Bundeswehr soll bis Mitte August aus Afghanistan abziehen (Update: BMVg-Korrektur)
Die Bundeswehr soll ihren Einsatz in Afghanistan bis Mitte August beenden. Das kündigten Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer und Generalinspekteur Eberhard Zorn in einem Tagesbefehl an die Streitkräfte an. Zuvor hatte die NATO beschlossen, den Abzug der internationalen Truppen in der Resolute Support Mission zum 1. Mai zu beginnen und innerhalb weniger Monate abzuschließen. Ausschlaggebend dafür war die Ankündigung der USA, ihre Truppen bis zum 11. September vom Hindukusch abzuziehen.
Die deutschen Streitkräfte waren in Afghanistan seit Dezember 2001 im Einsatz: zunächst parallel in der Operation Enduring Freedom (OEF) zur Unterstützung der USA nach den Terrorangriffen des 11. September 2001 und in der International Security Assistance Force (ISAF), ab 2015 in der Nachfolgemission Resolute Support. 35 deutsche Soldaten fielen am Hindukusch.
Die Bundeswehr verlässt Afghanistan mit Stolz. Unsere Soldatinnen und Soldaten haben alle Aufträge erfüllt, die das Parlament ihnen gegeben hat, hoben Ministerin und Generalinspekteur in ihrem Tagesbefehl am (heutigen) Donnerstag hervor. Jetzt sei das oberste Ziel, die noch rund 1.100 deutschen Soldatinnen und Soldaten, zivile Mitarbeiter und auch die Soldaten anderer an der Mission beteiligter Nationen sicher nach Hause zu bringen.
Dafür sollen unter anderem vorübergehend zusätzliche Bundeswehrkräfte zur Sicherung nach Afghanistan verlegt werden – unter anderem ist zusammen mit den Niederlanden die Entsendung von einem Mörserzug geplant, um auf mögliche Angriffe der Taliban auf die internationalen Truppen reagieren zu können.
Der Tagesbefehl im Wortlaut:
Tagesbefehl zum Afghanistan-Beschluss des NATO-Rates
Soldatinnen und Soldaten, Reservistinnen und Reservisten,
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter!
Gestern beschloss der NATO-Rat das Ende des Einsatzes in Afghanistan. Zum 1. Mai 2021 wird die Rückverlegung aller Kräfte der Mission „Resolute Support“ beginnen. Bis zum 11. September 2021, dem 20. Jahrestag der Terroranschläge auf die Vereinigten Staaten, werden alle Soldatinnen und Soldaten der Alliierten und ihrer Partner das Land verlassen haben.
Damit endet nach fast 20 Jahren der intensivste und verlustreichste Einsatz in der Geschichte der Bundeswehr.
Unser oberstes Ziel ist es, alle unsere Soldatinnen und Soldaten, zivile Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wie auch unsere internationalen Kameradinnen und Kameraden gesund und sicher in ihre Heimat zurück zu bringen. Darauf sind wir vorbereitet. Verläuft alles nach Plan, werden bereits Mitte August alle deutschen Kräfte Afghanistan verlassen.
Wir begleiten und beschützen den geordneten Abzug mit zusätzlichen Sicherungskräften.
Die Bundeswehr verlässt Afghanistan mit Stolz. Unsere Soldatinnen und Soldaten haben alle Aufträge erfüllt, die das Parlament ihnen gegeben hat.
Der Einsatz in Afghanistan hat die Bundeswehr geprägt. Die Soldatinnen und Soldaten haben unter oft schweren Bedingungen einen wichtigen Beitrag im Kampf gegen den internationalen Terrorismus geleistet.
Deutschland wird den afghanischen Friedensprozess und die Verhandlungen in Istanbul weiter unterstützen. Auch nach dem Ende der Mission „Resolute Support“ werden sich die Mitgliedsstaaten der NATO für eine stabile und friedliche Zukunft Afghanistans einsetzen. Wir appellieren an die Nachbarstaaten und an die internationale Gemeinschaft, einen langfristigen Beitrag für eine gute Entwicklung Afghanistans zu leisten.
Gemeinsam mit dem Auswärtigen Amt, dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung sowie den anderen beteiligten Ministerien der Bundesregierung werden wir nach der sicheren Heimkehr aller unserer Männer und Frauen eine gründliche Bilanz des vernetzten Ansatzes in Afghanistan ziehen.
Wir denken heute besonders an Major Jörn Radloff, Hauptfeldfwebel Marius Dubnicki, Stabsunteroffizier Josef Kronawitter und Oberstabsarzt Dr. Thomas Broer. Sie fielen am 15. April 2010 in Gefechten bei Baglan. Fünf weitere Kameraden wurden schwer verletzt.
Sie stehen beispielhaft für alle, die im Afghanistan-Einsatz ihr Leben ließen oder verwundet wurden. Einige von ihnen leiden bis heute an Spätfolgen und Traumatisierungen. Die Menschen in Deutschland sind ihnen zu größtem Dank verpflichtet. Wir vergessen ihren Einsatz und ihr Opfer nicht. In Gedanken sind wir bei ihnen, ihren Familien und Hinterbliebenen.
(Update: Das BMVg hat den ursprünglichen Tagesbefehl durch eine Neufassung ersetzt. In der ursprünglichen Fassung hieß es
Damit endet nach fast 20 Jahren der längste und verlustreichste Einsatz in der Geschichte der Bundeswehr.
Dieser Satz wurde durch die Neufassung ersetzt
Damit endet nach fast 20 Jahren der intensivste und verlustreichste Einsatz in der Geschichte der Bundeswehr.
