Coronavirus-Pandemie und Bundeswehr – Sammler 29. April
Auch wenn’s etliche andere Themen heute gibt – hier die Übersicht zum Thema Coronavirus-Pandemie und Bundeswehr am 29. April 2020:
• Die Zahlen zu den Infektionsfällen unter den Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr im Inland am (heutigen) Mittwoch:
290 begründete Verdachtsfälle (Vortag 287)
342 bestätigte Infektionen insgesamt, davon 79 tagesaktuell bestätigte Fälle (Vortag 340/73)
• Die Zahl der bestätigten Infektionen deutscher Soldaten im Kosovo hat sich nicht erhöht; weiterhin bleibt es bei der Zahl von vier positiv getesteten Männern und Frauen bei KFOR. Aus anderen Auslandseinsätzen gibt es derzeit keine Meldungen von bestätigten Infektionen.
• Die Zahl der Amtshilfeanträge stieg auf 451, davon wurden bislang 214 gebilligt. Derzeit werden 117 Unterstützungsleistungen durchgeführt.
Zurzeit sind 564 Soldaten – außerhalb des Sanitätsdienstes – in diesen Hilfeleistungen eingesetzt. Schwerpunkt sind weiterhin die Unterstützung der Gesundheitsämter bei der Nachverfolgung von Infektionsketten mit derzeit 117 Soldaten und die Hilfe für Altenheime mit derzeit 126 und demnächst 137 Soldaten.
• Angesichts der aktuell überschaubaren Lage – und sicherlich auch angesichts des bevorstehenden langen Wochenendes – werden die Bereitschaftszeiten angepasst. Künftig sollen von den derzeit rund 13.000 für die Bewältigung der Pandemie in Reserve gehaltenen Soldaten noch fünf Prozent innerhalb von zwölf Stunden zu einem Hilfseinsatz bereitstehen, weitere 15 Prozent innerhalb von 72 Stunden. Der überwiegende Teil wird in eine Bereitschaft von fünf Tagen gesetzt.
Nachtrag: Der Umgang mit dem Hygienekonzept des Leitenden Amtsarztes der Bundeswehr, der unter anderem den Gebrauch von Mund-Nasen-Schutz empfiehlt, sobald sich mehrere Personen gemeinsam in einem Raum ebenso wie im Freien aufhalten, wird in der Truppe weiterhin sehr unterschiedlich gehandhabt. Formale Weisungen oder Befehle dazu scheint es meist nicht zu geben, als Konsequenz werden solche Masken auch bei Zusammenkünften in Gebäuden oft (meist?) nicht getragen. Andererseits nähen Angehörige des Taktischen Luftwaffengeschwaders 74 in Neuburg an der Donau derzeit solche Gesichtsbedeckungen für die Geschwaderangehörigen (Foto oben). Von einem gemeinsamen Vorgehen der Streitkräfte ist die Truppe offensichtlich noch weit entfernt.
(Foto: Lena Djokic/Bundeswehr)
Ich persönlich halte die Empfehlung (?) des ltd. Amtsarztes für völlig überzogen und auch nicht umsetzbar. Zumal die Masken regelmäßig gewechselt und anschließend eigentlich fachgerecht entsorgt werden müßten.
Werden die Masken vom Dienstherrn gestellt? Ca. 10 St. je Soldat und Diensttag?
Von der Maske der Lw bin ich ja total entaeuscht. Ich haette erwartet das man mindestens 2 Velcro Patches aufnaeht um wenigsten das Geschwaderwappen und den Aufnaeher mit den Flugstunden drauf zu pappen!
Man sollte es den Chefs und Kdrs weiterhin ueberlassen die Anweisung umzusetzen und keine strickte Befehlsgebung raushauen. 100% Schutz gibt es nicht…daran aendert auch ein Befehl nichts. Und wenn dann trotz eines Maskenbefehls einer erkrankt, will man dann den Vorgestzten und den Soldaten bestrafen?
@ Thomas Melber
1+
Habe gehört, die Bw hat 1,8 mio Masken geordert mit geplanter Ausgabe von 5 Stück pro Bw Angehörige. Das Hygienekonzept ist nach wie vor unrealistisch und nicht umsetzbar, zu einen das Tragen der Masken (wann, wie lange, wo, wo nicht) nicht klar und auch die dort vorgeschrieben Reinigung (60°C, anschließende Trocknung) ist insbesondere für Kasernenschläfer/Lehrgangsteilnehmer nicht umsetzbar und damit unerfüllbar. Da hilft auch die viel beschworene Auftragstaktik nichts…
@ASpooner sagt: 29.04.2020 um 19:48 Uhr
„und auch die dort vorgeschrieben Reinigung (60°C, anschließende Trocknung) ist insbesondere für Kasernenschläfer/Lehrgangsteilnehmer nicht umsetzbar und damit unerfüllbar. Da hilft auch die viel beschworene Auftragstaktik nichts…“
Doch genau hier hilft die Auftragstaktik.
