Bundeswehr unterstützt bei Covid-Impfung – Keine Impfstoff-Logistik bei Extremtemperaturen
Die Bundeswehr wird die Länder bei den geplanten Impfungen gegen Covid-19 unterstützen. Die Lagerung und den Transport von Impfstoffen wollen die Streitkräfte aber erst dann beginnen, wenn weitere Impfstoffe für die übliche Kühlkette ohne extreme Tiefkühlung bereitstehen. Wie bereits angekündigt bietet die Bundeswehr den zivilen Behörden zudem den Betrieb von 26 stationären Impfzentren und 13 mobilen Impfteams mit eigenem Fachpersonal an.
Der Inspekteur der Streitkräftebasis, Generalleutnant Martin Schelleis, verwies bei einer telefonischen Pressekonferenz am (heutigen) Dienstag darauf, dass der voraussichtlich erste zugelassene Impfstoff der Firmen BioNTech und Pfizer bei minus 70 Grad Celsius gekühlt werden müsse. Deshalb solle dieser Impfstoff von den Produzenten direkt zu Verteilzentren der Länder oder sogar direkt zu Impfzentren gebracht werden; die Streitkräfte seien daran nicht beteiligt.
Dagegen halte die Bundeswehr für absehbare weitere Impfstoffe, die wie üblich bei Temperaturen von drei bis acht Grad Celsius gelagert und transportiert werden könnten, ein Zentrallager bereit und helfe beim Transport unter Abstützung auf gewerbliche Unternehmen, sagte Schelleis. Eine entsprechende Anfrage des Bundesgesundheitsministeriums liege bereits vor.
Nach Angaben des Inspekteurs, der als so genannter Nationaler Territorialer Befehlshaber die Coronavirus-Amtshilfe der Bundeswehr koordiniert, haben bislang 13 Bundesländer die Streitkräfte um Unterstützung bei den Impfungen gebeten. Bereits jetzt seien für die Vorbereitung der Impfkampagne in den regionalen Impfzentren rund 120 Soldatinnen und Soldaten im Einsatz. Die Bundeswehr habe angeboten, 26 Impfzentren mit Fachpersonal wie Ärzten und Sanitätssoldaten bereitszustellen, darüber hinaus auch für Organisation und Abwicklung weitere Soldaten als helfende Hände. Die mobilen Impfteams seien für den Einsatz zum Beispiel in Alten- und Pflegeheimen vorgesehen.
Die Bundeswehr werde aber nicht für die Bewachung von Lagerung, Transport und Impfzentren zuständig sein, betonte der General. Diese Aufgabe werde von Bundes- und Landespolizei übernommen.
Aktuell sind nach Schelleis‘ Angaben rund 7.100 Soldatinnen und Soldaten in der Amtshilfe in der Pandemie eingesetzt, darunter etwa 600 Sanitätssoldaten. Hinzu kommen rund 2.000 Soldaten als so genanntes Schichtwechselpersonal bei bestimmten Hilfseinsätzen und in den Führungsstäben. Damit seien von dem Corona-Unterstützungskontingent mit insgesamt 20.000 Soldaten mehr als 9.000 gebunden.
Den weitaus überwiegenden Teil der Bundeswehr-Amtshilfe macht weiterhin die Unterstützung der Gesundheitsämter aus, dort sind derzeit rund 6.000 Soldaten in 303 Ämtern eingesetzt. Auch 112 zivile Mitarbeiter der Streitkräfte unterstützen dort als Containment Scouts. Weitere 520 Soldatinnen und Soldaten sind in Krankenhäusern, zusätzlich etwa 400 in Alten- und Pflegeheimen aktiv.
Die Pandemiesituation deute darauf hin, dass es weiterhin eine hohe Nachfrage nach Unterstützung der Bundeswehr geben werde, sagte Schelleis. Die Streitkräfte seien zur Überbrückung der problematischen Lage bereit, so lange es erforderlich sei. Falls nötig, könne das Kontingent von 20.000 Soldaten auch weiter aufgestockt werden.
