Wegen Corona-Pandemie: Übergabe der Gorch Fock wird erneut verschoben
Die Sanierung der Gorch Fock, des Segelschulschiffes der Deutschen Marine, wird nach jahrelanger Verzögerung nun noch mal länger dauern als geplant. Der bislang vorgesehene Termin Ende Mai für die Übergabe an die Marine sei nicht zu halten und müsse voraussichtlich auf den Spätsommer verschoben werden, teilte die Lürssen-Werft am (heutigen) Donnerstagabend mit. Der Großsegler liegt seit 2015 in der Werft, die ursprünglich geplanten Kosten für eine Instandsetzung von zehn Millionen Euro hatten sich über die Jahre auf 135 Millionen Euro für eine Komplettüberholung erhöht – und nun kommt auch noch die Coronavirus-Pandemie hinzu.
Aus der Pressemitteilung der Lürssen-Werft:
Corona-bedingte Personalausfälle sowie erhebliche Beeinträchtigungen in den Lieferketten haben eine Übergabe der GORCH FOCK an die Deutsche Marine im Spätsommer dieses Jahres zur Folge. Darüber hat die Fr. Lürssen Werft den Auftraggeber diese Woche informiert. Die Terminverschiebung hat keine Auswirkung auf den vereinbarten Kostenrahmen.
„Beginnend mit der zweiten Corona-Welle Anfang des Jahres und aktuell verstärkt durch die dritte Welle haben wir an zahlreichen und entscheidenden Schnittstellen einen erheblichen Personalmangel zu beklagen, den wir zur Erreichung des geplanten Ablieferungstermins am 31. Mai 2021 nicht mehr kompensieren können“, sagte Tim Wagner, Geschäftsführer der Fr. Lürssen Werft. „COVID-19-bedingte Personalausfälle in allen projektbeteiligten Unternehmen sowie ebenfalls durch die Pandemie umfassend beeinträchtigte Lieferketten einzelner Zuliefererbetriebe haben uns vor die enorm schwierige, aber unabwendbare Entscheidung gestellt, die für Ende Mai geplante Übergabe der GORCH FOCK in den Spätsommer dieses Jahres verschieben zu müssen. Hierüber haben wir unseren Kunden bereits informiert. Die mit der Verschiebung zugleich anfallenden Mehrkosten werden nicht zu Lasten des Kunden gehen. Als verantwortlicher Auftragnehmer werden wir die finanziellen Auswirkungen übernehmen.“ (…)
„Es ist für unseren Kunden, für uns als Werft und für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor Ort überaus enttäuschend, dass uns äußere Umstände im Zeitplan nunmehr deutlich zurückwerfen. Ungeachtet der technischen Herausforderungen haben wir uns auf einem guten Weg befunden und sichtbare Fortschritte erzielt“, fügte Wagner hinzu. „Im Neubau wie in der Reparatur sind einzelne Bauabschnitte allerdings eng getaktet und Zulieferungen unmittelbar darauf abgestimmt. Verschiebt sich ein Gewerk auf der Zeitschiene, führt dies leider oftmals unweigerlich zu einem Dominoeffekt auf das Gesamtprojekt. Wir werden weiterhin alles daran setzen, die aktuellen Umstände bestmöglich auszutarieren und unvermindert mit Hochdruck an der Fertigstellung der GORCH FOCK arbeiten.“
Aufgrund der Corona-bedingten Unsicherheiten hinsichtlich Personalverfügbarkeit und Lieferketten kann ein konkretes Datum als Abgabetermin noch nicht endgültig festgelegt werden.
Erst im März war das Schiff wieder zu Wasser gelassen worden; bis Ende Mai hatte der Endausbau abgeschlossen werden sollen. Die Marine hatte bereits darauf gehofft, mit der Gorch Fock im Juni zur diesjährigen Kieler Woche in den Heimathafen in der schleswig-holsteinischen Landeshauptstadt einlaufen zu können.
