Kalendernotiz: Übergabe der sanierten ‚Gorch Fock‘ am 30. September
Die Gorch Fock, das Segelschulschiff der Deutschen Marine, soll nun am 30. September nach jahrelanger Sanierung wieder an die Marine übergeben werden. Für Anfang September ist die Verlegung ins Marinearsenal Wilhelmshaven geplant. Die Fertigstellung des Großseglers, der seit 2015 in der Werft liegt, war immer wieder verschoben worden, die Kosten hatten sich mehr als verzehnfacht.
Die Mitteilung der Bremer Lürssen-Werft vom (heutigen) Dienstag:
Wir freuen uns, Ihnen heute nach abschließender Prüfung und Abstimmung mit allen Projektbeteiligten den 30. September dieses Jahres als Übergabetermin der GORCH FOCK an die Deutsche Marine bekannt geben zu können. Bereits Anfang September werden wir das Segelschulschiff im Rahmen einer Werftprobefahrt ins Marinearsenal Wilhelmshaven verlegen. In Wilhelmshaven erfolgen zusätzlich zur finalen Endausrüstung weitere interne Erprobungen und Abnahmen durch den Öffentlichen Auftraggeber. In dieser Phase wird die Deutsche Marine auch ihr Equipment an Bord verbringen.
Zuletzt hatte die Werft Ende April mitgeteilt, dass der geplante Termin für die Übergabe Ende Mai nicht zu halten sei – unter anderem, weil Zulieferungen von der Coronavirus-Pandemie betroffen waren. Es war nicht die erste Verschiebung; seit Jahren hatte das Segelschiff immer wieder neue Probleme gemacht, ständig wurden Termine nach hinten geschoben. Die Insolvenz der ursprünglich beauftragten Werft hatte die ganze Problematik noch verschärft.
Erst im März war das Schiff wieder zu Wasser gelassen worden. Die Marine hatte bereits darauf gehofft, mit der Gorch Fock im Juni zur diesjährigen Kieler Woche in den Heimathafen in der schleswig-holsteinischen Landeshauptstadt einlaufen zu können.
Der Großsegler sollte seit 2015 zunächst nur instandgesetzt werden, dann stellte sich die Notwendigkeit einer Grundsanierung heraus. Zugleich stiegen die veranschlagten Kosten von zunächst zehn auf inzwischen 135 Millionen Euro. Und das geplante Datum für die endgültige Fertigstellung verschob sich immer wieder, nicht zuletzt durch die Insolvenz der zunächst beauftragten Elsflether Werft. Im März vergangenen Jahres war der Termin für die Fertigstellung auf Mai dieses Jahres verschoben worden.
(Die diversen Meldungen mit der schwierigen Entwicklung der zunächst Instandsetzung, dann Grundsanierung der Gorch Fock hier:
https://augengeradeaus.net/tag/gorch-fock/ )
(Archivbild Mai 2015: Die Gorch Fock und der Tanker Spessart an der – damals noch – Tirpitzmole in Kiel – Rüdiger Stehn unter CC-BY-SA-Lizenz)
Damit ist klar, dass die GF auch für die Segelausbildung der diesjährigen Marineoffiziercrew noch nicht zu Verfügung steht.
Auch können bei der Werftprobefahrt noch Probleme auftreten, die den Einsatz dieses Millionengrabes weiter verzögern.
Dass dabei der Kostendeckel von 135 Mio. auch wirklich eingehalten werden kann, glaube ich erst, wenn der Bundesrechnungshof diese Ausgaben überprüft hat.
Dennoch hoffe ich für Kommandant und Besatzung, dass sie bald wieder eine echte Aufgabe haben und wünsche allzeit eine Handbreit Wasser unterm Kiel.
Das Geld is eh weg. Und ob es denn langt oder nicht spielt auch keine Rolle mehr! Muss eh bezahlt werden.
Wichtig wäre es zu erfahren was die Aufarbeitung der Gorch Fock im Endeffekt gebracht hat, Wie lange kann Sie von der Übergabe an jetzt noch betrieben (in Fahrt gehalten) werden. Und ich frage mich gibt es schon Bemühungen sich jetzt um einen Ersatz zu kümmern und wann muss dieser zur Verfügung stehen…
@ Eisenstein
Genau diese Frage habe ich mir auch gestellt.
Gibt es schon einen Zeitplan für einen Ersatz?
Auch die jetzt komplett überholte GF fährt nicht mehr ewig…
Die Gorch Fock, das Segelschulschiff der Deutschen Marine, soll also am 30. September übergeben werden.
