AKK skizziert ihre Sicherheitspolitik: Mehr Verantwortung, mehr Einsätze, mehr Geld

Ein Deutschland, dass seine strategischen Interessen bewusst vertritt und die gemeinsam mit Verbündeten auch mit militärischen Mitteln durchsetzt: Diese Zielvorstellung hat Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer zum Leitbild der ersten sicherheitspolitische Grundsatzrede ihrer Amtszeit gemacht. Einige ihrer Vorschläge sind neu, einige altbekannt – und etliche dürften beim Koalitionspartner SPD von vorherein auf Widerstand stoßen.

Die Dokumentation der Rede an der Bundeswehr-Universität München am (heutigen) Donnerstag findet sich zum Nachhören und -lesen hier; einige wesentliche Punkte zur Einordnung:

• Deutschland habe politische, wirtschaftliche und strategische Interessen, müsse die als Gestaltungsmacht aber auch vertreten – und dabei auch das Spektrum militärischer Mittel ausschöpfen

• Als mögliche neue Aufgabenfelder militärischer Krisenbewältigung nannte die Ministerin die Sahel-Zone und den Indopazifik. Neben einem möglichen neuen Einsatz in Mali klingt das sehr nach einer deutschen Freedom of Navigation-Mission im Südchinesischen Meer, wie sie vor allem die USA, aber auch Frankreich immer wieder durchführen

• Vor allem für die Krisenbewältigung erneuerte die Ministerin den Vorschlag, den Bundesicherheitsrat – ein Untergremium des Bundeskabinetts – zu einem Nationalen Sicherheitsrat auszubauen

• Einsätze der Bundeswehr sollten natürlich weiterhin an die Zustimmung des Bundestages gebunden sein – aber der Parlamentsvorbehalt sollte für völkerrechtlich legitimierte internationale Operationen unter dem Kommando der Vereinten Nationen oder der NATO oder auch nur mit europäischen Partnern durch Vorratsbeschlüsse erfüllt werden; die Einsätze könnten damit schneller beginnen

• Kramp-Karrenbauer erneuerte ihre Forderung, neben der von der Bundesregierung bereits zugesagten Steigerung der so genannten NATO-Quote (Anteil der Verteidigungsausgaben am Bruttoinlandsprodukt) auf 1,5 Prozent bis 2024 dann bis 2031 die in der Allianz vereinbarte Steigerung auf zwei Prozent vorzusehen. Neu ist allerdings die Argumentation dafür: Da die NATO-Planungen und damit auch die Planungen für die Fähigkeiten und die Ausstattung der Bundeswehr auf das Jahr 2031 ausgerichtet seien, könne sich die Steigerung des Verteidigungshaushalts auch an diesem Jahr orientieren

• Europäische Anstrengungen für mehr und bessere militärische Fähigkeiten sind nötig – aber im Wesentlichen, um den europäischen Teil der NATO zu stärken. Ein Begriff wie strategische Autonomie Europas kam nicht vor

• Was in der Rede ebenfalls  nicht vorkam (ich habe den Begriff jedenfalls so nicht gehört) war die Landes- und Bündnisverteidigung – die sicherheitspolitische Vision orientierte sich praktisch ausschließlich an Fähigkeiten und Forderungen für internationales Krisenmanagement

Das sind zunächst einmal Zielvorstellungen der Verteidigungsministerin – und die gehen in Teilen weit über ihre Zuständigkeit in diesem Ressort hinaus. Die Reaktionen des Koalitionspartners werden deshalb nicht nur deswegen interessant, weil es eine andere Partei ist. Sondern auch, weil Kramp-Karrenbauer Ansprüche an andere Bundesministerien formuliert.

(Archivbild: Porträts des Bundespräsidentin, der Verteidigungsministerin und des Befehlshabers Einsatzführungskommando im Lufttransportstützpunkt der Bundeswehr in Niamey/Niger)