DroneWatch: Bundeswehr stoppt Beschaffung von Aufklärungsdrohnen – und kauft bemannte Flugzeuge

Die Bundeswehr rückt von ihrem Plan ab, Drohnen zur so genannten Signalaufklärung zu beschaffen: Die dafür bislang vorgesehenen unbemannten MQ-4 Triton-Systeme würden nicht gekauft, bestätigte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums. Statt dessen sollten für diesen Zweck künftig Jets vom Typ Bombardier Global 6000 eingesetzt werden. Grund sind die Kosten der US-Drohnen, aber auch das Risiko einer Zulassung der unbemannten Systeme im europäischen Luftraum.

Über das Abrücken von den Drohnen des US-Herstellers Northrop Grumman hatte zuerst das Fachportal Defense News berichtet. Die US-Regierung hatte bereits 2018 das Geschäft gebilligt, dass nach Angaben von Defense News rund 2,5 Milliarden US-Dollar wert gewesen wäre. Die unbewaffneten Triton-Drohnen hätten die Signalaufklärung wieder als Fähigkeit in die Bundeswehr zurückholen sollen: Nach Ausmusterung der Breguet Atlantic-Flugzeuge mit solchen Sensoren vor mehr als einem Jahrzehnt hatte zunächst das unbemannte Projekt EuroHawk diese Lücke schließen sollen, war aber an Zulassungs- und Kostenproblemen gescheitert.

Das Gleiche scheint nun für die Triton zu gelten – allerdings bereits vor dem Kauf. Im Ministerium sei diese Entscheidung bereits in der vergangenen Woche gefasst worden, sagte der Sprecher. Neben den Kosten für das Projekt, das von der früheren Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen angestoßen worden war, habe dabei vor allem die Zeitplanung eine Rolle gespielt: Nach den deutschen Zusagen an die NATO solle die Bundeswehr die Fähigkeit, mit Sensoren aus der Luft Kommunikations- und andere Daten zu erfassen, bis zum Jahr 2025 wieder bekommen – und das sei mit den Drohnen voraussichtlich nicht zu realisieren.

Bereits beim EuroHawk, wie die Triton eine Drohne von Northrop Grumman, waren die Probleme mit Kosten und Zulassung ausschlaggebend dafür gewesen, dass das bereits beschaffte unbemannte System niemals in die Bundeswehr übernommen wurde. Allerdings war mit der damaligen Drohne das deutsches Aufklärungssystem ISIS erprobt worden: Dieses System soll nach der derzeitigen Planung nun in ein bemanntes Flugzeug eingerüstet werden. Entsprechende Untersuchungen hatte es bereits nach dem Scheitern des EuroHawk-Projekts gegeben; dennoch war die Entscheidung für die Triton-Drohnen gefallen, die jetzt revidiert wurde.

Nach Angaben von Defense News war einer der ausschlaggebenden Gründe für die Entscheidung die Erfahrung der NATO mit ihren neuen Aufklärungsdrohnen des Alliance Ground Surveillance Systems (AGS): Diese Drohnen vom US-Typ GlobalHawk werden in Sigonella auf Sizilien stationiert, haben aber von den italienischen Behörden nur eine eingeschränkte Nutzungsgenehmigung für den europäischen Luftraum erhalten.

(Zusammenfassung am Nachmittag)

(Archivbild September 2014: The MQ-4C Triton unmanned aircraft system completes its inaugural cross-country ferry flight at Naval Air Station Patuxent River, Md. Triton took off from the Northrop Grumman Palmdale, Calif., facility  – U.S. Navy photo by Erik Hildebrandt)