzehnt liefern kann: Der Rahmenvertrag hat eine Vertragslaufzeit bis zum 31.12.2032 und beinhaltet Verlängerungsoptionen bis zum 31.12.2035. (…) Zum einen ist die Laufzeit notwendig, um ausgehend von einer Gerätestückzahl von bis zu 30.000 Geräten den notwendigen Gerätezulauf sukzessive sicherzustellen. Zum anderen liegt die geplante Nutzungsdauer der Geräte bei mindestens 10 Jahren. Ein Wechsel des Herstellers würde zu technischen Schwierigkeiten beim Erhalt der bisherigen Schnittstellen, hinsichtlich technischer Abhängigkeitem, Außenmaße und Funktionalitäten der Bestandsfunkgeräte SEM 80/SEM 90 führen und ist daher nicht möglich.
Über eine Beschaffung soll erst danach entschieden werden, deshalb wird in der Bekanntmachung der Wert zunächst auch nur mit 0,01 Euro angegeben. Danach könnte es aber richtig ins Geld gehen: Sollte die Bundeswehr tatsächlich alle maximal geforderten 30.000 neuen alten Funkgeräte bestellen, geht es um ein Volumen von rund 600 Millionen Euro.
Eine solche Beschaffung müsste dann allerdings, im Umfang abhängig nicht zuletzt vom Fortschritt der Digitalisierung des Truppenfunks, dem Haushaltsausschuss des Bundestages zur Billigung vorgelegt werden. Die Parlamentarier müssen dann entscheiden, ob sie die, wie es im Ministerium heißt, von den schlechten Lösungen die beste akzeptieren wollen. Und ob sich die Bundeswehr 2035 noch eine technische Ausstattung auf dem Niveau von 1980 leisten soll.
Ergänzung: In den Kommentaren der richtige Hinweis, dass es bereits am 4. September einen Beitrag dazu in der Fachpublikation Soldat&Technik gab, der allerdings auch hinter Paywall steht und den ich nicht kenne. Aber dazu passt auch ein Hinweis aus deren Schwesterpublikation Europäische Sicherheit&Technik, Ausgabe September 2021:
Am Beispiel der Führungsfähigkeit wird das Ausmaß des Versäumten deutlich. Während damals mit der durchgängigen Einführung AUTOKO90, BIGSTAF und SEM93 ein mit den damaligen techno- logischen Mitteln effektiver Führungsverbund umgesetzt wurde, sind die Führungsmittel heute entweder noch dieselben, nicht (mehr) durchgängig vorhanden oder mittlerweile vollkommen veraltet. Bedauerlicherweise ist das Heer damit nicht in der Lage, auf Basis beispielsweise der analogen Funkgerätebaureihe SEM 70/80/90 die Interoperabilitäts- und Kryptostandards verbündeter Streitkräfte mit SDR-Funk (Software Defined Radio) zu erreichen.
(Archivbild Juli 2020: Soldaten bei einer Übung mit dem Funkgerät SEM70, der tragbaren Version des SEM80/90 – Christoph Loose/Bundeswehr)
Was erwartet man von einem Verteidigungsministerium, das jahrelang von Politikerinnen geführt wird, deren einzige Qualifikation es ist, Quotenfrau zu sein (Eigenbeschreibung der aktuellen Ministerin)? Garbage in, garbage out, wie es so schön heißt.
/rant off
@Ahrtal / Katastrophenfall:
Also die Ösis können mobilen Mobilfunk. Da stellt das Bundesheer mit seiner schweren Technik die transportablen Mobilfunkknoten des Telcos dort hin, wo sie gebraucht werden, und -schwuppdiwupp – hat die Katastrophenregion wieder Handynetz und Internet. Neulich erst wieder geübt, Artikel hier: https://www.a1.net/connectlife/pd/bundesheer-a1technik/
Zur Not kann man mit einem Handynetz ja auch militärische Operationen führen, siehe Ostukraine, Syrien, Libyen, Jemen, you name it. Handynetzte sind sogar verschlüsselt. Toll, was? Die Bundeswehr dagegen – siehe oben.
[Nee, den Ton mit der „Quotenfrau“ und abfällige Pöbeleien machen wir hier nicht. Noch mal und es ist Schicht. Da hilft auch der Hinweis auf „Eigenbeschreibung“ nix. T.W.]
Ich bin KpChef einer Infanteriekompanie. Ich habe auf mich schießen lassen, ich habe IEDs gefunden und Kameraden nach IED Treffern da raus gezogen.
Immer wenn es heiß herging, ging der Funk nicht mehr.
Ich fühle mich verraten von den Entscheidern, die dieses Drama jetzt verlängern.
Sowohl den verantwortlichen Bedarfsdecker der gesagt hat „das biete ich euch ernsthaft an, um euren Bedarf zu decken“ als auch dem Verantwortlichen auf Bedarfsträgerseite der gesagt hat „Das nehme ich, damit schicke ich meine Männer in den Kampf bis um den letzten Blutstropfen“ möge der Blitz treffen ob diesem Verrat an den eigenen Soldaten.
Bei den Hinweisen zum Ahrtal geht hier aus meiner Sicht einiges durcheinander.
Das Problem dabei ist nicht das digitale Format (SDR), sondern die Abstützung auf viele Sendemasten (BOS ist eine Art Handynetz).
Mit Blick auf SDR hatte bereits BM Struck dieses Thema als Priorität bezeichnet.
Fast 20 Jahre später hat man sich so in den eigenen Prozessen verhakt, dass nun ein SDR die Funktionalitäten eines SEM abbilden soll – und explizit nicht mehr, weil
– wie schon von einigen geschrieben – dann eine Ausschreibung erforderlich wäre.
Die SEM Regeneration ist als Zwischenschritt gedacht bis die neuen Funkgeräte kommen.
Da der Ersatz der SEM die gleichen Funktionalitäten hat wie das SEM bleiben auch die Probleme bei der Interoperabilität mit NATO-Partnern. Diese haben eigentlich alle schon SDR. Deswegen ist auch die Frage ob wir mit den neuen SEM noch mit Verbündeten funken können seltsam.
Wir sind das Schlusslicht in der NATO und die Verbündeten reagieren nur noch mit Unverständnis auf die Lage in Deutschland.
Mal abwarten was bei der D-LBO-Ausschreibung heraus kommt.
Vielleicht sind wir dann nach einem Viertel Jahrhundert der Diskussion auch in der Praxis weiter.
Daneben ist das Ahrtal aber durchaus ein Hinweis – nicht nur mit Blick auf den Katastrophenschutz: in einem hybriden LV/BV-Szenar wird man sehr ähnliche Probleme im „Hinterland“ haben.
Was ist die Antwort der viel besprochenen vernetzten Sicherheit und Resilienz?
Meine Herren …
immerhin kann die alte Taschenkarte für die Serie SEM 70/80/90 wieder genutzt werden. Wie gut das ich diese zuletzt gut aufgehoben hatte…als Relikt an vergangene Zeiten.
Museumdokumente zu Museumstechnik. NEMP hin oder her.
Auch mir stellt sich die Frage warum kein PRC148 (na immerhin 30-512 MHz und satte 5W-PEP) genommen wird. Auch der Blick auf den Ulmer Eselsberg scheint „eingenebelt“ zu sein. Von der Stange und verfügbar.
PS: Für Sammler hätte ich noch eine Taschenkarte „Ableitbares Rufnummernchema-AUTOKO II“…
oder sollte ich auf Rückkehr des Kampfzonenfernmeldenetzes warten?
@Landmatrose3000 sagt: 25.09.2021 um 16:33 Uhr
Sie können glauben was immer Sie wollen, es gibt aber einige Fakten:
1. Feuerwehrautos sind nicht gepanzert und müssen auch nicht für Ansprengungen etc. qualifiziert werden. In Feuerwehrautos wurden auch keine BMS Systeme verbaut und Feuerwehrautos wurden aufgrund von Kommunaler Verantwortlichkeit sicherlich nicht alle auf einmal umgerüstet.
