Materiallage der Bundeswehr: Opposition will offene Debatte statt Geheimbericht

Das überraschende Vorgehen von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen und Generalinspekteur Eberhard Zorn, den regelmäßigen Bericht zu Materiallage der Bundeswehr nach Jahren der Veröffentlichung plötzlich als geheim einzustufen, stößt bei großen Teilen der Opposition im Bundestag auf Widerstand. Das Ministerium müsse einen weiteren Bericht vorlegen, der nicht geheim sei, um eine öffentliche Debatte über die Situation der Streitkräfte zu ermöglichen, forderten die Verteidigungspolitiker von FDP, Linken und Grünen.

Die Oppositionspolitiker verwiesen darauf, dass der jährliche Bericht nicht auf Initiative des Ministeriums, sondern auf Anforderung des Parlaments zustande gekommen sei. Ein solcher Bericht müsse auch gründlich ausgewertet, bewertet und erörtert werden können. Das sei bislang unmöglich.

Vor zwei Wochen hatte das Wehrressort den Bericht dem Bundestag nur in einer Geheim-Version zur Verfügung gestellt,  die von den Abgeordneten und ihren Mitarbeitern nur in der Geheimschutzstelle eingesehen und deren Details nicht öffentlich diskutiert werden dürfen. Der Generalinspekteur hatte das damit begründet, dass der Bericht in der Gesamtschau … nunmehr so konkrete Rückschlüsse auf die aktuellen Fähigkeiten der Bundeswehr zu(lasse), dass eine Kenntnisnahme durch Unbefugte die Sicherheitsinteressen der Bundesrepublik Deutschland schädigen würde.

Allerdings waren die Berichte der Jahre zuvor – 2014, 2015, 2016, 2018 – angesichts niedriger Zahlen einsatzbereiter Waffensysteme vor allem peinlich für die Streitkräfte gewesen. Die daraus erwachsene Debatte national wie international wurde offensichtlich als schädlich fürs Image empfunden. Nach bekanntgewordenen Einzelheiten des aktuellen Berichts hat sich bei etlichen Waffensystemen die Situation nicht verbessert.

Aus dem Schreiben der Obleute Alexander Müller (FDP), Alexander Neu (Linke) und Tobias Lindner (Grüne) an den Vorsitzenden des Verteidigungsausschusses, Wolfgang Hellmich:

Wie in der Sitzung des Verteidigungsausschusses am 20. März 2019 vom Wehrbeauftragten zutreffend dargelegt wurde, geht die Berichterstattung des Bundesministeriums der Verteidigung zur Einsatzbereitschaft der Hauptwaffensysteme der Bundeswehr originär auf eine Anforderung des Verteidigungsausschusses aus der letzten Wahlperiode zurück.
Zur Wahrnehmung ihrer parlamentarischen Aufgaben benötigen die Mitglieder des Verteidigungsausschusses einen Bericht, mit dem sie effektiv arbeiten können, der gründlich ausgewertet, bewertet und erörtert werden kann. Mit einem als VS-Geheim eingestuften Bericht, der zudem nur auf der Geheimschutzstelle verfügbar ist, ist nichts davon gewährleistet.
Wir bitten daher darum, im Namen des Verteidigungsausschusses vom Bundesministerium der Verteidigung einen offenen bzw. nicht höher als VS-NfD eingestuften Bericht zur Einsatzfähigkeit der Hauptwaffensysteme anzufordern, der das Spektrum mindestens des Berichts für das Jahr 2017 zuzüglich relevanter Systeme des Organisationsbereichs CIR abdeckt. Die in den Vorjahren vorgelegten Berichte verdeutlichen, dass die Erstellung eines solchen Berichtes möglich ist.

(Foto: Ein Transporthubschrauber CH-53G startet bei der Übung Heli Dust 2019 auf dem Truppenübungsplatz Oberlausitz am 27.02.2019. – Johannes Heyn/Bundeswehr)