SeaTiger statt SeaLynx: Bundestag billigt neue Marinehubschrauber

Die Deutsche Marine soll neue Hubschrauber vor allem für die U-Boot-Jagd bekommen, die ihre betagten SeaLynx-Helikopter ablösen. Der Haushaltsausschuss des Bundestages billigte die Beschaffung von 31 so genannten Mehrrollenfähigen Fregattenhubschraubern (MRFH), die auf dem europäischen Modell NH90 basieren. Unter dem Namen SeaTiger sollen die ersten Maschinen ab 2025 an die Marine ausgeliefert werden.

Nach Angaben aus Ausschusskreisen stimmten die Abgeordneten am (heutigen) Donnerstag der Vorlage zu, die neuen Hubschrauber für zunächst rund 2,3 Milliarden Euro zu beschaffen – für die vollständige Ausrüstung werden später noch zusätzliche Verträge und rund 400 Millionen Euro nötig sein. Die Zahl von 31 SeaTiger ist höher als der derzeitige Bestand von 22 SeaLynx. Das Verteidigungsministerium begründete das mit der Planung, für 15 Fregatten je zwei Bordhubschrauber vorzusehen; eine weitere Maschine soll der Wehrtechnischen Dienststelle 61 für Erprobungen zur Verfügung stehen.

Der neue Helikopter auf Basis des NH90 war im vergangenen Jahr als Nachfolger der bisherigen Maschinen ausgewählt worden – unter Zeitdruck: Die betagten SeaLynx gehören zu den Waffensystemen der Bundeswehr mit dem niedrigsten Klarstand. Die bisherigen Hubschrauber sind aufgrund des Alters inzwischen von zahlreichen Obsoleszenzen betroffen, warnte das Verteidigungsministerium in seiner Beschaffungsvorlage. Eine Aufrechterhaltung des Flugbetriebes ist bereits jetzt häufig nur noch durch Ausbau von Teilen aus nicht benutzten Hubschraubern und deren Einbau in andere Hubschrauber möglich. Zudem sei Deutschland inzwischen der letzte Nutzer dieses Modells, was die Beschaffung von Ersatzteilen weiter verteuere.

Die Bedeutung dieser Art von Hubschraubern hob das Ministerium ebenfalls hervor:

Die Hubschrauber „Sea Lynx““ sowie später der „MRFH““ sind bzw. werden die einzigen Hubschrauber der Bundeswehr sein, die als Bestandteil der Fregatten einen Schutz im Nah- und Nächstbereich ermöglichen und von der Fregatte aus die Fähigkeit der U-Boot-Jagd und Seekriegsführung abdecken können. Ohne eines dieser beiden Muster sind die Fregatten und ihre Besatzungen hinsichtlich der Bedrohung durch U-Boote schutzlos.

Die 31 neuen Helikopter, ähnlich dem bereits bei der französischen Marine eingesetzten Caïman (Foto oben), sollen bei Airbus Helicopters in Donauwörth endmontiert werden. Die Deutsche Marine setzt damit künftig vollständig auf die NH90-Hubschrauberfamilie. Derzeit wird als Ersatz für die ebenfalls Jahrzehnte alten SeaKing-Hubschrauber der SeaLion in die Truppe eingeführt, der ebenfalls auf dem NH90 basiert. Allerdings, so ist aus der Marine zu hören, passiert das nicht ohne Probleme – vor allem bei der Versorgung mit Ersatzteilen für neu ausgelieferte Maschinen. So sei am (heutigen) Donnerstag die Überführung eines neu übernommenen Hubschraubers an technischen Defekten gescheitert.

Der Bundesrechungshof hatte vor einer Woche Bedenken gegen den Umfang der vom Ministerium vorgelegten Beschaffung geäußert. So würden bei der Zahl von 30 Bordhubschraubern auch geplante Schiffe mit eingerechnet, deren Beschaffung aber noch nicht entschieden sei: Ohne den Kauf weiterer Schiffe lässt sich für das Jahr 2032 lediglich ein Bedarf von 22 Hubschraubern für 11 Schiffe ableiten. Die jetzt zur Bestellung anstehende Version des MRFH erfülle zudem nicht alle geforderten Fähigkeiten: Damit ist ungewiss, wann und zu welchen Kosten, die Marine über vollständig einsatzbereite Bordhubschrauber verfügt.

(Archivbild März 2018: A French Navy NH-90 „Caiman“ aboard FS Languedoc prepares to take off for a Anti-Submarine Warfare exercise during Dynamic Manta 2018 – NATO Photo by CPO FRAN Christian Valverde)