Der derzeit längste Einsatz in der Geschichte der Bundeswehr ist der im Juni 1999 begonnene und bis heute andauernde, wenn auch deutlich reduzierte Einsatz im Kosovo.)
Zur Situation aus Afghanistan berichtet die BBC derweil aus Mazar-e Sharif:
‚We have won the war, America has lost‘, say Taliban
(Archivbild: ISAF-Einsatz Januar 2012 – Alexander Linden/Bundeswehr)
Herr Wiegold,
die Formulierung „ist zusammen mit den Niederlanden die Entsendung von einem Mörserzug geplant“, was verschiedentlich hier im Blog bereits Thema war, bleibt zunächst verständlicherweise einigermaßen allgemein in Bezug auf die sicher schon feststehende Lage in Vorbefehlen.
Dennoch, Sie können ggf mehr in Erfahrung bringen?
– Stärke der Kräfte, die Zahl 400 war zu hören
– DEU/NLD Kräfte werden gemeinsam bereitgehalten
– dieser „Sicherungsverband“ hat miteinander geübt
– der NLD Mörserzug war mit dem Führungspersonal zur Erkundung in Masar?
Die Erkundung/Vorbereitung von Mörserfeuerstellungen ist anspruchsvoll und zeitaufwändig, besonders, da der Zug mit 4 Trp/Rohren ziemlich mager daherkommt.
Der Wert unseres Einsatzes wird sich erst nach dem Abzug zeigen. Es wäre vollkommen unangebracht, alles als Erfolg oder totalen Misserfolg darzustellen. Eines sollte klar sein, dass Auslandseinsätze nie wieder mit einem so fragwürdigen und unrealistischen strategischen Ansatz begonnen werden. Die Außenpolitik hat für mich grandios versagt. Die Bundeswehr war und ist immer nur das Werkzeug der Außenpolitiker. Hoffentlich wird der Auslandseinsatz in Afghanistan parlamentarisch aufgearbeitet.
Da möchte ich doch fast ketzerisch fragen, was denn die Erfolgskriterien waren und wie man diese gemessen hat?
Diese Bewertung muss fast schon Hohn in den Ohren der wohl allermeisten Soldaten sein, die dort gedient haben.
Insofern stimme ich zu, eine endgültige Bewertung ist wohl erst mittelfristig möglich.
Was bleibt….
35 gefallene.
Hunderte körperlich Verwundete.
Tausende seelische Verwundete.
Ein von Krieg geschundenes Land.
Ein leid geplantes Volk.
18 Milliarden Euro an Kosten.
Wer jetzt behauptet, wir haben es zumindest Versucht. Der verkennt, dass gut gemeint leider, dass Gegenteil von gut gemacht ist.
Uns bleibt nur die Angehörigen der Gefallenen um Verzeihung zu bitten. Um Verzeihung, dass ihre Regierung die lieben sinnlos als Opfergabe hinreichte. Nur um am Katzentisch der großen Nationen ein paar Krümel zu erhaschen.
„Gemeinsam mit dem Auswärtigen Amt, dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung sowie den anderen beteiligten Ministerien der Bundesregierung werden wir nach der sicheren Heimkehr aller unserer Männer und Frauen eine gründliche Bilanz des vernetzten Ansatzes in Afghanistan ziehen.“
Da wird man sich dann halt gemeinsam bestätigen wie toll man war.
Gibt es überhaupt eine Aussage wann diese Bilanz abgeschlossen werden soll und ob diese veröffentlicht wird?
@KPK:
Kleiner Hinweis:
Wir haben den Krieg verloren.
Der Mörserzug ist doch eh nur das letze planerische Placebo der letzten 20 Jahre.
Man könnte meinen sie haben die letzten 20 Jahre nicht mitbekommen.
Wenn man die zwischenzeitlichen Träume vom Brückenbauen und Brunnen bohren bedenkt, dann war der Einsatz in der Tat ein Fehlschlag (auch wenn es unstrittig auch in diesem Bereich immense Erfolg gibt).
Wenn man aber bedenkt warum wir in diesen Einsatz gegangen sind (Solidarität zu einem angegriffenen Alliierten und um dem internationalen Terrorismus AFG als „sicherer Hafen“ zu entziehen), dann war der Einsatz im großen und ganzen ein Erfolg.
Das hätte man auch mit weniger Geld und einem viel kürzeren Einsatz hinbekommen können.
Aber diesen Erfolg sollte man nicht klein reden.
Bei allem Verständnis für die immensen menschlichen und materiellen Kosten des Einsatzes: das war eine aussenpolitisch motivierte und demokratisch legitimierte hochkomplexe Operation – und das werden Auslandseinsätze aus meiner Sicht immer sein.
Es wird nie so ablaufen, dass man zu Beginn eines Einsatzes verbindliche Benchmarks definiert, ab wann dieser beendet sein wird.
Damit würde man doch auch den eigenen Manöverraum einschränken und die Tür für die Gegenstrategie aufmachen.
Was bleibt ist ein ehrendes (auch öffentliches) Gedenken der Gefallenen, ein anständiger Umgang mit seelisch oder körperlich Verletzten und eine aufrichtige Aufarbeitung von Erfolgen und Misserfolgen, auch zum Zweck von Ausbildung, Weiterbildung und öffentlicher Aufarbeitung.
Offen ist, welche Instrumente man zukünftig haben wird, um das Leid der Zivilbevölkerung so zu lindern, dass massive Verbrechen und Fluchtbewegungen minimiert werden.
