Afghanistan: USA beginnen Truppenabzug (Statement US-Militärsprecher)
Zehn Tage nach der Vereinbarung mit den Taliban über eine Friedenslösung für Afghanistan haben die USA mit dem Truppenabzug vom Hindukusch begonnen haben. Planmäßig würden Soldaten aus dem Land verlegt, die aber nicht durch andere Truppen ersetzt würden, berichten Associated Press und der Sender CNN. In dem Abkommen hatten sich die USA für ihre eigenen und verbündete Truppen zu einer deutlichen Reduzierung bis zum Juli verpflichtet.
Aus der Meldung von AP:
American troops have begun leaving Afghanistan for the initial troop withdrawal required in the U.S.-Taliban peace agreement, a U.S. official said on Monday, amid political chaos in Kabul that threatens the deal.
Hundreds of troops are heading out of the country as previously planned, but they will not be replaced as the U.S. moves ahead with plans to cut the number of forces in the country from about 13,000 to 8,600, the official said.
CNN ergänzte das später mit einem Statement des Sprechers der US-Streitkräfte in Afghanistan:
In accordance with the U.S.-Islamic Republic of Afghanistan Joint Declaration and the U.S.-Taliban Agreement, U.S. Forces Afghanistan (USFOR-A) has begun its conditions-based reduction of forces to 8,600 over 135 days. USFOR-A maintains all the military means and authorities to accomplish our objectives—including conducting counterterrorism operations against al-Qaeda and ISIS-K and providing support to the Afghan National Defense and Security Forces. USFOR-A is on track to meet directed force levels while retaining the necessary capabilities.
Die Nachricht kommt an einem Tag, an dem das Amt des Präsidenten Afghanistans neu besetzt wird – allerdings gleich von zweien, die Anspruch auf diesen Posten erheben: Sowohl der bisherige Präsiden Ashraf Ghani als auch sein Hauptrivale Adullah Abdullah hatten sich zu Gewinnern der Wahl im vergangenen Jahr erklärt und praktisch zeitgleich am Montag in Kabul ihr Amt angetreten.
Es gibt noch einen Ehrgeizling.
@FarzadLami
Ghani: I’m the President
Abdullah: I’m the President
Taliban: Afghanistan has one leader and that is Mullah Hibatullah Akhundzada
Und obendrein noch Explosionen während der Amtseinführung.
@dwnews
JUST IN: Two blasts were heard as Afghanistan’s rival leaders held parallel presidential inaugurations in Kabul.
Hundreds of people had assembled at two venues inside the presidential palace complex to watch the swearing-in ceremonies.
https://twitter.com/i/status/1236983742499033089
Als Kassandra möchte ich mich nicht verdingen, aber Erinnerungen an Saigon 1975 kommen schon auf.
Weiss man, ob die Bundeswehr das gleiche Konzept zur Truppenreduzierung fährt? Man sollte schon eine Exit-Strategie haben. Vor allem, wenn sich Ghani und Abdullah gegenseitig an den Hals gehen sollten.
Na, das ging ja schnell mit dem Zerfall der afghanischen Präsidentschaft. Najibullah hat damals nach dem Abzug der Russen noch 2 Jahre im Amt durchgehalten iirc. Soviel zum Thema Erfolg der NATO nach 17 Jahren in Afghanistan.
@fritzfelgentreu
„Heute hat der #Verteidigungsausschuss dem #RSM-Mandat zugestimmt. Es setzt den, innerhalb dessen ein Teilabzug erfolgen und das „Einklappen“ der Speiche Nord vorbereitet werden kann. Als Anlehnungsnation im TAAC North werden wir i. d. ersten sechs Monaten voraussichtlIch noch kein Drittel der Einsatzkräfte abbauen. Abstimmung mit Partnern und Sicherheit gehen vor. Im übrigen gilt: zusammen rein, zusammen raus – abhängig von der Lageentwicklung. Jeder Krieg endet irgendwann, dieser hoffentlich jetzt. Für die Bundeswehr war Afghanistan prägend.“
Sofern die Pressemeldungen/CNN und Info vom Sprecher US-Streitkräfte/AFG s.o. zutreffen, belassen die USA zunächst 8.600 Soldaten im Land, die dann im Lichte des Taliban-„Wohlverhaltens“ sukzessive zurückgeholt werden.
Gemeinsam rein/raus heißt doch sicher auch, Bw bleibt anteilig zu U.S.-Forces? Ansonst wäre es keine gemeinsame Operationsführung!
Der Rahmen des Teilabzugs ist mit Leben zu füllen, d.h. Befehlsgebung mit Zeitplan und Absicherung des „Schwächemomentes Abzug“. Der, ich nenne es mal so, Fantasiebegriff muss unzweifelhaft operativ erklärt und verstanden werden, gerade auch, weil kleinere Alliierte dran hängen!
Ein kleiner Baustein in Richtung Verhandlungen Taliban / Regierung ist die Ankündigung, dass 1500 Taliban Kämpfer freigelassen werden, wenn Sie zusagen, nicht wieder zu kämpfen. Täglich sollen es 100 sein, die frei kommen. Man bewegt sich also aufeinander zu.
Ob dies nun als Folge der Angriffe der Taliban auf die Armee geschieht, oder als Angebot zum Verhandeln erfolgt?
Für unsere Soldat*innen ist es an der Zeit, dass Sie endlich nach Hause kommen!
Da das Mandat in knapp drei Wochen endet, wäre es mal an der Zeit, das Zögern und zaudern zu beenden, und einen klaren Fahrplan festzulegen, wie es weiter geht.