Protokoll einer Seefahrt: Schleichfahrt mit Hindernissen
Eigentlich ist es ein schöner Septembermorgen, an dem die Besatzung die Fregatte Brandenburg für zwei Tage in See klarmacht. Beim Frühstück noch vor Sonnenaufgang fällt nicht auf, dass die Kombüse des Kriegsschiffs nach einem Wasserschaden gesperrt ist, Brötchen gibt es auch so. Auch dass die Fregatte in den zwei Tagen nicht alzu weit in die Nordsee hinausfahren wird, weil wegen eines technischen Problems die Höchstgeschwindigkeit auf elf Knoten (rund 20 km/h) begrenzt ist, wissen die Männer und Frauen an Bord. Immerhin kommt die Brandenburg mal wieder aus dem Stützpunkt heraus.
Die Fregatte der Klasse F123 hatte in den vergangen Monaten so ziemlich alle Probleme durchlitten, die die Schiffe der Deutschen Marine derzeit plagen. Eine – planmäßige – Instandsetzung in der Werft, bei der einiges schiefging und die deshalb vier Monate länger dauerte als geplant. Schlimmer noch: selbst nach dem Werftaufenthalt wurde die Brandenburg nur mit eingeschränkter Erklärung der Funktions- und Betriebssicherheit freigegeben. Und das nächste Eindocken ist dringend nötig – wird aber wegen fehlender Dock-Kapazität voraussichtlich erst im Januar kommenden Jahres stattfinden können.
Von den aktuellen technischen Schwierigkeiten, die die Fregatte und ihre Besatzung plagen, scheint die Sperrung der Kombüse zwar nicht das größte. Für ein Schiff, dessen rund 200 Männer und Frauen auf See regelmäßig mit Mahlzeiten versorgt werden müssen, ist das allerdings schon ein Problem. Die Küchenmannschaft behilft sich mit einer winzigen Not-Kombüse, in der gerade mal zwei Personen auf wenigen Quadratmetern kochen können, gegessen wird in der Messe der Portepee-Unteroffiziere. In Schichten.
Für die Funktionalität eines Kriegsschiffes bedeutsamer ist die Geschwindigkeit, die die Fregatte erreichen kann. Die kombinierte Antriebseinheit aus Diesel und Gasturbinen könnte die Brandenburg auf eine Dauerhöchstfahrt von knapp 30 Knoten (etwa 55 km/h) bringen. Diese Leistung wird jetzt nicht benötigt: mehr als elf Knoten sind nicht erlaubt, weil das Fenster des Sonardoms einen Riss hat – um den auszutauschen, ist ja der erneute Dockaufenthalt vorgesehen.
Zunächst hat das Schiff auch gar keinen Bedarf für Geschwindigkeit. Von der Pier im Marinestütztpunkt Wilhelmshaven geht es zunächst nur wenige Minuten hinaus in den Jadebusen: Dort soll überprüft werden, ob nach den umfangreichen Nachrüstungen in der Werft das SMART-S-Radar einwandfrei funktioniert und für den Einsatz der Waffen genutzt werden kann.
Dummerweise funktioniert das SMART-S nicht nur nicht einwandfrei, sondern gar nicht. Die nötige Kühlung der Anlage ist nicht gewährleistet, und Schiffstechniker wie auch die eingeschifften Spezialisten von Marinearsenal und Herstellerfirma suchen über Stunden erfolglos nach Ursache und Schadensbehebung. Am Nachmittag gehen die Spezialisten von Bord; die Brandenburg wird nun ohne dieses wesentliche Radar ihre Fahrt in die Nordsee fortsetzen.
Damit ist allerdings ein wichtiges Ziel des Kommandanten nicht mehr erreichbar: Fregattenkapitän Jan Hackstein (45) wollte die zweitägige Seefahrt nicht zuletzt nutzen, um das Zusammenspiel von Radar, neuem Führungs- und Waffeneinsatzsystem und dem 76mm-Bordgeschütz zu erproben. Mit dem Ausfall des SMART-S kann dieses Schießen nicht mehr stattfinden. So sei das eben, wenn man mit historischen Schiffen mit antiker Elektronik zur See fahre, kommentiert der Kommandant lakonisch die Probleme des 25 Jahre alten Kriegsschiffs.