Die Zahl der Virusinfektionen unter den Soldatinnen und Soldaten bleibt unterdessen über die vergangenen Tage auf ungefähr gleichem Niveau – auch wenn das nicht repräsentativ ist für das Infektionsgeschehen in der Bevölkerung, so zeigt sich dennoch, dass es keine Entwarnung gibt. Die Zahlen des Sanitätsdienstes:
8. Dezember
Soldatinnen und Soldaten: 503 tagesaktuell bestätigte Fälle,
kumuliert: 2200, davon kumuliert genesene Fälle: 1697
9. Dezember
Soldatinnen und Soldaten: 472 tagesaktuell bestätigte Fälle,
kumuliert: 2230, davon kumuliert genesene Fälle: 1758
10. Dezember
Soldatinnen und Soldaten: 460 tagesaktuell bestätigte Fälle,
kumuliert: 2263, davon kumuliert genesene Fälle: 1803
11. Dezember
Soldatinnen und Soldaten: 494 tagesaktuell bestätigte Fälle,
kumuliert: 2323, davon kumuliert genesene Fälle: 1829
14. Dezember
Soldatinnen und Soldaten: 540 tagesaktuell bestätigte Fälle,
kumuliert: 2382, davon kumuliert genesene Fälle: 1842
(Archivbild 2019, also ohne Corona-Bezug: Soldaten der Apotheke räumen neu angeliefertes Sanitätsmaterial in die Regale im Bundeswehrzentralkrankenhaus in Koblenz – Patrick Grüterich)
In diesem Zusammenhang habe ich folgende Meldung gesehen:
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/119356/Regierung-prueft-offenbar-Coronaimpfpflicht-fuer-Bundeswehr
Weiß der Hausherr dazu mehr?
[Ja. Ist ein Vorschlag, schon vor ein paar Wochen, aus dem Sanitätsdienst. Aber die Entscheidung, u.a. unter rechtlichen Gesichtspunkten, ist noch in der Prüfung. Ich steige da drauf ein, wenn’s entschieden ist… T.W.]
Ich sehe auf viele Wochen keinen Bedarf für das Zentrallager, wenn nur „normal“ gekühlte Impfstoffe dafür in Frage kommen.
Was für ein Aufwand, und für was eigentlich?
„14. Dezember Soldatinnen und Soldaten: 540 tagesaktuell bestätigte Fälle,“
Wo zum Teufel ist eigentlich das Problem? Keiner von diesen 540 Soldaten (aus ungefähr 180 000 = etwa 0,3 %) wird sterben oder lebenslänglich dramatische Folgen davon tragen, wird vielleicht nicht einmal irgendwelche Symptome haben. Kann es sein, dass hier ein Riesenrad gedreht wird, für nichts und wieder nichts?
[Hatten wir das nicht schon mal, dass ich darauf hingewiesen habe, dass dieses „Corona ist übertrieben“ eine Debatte ist, die bitte anderswo geführt wird? Muss ich Corona-Leugnern hier eine Plattform geben? Sie haben sich nach meiner Erinnerung schon mal gegen diese Bezeichnung verwahrt, aber Sie verhalten sich genau so. Hier nicht. T.W.]
@Pete
Ihr Beitrag treibt mir die Zornesröte ins Gesicht.
Ein Angehöriger meiner Einheit liegt auf der Intensiv und ein anderer ist kommt keine Treppe mehr hoch. Beide bisher immer sehr sportlich, unter 30 und keiner bekannten Risikogruppe angehörig.
Im Namen dieser Kameraden danke ich Ihnen für nichts.
Beschönigendes / Verleugnendes Gerede ist die Hauptursache für viele Probleme in der Bundeswehr. Dementsprechend sehe ich Ihren Beitrag als symptomatisch an.
Den Rattenschwanz infolge bestätigter Infektionen, gerade beim Thema Kontaktnachverfolgung/ Isolierte Unterbringung/ Amtshilfe/ etc., erspare ich mir hier.
@T.W.
Zitat: „Muss ich Corona-Leugnern hier eine Plattform geben?“
Bitte nicht.
