Extremist beim KSK enttarnt – aus dem islamistischen Spektrum (Nachtrag: AKK zu KSK)
Angesichts der Debatte der vergangenen Wochen über enttarnte Rechtsextremisten beim Kommando Spezialkräfte (KSK) der Bundeswehr klingt das erstmal überraschend: In dem Eliteverband wurde ein Extremist enttarnt, der dem islamistischen Spektrum zugerechnet wird. Der Mann wurde bereits Anfang des Jahres aus der Bundeswehr entlassen.
Nach einem Bericht von WDR und Süddeutscher Zeitung vom (heutigen) Mittwoch fiel der Soldat im vergangenen Jahr wegen seiner Äußerungen und seines Verhaltens auf und wurde gemeldet. Der Militärische Abschirmdienst (MAD) habe ihn nach Überprüfung in die Kategorie erkannter Extremist eingeordnet, was zu der Entlassung geführt habe, berichten beide Medien.
Verteidigungsministerium und MAD wollten das nicht bestätigen, da es zu Personalangelegenheiten einzelner Soldaten keine Stellungnahme gebe. Ein Ministeriumssprecher wiederholte nur die in diesen Fällen übliche Aussage, Extremisten jeglicher Art hätten in der Bundeswehr keinen Platz.
Der Entlassung ging ein gerichtliches Disziplinarverfahren voraus. Der Fall ist einer von lediglich vier erkannten islamistischen Extremisten in der Bundeswehr, die der MAD in seinem jüngsten Jahresbericht für 2019 aufgezählt hatte. Insgesamt waren im vergangenen Jahr 77 solcher Verdachtsfälle neu hinzugekommen. Das hatte der Abschirmdienst allerdings auf mehr Erkenntnisse bei der Einstellungsüberprüfung zurückführte – was aber auf einen KSK-Soldaten kaum zutreffen dürfte.
Der Verband in Calw steht derzeit vor allem wegen rechtsextremistischer Vorfälle und Vorwürfe im Blickpunkt der Öffentlichkeit. Eine hochrangige Arbeitsgruppe des Verteidigungsministeriums soll bis Anfang Juli Vorschläge für mögliche strukturelle Reformen der Eliteeinheit vorlegen.
Nachtrag: Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer äußerte sich nach der Sitzung des Bundestags-Verteidigungsausschusses zum Thema KSK, ging aber nicht auf diesen – oder andere – einzelne Fälle ein. Sie kündigte an, den Bericht mit den Vorschlägen der Arbeitsgruppe am 1. Juli im Ausschuss vorzulegen:
(Audio aus Twitter-Veröffentlichung des BMVg; an der Nahstelle der beiden Dateien gibt’s eine kleine Unterbrechung)
(Archivbild Juni 2019: Ein Soldat des Kommandos Spezialkräfte sichert die Landung eines Unterstützungshubschraubers beim Vorüben für den Tag der Bundeswehr 2019 in Pfullendorf – Jana Neumann/Bundeswehr)
Der Fall ist ja schon abgeschlossen, da haben anscheinend alle Kontrollmechanismen funktioniert. Das sollte man mal positiv hervorheben.
Natürlich ist das ein weiterer Fall auf der Black-Sheep-Liste des KSK, die ja schon hinreichend lang ist. ich hoffe, das wird alles vernünftig ermittelt und aufgearbeitet und versandet nicht im allgemeinen politischen Besänftigungsgeblubber.
Es wird in jeder Institution immer wieder Extremisten geben. Wo ist die Grenze zwischen “ Einzefall“ und “ systematisch extremistisch durchdrungen“ ?
Welche Zahl soll man da als unvermeidbar tolerieren ? Gilt als Maßstab der Anteil von Extremisten in der Bevölkerung ? Oder ein bestimmter Wert, 0,1 % ? Und wer legt das fest ? Oder soll man die Bemühungen messen, Extremisten zu enttarnen ?
Klar, jeder Fall ist ein Fall zu viel, es wird aber immer welche geben. Wo ist die Grenze ?
Naja…..was soll man zu so einem Fall gross kommentieren?
Der „Gefahr von Rechts“ wurde in den letzten Jahrzehnten alles untergeordnet; jeder Versuch, darauf hinzuweisen, das es auch ein Linksextremes Spektrum sowie andere Gefahren gäbe, wurden als „Relativierung der Gefahr von Rechts“ gedeutet und zurückgewiesen….
„Extremismus“ ist eine Gefahr in sich-egal, ob von Links, Rechts, Vorne, Hinten, Oben oder Unten….
Mir scheint aber, das man (damit meine ich sowohl die Politiker, aber auch die Medien und die Öffentlichkeit) sich hier mal wieder auf ein Thema „einschiesst“, weil es „gerade passt“.
Denn wenn dieser Fall schon Anfang des Jahres passiert ist, muss man sich fragen, warum darüber nicht auch zu gegebener Zeit berichtet wurde.
Eine „Vielzahl an Fällen“, die auf „eine gewisse Geisteshaltung“ schliessen lassen würden, sehe ich nach wie vor nicht…….
Eben alles „Einzelfälle“.
Klasse, das KSK hat einen Top-Terroristen ausgebildet *Sarc*
Gut zu wissen, dass trotz des berechtigten Schwerpunktthemas „Rechts“ auch dieser Personenkreis weiter unter Beobachtung durch den MAD steht.
Sehr interessant… Jetzt, wo man genauer hinsieht nun plötzlich so viele Personen, die Extremist sind oder in anderer Art und Weise ein Sicherheitsrisiko darstellen. Soweit mir bekannt ist, hat doch quasi jeder im KSK vor der Verwendung dort mindestens eine Ü2, in der Regel eine Ü3 durchlaufen.