Aber eine Fregatte hat ja noch etliche andere Waffen an Bord, an denen auch trainiert werden muss. Zum Beispiel das Auslaufen aus dem Jadebusen unter so genannter asymmetrischer Bedrohung – mit der (angenommenen) Gefahr, das Terrorangriffe mit kleinen, schnellen Booten gegen das Kriegsschiff gefahren werden. Dafür ist die Brandenburg, nicht selbstverständlich in der Marine, bereits mit den neuen Maschinengewehren des Typs MG5 ausgerüstet.
Allerdings wurden zwar die Maschinengewehre bereitgestellt, aber noch nicht die weitere Ausstattung für die Männer und Frauen, die mit dieser Waffe die Umgebung des Schiffes überwachen. Die vorgesehenen neuen Helme, unter die auch die Kopfhörer der bordinternen Sprechanlage passen, sind ebenso wenig an Bord wie die Schutzwesten. Beides soll noch nachgeliefert werden.
Das MG5 ist nicht die einzige Waffe, die die Fregatte für den Nahbereich zur Verfügung hat. Schwere Maschinengewehre vom Kaliber 12,7mm stehen ebenso zur Verfügung wie zwei Marineleichtgeschütze (MLG) mit dem Kaliber 27mm. Die werden aus der Operationszentrale unter Deck fernbedient, das Einlegen der Munition ist aber traditionelle Handarbeit an Deck.
Auf der rechten Seite, an Steuerbord, war das Kabel für die Bedienung des MLG beschädigt worden – deshalb gibt’s den ersten Schießversuch, als die Fregatte die offene See erreicht hat. Mit unbefriedigendem Ergebnis. Störung kommt die lapidare Meldung über die Lautsprecheranlage an Bord, als der erste Versuch schiefgeht. Was darauf folgt, kennen die meisten Computernutzer: Die Konsole für die Steuerung des Geschützes muss neu gestartet werden, erst danach geht der erste Feuerstoß in die Nordsee. Im Ernstfall ein wenig zu spät.
Auch wenn das Schiff langsam fährt, auch wenn die Technik Probleme macht: Eine Seefahrt ist immer auch eine Gelegenheit, die Besatzung zu trainieren. Erst recht, wenn die Brandenburg nach der Werftliegezeit etliche neue Besatzungsmitglieder an Bord hat und von einer zusammengeschweißten Mannschaft noch ein gutes Stück entfernt ist. Also geht in diesen beiden Tagen auch um die Klassiker: Mann über Bord und Feuer im Schiff. Nicht immer zur Begeisterung der Besatzung, wenn ein Mann über Bord-Manöver kurz vor Mitternacht gefahren wird.
Am Ende dauert die Seefahrt dann noch ein bisschen kürzer als vorgesehen – denn am zweiten Tag in See fällt dann auch noch das LW08-Luftüberwachungsradar aus. Die Brandenburg ist damit als Kriegsschiff praktisch blind (auch wenn sie natürlich, wie jeder Frachter, noch ein Navigationsradar an Bord hat). Kommandant Hackstein entscheidet sich für eine frühere Rückkehr nach Wilhelmshaven, aus ganz praktischen Gründen: Je eher das Schiff wieder im Stützpunkt liegt, um so eher können auch die Techniker des Marinearsenals wieder an Bord kommen, um die (neuen) technischen Defekte in Angriff zu nehmen.
Vermutlich habe ich bei dieser kurzen Seefahrt mit ihren zahlreichen Pannen eine nicht wirklich typische Häufung von Problemen miterleben können. Andererseits: Die Steigerung von Chaos heißt Marineinstandsetzung, schimpfte Mitte September der Gewerkschaftsfunktionär Frank Oltmanns in einem Gastbeitrag für die Wilhelmshavener Zeitung (Link aus bekannten Gründen nicht). Der ist im Hauptberuf Personalratsvorsitzender im Marinearsenal in Wilhelshaven – und sieht klare Ursachen für die Misere: Wehe, wehe, wenn die Leistungen des Marinearsenals weiter privatisiert und aus dem Rüstungskomplex herausgelöst werden, wie es einige Politiker fordern, dann werden wir beängstigende Zustände bekommen! Die Marineinstandsetzung ist ein Verbundsystem, wo ein Rädchen in das andere greift, sehr arbeitsteilig, das funktioniert nur reibungslos, wenn alles zusammenbleibt.