Zu fordern, dass dies das nächste Mal anders laufen solle vernachlässigt aber die oben genannten Rahmenbedingungen.
Das bedeutet allerdings nicht, dass der Bundestag beim nächsten Einsatz ggf. nicht auch darüber nachdenkt, die Streitkräfte so auszustatten, dass zumindest vermeidbare Opfer ausbleiben (Stichwort: bewaffnete Drohne).
Nur mal zum allgemeinem Verständnis. Kann dass mit den Mörsern mal jemand aufklären? Wäre dass eine halbe deutsche Kompanie oder 80 Ndl die im wahrscheinlichen Fall als Mörserzug mit ca 5 Rohren und Support nach nord Afgh verlegt werden würden?
@Koffer
Bin Laden genoß Gastrecht in AFG unter den TB. Daher auch die Anfrage:
https://www.irishtimes.com/news/taliban-leaders-want-proof-of-bin-laden-s-guilt-1.397065
https://www.theguardian.com/world/2001/oct/14/afghanistan.terrorism5
Nun ja, hinterher ist man immer schlauer. Daß die USA bis kurz zuvor noch einvernehmlich mit den TB verhandelt haben wird auch gerne ausgeblendet (vergessen):
https://www.spiegel.de/wirtschaft/afghanistan-die-jagd-auf-die-pipeline-millionen-a-172602.html
Und heute (Februar 2021)?
https://eurasianet.org/taliban-vows-to-guarantee-safety-of-trans-afghanistan-gas-pipeline
Eine richtige Entscheidung, allerdings viele Jahre zu spät. Die von afghanischem Territorium ausgehende Bedrohung durch Al-Qaida war bereits 2002 erfolgreich abgestellt. Was danach kam, war nur noch der Versuch, einen nicht lebensfähigen und von der Spitze abwärts korrupten Staat unter großen Opfern und hohen Kosten künstlich am Leben zu erhalten. Den Eindruck, dass die Bundeswehr Afghanistan „mit Stolz“ verlässt, kann ich zudem nicht teilen. Unter den Augen der Bundeswehr konnten die Aufständischen ihren Einfluss im Norden des Landes stetig ausweiten. Man sollte sich diesbezüglich nichts vormachen.
Zitat:
„Der Mörserzug ist doch eh nur das letze planerische Placebo der letzten 20 Jahre.
Man könnte meinen sie haben die letzten 20 Jahre nicht mitbekommen.“
Erinnert sei an den ersten Einsatz eines deutschen Mörserzuges in AFG im Rahmen der Erstellung der QRF Kompanien im Jahre 2006.
Damals (also vor 15 Jahren) herrschte eine große Unsicherheit, was denn diese QRF Kompanien jetzt in AFG leisten sollen. Die deutsche Munition für die Mörsertrupps war abgelaufen und man hat Österreich ( ! ) gefragt, ob man von ihnen Mörsermunition haben konnte. Und jede Granate (sofern nicht Gefechtsfeldbeleuchtung) musste vom Kdr im Range eines Generals freigegeben werden.
Das man mit dem Mindset keinen Kleinkrieg gegen die Taliban gewinnen konnte, sollte klar sein.
@ LDTP
Zitat:
„Bei allem Verständnis für die immensen menschlichen und materiellen Kosten des Einsatzes: das war eine aussenpolitisch motivierte und demokratisch legitimierte hochkomplexe Operation – und das werden Auslandseinsätze aus meiner Sicht immer sein.
Es wird nie so ablaufen, dass man zu Beginn eines Einsatzes verbindliche Benchmarks definiert, ab wann dieser beendet sein wird. Damit würde man doch auch den eigenen Manöverraum einschränken und die Tür für die Gegenstrategie aufmachen.“
Man darf aber nicht mit einer falschen Strategie oder gar ohne eine Strategie, ausgehend von einer falschen Lageanalyse, in einen Einsatz gehen. Ein solcher Einsatz ist von Anfang an zum Scheitern verurteilt.
Das Ziel hätte sein müssen die Rückzugsräume der Al-Kaida Terroristen vom 11. Sept bei den Taliban in AFG zu zerstören und nicht ein unbekehrbares Volk und Land (Alexander der Große, Großbritannien und Sowjetunion waren an AFG bereits gescheitert) auf Demokratie zu bürsten !
Also mit Spezialkräfte rein, Terroristen mit Luftunterstützung töten und schnell wieder raus. Dies alles im Rahmen einer Artikel 5 Nato-Fall Unterstützung auch von den Deutschen und die Herren Schröder und Fischer hätten dies auch der deutschen Bevölkerung erklären müssen und nicht Petersberger Gespräche und Verhandlungen zu initieren.
Im Übrigen, im Oktober 2001 gestatteten die Amerikaner Pakistan eine Woche lang ihre dort stationierten (Grenz-)truppen aus AFG in einer großen Luftbrücke auszufliegen. Nach Schätzungen der Amerikaner sind wohl bis zu 1000 Taliban-Kämpfer und Kdre mit ausgeflogen worden. Bezeichnenderweise wurde Osama Bin Laden ja auch nicht in den Berghöhlen von AFG gefasst (trotz Bombardierung mit Mega-Bombe), sondern in der Pensionärsstadt der pakistanischen Armeegeneräle in Pakistan !
Die Frage ist doch, wann habe ich den Mut und den Willen einen Einsatz zu beenden.
