Die deutschen ISAF-Gefallenen
Bislang sind im Einsatz in Afghanistan 33 Bundeswehrsoldaten gefallen – eine Übersicht
(Teilinformationen fehlen; nicht bei allen habe ich die Einheit und das Alter erfasst. Ich hoffe, dass sonst keine schwerwiegenden Fehler darin sind – dann bitte ein Hinweis in den Kommentaren. Erfasst sind nur Tote durch Feindeinwirkung. Die Namen der Gefallenen der vergangenen Tage wurden noch nicht veröffentlicht.)
2011 – bisher 6 insgesamt
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28.05.2011
Taloqan, Provinz Takhar, Gouverneurspalast
Selbstmordanschlag auf ein Sicherheitstreffen
Major (43), Führungsunterstützungsbataillon 282 Kastellaun, Militärischer Berater von Kommandeur RC North GenMaj Markus Kneip
Hauptfeldwebel (31), Feldjägerbataillon 152 Hannover, Personenschützer von GenMaj Kneip
(Kneip wurde bei dem Anschlag leicht verletzt; der nordafghanische Polizeichef Gen. Daud Daud kam ums Leben)
25.05.2011
Char Darrah, Provinz Kundus, „Route Cherry“
Hauptmann Markus M. (33), Stab Division Spezielle Operationen, Stadtallendorf
IED-Anschlag auf Transportpanzer „Fuchs“
18.02.2011
OP North, Provinz Baghlan
ANA-Soldat innerhalb des Camps eröffnet Feuer auf Gruppe deutscher Soldaten beim Technischen Dienst an einem „Marder“.
An den Schussverletzungen sterben Hauptfeldwebel Georg Missulia (30), Stabsgefreiter Konstantin Menz (22) und Hauptgefreiter Georg Kurat (21), alle 4./PzGrenBtl 112, Regen
2010 – 8 insg.
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07.10.2010
Aka-Khel, Provinz Baghlan – Selbstmordanschlag gegen Patrouille/Bewachung Zufahrt Aka Khel
Oberfeldwebel Florian Pauli, Fallschirmjägerbataillon 313 in Seedorf (SanOfw)
15.04.2010
Sechs Kilometer nördlich von Baghlan, nahe sog. Dutch Bridge,
IED gegen Fahrzeug Eagle IV eines OMLT
Major Jörn Radloff, Hauptfeldwebel Marius Josef Dubnicki, Stabsunteroffizier Josef Otto Kronawitter
Beschuss San-Yak: Oberstabsarzt Dr. Thomas Clemens Broer
02.04.2010 – Isa Khel, westl. Kundus
In einem Hinterhalt der Aufständischen fallen durch Schüsse und durch IED
Hauptfeldwebel Nils Bruns, Stabsgefreiter Robert Hartert und Hauptgefreiter Martin Kadir Augustyniak (alle Fallschirmjägerbataillon 373)
2009 –5 insg.
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04.10.2009 – Stabsgefreiter Patric Sauer (schwer verletzt am 06.08.2008 bei Selbstmordanschlag mit Motorrad zwischen Kundus und Pul-i-Khumri)
23.06.2009 – Kundus
Obergefreiter Oleg Meiling (PzGrenBtl 391) Hauptgefreiter Martin Brunn (PzGrenBtl 391) Hauptgefreiter Alexander Schleiernick (FSchJBtl 263)
Fuchs-Unfall im Gefecht
29.04.2009 – Kundus
Hauptgefreiter Sergej Motz – RPG-Treffer in Fuchs
2008 – 3 insg.
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20.10.2008 – Kundus – Selbstmordanschlag
Stabsunteroffizier Patrick Behlke; Stabsgefreiter Roman Schmidt
27.08.2008 – Kundus – IED
Hauptfeldwebel Mischa Meier
2007 – 3 insg.
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19.05.2007 – Kundus – Selbstmordanschlag
Hauptmann Matthias Standfuß; Hauptfeldwebel Michael Diebel; Oberfeldwebel Michael Neumann
2005 – 3 insg.