Vielleicht bekommt Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer bei ihrem Besuch bei der Marine am (heutigen) Donnerstag in Rostock ähnliches zu hören. Denn wie es mit der Arbeit des Bundesamtes für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw), zu dem das Marinearsenal gehört, weitergehen soll – das steht ziemlich weit oben auf ihrem Aufgabenzettel.
Zu dem ersten Bild dieses Berichtes: Ich würde mir nicht den Knauf des MG´s gegen das Brustbein stemmen. Oder hat diese Waffe keinen Rückstoß? Und Kaffeebecher bei der Waffe machen das Schießen wohl zum Happening. Das hat es bei uns nicht gegeben. ( Lage: minus 40 Jahre )
Hier schreiben mitunter hoch studierte Leute. Über Theorien und Vorschriften, die in der Praxis eventuell besser zu einem Erfolg des Projektes „Renovierung der Technik“ und “ Steigerung der Evektivität der eingesetzten Geldmittel“ führen könnten.
So lange man sich am eisernen Gerüst der bestehenden, unrenovierbaren Vorschriften entlang hangeln muß, wird jede Eigeninitiative zur Problemlösung verhindert.
Bundeswehrwirtschaft ist Planwirtschaft und bleibt deswegen häufig ohne dem erforderlichen Erfolg. Staatsgelder fließen sowieso, auch ohne daß ein sichtbarer Erfolg erzielt wurde. Man hat ja seinen Dienst unter Einhaltung der Vorschriften abgeleistet. In der freien Wirtschaft führt dies regelmäßig zur Pleite.
In der freien Marktwirtschaft wird auch erst dann bezahlt, wenn das abgelieferte Produkt (od. Diestleistung) fertig und in Ordnung ist. Erfolgsgerechte Bezahlung der Planer, hohen Staatsbeamten und Politikern, wäre mein Vorschlag.
Die seit Jahrzehnten angewendeten Sparmaßnahmen im Wehretat machen die Bundeswehr ineffizienter und teurer.
Die Zahlen waren nur Beispielzahlen – dann meinetwegen so:
„Also am Ende wieder 20 Schiffe mit 33 % Einsatzfähigkeit, statt 10 Schiffe mit 63 %.“
Das Verhältnis bleibt das gleiche, mit zu vielen Schiffen und zu wenigen Werftkapazitäten schaffe ich nicht einmal die 50 – 70 %.
Ich glaube nicht, dass eine weitere Werft ausreicht, denn es kommen weitere Schiffe dazu (Korvetten, F125) und wenige werden ausgeflottet.
Von den Werftmitarbeitern gar nicht zu reden.
Selbstverständlich hat Deutschland einen Mangel an Ingenieuren.
Aber nur weil ein anderes Land doppelt so viele „Ingenieure“ ausbildet, heißt das nicht das am Ende auch doppelt so viele Ingenieure aus dem Bereich Maschinenbau/Elektrotechnik/ähnliches nach deutscher Auffassung (vergleichbar Diplomingenieur) zur Verfügung stehen.
Auch das Beispiel mit der US-Uni passt als Vergleich nicht. Indien ungleich größer, eben auch mehr Studenten, die Bereitschaft des Inders in die USA zu gehen ist größer als des Deutschen.
Informatik und Indien ist auch ein Spezialfall, ich bin mir sicher Maschinenbauer aus Indien sind in den USA auch nicht mehr so groß prozentual vertreten.
Was aber richtig ist, der deutsche öffentliche Dienst muss mehr tun.
Auch in der Ausbildung.
In vielen Universitäten sind die Informatikstudiengänge nicht voll. Auch andere technische Studiengänge bieten noch Platz.
Hier könnte beispielsweise die Bundeswehr ansetzen und mehr Zivilbeschäftigte einstellen als Studenten und ihnen ein 1500 Euro Gehalt zahlen (Beispielzahl), wenn sie Informatik studieren.
Der eine oder andere Schulabgänger probiert sich dann doch an Informatik aus und einige werden dann auch das Studium erfolgreich beenden.
Man hat dann zumindest den Markt mit mehr Informatikstudenten befüllt und schafft so auch einen größeren Bewerberpool für Rüstungsfirmen und Behörden/Ämter.