Die ersten 1-2 Jahre waren ja durchaus ein Erfolg. Die Taliban waren derart geschwächt, dass sie Al-Qaida nicht mehr wirkungsvoll unterstützen konnten. Auch wenn Bin Laden noch nicht ausgeschaltet war. Vielleicht hätte man dann den Einsatz beenden sollen und den Afghanen erklären müssen, wenn ihr Al-Qaida oder eine vergleichbare Organisation noch einmal unterstützt, kommen wir wieder und schlagen bei euch noch härter zu. Das entspricht zwar nicht unserem Gutmenschentum, wäre aber hoffentlich von den Afghanen verstanden worden.
Aber alles, was wir in den letzten 18 Jahren an Zielen und Ergebnissen hatten, kann man weitgehend vergessen.
Afghanistan ist keine wirkliche Demokratie und wird dies auch auf absehbare Zeit nicht werden. Es gibt Mädchenschulen, aber wie viele werden davon in 5 Jahren noch existieren. Gibt es überhaupt noch Frauen- oder Gleichstellungsbeauftragte in den Dörfern? Wie wirksam hat sich die Mülltrennung durchgesetzt? Viele gebohrte Brunnen und gebaute Brücken und Straßen werden sicher noch etliche Jahre weiter genutzt, aber ohne Wartung und Pflege Stück für Stück verfallen.
Das Land kann sich nur aus sich selbst heraus entwickeln (oder auch nicht). Wenn man das Land in 5 Jahren überhaupt noch betreten kann, soll mir mal jemand zeigen, welches Ziel oder Ergebnis der internationalen Koalition der letzten 18 Jahre noch umgesetzt ist und ob dies dann den Aufwand und die Opfer gerechtfertigt hat. Ich befürchte, ich kenne die Antwort schon heute.
@Dante bzgl Mörser:
Wenn mein Kenntnisstand noch up to date ist, werden das NLD Mörser sein.
Angeblich soll es mal ne Erkundung/Vermessung seitens der DEU gegeben haben, um mögliche Feuerstellungen im Lager zu identifizieren. Ergebnis war, dass die Sicherheitsbereiche in den meisten Fällen nicht eingehalten werden können und das Resultat der Prüfung den Einsatz zur Base Defence mehr behindert als ermöglicht.
Sollte das zutreffen (und es würde mich nicht wundern), dann wäre eine mögliche Feldlösung, das Geschäft an die Oranjes abzugeben, die sich nicht so schwer mit Bedenken tragen.
Tja. Nur ein böses Gerücht, das schon ne Weile zirkulieren dürfte?
Aber man kann sehen, was die Soldaten so zum Thema Entschlussfreudigkeit und Praxisnähe tratschen. 🙂
Einen Umschlagspunkt in Usbekistan zu leasen, dreißig A400 zirkulieren zu lassen und den ganzen Kram mittels 20 Fuß Containern innert drei Wochen rauszuholen scheint ja nach wie vor zu komplex zu sein. Da packt man lieber alles fein säuberlich ein und verlädt es kleckersweise in die Antonov… So kann man sich selber beschäftigen und die Bedrohungslage hoch halten.
Wir haben militärisch erreicht, was militärisch zu erreichen ist. Die Stimmen, welche Misserfolge betonen unterstellen sehr oft militärische Ziele, welche nie so formuliert waren oder wollen rein politische realisierbare Ziele weitestgehend militärisch verfolgt sehen.
Selbst die Taleban werden -ob ihres Verlusts an Bedeutung und Bekanntheit -schnell erkennen, dass sich alle Afghanen ohne uns schlechter stellen. Man wird in den Reihen der grausamen Warlords wie der djihadistischen Emire erkennen, dass ein relativ kleiner Teil des Kuchens heute hätte größer sein können, als der gesamte Kuchen morgen und übermorgen zusammengenommen.
@Küstengang01:
„Wer jetzt behauptet, wir haben es zumindest Versucht. Der verkennt, dass gut gemeint leider, dass Gegenteil von gut gemacht ist.
Uns bleibt nur die Angehörigen der Gefallenen um Verzeihung zu bitten. Um Verzeihung, dass ihre Regierung die lieben sinnlos als Opfergabe hinreichte. Nur um am Katzentisch der großen Nationen ein paar Krümel zu erhaschen.“
Das Gegenteil von „gut gemacht“ ist „schlecht gemacht“. Den Vorwurf sollten Sie vielleicht an die Politik richten und dort nachfragen, welche Konzepte dort entwickelt und umgesetzt wurde.
@SB63: Grundsätzlich stimme ich zu. Allerdings muss man halt einen Tod sterben. Entweder man interveniert – mit allen Konsequenzen, einschließlich Verlusten, ziviler Opfer und einem längeren Engagement. Oder aber man setzt sich dem nicht ganz schönen Vorwurf aus, die eigenen Vorstellungen und Werte zu verraten, wenn man treudoof zuguckt, wie die Taliban ihr eigenes Land in einen islamistischen Steinzeit-Gulag verwandeln, in dem man als Frau gesteinigt wird, wenn man zur Schule gehen will oder die Burka verrutscht und von dem aus mindestens ideologisch, aber auch personell möglicherweise bald wieder der Terror in unsere Länder getragen werden könnte.
So oder so ist man da als Westen der Gelackmeierte.
Ich hoffe das allgemeine Schulterklopfen über das Erreichte hält sich im bescheidenen Rahmen und es gibt stattdessen eine schonungslose Analyse des Bundeswehr-Engagements.
