Vorschau: Fitness für die Truppe
Am (morgigen) Mittwoch will sich Heeresinspekteur Jörg Vollmer anschauen, wie die neue, auf Fitness der Rekruten ausgerichtete Grundausbildung beim Heer aussieht. Das Panzergrenadierbataillon 401 in Hagenow in Mecklenburg-Vorpommern erprobt derzeit in einem Pilotversuch, wie die körperliche Leistungsfähigkeit der Männer und Frauen gesteigert werden kann, die neu zur Truppe kommen – und oft genug erst einmal auf den gewünschten Stand gebracht werden müssen.
Über die neue Art der Grundausbildung hatte Augen geradeaus! bereits im März berichtet:
Heer stellt Grundausbildung um: Erste sechs Wochen für die Fitness
Die körperliche Leistungsfähigkeit soll deshalb in den ersten eineinhalb Monaten der Ausbildung gezielt gestärkt werden, und vor allem differenzierter als bisher.
Die Rekruten werden künftig in drei verschiedene Leistungsgruppen eingeteilt, um individuell den Leistungsstand erhöhen oder halten zu können. In dieser Zeit soll es herkömmlichen Sport, aber auch Märsche geben; neben den verschiedenen Arten des Fitness-Trainings dürfte nicht allzuviel an Ausbildung passieren. Nach den sechs Wochen ist ein Zwischentest als Erfolgskontrolle sowie am Ende der Grundausbildung ein Abschlusstest vorgesehen.
Der bereits 2010 eingeführte Basis Fitness Test (BFT) soll dabei in die Feststellung der körperlichen Leistungsfähigkeit integriert werden. Zusätzlich ist ein so genannter Handlungsparcours als Eingangstest zur Erfassung der Leistungsfähigkeit geplant. Neben die im BFT geforderten Disziplinen Pendellauf, Klimmhang und 1.000-Meter-Lauf tritt dann die gezielte Stärkung – und Überprüfung – von Bewegung, Ziehen, Tragen und Heben, angelehnt an spätere praktische Anforderungen an einen Soldaten.
Die Gründe für diesen neuen Ansatz liegen nicht nur im Wunsch der Truppe, fittere Soldatinnen und Soldaten zu bekommen. In jüngster Zeit hatte es mehrere Zwischenfälle gegeben, bei denen Rekruten den körperlichen Anforderungen nicht gewachsen waren und zusammenklappten – bis hin zum tragischen Tod eines Offizieranwärters auf einem Marsch vor einem Jahr in Munster. Als Reaktion darauf hatte das Heer Ausbildungsvorschriften verändert, aber das allein ändert ja noch nichts am Problem.
Bei der Vor-Recherche für den Termin in Hagenow bin ich auf einen Bericht über den veränderten Combat Fitness Test der U.S. Army gestoßen – das betrifft zwar nicht in erster Linie Rekruten, sondern alle Soldaten der Army. Aber damit verbunden ist ein Ansatz, der interessant und aus deutscher Sicht vielleicht auch erst einmal merkwürdig klingt:
The new test is age-neutral, and that means that 50-year-old soldiers who possibly have injuries from training and deployments will have to hurl a 10-pound medicine ball as far as 19-year-olds fresh out of Advanced Individual Training.
All battalion and brigade commanders, as well as command sergeants major, will have to pass the test in their pre-command courses before assuming their duties, said Frost, head of the Army Center for Initial Military Training. (…)
“Combat does not differentiate between a 50-year-old soldier with a rifle and a 20-year-old: Both need to be able to meet the physical requirements of their combat-related tasks.”
(Ehe die Frage aufkommt: Nein, ich habe nicht vor, mich wie der US-Kollege in dem verlinkten Bericht einem Fitness-Test zu unterziehen… Und als Hinweis: Da ich am Mittwoch den ganzen Tag unterwegs bin, wird es voraussichtlich erst am Donnerstag etwas zu der Ausbildung in Hagenow geben.)