Der Großsegler sollte seit 2015 zunächst nur instandgesetzt werden, dann stellte sich die Notwendigkeit einer Grundsanierung heraus. Zugleich stiegen die veranschlagten Kosten von zunächst zehn auf inzwischen 135 Millionen Euro. Und das geplante Datum für die endgültige Fertigstellung verschob sich immer wieder, nicht zuletzt durch die Insolvenz der zunächst beauftragten Elsflether Werft. Im März vergangenen Jahres war der Termin für die Fertigstellung zuletzt auf Mai dieses Jahres verschoben worden.
(Die diversen Meldungen zum Thema Gorch Fock hier:
https://augengeradeaus.net/tag/gorch-fock/ )
(Archivbild 2006: Gorch Fock in der Nordsee – Kerstin Niebuhr/Bundeswehr)
Naja. Auf zwei, drei Monate kommt nun auch nicht mehr an.
War nicht anders zu erwarten und mit Corona hat man eine unangreifbare Entschuldigung für diese weitere Verzögerung.
Damit steht die Segelausbildung für eine weitere Offiziercrew auf der Kippe.
Ob damit die angebliche Kostenobergrenze von 135 Mio. zu halten ist, bezweifle ich stark. Schließlich kostet jeder weitere Tag in der Werft richtig Geld. Mit Dante könnte man sagen, auf ein paar Millionen mehr „kommt es nun auch nicht mehr an“. Dass die Werft diese übernimmt, glaube wer will.
Bin schon gespannt, wie man uns (und dem Parlament) die wahre Endrechnung verschleiern will.
Trauriges Ausatemgeräusch… Ich denke, wer hier ließt, dürfte die diversen NDR-Reportagen zur Peking-Restaurierung gesehen haben, die im geplanten Zeitrahmen trotz Pandemie im Budget von einem lecken Eimer zum wieder segelfähigen Frachter aufpoliert wurde. Sicher: Die Peking hat keine Maschine, keine Unterkünfte, keine Technik für große Crew pp, und muss nicht mehr um Cap Horn und ich weiß nicht, ob sie tatsöchlich für große Fahrt klassifiziert ist, aber es entsteht doch der Eindruck, dass die das an der Stör besser hinbekommen hätten mit der Gorch Fock. Aber egal, Hauptsache endlich bald fertig.
Da die Kieler Woche dieses Jahr in den September verlegt wurde (4.-12.9.), könnte es vielleicht noch klappen, dass sie in ihren Heimathafen zu diesem Event einlaufen oder gar schon dort liegen wird. Ich drücke die Daumen und freue mich jetzt schon, die Gorch Fock an der altbekannten Stelle in meiner Heimatstadt wiederzusehen!
In diesen Zeiten haben alle mit Lieferengpässen zu kämpfen, insbesondere wenn es um Verschiffungen aus Asien geht, auch Aldi und Lidl mussten sich dafür schon bei ihren Kunden entschuldigen. Es wäre unwarscheinlich, wenn ausgerechnet Lürssen und seine Zulieferer nich davon betroffen wären. Also keine Ausrede für Verzögerungen bei der Gorch Fock, sondern für uns alle nachvollziehbare Realität.
@Volki
Die Peking ist bei Nichten Segel oder Fahrfähig. Sondern ein schwimmendes Museum. Sie wurde im Sommer letzten Jahres von der Werft abgeliefert wo die Inzidenz in Schleswig Holstein sehr gering war. Also bitte nicht Äpfel mit Birnen vergleichen.
Allerdings kann man die Peking mit der GoFo schon insoweit vergleichen das erstere lediglich 35 Millionen gekostet hat und sicherlich für einen einstelligen Millionen Mehrbetrag in einen Fahrtüchtigen Zustand hätte versetzt werden können….. die Marine sollte sich das Mal genau anschauen und zukünftig vielleicht auch die Peters Werft zur Abgabe von Angeboten auffordern.
Was für ein desaströser Laden das Ressort BMVg ist! Die „Gorch Fock“ steht symbolisch für ein komplett unfähiges und heruntergewirtschaftes Ressort. Reine Steuerverschwendung diese Bundeswehr. Hoffentlich muss sie nie wirklich kämpfen. Sie könnte es nicht.