Gardemaß unerwünscht: Im neuen Schützenpanzer max. 1,84 Meter Körpergröße

Die künftigen Panzergrenadiere des Deutschen Heeres dürfen nicht größer als 184 Zentimeter sein – sonst passen sie nicht mehr in den neuen Schützenpanzer Puma. Der modernste Schützenpanzer der Welt (Darstellung Bundeswehr) ist wegen der Anforderungen an die Kompaktheit des Gefechtsfahrzeuges bei gleichzeitig möglichst hohem Schutz für die Besatzung so ausgelegt, dass im hinteren Kampfraum kein Platz für größere Soldatinnen und Soldaten zur Verfügung steht.

Das hat auch Konsequenzen für Panzergrenadiere, die bislang auf dem betagten – und innen größeren – Schützenpanzer Marder eingesetzt sind: Sie können den Wechsel zum Puma nicht mitmachen. Neue Panzergrenadiere werden von vornherein unter Berücksichtigung dieser Begrenzung für eine Verwendung in dieser Truppengattung ausgewählt.

Die entsprechenden Details erläuterte das Heer in einem – recht technischen – Text auf seiner Webseite*. Kurz gefasst: Die technischen Anforderungen an den neuen Schützenpanzer wurden bereits 2002 festgelegt – und für die Entwicklung des neuen Gefechtsfahrzeugs stand bei den Maßen der Schutz der Besatzung im Mittelpunkt. Gut eineinhalb Jahrzehnte später ist klar, dass bei einer Zunahme der Körpergröße in der Bevölkerung die künftigen Soldaten größer sein werden als die Arbeitsschutzvorschriften für den Innenraum des Puma erlauben.

Der Grund dafür liegt nicht nur in der besseren Panzerung. So sind die Sitze der sechs Soldaten im hinteren Kampfraum auch vom Fahrgestell entkoppelt und schockgedämpft, um Verwundungen bei Minen oder Sprengfallen zu verringern. Zugleich sollte die Bauhöhe ebenso wie das Gesamtgewicht des Schützenpanzers begrenzt bleiben.

Das Heer sucht jetzt nach Auswegen, um seine Panzergrenadiere zusammenzubekommen: Neben der Vorgabe, dass die künftigen Soldaten nicht größer als 1,84 Meter sein dürfen, werden technische Veränderungen im Puma überprüft – ohne das Fahrzeug grundsätzlich zu verändern. Außerdem soll gegebenenfalls die Ausstattung der Soldaten an den begrenzten Platz angepasst werden. O-Ton Heer:

Das Heer wird dazu beitragen, indem es die von der Besatzung zu tragende und für den Einsatz als Panzergrenadier im hinteren Kampfraum des Schützenpanzers Puma erforderliche Bekleidung und Ausrüstung neu bewertet und gegebenenfalls missionsangepasst so zusammenstellt, dass die in der Praxis mit den betroffenen Soldaten individuell ermittelten Messwerte – unter Beachtung der diversen Arbeitsschutzvorschriften – mit den bisherigen Perzentilvorgaben verglichen und gegebenenfalls angepasst werden können.

Dabei bleibt aber das Problem, dass es bereits fertig ausgebildete Panzergrenadiere gibt, die in den Puma einfach nicht hinneinpassen. Darüber muss sich das Heer jetzt auch Gedanken machen:

Der Kommandeur der Panzerbrigade 12, Brigadegeneral Jörg Thorsten See, in dessen unterstelltem Bereich nun der Wechsel vom Schützenpanzer Marder auf den Puma angelaufen ist, betont: „Es ist für uns wichtig, dass für das ‚Bestandspersonal‘, das unter anderen Rahmenbedingungen im Bataillon oder in der Truppengattung begonnen hat, nun keinerlei Nachteile entstehen. Weder in der persönlichen Situation noch aus laufbahnrechtlicher Sicht.“ (…)
Zudem könne man in der Truppe auch unmittelbar reagieren, sollte das wirklich nötig werden: „Es gibt in einem Panzergrenadierbataillon eine Vielzahl von Möglichkeiten, auch außerhalb des Schützenpanzers Puma der gemeinsamen Auftragserfüllung dienen zu können. Als Beispiele nenne ich den Aufklärungs- und Verbindungszug in der 1. Kompanie, die Ausbilder in der Grundausbildung oder den Sicherungszug in der Ausbildungs- und Unterstützungskompanie“, so See weiter.

Mit dem Problem befassen sich jetzt diverse Arbeitsgruppen – beim Heer auf technischer Ebene, beim Bundesamt für Personalmanagement der Bundeswehr für die 184-Zentimeter-Rekruten und bei Ministerium und Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr für Lösungen für das so genannte Bestandspersonal. Da scheint es doch fast schon ein Lichtblick, dass es noch etliche Jahre dauern wird, bis alle Panzergrenadierbataillone vom Marder auf den Puma umgerüstet sind.

*Wg. absehbarer künftiger Probleme mit Links zu Bundeswehrseiten hier der Text als pdf-Datei:
Schützenpanzer Puma: Waffensystem, aber auch Arbeitsstätte

(Danke für den Leserhinweis auf den Heeres-Text)

(Foto: Schützenpanzer Puma bei der dynamischen Waffenschau am Tag der Bundeswehr 2018 in Meppen am 09.06.2018 – Bundeswehr/Katrin Hanske)