(Foto: Troopers from CrazyHorse Troop, 1st Squadron, 3rd Cavalry Regiment “Brave Rifles,” conducted a physical fitness assessment to select candidates to attend pre-Ranger assessment while deployed to Iraq, July 16, 2018 – U.S. Army Photo by Capt. Jason Welch, 3d Cavalry Regiment Public Affairs Office)
Das hatten wir schon einmal.
Nur ohne Schauen.
Schade.
[Huh? T.W.]
Was ein Blödsinn! D.h. wir haben demnächst für Zivilisten kostenfreie Boot-Camps. The Biggest Loser goes Bundeswehr. Der Rekrut lässt sich in seinen Ferien 6 Wochen lang fit machen, bezieht noch Kost, Logie und Gehalt und wird nach 6 Wochen von seinem Kündigungsrecht Gebrauch machen. Wir binden also wieder Personal für die Tonne.
[Kritik ja immer gerne, aber am Ton arbeiten wir noch… T.W.]
Ich halte den Ansatz für sinnvoll, wenn auch die Erkenntnis viel zu spät kommt. Das Hauptproblem, was ich sehe, ist, dass die gewonnene Fitness in den Stammheiten nicht gehalten bzw gesteigert wird, obwohl es eindeutige Vorschriften gibt, die es vorsehen. Im Dienstalltag ist alles wichtiger, nur die Fitness der Soldaten nicht. Dabei hat Sport auch eine präventive Wirkung für die Gesundheit und in Bezug auf Verletzungen. Lange Rede gar kein Sinn, wenn den Chefs und Kommandeuren nicht auf die Finger geschaut wird, ist die ganze Mühe am Ende nutzlos. Ziel sollte es sein, dass auch in den Stammeinheiten regelmäßige Sportausbildung stattfindet, um die Soldaten unter anderen auch dazu zu motivieren, privat Sport zu machen. Dafür fehlt aber vielen Vorgesetzten der Schneid und der Wille.
LG
[quote]Lange Rede gar kein Sinn, wenn den Chefs und Kommandeuren nicht auf die Finger geschaut wird… [/quote]
Schon länger nicht mehr in der Truppe gedient?
Verzeihung, ich reformuliere:
Schon länger nicht mehr in [b]Führungsverantwortung[/b] in der Truppe gedient?
Wer mit solchen Aussagen um sich wirft, weiß nicht um die hohe Auftragslast im Grundbetrieb. Das mag man zurecht als traurig empfinden, entspricht aber der Realität
Vielleicht wäre es zielführend, wenn es bei der Trurppenverpflegung ein „light menue“ (im Preis ermäßigt) gäbe), z.B. Salatbuffet für EUR 1,80 statt das volle Programm zum vollen Preis?
Für alle Stabstäter …
Ich schreibe als Schwabe ^^
@ Steffen
wenn es schon in 60 jahren bw nicht zu schaffen war das S4/G4 StOffze auf „Wunsche/Erwartung“ ihrer Kommandeure die Materiallage real darstellen, wie soll es dann funktionieren die körperliche Fitness, und die ist nicht das wesentliche, viel mehr die für den DP wesentlichen Kenntnisse und Fertigkeiten, von S1/G1 Offzen real melden zu lassen und nicht dafür zu sorgen, das diese normgerecht sind.
@Oberleutnant
nein, ich bin schon länger weg, aber ihre annahme das die meldungen um soviel mehr geworden sind im grundbetrieb den früher, dem darf ich widersprechen, das gab es alles schon früher, und das „korrigieren“ dieser auch, also kommen sie vom ross runter, und fangen sie an zu laufen, korrigiere zu marschieren, aber nicht in richtung ihres kommandeurs. das wird dem laden nicht helfen, wenn ihm überhaupt noch was hilft. woran ich ehrlich gesagt mittlerweile meine zweifel habe.