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14.11.2005 – Kabul – Selbstmordanschlag
Oberstleutnant Armin Franz
25.06.2005 – Rustak (Prov, Kundus) – IED-Anschlag bei Ordnance Disposal
Oberfeldwebel Christian Schlotterhose; Hauptfeldwebel Andreas Heine
(zunächst als Unfall eingestuft, erst später als Anschlag erkannt)
2003 – 5 insg.
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29.05.03 – Kabul, Stabsgefreiter Stephan Kamins, Mine
07.06.2003 – Kabul, Selbstmordanschlag auf Bus:
Oberfeldwebel Carsten Kühlmorgen; Oberfähnrich Andreas Beljo; Feldwebel Helmi Jimenez-Paradis; Stabsunteroffizier Jörg Baasch
Hallo!
Auf der Wikipedia werden in zwei Artikeln die Zwischenfälle und die Gefallenen aufgeführt:
http://de.wikipedia.org/wiki/Zwischenfälle_der_Bundeswehr_während_ISAF und http://de.wikipedia.org/wiki/Verluste_der_Bundeswehr_bei_Auslandseinsätzen .
Es stehen jeweils die Umstände dazu mit Verweise zu Internetquellen (oft die Meldungen der Bw.).
Hoffe, es hilft weiter.
einfach mal diesen link verfolgen:
http://icasualties.org/OEF/Nationality.aspx?hndQry=Germany
schon sehr makaber, wie man an die information z.b. der heimatstadt der gefallenen kommt…
Das stimmt ja schon mit den Links oben. Allerdings sind da zum Teil auch die non-hostile incidents erfasst, also Unfälle. Außerdem tauchen dort auch hostile fire-Fälle auf, die ich keinem Zwischenfall zuordnen kann und auch sonst nicht bestätigt finde…
Mir ging es um eine zusammenhängende Liste der deutschen Gefallenen mit den Namen – wenn es dazu einen Link gibt, bitte posten.
Mich wundert etwas die insgesamt hoch angesiedelte „Dienstgraddichte“. Ist das bei anderen Armeen dort auch so gelagert?
Zum einem hat die Bundeswehr ihr Dienstgradsystem aufgrund der nur geringen Möglichkeit zur Besoldungsanpassung durcheinander geworfen. Nicht selten sind alle GrpFhr auch HFw oder SFw. Damit sind viele Dienstposten mit höherwertigen Dienstgraden besetzt obwohl dies eigentlich nicht notwendig ist.
Zum anderen exponieren sich oft solche Personen in risikoreichen Gegenden, bzw. sie haben schlicht auch gefährlichere Aufträge. Bspw. dauert die Ausbildung zum Kampfmittelbeseitiger sehr lange, sie sind Meister ihres Fachs und zu Recht Hauptfeldwebel. Wenn, wie geschen, was passiert, dann sind gleich mehrere gefallen. Dies verhält sich auch so bei Hubschrauberbesatzungen. Letztendlich sind auch oftmals Reservisten und Typen aus der Wehrverwaltung, die hohe Dienstgrade aufgrund ihrer zivilen Qualifikation besitzen und dann unnötige Risiken aus vielschichtigen Gründen eingehen und dann eben fallen. Da wären die Kühlschrankkäufer in Kunduz oder der OTL d.R. Franz bei einer Fahrt zur Besprechung.
man sollte sich solangsam mal überlegen ob unsere Vorgehensweise „daunten“ noch effektiv genug ist.
Was ich mich gerade frage ist: Wie konnte das bitte schön passieren?
Da treffen sich hochrangige Militärs in einem Land mit katastrophaler Sicherheitslage. Man weiss das die Taliban ihre Beziehungen überall hin haben. Und trotzdem schaffen es 2 Talibans sich in eine Uniform zu zwängen und sich unter die anderen Soldaten zu schleichen. Machen wir uns doch bitte nix vor, da wusste jemand ganz genau das die was vorhatten, irgendeine Kontrollinstanz wusste von dem Anschlag. Und seit dem hinterhältigen Angriff auf das Camp in diesem Jahr, sollten wir wissen das man sich auf die Afghanischen Kameraden nicht mehr verlassen sollte.
