Fürs Archiv – Appell-Reden des KSK-Kommandeurs: „Die Haltung und der Wille entscheiden“

Mit mehrwöchiger Verzögerung hat die Bundeswehr zwei Reden des Kommandeurs des Kommandos Spezialkräfte (KSK) veröffentlicht, die Brigadegeneral Markus Kreitmayr nach den Entscheidungen des Verteidigungsministeriums als Reaktion auf rechtsextremistische Vorfälle in der Eliteeinheit gehalten hat. Kreitmayr machte darin unter anderem sehr deutlich: Wenn es dem KSK nicht bis Ende Oktober gelinge, Vertrauen zu erhalten möglichst zu verbessern, dann wird dieser Verband aufgelöst werden.

Die beiden Reden, bei einem Verbandsappell am 7. Juli und beim Auflösungsappell für die 2. Kommandokompanie am 30. Juli, waren bisher auch auf Nachfrage nicht veröffentlicht worden – am (heutigen) Mittwoch stellte die Bundeswehr sie auf ihre Webseite.

Am 1. Juli hatten Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer und Generalinspekteur Eberhard Zorn zahlreiche Maßnahmen für Veränderungen in der Eliteeinheit bekannt gegeben. Damit zog die Ministeriumsspitze die Konsequenz aus bekannt gewordenen rechtsextremistischen Vorfällen, die ihren vorläufigen Höhepunkt in der Festnahme eines Oberstabsfeldwebels des KSK fanden, bei dem Waffen, Munition und Sprengstoff auf seinem Privatgelände entdeckt worden waren. Darüber hinaus sollten organisatorische Mängel, aber auch der fehlende Austausch des Verbandes mit anderen Bundeswehreinheiten bei der Ausbildung korrigiert werden.

In seiner Rede am 7. Juli mahnte Kreitmayr bei einem Appell der Truppe in Calw eindrücklich:

Fakt ist aber, unsere wesentliche Leistung wird es jetzt in den nächsten Wochen und Monaten sein, unsere sogenannten „Selbtsreinigungskräfte“ zu aktivieren, zu steigern und so zu mobilisieren, dass wir restlos und lückenlos alle Versäumnisse, Defizite und Verfehlungen aufklären. Und zwar gemeinsam.
Nur über diesen Weg, über den von mir genannten „Aufstand der Anständigen“, aufzustehen, nach vorne zu treten und zu bekennen, wird es uns gelingen, dass Vertrauen, was jetzt noch in uns gesteckt wird, zu erhalten und wenn möglich wieder zu erweitern und zu mehren.
Das ist unsere wesentliche Leistung!
Wenn es uns nicht im Ansatz gelingt, bis bereits Ende Oktober, zu diesem Zeitpunkt ist ein Zwischenbericht ministeriell vorzulegen, dann wird dieser Verband aufgelöst werden.

Auf die Notwendigkeit einer gemeinsamen Anstrengung verwies der KSK-Kommandeur auch beim Auflösungsappell für die 2. Kommandokompanie am 30. Juli:

„Gemeinsam“ heißt: jeder und jede an seinem und an ihrem Platz – immer professionell und zuverlässig in der Aufgabenwahrnehmung. „Gemeinsam“ bedeutet auch: geschlossen – mit gegenseitigem Vertrauen, mit Kameradschaft und Verbundenheit untereinander sowie als Team.
„Gemeinsam“ meint zudem: mit einem gemeinsamen Ziel – der Erneuerung von innen als Basis für das – für unser – KSK der Zukunft.
„Gemeinsam“ heißt aber vor allem auch: auf Basis gemeinsamer Werte und eines gemeinsamen soldatischen Selbstverständnisses.
Gemeinsam werden wir „das Richtige tun“ und „das Richtige, richtig tun“ – oder anders ausgedrückt: „Die Haltung und der Wille entscheiden“.

Natürlich fällt dabei sofort auf, dass Kreitmayr das KSK-Motto Der Wille entscheidet ergänzt oder ausgeweitet hat.

Zur zeitlichen Einordnung: Der Appell am 7. Juli folgte auf die gemeinsame Pressekonferenz von Ministerin und Generalinspekteur – und der Brief eines anonymen Kommandofeldwebels aus dem KSK stammt vom 25. Juli, also nach dieser Appellrede.

Die beiden Reden sind im Wortlaut auf der Bundeswehrseite eingestellt, vorsorglich hier eine Sicherungskopie:
20200707_KSK_Kreitmayr_Appellrede
20200730_KSK_Kreitmayr_Appellrede_2KdoKp

(Foto: Undatierte Aufnahme von Kreitmayr bei einem Appell – Deutsches Heer)