Nämlich indem erkannt wird, dass nicht die Einhaltung der Empfehlungen die wesentliche Leistung ist, sondern die Auftragserfüllung in Abwägung zur Einsatzbereitschaft und zum Gesundheitsschutz.
Wenn also der KpChef/Kdr erkennt, dass es eine umfassende Maskentragepflicht nur mit unzumutbarem Aufwand oder sogar gar nicht umsetzbar ist, dann kann er, nein MUSS er abwägen welche Maßnahmen nach seiner Bewertung dem übergeordneten Ziel statt dessen am besten Rechnung tragen.
Klar erfordert das ein bißchen mehr Gehirnschmalz und klar erfordert das auch eigene Entscheidung und klar erfordert das auch die Befehle seinen Untergebenen inhaltlich vermitteln, da reicht halt nicht nur zu sagen „Berlin/Potsdam/Strausberg“ haben das so befohlen…
Aber wer das nicht will, der soll halt nicht Chef werden. Am Anfang stand die Wahl des Berufs, danach folgte die Wahl der Laufbahn…
+1 ASpooner
Wer Weisungen/Befehle mit Anspruch auf Umsetzung/Gehorsam erteilt, muss sicherstellen, dass diese auch durchführbar sind. Masken sind nicht verfügbar und das Feigenblatt Dreieckstuch reicht für einen Tag. Man hat den Eindruck, da hat sich jemand abgesichert, ohne sich über die Situation der Soldaten wirklich klar zu sein. Aber das wäre ja nicht wirklich neu.
@AK sagt: 29.04.2020 um 21:23 Uhr
„Wer Weisungen/Befehle mit Anspruch auf Umsetzung/Gehorsam erteilt,“
Aber genau das ist ja der Punkt. Es wurde ja gar kein Befehl mit Anspruch auf Gehorsam erteilt. Und vermutlich nicht durch Unachtsamkeit, sondern mit Absicht, eben um den Vorgesetzten die notwendigen Spielräume zu gewähren.
It’s not a bug, it’s a feature :)
@ASpooner
Wie @Koffer bereits darstellte, „Doch genau hier hilft die Auftragstaktik“, – und zwar ausschließlich das Führen mit Auftrag, erlaube ich mir ergänzend als Feststellung.
Der Unterstellte sucht sein Möglichstes zur Auftragsausführung unter Beachtung gegebener Umstände. Kommt er zur Beurteilung, dass diese gegebenen Umstände das nicht zulassen, wird gemeldet und der Auftraggeber entscheidet neu.
Führung mit Auftragstaktik erfordert geraden Rücken und Mut, beim Auftragsempfänger. Wer das nicht verinnerlicht, traf die falsche Berufswahl/Laufbahnentscheidung.
1860, „Herr, dazu hat Sie der König (von Preußen) zum Stabsoffizier gemacht, daß Sie wissen müssen, wann Sie nicht zu gehorchen haben.“ – General Friedrich Karl von Preußen.
Oh, danke für die Belehrungskeule. Und wer keine Argumente mehr hat, bringt dann noch hilfreiche Zitate und ruft zum Ungehorsam auf.
Die politisch gesetzte Zahl für diese Reservekräfte gemäß Leitungsflyer ist 15000 aus allen Organisationsbereichen (ohne San) unter Führung des Nationalen Territorialen Befehlshabers. Davon werden 12000-13000 durch das Kommando Territoriale Aufgaben geführt, der Rest v.a. Spezialisten, ABC, Feldjäger, Logistik, etc. stehen unter Führungsvorbehalt.
Der Sanitätsdienst hat eine andere Zählweise: die angegebenen 17000 sind nicht die zusätzlich verfügbar gemachten Kräfte, sondern bilden die Masse des Organisationsbereichs ab.
@ASpooner sagt: 29.04.2020 um 22:59 Uhr
„und ruft zum Ungehorsam auf.“
Seufzt. Ungehorsam wäre es ja nur dann wenn es darum ginge gegen einen Befehl mit Anspruch auf Gehorsam zu verstoßen.
Aber weder sind die Handreichung des ZSan als ein solcher einzustufen (das hat ZSan ja selbst so erklärt), noch sind die Äußerungen von Friedrich Karl so zu verstehen, der mit diesem Spruch das Prinzip des (zulässigen!) „Abweichens vom Auftrag“ in das deutsche Befehlsrecht einführte und auch deswegen als einer der Väter der Auftragstaktik gilt.
@ASpooner @Koffer
Auftragstaktik ist selbstverständlich der Weg zum Erfolg bei scheinbar unlösbaren Aufgaben.
