DroneWatch: Verteidigungsministerium plant Drohnen-Debatte am 11. Mai, als Livestream

Wegen der Coronavirus-Pandemie war, wie viele andere Veranstaltungen, eine für den 24. März geplante Diskussion über die Bewaffnung von Drohnen der Bundeswehr im Verteidigungsministerium abgesagt worden. Die Veranstaltung soll nun am 11. Mai nachgeholt werden – praktisch unverändert, aber mit weniger Publikum und als online-Livestream.

Hintergrund ist die Festlegung des Bundestages bei dem Beschluss zur Beschaffung der Drohnen im Jahr 2018, die Bewaffnung in einem gesonderten Beschluss zu regeln – nach einer ausführlichen völkerrechtlichen, verfassungsrechtlichen und ethischen Debatte. Diese Diskussion ist damit die Voraussetzung dafür, über eine mögliche Bewaffnung der neuen, von Israel geleasten unbemannten Systeme des Typs Heron TP zu entscheiden. Für diese Drohnen werden derzeit deutsche Piloten und Bediener in Israel ausgebildet; im kommenden Jahr sollen sie erstmals in einem Auslandseinsatz genutzt werden.

Die Debatte über die Bewaffnung wird seit Jahren permanent gefordert; formal ist allerdings seit einer Podiumsdiskussion de Maizières unter anderem mit den damaligen Militärbischöfen im April 2013 wenig passiert. Im vergangenen Herbst hatten Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer und Abgeordnete der CDU die öffentliche Diskussion erneut gestartet; sie hatte mit der Veranstaltung am 24. März fortgesetzt werden sollen.

Aufgrund der allgemein notwendigen Abstands- und Hygieneregelungen werden wir das Format der Tagung räumlich und technisch erheblich modifizieren, heißt es in der neuen Einladung des Parlamentarischen Staatssekretärs Peter Tauber vom (heutigen) Montag. Im Veranstaltungsraum könnten deshalb nur die jeweiligen Panelteilnehmer und eine kleinere Zahl von Teilnehmern anwesend sein; weitere Gäste sollten aus anderen Räumen des Bendlerblocks in Berlin dazugeschaltet werden.

Vor allem aber sollen externe Gäste die Diskussion über einen Livestream auf der Webseite des Verteidigungsministeriums verfolgen können. Fragen von außen könnten über soziale Medien wie Twitter unter dem Hashtag #DrohnenDebatte2020 oder per E-Mail an die Vertreter auf dem Podium gerichtet werden. Damit sollten eine möglichst breite Teilnahme und ein kontroverser Austausch ermöglicht werden.

Die Veranstaltung ist auf etwa fünf Stunden angesetzt – und die Tagesordnung sieht praktisch genauso so aus wie die für die ganztägige Veranstaltung, die für den 24. März geplant war (was vor allem durch den Verzicht auf längere Pausen erreicht wird). Auch die Personen auf dem Panel sind dieselben:

• Generalinspekteur Eberhard Zorn mit  Militärischen Betrachtungen zur Drohnenfrage

• Eine Podiumsdiskussion über die ethische Dimension von bewaffneten Drohnen mit
dem evangelischen Militärbischof Sigurd Rink
dem Wehrbeauftragten Hans-Peter Bartels
Bernhard Koch vom Institut für Theologie und Frieden der katholischen Militärseelsorge
Oberst Matthias Ehrbrecht, Panzerlehrbrigade 9, mit den Erfahrungen eines Advisor Afghan National Army Corps
Heike Spieker, Leiterin des Teams für Internationales Recht beim Deutschen Roten Kreuz

• Eine Podiumsdiskussion mit Bundestagsabgeordneten aus allen Fraktionen (die von den Fraktionsvorsitzenden benannt werden sollen)

• Eine Podiumsdiskussion über die rechtliche Dimension von bewaffneten Drohnen mit
dem Abteilungsleiter Recht im BMVg, Andreas Conradi
Prof. Heintschel von Heinegg, Völkerrechtlicher an der Universität Viadrina in Frankfurt/Oder
Peter Becker, Mitgründer und Co-Vorsitzender der International Association of Lawyers Against Nuclear Arms (IALANA)

Die Veranstaltung soll mit einer Zusammenfassung des Abteilungsleiters Politik im BMVg, Detlef Wächter, enden.

(Archivbild: Patch der neuen Ausbildungseinheit der Luftwaffe vom Beginn der Ausbildung von Piloten für die Heron-TP-Drohnen in Israel im Januar 2019 – Francis Hildemann/Bundeswehr)