Die veranschlagten Kosten stiegen von zunächst zehn auf inzwischen 135 Millionen Euro. 135 Euro !!!
Eine Bundeswehr, welche also eindeutig zu viel Geld hat, ist darauf auch noch stolz. Man feiert diese Verschwendung auch noch.
Die Befürworter dieser unglaublichen Verschwendung beschwören jedoch die Tradition der Marine und das positive Image, mit dem der Großsegler die Bundesrepublik Deutschland in vielen ausländischen Häfen repräsentiert hat.
Einige nennen dieses Schiff allerdings, nicht mehr nur hinter vorgehaltener Hand, eine „Schande“, denn immer neue Details kommen ans Licht. Selbst illegales Tropenholz soll beim Bau des Segelschiffs verwendet worden sein.
Gorch Fock – ein schwimmendes Denkmal für Steuerverschwendung. Das kann man sich nur leisten, wenn eine Armee zu viel Geld hat.
Also liebe Bundeswehr, liebes BMVg, herzlichen Glückwunsch zu diesem Missmanagement. Die Kostenexplosion für die edle Ausstattung mehrerer Decks spricht Bände, besonders über die Marine! Hauptsache edel, Hauptsache schick. Die Herren Admirale stellen sich schon mal zum Foto auf. Der dumme Steuerzahler, egal, der hat zu zahlen – man feiert sich als Marine selbst und die Tradition (der Steuerverschwendung!) Das schlimme ist, der einfache Steuerzahler kann nur zusehen, dieses BMVg versenkt Milliarden und es passiert nichts. Nichts? Die Verantwortlichen fallen regelmäßig nach oben!
@Steuerzahler Malik sagt: 09.06.2021 um 11:26 Uhr
„Die veranschlagten Kosten stiegen von zunächst zehn auf inzwischen 135 Millionen Euro. 135 Euro !!!“
Die Aussage ist richtig, aber doch missleitend. Die anfänglichen Kosten waren für einen kleine Werftaufenthalt, am Ende ist raus aber eine Komplettsaniertung geworden. Der Unterschied ist halt, dass das eine eine kurzfristige Maßnahme gewesen wäre und das andere Nutzungssicherheit für ein Jahrzehnt bringt.
Das es am Ende (zu) viel Geld geworden ist, ist denke ich unstrittig, aber die Zahlen dürfen nicht einfach mit einander verglichen werden.
„Die Befürworter dieser unglaublichen Verschwendung beschwören jedoch die Tradition der Marine und das positive Image, mit dem der Großsegler die Bundesrepublik Deutschland in vielen ausländischen Häfen repräsentiert hat.“
Ja und vor allem und an erster Stelle die Qualität der Führerausbildung. Denn darum geht es ja primär.
„Die Kostenexplosion für die edle Ausstattung mehrerer Decks spricht Bände, besonders über die Marine! Hauptsache edel, “
Naja, das Tropenholz wurde ja nicht (nur) deswegen verwendet weil es gut aussieht, sondern vor allem, weil es nun einmal das hochwertigste und langlebigste für den Einsatzzweck ist. Ist eher eine Frage der Qualität, denn des „chics“.
@Der Realist sagt: 09.06.2021 um 10:56 Uhr
„Gibt es schon einen Zeitplan für einen Ersatz?
Auch die jetzt komplett überholte GF fährt nicht mehr ewig…“
Guter Punkt. Hoffentlich wird hier zeitgerecht ausgeschrieben, damit es in 10 Jahren nicht (erneut) schief geht und man dann keine Wahl hat als die überteuerte Lösung zu nehmen…
@Eisenstein sagt: 09.06.2021 um 10:45 Uhr
Bei den langwierigen und langsamen Abläufen im Beschaffungswesen der Bw müsste das schon längst auf dem Weg sein, damit das bis 2035 noch klappt. Und selbst das wird knapp.
Ich würde es für sinnvoll halten, bereits jetzt den Nachfolger für dieses wertvolle, aber unverändert „alte“ Schiff zu beauftragen und die Geldmittel einzuplanen. Revolutionärer Gedanke, ich weiß.
Wenn aber die USA die Nutzungsdauer ihrer Träger in Jahren benennen können, sollte uns das mit einem Segelschiff auch möglich sein. Wir können natürlich auch in einigen Jahren gemeinsam überrascht sein, dass diese Sanierung nicht „für immer“ war. Würde halt bedeuten, dass viele Crews nicht fahren können, es teuer wird und der Bestand dieser Tradition an sich erneut gefährdet ist.
