SeaTiger statt SeaLynx: Bundestag billigt neue Marinehubschrauber
Die Deutsche Marine soll neue Hubschrauber vor allem für die U-Boot-Jagd bekommen, die ihre betagten SeaLynx-Helikopter ablösen. Der Haushaltsausschuss des Bundestages billigte die Beschaffung von 31 so genannten Mehrrollenfähigen Fregattenhubschraubern (MRFH), die auf dem europäischen Modell NH90 basieren. Unter dem Namen SeaTiger sollen die ersten Maschinen ab 2025 an die Marine ausgeliefert werden.
Nach Angaben aus Ausschusskreisen stimmten die Abgeordneten am (heutigen) Donnerstag der Vorlage zu, die neuen Hubschrauber für zunächst rund 2,3 Milliarden Euro zu beschaffen – für die vollständige Ausrüstung werden später noch zusätzliche Verträge und rund 400 Millionen Euro nötig sein. Die Zahl von 31 SeaTiger ist höher als der derzeitige Bestand von 22 SeaLynx. Das Verteidigungsministerium begründete das mit der Planung, für 15 Fregatten je zwei Bordhubschrauber vorzusehen; eine weitere Maschine soll der Wehrtechnischen Dienststelle 61 für Erprobungen zur Verfügung stehen.
Der neue Helikopter auf Basis des NH90 war im vergangenen Jahr als Nachfolger der bisherigen Maschinen ausgewählt worden – unter Zeitdruck: Die betagten SeaLynx gehören zu den Waffensystemen der Bundeswehr mit dem niedrigsten Klarstand. Die bisherigen Hubschrauber sind aufgrund des Alters inzwischen von zahlreichen Obsoleszenzen betroffen, warnte das Verteidigungsministerium in seiner Beschaffungsvorlage. Eine Aufrechterhaltung des Flugbetriebes ist bereits jetzt häufig nur noch durch Ausbau von Teilen aus nicht benutzten Hubschraubern und deren Einbau in andere Hubschrauber möglich. Zudem sei Deutschland inzwischen der letzte Nutzer dieses Modells, was die Beschaffung von Ersatzteilen weiter verteuere.
Die Bedeutung dieser Art von Hubschraubern hob das Ministerium ebenfalls hervor:
Die Hubschrauber „Sea Lynx““ sowie später der „MRFH““ sind bzw. werden die einzigen Hubschrauber der Bundeswehr sein, die als Bestandteil der Fregatten einen Schutz im Nah- und Nächstbereich ermöglichen und von der Fregatte aus die Fähigkeit der U-Boot-Jagd und Seekriegsführung abdecken können. Ohne eines dieser beiden Muster sind die Fregatten und ihre Besatzungen hinsichtlich der Bedrohung durch U-Boote schutzlos.
Die 31 neuen Helikopter, ähnlich dem bereits bei der französischen Marine eingesetzten Caïman (Foto oben), sollen bei Airbus Helicopters in Donauwörth endmontiert werden. Die Deutsche Marine setzt damit künftig vollständig auf die NH90-Hubschrauberfamilie. Derzeit wird als Ersatz für die ebenfalls Jahrzehnte alten SeaKing-Hubschrauber der SeaLion in die Truppe eingeführt, der ebenfalls auf dem NH90 basiert. Allerdings, so ist aus der Marine zu hören, passiert das nicht ohne Probleme – vor allem bei der Versorgung mit Ersatzteilen für neu ausgelieferte Maschinen. So sei am (heutigen) Donnerstag die Überführung eines neu übernommenen Hubschraubers an technischen Defekten gescheitert.
Der Bundesrechungshof hatte vor einer Woche Bedenken gegen den Umfang der vom Ministerium vorgelegten Beschaffung geäußert. So würden bei der Zahl von 30 Bordhubschraubern auch geplante Schiffe mit eingerechnet, deren Beschaffung aber noch nicht entschieden sei: Ohne den Kauf weiterer Schiffe lässt sich für das Jahr 2032 lediglich ein Bedarf von 22 Hubschraubern für 11 Schiffe ableiten. Die jetzt zur Bestellung anstehende Version des MRFH erfülle zudem nicht alle geforderten Fähigkeiten: Damit ist ungewiss, wann und zu welchen Kosten, die Marine über vollständig einsatzbereite Bordhubschrauber verfügt.
(Archivbild März 2018: A French Navy NH-90 „Caiman“ aboard FS Languedoc prepares to take off for a Anti-Submarine Warfare exercise during Dynamic Manta 2018 – NATO Photo by CPO FRAN Christian Valverde)
@Muck
„Deswegen agiert sie im Verbund mit Seefernaufklärern, Zerstörern und Unterseebooten.“
Pssssst. Zerstörer? Viel zu martialisch. So was heisst heute Mehrzweckkampfschiff. Oder auch „Fregatte“. Verkauft sich viel besser …
Seefernaufklärer die fliegen können, die werden zZ auch Mangelware sein …
Und Uboote … da haben wir genau 6 davon. Theoretisch. Denn 2 sind stets in R/R und 2 auf Ausbildungsfahrten. Bleiben genau zwei Boote für die weltweit agierende Deutsche Marine …
8 VlS Zellen rweniger sind gleichbedeutend mit einem Bordhubschrauber mehr
(LCF/ F124) . 8 VLS ca. 15 t plus je Rohr 4 ESSM = 1 Tonne ~ 20T.
4 F125 ( mit der möglichen Nachrüstung TAS ) für Aufgaben mit niederer Intensität , vier F 126 für mittlere Intensität bedeuten 16 NH zur ASW. Alles grosse hochseefähige Fregatten. Da sollten wir nach 4 MKS 180 zur F127 kommen. Sie könnte auch, wenn die Helicopter nicht starten können, mit ihre zwei USV („Drohnen“) U-Boote aufspüren und bekämpfen.
Die Billigung eines Nachfolgers für den betagten SeaLynx sind doch wirklich gute Nachrichten für die Marine. Eine Vereinheitlichung der Hubschrauberflotte bei der Marine auf Basis NH90 bietet mehrere Vorteile gegenüber dem Status quo (z.B. Ausbildung, Logistik, Weiterentwicklung, Kooperation mit NATO-Partnern). Der NH90 bietet zudem noch einiges Potential (z.B. beabsichtigt Frankreich zur Zeit Anpassungen für den Einsatz von Spezialkräften). Die höhere Stückzahl von 30+1 ist zudem eine ordentliche Verbesserung gegenüber dem Status quo.
