Punktlandung: USA melden Truppenreduzierung auf 2.500 in Afghanistan
Die USA haben, wie vom noch amtierenden Präsidenten Donald Trump verlangt, die Zahl ihrer Soldaten in Afghanistan auf 2.500 und damit auf die niedrigste Truppenstärke seit dem Beginn ihres Einsatzes am Hindukusch 2001 verringert. Der geschäftsführend amtierende Verteidigungsminister Christopher Miller kündigte an, dass die US-Streitkräfte sich auf einen vollständigen Abzug bis Mai dieses Jahres vorbereiteten, der aber von den Bedingungen im Land abhängig sei.
Das Statement Millers am (heutigen) 15. Januar:
Today, U.S. force levels in Afghanistan have reached 2,500. Directed by President Trump, and as I announced on November 17, this drawdown brings U.S. forces in the country to their lowest levels since 2001. Today, the United States is closer than ever to ending nearly two decades of war and welcoming in an Afghan-owned, Afghan-led peace process to achieve a political settlement and a permanent and comprehensive ceasefire.
With a force of 2,500, commanders have what they need to keep America, our people and our interests safe. Working alongside our NATO allies and partners, the United States will continue to execute both our counterterrorism mission and the train, advise and assist mission in support of Afghan Security Forces working to secure peace in their country. Continued fulfillment of these two complementary missions seeks to ensure that Afghanistan is never again used to harbor those who seek to bring harm to the United States of America.
This force reduction is an indication of the United States’ continued support towards the Afghan peace process and our adherence to commitments made in both the U.S.-Taliban agreement and the U.S.-Afghanistan Joint Declaration. Moving forward, while the Department continues with planning capable of further reducing U.S. troop levels to zero by May of 2021, any such future drawdowns remain conditions-based. All sides must demonstrate their commitment to advancing the peace process. Further, the United States will continue to take any action necessary to ensure protection of our homeland, our citizens and our interests.
Die neue Truppenstärke 2.500 zur Monatsmitte war ein erklärtes politisches Ziel Trumps, und Miller hatte im November vergangenen Jahres angekündigt, dass er dieses Ziel auch umsetzen wolle.
Unklar bleibt allerdings weiterhin, wie sich die künftige Planung der USA auf die von der NATO geführte Resolute Support Mission in Afghanistan auswirkt. Miller bekräftigte heute, an den Vorbereitungen für einen vollständigen Abzug bis zu Mai werde festgehalten – im Februar vergangenen Jahres hatten die USA mit den Taliban vereinbart, dass nicht nur ihre eigenen, sondern alle internationalen Truppen vom Hindukusch zu diesem Datum abziehen.
Der vollständige Abzug war allerdings an eine Gewaltreduzierung gebunden, die die Taliban – zumindest nach den bekanntgewordenen Informationen – auch einhielten: Die internationalen Truppen im Land wurden seitdem nicht mehr von Aufständischen angegriffen. Um so mehr richten sich die Angriffe seitdem gegen die afghanischen Sicherheitskräfte und haben auch zahlreiche Opfer unter der afghanischen Zivilbevölkerung zur Folge.
Über das weitere Vorgehen für die Resolute Support Mission, so hatte es NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg ebenfalls im vergangenen November angekündigt, wollten sich die Verteidigungsminister des Bündnisses eigentlich bei ihrem Treffen im Februar verständigen. Inzwischen gibt es allerdings Zweifel, ob es zu diesem Termin zu einer Entscheidung kommt – der vom künftigen US-Präsidenten Joe Biden vorgesehene neue Verteidigungsminister Lloyd Austin muss als früherer General erst noch vom Parlament eine Ausnahmegenehmigung erhalten. Ob das vor dem Ministertreffen passieren kann, ist fraglich.
Deutschland kommt damit allein schon planungstechnisch in eine missliche Situation: Das aktuelle Mandat für den Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan (Bundestagsdrucksache 19/17287) ist bis zum 31. März dieses Jahres befristet. Für die parlamentarische Beratung ist ein gewisser Vorlauf nötig, so dass eine Beschlussfassung im Bundeskabinett im Februar erforderlich ist – und damit vor der nötigen Klarheit, wie es am Hindukusch praktisch weitergeht.
Nicht ausgeschlossen ist deshalb, dass einfach das derzeit gültige Mandat für ein weiteres Jahr fortgeschrieben wird, mit allen Aufgaben und der bisherigen Personalobergrenze von 1.300 Soldatinnen und Soldaten. Das ließe Spielraum für alle weiteren Entwicklungen – von der Fortschreibung des Beratungsauftrags vor allem im Norden des Landes bis zum vollständigen Abzug.
(Archivbild: Acting Defense Secretary Chris Miller walks with Gen. Scott Miller NATO, Resolute Support, Train Advise Assist mission commander in Afghanistan, Kabul, Afghanistan, Dec. 22, 2020 – DoD photo by U.S. Air Force Staff Sgt. Jack Sanders)
Schon als Vizepräsident war Biden ja skeptisch was den Einsatz angeht (Bob Woodward, Obama’s Wars).
Das AA müsste dazu eigentlich in der Lage sein ein ausreichendes Lagebild zu erstellen.
Darauf aufbauend kann dann das BMVg richtig planen. Das Ministertreffen der NATO ist dabei doch nur formal ein Entscheidungsgremium.