Meine Kompanie hat den Mundschutz mittels Dreiecktuch (bis zum Eintreffen von dienstlichen gelieferten Masken) umgesetzt. Abends wird dieser im Wasserkocher der Teeküche ausgekocht. Über Nacht trocknen und schon kann am nächsten Tag wieder angegriffen werden. Toiletten sind bis Truppebene zugewiesen, Abstände bei der WuG Ausbildung wurden angepasst, Abstände von 1,5m beim Antreten werden gehalten und der Kompanieblock ist voll mit Hinweisen.
Machen ist wie Wollen. Nur krasser.
pi
Die Auftragstagstaktik in allen Ehren, aber bitte doch mal Hand auf’s Herz! Die fehlende klare Befehlslage ist doch keine bewusst herbeigeführte Situation in der Vorgesetzte aller Ebenen in die Lage versetzt werden sollen, im Sinne welchen Auftrages zu handeln?
Meiner Meinung nach spiegelt sich hier das Führungschaos der gesamten Streitkräfte wider. Nämlich, dass wir KEINE einheitliche Führung haben und – wie immer – die Verantwortung auf die Verbands- und Kompaniebene abgewälzt wird.
Siehe hierzu die aktuelle Ausnahmeregelung MKF B Covid19. Der Einheitsführer/Verbandsführer entscheidet bla. Die Beispiele hierfür sind endlos.
@politisch inkorrekt
Scheint mir nicht sinnvoll, 1x Dreicktuch pro Tag zu nutzen, bei empfohlener Nutzungsdauer von MNS von 20-30 min, aber wenn das ihre Umsetzung ist, voll in Ordnung, aber über Sinn und Unsinn lässt sich streiten.
Ich habe nicht den Anspruch, dass alle meine Kritik am Hygienekonzept verstehen, scheint auch nicht zu funktionieren, aber sei´s drum. Es ist schon fast amüsant, dass einige scheinbar auf alles immer eine bessere Antwort haben und auf jedwede Art von Kritik glauben, kontern zu müssen, scheint von einigen der Kernauftrag zu sein. Die Hinweise auf falsche Laufbahn und falsche Berufswahl erscheinen mir etwas dreist, aber ich akzeptiere andere Meinungen. Bevor es unsachlich wird und der „Hausherr“ eingreift, sollten wir es dabei belassen.
@politisch inkorrekt sagt: 30.04.2020 um 8:16 Uhr
„Machen ist wie Wollen. Nur krasser.“
+1
@pirat77 sagt: 30.04.2020 um 8:39 Uhr
„Die Auftragstagstaktik in allen Ehren, aber bitte doch mal Hand auf’s Herz! Die fehlende klare Befehlslage ist doch keine bewusst herbeigeführte Situation in der Vorgesetzte aller Ebenen in die Lage versetzt werden sollen, im Sinne welchen Auftrages zu handeln?“
Ich denke schon. Denn dort wo notwendig (weil eine zentrale und einheitliche Befehlsgebung erforderlich), sind solche Befehle erlassen worden.
Ich mag mich auch täuschen, aber ich glaube in der Zwischenzeit (die Lage ist ja schon lange genug vordringlich) sind die Unterscheidungen zwischen dezidierten Befehlen und gewollten Freiräumen bewusst gewählt.
„Meiner Meinung nach spiegelt sich hier das Führungschaos der gesamten Streitkräfte wider. Nämlich, dass wir KEINE einheitliche Führung haben und – wie immer – die Verantwortung auf die Verbands- und Kompaniebene abgewälzt wird.“
Ich sehe ehrlich gesagt kein Chaos (außer das von mir aus prinzipiellen Gründen abgelehnte Chaos, dass die aktuelle Struktur mit 6 TSK/OrgBer +3 ziv OrgBer +Rechtspflege +Seelsorge +zahllose Immediatbhehörden so oder so verursacht, aber das hat ja nichts mit der COVID-19 Lage zu tun, sondern mit unserer allgemeinen Führungsdiffussion). Und einheitliche Führung heisst gemäß DEU Militärverständnis eben NICHT einheitliche Befehlsgebung, sondern lediglich einheitlicher Auftrag (3a!), nicht einheitliche Umsetzung (3b).
Und die Verantwortung auf der Btl/Kp ist ja genau dort wo sie auch hingehört.
@Pirat 77
Aber selbstverständlich liegt die Verantwortung auf der Ebene Verband/ Einheit. Das ist doch analog zur Gefechtsausbildung. Es werden Standartsituationen geübt, um ein Grundgerüst an Handlungsmöglichkeiten zu schaffen. Die Kunst ist es dann anhand dieses Grundgerüstes welches man hoffentlich dann verinnerlicht hat, in der jeweiligen realen Lage seinen Entschluss zu fassen. Es gibt keine Leitungslösung!