Und ich gehe fest davon aus, dass die Stückzahl von 31 SeaTigern plausibel und absolut belastbar begründet ist. Ansonsten hätte weder BMVg noch Bundestag diese Stückzahl gebilligt. Haushaltsmittel sind bekanntlich sehr begrenzt verfügbar und deshalb werden Beschaffungsvorhaben priorisiert. Unbegründete Mehrausgaben bei einem Beschaffungsvorhaben bedeuten das Verschieben oder Verdrängen anderer ebenfalls wichtiger und dringender Beschaffungsvorhaben, und das will wirklich niemand. Und damit will ich auf keinen Fall eine erneute Erörterung der variierenden Anzahl an Fregatten in der Marine zwischen 2020 und 2030+ anstoßen.
Und zur Bewaffnung des SeaTiger kann man zur Zeit wohl nur spekulieren:
Aus aktueller Sicht wird es wohl nach der abzulösenden P3C Orion nur noch einen U-Jagd-Torpedo-Typ in der Marine geben, den MU-90. Der ist wohl bereits im SeaLynx und NH90 integriert (?), und den wird dann wohl auch der SeaTiger tragen.
In einem sehr aktuellen Artikel (ESUT online) zur Fregatte F126 (MKS180) wird bereits die Naval Strike Missile (NSM) als künftiger Seezielflugkörper gehandelt, und dies würde auch der beschlossenen DEU-NOR-Kooperation entsprechen. Mit dem Ziel einer Reduzierung der Typ-Vielfalt dürfte NSM dann wohl logisch auch der neue Standard-Seezielflugkörper auf allen deutschen Fregatten werden. Da gewiss neben Torpedos auch entsprechende Seezielflugkörper als Bewaffnung für den SeaTiger vorgesehen ist, erscheint NSM mit der selben Begründung als die logische Lösung. Alle anderen Seezielflugkörper die ein SeaTiger tragen könnte (z.B. SeaVenom oder Marte), erscheinen wesentlich leistungsschwächer als NSM und somit weniger logisch. Warum sollte man weniger leistungsfähigen, zusätzlich zu versorgenden Flugkörper einführen?
Bei den Bordhubschraubern der Royal Navy ist zudem eine abgestufte Flugkörperbewaffnung geplant, und das ist angesichts der doch sehr unterschiedlichen Einsatz- und Bedrohungsszenarien (z.B. Ziele in und außerhalb der eigenen Sichtweite, Fregatten, Korvetten, Schnellboote, Schwärme kleinerer, agilerer Schnellboote, Bedrohungen von Land) auch sinnvoll.
Aber spekulieren kann man sehr viel und Entscheidungen müssen nicht immer logisch sein. Also mal abwarten.
@ muck
Seefernaufklärer… Wenn da zwei einsatzbereit sind, ist das viel…
Zerstörer haben wir nicht mehr.
Von den U-Booten sind auch immer nur 2 einsatzbereit…
Es wurde damals gesagt, 16 Bundesländer = 16 Fregatten.
Doch der EGV BERLIN hat den Namen jdes Bundeslandes ja bekanntlich schon geklaut.
Wäre vielleicht noch Mallorca als 17.. Bundesland in Betracht zu ziehen ;)
[Ja, es ist Sonntag, ja, alle haben viel Zeit – aber dennoch sollten wir hier nicht zu abstrus werden… T.W.]
@Positroll
Sie schrieben: „Pssssst. Zerstörer? Viel zu martialisch. So was heisst heute Mehrzweckkampfschiff. Oder auch ‚Fregatte‘. Verkauft sich viel besser …“
— Ist die Fregatte nicht hauptsächlich aus Kostengründen zum größten Überwasserkampfschiff kleinerer Marinen geworden? Ihre zunehmende Überfrachtung ist dabei doch bloß eine Reaktion auf die Erkenntnis, dass Fregatten im hochintensiven Gefecht alleine nicht bestehen können.
Ironischerweise führt dieses halbherzige Umsteuern zu just den Mehrkosten, die man vermeiden wollte. Wie der Pott am Ende heißt, ist aber doch egal. Wenn es im Bundestag die nötigen Stimmen für eine angemessene Ausstattung einbringt, steche ich zur Not auch mit einem „Einbaum“ in See.
Sie schrieben (& gleichlautend @Der Realist): „Seefernaufklärer die fliegen können, die werden zZ auch Mangelware sein […] Und Uboote … da haben wir genau 6 davon. Theoretisch. “
— Klar, aber wo liegt die Alternative? Soll das mangelhafte Ausrüstungsfundament sich auf die übrige Ausstattung auswirken? In meinen Augen ist es selbst dann besser, die Ausrüstung militärischen Notwendigkeiten anzupassen, wenn dieses Ziel nur unvollständig erreicht werden kann, als umgekehrt.
Wie ich das nämlich sehe, spielt sich in Deutschland seit mindestens dreißig Jahren stets das gleiche Drama ab. Politiker und Generäle merken: Wir brauchen einen Kühlschrank und einen Herd, aber für beides reicht die Kohle nicht. Also beschließen sie: Lassen wir uns einen Kühlschrank bauen, den man auch als Herd benutzen kann!
Und im letzten Akt stellt sich immer wieder (potzblitz!) heraus: Es ist gar nicht so einfach, einen Kühlschrank zu bauen, der auch mal einen Römertopf auf 220°C bringt. Und billig ist es schon gar nicht.
Deswegen sage ich, lasst uns lieber Waffensysteme einkaufen, die ihre Kernaufgaben perfekt beherrschen und dabei einander so ergänzen, dass im Zusammenspiel keine Fähigkeitslücken offen bleiben, als solche Systeme, die alles ein bisschen können, aber nichts wirklich gut.
Denn der Witz ist doch, dass gerade solcher Kompromisse wegen am Ende kein Geld mehr da ist.
@Muck: Ihr Beitrag reizt mich zu einem Austausch über die Fregattenkonfigurationen. Diesem Reiz folge ich aber nicht, da es hier um den Sea Tiger geht. Zum Thema gehört aber sicherlich,, die Rolle des BHS in den unterschiedlichen Fregattenkonfigurationen im Hinblick auf die Ausstattung zu diskutieren. Schließlich soll der Sea Tiger ja auf allen Fregatten eingesetzt werden. Als verlängerter Arm der Fregatte kann er ja den Schwerpunkt unterstützen.
Klar ist seine Ausstattung mit Radar, Tauch-Sonar, Sonarbojen und MU90 für die ASW-Rolle.
Die Ausstattung mit Radar und NSM sehe ich ebenso wie Hans II als sehr naheliegend für die ASuW an.
