Ausbildungsmission in Mali: Verstreuter und robuster

Die Arbeit der EU-Ausbildungsmission in Mali ruht derzeit: Bedingt durch die Coronavirus-Pandemie gibt es, von Ausnahmen abgesehen, eine Ausbildungspause. Doch auf die Trainer der EUTM Mali kommt absehbar mehr Arbeit zu, sagt der deutsche Kontingentführer, Oberstleutnant Florian Schleiffer.

Der Bundestag hatte, wie zuvor schon die Europäische Union, Ende Mai mit einem neuen Mandat für die Ausbildungsmission auch Aufgaben und Einsatzgebiet ausgeweitet. Künftig sollen Ausbildung und Training für und in allen Staaten der so genannten G5 Sahel (Mali, Niger, Burkina Faso, Tschad, Mauretanien) möglich sein – faktisch voraussichtlich aber zunächst vor allem außer in Mali im Niger und in Burkina Faso. Und die Ausbilder sollen die Soldaten der malischen Armee, die sie trainieren, auch näher an ihre Einsatzorte begleiten.

Schon bisher hatte EUTM Mali mit mobilen Ausbildungsteams die malischen Soldaten begleitet, sagte Schleiffer im Gespräch mit Augen geradeaus!. Diese Art des Trainings werde aber künftig zunehmen, zumal die in der Kolonialzeit willkürlich gezogenen Landesgrenzen mit der Ausweitung auf andere G5-Sahel-Staaten ihre Bedeutung verlören. Zudem werde die Mission insgesamt robuster werden müssen.

Das betreffe vor allem die Begleitung der Malier in deren Liegenschaften, auch wenn auch künftig die Ausbilder ihre Trainees nicht in Kampfeinsätze begleiten würden, betonte Schleiffer. Im Mandat wird das als einsatznähere militärische Beratung und Ausbildung bezeichnet – mit dem  so genannten Mentoring soll dabei einsatzrelevantes Wissen an gesicherten Orten wie Kasernen, Übungsräumen, Einsatzstützpunkten und Führungseinrichtungen vermittelt werden.

Diese Beschränkung auf gesicherte Orte sei eine Voraussetzung, die voraussichtlich für die gesamte Mission gelten werde, sagte Schleiffer. Dass andere EU-Nationen darüber hinausgingen, könne er sich nicht vorstellen, auch wenn jedes Land für diesen Einsatz seine eigenen Regeln und Grenzen in so genannten Caveats festlege.

Zu besonderer Vorsicht mahnte der Kontingentführer bei der im Mandat vorgesehenen Regelung

Zudem sollen die Tätigkeiten der Soldatinnen und Soldaten beobachtet, ihre Leistungen und ihr Verhalten – auch im Hinblick auf die Achtung der Menschenrechte und des humanitären Völkerrechts – evaluiert und die Ausbildungsinhalte entsprechend angepasst werden.

Dabei müssten die Ausbilder aber auch berücksichtigen, dass Mali ein souveräner Staat sei und Vertrauen verdiene. Wenn es nach Kontrolle statt Ausbildung aussehe, würde das das Vertrauensverhältnis gefährden. Das internationale Völkerrecht sei aber ein wichtiger Punkt in der Ausbildung und habe auch im Ausbildungsplan einen festen Platz: Ich muss davon ausgehen, dass sich daran gehalten wird.*

Die höhere Obergrenze von künftig für das bei EUTM Mali eingesetzte deutsche Personal wird nach Schleiffers Worten voraussichtlich für eine höhere Zahl von Ausbildern benötigt – aber auch für mehr Sicherungskräfte. Wenn die Ausbildungsmission mit einer Ausweitung in Mali selbst und langfristig auch auf andere Sahel-Staaten auf eine wesentlich größere Fläche verteilt werde, sei auch an mehr Orten Force Protection erforderlich.

Nach einem Bericht der Brüsseler Kollegen von Bruxelles2 (nur für Abonnenten zugänglich) wird nicht nur der deutsche Anteil an EUTM Mali, sondern die ganze Mission deutlich aufgestockt: Sie soll künftig 1.200 statt bisher 700 Soldatinnen und Soldaten umfassen.

Für die Ausweitung auch auf andere Staaten wird die EU-Mission dann allerdings auch mehr logistische und medizinische Unterstützung, mehr Befehlsmittel, aber auch mehr strategischen oder taktischen Transport benötigen: Das – theoretisch mögliche – künftige Missionsgebiet ist vierzehnmal so groß wie Deutschland.

Nach Informationen von Bruxelles2 sind allerdings auch die rechtlichen Bedingungen für die Ausweitung außerhalb Malis noch offen. So fehlen bei den anderen Ländern überwiegend noch die Vereinbarungen zum Status der eingesetzten EU-Soldaten. Am weitesten seien die Verhandlungen dazu bislang mit Burkina Faso gekommen.

*Der Absatz wurde in Absprache mit dem Interviewten zur  Präzisierung geändert.

(Foto: Der Kontingentführer 22. Deutsches Einsatzkontingent EUTM Mali, Oberstleutnant Florian Schleiffer, Mitte, rechts ein österreichischer Hauptmann – Gerrit Hohmann/Bundeswehr)