2. Es wurde eine Ausschreibung für neue Funkgeräte gestartet, aber eben erstmal nur für ca. ein Brigadeaquivalent. Die Industrie hat keine Kapazitäten um die ganze Bundeswehr innerhalb kurzer Zeit umzurüsten, der Prozess wird mindestens ein Jahrzehnt dauern und in dieser Zeit müssen die anderen Autos eben auch Funken können.
Der Fluch der guten Tat holt uns eben doch ein. Man braucht für den bunten Strauß an verschiedenen vorhandenen Funkgeräten Ersatz. Und natürlich soll alles dem modernsten technischen Stand entsprechen. Und dann auch noch gegenseitig kompatibel, interoperabel, robust, leicht, sicher und günstig sein. Dann sind auch noch die Anforderungen der einzelnen TSK zu berücksichtigen. Also am besten ein Gerät, das ich für die jeweiligen Anwendungen problemlos konfigurieren kann. Jetzt hätte ich doch fast vergessen, dass so ein Gerät auch noch kryptiert sein muss. Und kaum habe ich meine Gedanken grob formuliert, fällt doch den Schlapphüten ein, dass sie so etwas auch gebrauchen können. Da muss dann natürlich eine rein nationale Entwicklung her. Dass dann über die Jahre mal das Gewicht, mal die Kryptohärtung, mal die Stoßfestigkeit usw. Probleme machen, kann ja mal vorkommen. Und dann komme ich irgendwann zu einer ausreichend nutzbaren technischen Lösung, schon sind wieder alle beleidigt, weil das nicht für lau zu beschaffen ist. Und schon sind alle böse, weil nicht sofort der Bedarf in allen Bereichen gedeckt werden kann. Die Problematik der Integration in die Waffensysteme wurde ja weiter oben schon diskutiert. Schuld sind dann die Ministerin, ihr Beschaffungsapparat und die Industrie. Erstaunlicherweise ist das Kanzleramt (Stichwort Schlapphüte) außen vor. Dass die Ursachen 20 Jahre zurück liegen, und in allen beteiligten Bereichen inzwischen neue Köpfe sitzen, spielt da keine Rolle, man hat ja seine Schuldigen.
Jedenfalls muss nicht mehr wie bei AN/PRC-10 … 25 etc die „Schwebelücke“ gesucht werden.
Auch zu diesem unleidlichen Thema des Fm-Rückgriffs auf 70-80er passt überraschend (?) ein Clausewitz:
„Tradition in der Armee ist es, an der Spitze des Fortschritts zu marschieren“.
Nun, irrt er?
SEM 70/80/90 haben Tradition, aber Fortschritt?
Also ich finde das einfach nur peinlich!
@Wa-Ge
Zum Thema Ansprengung: Das ist wirklich keine Raketenwissenschaft. Und mit vernünftiger Kommunikation komme ich u.U. gar nicht erst in den Bereich, wo ich angesprengt werde. Kommunikation (Führungsfähigkeit) ist eine Schlüsselfähigkeit die wir dringend brauchen! Und was nützt mir ein altes Radio mit BMS, wenn es dann, wenn ich es benötige, gestört wird? ComSec (Communication Security) und TranSec (Transmisson Security) sind in jedem echten Szenario heute bitter nötig. Schauen Sie bitte einfach mal, was die Marine für Probleme mit GPS Spoofing bei den Drohnen hat.
Und dass alle Bundeswehrfahrzeuge auf einmal umgerüstet werden, das glaube ich erst, wenn es passiert. Ich vermute eher, dass wir in drölfundneunzig Tranchen von Step 1 über IOC-, IOC+ bis FOC in 2065 unsere Fahrzeuge langsamer nachrüsten, als man es sich in seinen kühnsten Träumen ausmalen kann. Selbst viele unserer Luftfahrzeuge sind funktechnisch noch weit vom „Branchenstandard“ entfernt….
Und dass die Industrie bei diesen Summen keine Kapazitäten hat, halte ich, ohne es beweisen zu können, für falsch. Wenn ich einer Firma den 20-fachen Preis für Funkgeräte anbiete, dann liefert die. (Aus Wikipedia zum Beispiel Thema PRC-148: As of August 2007, 100,000 MBITRs have been fielded) Wahrscheinlich sogar schneller, als Altgeräte nachzubauen. Ein SDR (Software Defined Radio) ist das, was wir brauche. Sonst nutzen unsere Truppen im Einsatz wahrscheinlich bald Briar und ähnliche Apps um untereinander vernünftig zu kommunizieren. Ein Armutszeugnis für die Bundeswehr, durch nichts zu rechtfertigen.
@ Wa-Ge
ich behaupte mal 90% der Fahrzeuge die jetzt mit Funk ausgerüstet werden (müssen) sind ungepanzert (Greenliner, Widder, UTF….) und jede ELO-Inst wäre froh wenn es mit einer solchen Umrüstung endlich mal wieder einen gescheiten Auftrag gibt.
Btw. im Rahmen VJTF wird/wurde jetzt schon die verbaute Hardware der Fzg aufgenommen um einen Sachstand zu generieren. (KommServer, Netzteile, Grundplatten, Verkabelung, etc.)
Ihre Argumentation mit Ansprengversuchen u.ä. lasse ich daher nur bedingt gelten. Mit Sicherheit haben Sie Recht, dass man nicht so ohne weiters ein anderes FuGer einbauen kann, aber wer nicht willens ist findet Ausreden. (der Hufnagelerlass grüßt) Und ja, auch in Rettungsfahrzeugen finden sich mittlerweile C4 Systeme wieder. (die Zeiten von FuG8 und Co sind auch hier vorbei)
Das die Ausschreibung für die neuen FuGer jetzt erstmal für ein Brigadeäquivalent gemacht wurde und mit Lieferzeitpunkt 180 Monate! veranschlagt werden zeigt auch hier, dass an verantwortlicher Stelle Leute sitzen, denen man nur noch wünschen will, dass ihnen beim Händewaschen die Ärmel runter rutschen…
@ Mittleser
bitte verwechseln Sie nicht Handy- oder Zellulare Netze mit Truppenfunk. Beide haben ihre Anwendungsgebiete. Es ist zwar schön, wenn das Bundesheer über entsprechende Technik und Kooperation mit ziviler Seite verfügt, hat aber mit dem Problem welchem wir hier konfrontiert sind gerade wenig zu tun.
(Auch wenn es mit den Zellularen Netzen in der Bw auch, sagen wir mal, suboptimal läuft…)
Und wer immer noch glaubt, Handys seien verschlüsselt, der denkt auch AKW-Betrieb ist kryptiert…
Es ist einfach nur noch peinlich. In unserem Land wird entweder alles geredet oder kaputt gespart.
Egal wo man hinschaut. Unfähigkeit hoch 3.
Mir tut die Bundeswehr und vor allem die hier dienen leid.
Es ist wohl nur eine Frage der Zeit wann Vorderlader und die gute alte UH- 1D wieder kommen….als retrofit.
@Wa-Ge
Und genau deshalb hätte man das alles schon vor Jahren anschieben müssen – es wurde GENUG darauf hingewiesen!
Es passiert einfach nie was. Ist ja nicht so, das das aus heiterem Himmel kommt wie Covid. Man hat einfach nie das Gefühl, das sich etwas ändert. Die Fehler werden immer wiederholt.
Ich versuche gerade, das ganze nochmal zu erfassen. Streiche SEM, setze Nokia. Schütze Müller hat ein altes Nokia. Damit kann er sprechen, und SMS. Fast alle seine internationalen Kameraden haben Smartphones. Jetzt will also der Bund das alte Funktelefon nachbauen, Thales am liebsten noch ein bisschen WhatsApp und Facebook mitgeben, was aber erstmal vergaberechtlich ausgeschlossen zu sein scheint. Gleichzeitig liefern Bayern und Israelis moderne Geräte im Rahmen der VJTF, das darf aber auch keine Vorentscheidung für die Digitalisierung des Heeres bedeuten. Klingt komisch, ist aber so…
Hier mal mein Senf als Mitglied einer der freiwilligen Feuerwehren die beim Hochwasser im Ahrtal im Einsatz waren. Wir hatten auf (fast) allen Autos den digitalen BOS-Funk (BOS = Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben) und auf allen älteren Autos die vorher angeschafft wurden zusätzlich auch noch den alten Analog-Funk.