Bleibt noch die AAW-Rolle. Ich habe mich schon bei den NH90 des Heers gefragt, warum dort nicht auch über eine IRIS-T-Ausrüstung mindestens diskutiert wird. Schließlich ist ein Rendesvous mit gegnerischen Hubschraubern nicht so unwahrscheinlich. Gegebenfalls sogar ein Aufeinandertreffen mit Kampfflugzeugen der Luftnahunterstützung. Da wäre eine IRIS-T-Bewaffnung schon echt ein Plus-Punkt. Und über eine gewisse Verteidigungsfähigkeit gegen Lenkflugkörper verfügt die IRIS-T ja wohl auch. Auch über dem offenen Meer ist es durchaus vorstellbar, dass gegnerische Hubschrauber, Flugzeuge oder Lenkflugkörper auftauchen wenn der BHS sich außerhalb des AAW-Schutzes der Fregatte befindet.
Nebenbemerkung: Anstelle einer Schwerpunktsunterstützung einer Fregatte kann der BHS natürlich auch bewusst zur Kompensation von Schwächen der Fregatte eingesetzt werden. Zur ASW bei AAW-Fregatten ist die jedem klar. Aber hat jemand schon mal über AAW gegen Hubschrauber im Bereich jenseits der ESSM-Reichweite nachgedacht? Oder auf den F125 jenseits der RAM-Reichweite. Und natürlich geht bei 2 BHS auf einer Fregatte auch ein Mix. Einer in ASuW geht als „Bomber“ raus, einer in AAW-Konfiguration begleitet als „Jagdschutz“, Und so weiter.
Summa summarum: Ich fände es sehr gut, wenn der Sea Tiger für alle drei Profile grundsätzlich befähigt wurde, eine entsprechende Ausstattung in ausreichender Menge beschafft würde und somit die Fregatten je nach Auftrag und eigener Ausstattung sehr flexibel durch das optimale Hubschrauber-Setting ergänzt werden können.
@Nachhaltig
„Gegebenfalls sogar ein Aufeinandertreffen mit Kampfflugzeugen der Luftnahunterstützung. Da wäre eine IRIS-T-Bewaffnung schon echt ein Plus-Punkt. …. Aber hat jemand schon mal über AAW gegen Hubschrauber im Bereich jenseits der ESSM-Reichweite nachgedacht?“
Wenn man schon dabei ist: Spike ER II / NLOS gegen Speedboote?
Relativ leicht und billig, und wenn ich mich richtig erinnere, gerade für die H145M (oder wie immer die jetzt heissen mögen) des KSKs in Arbeit … Die sollten doch eigentlich an alle NH90 passen, die die BW so nutzt? Dazu 48 H145M als LUH/PAH. Dann könnte man ne vernünftige Menge Raketen billiger bestellen.
PS Laut wiki gibt es die Spike NLOS auch als anti-air variante.
https://de.wikipedia.org/wiki/Spike_(Panzerabwehrlenkwaffe)#Modellvarianten
Evtl eine Alternative, v.a. wenn ein Flugkörper gegen Boote und Helis eingesetzt werden könnte?
Wie sehen die preislichen Unterschiede da aus?
@Positroll & Nachhaltig
Wir reden hier noch immer über einen (von der Grundauslegung) Transporthubschrauber mit maritimen Zusatzfähigkeiten.
Jedes zusätzliche kg an Gewicht geht zu Lasten der Reichweite und Stehzeit. Und da ist über See jede Minute Gold wert.
Welchen maritimen Hubschrauber weltweit kennen Sie, welcher zum Eigenschutz mit AA-Waffen ausgerüstet ist? Mir fällt spontan keiner ein, weil dies vermutlich seit Jahrzehnten als entbehrlich angesehen wird. Zudem wird die Abwehr von fliegenden Bedrohungen in einem maritimen Verband großräumig durch dafür spezialisierte Schiffe (bei uns z.B. die F-124) für alle wahrgenommen.
Man rüstet auch keinen A400M oder CH-53K mit Luft-Luft-Raketen „für den Fall der Fälle“ aus. Das Beispiel im dem Herd und Kühlschrank im Nachbarfaden zeigt sehr einfach und plakativ warum.
@Fux
Gut und schön. Aber wenn ich zB an Iranische Speedbootschwärme in der Strasse von Hormuz denke, fände ich eine Spike-NLOS* doch eine gut Ergänzung – und warum dann nicht gleich ein paar von der AA Variante kaufen und elektronisch implementieren?
Vor Ort kann man dann immer noch je nach Bedrohungslage entscheiden, ob man die Abschussvorrischtung am Heli montiert und wieviele Raketen von welcher Variante man draufpakt, oder ob man lieber „nackt“ und mit mehr Torpedos unterwegs ist.
(Man kann das Ding auch an den SeaLion packen und den dann für den SeaTiger Begleitschutz fliegen lassen …)
*Die sollte man dann auch von Bord aus abschiessen können, um die eigene Feuerkraft billig zu erhöhen. Viel billiger als die meisten von der Marine benutzen Raketen, möchte ich meinen. Eine Box mit vier von den Dingern passt locker hinten auf einen Humvee. Soviel Raum sollte auf der kleinsten Korvette sein.
@Der Realist
Die Rotorgruppe des NH90 ist jetzt schon mit dem Gewicht überlastet. Da kann man nicht mal eben einen massiven Aufwuchs umsetzen. Man kann die Kernkomponenten nur für einen Hubschrauber nutzen, der mehrere Tonnen leichter wäre…
@Nachhaltig
„Ich habe mich schon bei den NH90 des Heers gefragt, warum dort nicht auch über eine IRIS-T-Ausrüstung mindestens diskutiert wird. Schließlich ist ein Rendesvous mit gegnerischen Hubschraubern nicht so unwahrscheinlich.“
Dafür gibt es Mistral und Stinger. Mehr hängt sich keiner an einen Kampfhubschrauber.
Dem NH90 fehlt schlicht ein Luftunterstützungspaket, wie das teilweise für andere Hubschrauber zur Verfügung steht. Und das fehlt weil der NH90 zu schwer und zu teuer ist.
@Positroll
„Laut wiki gibt es die Spike NLOS auch als anti-air variante.“
Nein, gibt es nicht. Es gibt boden- und luftgestützte Varianten.