Es ist natürlich sehr gut, wenn die Truppe selbst nun bereits niedrigschwelliger Hinweise aus der Truppe diese Extremisten identifiziert werden. Andererseits legt das nahe, dass man sich vielleicht nochmal prinzipiell die Güte der Sicherheitsüberprüfungen ansehen muss. Die läuft ja schließlich vorher. Muss man da vielleicht auch nochmal an das Sicherheitsüberprüfungsgesetz ran? Gibt es irgendwelche zusätzlichen Aspekte, die miteinbezogen werden sollten? Oder müssen nur Sicherheitsermittler besser geschult werden, um Anhaltspunkte für Extremismus zu erkennen? Wie halten eigentlich andere Ländere Extremisten aus ihren Streitkräften fern?
Na ja, die Bundeswehr, der Bundesgrenzschutz und die Polizei sind nun mal Spiegelbilder unserer Gesellschaft. Solange es Rechtsradikalismus, Linksradikalismus, Islamismus in der deutschen Gesellschaft gibt werden sich immer wieder solche radikalen Typen einschleichen. Es ist kein Problem der Bundeswehr, Polizei und Bundesgrenzschutz, es ist ein Problem in unserer Gesellschaft. Familie und Schule müssen hier viel deutlicher tätig werden.
@huey sagt: 17.06.2020 um 14:13 Uhr
„Naja…..was soll man zu so einem Fall gross kommentieren?“
Eigentlich jede Menge, aber im Prinzip ist schon alles die letzten Tage gesagt worden. Irgendwo in der Systematik Personalgewinnung-Eignungstest-Sicherheitsüberprüfung-Ausbildung steckt ein Fehler, der extremistisch geprägten Personen ermöglicht, alle Sicherheitsbarrieren zu überwinden. Diesen gilt es zu finden und zu eliminieren.
Denn ich denke nicht, dass das KSK zu einer Art Napola mutiert ist, in der alle Soldaten die 88 oder 666 im Autokennzeichen haben und dem Teufel huldigen, um es mal überspitzt darzustellen.
Wieso sich diese „Kameraden“ dann solange halten können, das ist ein weiteres Problem, das entsprechend aufgeklärt und abgestellt werden muss. Natürlich kann dabei auch herauskommen, das der ganze „Laden“ rechts versifft ist. Sollte das so sein, dann hilft nur noch der Stahlbesen. Aber wir sollten jetzt einfach mal die Ergebnisse der Kommission abwarten, dann sehen wir weiter.
@Hohenstaufen
Die Zahl ohne deren Funktion und Rolle zu bewerten würde mMn das Bild verzerren.
@Bergwächter
Warum schliessen sie eine spätere Extremisierung aus?
@huey oh oh oh, wenn es irgendeinen Zweifel gab, dass es im Bundeswehrumfeld Probleme mit Rechtsextremismus und entsprechender Lern- und Faktenresistenz gibt, dann muss man nur diesen Kommentar lesen und ist geheilt. Nein, ich kriege keinen Wutausbruch, ich vertraue ganz in Ruhe darauf, dass es auch von den anderen Kommentatoren ordentlich Pfeffer gibt.
@Heinz Huwald sagt: 17.06.2020 um 16:07 Uhr
„Na ja, die Bundeswehr, der Bundesgrenzschutz und die Polizei sind nun mal Spiegelbilder unserer Gesellschaft“.
Mit Sicherheit nicht!
Für den nicht mehr existenten BGS (1951 – 2005) und die verschiedenen deutschen Polizeien in Bund und Ländern maße ich mir kein Urteil an.
Die Bundeswehr jedoch war allenfalls bis zur Aussetzung der Wehrpflicht in 2011 ein „Teil“-Spiegelbild, nämlich ausschließlich für den männlichen Bevölkerungsanteil.
Selbst dazu aber könnte ein soziologische Bewertung u.U. anderes zu Tage fördern.
Leider wurde auch hier – z.B. im Zusammenhang mit dem MAD Jahresbericht zu Beginn des Jahres – mal wieder die Chance vertan, proaktiv aus der Bundeswehr eigeninitiativ heraus über diesen Fall zu berichten:
„Guckt her, hier haben wir aufgepasst und hingehört –> Sachverhalt ohne öffentlichen Druck und mediales Brimbamborium intern ausermittelt –> auf Basis der Erkenntnisse gehandelt und den betreffenden nach den bestehenden Regularien und Gesetzen betreffenden Soldaten entlassen!
Ja, es war einer vom KSK und ja, auch dort gibt es bei uns kein weggucken, vertuschen oder dulden! .. So werden wir auch weiterhin vorgehen.. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!“
Nun kommt dieses eigentlich positive Beispiel, in welchem alle etablierten Mechanismen erfolgreich gegriffen haben, als „und noch einer beim KSK“-Fall negativ belegt daher.
Die Formel „Tue Gutes und rede darüber“ könnte so einfach sein…
Fehlen noch Linksextremisten und Scientology, dann wissen alle Extremisten mehr über die interna der SpzKr als die deutsche Öffentlichkeit oder wie im Fall Masri die Staatsanwaltschaft… /SCNR
Ich denke das KSK wird mittlerweile mehr und mehr von den Folgen seiner besonderen Position innerhalb der Bw eingeholt.