Und genau das ist der Punkt wo ich solangsam sage, das ist nicht mehr zweckführend dort unten irgendeine Scheinsicherheit für Deutschland zu schaffen.
Die Nato hat es geschafft seit dem sie da unten aktiv ist den Opium Anbau ins unermässliche steigen zu lassen. DAS ist das einzige was wir geschafft haben, den Drogenanbau in die höhe schiessen zu lassen. Ganz ganz großes Kino
Es ist wirklich sehr berdauerlich um die Kameraden die bis jetzt gefallen sind, aber es glaubt doch wohl wirklich keiner mehr das es stagniert, nein es werden selbstverständlich mehr werden. Entweder man findet sich damit ab das Leute die dafür bezahlt werden gegebenfalls zu sterben. Oder man lässt es. In einem Krieg sterben Leute die dafür ausgebildet werden zu töten.
http://kameradengedenken.de/2011__2000.html
Mit der Bitte um Korrektur: Die am 18.02. auf dem OP NORTH in BAGHLAN gefallenen Panzergrenadiere stammen aus dem PzGrenBtl 112 aus dem niederbayerischen REGEN, das PzGrenBtl 122 ist in OBERVIECHTACH stationiert und war nicht betroffen.
Wie kommt das denn, dass ein Oberfähnrich in Afghanistan gefallen ist? Ich dachte immer die Ausbildung ginge vor und man könne erst in einen Auslandseinsatz, wenn man „fertig“ ist, in dem Fall dann erst ab Leutnant oder wird das bei Reservisten anders gehandhabt`?
Zu Roman | 29. Mai 2011 – 14:00
In der jüngsten Vergangenheit ist in diesem Forum in einigen Beiträgen eine gewisse sittliche Verrohung festzustellen.
Der Kommentar von Roman:
„Letztendlich sind auch oftmals Reservisten und Typen aus der Wehrverwaltung, die hohe Dienstgrade aufgrund ihrer zivilen Qualifikation besitzen und dann unnötige Risiken aus vielschichtigen Gründen eingehen und dann eben fallen. Da wären die Kühlschrankkäufer in Kunduz oder der OTL d.R. Franz bei einer Fahrt zur Besprechung.“
ist hier bisher einmalig.
Diese Kameraden haben schließlich ihr Leben gelassen. Das gefallene Reservisten oder „Typen aus der Wehrverwaltung“ (sic) abgetan werden als Soldaten, die „dann eben fallen“ (sic). ist nicht nur ein eklatanter Verstoß gegen die im Soldatengesetz festgeschriebene Pflicht zur Kameradschaft sondern einfach nur infam.
Aus meinen Einsätzen heraus weiss ich darum, das die Trauer um einen gefallenen Kameraden nicht danach unterscheidet, wer es war. Es war immer ein Soldat, dessen Tod wir beklagen. Daran gilt es hier zu erinnern.
Ich hasse diese Tage. Man hat kaum den Tod des letzten Gefallenen „verdaut“, da kommt die nächste scheiß Meldung.
Auf dass sie in Frieden ruhen und sich die verwundeten rasch und vollständig erholen.
@T.Wiegold
Ich folge mal Ihrem Aufruf zur Nennung von Korrekturen. Kleiner Zahlenfehler bei der Aufzählung 28.05.2011:
151 muss durch 152 ersetzt werden.
15.04.2020
Sechs Kilometer nördlich von Baghlan, nahe sog. Dutch Bridge,
Ähm, ich hoffe wir sind 2020 nicht wirklich mehr in AFG sein werden.
Danke aber für diese interessante Aufstellung.
@ greni
Je nach Laufbahnkonstellation und Vordienstzeit und Truppengattung ist es auch möglich als Trp-OA in den Einsatz zu gehen, aber eher unwahrscheinlich. Mir sind nur zwei Fälle bekannt. Meistens sind es HFw/OFw, die ihre Ernennung im oder kurz vor dem Einsatz als FachdienstOffz (also noch nicht zum Offz aber den Laufbahnwechsel bereits hinter sich haben) haben und nun so in den Einsatz gehen und dann erst zur OSH gehen. Da werden die entsprechenden Lehrgänge ja auch nicht im ganzen Jahr angeboten.