[Danke. Und damit haben wir das hier bitte abgeschlossen. T.W.]
Man muss es wohl als das sehen, was es ist. Ein Angebot der Bundeswehr für einen Lagerplatz mit gewissen definierten Rahmenbedingungen, nicht mehr und nicht weniger.
Jetzt bin ich aber erstaunt.
Es wurde noch vor ein paar Wochen von 60 Lager-Standorten (wahrscheinlich allgemein = zivile + staatliche) ausgegangen.
(nicht Impfstandorten – davon wird es circa 400 geben – das wird oft verwechselt)
Da sollte auch (!) die Bundeswehr mithelfen – neben anderen Behörden und Zivilunternehmen.
Jetzt lagert man einen Impfstoff (den komplizierten) überhaupt nicht und für die anderen weniger komplizierten Impfstoffe hält man 1 Zentrallager der Bundeswehr bereit.
Aber auch hier 0 (null) Transportleistung.
Ich will jetzt nicht alle Arbeiten auf die Bundeswehr abschieben und wenn andere Firmen und Behörden Hilfe leisten können, dann sollen die auch an die erste Stelle kommen und die Bundeswehr nur an die letzte Stelle.
Aber was für eine Kommunikation ist das denn?
Prüft man nicht vorher ein wenig die Sachlage bevor man an die Presse geht?
Man hätte dann schon im November sagen können, dass es zumindest schwierig wird mit der Lagerung und dem Transport des komplizierten Impfstoffes und wahrscheinlich bundeswehrseitig dieser Impfstoff gar nicht in Betracht kommt und auch für die anderen Impfstoffe die Lagerkapazitäten (also personell und technisch) nicht so vorhanden sind.
Wenn jetzt sogar der Transport der weniger komplizierten Impfstoffe zivil durchgeführt wird und das von einem Zentrallager (!), kann man auch gleich die Impfdosen direkt vom Hersteller (mit den nicht so komplizierten Impfstoffen) an die Impfzentren transportieren lassen.
Das wäre so, als würde die Deutsche Bahn im November sagen, dass sie im Sommer Fahrgäste von A nach B bringen könnte und das 24 Stunden und 7 Tage die Woche.
Keine 5 Wochen später kommt man zu dem Schluss, dass die Bahn aber nur die Ticketreservierung vornimmt und der Rest (24/7 Transport) von anderen Privatbahnen vorgenommen wird.
@Bahner:
Aus meiner persönlichen Sicht gibt es eine gewisse Divergenz zwischen den Pressemeldungen und der Realität.
Laut einem Lagevortrag von letzter Woche haben die Bundesländer eine direkte Belieferung mit Pfizer / Biontech vereinbart (Warum dies so ist entzieht sich meiner Kenntnis). Die Bw ist somit nicht in dieser Lieferkette integriert und hätte derzeit nur überschaubare Möglichkeiten eine Tiefstkühl-Lagerung bereitzustellen.
Diverse Details zur Handhabung und Verwendung des Impfstoffes in der EU waren (Stand letzter Woche) noch widersprüchlich zu den publizierten Notfallzulassungsdokumenten aus UK. Zum Beispiel ob ein auf Kühlschrankniveau gekühltes Vakzin noch transportiert werden darf oder auch nicht (siehe https://www.gov.uk/government/publications/regulatory-approval-of-pfizer-biontech-vaccine-for-covid-19/conditions-of-authorisation-for-pfizerbiontech-covid-19-vaccine), ob Aufkleber für die Impfdokumentation mitgeliefert werden oder ob diese in den Impfzentren gedruckt werden müssen, ect.
Bis diese Details geklärt sind wird es wohl noch ein wenig dauern, andere Details werden sicherlich nach der EMA Zulassung auch noch zu klären sein.
Weiterhin bedeutet dies ja auch nicht, dass die Bw keine Unterstützung leistet. Lt. meiner Information sind einige Amtshilfeersuchen zur Unterstützung der Impfzentren eingegangen.