Zu isoliert, zu verschwiegen, zu abgeschottet ggü. öffentlicher Wahrnehmung und dem Rest der Bw, immer in dem Wissen alles zu bekommen was man braucht und einer u.U. zu starken „Egal mit wem, hauptsache der Laden läuft“ – Mentalität.
All dies KANN, dazu führen dass die regulären Mechanismen der Dienstaufsicht mit der Zeit einfach nicht mehr greifen.
Das daraus resultierende Phänomen der offensichtlichen überproportionalen Radikalisierung ggü. anderen Einheiten, deren Bekanntwerden und das damit einhergehende mediale Dauerfeuer erhöhen den Druck auf politisch Verantwortliche und milit. Führer signifikant.
Der Brief des Kdr (mit dem auch das Vertrauensverhältnis zur „anständigen Teil“ der Truppe zumindest angekratzt wurde) und die Meldung des Hptm (auch hier sollte man dessen Motivation zumindest beleuchten) zeugen auch von einer gewissen Hilflosigkeit, die am Ende vmtl. nur Verlierer produzieren wird.
Eine (Teil)-Auflösung des KSK und z.B. die Verteilung auf diverse Standorte ist u.U. das Einzige was hilft gewisse Krusten aufzubrechen und die verbreitete harte Linie sichtbar/glaubhaft durchzuziehen – wissentlich dass dies vermutlich einen Impact auf die Leistungsfähigkeit zur Folge hätte.
Es wird sich zeigen welche Preise die Ministerin wirklich bereit ist zu zahlen. Der gefühlt 1044. Task Force wird wenig helfen.
Heinz Huwald sagt:
17.06.2020 um 16:07 Uhr
… Familie und Schule müssen hier viel deutlicher tätig werden.“
Wie sollte das denn gehen?
Familien sind wohl geschockt, wenn plötzlich offen wird, der Filius ist radikal geworden. Die Schule?
Und im Fall des Oberstabsfeldwebel: War der schon immer so? Kam es zu einem Gesinnungswechsel? Was ist da genau passiert? Der Mann stand mehrere Jahre unter Beobachtung des MAD? Wie kam es dazu? Hat er auf einem Kameradschaftsabend im Dunas auf dem Pissuar das Horst Wessel-Lied gesungen? Wäre er gern ein Brandenburger gewesen?
@Fux: Und wo man in der Privatwirtschaft und Politik Eigenpropaganda betreibt, da nennen wir Soldaten das „Erfüllung Dienstpflicht gemäß Befehl/Vorschrift“.
Vor etwas mehr als nem Jahr habe ich z.B alle Trageerlaubnisse von Abzeichen auf einmal beim KpTrp eingereicht, da ich mich geschämt habe bei dem Gedanken 4x + vor die Formation gerufen zu werden….
Wie kann man diesen Thread kommentieren ohne dass einem Whataboutism oder Derailing vorgeschlagen wird?
Ich gebe jetzt einfach mal ungefiltert und unabgewogen wieder, was mir so durch den Kopf rumschwirrt ohne jedes Wort auf die Goldwaage legen zu wollen:
Dass es Rechtsextreme in die Bw und bis ins KSK zieht, ist vorstellbar. So traurig das ist. Dass es aber ein Islamist bis ins KSK schafft hätte ich so nicht erwartet. Gem. dem Motto des Fluches der kleinen Zahl dachte ich mir, dass „das Neue/Unbekannte“ besonders beäugt wird. Bewusst und unbewusst. Ich kann mir dort auch keinen Linksextremisten „vorstellen“.
Und nein, das Eine macht das Andere nicht „besser“ oder relativiert das.
https://augengeradeaus.net/2020/06/extremist-beim-ksk-enttarnt-aus-dem-islamistischen-spektrum/
CRM-Moderator sagt:
08.05.2020 um 17:05 Uhr
Die Fallzahlen im Bereich Islamismus (4 Rot, 4 Orange, 77 Verdachtsfälle) sind bei nur 3.000 Muslimen in der Bw eine auffällig statistische Signifikanz. 2,5% der muslimischen Soldaten sind demnäch Verdachtsfälle. Würden wir diese 2,5% auf die restlichen 177.000 und den Rechtsextremismus anwenden, dann hätten wir 4.425 rechtsextremistische Verdachtsfälle. Es sind aber „nur“ 363.
Der aktuelle und zukünftige Nachwuchs wird weiterhin/vermehrt Soldaten islamischen Glaubens in die Bundeswehr bringen.
Kann und darf darüber diskutiert werden, wie man damit umgehen will?
Wenn man behauptet, die Bw hat ein rechtsradikales/-extremes Problem, hat dann die Bw auch ein islamistisches Problem?
>>Unter den insgesamt 180.000 Soldaten des Jahres 2019 wird die Anzahl der Muslime seitens des Verteidigungsministeriums auf circa 3.000 geschätzt. Die Deutsche Islamkonferenz (DIK) schätzt ihre Zahl auf circa 1500.<<
https://de.wikipedia.org/wiki/Personen_mit_Migrationshintergrund_in_der_Bundeswehr
CRM-Moderator sagt:
14.05.2020 um 2:31 Uhr
[…]
Laut Bundeszentrale Politischer Bildung 2017 ist die grösste rechtsextreme Organisation in D die türkischen Grauen Wölfe. Sorgt immer wieder für Erstaunen.
Nun warte ich darauf, dass allerorten vor „islamistischen Strukturen“ / „Islamistischen Netzwerken“ beim KSK und in der gesamten Bundeswehr gewarnt wird …
Einer Meldung der WELT entnehme ich, dass 2018 7 „Extremisten“ darunter 3 Islamisten, und 2019 weitere 14 „Extremisten“ (davon 4 Islamisten) enttarnt worden sind.