Man könnte schon wenn man wollte aus der Brandenburg was machen. Ein MK41 Modul raus, das andere in die Mitte, Umrüstung auf ESSM 4 Pack in eine Zelle, die inneren mit 4 Pack belegt, sechzehn reichen aus, kosten schließlich einiges, die Harpoon aufrüsten lassen, schon läuft es. Man muss halt nur wollen. dann spart man auch einiges an Gewicht ein und das dürfte beim MEKO- Konzept einfach umzusetzen sein…
Michael sagt:
26.09.2019 um 20:05 Uhr
Tja
Danke Herr Guttenberg und Danke deutsche Industrie.
Bitte diskreditieren Sie nicht die deutsche Industrie. Was Sie meinen ist die V-Industrie.
Auch Herr Guttenberg ist nicht schuld. Hätten 50% der Generäle und Admiräle ihren Rücktritt angedroht, wäre die Abschaffung der Wehrpflicht nicht eingetreten. Dazu gehört: Eier in der Hose!
@Georg
1+
Hinzu kommt:
-Kein Wille zur Standardisierung. Jeder will sein Extrasüppchen und bekommt es auch.
-Doppel- und dreifach- Entwicklungen.
-V-Industrie und Bw gefallen sich in ihrer Blase und wollen da auch nicht raus. Ist die Zusammenarbeit zu eng, wird es wie bei Boing im Moment.
-die Lust am Verkomplizieren und Aufblasen (sind ja DP).
Kurz; es wird sich nix ändern.
Im Gegenteil. Es wird auf EU-Ebene weiter aufgeblasen.
Der Hausherr möchte Beispiele aus der Praxis, hatte er mal geschrieben.
Hatte in einem anderen Faden mal die Batterien hier nun Dokumentation:
Gehen Sie auf https://edstar.eda.europa.eu/documentlibrary
Hier das Dokument E14-Life Cycle Documentation
Die Experten sind auf die S1000D* als Standard gekommen. Ist nur ne Spezifikation aber sagen wir mal es ist ein Standard. Dieser Standard kommt auf eine Marktabdeckung von 4,8%. Wer sind wohl diese 4,8% die die S1000D benutzen? Wieso ist bei den anderen Erstellern von technischer Doku, die DITA* oder Docbook* benutzen, die Dokumentation vor Einführung des Produktes fertig. Wieviel vorläufige GeNu’s gibt es bei der Bw weil die logistischen Dokumente und die Dokumentation nicht fertig sind?
Ist nicht die DIN EN ISO 82079-1 die internationale Norm für Dokumentation?
*S1000D, DITA, Docbook sind XML-Schamata zur strukturierten Erfassung von Texten und für die formatunabhängige Ausgabe (Cross-Media-Publishing).
Sehen Sie ruhig mal die anderen Dokumente an. Nirgends ein internationaler Standard/Norm. Im Dokument Terminology sogar ein Verweis auf NATO-Terminology. Wie jetzt NATO oder Euro-Armee?
Der mehrfach genannte „Kaffeetassenhalter“ ist mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit der Halter für den Munitionsgurt
Stichwort Kaffeetassenhalter: Nun ist wirklich gut. Und „hat es bei uns nicht gegeben“, weil vor 40 Jahren die Gummistiefel noch aus Holz waren, hier bitte auch nicht.
@ Left Blank
Bei vielen Aussagen stimme ich Ihnen zu, aber bei dem S1000D Standard für die Dokumentation von technischen Wehrmaterial liegen Sie daneben. Der S1000D Standard ist mittlerweile der universelle Standard für die Integrierte Elektronische Technische Dokumentation (IETD) von Wehrmaterial geworden. Er wird in der Wartung, Instandsetzung, der Ausbildung und dem Betrieb von Wehrmaterial genutzt. Bei multinationalen Projekten ist es klar, dass die Dokumentation nur in Englisch ist. Egal ob sie den Spähpanzer Fennek, die Fregatte F125, den A400M, den Eurofighter oder sonst ein technisches Produkt nehmen. Gottseidank gibt es diesen Standard, damit man nicht bei der Dokumentation eines jeden neuen Waffensystem wieder von vorn anfangen muss.
Außerdem ist es so, dass im Bereich Luftfahrt jetzt auch zivile Produkte mit dem S1000D Standard dokumentiert werden sollen.
@ Georg
Können wir uns bitte darauf einigen, das die S1000D, wie im Titel genannt, eine Spezifikation ist? Standard und Spezifikation ist ein Unterschied.