@ MeineMeinung
Stimmt, die sittliche Verrohung ist mir auch aufgefallen. Scheint so, das ich viele Dinge nun klarer, vielleicht auch verbissener sehe als früher. Für eine Witwe ist es erstmal egal, ob ihr Mann im Einsatz gefallen, beim Verkehrsunfall getötet oder beim Shoppen weggebombt worden ist. Ihr Mann ist tot und kommt nicht wieder.
Nichtsdestotrotz neigen wir dazu, jeden Toten, jeden Verletzten als gottgewolltes Schicksal hinzunehmen und fragen uns selten genug, wie es dazu kam. Die Ereigniskette ist lang und hat manchmal überraschende Erkenntnisse parat. Dazu gehört auch die Frage, warum gerade diese Männer mit der Begleitung dort waren, obwohl es seit Tagen konkrete Hinweise (mehrere Versuche sich in Patrouillen reinzudrängen, Humint-Aufklärung usw.) für einen bevorstehenden besonderen Anschlag gab. Bestimmte Kräfte des Lagers, die ständig draußen waren, haben diesen Bereich besonders gemieden. Warum wohl?
Wieviele Vorgesetzte wurden in der Bw disziplinar gemaßregelt bzw. tatsächlich auch in ihrer Funktion als Vorgesetzte entbunden, weil sie nicht ausreichend Vorsorge oder auch Führungsqualitäten an den Tag gelegt haben, um solche Ereignisse zu verhindern? Und manche ließen sich eindeutig verhindern.
Und die meisten Menschen aus der Wehrverwaltung sind keine Soldaten und Kameraden, nur komische Typen in Uniform. Das ist ihnen selbst oftmals nicht zum Vorwurf zu machen. Mich selbst hat eine solche 40jährige Frau „Hauptmann“ beim ROE-Schießen beinahe umgelegt, weil sie nicht wußte, wie man diesen Knallstock bändigt. Und das drei Wochen vor dem Einsatz! Da ist mir der übelriechende Afghane am Tor mehr Kamerad als diese Militärsubjekte.
@ Roman
Tun Sie den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der WV nicht ein wenig unrecht?
Die koennen nichts dafuer, wenn Sie einen Einsatz absolvieren und eine Soldatenuniform mit Dienstgradschlaufen tragen. Genau so wenig, wie Militaerpfarrer etwas „dafuer koennen“.
Gleichzeitig wird man nicht unbedingt erwarten koennen, dass der Personenkreis, den Sie ansprechen, so gut militaerisch ausgebildet ist wie ein Trupp aus der DSO.
Ihre „komischen Typen“ verfuegen ueber vielleicht andere Qualifikationen. Ich empfinde Ihre Ausdrucksweise nicht angemessen und hier unpassend und kann nicht erkennen, warum Ihre Wortwahl sein muss.
Auch wenn Sie nach eigener Aussage „viele Dinge nun klarer, vielleicht auch verbissener“ sehen als frueher, koennen Einschaetzungen ueber andere Menschen – besonders die, die mit Ihnen doch ein Ziel verfolgen – geigneter formuliert werden.
Der Tod ist das Letzte im Leben, wenigstens dort sollte alles Negative zuruecktreten, denn er bringt Leid, Schmerzen und Trauer und er ist unwiederbringlich. Wer was wann und wo einkauft und welche Uniform er trug, wird dann zur Nebensache.
@ SchreckStarr
Jain. Ich sage schon, die meisten können nichts dafür, dass der Dienstherr sie in eine Uniform steckt und sie Soldat/Kamerad sein lässt, obwohl sie das nicht sind. Nur weil im Einsatz auch das Befehlsrecht und der Schutz des Kombattantentums für sie gelten soll, obwohl sie selbst das meist nicht begreifen. Sie sind aber aufgrund ihres Dienstgrades oftmals Vorgesetzter gegenüber den Mannschaftssoldaten und fangen recht schnell an zu „herrschen“, was mit zunehmender Dauer des Einsatzes nicht gut geht.
