Vor 20 Jahren: Einmarsch im Kosovo

Nachdem der Krieg vorbei war, begann der Einsatz: Nach dem Luftkrieg gegen Serbien rückten NATO-Bodentruppen und damit auch die Bundeswehr in die damalige serbische Unruheprovinz Kosovo ein – genau vor 20 Jahren, am 12. Juni 1999. Sie sollten auf Basis einer Einigung mit der (damals jugoslawischen) Regierung in Belgrad den Schutz der albanischen Minderheit im Kosovo sichern.

Berühmt wurde der (im vergangenen Jahr verstorbene) Brigadegeneral Helmut Harff, der am Grenzübergang Morina den nicht abgerückten serbischen Truppen 30 Minuten Zeit zum Abmarsch gab. Als der serbische Kommandeur darüber diskutieren wollte, beschied ihn Harff trocken: Sie haben noch 28 Minuten.

 

20 Jahre später ist der Einsatz zwar weit heruntergefahren, aber noch nicht beendet. Die Bundeswehr hat ihr Feldlager in der südkosovarischen Stadt Prizren, in die sie im Juni 1999 einmarschierte, zwar im vergangenen Jahr aufgegeben. Aber weiterhin gibt es die NATO-geführte Kosovo Force (KFOR), an der weiterhin 70 deutsche Soldaten im Stab beteiligt sind. Der deutsche Auslandseinsatz soll auch weiter verlängert werden.

Zum Verlauf des Einmarsches hat der Deutsche Bundeswehrverband eine kompakte Zusammenfassung veröffentlicht. Die Vorgeschichte dieses Einsatzes, die politischen Beweggründe und Begleitgeschehen hat der frühere Grünen-Bundestagsabgeordnete Winfried Nachtwei hier sehr übersichtlich zusammengefasst – das alles muss ich nicht doppeln.

Aber ich stelle die Frage, die auch Nachtwei bei seinem Vortrag im Einsatzführungskommando Anfang Juni 2019 mehr oder weniger deutlich stellte: Wie geht eigentlich die Bundeswehr mit ihrer Tradition um – und warum wird dieser längste Einsatz in der Geschichte der Bundeswehr im Hinblick auf seine Außenwirkung so, sagen wir sparsam behandelt?

Schon der Abschiedsappell der Bundeswehr in Prizren wurde  von Ministerium und Bundeswehr recht zurückhaltend nach außen kommuniziert. Und wenn im Zusammenhang mit dem neuen Traditionserlass der Bundeswehr immer davon die Rede war, dass die Streitkräfte der Bundesrepublik Deutschland auch ihre eigene Geschichte als traditionsstiftend begreifen sollten – warum wird dieser Einsatz im Kosovo dafür nicht genutzt?

(Foto oben: Ein Konvoi fährt vorbei am Lager Stankovac durch ein Spalier von Vertriebenen; Foto unten: Bevölkerung aus Prizren wartet in der Mittagszeit auf das Eintreffen des ersten Konvois, Hauptkontingent der deutschen Einsatzbrigade KFOR, welcher aus Richtung Albanien einmarschiert. Ein Transportpanzer Fuchs sichert den Kreuzungsbereich der Straßen und die Brücke über die Prizrenska Bistrica – Detmar Modes/Bundeswehr)