So gesehen sind die rechtsextremen Netzwerker nur wenig erfolgreicher als die islamistische Konkurrenz.
Mir erschließt sich in diesem Zusammenhang nicht unmittelbar, weshalb seit ein paar Wochen aus allen Rohren auf die ach so große Gefahr einer rechtsextremen Unterwanderung der Streitkräfte gefeuert wird, während allenthalben größte Gelassenheit gegenüber „islamistischen Netzwerken“ an den Tag gelegt wird. Es mag an unserer Obsession liegen, den Nationalsozialismus umso entschiedener zu bekämpfen, je länger diese Seuche vorbei ist. Gedeckt durch Fakten ist das jedenfalls nicht.
Ein wenig Innehalten und Nachdenken würde so manchem in dieser Debatte gut zu Gesichte stehen.
Ist doch toll: Die Calwer sind weltoffener als gedacht. /Ironie aus
Entlarvend finde ich jedoch die Presseberichterstattung zu dem Thema. In der ‚Welt‘ etwa heißt es sinngemäß: Alles halb so wild, die Streitkräfte sind eben ein Spiegel der Gesellschaft. Das mag gut sein. Aber warum gilt die Devise „Ruhe bewahren!“ nicht für jede Form von Extremismus?
Nur mal so am Rande für die „Auflösung/Teilauflösungs-Befürworter“ des KSK:
Das KSK hat selbst heute-mehr als 25 Jahre nach seiner „Gründung“ (je nach dem, welches Datum man nun nimmt) IMMER noch nicht die angestrebte Stärke erreicht.
Die Auswahlkriterien für die Ausbildung sowie die Abbruch-und Ausfallquote während der Lehrgänge sind EXTREM hoch; für diese Art von „Arbeit“ finden sich zudem eher wenige geeignete Kandidaten.
Eine Auflösung würde also eine mindestens 10-20 jährige „Neu-Aufstellung“ erforderlich machen.
(Die Diskussion, ob Deutschland überhaupt Spezialkräfte will-und wenn ja, ob es auch Willens ist, diese einzusetzen, mal aussen vorgelassen).
Ich find‘ die Pseudo-Berechnungen „so groß ist die islamistische Gefahr!“ angesichts der Fallzahlen schon ein bisschen lächerlich. Da wird dann die Bezugsgröße gewählt, die einem ins Raster passt.
Zum Vergleich, aus dem MAD-Bericht: Die Zahl der in diesem Jahr durch den MAD bearbeiteten Verdachtspersonen im Bereich Rechtsextremismus hat sich im Vergleich zum Vorjahr um 93 auf 363 erhöht.
und dagegen
Während der MAD in dem Fünfjahreszeitraum 2014 bis einschließlich 2018 über 250 Verdachtsfälle aus dem Phänomenbereich des religiös motivierten Extremismus/-terro-rismus (= Islamismus, islamistischer Terrorismus) bearbeitet hat, sind im Jahr 2019 77 Verdachtsfallbearbeitungen neu aufgenommen worden. Der MAD führt diese spürbare Zunahme der Bearbeitung gegenüber dem zurückliegen-den Fünfjahreszeitraum insbesondere auf das erhöhte Informationsaufkommen aus der Mitwirkung des MAD an der Soldateneinstellungsüberprüfung zurück.
Ich find 77, von denen die meisten bei der Einstellungsüberprüfung auffielen, irgendwie weniger als 93 in der Truppe. Können wir diese merkwürdigen Zahlenspiele damit beenden?
„Nach einem Bericht von WDR und Süddeutscher Zeitung vom (heutigen) Mittwoch fiel der Soldat im vergangenen Jahr wegen seiner Äußerungen und seines Verhaltens auf und wurde gemeldet.“
In diesem Zusammenhang frage ich mich doch, wieso die ganzen Rechtsextremisten nicht auffallen oder nicht gemeldet werden.
@ huey (17.06.2020 um 21:01 Uhr)
„Nur mal so am Rande für die „Auflösung/Teilauflösungs-Befürworter“ des KSK:“
Die mögliche Option einer (Teil)auflösung muss ja nicht gleich befürwortet werden, nur weil darüber gesprochen wird. Und mit Unterdeckung kämpft fast jede Einheit, da steht Calw nicht alleine da.
Ich denke wir sind uns einig dass das (mal angenommen es würde dazu kommen) den Fähigkeiten der Truppe sicher erstmal nicht guttun würde.
Aber wie gesagt, da ist jetzt viel Druck im Kessel, und die Ministerin hat quasi selbst die Messlatte jetzt ziemlich hoch gesetzt.
Am Ende wird es eine Abwägung sein zwischen dem was umsetzbar, zielführend, politisch vertretbar und militärisch am wenigsten schmerzhaft ist.
Aber welche Optionen hat sie denn?
Führungswechsel? Unglaubwürdig da der Kdr KSK höchstselbst sich bereits offen positioniert hat (Motivationslage sei jetzt mal dahingestellt).
Einzelne entfernen? Reicht nicht wenn diese Krusten wirklich so etabliert sein sollten wie der Hptm es beschrieben hat.
Die nächste Arbeitsgruppe? Würde den Sumpf auch nicht austrocknen.
Eine gefühlte „Gesinnung“ des Soldaten zum Kriterium machen und etwa danach handeln? Damit machen sich alle Vorgesetzten angreifbar.
Das KSK mehr öffnen, transparenter machen? Lässt der Auftrag nicht zu.