—-
Zur Bekämpfung von Schnellbooten, Patrouillenbooten und Drohnenbooten eignen sich sowohl die Panzerabwehrwaffen Spike und Brimstone (kommt ja für die Luftwaffe und ist in Arbeit für AH-64 Apache), sowie einfache 70mm Lenkraketen wie die infrarotgelenkte K-LOGIR von lignex1 (SüdKorea). Großbritannien hat mit der Thales Marlet (Lightweight Multirole Missile – LMM) ein ganzes Programm für leichte Lenkraketen bestellt.
Ein Marinehubschrauber mit Luft-Luft-FK bleibt einem Fighter aufgrund von Einsatzhöhe, Geschwindigkeit und fehlender spezialisierter Sensorik immer weit unterlegen – da hilft auch keine IRIS-T.
Die Sinnhaftigkeit schwerer Seeziel-FK erschließt sich ebenfalls nicht. Da kann ein Hubschrauber mit Müh und Not vielleicht 2 schleppen, die aber an Bord des Schiffes auch einfach in zusätzlichen Startgeräten stehen könnten. Leichte FK wie Spike, Brimstone oder früher Sea Skua würden hingegen die Möglichkeit bieten, kleinere leichtere Einheiten in größerer Anzahl abgestuft zu bekämpfen, insbesondere, wenn diese nur eine eingeschränkte Luftverteidigungsfähigkeit haben (Korvetten, Schnellboote etc.). Mit neueren FK ggf. sogar Landziele/-Fahrzeuge.
@MFG
„Die Sinnhaftigkeit schwerer Seeziel-FK erschließt sich ebenfalls nicht.“
Tatsächlich nicht?
Dies bietet zwei offensichtliche Kernchancen ohne an der Einheit selbst etwas zu verändern.
1. Kann auf deutlich größere Entfernung reaktionsschnell gewirkt werden. Dies bietet natürlich auch Möglichkeiten zur Schwerpunktsetzung, gegenseitigen ustg und Überraschung besonders im Küstennahen Bereich.
2. Die meisten deutschen Einheiten haben 4 Seeziel-FK. Mit dem Einsatz von zwei BHS kann man also die Anzahl der LFK zum verdoppeln um überhaupt die Chance zu haben die feindlichen Gegenmaßnahmen zu übersättigen. Hier speziell bei gegenseitiger ustg der BHS verschiedener Einheiten.
Dazu noch der kleine aber feine Vorteil dass man die Starter auf den Booten und Schiffen nicht mal eben so kurz wieder aufmunitioniert. Der BHS macht einem das konstruktionsbedingt sehr viel einfacher.
Gleichzeitig wäre es noch der einzige ernsthafte Beitrag von Luftkriegsmittel im Beriech ASuW wenn man die Domäne Wirkung betrachtet.
@chris: Ich bin da ganz bei MFG. Eine NSM für den NH90 ist an der Grenze und eher zu groß und teuer. NSM – und der dicke Brummer RBS15 sowieso – genügen auf dem Schiff, während der Helikopter deutlich mehr von einem kleineren und günstigeren mittleren Schiff-Schiff/Land FK profitiert. An Bord hingegen wäre die Reichweite eines mittleren FKs zu gering, mit Ausnahme der K130, die auf kürzere Distanzen agiert und bekanntlich keinen Helo einschiffen kann.
Was den U-Jagd Rüstsatz anbetriftt, so wird für Sonare und Torpedo ganz sicher möglichst wenig bis nichts für den SeaTiger neu entwickelt und es werden stattdessen vorhandene Lösungen ausgewählt. Nur bei MAD/SQUID könnte das anders aussehen, schauen wir mal.
@Ottone, @MFG und @Fux: Diese ganze Gewichtsdiskussion überzeugt mich überhaupt nicht.
Eine NSM wiegt in etwa soviel wie ein MU90. Und der ist ja wohl gesetzt. Eine IRIS-T wiegt maximal ein Drittel des MU90. Ich habe nie behauptet, dass ein BHS alles gleichzeitig transportieren muss. Er sollte halt nur alles transportieren können.
@Fux: „Welchen maritimen Hubschrauber weltweit kennen Sie, welcher zum Eigenschutz mit AA-Waffen ausgerüstet ist? Mir fällt spontan keiner ein, weil dies vermutlich seit Jahrzehnten als entbehrlich angesehen wird.“ Tja – das was seit Jahrzehnten als entbehrlich angesehen wird, wird jetzt ja gerade besonders vermisst. Was wurde nicht über die F125er und derem mangelnden VLS hergezogen.
„Zudem wird die Abwehr von fliegenden Bedrohungen in einem maritimen Verband großräumig durch dafür spezialisierte Schiffe (bei uns z.B. die F-124) für alle wahrgenommen.“ In einem maritimen Verband – ja. Wieviele dieser spezialisierten Schiffe kann die Marine diesbezüglich bereit stellen? Im Augenblick wohl im Mittel genau eins. Also dürfen sich dann alle Fregatten schön um die eine F124 glucken. Ich glaube kaum, dass in Zukunft sich immer eine F124 in der Nähe einer F125 oder eines MKS180 aufhalten wird.
@Nachhaltig:
Gestern argumentierten Sie, der BHS sollte mit einem Luft-Luft-FK von der Größe IRIS-T oder ähnlich bewaffnet werden, um sich selbst gegen mögliche Kampfhubschrauber oder Kampfflugzeuge zu verteidigen, jetzt soll er als Verbandschutz dienen, wenn nur ein einzelnes Schiff wie bei (eher polizeilichen) Missionen im Mittelmeer herumschippert.
MFG hat zum Thema Manövrierfähigkeit, Geschwindigkeit, Sensorik von Marinehubschraubern usw. schon genügend ausgeführt. Das Mitführen eines Luft-Luft-LFK/ Luft-See-LFK bedeutet nicht nur die Rakete an sich, sondern auch das entsprechende Radar, Waffenrechner usw. usw. Das ginge alles zu Lasten der marinespezifischen Missionsausrüstung.
Und wenn die operative Missionsführung in einem Szenario von einer Luftbedrohung ausgeht, dann wird der maritime Verband entweder mit entsprechenden Schiffen COMBINED (multinational) versehen oder das Aufgabenpaket „Abwehr von Bedrohung aus der Luft“ wird JOINT (TSK-übergreifend) über dem gesamten Operationsgebiet von Luftstreitkräften wahrgenommen (ist eine ihrer Kernkompetenzen). Benötigt man aber scheinbar derzeit im Mittelmehr eher nicht oder die Fähigkeiten der integrierten NATO-LV mit an Land stationierten Radarsystemen, AWACS und Abfangjägern reichen hierfür vollkommen aus.