Was ich euch hier schriftlich und mit Brief und Siegel geben kann, ist das ab spätestens 18 bis 19 Uhr der Digitalfunk komplett ausgefallen ist. Die einzige Kommunikationsfähigkeit ab diesem Zeitpunkt war der alte Analogfunk.
[Links zu deutschen Verlagswebseiten finden hier aus bekannten Gründen nicht statt, deshalb Link entfernt. Aber die Geschichte der Wirtschaftswoche lässt sich unter der Überschrift „Digitaler Polizeifunk – Warum das Milliarden-Netz ausgerechnet in der Katastrophe versagt hat“ finden. T.W.]
Da sehe ich mal wieder das die Politik versagt hat. Das neue Netz ( BOS- Digital ) hat auch Ewig gedauert.
Kauft doch billige China-Funkgeräte, die sind in heutiger Zeit besser aufgestellt als die alten Kisten PCR und Co. Oder wir schon erwähnt per Handy. Das ist Digital und Verschlüsselt. Anhören fast Unmöglich, da das Equipment für die Allgemeinheit viel zu teuer ist
[Auf dem Niveau hier bitte nicht debattieren. T.W.]
@Thomas D
Ich keiner bezweifelt, dass der Analogfunk im Hochwassereinsatz die einzig funktionierende Technik war. Aber dieses Szenario unterscheidet sich vom militärischen dadurch, dass dort die Gegenseite mithören möchte und nicht soll und ggf. aktiv daran arbeitet, die Kommunikation zu stören. Aber es gibt durchaus Möglichkeiten, digital ohne Abhängigkeit von einer Basisinfrastruktur zu funken und gleichzeitig sowohl gegen Störer als auch Mithörer vorzugehen. Die üblichen Frequenzsprungverfahren (Have Quick, Have Quick II, SATURN) werden als TranSec bezeichnet, die zusätzlich mögliche Verschlüsselung als ComSec. Beides ist inzwischen für die militärische Kommunikation weltweit (bis auf wenige Ausnahmen ;-)) Standard. Ob man dann wirklich noch auf ein altes System was m.W. nicht mal die SINCGARS (Single Channel Ground and Airborne Radio System) Anforderungen erfüllt, setzen sollte, stelle ich halt in Frage.
Hinweis: Google und „military technology 06/2020“ und da das C4I Forum suchen.
Leute Leute, gehts auch eine Nummer kleiner? Die Probleme bei den Führungsmittlen sind lange völlig verkannt worden. Alles was knallt. krach macht, schießt und groß und schwer ist, ist immer wichtiger und wurde immer im Haushalt vorgezogen. Auf der Strecke blieb Feldzeug und Fermelde (siehe Aufbruch Einzelplan 14) Wo konnte also am einfachsten gespart werden? Ah, da gibt es so exoten, die benutzen das elektromagnetische Spektrum, völlig lautlos und unsichtbar. Total unsexy …. Wir müssen den EF einführen und die F124 bauen und der Leo braucht ein update – wo haben es Fü M, Fü H und Fü L im damaligen BMVg sich es zusammengespart? (ja, soweit geht das Dilemma schon zurück)
Nun, wie SB 63 oben schreibt, ist es schon lange zu spät gewesen, zeitgerecht alles umzurüsten. Parallel zu den laufenden Aktivitäten (DLB O und so) muss SEM 80/90 noch „in Betrieb gehalten“ werden. Nicht mehr, aber auch nicht weniger! So wie ich es verstehe geht es um einen Rahmenvertrag finanziert aus Materialerhaltungsgelder, also quasi aus dem Geldtopf für Reparaturen. Also alle einmal tief durchatmen und dann weiter machen.
Achso, und neuerdings muss bei Rahmenverträgen eine maximale Vertragsumme vereinbart werden. So wie es sich liest, hat man das worst case Szenario zu Grunde gelegt. Was auch sinnvoll ist. Daher schweben nun 600 Mio durch die Medien. D.h. aber mit nichten, dass es bis zu dem Maximalbetrag kommt. Der Rahmenvertrag hat eine Laufzeit X und jährlich kann durch die Industrie auf der Basis eines Einzelvertrages zum Rahmenvertrag eine Anzahl Y an Gerätesätzen instandgesetzt werden.
Das ganze ist im Grunde also auch ein riesen Mehrwert für die Nutzer im Sinne einer Serviceerbringung.
Also bitte das ganze mal nüchtern betrachten
Als lizenzierter Funkamateur kann ich nur mit dem Kopf schütteln. Gleichzeitig bin ich wütend, wie hier meine Steuergelder verbrannt werden! Günstige SDR-Technik (Software Defined Radio) ist doch schon etliche Jahre verfügbar. Hierbei wird der Signalzweig ausschließlich über eine Software & Elektronikchips erzeugt. „Klassische analoge“ Bauteile wie Schwingkreise aus Spule u. Kondensator gibt es nicht mehr. Solche SDR Technik gibt es im Amateurfunkbereich als Handfunkgerät für lächerliche 15,-€/Stück…. Es innert alles an diese eine Szene mit dem Soldaten und dem angemalten schwarzen Besenstiel auf dem Marderpanzer, der dann laut „PENG“ „PENG“ während einer Übung rufen muss /facepalm. Und dann noch etwas für die Kommentatoren hier: „Reichweite“ ist eigentlich ganz simpel die Summe aus „Sendeleistung“, „Antennengewinn“ und „Betriebsparametern“ (=Funkwetter, Sendefrequenz usw.). Es ist dabei egal ob der Träger Frequenzmoduliert (FM) analog oder digital ausgesendet wird. Vielleicht sollte die Bundeswehr mal bei Herrn Ulrich L. Rohde oder Herrn Hilberling anfragen und sich dementsprechend nachschulen lassen… Mfg Daniel
Eine Taktik wie bei Langemarck und eine Strategie auf dem Niveau von Jena und Auerstedt.
Der Ansatz alte funktionierende Technik solange nachzubauen, bis etwas Neues perfekt funktioniert, entspringt einer Risikovermeidung, die typisch ist für lernunfähige Organisationen. Damit kommt man eine Weile über die Runden, aber scheitert sicher(!) wenn man mit unvorhergesehenem konfrontiert wird.
Dieses Verhalten im Land von Clausewitz und Moltke ist Ergebnis der organisierten Risikovermeidung und intellektuellen Verflachung in Ausbildung und Lehre.
Demnächst stellen wir also die Nukleare Teilhabe mit F104 G sicher. Und die Gorch Fock bereitet sich auf den Kaperkrieg im Indo-Pazifik vor.
Es wird Zeit für einen grundlegenden Wechsel!
Dazu ein altes Rezept: Entweder ändern sich die Zahlen (gemeint Ergebnisse) oder es ändern sich die Köpfe (Hermann Josef Abs, Vorstand der Dt. Bank, vielfacher Aufsichtsrat in Unternehmen der „Deutschland AG“))
Warum nehmen wir einfach nicht ein oder mehrere Modelle unserer Verbündeten als Interimsgeräte?
@Schnuckel
Der digitale BOS-Funk findet übrigens auch im NATO-harmonisierten UHF-Flugfunkbands statt und zwar hier in Deutschland im Bereich 380–385 MHz (Uplink) und 390–395 MHz (Downlink). Die Abhörsicherheit war auch hier eines der zentralen Argumente für die Einführung. Schließlich ist es für einige Elemente der Gesellschaft schon interessant wo gerade Feuerwehr und Polizei rumfahren und was sie tun.
