Coronavirus-Pandemie und Bundeswehr – Sammler 31. März

Der Sammel-Thread zum Thema Bundeswehr und Coronavirus-Pandemie am 31. März 2020 – im Vordergrund zunächst der Tagesbefehl von Generalinspekteur Eberhard Zorn: Die Pandemie eindämmen und die Einsatzbereitschaft der Bundeswehr erhalten.

• Generalinspekteur Eberhard Zorn hat die Truppe und die zivilen Mitarbeiter aufgerufen, in der derzeit unklaren und ständig wechselnden Lage nicht auf Weisungen von oben zu warten, sondern im Sinn der Auftragstaktik aktiv zu werden. Nicht jeder kann alles wissen und überblicken. … Ermöglichen Sie sachgerechtes Handeln auf der zuständigen Ebene! Vertrauen Sie Ihrem unterstellten Bereich, stärken Sie Ihren Frauen und Männern den Rücken!, schrieb Zorn in einem Tagesbefehl zur Coronavirus-Pandemie, der am (gestrigen) Montag gezeichnet und am Dienstag veröffentlicht wurde.

Zorn verwies darauf, dass die Bundeswehr mit einer neuen, zusätzlichen Organisationsstruktur auf die Pandemie reagiere und der Inspekteur der Streitkräftebasis, Martin Schelleis, nun als Nationaler Territorialer Befehlshaber die Unterstützungsleistungen der Bundeswehr für Bund und Länder koordiniere. Das Einsatzkontigent „Hilfeleistung CORONA“ (steht so als offizielle Bezeichnung im Tagesbefehl) und die vier regionalen Führungsstäbe böten eine klare, durchgängige Führungsstruktur, mit der die Bundeswehr auf die unterschiedlichen Unterstützungsbedarfe schnell und angemessen reagieren könne.

Der Tagesbefehl zum Nachlesen hier.
(Und vorsorglich auch als Sicherungskopie: 20200330_Bundeswehr_Corona_GI_Tagesbefehl)

• Der Stand der Coronavirus-Infektionen und Verdachtsfälle unter den Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr im Inland:

784 begründete Verdachtsfälle (vorherige Zahl 767)
191 bestätigte Fälle (vorherige Zahl 187)

• Weiterhin ist nach Angaben des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr das deutsch geführte NATO-Bataillon in Litauen die einzige Auslandsmission mit bestätigten Infektionsfällen von Bundeswehrsoldaten. Die Zahl habe sich aber im Vergleich zu den Vortagen (da waren es fünf, von denen einer ausgeflogen wurde) nicht erhöht. In der Battlegroup der enhanced Forward Presence ist nach den bisherigen Testergebnissen insgesamt eine niedrige zweistellige Zahl von Soldaten der verschiedenen Nationen mit dem Virus infiziert.

• Im Sanitätsdienst haben die ersten der Reservisten mit medizinischer Aus- und Vorbildung, die sich freiwillig gemeldet haben, ihren Dienst angetreten. Nach Angaben der Bundeswehr meldeten sich viele frühere Soldaten, die derzeit freiberuflich tätig sind.

• Der Nationale Territoriale Befehlshaber, Generalleutnant Martin Schelleis, wandte sich in einer Videoansprache an die Bundeswehr (und, da es via Twitter verbreitet wurde, sicherlich auch an die Öffentlichkeit). Eine wesentliche Aussage: Erstmals in ihrer Geschichte hat die Bundeswehr vorbeugend ein Kontingent für Hilfeleistungen im Inland aufgestellt – eine grundsätzliche Abkehr von der bisherigen Praxis, auf Anfragen um Amtshilfe mit den (regional) vorhandenen Soldaten zu unterstützen.

Das Audio von Schelleis‘ Ansprache auch hier zum Nachhören:

20200332_SKB_Schelleis_Corona     

 

• Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer bezifferte am Abend in einem ZDF-Interview die Zahl der Soldaten, die zur Hilfe in der Krise zur Verfügung stünden, auf 15.000 aktive plus 15.000 Reservisten, die sich inzwischen gemeldet hätten. Unterstützung der Polizei durch die Bundeswehr lehnte sie wie zuvor schon ab: Wir planen nicht, dass wir die Polizei im Inneren ersetzen. Die Truppe könne allerdings in ganz, ganz engen Grenzen zum Schutz kritischer Infrastrukturen wie Wasser- und Elektrizitätsversorgung eingesetzt werden.

• Das gehört noch unbedingt zum heutigen Sammler: Der aktuelle Info-Brief von Marineinspekteur Andreas Krause. Speziell zur Lage der Marine daraus:

Lage Marine
– Die Zahl der bestätigten Infektionsfälle in der Marine beträgt 9; 114 Personenbefinden sich zwecks Beobachtung aktuell in Isolation.
– Stäbe, Dienststellen und Kommandos sind, bei stark reduzierter Präsenz vor Ort, weiterhin funktions- und arbeitsfähig.
– Der Einsatz- und Übungsbetrieb der Flotte ist weitgehend unberührt und wird planmäßig weitergeführt. Auch die Ausbildung an den Schulen der Marine ist beispielsweise unter Nutzung digitaler Plattformen so organisiert, dass sie in Teilen weitergeführt werden kann.
– All dies bedeutet neben den zu erwartenden personellen Engpässen durch Abstellungen und krankheitsbedingte Ausfälle einen Spagat, den es bestmöglich zu meistern gilt.
– Der regionale Führungsstab 1 (Nord) wird Ende der Woche planmäßig seine volle Einsatzfähigkeit erreichen. Er kann im Bedarfsfall auf bis zu 63 „Züge zur Unterstützung der Bevölkerung“ (ZUB) zurückgreifen, die sich aus verschiedenen Teilstreitkräften, Dienststellen und Kommandos zusammensetzen. Die Marine stellt dabei 16 dieser ZUB.
– Einheiten und Dienststellen der Marine aus Bremen und Niedersachsen stellen dem regionalen Führungsstab 2 (West) weitere 9 ZUB zur Verfügung

Der komplette Info-Brief zum Nachlesen hier
(und als Sicherungskopie: 20200331_InspMarine_Infobrief-Corona)

(Foto: Generalinspekteur Eberhard Zorn bei seinem Besuch im Bundeswehrkrankenhaus Koblenz (Korrektur: nicht Berlin) am 27.3.2020 – Foto Bundeswehr)