Die S1000D ist der universelle Standard für technische Dokumentationen?
Lassen Sie das nicht die Studenten der technischen Dokumentation hören. Die lernen verschiedene Standards, und auch ein paar Spezifikationen.
-IETD Interaktive Elektronische Technische Dokumentation
-IETM Interaktive Elektronische Technische Manual
-IETP Interaktive Elektronische Technische Publikation
Sind Wortschöpfungen im militärischen Dokumentationsbereich. Werden Sie in einer zivilen Redaktion nicht hören.
Zur Übernahme von Datenmodulen aus der S1000D in das Referenzmodell für austauschbare elektronische Lerninhalte (SCORM) empfehle ich das Buch (gibt es auch als Master Thesis, ich meine Donau Uni Krems):
Implementierung SCORM in die S1000D: Ist es wirtschaftlich wirklich rentabel, E-Learning in die S1000D einzubinden?
Zur Übernahme von Datenmodulen in die Spezifikation für zivile Luftfahrt iSpec2200 empfehle ich:
http://edoc.sub.uni-hamburg.de/haw/volltexte/2010/1065/pdf/Bachelor_Thesis_Karolina_Bernat.pdf
(hoffe der Link ist erlaubt)
Die S1000D als Spezifikation ist ein großer Werkzeugkasten in dem sich jeder, je nach Gusto, das passende Werkzeug suchen kann. Hat nichts mit Standardisierung zu tun. Allein die verschiedenen National Syle Guides (NSG, Richtlinien zur Datenmodulerstellung gemäß S1000D) zeigen, dass verschiedene Nationen die S1000D verschieden anwenden. Sind die deutschsprachigen Style Guides gleich? Vergleichen Sie mal NSG DE und NSG AT. Die US Army nutzt wohl MIL-STD-3048 siehe:
http://everyspec.com/MIL-STD/MIL-STD-3000-9999/MIL-STD-3048_47168/
Sie fangen doch sowieso immer von vorne an: Welche Teile der S1000D werden für das Projekt benutzt. Welche Teile des NSG. Festhalten von beiden Festlegungen im Guidance Dokument. Zwei Datenaustauschvereinbarungen treffen. Durchführungsbestimmungen/Richtlinien/Regelungen beachten. So wird die Dokumentation für jedes Projekt einzigartig. Also nix Standardisierung. Die Prinzipien Single-Source-Publishing und Cross-Media-Publishing sind in der zivilen Doku seit den 80ger Jahren bekannt und werden auch regelkonform bedient.
Hatte in einem internationalen Unternehmen schon mit Systemen gearbeitet, bei denen ein Fehler in der Doku innerhalb von 5! Tagen behoben wurde. In 28 Sprachen! Bei der Bw? Erst mal S5000F, dann S4000P, S3000L in die S1000D und evtl. in die S2000M? Wie lange soll das dauern? 5 Jahre?
In der zivilen Dokumentation sind schon Systeme im Einsatz, bei denen die beschreibenden Datenmodule von einem Roboter geschrieben werden. Sie erkennen keinen Unterschied zu Mensch geschriebener Doku.
Was ist eigentlich juristisch bindender? Eine Spezifikation (S1000D) oder eine internationale Norm (DIN EN ISO 82079-1)?
A.ST. sagt: … In der freien Marktwirtschaft wird auch erst dann bezahlt, wenn das abgelieferte Produkt (od. Diestleistung) fertig und in Ordnung ist. …
Sorry, aber dem ist nicht wirklich so. In Großunternehmen (Versicherungen) wird auch gezahlt, auch wenn das Produkt/ Dienstleistung noch nicht fertig oder auch gar nicht fertig ist oder gar falsch erstellt wurde. „Berater“ waren ja vor Ort. Dass diese teilweise erst von den Fachkräften vor Ort ausgebildet werden (i. d. R. Junior Consultant) und vielleicht ein Senior Consultant ist dann auch noch eine andere Sache. Des weiteren werden dann die Mega PPT Präsentationen erstellt, die dann gefüllt sind mit Berater Sprech und außer dass der/ die Berater Geld erweirtschaftet haben ist nichts dabei rausgekommen.