Auch der digitale BOS-Funk bietet die Möglichkeit eine Direct Mode Operation (Direktmodus bzw. Wechselsprechen) Verbindung zwischen zwei Einheiten ohne Basisstation herzustellen. Man kann auch einzelne Geräte als Repeater oder Gateway einrichten und so eine eigene Infrastruktur herstellen, aber das ist meines Erachtens auch nur theoretischer Natur zu sehen, weil die Rufaufbauzeiten dann jeglicher Beschreibung spotten. Wer sich dafür interessiert kann gerne mal den Wikipedia-Artikel zu Terrestrial Trunked Radio (TETRA) durchlesen.
Was ich damit sagen wollte ist, dass der Digitalfunk zwar mehr Möglichkeiten bringt, aber wo diese nicht zwingend erforderlich sind, bringt er auch zusätzliche Fehlerquellen, mehr Komplexität und erhöhte Anforderungen an die Infrastruktur, Wartung und Bedienung mit sich. Was nützt es mir das supertollste System auf dem Fahrzeug zu haben, wenn keiner es richtig bedienen und es nur durch externe Dienstleister gewartet werden kann?
Tja und das nagelneue sauteure IdZ2 System, dass in der PzGrenTrp schon breit ausgerollt ist, basiert worauf?
Den Unterschied und Fortschritt anderer Nationen merkt man gut bei Übungen zum Beispiel in Litauen, die dt. Kampfkompanie ist kaum zu hören auf 5km mit dem SEM90, also Funkgerät auf maximale Lautstärke und soweit mit dem Hörer ins Trommelfell, bis fast Hirn dran ist. Dann antwortet der Norweger/Belgier/Niederländer der ähnlich weit entfernt ist mit der Stimme Gottes und der Funker hört ne halbe Stunde auf dem Ohr nix mehr. Irgendwas müssen die anderen Nationen anders machen – dass die deutschen kaum Führungsfähig sind per Funk fällt jedoch immer deutlicher auf bei solchen multinationalen Battlegroups.
Ganze Übungen fallen ins Wasser, wenn bspw. in Bergen das Übungsplatz Relais abgeschaltet wird.
@O.Punkt
In meinem Bereich wird das SEM25 noch regulär aktiv genutzt, da eine Integration dieser neumodischen 80/90 nie erfolgt ist.
Und das funktioniert auch noch im Einsatz.
Leider wird der Ersatzteilmangel mittlerweile ein richtiges Problem.
Ich geh weinen.
If we lose the war in the electromagnetic spectrum, we lose the war in the air, and we lose it quickly. – Gen. Mark Kelly, @ACC_Commander
https://twitter.com/USAF_ACC/status/1440739728047816707
Kein weiterer Kommentar nötig.
„Die Nachrichtentruppe hat es schwer, sie stinkt nicht und sie knallt nicht, dass es sie überhaupt gibt, merken die meisten Leute erst, wenn es nicht mehr funktioniert.“
General der Nachrichtentruppe Erich Fellgiebel
Das hat offenbar Tradition im teutschen Heer – man muss aber fairerweise sagen, dass es anderswo genau so ist: „Annahmen: Verbindung steht, Versorgung sichergestellt, Bevölkerung evakuiert: Brennstoff, hier Königstiger, THOR jetzt, Ende!“
@ KJ:
Deutsche Verbände kaum mehr führungsfähig in multinationalen Battlegroups? Da hätten dann also 20+ Jahre Kopf-im-Sand geschafft, was (fast) alle anderen Parteien im Bundestag der Linken immer vorwerfen, nämlich den NATO-Ausstieg?
Wäre vor der Wahl mal eine schöne Frage für Abgeordnetenwatch gewesen.
@ KJ 1+
Und weiter gehts mit Misswirtschaft und Fehlplanung auf Kosten unsrer Soldaten in der Schlammzone.
Den genau hier wirkt sich die eingeschränkte Führungsfähigkeit am drastischsten aus, im denkbar schlimmsten Fall mit Tod und Verwundung.
Wer die beiden letzten Jahrzehnte an multinationalen Einsätzen teilgenommen hat, kann sicherlich einige Beispiele aufzählen.
Wenn bei der FM – PACE Planung (Primary,Alternative,Contingency,Emergency) die Emergency Mittel als erstes greifen , dann sollte das bedenklich stimmen.
Im Einsatz unter ISAF Mandat oft durchlebt.
Und das auf beiden Seiten , im taktischen Element oder in der JOC.
Ohne Roshan / Etisalat (abgestützt auf GSM Netz) oder Iridium (SATCOM) wäre es oft unmöglich gewesen Meldungen innerhalb der Gefechtsstände zu erhalten.
Der direkte Vergleich mit anderen NATO Streitkräften führt zu Peinlichkeiten die wie durch @ KJ beschrieben , an der Tagesordnung innerhalb multinationaler Einsätze und Übungen stehen.
Aktuellstes Bsp ist der Einsatz des EvakOp Verbandes in Kabul.
Nichtmal die 2 Km Luftlinie vom Südteil des Flughafens zur JOC im Norden konnten sicher überbrückt werden, teils musste mit Meldern gearbeitet werden.
Interessant wie in Teilen auch hier relativiert wird. Es ist doch unglaublich das wir im Jahr 2021 darüber nachdenken Analoge FM Technik aus dem 80ern nachzufordern.
Mir tun die Jungen Soldaten leid, die in Einsätzen mit derartigen Führungsmitteln auf dem zunehmend – digitalen Gefechtsfeld bestehen sollen, und das JointCombined.
Puh. Den Punkt „zur Verantwortung ziehen“ spreche ich hier nicht ernsthaft an.
Aber kann man das Kommunikationsequipment nicht als sicherheitssensible Schlüsseltechnologie einordnen und dann kurzerhand irgendeinen deutschen Hersteller mit Geld überhäufen?
Wenn man das mit Marineschiffen kann, warum nicht mit dem EIN-UND-ALLES, der Führungsunterstützung?
Ich mein ja nur… Link-16 Schnittstellen kauf ich ja auch nicht auf Ebay, oder?
@Thomas D
„Was nützt es mir das supertollste System auf dem Fahrzeug zu haben, wenn keiner es richtig bedienen und es nur durch externe Dienstleister gewartet werden kann?“
Naja, Saturn (Second generation Anti-jam Tactical Uhf Radio for Nato) Funkgeräte sind kein Hexenwerk. Ich brauche eine Netznummer (statt der alten Frequenz), TOD (time of day) z.B. vom GPS und ein WOD (word of day) oder MWOD (Multiple Word of Day). Mit dem MWOD kann ich für mehrere Tage das WOD eingeben und bleibe auch über den Tageswechsel erreichbar. Für das Verschlüsseln (ComSec) brauche ich dann noch eine Kryptovariable.
Im Falle Ahrtal wäre die Bundeswehr sicherlich ein guter Helfer gewesen, wenn wir Soldaten mit Saturn Funkgeräten (z.B. PRC-148 oder ähnlich) gehabt hätten. Dann hätte man ein paar Netznummern vergeben und ein gleichbleibendes WOD genutzt, TOD vom GPS. Crypto hätten wir uns da sparen können. Wirklich kein Hexenwerk. Ein Soldat pro nicht angebundene Feuerwehr / THW Einheit und das Kommunikationsnetz steht.
@ Thomas D. sagt:
Die Situation Netzausfall BOS-Digitalfunk bei Ahrtalhochwasser ist aus meiner Sicht gar nicht mit dem Thema in Verbindung zu bringen. BOS-Funk zur Leitstelle basiert auf den ortsfesten TMO-Basisstationen, die halt wegen Stromausfällen, Anknüpfen an Telekom-Unternehmen und fehlender Langfrist-Notstromversorgung tot waren. Fehlende „Härtung“ sozusagen. Der militärische Funk ist doch etwas anders aufgebaut – und die Mil-SDR-Geräte wie ein PCR-117 können oftmals sogar Verbindung mit Analog herstellen.
