Coronavirus-Pandemie & Bundeswehr: Überblick zum Jahresende (Nachträge)
Mit den – wenn auch mit Problemen – angelaufenen Impfungen in der Coronavirus-Pandemie erhöht auch die Bundeswehr die Zahl der Soldatinnen und Soldaten, die bei der Impfkampagne unterstützen. Unterdessen steigt in einigen Auslandseinsätzen, vor allem in Mali, die Zahl der Covid19-Infektionen in der Truppe. Der Überblick zum Jahresende:
• Zur Unterstützung in Impfzentren und mobilen Impfteams vor allem der Bundesländer sind derzeit gut 510 Soldatinnen und Soldaten eingesetzt. In den nächsten Tagen sind für diese Unterstützung rund 2.100 Soldaten vorgesehen, sowohl medizinisches Personal aus dem Sanitätsdienst als auch so genannte helfende Hände für die Organisation. Insgesamt hat die Bundeswehr angeboten, für 26 Impfzentren und 13 mobile Impfteams Personal zur Verfügung zu stellen.
• Insgesamt waren mit Stand 30. Dezember rund 10.600 Soldatinnen und Soldaten in der Amtshilfe in der Pandemie gebunden, davon 600 aus dem Sanitätsdienst. In dieser Zahl sind auch rund 3.400 Soldaten als so genanntes Schichtwechselpersonal auf mehrfach besetzten Stellen oder in Führungsstäben enthalten. Damit ist das Corona-Unterstützungskontingent der Streitkräfte etwa zur Hälfte gebunden.
• Unverändert macht die Unterstützung der Gesundheitsämter bei der Nachverfolgung von Infektionsketten und Quarantäne den größten Anteil der Hilfeleistungen aus; dort ist derzeit mehr als die Hälfte aller eingesetzten Soldaten tätig. Ihre Zahl soll in nächster Zeit auf fast 7.000 steigen.
• In derzeit 59 zivilen Krankenhäusern sind rund 730 Soldatinnen und Soldaten zur Unterstützung im Einsatz. Diese Zahl steigt langsam, aber stetig.
• Mehr als 1.100 Soldatinnen und Soldaten unterstützen in 118 Alten- und Pflegeeinrichtungen – auch das eine stetig steigende Zahl.
• Nur eine geringe Bedeutung haben inzwischen die Testzentren für Reiserückkehrer – dort sind inzwischen an zwei Stellen nur noch 33 Soldaten eingesetzt.
• Bei den Auslandseinsätzen zeichnet sich der UN-Einsatz in Mali als neuer Schwerpunkt der Infektionen ab. Nach den Meldungen vom Vortag berichtete das Einsatzführungskommando der Bundeswehr am (heutigen) Mittwoch von zwei weiteren bestätigten Covid19-Fällen:
Bei #MINUSMA wurden zwei weitere Soldaten der #BundeswehrimEinsatz positiv auf #COVID19 getestet. Es ist geplant, die Soldaten mit einem StratAirMedEvac zeitnah auszufliegen. Kontaktpersonen wurden identifiziert und entsprechende Isolationsmaßnahmen getroffen.
— Bundeswehr im Einsatz (@Bw_Einsatz) December 30, 2020
Die Addition der via Twitter verbreiteten Meldungen aus dem MINUSMA-Einsatz zeigt 23 bestätigte Fälle seit dem 22. Dezember, also innerhalb gut einer Woche. Die meisten von ihnen wurden inzwischen nach Deutschland ausgeflogen – eine Praxis, an der die Bundeswehr so lange wie möglich festhalten will:
Alle Soldaten der #BundeswehrimEinsatz die positiv auf SARS-CoV-2 getestet werden, sind grundsätzlich per StratAirMedEVac zu repatriieren, damit im Falle eines schweren Verlaufes von COVID-19 schnell eine bestmögliche medizinische Versorgung sichergestellt werden kann.