Unter unseren Augen ist aus dem sicheren Norden eine Taliban-Hochburg geworden. Wir haben dabei ständig Pressetermine gemacht, Erfolge vermeldet und ansonsten zugeschaut und Milliarden von Euro verbrannt. Aus diesen Entwicklungen wäre viel zu lernen, vor allem, wie man es nicht macht.
Natürlich wird es keine öffentliche Aufarbeitung des Versagens geben. Ich finde das tragisch, insbesondere den Soldaten gegenüber, die trotz allem Leben und Gesundheit für diesen undankbaren Auftrag riskiert und teilweise verloren haben.
@all
Ein Hinweis zu der Zahl 35 für die deutschen Gefallenen in Afghanistan: Mich erreichen Mails etc, ich hätte doch einen Zahlendreher oder ähnliches drin. Deshalb kurz zur Statistik (ich werde demnächst mal eine zusammenfassende Liste zusammenstellen):
• Unter dem Begriff „Gefallene“ fasse ich, wie es diese Bezeichnung eigentlich auch aussagt, die durch Feindeinwirkung ums Leben gekommenen Soldaten, nicht Unfälle etc.
• Eine Liste vom 29.05.2011 mit den damals 33 Gefallenen
https://augengeradeaus.net/2011/05/die-deutschen-isaf-gefallenen/
• Im Juni 2011 kam ein weiterer Gefallener hinzu
https://augengeradeaus.net/2011/06/die-isaf-gefallenen-aktualisierte-ubersicht/
• 2013 fiel erstmals ein Soldat des KSK
https://augengeradeaus.net/2013/05/erstmals-ksk-soldat-im-gefecht-in-afghanistan-gefallen-mehr-einzelheiten-o-ton-de-maiziere-fritz/
Damit ist nach meiner Übersicht 35 die korrekte Zahl.
Ergänzungen/Korrekturen nehme ich gerne entgegen.
@Mackiavelli sagt: 16.04.2021 um 11:05 Uhr
„Ich hoffe das allgemeine Schulterklopfen über das Erreichte hält sich im bescheidenen Rahmen und es gibt stattdessen eine schonungslose Analyse des Bundeswehr-Engagements.
Unter unseren Augen ist aus dem sicheren Norden eine Taliban-Hochburg geworden. Wir haben dabei ständig Pressetermine gemacht, Erfolge vermeldet und ansonsten zugeschaut und Milliarden von Euro verbrannt. Aus diesen Entwicklungen wäre viel zu lernen, vor allem, wie man es nicht macht.“
Das ist ja der Vorwurf, den man an die deutsche, aber auch an die internationale, Politik richten muss. Nicht an das Militär, das nur die etwas blauäugigen Ideen unserer westlichen Politiker umsetzen musste.
Die Quintessenz aus diesem Einsatz muss sein, das langfristige Stabilisierungsoperationen in einem kulturell und gesellschaftlich völlig anderen System und Umfeld als dem unsrigen nicht zum Erfolg führen und deshalb zu unterbleiben haben. Erste Umsetzung und Anwendung der Erkenntnisse in den beiden MALI-Missionen. Dann sind wir plötzlich nicht mehr in Afrika.
Selbst vor unserer europäischen Haustür sind die Ergebnisse der Stabilisierungsoperationen SFOR und KFOR doch nicht so überragend, das die Politik sich auf die Schultern klopfen könnte. Und der Balkan ist nun wirklich europäisch und gesellschaftlich-kulturell nahe an uns dran.
@ Pio-Fritz
„Dann sind wir plötzlich nicht mehr in Afrika.“
😁 Vielen Dank!
Und so richtig.
@Stöber sagt: 16.04.2021 um 9:20 Uhr
@Dante bzgl Mörser:
„Wenn mein Kenntnisstand noch up to date ist, werden das NLD Mörser sein“.
Die regelmäßigen Nachfragen zu niederländischer Unterstützung des deutschen Kontigentes im Norden erstaunen. Seit Februar wurde alles beantwortet, mehrfach hier im blog, soweit öffentlich geworden.
Zu den Fakten:
Die NLD IBuK, Ank Bijleveld-Schouten, trat am 04. Februar 2021 vor das Parlament in Den Haag (tweede kamer) und informierte offiziell über einen Berliner Wunsch auf Hilfe bei der Absicherung des Rückzugs aus Mazar-e-Sharif. Details der Anfrage nannte sie zwar nicht, informierte aber allgemein zum NLD Angebot.
Aus unten stehendem Link:
– 80 Soldaten
– Infanterie
– bereitgehalten in den Niederlanden
– notice to move 2 – 3 Wochen
– Auftrag: Force Protection
– in Marschsetzung nach Kabinettsbeschluss
– formelle Unterrichtung des Parlaments erfolgt gem Artikel 100 NLD Verfassung, der das Verfahren beim Einsatz von Streitkräften regelt. (Einen Parlamentsvorbehalt gibt es nicht.)
https://www.defensie.nl/onderwerpen/missie-in-afghanistan/nieuws/2021/02/04/80-extra-militairen-paraat-voor-afghanistan
Jenseits dieser offiziellen Information zu deutschem Hilfswunsch wurde in NLD Darstellung bekannt, dass es sich um Mörserkräfte handelt.
Unter Beachtung von 80 Soldaten der Infanterie beurteile ich den Kräfteansatz mit
– MrsZg 120 mm, gezogen, 4 Rohre = Zugstärke, LL-fähig, des Feuerunterstützungskommandos (vuursteun commando)
– MunTrp, ist STAN-Teil des MrsZg
– JFST, ist Teil des Kommandos
– SanTrp
– Unterstellung unter NLD RSM-Kommando, aZa DEU KtgtFhr TAAC-N.