Wer wiederrum mal an einem Bewerbungsverfahren für die Wehrverwaltung teilgenommen und dort erlebt hat, wie einige Kameraden (von mir) dort mehrmals sehr unhöflich mit dem Kommentar „Sie sind zu alt. Sie sind ein Mann. Wir wollen hier kein Kämpfer sondern junge dynamische Frauen…“ , der weiss, was er von weiten Teilen der Wehrverwaltung zu halten hat. Nichts jedoch gegen den 52jährigen OG der WV, der auf dem Airfield die Wäsche ausgegeben hat. Der wusste aber auch, wie es sich in der Welt so verhält.
Und mit dem Tod ist es nicht so einfach. Sicherlich ist Anfangs der Schmerz riesengroß über den Verlust, doch bald kommt neben der Frage des Wofürs? auch die des Warum? Warum durfte ein Reservist, der mit Vip-Betreuung und der Organisation von Besucherevents (es stellt sich auch die Frage, ob diese so nötig waren) mit seinen Personenschützern alleine auf der Hauptmilitärverkehrsstraße in Kabul herumfahren?
Jeder Feldwebel der Kampftruppe lernt, das man kein einzelnes Fahrzeug losschickt. Das fängt bei einem lächerlichen Platten an zwei Reifen oder einem ernsten Defekt an und hört bei einem Unfall oder Anschlag auf.
Jeder Rekrut dieser Armee lernt, das man den Platz der Gruppe nicht alleine verläßt, schon gar nicht den Bereich der Gruppe bzw. des Zuges. Hier galt und und gilt immer: „Einer ist keiner“
Warum galt das nicht für den Oberstleutnant der Reserve oder die Herren Feldjäger?
@ Roman
Ich stimme mit Ihrem letzten, sachlichen und LEIDER sehr, sehr richtigen Kommentar ueberein.
Danke für die Hinweise auf Zahlendreher, Tippfehler, sachliche Fehler! Korrekturen sind und werden eingearbeitet – das ist ja auch ein Vorteil eines solchen Blogs…
Zeitweilig ist man in den Einsätzen auch mit Einzelfahrzeugen herumgefahren.
Wer dies oder andere Punkte mit dem Hinweis auf „immer geltende Regeln in kriegerischem Umfeld“ kritisiert hat, wurde gerne als kalter Krieger bezeichnet.
Es gibt Personenkreise im Einsatz, z.B. Personenschützer auf Erkundung im relativ friedlichen AFG damals, die als Einzelfahrzeug unterwegs sein durften und dürfen.
Das ist bei dem einen oder anderen Auftrag auch sicherlich sinnvoller als ne Armada aus 10 gepanzerten Fahrzeugen.
Ob es im Einzelfall sinnvoll ist, im Einzelfahrzeug zu fahren sollten tatsaechlich keine „immer geltenden Regeln“ sondern der einschlaegig eingesetzte und befaehigte (dafuer gibt es dann die FEC, Punkt C, genehmigt vom CdS ISAF) militaerische Fuehrer vor Ort nach Abwaegung von Lage und Auftrag entscheiden.
Ganz ehrlich – ich hab wahnsinnige Probleme mit dem Absicherungsdenken, dass automatisch Leib und Leben der Kameraden (und auch meins) im Mittelpunkt stehen. So ein bisschen klang das fuer mich auch aus der hier aufkommenden Diskussion rueber, ob das CPT nicht anstelle der Afghanen die Verantwortung fuer die Absicherung automatisch uebernehmen solle…? So wie der Landser in Char Darra muessen auch ein General und sein Begleitkommando Risiken fuer Leib und Leben in Kauf nehmen, deren Ausmass wieder an Lage und Auftrag ausgerichtet werden muss. Als ich jung war – und das ist nicht lange her – hat die einschlaegige HDv ausgesagt, Aufgabe des militaerischen Fuehrer sei es, mit geringen (nicht geringstmoeglichsten und schon gar nicht ohne) Verlusten den groesstmoeglichen Erfolg zu erzielen. Das ist auch in der Zwischenzeit nicht geaendert worden, nur zusammen mit der Auftragsfuehrung stillschweigend begraben worden.