Es braucht gerade im fliegenden Bereich keine Eierlegenden-Wollmilch-Flieger (ob nun Starrflügler oder Helis), die von allem ein klein wenig „für alle Eventualitäten“, aber dann (insbesondere aufgrund des Gewichtes) nichts mehr richtig können.
@Ottone
„NSM – und der dicke Brummer RBS15 sowieso – genügen auf dem Schiff“
Was bringt Sie denn zu diesem Schluss?
Grundsätzlich muss man mit 4-5 Layern an Verteidigung gegen solche LFK rechnen. Da zu sagen, dass man den LFK zwar im Bestand hat und einen BHS der grundsätzlich (mit der nötigen Integration) geeignet ist diese zu tragen aber denkt dass das schon so genügt ist zumindest mal mutig.
…
Sea Skua, AS 15 TT und Penguin sind Geschichte. Viele Seezielflugkörper, wie die Excocet AM39, sind für die meisten Hubschrauber viel zu groß und schwer.
Die NSM ist zwar deutlich leichter als andere Seezielflugkörper aber von der Leistung her ein wenig drüber für Hubschrauber. Mal davon ab muss das Dinge auch von einem Hubschrauber aus startbar sein.
Geschwingdigkeit und Flughöhe passen da vielleicht nicht so gut. Wenn man für den Abwurf der JSM, der luftgestützten Version der NSM, sehr hoch mit einem Helikopter fliegen müsste, wäre das eher schlecht. Man taucht dann auf dem Luftaufklärungsradar des Zieles auf.
Bisher ist der Abwurf von Helikopter noch nicht getestet worden und eigentlich sollte es dafür eine spezielle Variante, die NSM-HL, geben.
https://www.navalnews.com/event-news/sas-2019/2019/05/sas-19-kongsberg-eyes-helicopter-launched-nsm-missile/
Für den NH90 wird die Sea Venom von Frankreich beschafft.
https://www.mbda-systems.com/product/sea-venom-anl/
Ist in etwa die Leistungsklasse der MARTE MK2/S, die Italien für den NH90 und AW101 beschafft hat.
https://www.mbda-systems.com/maritime-superiority/marte-mk2s/
Die reichweitengesteigerte Marte ER wird es allerdings nicht nur für Hubschrauber wie den NH90 geben, sondern auch für Schiffe und den Eurofighter.
https://www.mbda-systems.com/maritime-superiority/marte-er/
Es gibt also insgesamt 3 Lösungen, die schon kommen, weil andere Länder das umsetzen, bzw. umgesetzt haben.
@SvD: Vielen Dank für die Links. Das lässt ja hoffen, dass wir uns an eine dieser Entwicklungen dran hängen und Synergieffekt heben.
@Fux: Ich hatte bei den F125 auch eher an einen Einsatz im indischen Ozean gedacht als an das Mittelmeer. Ich weiß, dass die operativen Einsatzfelder für einen IRIS-T Einsatz per Hubschrauber systembedingt begrenzt sind. Aber dafür gibt es ihn bereits, er ist sehr leicht, sehr wendig, einen hervorragenden Sucher und hat eine relativ große Reichweite. Warum sollten wir nicht auch einfach mal ein paar unkonventionelle Wege gehen, um potentielle Gegner ins Nachdenken zu bringen. Kann er sich denn sicher sein, dass damit nicht auch Speedboote oder Schnellboote aus der Entfernung heraus getroffen werden können? Und für gegnerische Hubschrauber ist er allemal eine Bedrohung.
@Nachhaltig
IDAS vom U-Boot abgefeuert (Suchkopf der Iris-T) kann sowohl Hubschrauber als auch kleine Überwasserzeile (USV) auf 20 km bekämpfen.
Demnach könnte das wehrlose U-Boot bald Geschichte sein. Hubschrauber können dann als Schwarmführer von z,B. VSR 700 Drohnen fungieren.
Technisch ist es sicherlich machbar, schwere Seeziel-FK oder Luft-Luft-FK an einen Marinehubschrauber zu hängen. Aber ist das operativ und finanziell sinnvoll, in absolute Nischenfähigkeiten zu investieren?
Schwere Seeziel-FK werden nur in einem High-Intensity-Szenario benötigt, sprich: Richtigem Krieg mit einem gleichwertigen Gegner. In einem „Expeditions“-Szenerio wird sich aus Angst vor Kollateralschäden niemand trauen, den FK einzusetzen.
Im Krieg wird eine Fregatte immer als Teil einer TF oder TG operieren. Es wird immer mit starker ASW-Bedrohung gerechnet werden – und da soll dann der primäre ASW-Sensor und -Effektor stundenlang ASuW getaskt werden? Gegen einen Gegner, den die Fregatte und auch die BHS nicht einmal selbst detektiert haben, Stichwort Radarhorizont (die BHS fliegen ASW pattern für die TG und klären nicht unmotiviert irgendwo ein paar hundert NM entfernt auf). Am besten als Ersatz für eine fourship Tornados mit HARM und Kormoran (gibt es nicht mehr, weiß ich)?
Sorry, das ergibt keinen Sinn. Solche ASuW-Ziele überlässt man land oder carrier based air oder tasked die TG/TF gezielt dafür und nimmt dann den Anmarsch in Kauf. Aber niemand wird hier die BHS für einen pseudo-alfa-strike gegen eine multi layered air defence missbrauchen.
Das macht nur Sinn, um kleinere Einheiten mit wenig Luftverteidigung mit leichten FK zu bekämpfen.
@Hoffnungslos: Vielen Dank für den Kommentar. Ich unterstütze ja auch die IDAS-Bewaffnung. Trotzdem muss die U-Boot-Besatzung erst einmal wissen, dass der Hubschrauber da ist. Unter Wasser wird dies wahrscheinlich erst der Fall sein, wenn die Sonarbojen oder das Sonar aktiv loslegen. Und im Schnorchelbetrieb riskiert das U-Boot per Radar vom Hubschrauber geortet zu werden. Sollte sich irgendwann der Zustand einstellen, dass die Hubschrauber sich nicht mehr dicht an die U-Boote heranwagen können, wird es wieder spannend.
Drohnen wie VSR700 – sicher eine Option. Da sehe ich aber mehrere Begrenzungen:
1. Wenn ich sie einem hohen Risiko aussetze, dann muss ich auch genügend vorhalten können. Wieviele VSR700 bekomme ich zusätzlich zum BHS auf eine Fregatte? Einen Schwarm sicher nicht. Und außerdem muss man die Ausfälle auch finanziell hinterlegen können.