Aussitzen? Hoffentlich nicht, es steht die gesellschaftliche Reputation von weitaus mehr als „nur“ 1000 Soldaten auf dem Spiel.
Ich denke schon dass eine Umstrukturierung zumindest eine Option ist die sie durchspielen lassen wird.
„ EffPunktErr sagt:
17.06.2020 um 18:14 Uhr
Ich denke das KSK wird mittlerweile mehr und mehr von den Folgen seiner besonderen Position innerhalb der Bw eingeholt.“
Volle Zustimmung zum gesamten Beitrag. Ganz meine Sicht auf die Dinge. Die ich mir so natürlich auch nicht wünsche.
Die ewige Gleichsetzung von Rechtsextremismus und Linksextremismus, die hier in diversen Kommentaren z.T. unverhohlen geäußert wird, ist unerträglich! Es erübrigt sich jede Debatte über eine solch unsägliche Relativierung.
Ich erlaube mir auf diesem Weg zu empfehlen, den live stream des Deutschen Bundestag zu diesem Tagesordnungspunkt mal zu verfolgen. Es ist der erste parlamentarische Auftritt der neuen Wehrbeauftragen zu einem Jahresbericht, den Frau Eva Högl selbst nicht verantwortet. Er fällt in die Verantwortung des ehemaligen Wehrbauftragten Hans-Peter Bartels. Vielleicht nutzt Frau Högl die Gelegenheit, um im Plenum des Deutschen Bundestages mal mehr als das sonst so übliche zu „Calw und KSK“ zu sagen. Das Übliche ist ja zwischenzeitlich mehrfach gesagt. Ich lasse mich mal überraschen. Hier der link zur Tagesordnung https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2020/kw25-de-wehrbericht-2019-698654
zunächst stellt sich wohl die Frage ob es sich beim erkannten und bereits entfernten Soldaten mit Islam extremistischer Gesinnung um einen Kommando Soldaten handelt oder aber um einen aus dem Bereich der Unterstützungskräfte.
Ggf ein Mannschafter….
Das mindert nicht die Tatsache das es weniger bedenklich wäre, dennoch gibt es da Unterschiede in der SÜ, und erst recht in der Ausbildung.
Im allgemeinen stelle ich beim Thema KSK fest das es doch so einige gibt die wenig bis gar keine Ahnung von diesem Verband haben dennoch aber fleißig kommentieren.
Etwas mehr Sachlichkeit wäre angebracht, ist aber dem ein oder anderen anzumerken das hier gerne mal Dampf abgelassen wird…. immerhin geht’s ja um das KSK… die sind ja eh so abgeschottet und geheim… und gehört hat man da ja schon so viel… ja klar , man hat’s immer schon gewusst…Führung gibt’s da nicht… der Sumpf…und und und.
So viel unqualifizierte Kommentare zum Thema KSK hab ich bei AG noch nicht erlebt.
Wie wäre es mal damit die noch laufenden Untersuchungen abzuwarten.
Den Soldaten der Spezialkräfte gegenüber ist das unkameradschaftlich. Das hier die gute Arbeit von nahezu 25 Jahren Spezialkräfte der Bundeswehr leidet ist schlimm genug. Es geht um ein paar Fälle innerhalb des KSK’s nicht um den gesamten Verband.
@Heinz Huwald:
Können wir bitte mal den „Die Bundeswehr ist Spiegelbild unserer Gesellschaft“ -Quatsch lassen?!
Es gibt in der Bundeswehr keine Arbeitslosen, keine Menschen ohne Schulabschluss, keine Menschen, die nicht die deutsche Sprache sprechen.
Das politisch „Linke Spektrum“ ist tendenziell unterrepräsentiert, die Frauenquote ist mit mit rund 12% extrem niedrig – in den Spezialitäten (auch ob der hohen physischen Voraussetzungen) bei 0%.
Wo spiegelt das unsere Gesellschaft wider?!
[/off-topic]
Einzelfälle werden zunehmend „generalisiert“ und „skandalisiert“. Dadurch geht jeglicher Maßstab verloren.
Es geht nicht mehr um Inhalte, es geht nur noch um die „Aufregung“ des Moments.
@gonzoviews
Einen Hinweis erlaube man mir: „Unsäglich“ ist es meines Erachtens nach, die Gefahr durch Extremisten wie eine Hitparade zu betrachten. Wenn ein Täter drei Morde begeht und der andere zwei, ist letzterer nicht automatisch weniger gefährlich.
Erstens ist es den Opfern vermutlich egal, im Namen welcher abstrusen Idee sie misshandelt oder ermordet werden, zweitens kranken alle Vergleiche an der subjektiven Eingrenzung des Bezugsrahmens. Wer etwa Rechtsextreme aufgrund NSU und Co. für gefährlicher hält als Linksextreme, hat lediglich die RAF aus dem Vergleich ausgeschlossen – und diese Eskalationstreppe lässt sich beliebig erweitern, bis hin zu Hitler, Stalin und Mao – eine solche Diskussion führt also zu nichts.
Obendrein schadet sie wohl mehr, als dass sie nutzt. Wenn wir uns nicht darauf einigen, dass jegliche Form von Extremismus abzulehnen ist, nehmen wir eine subjektive Wertung vor; und da bekanntlich ‚gleiches Recht für alle‘ gilt, befähigen wir dadurch Extremisten, sich und der Welt zu sagen: Wenn die anderen ohne objektive Grundlage entscheiden dürfen, dass ich der Böse bin, darf ich das umgekehrt auch.