So hart das klingt, es kann eben nicht „das Wichtigste“ sein, die Maenner heil wieder zurueck nach Hause zu bringen. Entweder steht der Auftrag im Mittelpunkt und ist das Risiko fuer das Leben jedes Einzelnen wert oder wir duerften gar nicht erst hier sein.
Stolze Trauer um jeden Gefallenen – ja. Weitermachen – ja. Aber es wird weitere Gefallene geben, beim Versuch das herauszuzoegern lassen wir zu, dass wir den Auftrag (Sicherheit fuer die Zivilbevoelkerung, nicht fuer uns) nicht erfuellen und gleichzeitig die Lage fuer die Folgekontingente ruinieren.
@turan saheb
„Ganz ehrlich – ich hab wahnsinnige Probleme mit dem Absicherungsdenken, dass automatisch Leib und Leben der Kameraden (und auch meins) im Mittelpunkt stehen….So hart das klingt, es kann eben nicht “das Wichtigste” sein, die Maenner heil wieder zurueck nach Hause zu bringen. Entweder steht der Auftrag im Mittelpunkt und ist das Risiko fuer das Leben jedes Einzelnen wert oder wir duerften gar nicht erst hier sein.“
Endlich spricht es einer aus, vielen Dank. Warum aber wird diese militärisch selbstverständliche Position in der Diskussion nicht durch einen einzigen Politiker, Vertreter der Bundeswehr oder Medienkommentator geäußert? Für mich ein weiteres Zeichen, wie defekt die Diskussion in Deutschland ist.
@ someone
Tja, die Praxis hat ja gezeigt, das deine Behauptung richtig ist. Sowohl in der Einsatzvorbereitung als auch im Einsatz selbst haben die Feldjäger sehr deutlich über Jahre hinweg gezeigt, das sie den Begriff „asymetrische Kriegsführung“ nicht verstanden haben. Sie konnten daher oftmals auch nicht die richtigen Schlussfolgerungen daraus ziehen. Und immer wenn man was gegen Einzelfahrer sagt, kommt gleich das Totschlagargument mit 10 Fahrzeugen oder gepanzerter Lindwurm oder was auch immer. Ich rede hier aber von mindestens zwei Fahrzeugen und in der Betrachtung des Anschlags wäre der sicherlich anders verlaufen, wenn es ein zweites oder gar drittes Fahrzeug gegeben hätte.
Letztendlich hat die Praxis gezeigt, dass die Jungs der Kampftruppen mit dem Verbot der Einzelfahrer und der lageangepassten Bewaffnung sowie ihrem sehr flexibleren Handlungstraining oftmals besser unterwegs waren als die vielen Kampfunterstützer.
@ Orontes
Sie haben schon mal so richtig Menschen geführt? Niemand, der seine Kameraden achtet und die Wirkungs seines Auftrages in die richtige Relation zur Gesamtlage setzten kann, stellt die Unversehrtheit seiner anvertrauten Männer hinten an. Warum soll ich mit Verlusten und Verletzungen eine Straße säubern, ein Dorf nehmen, wenn morgen oder übermorgen der Befehl zum ausweichen kommt, weil nicht genug eigene oder afg. Kräfte da sind und in zwei Wochen das gleiche Spiel von vorne beginnt? Warum sich das antun, wenn das Nachfolgekontingent aufgrund anderer Prioriäten lieber im Lager sitzt?