@Bahner sagt: 16.12.2020 um 12:28 Uhr
Jetzt bin ich aber verblüfft, das Se den Sachverhalt nicht erfasst haben. Sie bekritteln den Falschen, nämlich die Bundeswehr. das Heft des Handelns liegt doch schon in der gesamten Zeit der Corona-Pandemie vornehmlich bei den Ländern und dem Bundesgesundheitsministerium, in der Reihenfolge. Und die haben ihre Vorstellungen geäußert und was sie sich so vorstellen können. Daraufhin hat die Bundeswehr ihre Möglichkeiten aufgezeigt.
Schlußendlich ist das herausgekommen, was nunmehr durch die Presse geht. Wenn Sie also Ihre Kritik an der richtigen Stelle loswerden wollen, schreiben Sie Herrn Spahn und seinen Landeskollegen. Denn die haben entschieden, wie es läuft.
Wo kommt denn das ganze SAN-Personal her?
Führt es wieder dazu, dass die schon jetzt nicht besetzten Dienstposten durch die Abstellungen noch weiter reduziert werden und Terminvergaben in den SAN-Einrichtungen immer länger dauern?
Warum will hier jeder Zweite die Bundeswehr in der Supply-Chain haben?!
Trans-o-flex, die augenscheinlich den Auftrag zur Verteilung bekommen haben, haben im Bereich der Pharma-Logistik einen excellenten Ruf und sich darauf spezialisiert.
Die kennen die Abläufe bei den Herstellern, weil sie da täglich andere pharmazeutische Produkte abholen und liefer. Die kennen die Kühlkettenproblematik bei temperaturgeführten Produkten (Thema „Nacheisen“) etc. und die sind daher der geeignetste Generalunternehmer für so ein Projekt. (meine Meinung)
Dass es auf Grund der punktuellen Mengenbelastung zu eventuellen Peaks kommen kann und wird und daher die Kühlkapazitäten eng werden könnten, ist es nur sinnvoll, dies bei der Bundeswehr einzulagern, weil die Kapazitäten vorhanden und nicht grundsätzlich marktverfügbare Kapazitäten sind.
Ferner erledigt sich so das Thema Bewachung (der Impfstoff dürfte einen nicht zu unterschätzenden Schwarzmarktwert haben – wenigstens in der Anfangszeit), Zugang ….
Gerade in der Kühllogistik ist pure Manpower nichts und Expertise ALLES.
Und die Impfpflicht-Debatte ist wieder eine andere Frage.
Die Abwägung zwischen Gesundheitsschutz und den zugestandenen Rechten des GG, tatsächliche Gefährdung der Personen (Alter, gesundheitl. Zustand, etc.), gerade ebei einem neuen, sogar neuartigen Impfstoff, wird mit sicherheit das BVerfG. in den nächsten Wochen beschäftigen.
hier darüber zu philosophieren ist m.E. nicht sinnvoll.
@INFO sagt:18.12.2020 um 6:59 Uhr
„Wo kommt denn das ganze SAN-Personal her?“
Gut, das Sie nach 10 Monaten Pandemie auch schon aufgewacht sind. ZSan hat bereits am Anfang der Pandemie einen breitangelegten Aufruf gestartet und entsprechend qualifizierte Reservisten geworben.
Diese bestücken jetzt die Impfzentren etc.. Ihr Nachschub an Kopfschmerztabletten istalso gesichert und der San-Bereich hat auch offen. Sorry, da bleibt einem nur Sarkasmus.
Vergleiche hier: https://augengeradeaus.net/2020/03/coronavirus-bundeswehr-sucht-reservisten-fuer-ihre-krankenhaeuser-aber-zur-planmaessigen-abloesung/
Die BW lässt ihre Munition auch zu >90% von zivilen Speditionen quer durch die Republik fahren. Die sind auch effizienter. Simpler Vergleich eines standardisierten LKW mit dem der BW reicht da schon. Dazu kommt keine 2 Mann Besatzung usw. .
Lasst das lieber bei den zivilen Speditionen, die können das besser und schneller.