Neue Korvetten für die alten Korvetten, die mit neuen Korvetten ergänzt wurden?
Diese Wortmeldung kommt jetzt ein wenig, nun, unvermittelt: Vor fast vier Jahren schlugen zwei Koalitionsabgeordnete vor, die fünf vorhandenen Korvetten K130 der Deutschen Marine mit fünf weiteren Korvetten zu ergänzen – und stellten im Haushalt auch die nötigen Mittel bereit. Jetzt kommt aus der Union ein neuer Vorschlag: die ursprünglichen fünf Korvetten sollen durch fünf neue ersetzt werden.
Schon die Initiative im Oktober 2016 des damaligen SPD-Abgeordneten Johannes Kahrs und seines Haushaltsausschuss-Kollegen Eckart Rehberg von der CDU war ein bisschen überraschend gekommen – auch wenn das Verteidigungsministerium das dann gerne aufgriff und begründete. Eine der damaligen Argumentationslinien: Es handele sich ja nur um eine Ergänzungsbeschaffung, die neuen Boote seien quasi eine Nachbestellung bereits vorhandenen Materials.
Das stimmte schon damals nicht, weil die Technik sich natürlich weiter entwickelt hatte und die fünf neuen Korvetten nicht baugleich sein konnten mit den ersten fünf. Das wiederum ist jetzt die Argumentation für den CDU-Abgeordneten Ingo Gädechens: Eine Modernisierung der ersten fünf Boote sei so teuer, dass man auch gleich neue kaufen könnte.
Gädechens etwas überraschender Vorstoß vom (heutigen) Donnerstag zum Nachlesen:
Mit der Korvette vom Typ K130 wurde ein modernes System mit hohen technischen Standards und hoher Komplexität beschafft. Die anfänglichen Mängel am Getriebe oder bei der Klimatisierung sind seit langem beseitigt. Ursprünglich waren einmal 15 Einheiten dieses Typs als Ersatz für die ausgemusterten Schnellboote der Gepard-Klasse (143A) vorgesehen, davon wurden zunächst nur 5 gebaut. 2017 hat der Haushaltsausschuss des Bundestages den Bau weiterer 5 Einheiten in einem beschleunigten Verfahren beschlossen. Dieser Aufwuchs ist angesichts der steigenden Einsatzverpflichtungen und der geringen Flottenstärke der Marine gerechtfertigt und dringend notwendig. Wenn man die Zeitfenster bis zum Zulauf dieser neuen Schiffe sieht, ist bereits jetzt der Zeitpunkt gekommen, sich Gedanken über die Modernisierung der ersten 5 Korvetten zu machen. Eine Modernisierung mit den entstehenden Kosten muss allerdings ins Verhältnis zu möglichen Neubauten gesetzt werden.“
Deshalb fordert der Haushälter und Marineberichterstatter der CDU/CSU-Bundestagsfraktion von vornherein fünf neue Korvetten im Rüstzustand des zweiten Loses zu beschaffen:
„Die ersten Einheiten werden dann einen technischen Erneuerungsbedarf haben, dass die Kosten vergleichbar hoch sein werden, wie Neubauten zu beschaffen. Man würde folglich darauf verzichten, viel Geld in die Modernisierung verhältnismäßig alter Schiffe zu investieren, sondern neue Einheiten eines einheitlichen Bauloses erhalten. Für mich wäre das eindeutig eine win-win Situation und man würde in der Ersatzbeschaffung mal vorrausschauend agieren“, so Gädechens.
Ein weiterer positiver Nebeneffekt dieser Vorgehensweise: Die Marine müsste in dem Zeitraum ab 2025 fortfolgend keine Schiffe zur Modernisierung ins Trockendock abgeben, die älteren Korvetten des ersten Bauloses würden dann nämlich Zug um Zug durch neue Einheiten ersetzt. Eventuell könnten man die älteren Korvetten dann an NATO-Partner veräußern, so der Vorschlag des CDU-Politikers.
Nun dürfte dabei auch eine Rolle gespielt haben, dass Gädechens, worauf er selbst hinweist, der einzige schleswig-holsteinische Abgeordnete im Haushaltsausschuss des Bundestages ist und es natürlich auch um die Auslastung von Werften geht. Und er sieht gute Chancen, dass eine entsprechende Entscheidung noch in diesem Jahr im Haushalts- und Verteidigungsausschuss des Bundestages getroffen werden kann.
Es sollte mich nicht wundern, wenn Ministerium und Marine da wie schon vor vier Jahren wollten wir doch schon immer sagen. Allerdings müssen sie jetzt erst mal die Bestellung des neuen Mehrzweckkampfschiffs 180 durch den Haushaltsausschuss bringen – das ist für Mitte Juni geplant.
(Archivbild Januar 2013: die Korvetten Braunschweig, Oldenburg und Erfurt im Marinestützpunkt Hohe Düne bei Rostock – Björn Wilke/Bundeswehr)
Für mich sollte sich die Vorgehensweise immer vom Ziel her ableiten. Wenn es das erste Ziel der Marine ist, 2031 die 25 Überwasserkampfschiffe gemäß Fähigkeitsprofil der Bundeswehr zu haben, ist die zügige Bestellung weiterer Korvetten absolut nachvollziehbar. Dann kann man noch von Fall zu Fall entscheiden, wieviele Korvetten des ersten Loses man verkauft, aufrüstet oder verschrottet.