Ja, das ist nicht konkret genug, aber wenn ich sehe wie in dem Großunternehmen in dem meine Anverwandte arbeitet, in entsprechender Position, und wie da Entscheidungen, Widerstände erzeugt, bzw. getroffen werden, dann lese ich das Gleiche hier im Forum, bzw. in den entsprechenden Artikel hier. Also, es ist nicht so, dass in der Wirtschaft alles Gold ist was glänzt. Dort werden auch massenhaft falsche Entscheidungen getroffen, bzw. kein. Also alles halb so schlimm, die Bw ist in bester Gesellschaft ;-) .
Nachtrag: auch andere, zivile Behörden handel ähnlich. Da werden Großgeräte beschafft und es gibt gar kein PErsonal dafür, bzw. falsches PErsonal oder auch Personal, welches dafür erst ausgebidlet werden muss.
Mit kameradschaftlichen Grüßen
J. T.
@bw-interessierter: Das Marinearsenal Wilhelmshaven hat seit 2012 weniger als 1000 Dienstposten. 1.750 Mitarbeiter gibt es schon lange nicht mehr.
@A.ST: In der freien Marktwirtschaft wird auch vorher gezahlt. Nennt sich Abschlagszahlung.
Typhi62 sagt:
02.10.2019 um 14:40 Uhr
…..Also alles halb so schlimm, die Bw ist in bester Gesellschaft ;-) …..
Wie bitte?
Gilt das Leistungsprinzip nicht mehr? Hab ich was nicht mitbekommen?
Erzählen Sie das mal:
– dem Smut auf der Brandenburg
-dem Harz IV Empfänger
– dem Kameraden, der für uns den Kopf hinhält, wenn er falsche Mun geliefert bekommen hat!
Bezahlen Sie ihren Bäcker auch für nicht gelieferte Brötchen?
Sorry, ich kann und will mich nicht mit ihren (leider richtigen) Schilderungen abfinden.
Statt zu lernen und was richtig machen, erhöhen wir die Steuern?
Wie wäre es die Berater aus ihrem Beispiel zu entlassen, und die Fachkräfte machen lassen?
Gilt ausdrücklich auch für die Bw!
Es geht ja um das Prinzip:
„Privatwirtschaft – Daumenschrauben gegenüber Vertragspartner bei Vertragsbruch“ (Firma A gegenüber Firma B)
„Öffentliche Hand – schlechte Vertragswerke oder sehr geringer Druck gegenüber Vertragspartnern bei Vertragsbruch“ (Behörde C gegenüber Firma B)
„Vertragsbruch“ hier beinhaltet alles wie Fristen, ausufernde Preise, keine volle Auftragserfüllung und anderes.
Natürlich passieren solche Fehler auch in der Privatwirtschaft, in der Regel bekommen die Mitarbeiter aber einen auf den Deckel und machen diese Fehler nicht ein zweites Mal. Manchmal gibt es auch gleich eine Kündigung oder der Arbeitsvertrag wird nicht verlängert. Auch die Vorgesetzten bekommen dann oft eins auf den Deckel (keine oder spätere Beförderung). Ausnahmen bestätigen die Regel.
Das hat auch mit der Abschlagszahlung nichts zu tun, am Ende wird um den Endpreis vor Gericht gestritten und im schlimmsten Fall muss die Abschlagszahlung sogar zurückgezahlt werden plus Entschädigung. (aber eher sehr selten)
Dafür benötigt man aber gute Verträge und Leute, die diese Dinge auch durchsetzen wollen.
Beim Beispiel Fregatte Brandenburg frag ich mich schon, ob die verantwortlichen Rüstungsfirmen genügend „Druck“ bekommen seitens des Auftraggebers (BAAINBw oder wer auch immer da zuständig ist).
Aber natürlich auch Bundeswehrintern fehlt „Druck“ oder wie kann man das Fehlen von Helmen und Schutzwesten erklären? Entweder die Entscheider haben mal wieder alles verschlafen oder es gab wieder schlechte Vertragswerke oder zu wenig Druck gegenüber den privaten Lieferanten/Herstellern.
@Jan Wul
Ein älterer Kommentar beantwortet ihre Frage.
Thomas Melber sagt:
27.09.2019 um 12:01 Uhr
@Metallkopf
Das Problem ist, daß man sich an solche Widrigkeiten gewöhnt und schließlich resigniert – oder schlimmer, es einem irgendwann einfach „egal“ ist. Man schreibt seinen Bericht, legt ihn vor und geht weiter seinen Verrichtungen nach.