@Thomas Melber
auch das hatten wir schon vor ganz ganz langer zeit auf antrag befehl des truppenarztes, und was passierte, die soldaten kassierten das verpflegungsgeld oder zulagen für spezialkost und gingen dann doch zur truppenverpflegung oder waren beim kantiniere für ne pommes currywurst.
wenn dann in der ersten woche sporteingangstest, wer besteht beginnt die GA mit vollem gehalt A1, wer nicht besteht und vorher keinen sport getrieben hat, A0 x mal vier wochen sportgrundtraining. bis die unterste stufe erreicht ist. taschengeld, unterkunft, verpflegung ja, der rest nein. und ja auch nicht sportliche soldaten und T7 sind für den stabsdienst und CIR notwendig und gewollt, minimale sportliche Grundfertigkeiten allerdings auch.
was mich zum Hausherrn treibt Herrn @Thomas Wiegold
wie geht es dem Soldaten der in Munster nicht gestorben ist, nach dem „Eilmarsch“ mit Splitterschutzeweste als Rekrut OA. ist der immer noch in der intensivmedizinischen Betreuung, ich dachte sie wollten berichten, und die „Wunde“ offenhalten. Und meinen „alten“ „Kameraden“ hier die mitlesen sei eines gesagt, der wurde gekocht, und das wissen viele hier. Die Frage nach der strafrechtlichen Verfolgung erspare ich mir mal.
einen schönen Abend noch allen.
Ich würde den Amerikanern ja gerne widersprechen. Da ich im Einsatz aber selbst erlebt habe, dass ein Kamerad mit voller Montur nur mit größter Mühe es gerade noch so aus eigener Kraft, und erst beim dritten Versuch, in das gepanzerte Kfz geschafft hat, muss ich dem beipflichten. Wer nicht fit ist, kann nicht in den Einsatz, wer nicht in den Einsatz kann, der/die…
@Thomas Melber: Den Zusammenhang verstehe ich nicht. Und als Schwabe habe ich am Verpflegungssatz absolut nichts auszusetzen. Einfach mal in Kantinen/Messen von Verbündeten gehen und dort nen kleinen Salat nehmen ;-)
Wie wäre es die Wehrpflicht wieder einzuführen .
Die hohe „Auftragslast im Grundbetrieb“ kann und darf nicht der Grund sein, warum Sport und körperliche Ertüchtigung (dazu gehört auch Dehnung und Kräftigung) reduziert wird. Jedoch zu oft sind genau die Kompaniechefs und Btl Kommandeure gerne bereit, auf Sport zugunsten öffentlich wirksamer Präsentationen zu verzichten.
Ich muss Steffen hier leider zustimmen: wer die gängigen Vorschriften zu diesem Thema verzichtet, spielt mit der Gesundheit eines jeden Untergebenen. Und mit dem Leben, denn meine Erfahrung im Einsatz zeigt doch, dass körperlich fitte Soldaten eine höhere Schlsgzahl aushalten und auch psychisch besser belastet werden können.
@Oberleutnant:
Mein Kdr hat vor einigee Zeit den Befehl erlassen, dass jeden Tag Sport gemacht wird. Wir ZgFhr haben erst gemeckert und gemeckert und uns gefragt, wie das alles funktionieren soll…
Aber was soll ich sagen? Es funktioniert!
Und zwar, weil der Sport plötzlich eine gewisse Wichtigkeit zugesprochen bekommen hat und jeder nun genau weiß, dass er in den ersten 1,5h des Tages niemanden anrufen brauch. Es wird eh keiner rangehen.
Der Schritt war mutig, aber er hat überzeugt.
Das Problem mit der körperlichen Fitness existiert seit Jahrzehnten und nicht erst seit die Medien das Thema vor zwei Jahren entdeckt haben. Letztendlich lebt das Ganze mit dem Vorleben durch den Vorgesetzten. Das war und ist oft problematisch und liegt zum Teil an deren Faulheit, Uneinsichtigkeit oder auch ganz einfach daran, daß diese mit administrativen Dingen zugemüllt werden.