@ Wa-Ge
Nochwas was ich nicht glaube: Dass ein Redesign, Nachbau und Lieferung von SEM 80/90 schneller als Lieferung von PCR geht, das eben im aktuellen Lieferprogramm des Herstellers ist. Und betr. Ansprengen: Eine Vielzahl von Dickblech-Autotypen der BW fährt ja auch bei unseren lieben Verbündeten, müsste also ja schon durchgetestet sein, die verwenden die Geräte ja schon länger. Wenn BW glauben sollte, dass die anderen Verbündeten nur gefährlichen Mist machen und man alles selbst nochmal ellenlang erproben muss: Das ist aus meiner Sicht das Problem, ja.
Die Diskussion hier zu dem Thema wird leider nicht von der technischen Seite aus geführt. JA man kann bedauern, dass die Funkgeräte jetzt nicht komplett aktualisiert werden und das es ein Fehler ist. Technisch gesehen ist der FM-Funk für den Truppenfunk aber noch auf der Höhe der Zeit, denn:
– digital bedeutet nicht gleich besser…zum Einen würde ich jedem mal empfehlen ein DMR-Funkgerät der aktuellen Marktlage zu nehmen und zu schauen, ob damit im Gefecht auch nur irgendeine Verständigung bei dem eingeschränktem Sprachband möglich ist.
– ein System, was auf (Mobilfunk-) Zellen basiert, ist für einen Gegner viel einfacher zu stören und dann geht nichts mehr.
– ein System, welches digital dauerhaft „in Kontakt“ beleibt, möchte ich nicht am Mann haben im Gefecht. Ein Gegner, welcher sich nur etwas auskennt, würde mit einer Richtantenne oder einer aktiven Peil-Arithmetik sofort alle Standorte von der einzelnen Soldaten erkennen (auch in Gebäuden) und dementsprechend wirken. Dies gilt auch für ein Datensystem, welches Positionsdaten an die eigene Truppe schickt. Die Wirkungsmöglichkeiten für die Artillerie wären mit einer enormen Trefferquote gegeben.
– Es ist auch nicht zu unterschätzen, dass ein digitales System eine Verzögerungszeit hat (ähnlich wie beim Umschalten beim digitalem Fernsehen). Ein Verzögerung von 0,8 Sekunden für den Rufaufbau kann für einige militärische Anwendungen einen fatalen Fehler hervorrufen und die 0,8 Sekunden summieren sich bei Gruppenrufen. In einer Panzerduellsituation mit Warnruf aus einem Gruppenmitglied wären das vielleicht die rettenden Sekundenbruchteile gewesen.
– Der Vorschlag mit einem SDR erstaunt mich. Ein SDR-System ohne mitlaufende Vorselektion ( mit eben diese Vorselektion, ist das SDR-System praktisch aller Vorteile beraubt) ist militärisch einfach außer Gefecht zu setzen. Mit einfachen Worten erklärt…man nimmt einen starkem Stör-Sender im Passband des SDR ohne die genaue Frequenz zu kennen und schon geht nichts mehr, da der Analog/Digital-Wandler nur noch den Störsender empfängt und sonst nichts.
– Die fehlende Verschlüsselung ist im Truppenfunk eher nachrangig. Es geht ja im Truppenfunk um die sofortige Umsetzung von Aufträgen. Ein „Panzer marsch“ ohne Verschlüsselung ist dem Gegner sowieso bekannt, da er ja die Ketten rollen hört.
Es ist also technisch gesehen nicht einfach ein militärisches Funkgerät für den Truppenfunk zu beschaffen, um alle Erfordernisse zu bedenken. (und nein ich bin nicht in der Beschaffung oder Entwicklung tätig)
@Klaus-Peter Kaikowsky (KPK):
Clausi irrt nicht. Wir Marschieren an der Spitze des Fortschritts … aber es ist die Spitze des Fortschritts von 1986!
Immerhin spricht man von SEM 70/80/90 und nicht von den guten alten 25/35. Hat aber möglicherweise den Vorteil das ein potentieller Gegner mit uns soviel Mitleid hat, dass er uns einfach nicht beachtet weil es einfach nur unfair wäre, einen dermaßen unterlegenden und technologisch rückständigen Gegner massive anzugreifen.
Aber immerhin haben wir Dank der Gorch Fock das beste Offiziercorps das die Marine je hatte. Irgendwas kann halt jeder!
@real sagt: 26.09.2021 um 23:24 Uhr
„Es ist also technisch gesehen nicht einfach ein militärisches Funkgerät für den Truppenfunk zu beschaffen, um alle Erfordernisse zu bedenken. (und nein ich bin nicht in der Beschaffung oder Entwicklung tätig)“
Ihre Einlassung fand ich technisch interessant, vor allem, weil ich auf dem Gebiet ein reiner User bin. Ich frage mich allerdings, wenn das so schwierig ist, wieso haben unsere NATO-Partner dann überhaupt umgestellt? Oder sind die alle nicht in der Lage dazu, die technischen Probleme zu erkennen?
Kann ich gar nicht glauben. ich denke vielmehr, Ministerium und Beschaffungsamt stehen sich mal wieder selbst im Weg. Und was die Anforderungen aus der Truppe angeht, die ja immer Maximalforderungen sind, so muss man vielleicht auch einfach mal damit leben, das man eine 95%-Lösung bekommt. Das ist immer noch besser als 0%. Und wie soll man Erfahrungen für Verbesserungen sammeln, wenn man nicht einfach mal anfängt.
€real
„Technisch gesehen ist der FM-Funk für den Truppenfunk aber noch auf der Höhe der Zeit“
Für mich wirkt das eher so, als ob Sie sich noch nicht so sehr mit dem Digitalfunk und Frequenzhopping beschäftig haben. Selbst das einfach SINCGARS wechselt schon 100 mal pro Sekunde die Frequenz (30–87,975 MHz), ein ständiges Senden ist mir zumindest nicht bekannt und die Latenzen ist vernachlässigbar. Und ein Breitbandstörer der von 30 bis 512 MHz alles dicht macht, dürfte für die Ari sofort ein lohnendes und leicht aufklärbares Ziel darstellen. Ich weiß nicht, welche Digitalgeräte Sie zugrunde legen, aber da scheint mir zumindest angestaubtes Wissen mit dabei zu sein. Aktuelle Radios und deren Leistungen finden Sie bei den bekannten großen Herstellern, Beispiel: https://www.l3harris.com/all-capabilities/an-prc-163-multi-channel-handheld-radio. (Inklusive einem kleine Video das ab 2:30 ein mögliches militärisches Szenario inkl. Störung und Umschaltung auf SATURN (TranSec) zeigt)
@real
So gesehen sollten wir mit den 600 Millionen gleich noch mal zusätzlich Trillerpfeifen, Flaggen und Signalpistolen beschaffen um den „TruppenfunK“ mit alt hergebrachten Methoden (oildies but goldies) zu diversifizieren. Damit wäre dann auch der Soldat im Orts und Häuserkampf praktisch unsichtbar für den Gegner. Billiger kann man „stealth technology“ heute wohl kaum beziehen! Für eine deutsch/russische Panzerschlacht wie in Kursk ist das allemal ausreichend. Sollte es allerdings zu einem komplexeren „Engagement“ kommen und eine MN VJTF Brigade, die sich aus 10+ verschieden Partnern zusammensetzt, zum Einsatz kommen wird es schwierig. Aber immerhin kann der deutsche Pz-Zug die Verpflegungsausgabe koordinieren, falls denn der Spieß in seinem 2to ein SEM 70 mitführt.
Was die ominösen Funkaufklärung der gegnerischen Artillerie angeht….da der Russe auch mittlerweile keine „Stalinorgeln“ mehr hat, bin ich sehr zuversichtlich das er erfolgreich eine Vielzahl von Sensoren einsetzen wird um Gefechtsfeldaufklärung und Zielerkennung zu betreiben, auch wenn wir unseren Angriff nur mit Flaggen und Winkerkellen führen würden. PS: Der Puma kann dabei allerdings nicht mitmachen, da der Kommandant nicht „über Luke“ führen kann.