Nicht viel geniales in meinen Worten, ich weiß. Ich hoffe nur, der Verteidigungsausschuss liest mit.
Ich meine mal gelesen zu haben (hehe) daß ein Grund für diese Überholung war, daß ein Neubau eines Segelschulschiffes aufgrund diverser Bauvorschriften bezüglich Unterkunft, Schiffslazarett u,ä. sehr viel größer ausfallen müßte. So Größenordnung Peking/Kruzenstern.
Die GoFo ist halt de Facto ein Entwurf der Reichsmarine, wenn auch erst später gebaut, da konnte man noch etwas weniger Platz lassen.
@Koffer
Die Kritik von Steuerzahler Malik sind absolut berechtigt!
Als der ursprüngliche Instandsetzungsauftrag platzte und es sich eine Totalinstandsetzung abzeichnete hätte dieses sofort abgebrochen werden müssen. Jeder Neubau von Großseglern der letzten 10 Jahre BAP Union, Alexander von Humboldt II, Sea Cloudt usw, die zum Teil weitaus größer sind, haben nur ein Bruchteil der Kosten verursacht.
Bei aller Liebe zur Tradition aber hier wurde weit über das Maß des erträglichen, Geld verschwendet.
@Jan-Peter Brodersen sagt: 09.06.2021 um 20:20 Uhr
„Die Kritik von Steuerzahler Malik sind absolut berechtigt!
Als der ursprüngliche Instandsetzungsauftrag platzte und es sich eine Totalinstandsetzung abzeichnete hätte dieses sofort abgebrochen werden müssen.“
Darüber kann man streiten. Aber es ist auf jeden Fall nicht das, was @Malik geschrieben hat.
Nunja, es ist wie es ist. Möge die Truppe das beste daraus machen. In der Verwaltung müssen jetzt allerdings einige Lehren gezogen werden, solche Desaster kann und will sich schlichtweg keiner mehr leisten.
Eins noch bezüglich der viel beschworenen Tradtion: Welche? Welches Traditionsvorbild hat unter deutscher Flagge erfolgreich Segelgefechte geführt? Und leisten sich die anderen Truppenteile auch solche Anachronismen? Wie wäre es mit einem Dutzend Tiger um die Panzertradition hochzuhalten? Zeppeline werden ja auch noch am Bodensee gebaut … Das nur mal so als Polemik warum „Tradition“ kein Grund für Aufwendungen in dieser Dimension ist und der Begriff sehr dehnbar ist.
Weltklasse-Marinen haben und brauchen andere Nationen – da würde dann vielleicht solch ein Flaggschiff in einer anderen Relation stehen.
Ich hoffe wirklich, dass man jetzt pragmatisch an einen Ersatz herangeht.
Im Prinzip haben es einige Kommentatoren schon gesagt: Der richtige Moment für eine Ausschreibung wäre genau jetzt.
Dann könnte man sich auf eine Rest-Einsatzzeit der GF und den weiteren Verbleib festlegen.
Und dann vielleicht 2030 den Nachfolger oder vielleicht zwei kleinere Nachfolger in Betrieb nehmen.
@ Pham Nuwen
Ich bin da komplett Ihrer Meinung.
Die GF ist ein schönes Schiff, aber für die heutige Ausbildung nicht mehr nötig. Das könnten auch kleinere Segelschiffe von der Stange erledigen.
Beim Heer fängt man auch nicht auf Panzern der 50er Jahre an und bei der Luftwaffe nicht auf der F-86…
Die Gorch Fock als reines repräsentatives Mittel, auch für internationale Staatsbesuche, hat durchaus Charme.
Aber als Ausbildungsgerät braucht man sie nicht mehr.
[Leute, mal ganz ehrlich: wie oft wurde diese Debatte in den vergangenen Jahren hier mit genau diesen immer wieder gleichen wiederholten und noch nicht mal kreativ veränderten Argumenten geführt? Wollen wir künftig bei Beschaffung von neuem Gerät fürs Heer auch diskutieren, wie das damals mit der Erfindung des Rades war? T.W.]
@Pham Nuwen:
Ein in gewisser Weise als Traditionsvorbild dienendes, auch erfolgreiches deutsches Segelschiff der Kaiserzeit wäre der Hilfskreuzer Seeadler samt seinem Kapitän Felix Graf v. Luckner.
@Jan-Peter Brodersen
1999-2000 war ein Kaleu Brodersen auf der GoFo, sind Sie das? :)
[Ich bin ggf. gerne beim Austausch der Mailadressen behilflich; hier dann bitte nicht mehr. T.W.]