Mit deutlicher Verspätung: SeaLion offiziell im Dienst bei der Marine

Mit deutlicher Verspätung hat die Deutsche Marine ihren neuen Hubschrauber, den NH90 SeaLion, in Dienst gestellt. Beim Festakt auf der Marinefliegerbasis Nordholz erinnerte Marineinspekteur Andreas Krause daran, dass die Beschaffung der neuen Helikopter als Ersatz für den betagten SeaKing vom Bundestag bereits vor mehr als fünfeinhalb Jahren gebilligt wurde.

Die Grundsatzentscheidung für die Beschaffung des Marinehubschraubers ist sogar noch länger her, sie fiel im  März 2013. Auch in jüngster Zeit war die Einführung des SeaLion, von dem die Marine 18 Stück bekommen soll, nicht ganz… bruchfrei. Bereits im Oktober vergangenen Jahres hatte die Herstellerfirma Airbus Helicopters die erste Maschine ausgeliefert – und die Marine die Übernahme zunächst abgelehnt: Vor allem die technische Dokumentation, Voraussetzung vor allem für die Wartung der Helikopter, wurde bemängelt. Zudem fehlten Ersatzteile und Bodenprüfgeräte, weil die dafür nötigen Verträge zunächst nicht geschlossen worden waren.

Vom Ersatzteilproblem waren die Marineflieger selbst am (heutigen) Donnerstag bei der offiziellen Indieststellung betroffen: Eine der drei Maschinen, die bereits in Nordholz stationiert sind, musste am Boden bleiben – weil wesentliche Ersatzteile bis hin zum Fahrwerkarbeitszylinder fehlten.

Der Marineinspekteur hatte zwar am 27. Mai offiziell die Übernahmebereitschaft der Hubschrauber erklärt, am 4. Juni wurde der neue Typ in die Marine übernommen. Zur Geschichte des SeaLion gehört aber auch, dass seit Vertragsschluss sehr viel Zeit vergangen ist – zu viel Zeit, sagte Krause nach Angaben der Marine beim offiziellen Dienstbeginn des neuen Helikopters.  Weitere Verzögerungen können wir uns nicht leisten, wenn wir den bruchfreien Übergang vom SeaKing zum SeaLion schaffen wollen.

Die Einsatzbereitschaft des SeaLion ist für das Jahr 2023 vorgesehen. Dann gehört zum bruchfreien Übergang vom SeaKing auch die Übernahme von Seenotrettung in Nord- und Ostsee. An etlichen Stellen fehlt der Marine bis zum Erreichen dieses Ziels noch Material – so wurden wasserdichte Gummimatten für den Innenraum, so genannte SeaTrays, erstmal gebraucht von den Belgiern beschafft, die ebenfalls eine NH90-Variante als Marinehubschrauber fliegen. Denn zunächst geht es vor allem darum, die vorhandenen Maschinen möglichst rasch in den Flugbetrieb zu bringen.

Bislang hat die Marine drei SeaLion in Nordholz im Dienst; eine vierte Maschine wurde am Donnerstag übergeben und soll in der kommenden Woche überführt werden. Das Muster NH90 wird künftig der Standard für alle Hubschrauber der Deutschen Marine sein: Neben dem SeaLion soll der SeaTiger eingeführt werden, der die betagten Bordhubschrauber vom Typ SeaLynx ersetzt. Bis auf die Missionsausstattung werden beide Typen weitgehend identisch sein.

(Foto: SeaLion bei der offiziellen Indieststellung in Nordholz – Deutsche Marine)