Coronavirus-Pandemie und Bundeswehr – Sammler 28. März
Der Sammel-Thread zum Thema Bundeswehr und Coronavirus-Pandemie am 28. März 2020 – angesichts des Wochenendes voraussichtlich weniger umfangreich als sonst:
• Die Luftwaffe fliegt mit einem A310 der Flugbereitschaft, ausgestattet für medizinische Evakuierung (MedEvac), sechs schwer erkrankte Covid-19-Patienten aus Bergamo nach Köln. Sie sollen in deutschen Kliniken weiterbehandelt werden. Bergamo in Norditalien gilt als eine der am schwersten betroffenen Städte.
• Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer und ihre französische Kollegin Florence Parly haben sich am (gestrigen) Freitag in einem Telefonat über Zusammenarbeit und weitere Hilfen in der aktuellen Pandemie verständigt. Unter anderem sollen schwer erkrankte Patienten aus dem besonders betroffenen Elsass mit NH90-Hubschraubern der französischen Armee in Krankenhäuser in Deutschland geflogen werden:
Opération Résilience – Des hélicoptères Caïman de l’armée de Terre vont prendre en charge plusieurs patients atteints du Covid-19. Depuis Metz, ils les transporteront jusqu’en Allemagne, vers des hôpitaux en capacité de les accueillir.
— Florence Parly (@florence_parly) March 28, 2020
Unter anderem wurden Patienten mit einem NH90 Caïman von Metz nach Essen geflogen, wie die französischen Streitkräfte mitteilten.
Unklar ist bislang, ob/welche weitergehenden Hilfen der Bundeswehr es für Frankreich noch geben wird.
Ergänzung: ein Video der Luftwaffe zu der Verlegung der Patienten aus Italien:
Hier die Bilder und Erklärung, wie der Flug nach Bergamo heute morgen begann und worauf die Crew wie auch das medizinische Fachpersonal achten musste. #COVID19 #FuerEuchGemeinsamStark @SanDstBw @bundeswehrInfo @GermaniaItalia pic.twitter.com/JAOi3xEYsY
— Team_Luftwaffe (@Team_Luftwaffe) March 28, 2020
• Der Eventualfallplan Corona der Bundeswehr tritt zwar formal erst in der kommenden Woche in Kraft. Allerdings soll die Arbeitsbereitschaft vor allem der neu eingerichteten regionalen Führungsstäbe bereits an diesem Wochenende beginnen.
Ergänzung: das Marinekommando, der regionale Führungsstab für Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern, meldete Vollzug:
Heute nimmt der Regionale Führungsstab f.d. Bundesländer @Land_SH, @hamburg_de & #MecklenburgVorpommern seine Arbeit auf. So bereitet sich die #Marine auf Unterstützung von Behörden&Bevölkerung bei der Bewältigung von #COVID19 vor.#FürEuchGemeinsamStark #WIRSINDMARINE pic.twitter.com/kEVQnpO9tj
— Deutsche Marine (@deutschemarine) March 27, 2020
• Zahlen und Statistik gibt es am Wochenende wohl weniger, deshalb auch keine aktualisierte Übersicht über Verdachtsfälle und bestätigte Infektionen bei der Bundeswehr.
• Noch ein Blick ins Ausland: In Spanien, einem der am härtesten betroffenen Länder, sind die Streitkräfte mit knapp 3.500 Soldaten im Einsatz in der Pandemie (und da dürften die eingerechnet sein, die laut Medienberichten mit Militärlastwagen die Toten aus provisorischen Leichenhäusern abholen…):
Today, 3440 men & women of the 🇪🇦 Army @EjercitoTierra ⚔, Navy @Armada_esp ⚓ & Air Force @EjercitoAire ✈ are deployed all over #Spain in response to #COVIDー19.
We are proud of our Armed Forces!
#WeAreNATO 🇪🇦
📸 @Defensagob pic.twitter.com/OXDSlQL9OZ
— España en la OTAN 🇪🇦 (@SpainNATO) March 28, 2020
(Weiter ggf. nach Entwicklung)
(Foto oben: Der A310 MedEvac der Flugbereitschaft am Samstagmorgen vor dem Start nach Italien – Foto Luftwaffe; Foto unten: Französische Streitkräfte)
Werden eigentlich die an den zivilen Universitäten studierenden SanOA derzeit eingesetzt? Zumindest würde das ja für Humanmediziner und Pharmazeuten nach dem Physikum bzw. vergleichbar grundsätzlich in Frage kommen?