@ turan saheb
Richtige Vorschrift zitiert, Sie sollten aber wissen, dass die Qualität dieser Vorschrift mit jeder Ausgabe abnimmt. Sie haben auch eine der richtigen Stellen rausgesucht, aber die falsche Schlussfolgerung daraus gezogen. Der größtmögliche Erfolg ist in einem asymetrischen Krieg, insbesondere hier in der Form eines Brügerkrieges, ist in der Regel nicht der Geländebesitz. Für uns ist es die Zerschlagung des Gegners und die Durchsetzung von Recht und Ordnung. Für die Taleban mitnichten unsere Vernichtung, sondern das Zermürben. Wie hierschon oft genug aufgezeigt worden ist: Sie können uns nicht besiegen, aber unseren Willen zur Kriegsfortsetzung zermürben. Und da spielen Verluste ein große Rolle. Und wenn ich eben nicht selbst meinen Erfolg erreichen kann, also den totalen Sieg erringe, dann ist es auch ein Erfolg, dem Gegner dies zu vewehren.
Und jetzt kommt die Realität ins Spiel und wir schauen uns an, was gerade so in AFG und in unseren Medien so passiert.
Vielleicht eine Ergänzung hierzu:
Für „uns“ ist nicht unbedingt die physische Zerschlagung des Gegners der Weg zum „Nicht-Verlieren“, sondern die Trennung der Aufständischen von den Bürgern Afghanistans. Die Durchsetzung von Recht und Ordnung interpretiere ich mal als Durchsetzung des Gewaltmonopols.
Gezielte Ausschaltung (dabei ist es m.M.n. unerheblich ob capture or kill, solange capture auch eine nachhaltige „Ausschaltung“ bedeutet) von Insurgenten auf Ebene der Führer leistet dabei einen wertvollen Beitrag.
Der militärische Beitrag in solch einem Kampf ist aber nur ein Beitrag unter vielen und hier fehlt dann doch irgendwie das Ineinandergreifen der verschiedenen Ansätze.
@Roman
„Niemand, der seine Kameraden achtet und die Wirkungs seines Auftrages in die richtige Relation zur Gesamtlage setzten kann, stellt die Unversehrtheit seiner anvertrauten Männer hinten an. “
Das hat auch niemand gefordert. Es ging nur um Kritik an der Vorstellung, dass Eigenschutz als Ziel des Einsatzes betrachtet wird und dessen Erfolg primär an der Zahl der eigenen Verluste gemessen wird anstatt an Umsetzung der geforderten Wirkung.
@ Orontes
Wir sind uns aber sicher einig, dass dieser Einsatz sehr schnell beendet werden würde, wenn wir jeden Monat 100 Särge nach Hause schicken, oder? Zumal wir das auch ressourcenmäßig gar nicht durchstehen könnten.
@all
Weitere Korrekturen in der Übersicht – vor allem die Gesamtzahl auf 33 (Rechnen ist nicht meine starke Seite).
@Roman
„Wir sind uns aber sicher einig, dass dieser Einsatz sehr schnell beendet werden würde, wenn wir jeden Monat 100 Särge nach Hause schicken, oder? Zumal wir das auch ressourcenmäßig gar nicht durchstehen könnten.“
Ja, aber wer sollte der Bw Verluste in dieser Größenordnung zufügen? Die Stärke der Aufständischen im Norden liegt vermutlich irgendwo im niedrigen vierstelligen Bereich. Ein Vorgehen, welches die geforderte Wirkung in den Vordergrund stellt, würde auch kurzfristig nicht solche Verluste bewirken.
„Zumal wir das auch ressourcenmäßig gar nicht durchstehen könnten.“
Wieso, ich denke die BW sollte doch verkleinert werden?
@ T.W.:
Kann man das Posting von Nico entfernen?
Das ist ja schlimmer als die Titanic-Schlagzeile und hat was von der BAMM…
@ Roman:
Ich hab mich durch KpfTr und KpfUstgTr immer in meiner Tätigkeit eingeschränkt gefühlt und war ganz froh über meine FEC, damit ich meiner Tätigkeit nachgehen konnte.
@Someone: Wieso? Ist zugegebenermaßen etwas flapsig formuliert, aber es steckt ein ernster Kern drin.
Kann eine Armee von über 200.000 Soldaten so etwas nicht aushalten? Eigentlich müsste sie das.
Gerade will man doch mehrere zehntausend Stellen streichen. Wenn es schon im dreistelligen Bereich nicht verkraftbar ist, wie soll die BW es dann im fünfstelligen Bereich verkraften?