Je länger ich über Ihren Kommentar nachdenke, desdo mehr Fragen kommen mir:
@real
Das Sprachband beim SEM 80 ist begrenzt auf 300-3000 Hz. Das ist weniger als bei der alten, analogen Telefonie (300-3400Hz). Vielleicht können Sie noch erklären, was Sie mit eingeschränktem Sprachband meinen?
Genau deshalb setzen miltärische Geräte ja auf Point to Point Verbindungen. Und bauen eigene „Mesh“ Netze auf, in diesem Fall MANET (Mobile Ad-Hoc NETwork) genannt. Auf welche Geräte beziehen Sie sich denn? Mobilfunk?
Warum gehen Sie davon aus, dass ein digitales System automatisch ständig Funkverbindung hält und Verzögerungszeiten hat? Und warum soll ein im Frequenzsprungverfahren über einen größeren Bereich arbeitendes Gerät leichter aufzuklären sein als ein SEM? Hier würde mich Ihr Bezugsgerät interessieren. Nur zur Ergänzung, ob das bei aktuellen Funkgeräten schon implementiert ist, weiß ich nicht: Es gibt auch die Möglichkeit, Signale zu nutzen, deren Stärke unter dem natürlichen Grundrauschen liegt. Diese Technik wird z.B. bei Gefechtsfeldradar bereits eingesetzt.
Die Aussage „mitlaufende Vorselektion“ verstehe ich nicht. Könnten Sie hier etwas präziser werden? Und warum kann ich ein SDR einfacher stören, wenn es einen viel größeren Frequenzbereich nutzt und wild auf den Frequenzen springt? Ich behaupte ein SEM80 lässt sich viel einfacher aufklären und stören.
Wenn ich TranSec nutze ist es schon unwahrscheinlich, dass jemand die Aussendung überhaupt mitbekommt, Mithören erfordert einen noch erheblich höheren technischen Aufwand. Wenn ich zusätzlich Verschlüsseln kann, dann schadet das doch nicht, oder? (Sofern die Latenz dann noch ausreicht) Außerdem gibt es neben „Panzer Marsch“ ja auch noch andere Nachrichten, die vielleicht sehr wohl für einen Gegner interessant sein könnten.
Das ist ein grundsätzliches Problem bei unseren Beschaffungen. Jeder will noch eine Stufe besser haben. Aber das Kernproblem ist doch, dass wir es nicht schaffen, hervorragend geeignete günstige und marktverfügbare Geräte kaufen und stattdessen Uralttechnik für viel Geld nachbauen. Ich behaupte ein PRC-163 oder die entsprechenden Geräte für Festeinbau schlagen SEM80/90 in allen Bereichen um Längen und sind deutlich günstiger. Belegen Sie doch bitte, wo das SEM 80 Vorteile hat.
Aus dem Hinweis, dass die zu beschaffenden Geräte in nicht gepanzerte Fahrzeuge eingebaut werden, folgt, dass es um den Einsatz in der Etappe (neudeutsch: Enabler) geht. Dass dafür nicht die allerneuste Technik benötigt wird, ist m.E. nachvollziehbar. Auch dürfte die Gefahr elektronischer Gegenagriffe hinter der Front nicht so groß sein rgo weniger Härtung notwendig.
Warum soll an dieser Stelle eine Goldrandlösung her?
Stichwort Innenleben. M.E. wird nur die äussere Kompatiblität (Input, Output, Verhalten gegen Umwelteinflüsse) gefordert. Was in dem Kästchen drin ist, bleibt Thales überlassen. Wenn man die rasante Entwicklung im Microelektronikbereich im Kopf hat (z.B. SoC a la Rasperry), kann das Innenleben durchaus modern sein und erweitrungsfähig sein. Niemand verbietet Thales dies. Und wenn Thales später anbietet die SEM80/90n per Software oder Chip auf moderne Standards upzugraden… kann man ja zugreifen.
wenn ich das alles so lese, scheint es mir, daß alle die Vorteile nicht sehen ( können / wollen ) !
1. Truppen, die in der Lage sind, einen Auftrag anzunehmen und zu kämpfen, sind weitaus gefährlicher als Truppen, denen ihr General aus dem sicheren Gefechtsstand ständig ins Genick atmet. Letztere müssen großen zahlenmäßige und waffentechnische Überlegenheit haben, um einen militärischen Erfolg zu erzielen.
2. Es gab im 3. Golfkrieg unbestätigte Gerüchte, daß die USA genau deshalb auf das mitbomben der Bundeswehr verzichtete, weil sie sie nicht in ihr Kommandonetz einbinden konnte. Die Systeme paßten nicht zusammen !
Und das war meiner Meinung nach gut so !
Insofern mag es für die Soldaten bedauerlich zu sein, daß sie führungstechnisch so abgeschlagen sind, daß die USA sie nicht für ihre Kriege benutzen kann, aber ich sehe darin einen Vorteil !
@aussenstehender
Aus dem Hinweis, dass die zu beschaffenden Geräte in nicht gepanzerte Fahrzeuge eingebaut werden, folgt, dass es um den Einsatz in der Etappe (neudeutsch: Enabler) geht. Dass dafür nicht die allerneuste Technik benötigt wird, ist m.E. nachvollziehbar. Auch dürfte die Gefahr elektronischer Gegenagriffe hinter der Front nicht so groß sein rgo weniger Härtung notwendig.
Warum soll an dieser Stelle eine Goldrandlösung her?
Gegenfrage: Warum sollen wir das Vielfache bezahlen um alte Technik zu bekommen die dann später nicht oder nur eingeschränkt mit der Technik der Truppen in vorderster Linie kompatibel ist? Nur weil die Geräte AUCH in nichtgepanzerte Fahrzeuge eingebaut werden? Und was die Aufwuchsfähigkeit angeht: Alleine aufgrund des Festhaltens an „fit, form, function“ vermute ich, dass ein Umbau auf moderne Standards (mit Display, Keyboard usw) teurer wird, als jetzt gleich vernünftige Geräte einzukaufen (und für die Zukunft schon mal den nächsten Austausch einplanen).
@zdago sagt: 27.09.2021 um 12:35 Uhr
Ihren Punkt 1. verstehe ich nicht oder Sie sagen nicht klar aus, was Sie meinen. Bei Punkt 2. mit unbestätigten Gerüchten um die Ecke zu biegen ist allerdings unseriös und populistisch.
DEU ist als militärische Insel nicht überlebensfähig. Wenn es das sein soll, dann muss man wesentlich mehr Geld in die Rüstung investieren als neue Funkgeräte. Man sollte sich schon mit seinen mitkämpfenden Verbündeten auf dem Gefechtsfeld und in der Etappe unterhalten können. Und zwar schnell und unkompliziert, d.h. ohne größere technische Hürden.
@zdago
zu 1) Man solte das, was man in Glückskeksen vom Chinesen an Weisheiten findet nicht für bare Münze nehmen!
zu 2) Unsere Luftwaffe ist noch am ehesten in der Lage, an einer US geführten Operation teilzunehmen. Ich bin da ganz sicher, dass es andere Gründe gab warum wir uns nicht beteiligt haben.
@Schnuckel: Der Zeitfaktor ist bei größeren Beschafungen relevant. Ja, es ist vermutlich teurer so eine Zwischenlösung. Die übliche Frage steht halt: Lücke oder Krücke.
Bezüglich Erweiterbarkeit muss halt Thales überlegen, ob sie die Option unaufgefordert einbauen und darauf setzen, dass die Bw später ein upgrade kauft (oder halt nicht).
Ich lach mich mal wieder kringelig.