2. Wenn die Drohnen kleiner sind, wie können Sie dann einen Torpedo tragen.
Die Alternative wäre Abstandsfähigkeit für die BHS bei der U-Boot-Bekämpfung einzusetzen. Sicher schwierig – aber undenkbar?
Wäre eine NSM mit Tauchfunktion und Sonar möglich?
Oder zumindest Sonarbojen, die per Raketenantrieb ins Ziel verbracht werden?
IDAS isterst einmal eine tolle Fähigkeit. Das große Problem ist aber, dass ein Uboot eher selten in einer reinen Duellsituation mit nur einem Hubschrauber ist.
In dem Augenblick, in dem der FK die Wasseroberfläche durchstößt, weiß nämlich die Plattform, auf die der BHS abgestützt ist, bzw. die ganze TG, wo das Uboot ist. Dann kommt schnell ein zweiter BHS zum Einsatz, eine MPA, wenn verfügbar, oder VL ASROC/SS-N-14 etc. Als ASW commander der TG würde ich da eher aggressiv reagieren, wenn sich ein Uboot so sicher fühlt, dass es meine BHS angeht und ggf. auch selbst in Reichweite für den Einsatz von Torpedos und Seeziel-FK ist.
IDAS ist da vielleicht auch eher eine Nischenlösung, um sich nach dem Angriff Luft zu verschaffen oder Landziele zu bekämpfen. Das Konzept ist ja nicht gerade neu, Polyphem wurde schon diskutiert, als ich noch Kadett war.
@Nachhaltig
Langfristig sehe ich die U-Bootsuche als Aufgabe der 12 m USV, 2 Stück sind für die F127 geplant. Eins mit Sonar und eines mit Torpedo. Sie können vier Tage ununterbrochen suchen. Bei Ortung kommt die schwere Kavallerie, mit vier Stunden EInsatzdauer; also die Hubschrauber.
Das Risiko für Bordhubschrauber (BHS) durch weiterentwickelte, gegnerische Sensoren und Waffensysteme (z.B. UAV, Hyperschall-Flugkörper) wird gewiss weiter steigen.
Das Thema BHS mit Luft-Luft-Flugkörper (z.B. Iris-T) ist interessant aber es erscheint mir aktuell weniger realistisch. Eine entsprechende Tendenz kann ich auch bei NATO-Partnern noch nicht erkennen.
IDAS auf U-Booten wird hoffentlich irgendwann kommen. Und ja, ein Einsatz von IDAS aus einem getauchten U-Boot gegen einen gegnerischen BHS ist gleichbedeutend mit Ortung und Verfolgung dieses U-Bootes. Und das riskiert keiner grundlos, ist also eher unwahrscheinlich. Der gut vorbereitete und verdeckte IDAS-Einsatz gegen Oberflächen-/ Landziele in Seegebieten ohne akute Bedrohung durch U-Jäger ist wohl etwas wahrscheinlicher.
Aber mit IDAS vergleichbare Systeme von internationalen Anbietern werden wahrscheinlich nicht lange auf sich warten lassen und eher früher als später auch unsere eigenen BHS bei der U-Jagd bedrohen.
@MFG, @SvD, @Chris, @Ottone und @wer noch mag ;-):
Eine Rückbesinnung auf LV/ BV bedeutet auch die Vorbereitungen auf High-Intensity-Szenarien. Ein Seezielflugkörper größerer Reichweite ermöglicht jeder Plattform (z.B. Fregatte/ F, Korvette/ K und Bordhubschrauber/ BHS) mehr Abstand zum Gegner. Daraus resultiert geringere Wahrscheinlichkeit eigener Aufklärung und somit geringeres Risiko und höheren Schutz für die eigene Plattform. Kurzfassung: mehr Abstand = mehr Schutz. Allerdings braucht man abgesetzte Sensoren (z.B. Satellit, MPA oder ein UAV) für ein erweitertes Lagebild, Ortung/ Identifikation, Ziel- und Wirk-Aufklärung, um so die größere Reichweite des Seezielflugkörpers überhaupt erst ausnutzen zu können, z.B.: K130, RBS15 und UAV (VorMUAS/ AImEG; bei Bundeswehr-journal).
Bei F126 sind zukünftig sogar BHS und UAV zeitgleich an Bord einer F möglich. Wenn man den o.g. Ansatz (mehr Abstand = mehr Schutz) mit einem NSM-bewaffneten BHS und einem UAV im Manned-Unmanned-Teaming (MUM-T) weiter denkt, erreicht man m.E. den höchst möglichen Abstand und Schutz für einen Verband und erweitert theoretisch die Wirkmöglichkeit des Verbandes dank NSM sogar über den Aktionsradius des BHS hinaus. Diesen Ansatz erwägt scheinbar bereits die indische Marine mit MH-60R und NSM-HL (Helikopter Launched = abgeworfene NSM mit Booster; bei Navalnews).
MBDA SeaVenom und Marte2S bieten mit Reichweiten von 20/ 25 km keine wirkliche Abstandsfähigkeit für BHS. MBDA MarteER ist zwar etwas leichter als NSM, aber weniger durchsetzungsfähig (aktiver Radarsucher, nicht stealthy) und hat eine deutlich geringere Reichweite. Überzeugt mich alles nicht. NSM (400kg) kann der NH-90 locker beidseitig tragen und die Exposition des BHS auf Flugkörper-Abwurf-Höhe ist bei Abstandfähigkeit (>>100km) wohl eher unkritisch. NSM erscheint zwar auf den ersten Blick für die Bekämpfung von K und Flugkörperschnellbooten leicht oversized, aber ist halt dafür abstandsfähig und durchsetzungsfähiger.
Für alle anderen Ziele an Oberfläche oder Land mit geringerer Gefährdung für BHS dürften bereits beim Eurofighter gewünschte MBDA Brimstone ausreichen (oder bereits beim UH-Tiger gewünschte, lasergelenkte 70 mm Raketen). Brimstone wurde erfolgreich gegen Schwärme angreifender, agilerer, kleinerer Schnellboote im Salven-Schuss getestet, und zwar ziemlich überzeugend (bei YouTube).