P.S. Bitte keine Ausreden oder Verweise auf mangelhafte Sportstätten. Jeder bekommt ein paar Laufschuhe ausgehändigt. Der Rest kann mit bodyweight-Übungen und Gepäckmärschen „erschlagen“ werden.
@Oberleutnant
Dann muss diese Auftragslast priorisiert werden und die Auftragserteiler für die Folgen verantwortlich gemacht werden.
Mal ein Streifzug in die Vergangenheit.
Abi… 01.07. Zugfahrt nach Merzig.
Fallschirmjägerbataillon 262. Damals AMF.
Jägerkompanie. Am dritten Tag „Physical-Fitness-Test“.
Sämtliche Anforderungen „mindestens“ analog zum heutigen KSK-Testing.
Im Folgejahr – Nato-Challenge-Cup im August in der Türkei bei 30°C…….ein Atemstillstand und trotzdem gewonnen.
Unser damaliger Kommandeur, General a. D. Günzel, hat sich, rührend und höchstprofessionell, um den Wehrpflichtigen gekümmert dass alles ein gutes Ende nahm.
…….zum „Nachwuchsfaden“:
Gesprungen sind wir natürlich auch, nicht nur automatisch.
Aber jeder der in Altenstadt seinen Springerschein gemacht hat, wird nie das erste Mal „Straaaaße………Eiiisenbahn“ vergessen.
Klingt evtl. etwas pathetisch, aber mein Eindruck ist, dass seinerzeit ausschließlich GAT angesagt war und heute, bis auf einige Ausnahmen, der Nachwuchs – egal in welcher TSK, körperlich nicht so fit ist, wie er sollte.
Irre ich mich da, oder welche Eindrücke haben die Experten?
…..von unseren „Eingewöhnungsmärschen“ in Woche zwei und drei mal ganz abgesehen. ;-)
Grundsätzlich finde ich es gut das der Sport gerade in der Grundausbildung einen entsprechenden Stellenwert bekommt. Allerdings sollte der Sport in der Stammeinheit auch einen entsprechenden Wert bekommen. Hier ist es allerdings so, das alles andere wichtiger ist. Dazu kommt das man grundsätzlich schon gegen Vorschriften verstößt, wenn man z.B. alleine Laufen geht. Telearbeiter dürfen nur Sport bei Anwesenheit in der Dienststelle machen. Zu Hause ist Dienstsport explizit verboten. Rettungsschwimmer, Abnahmeberechtigung DSA und Übungsleiter mit gültiger Lizenz werden auch immer weniger. Das ist dann die Wirklichkeit.
@Ehemaliger Grenadier | 18. Juli 2018 – 0:11
„Die hohe „Auftragslast im Grundbetrieb“ kann und darf nicht der Grund sein, warum Sport und körperliche Ertüchtigung (dazu gehört auch Dehnung und Kräftigung) reduziert wird.“
Grundsätzlich richtig, aber solche Pauschalaussagen sind am grünen Tisch und aus der Ferne immer leichter getätigt, als auch tatsächlich umgesetzt.
„Jedoch zu oft sind genau die Kompaniechefs und Btl Kommandeure gerne bereit, auf Sport zugunsten öffentlich wirksamer Präsentationen zu verzichten.“
Die öffentlichkeitsgeilen Chefs und Kommandeure sind schuld??
LOL, ne ist klar…
Ich hatte dies ende der 1990er bereits beim Inspekteur der Heeresausbildung angebracht:
Die Bundeswehr braucht einen verpflichtenden Fitness-Test, welcher jährlich von den Soldaten zu absolvieren ist.
Wer diesen Test nicht besteht, bekommt einmalig 6 Wochen Zeit, sich vorzubereiten, und diesen zu wiederholen.