Wenn man langfristig 15 Korvetten will, die nach 15 Jahren auf Vordermann gebracht werden und dann 30 Jahre halten, ist das ein anderer Ansatz. Dann ist es absolut sinnvoll alle zwei Jahre eine Korvette zu modernisieren. Hauptsache man fängt auch damit an. Und 5 neue Korvetten in einem Jahrzehnt reichen dann auch. Wenn wir dies jetzt so angehen würden, wären wir Mitte der 30er Jahre auf diesem Niveau. Mit 15 Korvetten, die entweder noch keine 15 Jahre alt sind oder zwischenzeitlich modernisiert wurden. Diesen Ansatz halte ich persönlich für besser als auf ein bestimmtes Jahr zu schauen.
@chris
Die Frage nach einem größeren (Teleskop-)Hangar auf K130 hatte ich hier vor einiger Zeit schon mal in einem anderen Thread aufgebracht. Mir wurde von Fachkundigen erklärt dass ausreichend Stellplatz allein bei weitem nicht ausreicht. Zusätzliches Personal und Material wären ebenfalls unterzubringen.
Ich persönlich glaube dass spätestens mit der Entscheidung, die Sea Lynx durch die deutlich größeren NH90 abzulösen, dass ganze nicht mehr zu machen ist, selbst bei einer moderaten Rumpfverlängerung nicht. Dazu ist der K130 Hangar in allen Dimensionen zu klein, nicht nur in der Länge.
Für sinnvoll hielte ich aber eine Hangarauslegung, die mittelfristig deutlich größere Drohnen zulassen als bisher pilotiert – konkret 2 x Airbus VSR700. Die spielen mit 250kg Nutzlast in einer ganz anderen Liga als die kleinen Skeldar V-200 oder Schiebel Camcopter. Wenn ich mir das kürzlich veröffentlichte erste Foto des Hinterschiffes der zukünftigen Korvette Köln mit seinem recht großen Hangar-Rolltor anschaue könnte man glatt meinen, genau das sei schon berücksichtigt.
Besser wäre ein Hangar für H145M. Für die Aufgabe der K130 gegen Landziele zu wirken, braucht es keinen U-Jagdhubschrauber. Aber zuletzt winkte die Marine dankend ab. Die restlichen Heliverbände der BW sehen nichr nur die Möglichkeit günstige Flugstunden zu machen, sondern insgesamt eine wertvolle Erweiterung durch ca. 60 geplanten Einheiten, verteilt auf alle Verbände. Die blauen Jungs wollen was mit Rädern.
Hoffnungslos sagt:
„Die blauen Jungs wollen was mit Rädern.“
Und mit Greifhaken für das Deckgitter. Die Kufen am H145 und anderen Behelfsmarinehubschraubern fangen die Energie beim Landen nicht ab. Reifen und Fahrwerk tun das. Dazu hat der H145 keinen Greifhaken fürs das Deckgitter eines Marineschiffes.
In Fortsetzung des Gedankens etwas mit Rädern unten dran:
Für wie realistisch halten Sie es, dass die Marine hier mit der H160M liebäugeln könnte? Jetzt mal gar nicht unbedingt auf K130 bezogen, aber vielleicht auch sehrwohl.
@Bundesbürger et al: Das Thema „neues Helo Modell“ ist für die Marine durch, SeaLion und auch SeaTiger sind faktisch beschlossen. Nur die Entscheidung für 7 oder 14 MH-SOF (Marinehubschrauber für Spezialoperationen) steht noch aus. Auch der K130 einen (vollwertigen) Hangar anzudichten ist müssig, denn dann wäre sie ein sehr anderes
BootSchiff.Anyway, wenn die Frage kommt: MKS180 Nr. 5 und 6 gegen 3. Los K130, dann hat das MKS eindeutig meine gewichtige Stimme. ;-)
Genau, Ottone. War auch in dieser Hinsicht von mir gedacht. Beziehungsweise als „Leichter Mehrzweckhubschrauber Streitkräfte (Marine)“.
@Ottone: Womit wir beim Thema „Linie statt Klasse“ wären. Wo kommt dieser Spruch eigentlich ursprünglich her? Grundsätzlich finde ich es sehr lobenswert, dass nicht nach jeweils 3 -5 Einheiten nach einer neuen Schiffs/Boots-Klasse gerufen wird. Und dass man auch bei den Hubschraubern dieser Logik folgt und damit die „Linie“ der NH90 baut.
Was mir noch fehlt wäre, dass die Marine statt von der „Klasse 127“ zu sprechen zum Wording „2. Los MKS180 mit dem Modul Luftverteidigung“ übergehen würde. Erst dann glaube ich, dass das Motto „Linie statt Klasse“ auch ernsthaft verfolgt wird.
SvD sagt: „Dazu hat der H145 keinen Greifhaken fürs das Deckgitter eines Marineschiffes“
Hat der Sea King auch nicht. Der hält sich bis zum Verlaschen nur durch sein Gewicht auf dem Deck. Deshalb ist er bei Seeflugbetrieb gegenüber dem Sea Lynx auch etwas limitiert. Aber natürlich stimmt es schon, Radfahrwerk und Harpune sind ein Muss für einen eventuellen SOF M Hubschrauber.
@Nachhaltig sagt: 06.06.2020 um 22:30 Uhr
„Was mir noch fehlt wäre, dass die Marine statt von der „Klasse 127“ zu sprechen zum Wording „2. Los MKS180 mit dem Modul Luftverteidigung“ übergehen würde. Erst dann glaube ich, dass das Motto „Linie statt Klasse“ auch ernsthaft verfolgt wird.“
Gibt es denn derzeit dafür Anhaltspunkte??