Beispielsweise hört man von amerikanischen und britischen Suprematisten häufig: Wenn es nicht verwerflich ist, dass Schwarze sagen, sie seien stolz auf ihre Hautfarbe, dann ist es auch nicht verwerflich, wenn wir stolz auf unsere sind. Wer mit zweierlei Maß misst, macht alle seine Werturteile angreifbar. Denn heutzutage beziehen Extremisten ihre Rechtfertigung und ihre Anziehungskraft hauptsächlich daraus, dass man ihnen mit einer Doppelmoral gegenübertrete.
Was aber den vorliegenden Fall anlangt, entnehme ich dem Sachverhalt noch eine weitere interessante Information bezüglich den jüngsten Enthüllungen über rechtsextreme Umtriebe in Calw: Das eben doch so etwas wie eine Dienstaufsicht existierte, andernfalls wäre der Fall des Islamisten nicht ruchbar geworden. Das erhärtet den Verdacht brauner Seilschaften unter den Verantwortlichen. Denn es ist nicht einzusehen, warum bei Islamisten klappen sollte, was bei Neonazis nicht funktioniert hat.
@Fritz
„Den Soldaten der Spezielkräfte gegenüber ist das unkameradschaftlich (…) Es geht um ein paar Fälle innerhalb des KSK’s nicht um den gesamten Verband.“
Wir wissen nicht um wieviele Fälle (und welche Schwere) es sich wirklich handelt. Und das KSK als solches ist sehr wohl betroffen, ich würde sogar von einer Existenzkrise reden.
Ab wann ist die Grenze zwischen „Einzelfällen“ und eines systematischen Problems überschritten?
Sollten auch nur Teile des Brandbriefes des Hptm der Wahrheit entsprechen (das bleibt in der Tat abzuwarten) ist die Theorie von den Einzelfällen hinfällig.
Dazu muss man m.E. kein KSK-Insider sein. Etwas gesunder Menschenverstand und Grundwissen zu militärischer und Führung / Dienstaufsicht und Verantwortung reichen hier aus.
Zwar verstehe ich hier und da den Wunsch zwischen dem religiösen Extremisten und dem Rechtsextremisten zu unterscheiden, aber ich bin der festen Überzeugung, dass diese Unterscheidung mehr für die Verhinderung von Radikalisierung bzw. die Entradikalisierung eine wirklich wichtige Rolle spielt.
Jeder Extremist (also jemand Verfassungsuntreues PLUS Zusatzqualifikation wie „Gewaltbereitschaft“) ist generell (und sowieso in den Streitkräften) einer zu viel.
Ich befürchte, und es stört mich, dass hier und da versucht wird aufzurechnen.
Dass die „eher linkspolitischen“ immer auf die Rechtsextremisten zeigen und die „eher rechtspolitischen“ dann zurückschießen mit Fantasy-Prozentualen-Gegenrechnungen und der stärkeren Bedrohung durch Islamismus oder sowas, das braucht kein Mensch.
Dass es auch religiösen Extremismus gibt, entlastet weder den Rechtsextremismus, noch macht eine höhere (Einzel?)Fallanzahl von Rechtsextremisten den religiösen Extremisten weniger relevant.
Sieht man sich auch die Kleinen Anfragen der Parteien an, wird diese „Aufrechnerei“ häufig deutlich. So fragt die LINKE immer wieder nach dem Rechtsextremismus (und selten bis nie nach Zahlen zum Extremismus allgemein) und prangert die angebliche Untätigkeit der Regierung an – demgegenüber stellt die AfD Anfragen bzgl. Links- und religiösen Extremismus, prangert diesen an und verteufelt die Regierung für ihr angebliche Überempfindlichkeit gegen „rechts“.
Irgendwie habe ich diese verrückte Idee, dass „alle gemeinsam gegen Extremismus (egal welcher Form)“ am Ende erfolgreicher sein würde.
SB63 sagt:
„In diesem Zusammenhang frage ich mich doch, wieso die ganzen Rechtsextremisten nicht auffallen oder nicht gemeldet werden.“
Vielleicht liegt es ja daran, dass es sich bei den Behauptungen, dass diese beim KSK massenhaft existieren, um reine Mutmaßungen handelt. Wo Rechtsextremisten aufgefallen sind, wurde auch entsprechend gehandelt. Falls Sie Kenntnis über nicht gemeldete Rechtsextremisten beim KSK haben (so klingt Ihr Kommentar), sollten Sie diese bitte umgehend dem BAMAD melden.
@Bow 17.06.2020 um 23:51 Uhr
„Es gibt in der Bundeswehr […] keine Menschen ohne Schulabschluss […]“
Doch, gibt es – ansonsten hätte die Bundeswehrfachschule Hannover nicht den Pilotlehrgang „Erwerb Hauptschulabschluss“ eingerichtet. Ansonsten fragen Sie einfach den BFD-Berater Ihres Vertrauens …
Laut Spiegel online handelt es sich um einen SU Ömer S. Demnach sei er nur kurze Zeit im KSK gewesen und habe vorher ein einem anderen Verband Dienst getan.
Er kann also kein Kommandosoldat gewesen sein, viel mehr ein Unterstützer, der nicht besonders ausgewählt und ausgebildet wurde. Je nachdem wie weit seine SÜ war, war er vielleicht noch nicht mal komplett sicherheitsüberprüft und soll sich erst im Laufe seiner Dienstzeit radikalisiert haben.
Die „Experten“ vom Spiegel schreiben zwar immer noch von einem Elitesoldaten, dem ist wird aber augenscheinlich nicht so sein.