Bewaffnung eines BHS mit ohnehin in der Bw vorgesehenen Flugkörpern erscheint mir über den gesamten Lebenszyklus wirtschaftlicher und realistischer, trotz hoher Integrationskosten. Aber wie schon gesagt, man kann da viel spekulieren, mal abwarten…
@Hans II
a) Ein NSM wiegt 100kg/30% mehr als ein MU90. Ob ein NH90 das so locker wegsteckt, wird sich zeigen. Ich vermute da eher Reichweitenverringerung, und nicht zu knapp.
b) Technik<Taktik<Operation<Strategie<Politik. Sie sind irgendwo zwischen Technik und Taktik, ohne auf die operative Ebene zu gucken. Operativ macht die Fähigkeit nur in Nischenlagen Sinn. Tendenziell wird für einen ASuW-Einsatz mit zweifelhafter Durchsetzungsfähigkeit die ASW-Komponente über Stunden massiv eingeschränkt UND das Schiff wird größer, schwerer, teurer mit höherer Brandgefahr, um die zusätzliche Ausrüstung des BHS und die FK unterbringen zu können.
c) Die Durchsetzungsfähigkeit ist tendenziell nur gegen Einzelfahrer oder Einheiten mit wenig oder ohne Luftverteidigung. Bei ersteren stellt sich die Frage, ob die Bekämpfung so dringend ist, dass der Aufwand mit dem BHS lohnt, bei zweiteren wird kein NSM benötigt. Und wenn dann jetzt kommt, dass man ja auch mehrere BHS einsetzen könnte, um Kampfgruppen zu bekämpfen: wissen Sie denn, was es für einen Zeitaufwand erfordert, um zwei BHS hintereinander mit FK zu beladen und in die Luft zu bekommen? Das bedeutet, dass schnell für 6 Stunden kein BHS für ASW zur Verfügung steht.
d) Der operative Nutzen der Fähigkeit ist ziemlich gering. So etwas kann man verfolgen, wenn man sonst keine Sorgen in den diversen warfare areas hat.
@MFG: Ihre operativen Einwände haben wirklich Bumms ;-)
Vorweg, wir sind uns gewiss einig, dass aufgrund der wahrscheinlicheren Bedrohung die ASW-Rolle Vorrang hat. ASuW ist entsprechend nachrangiger und das von mir skizzierte Szenario auch nur eine sehr theoretische „Nischenlage“. Und BHS sind halt stets nur sehr begrenzt verfügbar und eine Umrüstung der Rolle von ASW auf ASuW (und umgekehrt) dauert eine halbe Ewigkeit und erfolgt eher taktisch und gewiss nicht mal eben so operativ oder reaktiv. Auch der Einsatz eines NSM vom BHS bedarf wohl einer gewissen Vorbereitung/ Missionsplanung (eher taktisch). Und man benötigt zumindest ein weitreichendes Lagebild (UAV, Satellit,…).
zu a) Zustimmung, grundsätzlich richtig.
In meinem skizzierten Nischen-Szenario würde die reduzierte BHS-Ausdauer auch grob durch die höhere Reichweite des Flugkörpers kompensiert.
zu b) grundsätzliche Zustimmung, grundsätzlich richtig.
Unsere Schiffe (F125, F126,…) sind bzw. werden tatsächlich größer und Lagerraum für Flugkörper wäre doch ohnehin für die ASuW-Rolle des BHS vorzusehen, ob das nun ein Seezielflugkörper kurzer, mittlerer und/ oder großer Reichweite ist. Mit zunehmender Brandlast/ Risiko steigen halt die entsprechenden Anforderungen an den Lagerraum.
zu c) naja, abgesehen von der Verfügbarkeit des BHS und der Einschränkung der ASW-Rolle… warum sollte man in einem ASuW-Szenario eine rund 1 Mrd € teure F oder eine 500 Mio € teure K ohne Not einem höheren Risiko aussetzen und diese näher an gegnerische Sensoren und Wirkmittel manövrieren, wenn man das auch mit einem rund 90 Mio € teuren BHS, einem rund 5 Mio € teuren UAV und ein paar 2 Mio € teuren Seezielflugkörper größerer Reichweite mit weit geringerem Risiko für Plattform und Personal und wesentlich effektiver bewerkstelligen kann? (alle Beträge nur extrem grob geschätzt, insbesondere beim UAV). Aber sofern irgendwann einmal Jets oder MPA in der ASuW-Rolle verfügbar sein sollten, könnten diese mit einer höheren Anzahl weitreichender Seezielflugkörper das wahrscheinlich am effektivsten durchsetzen ;-)
zu d) volle Zustimmung. Nicht falsch verstehen und ohne Sarkasmus, nur mit Galgenhumor: Ist die aktuelle DEU ASW-Ausrüstung (F123, SeaLynx, ohne Schleppsonar usw.) überhaupt den aktuellen Herausforderungen LV/ BV gewachsen? Bis 2030 wird sich das mit 4 + 2(?) F126, wenigen Schleppsonar-Modulen, dem SeaTiger, zusätzlichen U-Booten, Zwischenlösung/ Nachfolger für P3C hoffentlich stetig verbessern.
Aber wie schon gesagt, ASuW und Flugkörper für BHS sind halt scheinbar gewollt. Und mich reizt hier besonders die Frage, wenn schon Flugkörper für BHS, welcher/ welche machen dann überhaupt Sinn und welche sind für DEU realistisch: strategisch, taktisch und operativ ? Macht eine Abstufung in Wirkung und Reichweite Sinn und welche ?
Ich wage mich als Nichtfachmann mal auf vermintes Terrain: Es wurde doch insbesondere von @MFG anschaulich dargestellt, dass schwere FK an BHS eher kontraproduktiv sind. Wenn ich mich richtig erinnere, war der Seekrieg aus der Luft mit diesem Wirkmittel eine Fähigkeit der Jet MFG’s 1 und 2 , und die sollen mit dem Tornado als Plattform richtig gut gewesen sein in dem Job. Das ist Geschichte, und wenn ich von einer Wiedererlangung der Fähigkeit höre, dann fällt mir als Plattform höchstens ein MPA ein, aber kein Hubschrauber.
@Fishman
Oder die F/A-18 als potentieller Tornadonachfolger bei der Luftwaffe. Von der Plattform als (ursprünglicher) „Navy“ Flieger für diese Aufgabe sicher prädestiniert.
Das sind wir wieder beim operativen Zusammenspiel der „Joint“-Kräfte, welches @MFG bereits angerissen hat.
Also nochmal, es gibt bisher keine helikoptergestützte Variante der NSM bzw JSM.
Von der NSM gibt es auch geplante Versionen für das Mk41 VLS und Torpedorohre.
Die NSM-HL ist auch nur ein Konzept, welches noch getestet werden muss. Das Gewicht ist auch nicht bekannt. Ähnlich ist das bei der Brimstone.