Ich unterstelle, dass die Niederländer Erkundung und Vorbereitung möglicher Stellungen und Absprachen mit DEU Stellungstruppe abgeschlossen haben. Zeit seit dem 14.02.21 bestand genug.
Die aufgeworfene Frage von Sicherheitsbereichen relativiert sich beim Einschlagen erster Salven aus Talibanrohren.
Weshalb DEU Infanterie das Steilfeuer nicht sicherstellen soll/darf/kann, beantworte jeder für sich!
Aus meiner Sicht sind alle Dinge, die die vergangenen Jahre aktuell überflüssig. Was zählt ist doch viel mehr die jüngere Vergangenheit. Seit dem geschlossenen Abkommen mit den Taliban ist man doch mehr oder weniger sehenden Auges ins Verderben gerannt. Es wurden keine Anstrengungen vorgenommen, ausgenommen dieser ominösen Bitte (3 Monate!! vor damals noch angekündigtem Abzugsdatum der USA) einen NLD Mörserzug als Force Protection zu bekommen. Ich habe den Eindruck, dass man sich da im BMVg wenig Gedanken gemacht hat, wie man gegebenenfalls auch mit eigenen Kräften und Mitteln einer (angekündigten) Eskalation der Taliban hätte begegnen können. Mag ja sein, dass es interne Planungen und Entscheidungsgrundlagen auf Grund von Geheimdienstaktivtäten gab/ gibt. Dennoch sind die Signale an die Truppe vor Ort und an die Truppe, welche nun das letzte Kontingent stellt nur Planlos, im Stich lassen und demotiviernd. Die Bundeswehr führt in der gefährlichsten und schwächsten Phase einen kompletten Kontingentwechsel durch. Ob das vom Timing her sinnvoll ist – Erkundung hin oder her – stelle ich persönlich zumindest mal infrage…Hoffe und wünsche den Kameraden alles Gute und einen guten Einflug und vollzähligen Rückflug!
P.S Eine Rekapitulation des gesamten Einsatzes kann man machen wenn dieses letzte Kapitel, bestenfalls reibungslos und ohne Verluste abgeschlossen ist.
@Pio-Fritz u. Machiavelli:
„Das ist ja der Vorwurf, den man an die deutsche, aber auch an die internationale, Politik richten muss. Nicht an das Militär, das nur die etwas blauäugigen Ideen unserer westlichen Politiker umsetzen musste.“
So einfach sollte man es sich bei der Auswertung der Erfahrungen nicht machen, da dies weder den vielen Problemen auf vielen Ebenen noch dem Gestaltungsspielraum der militärischen Führung gerecht wird (Innere Führung kommt noch dazu…).
Das Grundproblem liegt im unzureichenden Zusammenwirken von Politik und militarischer Führung. Wie bereits im Vietnam-Krieg in den USA (McMaster: Dereliction of Duty).
Weder hat die Politik realistische Ziele vorgegeben, noch wurde von der Generalität, den Diplomaten und den zivilen Spitzenbeamten in der gesamten Regierung ein größerer Realismus nachdrücklich angemahnt.
Die militärische Führung hat es zudem versäumt zumindest (!) seine Hausaufgaben für Stabilsierungseinsätze zu machen (COIN). Wie wenig stringent alldas war zeigte die ROE-Debatte.
Fazit:
Der Verweis auf „die Politik“ als alleiniger Problembereich erscheint mir zu eng.
Aber natürlich liegt dort ein wesentlicher Teil der Verantwortung.
Wobei man dann auch noch die Rollen von Exekutive und Legislative genauer betrachten sollte.
@KPK:
Ob nun niederländische oder deutsche Mörser – mit oder ohne Vorbereitung und Erkundung – wenn der Gegner noch nen Feuerzauber zum Abschluss machen will, dann tut er das.
Aber dazu hätten die Taliban gerade auch in MeS genug Zeit gehabt.
Warum sich jetzt noch den Ärger einhandeln?
Dass die Taliban gewonnen haben versteht jeder, der es wissen muss (insbesondere die afghanische Bevölkerung).
Unser Abzug wird ungefähr bis ablaufen wie nach dem Rückzug aus der Fläche unspektakulär und mit schnellen Erfolgen der Gegenseite.
Es ist natuerlich ein wenig bedauerlich, aber auch ein Erfahrungswert, dass DEU sich OFFIZIELL nie ehrlich gemacht hat vor Volk und seinen Vertreterinnen und Vertretern bezueglich der Gruende, warum DEU nach 9/11 in den „Krieg gegen den Terrorismus“ mit eingestiegen ist, inklusive AFG: Wir sind sicherheits- und damit aussenpolitisch abhaengig von den USA; die USA wollten von breiter internationaler Unterstuetzung getragene militaerische Interventionen durchfuehren. Um unseren aussenpolitischen Handlungsspielraum zu erhalten, standen wir bereit, ueberall hinzugehen wohin es Washington hingetrieben haette.
Wir haben in AFG unseren Tribut gezollt und uns damit grundsaetzlich, wenn auch nicht immer in Einzelfragen, das Wohlwollen unserer Schutzmacht erhalten. Ergo: Strategisch war und ist der Einsatz am Hindukusch ein voller Erfolg.