Vor allem, weil ich selbst noch an den alten Kisten und der damaligen Krönung der Technik (SEM93) ausgebildet wurde und die armen jungen Menschen noch 2032 damit umgehen können sollen/müssen. Bei den jungen Menschen, die ich täglich erlebe, fehlt es schon heute an Wissen, um diese Technik zu bedienen. Wie wird das erst in zehn Jahren sein? Vor Eintritt in die Bundeswehr gibts dann eine Einweisung im Deutschen Museum in München oder im Technikmuseum / Museum für Post und Telekommunikation in Berlin?
Zum anderen verstehe ich den Lösungsansatz, weil SDR in Deutschland eben nicht aus dem Knick kommt. Die Gründe sind alle schon aufgezählt (Beschaffungsverfahren, unrealistische Anforderungen (weils die Goldrandlösung für alle Probleme sein soll) und ahnungslose Beteiligte (hallo Kampftruppengeneräle; hallo zum IT-Generalstabsoffizier umgeschulte Starkstromelektriker; hallo Generalstabsoffiziere, die prämierte Lehrgangsarbeiten auf Grundschulnivieau zum Thema Internet und IT-Sicherheit schreiben; hallo IT-Generalstabsoffiziere, deren Blick kaum über den Tellerrand von CAT-5 reicht; hallo Generalstabsoffiziere, bei deren Vorlagen man Bullshit-Bingo mit Buzzwords aus der Industrie spielen kann, hallo Generation „Internet ist Neuland; hallo IT-Sicherheitsbeauftragte, die ihre beratende Rolle als absolut ansehen; hallo IT-Offiziere, die es nicht schaffen, ein Telefonnetz aus der analogen Steinzeit ins digitale zu hieven; hallo an alle, die die Beschaffung inkompatibler digitaler Vermittlungen für Heer und Luftwaffe im taktischen Einsatz zu verantworten haben, hallo an alle, die H.323 bei der FlaRak zu verantworten haben obwohl SIP sich schon damals als Sieger durchgesetzt hatte und dann teuer Schnittstellentrupps bei der Industrie bestellen;… ich könnte ewig weitermachen). Also muss (wie das eine Armee dann eben so macht, siehe andere Waffensysteme) eine Nutzungsdauerverlängerung her.
Ein Treppenwitz dabei ist, dass über die Kette SEL-Alcatel-Thales nun Frankreich zum Zug kommt. Da wird man sich jetzt umschauen, ob man noch deutsche Renter reaktivieren kann, die sich mit der Technik von damals auskennen. Wenn die Spezifikation gut genug ist, kriegt man es vielleicht auch ohne hin.
Zur Technik SDR (ich mache mittlerweile digitale Signalverarbeitung als Teil meines Broterwerbs): Früher hat man die Frequenz, auf der gefunkt wurde, mit echten elektronischen Bauteilen ausgewählt. Durch entsprechende Einstellung an den Bedienteilen (oder einen steuernden Algorithmus) wurden die Werte dieser Bauteile verändert, damit kam die gewünschte Frequenz durch und wurde demoduliert (die Nutzinformation aus dem Trägersignal zurückgewonnen). Und (einfach gesprochen) blieben alle anderen Frequenzen draußen. Wenn man die Vorteile der SDR (z.B. Flexibilität) nutzen möchte, verwendet man Software, um die Nutzinformation aus dem Trägersignal (sofern es ein sichtbares gibt, hallo CDMA/GPS) zurückzugewinnen. Dazu muss das analoge (zeit- und wertkontinuierliche) Signal digitalisiert werden. Das macht man mit einem Analog/Digital-Umsetzer. Dann wird das Nutzsignal (Sprache/Daten) digital mit passenden Algorithmen zurückgewonnen. Das Problem ist mit dem Stören nun der Dynamikbereich des AD-Umsetzers. Dieses Bauelement kann nur einen gewissen Ausschnitt der möglichen Signalamplituden (vulgo: Wieviel Leistung kommt an der Antenne rein?) vom analogen Bereich ins Digitale hieven. Und ein Störsender stellt nun mal ein einfach ein ziemlich großes Signal in den Äther. Wenn das Signal zu groß wird, kommt der AD-Umsetzer damit nicht mehr klar. Jetzt könnte man einwenden, dass dann einfach das Signal vorher kleiner gemacht werden könne. Das geht schon, damit gehen aber die erwünschten Anteile auch in die Knie und sind weg. Warum ist das nun überhaupt ein Problem, wenn man sich einfach eine andere (ungestörte) Frequenz zum Funken aussuchen könnte (wir haben doch Frequenzssprungverfahren)? Weil die SDR normalerweise einen ziemlich großen Ausschnitt (alle nutzbaren Frequenzen aus dem Einsatzbereich des SDR) auf einmal digitalisieren. Und damit ist das Problem mit der großen Amplitude wieder da. Das kann man natürlich auch durch eine Vorauswahl (Zuschaltbares Ausblenden der Störer durch echte Bauelemente, Reduktion der Bandbreite) umgehen. Aber dann sind auch viele Vorteile (Flexibilität. Kostenersparnis, Einfachheit der Hardware) wieder beim Teufel. Dann machen wir einfach CDMA, das ist doch genau für Schmalbandstörer tauglich? Geht auch nicht richtig, wenn der Störer zu dick im Nutzband steht (Dynamik). Ist halt alles also nicht ganz einfach.
Außerdem haben leistungsfähige(=schnelle=großer Frequenzbereich) AD-Umsetzer die doofe Angewohnheit, viel Strom zu brauchen und warm zu werden. Das gilt auch für die nachfolgenden Stufen, die heftig am Rechnen (hallo Latenz/Verzögerungen) sind (auch ein Raspberry Pi fährt seine Rechenleistung ohne adäquate Kühlung herunter. Die für SDR i.d.R. eingesetzten Chips werden noch wärmer…). Beides ist schlecht für den gewünschten militärischen Temperaturbereich (da gibts noch andere Beispiele aus der deutschen Technik, die wegen der Elektronik nicht den gewünschten mil Temperaturbereich halten).
Und am Ende hilft alles nix (weder analog noch digital), wenn der deutsche Kampftruppensoldat meint, die Antenne wie beim SEM25 abknicken zu müssen. Funk ist kein Hexenwerk, man muss nur ziemlich viele Dinge beachten und einfach mal fünf Minuten mit Profis arbeiten.
Ich bin entsetzt. Die Kommentatoren hier haben ALLESAMT keine Ahnung – ebenso wie im Faden zum G36! Ich sehe hier klare Parallellen.
Man muss doch bitte akzeptieren, das Planungsamt, Kommando CIR, BAAINBw Abteilung I und insbesondere der Chief Digital Officer des Heeres (BrigdGen!!!) und die beratende BWI hier noch mitten im Analyseprozess für den aktuellen und zukünftigen Kommunikationsbedarf der Truppe stecken. Das dauert halt noch ein paar Jahre. Dabei darf man nicht stören und deshalb ist jegliche Mangelsituation bei den wirklich wertigen und in der Truppe beliebten SEM-Funkgeräten eine riesige Gefahr. Für die Denkenden und die Beratenden. Geld ist sekundär, das ist ja nur Nutzung.
Ich vermute, das die noch in Deutschland existierende befähigte Industrie hier nur noch kopfschüttelnd dasitzt und über einen Berufswechsel nachdenkt. So wird das nix.
In den Kommentaren sind so viele Fragen aufgetaucht…ich hoffe, ich kann sie mal zusammenfassend beantworten.
-DMR ist ein Standard für den professionellen digitalem Funk. In diesem wird ein Codec zur Sprachkomprimierung eingesetzt um geringere Bandbreiten und somit mehr Kanäle zu bekommen. Dieser Codec (AMBE) komprimiert digital so stark, dass nur die absolute Silbenverständlichkeit gegeben ist. Übrigens die Silbenverständlichkeit liegt bei 300 bis 3400Hz auch nur bei 80%. Jedenfalls könnte man AMBE so „out of the Box“ kaufen, jedoch befürchte ich, dass so etwas für Truppenfunk ungeeignet ist.