„Unklar ist bislang, ob/welche weitergehenden Hilfen der Bundeswehr es für Frankreich noch geben wird.“
Dieses Warten auf eine „offizielle Anfrage“ erinnert mich an viele Diskussionen um mögliche Einsätze.
Entweder hat Frankreich seine Planungen weiterhin nicht abgeschlossen oder die informellen Gespräche (inkl. dem Telefonat auf Ministerebene) verliefen anders als erhofft.
Die bisher bekannten Unterstützungsleistungen für Frankreich haben ja nichts mit dem BMVg zu tun.
@MartinH:
Zahlreichen SanOA Humanmedizin wurden die Kommandierungen zu laufenden Famulaturen/Praktika verlängert. Sie unterstützen also direkt die Krankenhäuser. Andere wurden schon informiert, dass die Beurlaubung zum Studium ausgesetzt werden soll, damit sie ebenfalls als Unterstützungskräfte eingesetzt werden können.
Quelle: San-Netz.de
Mein zuständiges Sanitätsversorgungszentrum war nicht gewillt, mir für meine Flugreise z u r ü c k in den Einsatz nach Afrika auch nur EINEN Mundschutz auszuhändigen (Grund: es bestünde kein Anlass)…willkommen in der Einsatzarmee.
@Ulrich Eisenmann sagt: 28.03.2020 um 15:20 Uhr
„Mein zuständiges Sanitätsversorgungszentrum war nicht gewillt, mir für meine Flugreise z u r ü c k in den Einsatz nach Afrika auch nur EINEN Mundschutz auszuhändigen (Grund: es bestünde kein Anlass)…willkommen in der Einsatzarmee.“
Besteht denn ein Anlass? Ein einfacher Mundschutz schützt ja nicht primär Sie, sondern vielmehr andere (Tröpfcheninfektion und so). Also kann ich die Bewertung des SanVersZ ehrlich gesagt durchaus nachvollziehen. Einsatzarmee und so.
Mal eine Frage zu den MedEvac Kapazitäten der Luftwaffe.
Soeben gelesen das neben einem A310 und einem A400M ein weiterer A400M für MedEvac Transport bereit gemacht wird.
Die anderen 3 A310 sind doch auch für MedEvac Aufgaben gedacht, oder müsste man diese erst dafür umrüsten? Dachte immer neben der einen Maschine in 24 Sunden Bereitschaft, dass die andere Maschinen relativ zügig einsetzbar wären?
Und wieviele A400M hat die Luftwaffe bisher die für MedEvac Einsätze bereit wäre?
Und dann gibt es noch die deutschen Segler, die in der Karibik festhängen. Die Häfen sind zu, fliegen geht auch nicht mehr und ab Anfang Juni steht die nächste Hurrikan-Saison vor der Tür. Jetzt wird ein gemeinsamer Konvoi der deutschen / österreichischen Schiffe zurück nach Hause geplant. Problem dabei: die üblichen Zwischenstops auf den Bahamas und Azoren stehen wegen Corona nicht zur Verfügung.
Offenbar wird jetzt versucht, die Regierung dazu zu gewinnen, die Fregatte Baden-Württemberg als Begleitschiff zur Verfügung zu stellen. Die BW ist laut marinetraffic grade irgendwo vor der brasilianischen Küste im Südatlantik unterwegs.
(Bericht auf faz.net dazu, Titel „Geleitzug aus der Karibik?“)
@Ulrich Eisenstein: Ich stimme Koffer zu: wofür einen Mundschutz, wenn Sie einen Verdacht bei sich haben, melden Sie dies und Sie fliegen nicht zurück nach Afrika und gehen in häusliche Quarantäne um die Kameraden vor Ort zu schützen. Ansonsten fliegen Sie zurück und gehen dort, wie auch mein Personal übrigens, dass im Moment IN hat, in 14 Tage Quarantäne vor Ort nach den derzeit gültigen Regelungen.
Leute, ich muss bei etlichen Kommentaren hier etwas strikter moderieren – die Grundsatzdebatte „Maske/Mundschutz ja oder nein“ gibt es anderenorts genügend, bitte nicht hier. Auch manche anderen Details verlieren sich in der Lust an Grundsatzdiskussionen und haben hier nicht ihren Platz.
Was mir persönlich ein wenig auf die Nerven geht ist jetzt das Zurückholen von bestimmten Urlaubergruppen, die jetzt irgendwo festhängen.
Es gab schon länger Ankündigungen vom Auswärtigem Amt, dass Rückflüge nach Deutschland ein Problem werden können und viele haben sich einen feuchten Kehricht um diese bevorstehende Problematik gekümmert.