Die NSM ist die oberflächengestützte Variante (Schiffsdeck bzw. LKW an Land), JSM ist die luftgestützte Variante, welche von der F-35 abgeworfen werden wird. Diese hat dabei eine entsprechende Geschwindigkeit drauf, eine Geschwindigkeit die für den NH90 unerreichbar ist. Diese Geschwindigkeit geht aber in das Abwurfprofil mit ein. Es ist nicht bekannt wie hoch und schnell man mit einem Hubschrauber fliegen müsste, um eine JSM abzuwerfen, ohne das sie aufs Wasser klatscht. Dazu hat das, genau wie das Flugprofil des Seezielflugkörpers selbst, Auswirkungen auf die Reichweite.
Daher geht man wohl auch eher den Weg mit der NSM, die ja einen stärkeren Booster haben sollte um überhaupt in die Luft zu kommen.
So wie man ein gegnerisches Schiff für die Bekämpfung mittels Seezielflugkörper aufklären kann, kann eben auch der Bordhubschrauber aufgeklärt werden.
Der Bordhubschrauber selbst ist ein Aufklärungsmittel, habe ich allerdings schon die Feindposition aus einer anderen Quelle, brauche ich keinen BHS mit Seezielflugkörper, die Reichweite von den Schiffen aus langt in der Regel. Ich muss den Hubschrauber dann gar nicht erst starten und riskieren. Das gilt auch wenn Land in der Nähe ist und man die Seezielflugkörper von LKWs aus starten kann. Der LKW gewinnt von den Plattformkosten her immer.
Es gab mal eine Zeit, wo die Seezielflugkörper 30 km weit kamen. Richtung 100 km war mal revolutionär. heute sind eher > 200km normal. Die Systeme der USA (Maritime Strike Tomahawk (MST), LRASM in Entwicklung), Russlands (Luftwaffe: Kh-22, Kh-31, Kh-32, Kh-55, Kh-101 Marine: 3M-54 Kalibr, P-500 Bazalt, P-700 Granit, P-800 Oniks, P-1000 Vulkan, 3M22 Zircon), Indien (BrahMos) und Chinas (YJ-12, YJ-18) liegen da deutlich drüber.
Und während einige Länder nun Überschall oder gar Hyperschall Seezielflugkörper beschaffen wollen (USA, Japan (ASM-3), Frankreich und GB (CVS401 Perseus)) sind besonders die Russen schon sehr lange in dem Feld unterwegs. Alles was Russland tun muss ist mal einen Frühjahrsputz zu starten und dieses Typenchaos zu beseitigen.
Mit einem Seezielflugkörper, der vielleicht 100 km weiter fliegt, dafür aber groß, schwer und teuer wird, werden wir dieses Spiel nicht gewinnen.
Die Sea Venom und die Marte sind Optionen, die weniger kosten. Es sind halt immer noch NH-90, die eh kaum fliegen werden…
Da machen mir die alten Harpoons auf den Schiffen und das fehlen eines Seezielflugkörpers bei den Seeaufklärern und der Luftwaffe mehr Sorge. Ob man unsere Harpoons noch modernisieren kann weiß ich nicht, generell geht das aber zu Kosten von knapp 600.000 Pro LFK plus die Datenlinks an Bord und die Softwareupdates wegen neuer Funktionen.
Ich halte die in der Diskussion ausgetauschten Argumente durchweg für valide, beide Varianten (NSM HL vs. etwa MARTE ER) haben ihre vor und Nachteile. Was in der Diskussion bisher zu kurz kommt ist der Aspekt der Realisierung.
Ab wann kann ein neu in den NH90 zu integrierender FK (NSM HL) überhaupt einsetzbar sein?
Gibt es unter den NH90 Nutzern noch weitere, die überhaupt Interesse an einer solchen Integration haben?
Hat NHI die hierfür notwendigen enginerring Ressourcen verfügbar?
Wenn außer D niemand anderes diesen LFK an einem NH90 nutzen möchte, welches Interesse hat NHI seine engineering Ressourcen ausgerechnet für diese Integration einzusetzen?
Ist vor den genannten Hintergründen die Integration eines FK der MARTE Familie (Mk2S in ITA NH90 bereits in der Nutzung) wesentlich eher realisierbar und damit der Spatz in der Hand eher auszuwählen, als die Taube auf dem Dach?
Kurzum, dieser Komplex ist mMn zwingen zu beachten und ins Kalkül zu ziehen, ab von allen taktischen, operativen und ggf. industriepolitischen Überlegungen, sonst ist die Diskussion eine zu theoretische.
Nachtrag: Zum Thema BHS und Flugkörperbewaffnung wurde heute der Artikel „MBDAs Meeresgift wird flügge„ bei ESUT veröffentlicht. Schwerpunktthema ist der MBDA SeaVenom. Im letzten Satz werden SeaVenom und Marte ER als mögliche Kandidaten für den BHS SeaTiger genannt.
Auch interessant: Italien wird wohl ihre NH90 mit Marte 2S und Marte ER bewaffnen. Frankreich beabsichtigt wohl den künftigen Hubschrauber H160M Guépard (Einführung 2025/26) mit SeaVenom zu bewaffnen. Eine SeaVenom-Integration in den französischen NH90 wird dabei nicht aufgeführt (?).
Der SeaVenom bietet einen passiven Sucher, aber nur eine sehr geringe Reichweite und somit kaum Abstandsfähigkeit für den BHS gegenüber zu bekämpfenden Raketenschnellbooten/ Korvetten.
Der Marte ER bietet zwar mehr Reichweite aber ist mit seinem aktiven Radarsucher leichter zu entdecken und erscheint weniger durchsetzungsfähig gegen moderne Abwehrsysteme (z.B. CIWS auf russischer Stereguschtschi- u. Bujan-Klasse).
Das Flugkörpergewicht bleibt gewiss auch ein Argument.
Überzeugen kann mich trotz allem keiner der beiden Flugkörper.
Hinsichtlich der Reduzierung der kostenintensiven Flugkörper-Vielfalt in der Bw bietet die NOR-DEU-Kooperation theoretisch die Möglichkeit mit dem NSM nur einen (!) Flugkörper für alle Plattformen wie z.B. Fregatten, P3C-Nachfolge/ künftiges MPA, ASuW-Fähigkeit der Luftwaffe (…) und halt eben auch für den BHS SeaTiger zu realisieren. Gewiss bedeutet dies auch einen Kompromiss mit gewissen Vor- und Nachteilen für jede Plattform. Aber sollte sich im Rahmen der Kooperation sogar eine (anteilige) Produktion des NSM in DEU ergeben, wäre dies auch ein industriepolitisches Argument.
Aber Argumente lassen sich bekanntlich für jede Lösung finden ;-)