– Frequenzhopping…Das ist ein Verfahren aus den 80er Jahren des kalten Krieges. Damals total wirkungsvoll…jedoch analog sehr aufwendig und digital aber mit Verzögerungszeiten im Rufaufbau verbunden, da die (Sprach-)Pakete ja in der richtigen Reihenfolge ankommen müssen. Heute ist Frequenzhopping ein Verfahren was sehr einfach aufzuklären ist und auch einfach zu stören ist. Man benötigt einen Breitbandempfänger (SDR vorzugsweise) und ließt den gesamten Frequenzbereich in einen Rechner. Dann sucht man nach dem Fingerabdruck des Senders und setzt die (Frequenzhopping-)Bausteine wieder zusammen. Bei der heutigen Rechenleistung kein großes Ding mehr. Es gibt derzeitig wohl auch Systeme für Privatpersonen, die das sehr gut sogar auf Kurzwelle im gesamten Bereich können (so berichteten mehrere Fachzeitschriften). Das wäre der eine eventuelle Vorteil…der andere Vorteil wäre die angebliche bessere Störfestigkeit. Hier schlägt aber die Schwäche solcher Funkgeräte durch, dass sie den kompletten Bereich im sogenannten Passband können müssen, um schnell zu sein. Ein Sender der im Passband den A/D-Wandler in die Begrenzung fährt genügt und nichts geht mehr. Es braucht kein Breitbandsender sein, sondern der Sender muss nur verhindern, dass einfach ausgedrückt die Auswertelogik des Frequenzhoppinggerätes nur noch Rauschen hört (ist jetzt etwas sehr technisch, ich frage mich wie ich es einfacher erklären soll) Jedenfalls ist Frequenzhopping keine Lösung (mehr), da der Aufwand völlig ungerechtfertigt zum Nutzen ist.
– Der Vergleich SEM80 zu SDR im Bereich „stören durch Gegner“ hat mehrere Aspekte. Ich möchte nur auf einen Aspekt eingehen…Ein SEM 80 hat eine gute Nah- wie auch Weitab-Selektion, wobei man damit die Eigenschaft des Empfängers auf die Mischprodukte des „pascalschen Dreieck“ meint, und ist auf einem Kanal gut in seinen Eigenschaften. Klar wenn ich den Kanal gefunden habe als Störer, kann ich ihn mit viel Aufwand stören, was mir aber nur bei großer Nähe zum SEM80 vollständig gelingt. Alle anderen Funkkreise auf anderen Frequenzen werden erstmal nicht gestört. Bei Störung kann ich den Kanal wechseln und der Störer muss mich wieder suchen. Sehr unbefriedigend, aber durchaus lösbar…und ja es gebe bessere Systeme. Bei einem SDR ist das anders. Hier muß ich den Kanal nicht suchen als Störer, ich störe einfach auf einem Kanal im Passband des SDR und habe alle Kanäle gestört. Auch habe ich dann gleich alle Funkkreise gestört, da ich ja das ganze Frequenzband mit meinem einen Stör-Sender lahmlege. Hier ist die Wahrscheinlichkeit der Wirkungsmöglichkeiten für das SEM80 einfach höher. Es geht hier nur um Wahrscheinlichkeiten, da ein Sender nicht dass ganze Band von 30 bis 80 MHz stören kann…weitere Aspekte würden jetzt zu weit führen.
– ob ein PRC163 Vorteile zum SEM 80 hat, kann ich nicht beurteilen…ich hatte nur mal versucht von der technischen Seite aus den aktuellen Stand zu bewerten
JA man könnte sicherlich moderne Funkgeräte kaufen, wobei mir dien Frage immer einfällt wofür…Es muss doch eine Verbesserung geben und keine Verschlechterung. Die aktuellen Funkgeräte am Markt sind sicherlich modern, aber erfüllen sie die Forderungen nach dem zukünftigen Bedarf? Ich glaube von der grundlegenden technischen Seite betrachtet, eher nein.
@ real
Zitat: „– Der Vorschlag mit einem SDR erstaunt mich. Ein SDR-System ohne mitlaufende Vorselektion ( mit eben diese Vorselektion, ist das SDR-System praktisch aller Vorteile beraubt) ist militärisch einfach außer Gefecht zu setzen. Mit einfachen Worten erklärt…man nimmt einen starkem Stör-Sender im Passband des SDR ohne die genaue Frequenz zu kennen und schon geht nichts mehr, da der Analog/Digital-Wandler nur noch den Störsender empfängt und sonst nichts.“
Jedes moderne Funkgerät im Kurzwellen- und VHF-Bereich (bis 80 MHz) hat einen Breitbandeingang und keine abstimmbare Vorselektion mehr. So wäre eine Frequenz-Hopping-Verfahren mit 100 Frequenzsprüngen pro Sekunde nicht darstellbar. Die Eingangsstufen sind heutzutage so übersteuerungsfest (+20 dBm für IM3 (Internmodulationsprodukte 3. Ordnung), dass sie schon eine Störquelle direkt an die Empfangsantenne anschließen müssen um den Empfänger zu stören).
Alle anderen Argumente, die Sie anführen, sind mit einem modernen SDR Funkgerät wiederlegbar.
Ein modernes SDR-Funkgerät kann alle analogen Modulationsarteh (auch die von Ihnen favorisierte Frequenzmodulation), wäre also auch mit dem SEM 70/80/90 Modulationsarten kompatibel, kann die digitalen Modulationsarten und kann die gesicherten, verschlüsselten Modulationsarten.
Dies alles eben nicht als zelluares Netz (wie BOS oder TETRA oder TETRAPOL), sondern in einer Point to Point Verbindung ohne zentralen Server (der Latenzzeiten entwickeln kann) und dessen Serverantenne zerstörungsanfällig ist.
Dies ist nun wirklich keine Raketenwissenschaft und schlüsselfertige digitale militärische Funkgeräte (SDR-basiert) gibt es seit mindestens 10 Jahren vom Haus- und Hoflieferanten für deutsche Regierungsstellen, der Fa. Rohde & Schwarz.
Hier kann man sich mal einlesen, was heute technisch möglich ist und den Stand der Technik für militärische Funkgeräte darstellt:
https://scdn.rohde-schwarz.com/ur/pws/dl_downloads/dl_common_library/dl_brochures_and_datasheets/pdf_1/M3TR_bro_en_5213-9228-12_v0700_120dpi.pdf
@Schwermetaller sagt: 27.09.2021 um 19:52 Uhr
Sie sollten Ihren Beitrag auch als Satire kennzeichnen. Es könnte ansonsten passieren, das irgendjemand bei den von Ihnen angesprochenen Stellen das ernst nimmt.
Warum nicht SEM93, es ist abwärtskompatibel zu SEM 70/80/90, hat eine Datenfunkschnittstelle (SEM 70/80/90 braucht dazu die AEF ), ist kryptofähig, kann (wie SEM70/80/90) AKW und Festkanal (und Weiteres), außerdem Relais und ist 2 Jahrzehnte jünger. . . . (auch die darin enthaltenen ASICs sind von etwas neuerer Technologie)
Es wäre evtl eine mögliche Option…
@aussenstehender:
Wenn das so wäre, wäre das ja immerhin was. Wobei dann natürlich die NEMP-Härtung (gehört m.E. zum Punkt „Verhalten gegen Umwelteinflüsse“ mit dazu) interessant wird.
Das Problem mit den Updatemöglichkeiten für die Firmware ist allerdings, dass das Gesamtsystem mit neuer Firmware immer wieder neu auf Sicherheit zertifiziert werden muss. Und der Updatemodus muss gesondert gesichert sein. Das letzte, was kämpfende Truppe braucht, ist ein OTA-Update vom Feind mit bequemer Backdoor oder einen 0-Day-Exploit im Gefecht…
Natürlich hat der Markt da Lösungen. Aber wir wissen ja, wie Beschaffung hier leider mitunter gedacht wird.