Alle operativen und taktischen Fragen, ob nun Erfolg oder Misserfolg, sind vor diesem Hintergrund als zweitrangig zu bewerten. Auf diesen Ebenen sind keine vitalen Interessen unseres Landes beruehrt gewesen. Dass wir uns da was vor gemacht haben, einige nationale Entscheiderinnen und Entscheider sich was vormachen MUSSTEN, ist ein Beispiel dafuer, inwieweit eigene „Propaganda“ auch zur Selbstvergewisserung dienen kann.
Zudem kam ja die manchmal wohltuende, aber gelegentlich leider auch ueber das Ziel hinausschiessende Haltung von Spitzenmilitaers in westlichen Streitkraeften zum Tragen, sich um alles und jedes kuemmern zu wollen, so dass gerade zu besten COIN-Zeiten der ressortuebergreifende Ansatz in AFG faktisch zum Erliegen kam: Man hat sich immer mehr Auftraege und Taetigkeiten erfunden / zugeschustert, die natuerlich zum Erfolg verdammt waren. Operative Luftschloesser bauen, die dann ueberraschender Weise nicht bewohnbar sind: Das sieht dann am Ende im Summenzug bei ehrlicher Bilanzierung nicht immer gut aus, insbesondere wenn es endemisch eine unadressierte Ablage zwischen den faktischen strategischen Zielen und den konstruierten operativen Ambitionen gibt. Diese sind dann teilweise auf unterster taktischer Ebene zum Selbstzweck degeneriert.
Macht alles nichts in Sachen AFG, haelt aber potentiell Lehrstuecke bereit, die beachtet werden muessten, wenn es mal wirklich um die Wurst gehen sollte.
Die wesentliche Aufgabe der NATO und der Bundeswehr war spätestens seit 2014 der Aufbau der afghanischen Sicherheitskräfte.
Dies ist ebenfalls gescheitert:
https://www.voanews.com/usa/uncertainty-swirls-around-us-pullout-afghanistan
Aber man wird sich national und international weiter das Gegenteil einreden.
Andernfalls wären ja Karrieren in Gefahr.
Na dann siegt mal schön…
Ist das schlau, nun hastig abzuhauen und dann ,,,,“CHINA may send peacekeepers to AFG“,,,,,(South China Morning Post v. 16.04.) ! ? ? ? ?
[Warum nicht mit Link, ist ja keine deutsche Verlagswebseite?
https://www.scmp.com/news/china/diplomacy/article/3129707/china-may-send-peacekeeping-force-afghanistan-after-us-troops
T.W.]
@Matthias Stoermer sagt: 17.04.2021 um 16:56 Uhr
Ja, warum hat sich China nicht vorher beteiligt? Als einer der Nachbarn und Regionalmacht wäre das schon gut gewesen. Genauso wie Iran, Indien und Pakistan. Das ist gar nicht die Spielwiese der NATO da unten, mal von dem Bündnisfall 2001 abgesehen, der aber spätestens 2003 gegessen war.
Und „überhastet“ ist nach 20 Jahren mit Sicherheit der falsche Ausdruck. Richtig wäre m.E. “ 15 Jahre zu spät“. Aber bei manchen dauert die Erkenntnisgewinnung eben etwas länger….
China möchte also die NATO ersetzen. Als wenn sie darauf nicht schon ewig gewartet hätten. Der Grund dürfte aber ein anderer sein. Ich unterstelle mal ganz vorsichtig die Gewinnung von Rohstoffen. Die Begründung, dass man sich sorgt die Kriminalität und der Terrorismus könne die Grenze zu China in die Provinz Xinjiang überschreiten, ist wohl eher ein „diplomatischer Vorwand“. Ich unterstelle mal, dass die nicht einmal 100km lange Grenze zu China im Hochgebirge nicht geeignet ist um großangelegte Bewegungen und Schmuggel durchzuführen.
@:emaN
CHN scheint allerdings den Bogen etwas überspannt zu haben:
„Afghan government officials said that the country has terminated oil and gas contracts with China and is seeking to renegotiate the terms of a massive mining concession that has been nearly dormant since it was inked by China more than a decade ago.“
https://foreignpolicy.com/2021/01/27/afghanistan-china-spy-ring-mcc-mining-negotiations-mineral-wealth/
Wobei die Afghanen so nachtragend nicht sein werden, Dummerweise ist das Abbaugebiet auch eine archäologisch wichtige Fundstelle:
https://en.wikipedia.org/wiki/Mes_Aynak
Aber auch die USA waren nicht untätig:
https://www.freightwaves.com/news/2018/1/15/chinas-epic-fail-in-afghanistan
Ich habe in Erinnerung, daß es sogar deutsche Bergingenieure waren, die die Ressourcen in AFG seinerzeit festgestellt hatten.
@Pio-Fritz
IRN war nach dem Überfall auf das Konsulat in MES drauf und dran in AFG einzumarschieren, das war allerdings schon 1998:
https://en.wikipedia.org/wiki/1998_killing_of_Iranian_diplomats_in_Afghanistan
Davon ab: ist IRN nicht die „Schutzmacht“ der Hazara?
https://www.stimson.org/2010/shia-factor-stabilization-afghanistan-iran-and-hazara/
Wobei die geflüchteten Hazara im IRN einen schweren Stand haben.
Nachtrag: ‚habe ‚mal vor mehreren Jahren gehört (ich weiß aber nicht ob es stimmt), daß u.a. in Kabul beinahe alle Prostituierten auf der Gehaltsliste des CHN Nachrichtendienstes standen 😎 Damals – zu Beginn – konnte man sich auch noch relativ frei in kleinen Gruppen in der Stadt bewegen.
@TW: Das wurde mir tatsächlich so in einem Gespräch über AFG und ISAF so erzählt.