— Bundeswehr im Einsatz (@Bw_Einsatz) December 30, 2020
• Der am Vortag gemeldete Infektionsfall im UNIFIL-Kontingent in Naqoura im Libanon hat absehbar Auswirkungen: Die Übernahme des Kommandos der Maritimen Task Force dieser UN-Mission, die ab Jahresbeginn der deutsche Flotillenadmiral Axel Schulz führen soll, wird vom 2. Januar voraussichtlich auf später verschoben; so lange bleibt es bei der Führung durch einen brasilianischen Admiral.
Mit diesen Aussichten gehen wir ins neue Jahr… nicht ohne zwei Hinweise:
Das gewisse Organisationschaos, dass sich am heutigen 30. Dezember bei den Meldungen zu Impfstofflieferungen abzeichnet, ist Sache der zivilen Behörden und nicht der Bundeswehr, die nur unterstützend tätig wird – und deshalb bitte hier auch nicht Thema.
Und: Ehe erneut hier eine Debatte über die Begrifflichkeiten Infektion, positives Testergebnis, Covid19-Fall etc. ausbricht – ich lege die Definition des Robert Koch-Instituts zugrunde: In Einklang mit den internationalen Standards der WHO und des ECDC wertet das RKI alle labordiagnostischen Nachweise von SARS-CoV-2 unabhängig vom Vorhandensein oder der Ausprägung der klinischen Symptomatik als COVID-19-Fälle. Unter COVID-19-Fällen werden somit sowohl akute SARS-CoV-2-Infektionen als auch COVID-19-Erkrankungen zusammengefasst.
Nachtrag 1: Kaum hatte ich diese Meldung veröffentlicht, kam dieser Hinweis des Einsatzführungskommandos:
Nachtrag 2: Die US-Streitkräfte haben mit der Impfung ihres medizinischen Personals begonnen, auch in Deutschland, wie die US-Soldatenzeitung Stars&Stripes berichtet:
KAISERSLAUTERN, Germany – The U.S. military stepped up its campaign to vaccinate personnel in Europe against the coronavirus this week as health care workers on the front lines of fighting COVID-19 were inoculated at bases in Germany and the United Kingdom.
Airmen at bases in England and soldiers in Germany were given the Moderna vaccine starting Monday, U.S. European Command said in a statement.
(Foto 27.12.2020: Oberstabsarzt Sandra Krüger, mit einem mobilen Impfteam im Einsatz in einer Pflegeeinrichtung in Pasewalk, zieht eine Spritze mit Covid19-Impfstoff auf – Anke Radlof/Landkreis Vorpommern-Greifswald)
Dass man die Meldungen nur noch in einer Wochenmeldung zusammenfassen möchte, hat auch so seine Aussagekraft.
Irgendwann wird die priorisierte Impfung vor dem Einsatz Thema werden müssen, wenn sie vorher nicht eh durch EU, NATO etc gefordert wird. Derzeit hat COVID locker Potential Einsätze zu zerlegen – und tut es wohl auch grad….
Bitter.
„Irgendwann wird die priorisierte Impfung vor dem Einsatz Thema werden müssen, wenn sie vorher nicht eh durch EU, NATO etc gefordert wird. “
Sollte schon lange Thema sein.
Die Kampfbereitschaft der BW im scharfen Einsatz rechtfertigt eindeutig eine vorrangige Impfung – und ist auch ökonomisch sinnvoll.
Gleiches sollte für LW Einheiten (fliegend und Radar) gelten, die im Baltikum den Luftraum überwachen.
Ich glaube es wird immer vergessen, dass die Bundeswehr schon zu priorisierendes Personal besitzt. Und zwar das Personal in den Notaufnahmen und Intensivstationen der Bundeswehrkrankenhäuser. Laut Impfprogramm sollten die jetzt in Phase 1 geimpft werden. Ich befürchte, das wurde total vergessen. Ich hab bisher jedenfalls noch von keinem Impfprogramm für dieses Personal gehört. Und die Arbeiten sein Monaten im direkten Kontakt mit COVID- Patienten.
@Bumblebee
01.01.21 – 7:41 Uhr
https://twitter.com/SanDstBw/status/1344260185297137664