Wie soll denn der Kamerad der die MKF Regelung verfasst hat, jede mögliche Situation vorhersehen? Auch kann er nicht jeden möglichen Auftrag auf Verbandsebene vorausdenken.
Seltsame Diskussion hier……
@ Koffer
Ich gehe wirklich selten mit ihren Kommentaren einher, aber hier volle Zustimmung.
Eine Frage in die (teils) jammernde Runde: Wer will denn ernsthaft, dass Generäle befehlen müssen, wer, wann, wie, wo welche Maske im Kompanieblock anzuziehen hat? Ja, einiges ist unklar, das ist es im laufenden Gefecht aber häufig auch.
Mal ein Vergleich aus der Schule: am Montag gehen in RLP die Großen wieder wochenweise in die Schule. Noch ist bei uns (hygienisch) nicht alles komplett. Anweisung vom Chef: wir starten am Montag, notfalls mit Hygienetüchern. Sind die Spender am Dienstag nicht einsatzbereit, schicken wir alle sofort wieder nach Hause. Motto: Melden macht frei – und belastet Vorgesetzte (hier: Schulträger). Weiteres Motto: wir machen Homeschooling in der Schule. Mehr lassen die Hygieneregeln derzeit nicht zu. Und die kaum vorhandene Digitalisierung…
Stillstand bei der Ausbildung kann sich die Bundeswehr natürlich nicht allzu lange leisten. Aber zur Verdeutlichung empfehle ich den Tagesbefehl des GI zu lesen: Pandemie mitbekämpfen und Einsatzbereitschaft sicherstellen. Also, Fehler kommen vor, aber nicht dauernd jammern und auf die da oben schimpfen, wenn ich selbst noch was tun kann.
Dran. Drauf. Drüber.
@ MrDiversity
Niemand, aber ich hätte gerne auch nur minimal umsetzbare und abgestimmte Konzepte, bevor diese veröffentlicht werden. Das können wir eigentlich besser…
…sehr hitzige Diskussion. Da ich, als Hörsaalleiter in einer der größten Schulen der Bundeswehr, persönlich betroffen und seit dem 27.04. wieder in Lehrverwendung stehe, ein paar Anmerkungen meinerseits zu diesem Thema.
In meiner Dienststelle herrscht ein generelles Absicherungsdenken. Getreu dem Motto „ich bin nicht Schuld bzw. ich habe doch alle Maßnahmen entsprechend befohlen“ werden die Empfehlungen des Hygienekonzepts in einen Befehl umgesetzt werden. An dem Grundsatz der gleichzeitigen Gestellung von Kräften, Mitteln –insbesondere einer Möglichkeit der Desinfektion von Schutzmasken- und Zeit hapert es gewaltig.
Erschwert diese „schwammige Befehlslage“ meiner Inspektion den Ausbildungsauftrag?
Antwort: JA! Sie wird den Dienstbetrieb erheblich erschweren!
Macht es unseren – meinen – Ausbildungsauftrag zunichte?
NEIN! Wir beherrschen das „Leben in der Lage“! Wie ich schon in den 90èr Jahren zu meinen unterstellten Soldaten zu sagen pflegte: „ MITDENKEN, FREUDE SCHENKEN! Sucht Lösungen in diesem unklaren Lagebild. Verschwendet eure Energie nicht darauf Gründe zu finden, weshalb etwas nicht umzusetzen ist. Bringt diese vielmehr ein, um „kreative“ Lösungen zu finden! Beispielsweise Töpfe zu beantragen, um die Stoffmasken in den Teeküchen auskochen zu lassen.
Es gibt vieles, was ich nicht nachvollziehen kann! Doch den „Kopf auszuschalten“ gehört nicht dazu.
Streiche letzten Absatz:
setze;
Es gibt vieles, was ich nachvollziehen kann! Doch den „Kopf auszuschalten“ gehört nicht dazu.
@ all
Leute bleibt mal locker! Die Situation mit den Masken ist nun mal so wie sie ist. Das ist kein typisches Bw Problem! Das wurde woanderst vergeigt.
Selbst in der Türeintreter-Fraktion ist dann eben gelungen das unsere Frauen etwas selbst genäht haben und zumindest jeder 2 davon hat.
Wir haben Dampfbügeleisen zur Desinfektion beschafft. Somit sind die Masken in nullkommanix vernünftig desinfiziert.
Alles nicht toll , ich weiss, nur hilft es uns nicht wenn wir auch da nicht anpacken. Der „alte“ hat es bei uns prüfen lassen und faktisch dann befohlen ohne auf irgendwelche Empfehlungen,Richtlinien oder sonstige Wunschschreiben zu warten!