Auf der Arbeitsebene gibt es in dem gedachten Zeitrahmen genug zu tun.
Es fehlt halt nur die 3a.
Die Ausbildung der ANSDF ist dabei eh nicht mehr entscheidend, da man seit ca. 10 Jahren sehr ähnliche Inhalte vermittelt.
Dann eben mit contractors!
More than 18,000 contractors remain in Afghanistan, a Defense Department report released this week said, after the Pentagon announced Friday it had reduced its troop total in the country to 2,500.
https://www.stripes.com/news/middle-east/troop-levels-are-down-but-us-says-over-18-000-contractors-remain-in-afghanistan-1.659040
Ein ewiges Hin und Her und die afghanischen Taliban lachen sich kaputt über die USA und die Verbündeten.
In der Retrospektive:
1) ISAF (mittels COIN und davor) + Resolute Support haben versagt. State- und Nationbuilding. Entschuldigung, aber das klingt seit 20 Jahren wie Real-Life-Satire.
2) OEF (Counterterrorism-Strategie) + Operation Freedoms Sentinel als Nachfolge-Mission haben versagt.
In der Zeit von 2001-2021 haben die Taliban die Zeit genutzt das Land zu 85% unter Ihre Kontrolle zu bringen.
Entweder man zieht die ganzen Truppen ab und wundert sich dann irgendwann, dass alles wieder von vorne losgeht oder man lässt eine Truppe, die mittels CT einen Status Quo aufrecht erhält. Darunter verstehe ich das Langzeitbormbardement der Taliban mit einem Groß an Special-Forces, sodass diese nicht mehr an die Macht kommen. Sodann verstehe ich unter dem besagten Status Quo ich die Bekämpfung der Taliban und des IS; und zwar im gesamten Afghanistan-Pakistan-Nexus – Stichwort PAKISTAN!
Wie so was aussehen könnte wird hier detailliert erklärt:
https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0030438710000116
P.S. Die Taliban werden alles versprechen, um die internationalen Truppen dort raus zu bekommen. Der Westen ist so gutgläubig und glaubt den Lügen der Extremisten. Meiner Meinung nach sollte man sich nicht mit Terroristen wie den Taliban an einen Tisch setzen. Die Taliban haben Al Qaeda bei den 9/11-Anschlägen unterstützt. Heutzutage wird Trump auf Twitter ausgeschlossen, wenn er lügt. Die Taliban verbreiten Ihre Propaganda weiter. Das ist nicht normal für mich! Mit Massen-Mördern, die Menschenrechte mit Füßen treten, verhandelt man nicht! Denken Sie bitte an die gefallenen US-Soldaten, die wahrscheinlich im Grab rotieren vor Wut/ für nichts gestorben sind, wenn die Taliban bald den AfPak-Nexus übernehmen!
https://www.theatlantic.com/international/archive/2011/05/you-can-follow-taliban-twitter/350596/
@Commander Z sagt: 22.01.2021 um 0:16 Uhr
„Meiner Meinung nach sollte man sich nicht mit Terroristen wie den Taliban an einen Tisch setzen.“
Alles was sie anführen, ist zwar in der Sprachwahl extrem, aber im Prinzip richtig. Aber das interessiert nicht mehr, es geht nur noch darum, halbwegs gesichtswahrend aus der Mission herauszukommen.
Anscheinend möchte das Gros der faghanischen Volksgruppen/Stämme (und damit der Großteil der Bevölkerung) lieber die Taliban als die westlich gestützte Regierung. Ansonsten ist es kaum zu erklären, warum diese imer noch so stark sind. Dann ist es auch zwecklos, dort zu bleiben.
@ Pio-Fritz
Natürlich könnte man den AfPak-Nexus jetzt verlassen. Was passiert dann? Meiner Meinung nach ein Bürgerkrieg und es entsteht aus einem Failed State ein Collapsed State. Dies bildet dann wiederrum die Grundlage für diverse Al Qaeda-Ableger, wie den IS, die sich als Gewinner der Misere etablieren werden. Neuerdings finden viele ehemaligen Kommandeure der Taliban eine neue Heimat beim IS – gerade in Afghanistan. Der Westen, allen voran die USA, ist in Afghanistan nicht aktiv um dem Volk zu helfen. Vielmehr ist er für den Schutz des Heimatlandes der USA – also aus Eigeninteresse – vor Ort. Dieser Schutz wäre bei einem Abzug des US-Militärs nicht mehr gewährleistet. Die Folge bei einem Abzug des US-Militärs ist irgendwann ein neues 9/11. Daher ist ein Abzug der Truppen keine Option. Die Biden-Administration ist gut beraten das Abkommen mit den Taliban über Bord zu werfen.
Fazit: Keine Verhandlungen mit Terroristen in Afghanistan
Alles wieder offen?
Verteidigungsminister Austin überprüft offenar Trumps Last-Minute-Abzug der Truppen aus Afghanistan und dem Irak, wird also das U.S. Engagement im Mittleren Osten insgesamt neu bewerten?
https://www.wsj.com/articles/defense-secretary-austin-to-review-trumps-last-minute-withdrawal-of-troops-from-afghanistan-iraq-11611695378?redirect=amp#click=https://t.co/BLjOkb9Or8