China hat schon vor 10 Jahren die Schürfrechte an einer sehr großen Kupfermiene, bzw. Kupfervorkommen in AFG gekauft. Um das Kupfer elektrolytisch aus dem Erz zu gewinnen, sollte noch gleich ein großes Kraftwerk gebaut werden. Um den Reichtum nach China abzutransportieren, baute China eine Bahnlinie von AFG ins Homeland.
Zumindestens die Bahnlinie wurde mit Hilfe chinesischer Arbeiter gebaut. Die Taliban und andere Aufständische wunderten sich, das Angriffe auf die chinesische Arbeiterschaft mit Verlusten sofort wieder mit neuen Personal aus China ersetzt wurde. Das ist eben die Situation wenn man schier unendliche personelle Resourcen hat !
@Pio-Fritz:
Die Volksrepublik China engagiert sich in Afghanistan seit ca. 10 Jahren ausschließlich wirtschaftlich, indem im Geschäftsverbund mit der Regierung Öl gefördert und Kupferbergbau betrieben wird.
@Metallkopf sagt:
16.04.2021 um 10:39 Uhr
Aha und mit den anderen Steinzeit Islamisten macht man munter Waffengeschäfte und schaut weg…ich rede hier von Saudi-Arabien.
Es ist diese Bigotterie die dem „Westen“ schlecht zu Gesicht steht, an dem einen Krisenherd intervenieren wir, bei dem anderen schauen wir weg. Der eine Diktator ist böse der andere ist uns nützlich. Die eine Demokratie ist toll, die andere haben die „falschen“ gewählt. usw usw
Wer moralisch einen hohen Punkt einnimmt muss diesen immer einnehmen und nicht nur wenn es innenpolitisch, koalitionstechnisch oder sonst wie opportun ist. Ja selbiges ist nicht machbar aber gemessen werden wir als Westen an unseren Aussagen und den Taten und wir machen es der Gegenseite (RUS,CHN) zu leicht uns unsere Fehler vorzuhalten.
Ich lach mich kaputt wenn die Chinesen dort erfolgreich sind, einfach indem sie es wie immer machen, raushalten aus inneren Angelegenheiten anderer Staaten, wer regiert ist denen egal, Hauptsache die Geschäfte laufen zum Vorteil der CHN-Seite. Ist nicht wirklich schön aber wenigstens ehrlich!
Die werden warten bis die Taliban AFG unter ihre „Kontrolle“ gebracht haben, dann gibt es ein Wirtschaftsabkommen und schwupp schützen Taliban chinesische Pipelines und Bergwerke. Der Yuan wird rollen.
Richtiger Schritt.
@BMVg_Bundeswehr
„Ich empfinde es als tiefe Verpflichtung der Bundesrepublik Deutschland, diese Menschen jetzt, wo wir das Land endgültig verlassen, nicht schutzlos zurückzulassen“ – Verteidigungsministerin @akk will afghanische Ortskräfte auch nach Truppenabzug weiter unterstützen.
Wieviel Personen?
Und deren Angehörige, der PersonenKREIS umfasst also in toto?
Sicherheitsüberprüfung der Wanderungswilligen muss verpflichtend sein, die Funktion Trojanisches Pferd zugunsten Taliban/al-Qaida ist möglichst auszuschließen.
@Peter Eberl sagt:
„Die Volksrepublik China engagiert sich in Afghanistan seit ca. 10 Jahren ausschließlich wirtschaftlich, …“
Und das glauben Sie tatsächlich?
Peking Engagement weltweit, vorzugsweise in Schwarz-Afrika und parallel zur „Neue Seidenstraße“ (One Belt, One Road) dient allein zur Untermauerung der Völkerfreundschaft, ohne schier machtpolitische Absichten via wirtschaftliche Dominanz?
@IstEgal sagt: 18.04.2021 um 9:45 Uhr
„Ich lach mich kaputt wenn die Chinesen dort erfolgreich sind, einfach indem sie es wie immer machen.“
Natürlich werden Sie erfolgreich sein. China hat eben erkannt, das wirtschaftlicher Erfolg und damit einhergehender Wohlstand die Bevölkerung friedlich macht, weil jeder partizipieren will. Nur der Westen will auch gleich noch seine Werte durchdrücken, was bisher noch nie funktioniert hat. Aber wahrscheinlich geht es uns im Westen so gut, das man überhaupt nicht auf die Idee kommt, das es Leute gibt, die unsere Werte nicht wollen.
@Peter Eberl sagt: 18.04.2021 um 9:36 Uhr
Alles richtig, was Sie sagen. Sie haben nur den Kern meiner Aussage nicht verstanden.
Ein Blick auf die verbleibenden Konfliktparteien hilft vielleicht in der Diskussion:
https://ctc.usma.edu/afghanistans-security-forces-versus-the-taliban-a-net-assessment/
Die Bundeswehr soll nach Angaben der Ministerin die Erfahrungen auswerten, um diese auch für die Sahelzone nutzen zu können.
Ich bin da skeptisch, dass es klappt, da die Bundeswehr weder eine lernende Institution ist noch die notwendige Grundlagenarbeit (Konflikttheorie usw) ernsthaft auf der notwendigen Ebene verfolgt.
@KPK: Der politische Machtanspruch steckt hinter jedem wirtschaftlichen Engagement der VR China, das sehen wir ja bereits in Europa am Beispiel Griechenlands, Italiens und aktuell Montenegros. Das muss man eigentlich nicht gesondert erläutern.