Nur ohne dieses kleine Detail ist die Wahrheit natürlich nur halb so spektakulär und im Normalfall noch nicht mal eine gesonderte Pressemitteilung wert.
Jedenfalls können sich die Kritiker hier jetzt wieder runterfahren. Die Kontrollmechanismen haben funktioniert. Der Mann ist nach kurzer Zeit aufgefallen, wurde einem gerichtlichen Disziplinarverfahren unterzogen und entlassen.
@SB63: Daher ist es so wichtig, dass der Hauptmann durch die Entscheidung, ihn in Reformarbeit einzubinden, „nach oben gepurzelt“ ist.
Es muss mir dieser latenten Einstellung aufgeräumt werden, derartige Vorfälle waren Führungsschwäche. Im Gegenteil, dagegen angehen ist Führungsstärke.
Ein klares Signal!
@Bow, wenn schon Off-Topic, dann bitte faktenbasiert:
-Es gibt in der Bw ehemalige Arbeitslose oder solche, die durch Eintritt eine Arbeitslosigkeit abwenden konnten.
-Es gibt Soldaten (Mannschaftsdienstgrade) ohne Schulabschluss (Initiative UvdL 2016).
-Es gab und gibt Soldaten, die erhebliche Probleme mit der korrekten Anwendung der deutschen Sprache haben.
-Im Sanitätsbereich sind die Frauen erheblich überrepräsentiert. Das war sogar im Jahresbericht des Wehrbeauftragten des deutschen Bundestages für 2009 Thema. Denn der hohe Anteil weiblicher Sanitätsoffiziere (62%) hat die Fehlzeiten im Sanitätsdienst der Bundeswehr drastisch erhöht hat.
Dies alles ohne Wertung.
[/offtopic]
@Ein Freund:
Was sie als Fantasy-Prozentuale Gegenrechnungen diskreditieren, sind brottrockene offizielle Fakten.
Wie auch diese hier:
„Nach Angabe des Bundeskriminalamts waren per Stichtag 15. Oktober 2019 insgesamt 681 islamistische, 43 rechtsextremistische sowie fünf linksextremistische Gefährder bekannt.“
https://de.wikipedia.org/wiki/Gef%C3%A4hrder
Man muss als Entscheider Prioritäten setzen. Das hat nichts mit relativieren/aufrechnen zu tun.
Schauen Sie zu unseren französischen Freunden.
Da hat Macron die republikanische Rückeroberung der durch den islamischen Separatismus befallenen Viertel auf die Agenda gesetzt.
Das ist kein Populismus.
Woher nehmen diverse Kommentierer immer dieses „Gefahr von Rechts – vernachlässigt/untergeordnet“? Ich bin seit 13 Jahren Soldat, bei uns stand regelmäßig, in verschiedenen Dienststellen, der MAD auf der Matte und neben vielen begründeten Fällen gab es auch Fälle in dem der Soldat „X“ mal „A“ gesagt hat und dann „B“ in WhatsApp geschrieben hatte und deswegen direkt als „Verdachtsperson Rechtsextremismus“ eingestuft worden ist. Damit will ich sagen: Rechts wurde schon immer hart eingegriffen, mein subjektives Empfinden, manchmal zu hart!
@muck
Würden Sie Ihre Argumentation einem*r Shoa-Überlebenden gegenüber aufrechterhalten?
@Ein Freund:
1+*
„Psychologie der Massen“ liest sich da sehr gut zu und macht deutlich, wie verloren die Ideologen als Trommler von machtgierigen Potentaten tatsächlich sind.
Ansage: Die Versuche, das Thema mit klassischem Derailing – kompliziertes Aufrechnen von Frauen, mangelndem Schulabschluss, Islamisten – hier in ne bestimmte Richtung zu drücken, werden hiermit eingestellt. Ich werde beim Moderieren der Kommentare da schärfere Maßstäbe anlegen.
„Die ewige Gleichsetzung von Rechtsextremismus und Linksextremismus, die hier in diversen Kommentaren z.T. unverhohlen geäußert wird, ist unerträglich! Es erübrigt sich jede Debatte über eine solch unsägliche Relativierung.“
Ich muss dieses Zitat noch einmal aufgreifen:
Warum?
JEDER Extremist hat in der Bundeswehr NICHTS verloren (und mMn auch in keiner anderen öffentlichen Stellung).
Nur noch einmal zur Erinnerung:
Der Unterschied zwischen einem „Radikalen“ und einem „Extremisten“ ist die, das sich der Radikale mit seinen (wenn auch teilweise extremen) Forderungen immer noch im Rahmen des „Legalen“ bewegt, während der Extremist sich schon ausserhalb von Recht und Gesetz befindet (und dieses teilweise sogar abschaffen will; bzw. eine „andere“ Gesellschaftsform etablieren will).
Ich stelle auch hier noch einmal die Frage:
Warum kommen diese „Geschichten“ gerade jetzt auf?
Es ist gut, das die Meldekette in der Bundeswehr funktioniert hat.
Aber niemand braucht jemanden, der meldet, das im Keller Licht an war, und er es ausgeschaltet hat.
Ich behaupte nach wie vor, das gerade bei „Spezialkräften“ ein viel zu hoher, gesellschaftlich-moralischer Maßstab angewandt wird….
Nehmen wir z.B. mal das „Singen von Wehrmachtsliedern“:
Was sind denn bitte „Wehrmachtslieder“?