@ Nico
Schon mal ausgerechnet, wieviele Soldaten eigentlich bei den Kontingentwechseln überhaupt betroffen und wie groß derzeit die Vakanzenlisten für die Einsätze sind? Da kriegt man echt das staunen, dass die größte Division des Heeres die Stellen nicht vollbekommt. Wenn jetzt einige Hundert Mann Verluste durch Tod oder Verwundung im Quartal hinzukommen, dann wird das Schockwellen durch das gesamte System jagen. Diese Soldaten werden fehlen und ihr Beispiel wird tausende andere Bewerber und Soldaten davon abhalten, auch in diesen Krieg zu ziehen. Davon mal abgesehen wird der Behandlungsetat dadurch völlig gesprengt.
Wie man diese Zahlen erreicht. Vmtl. eher schneller als wir befürchten. Einige tragbare Boden-Luftraketen und AT-13 Saxhorn-2 an die Taleban und die Zahlen schnellen nach oben. Und der Iran hat schon deutlich bewiesen, das er durchaus bereit ist solche Waffen zu liefern.
Ansonsten wird ja heute alles irgendwie als Einsatz gezählt, was außerhalb der Staatsgrenze stattfindet. Da kommen dann auch einige Soldaten zusammen.
@ Roman – sie haben auf den ersten Blick Recht, dass der Geländebesitz sekundaer ist. Dass etwa (um mal im Grossraum MES zu bleiben) das komplette Alborzgebirge dunkelrot ist, muss uns nicht viel Sorgen machen. Wenn ich aber mit dem Gelaende dem Gegner eine zahlreiche Bevoelkerung (hier in der Region Chemtal oder Char Bulak, so wie wir es frueher in Kunduz und die Ungarn in Baghlan gemacht haben) auf dem Praesentierteller ueberlasse in dem ich mich aus der Flaeche zurueckziehe bzw. ueberhaupt nur fuer kurzfristige Patrouillen mal eben durch fahr („Salam aleikum, habt ihr Sicherheitsprobleme? Wie viele Prozent Paschtunen, Tadschiken und Usbeken leben hier? Sollen wir euch mal CIMIC vorbeischicken damit ihr uns lieb habt? Wir kommen in ein paar Wochen wieder, viel Glueck bis dahin!“) handle ich mir und meinen Nachfolgekontingenten garantierte Probleme ein. Die Bevoelkerung hat kaum einen Grund, sich dort gegen die Talibs zu stellen, wo diese sie faktisch kontrollieren und liefert dann freiwillig oder gezwungen Informationen, Geld, Nahrung, Motorraeder und neue Rekruten en masse. Darum – und nicht weil ich mich und meine Maenner leichtfertig in Gefahr bringen will – reagiere ich so allergisch auf diesem unbedingten Primat des Eigenschutz, das wir leider seit anno dazumal auf dem Balkan nie wieder losgeworden sind.
@Roman: Sicherlich, aber das sind teilweise doch schon Sekundärfolgen.
Gibt es im Juni 100 Ausfälle, muss ich die ersetzen. Wer das bei über 200.000 Soldaten nicht schafft (schaffen will, systemimmanent), der will nicht. Und zwar den Einsatz.
@Nico
„der will nicht. Und zwar den Einsatz“ Wahnsinns Schlussfolgerung. Ich hab in der Presse irgendwas von Reform gehört. Scheint schon länger zu laufen das Ding. Irgendwie scheint man schon länger zu ahnen dass das so nicht funktioniert.
Ganz davon ab. AFG ist Heeressache, das ist kleiner als 200000. Außerdem könnte man 100 Kameraden in EINEM Monat, so unlogisch und schrecklich es wäre, sehr wohl ersetzen. Die wären aber schlechter ausgebildet, noch mitgenommen vom Einsatz kurz vorher und sonst was. Aber sie wären da. 100 Mann pro Monat könnten nur die Amis überstehen, aber das sollte jawohl klar sein.
Man kann es mit den Gedankenspielen auch übertreiben.