Coronavirus im Bundeswehr-Auslandseinsatz: Infektionen in Mali, Niger und Libanon
Gleich in drei Auslandsmissionen meldete die Bundeswehr in den vergangenen zwölf Stunden neu bestätigte Infektionen deutscher Soldaten mit dem Coronavirus: bei der UN-Mission MINUSMA in Mali, bei der Ausbildungs-Mission Gazelle im Niger und im Hauptquartier der UN-Mission UNIFIL im Libanon. Fürs Archiv die Dokumentation:
Die jeweiligen aktuellen Meldungen veröffentlichte das Einsatzführungskommando der Bundeswehr auf Twitter; die Screenshots sind entsprechend verlinkt.
Erst in der vergangenen Woche hatte die Führung des deutschen UNIFIL-Kontingents gewechselt; ab 1. Januar 2021 soll Flotillenadmiral Axel Schulz von Naqoura (Nakura) im Libanon aus das Kommando über den maritimen Teil der Mission übernehmen.
Bereits in den Tagen zuvor, vom 24. bis zum 28. Dezember, waren bei der UN-Mission in Mali 13 Soldaten positiv auf das Virus getestet, damit gibt es in dem Kontingent nach letztem Stand 15 Covid19-Fälle*.
Bereits Mitte Dezember waren zwei deutsche Soldaten dieser Mission im Niger positiv getestet worden; sie wurden bereits ausgeflogen. Die Mission Gazelle ist eine Ausbildungsmission für nigrische Spezialkräfte, bei der die Kampfschwimmer der Marine (KSM) eingesetzt sind. Die Mission ist derzeit im Umbruch: Sie wird nach Tillia und damit näher an das Grenzgebiet zu Mali verlegt; außerdem soll das Kontignent ergänzt werden und zu einem Einsatzverband Spezialkräfte aufwachsen, unter anderem mit Hubschraubern, Fallschirmjägern und Anteilen weiterer Bereiche wie Sanität, Streitkräftebasis und Cyber- und Informationsraum.
*Ehe erneut hier eine Debatte über die Begrifflichkeiten Infektion, positives Testergebnis, Covid19-Fall etc. ausbricht – ich lege die Definition des Robert Koch-Instituts zugrunde:
In Einklang mit den internationalen Standards der WHO und des ECDC wertet das RKI alle labordiagnostischen Nachweise von SARS-CoV-2 unabhängig vom Vorhandensein oder der Ausprägung der klinischen Symptomatik als COVID-19-Fälle. Unter COVID-19-Fällen werden somit sowohl akute SARS-CoV-2-Infektionen als auch COVID-19-Erkrankungen zusammengefasst.
Die Umbrüche sind offenbar vielfältig.
Der Aufwuchs in Mali und Niger wird also nun durch die Pandemie erheblich verzögert. Mir erscheint der Plan dahinter weiterhin nicht wirklich durchdacht. Der Aufwuchs zu einem kompletten Gefechtsverband in Niger wurde ja auch weitgehend ignoriert – ist ja kein Kampfeinsatz…
Zumal es in der Politik erneut Ideen zu einer weiteren Ausweitung des Einsatzes gibt.
Besonders prägnant Herr Wadephul, der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der CDU/CSU, der eine „effektive Bekämpfung terroristischer Strukturen“ als Einsatzziel definiert und feststellt, dass mit „homöopathischen Mitteln“ da nur wenig zu machen sei.
Quelle:
welt.de, „So gefährlich ist es für die Bundeswehr in der Wüste Westafrikas“
Das passt nicht so ganz zur deutschen Sahelpolitik seit 2013. Besonderes Beispiel dafür ist die Nichtteilnahme an Operation Takuba.
Zweck, Ziel und Mittel passen schon seit Beginn nicht zusammen. Mit der Pandemie wird alldas noch weniger machbar, insbesondere bei Gazelle.
Im Sommer 2021 steht eine Mandatsverlängerung an.
Da hilft in der Argumentation der unzureichenden Erreichung von Zielen (Ausbildung in Sevaré) sicherlich nochmal die Pandemie, aber es ändert nichts an den Grundproblemen eines völlig dysfunktionalen Einsatzes.
[Hm, das geht jetzt sehr in Richtung OT bzw. eines gesonderten Threads zum Thema Sahel… Den es auch sicherlich demnächst hier geben muss. Aber den Pandemie-Thread bitte nicht dafür zweckentfremden. T.W.]
Schon wieder zwei FRA KIA, darunter eine Soldatin. Das Jahr fängt so beschixxen an wie das alte aufgehört hat.
https://www.ouest-france.fr/monde/mali/mali-deux-soldats-francais-trouvent-la-mort-en-operation-7106274
[Das Thema Mali/Niger/Sahel greife ich in den nächsten Tagen auf jeden Fall auf; bitte in diesem Thread nicht weiter. T.W.]