Gerade in Zusammenarbeit mit anderen Nationen (z.B. ein Einsatz mit französischen Legionären in Afghanistan, bei denen diese das „Westerwald-Lied“ anstimmten, aber auch mit israelischen Einheiten in Afrika (wo diese „Lily Marlene“ anstimmten), stelle ich oft fest, das dieser zwanghaft-verkrampfte Umgang mit „altem Liedgut“ leider typisch (und einzig) ein deutsches Problem ist.
Bezogen auf den Fall des „IS-Extremisten“, um den es hier geht ist die Abgrenzung wohl eher eindeutig.
Jemand, der „Extremist“ ist, gehört nicht in die Bundeswehr. Punkt.
Bei allem anderen soll und muss eine liberale, freie Gesellschaft aber auch ein breites Spektrum von Meinungen und Ansichten aushalten können.
@ Fux sagt:
17.06.2020 um 18:08 Uhr
Naja, das sind halt PErsonalangelegenheiten. Diese tritt man nicht in der Öffentlichkeit breit und deshalb taugen sie auch nicht für ein: Seht her, wir haben was gefunden und es geregelt-Statement a la proaktiv und so….
Es gibt halt offizielle Berichte von MAD, Wehrbeauftragten usw. wo Zahlenwerk über einen Zeitraum X drin steht (also recht anonym), was ja schon mehr als bei jeder anderen Firma ist. Ich glaube mehr kann man auch nicht verlangen. Auch Siemens gibt keine Tagesberichte raus, wenn sie mal einen wg. politischer Einstellungen gefeuert haben (so sie das überhaupt tun)… Klar hinkt der Vergleich etwas, aber gerade der Öffentliche Dienst/Behörden sind zu recht mit Personalangelegenheiten entsprechend diskret. Das ist einfach keine Sache für Selbstbeweihräucherungszwecke hinsichtlich einer öffentlichen Beweislastführung man gehe seiner Tätigkeit nach und tue das was sowieso erwartet wird.
@huey sagt: 18.06.2020 um 13:01 Uhr
„Bei allem anderen soll und muss eine liberale, freie Gesellschaft aber auch ein breites Spektrum von Meinungen und Ansichten aushalten können.“
Klar, tut sie ja auch. Innerhalb der geltenden Gesetzeslage. Und für Angehörige der Bundeswehr kommt die geltende Befehlslage noch dazu. Alles was sich links oder rechts davon bewegt, wird entsprechend sanktioniert.
Eigentlich ganz einfach, oder?
@Fritz Brause
Sie schrieben: „Die Kontrollmechanismen haben funktioniert. Der Mann ist nach kurzer Zeit aufgefallen, wurde einem gerichtlichen Disziplinarverfahren unterzogen und entlassen.“
— Die Frage ist, warum haben die Kontrollmechanismen in anderen Fällen nicht funktioniert. Ich denke, die Antwort haben wir in Gestalt jenes Briefes erhalten, der unlängst auf der Hardthöhe eintrudelte.
@gonzoviews
Sie schrieben: „Würden Sie Ihre Argumentation einem*r Shoa-Überlebenden gegenüber aufrechterhalten?“
— Selbstverständlich. Ein historisches Faktum auszusprechen wie jenes, dass Mao mehr Menschen hat umbringen lassen als Hitler, negiert nicht oder relativiert nicht das Leid der europäischen Juden und anderer Opfer der Nazis. Und kein Shoah-Überlebender, den ich kenne – und ich durfte immerhin die Bekanntschaft von zweien machen und ihre Vorträge hören –, wäre dermaßen inhuman eingestellt, sein Leid gegen das Leid eines, sagen wir, Kambodschaners unter der Knute der Khmer Rouge aufzurechnen.
Im Übrigen bleibt von Ihrer Fangfrage der zweite Teil meiner Argumentation völlig unberührt, nämlich mein Plädoyer für mehr Utilitarismus. Sie dienen Menschlichkeit und Demokratie nicht – und mögen Ihre Absichten noch so redlich sein –, indem Sie aus Orthodoxie Strategien fahren, die Extremisten nützen. Oder um es mit den Worten Stephen Frys zu sagen: „Das größte politische Problem unserer Zeit ist, dass die Menschen anstelle des Zielführenden lieber das tun, was ihnen Zustimmung beschert.“
Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass Widersprüchlichkeiten wie das Verbot der an und für sich unverfänglichen und sogar die geltende Rechtslage reflektierenden Losung ‚Treue um Treue‘ mehr Extremisten in Uniform hervorgebracht als verhindert haben. Wer mit zweierlei Maß misst, macht seine Werturteile angreifbar und nichts wollen Extremisten – mithin Systemfeinde – mehr, denn dem System vorwerfen zu können, es habe sie ungerecht behandelt.
Dies verschafft ihnen unter ihresgleichen Glaubwürdigkeit und die Legitimation, sich gegen ein System zu wenden, dass die überwältigende Mehrheit der Menschen für ganz passabel hält. Folglich können Sie nichts Klügeres tun, als strikt nach dem Buchstaben des Gesetzes zu verfahren.
Überdies: Sie haben es hier mit Männern und Frauen zu tun, die geschworen haben, die Freiheit und das Recht des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen, so wahr ihnen Gott helfe. Nicht wenige haben diesen Eid bereits erfüllt. Allein in Afghanistan haben fast 60 Deutsche ihr Leben verloren und Hunderte kehrten versehrt zurück. Infolgedessen haben Sie in meinen Augen als Aufklärer oder Entscheider die moralische Verpflichtung, die Soldatinnen und Soldaten Ihrer Objektivität zu versichern.