Jetzt muss der Deutsche Staat dort mit großen finanziellen Mitteln (okay bei der Gesamtsumme für Corona ist das nur ein kleiner Tropfen) aber vor allem großen Organisationsaufwand und Materialaufwand/Kräfteaufwand die Karre aus dem Dreck ziehen.
Nichts gegen Schutz der eigenen Bevölkerung – auch im Ausland.
Das ist auch eine Kernaufgabe des Auswärtigem Amtes und da verlange ich auch zumindest diplomatische Hilfe.
Aber manche Fälle sind abwendbar gewesen.
Am Beispiel der Segler sollten 3 Inselstaaten gefunden werden (vom Auswärtigem Amt), die sich bereit erklären:
1. Die Segelboote in der nächsten Woche in die Häfen einlaufen zu lassen
2. Die Segler dann mit mehreren Bussen direkt zum Flughafen zu fahren
3. Eine europäische Chartermaschine dort bereit steht um europäische Bürger auszufliegen
4. Die Segelcrews suchen sich im Vorfeld, mit Unterstützung der Inselregierung, eine Bootsfirma, die sich dann für die nächste Zeit um das Segelboot kümmert.
Also entweder vor Anker liegen lassen (schlechte Idee), im Hafen liegen lassen oder sogar rausholen und an Land verbringen.
Wer das als Segler nicht will, darf gerne über den Atlantik schippern – dann aber ohne Fregattenbegleitung. Eine wird da nämlich nicht ausreichen (920 Segelschiffe unter europäischen Flaggen – 120 D-A-CH Schiffe).
Und auf eigene Gefahr!
Man stelle sich mal vor, ein Abenteuertourist wäre mit seinem Geländewohnmobil über den Iran nach Turkmenistan gefahren und benötigt einen Bundeswehr Dingo als Geleitfahrzeug (für Bergung oder Mitnahmemöglichkeit bei Motorschaden) für die Rückfahrt, weil im Iran + Turkmenistan eine Revolution ausgebrochen ist.
Jeder würde da sagen: Wohnmobil in Ashgabat stehen lassen, rein in Bundeswehrflieger und mit Glück nächstes Jahr abholen oder von Fremdfirma nach Europa transportieren lassen.
Das geht übrigens auch mit Segelschiffen (mit speziellen Dockschiffen und wird jede Saison gemacht) – kostet halt nur, aber eine Atlantiküberquerung machen auch keine Menschen mit schmalen Geldbeuteln.
Ich hoffe, das war nicht zu sehr OT
Die Armee in der 🇨🇭 antizipiert und beurteilt laufend mögliche Bedrohungen und Gefahren um daraus die notwendigen Fähigkeiten abzuleiten, um eben bei Bedarf helfen, schützen oder notfalls Gewalt abwehren zu können
Das Risiko von Pandemien ist aus verschiedenen Gründen in den letzten Jahren gestiegen:
„…Dazu trägt die Urbanisierung bei, also der Umstand, dass Menschen vermehrt auf engerem Raum in Grossstädten leben, sowie die zunehmende Mobilität.
Experten sagen, dass es nicht die Frage ist, ob es wieder eine Epidemie geben wird, sondern wann. Auch aus diesen Überlegungen heraus hat die Armee vor wenigen Jahren die Bestände der Spitalbataillone erhöht und diese konsequent auf die Unterstützung ziviler Spitäler ausgerichtet…“
https://www.aargauerzeitung.ch/schweiz/3000-wollen-freiwillig-in-den-ernstfall-einsatz-wir-wurden-fast-etwas-ueberrumpelt-sagt-der-armeechef-137365502
„Die Spitalbataillone haben in den letzten Jahren in jedem Wiederholungskurs die Zusammenarbeit mit zivilen Spitälern trainiert. Das Feedback der Spitäler war ausnahmslos positiv…“
@all
Hm, war absehbar, dass der Hinweis hier auf die FAZ-Geschichte mit den Seglern auch zur Grundsatzdebatte über Rücholungen von Urlaubern in der derzeitigen Situation einlädt…
Bitte das jetzt hier erst mal nicht verfolgen, das führt ziemlich in den OT – erst Recht, so lange wir an dieser Stelle von Wünschen und Überlegungen und keineswegs von Planungen für die Bundeswehr reden.
(Den Sammler vom Samstag mache ich jetzt ohnehin zu und nachher einen neuen für den Sonntag auf.)