Wer durchfällt, bekommt weniger Sold.
Wenn man die Soldaten nicht anderweitig motivieren kann, ihre Fitness zu erhalten (oder überhaupt erst einmal aufzubauen), dann eben mit Druck.
Allerdings sage ich nach wie vor, das der BFT ein Witz ist…
Das DSA war ein guter Ansatz-das, in Verbindung mit einer (standardisierten) Hindernisbahn, und einem Gepäckmarsch könnte gute Ergebnisse liefern..Aber wie immer:
Ein Test ist übrigens immer nur eine Momentaufnahme-der Weg ist das Ziel; sprich:
Ein Test sollte/muss die Soldaten motivieren, sich ganzjährig darauf vorzubereiten.
Die Möglichkeiten hierzu sind zwingend in jeder Kaserne vorzuhalten:
Kraftraum mit freien Gewichten
Laufbahn oder Kasernenrunde
Sporthalle (Schlechtwetterlösung; jederzeit zugängig)
Wo kein Wille ist, da helfen auch keine guten Ideen…
Ich hatte mich sogar (da schon als Zivilist, vielleicht kam die Ablehnung daher) als Leiter einer entsprechenden Trainingsgruppe (online) angeboten….es kam absolut kein Interesse zurück…
Der neue Army Fitness Test wird übrigens hier auf youtube demonstriert: https://www.youtube.com/watch?v=KEWPCPgXH9U
Interessant finde ich, dass sie anscheinend von reiner Kraftausdauer und Ausdauer weg sind und mit dem Kreuzheben auch Kraft testen. Aber welchen Sinn es hat wie bei Nr. 4 Gewichte zu ziehen und tragen die geschätzt nichtmal 1/3 eines Soldaten in voller Montur wiegen verstehe ich nicht. Ist sicher anstrengend, aber scheint für mich Laien trotzdem keine Aussagekraft über die „Combat Fitness“ zu haben.
Nach § 17 Abs, 4 Satz 1 SG hat der Soldat alles zu tun, um seine Gesundheit zu erhalten oder wiederherzustellen. Es ist eine individuelle Pflicht, deren Einhaltung der Vorgesetzte/Dienstherr unterstützt. Es liegt im Interesse jedes Soldaten dieser Pflicht nachzukommen, denn im Einsatz ist die Gesundheit Voraussetzung für sein Überleben. Es wäre daher pflichtvergessen dieser Pflicht nicht nachzukommen und außerdem tendenziell eine Selbstschädigung. Eine Diskussion darüber kann m.E. nicht über das Ob, sondern nur über das Wie geführt werden.
marvin | 18. Juli 2018 – 8:04
Aber welchen Sinn es hat wie bei Nr. 4 Gewichte zu ziehen und tragen die geschätzt nichtmal 1/3 eines Soldaten in voller Montur wiegen verstehe ich nicht. Ist sicher anstrengend, aber scheint für mich Laien trotzdem keine Aussagekraft über die „Combat Fitness“ zu haben.“
Gibt aber einen Eindruck über die „General Physical Preparedness“, also die Fähigkeit unterschiedliche Bewegung mit unterschiedlicher Intensität und unterschiedlichen Bewegungsmustern zügig Abzuschliessen bzw. auszuführen.
Bezüglich des Kreuzhebens empfinde ich das durchaus Begrüßenswert. Wer schwer Kreuzheben kann, vor allem mit höheren Gewichten, kann auch meist Klimmzüge machen, hat eine ausgeprägte Rumpfmuskulatur und kräftige Beine.
Der Klimmhang beim aktuellen Test der BW…ist einfach witzlos und sagt nichts über den Fitnesszustand aus.
Ich finde es bemerkenswert, dass der ARMY-Test nicht zwischen den Geschlechtern oder nach Altersgruppen unterscheidet. Die Begründung wird ja auch mit zitiert: „Combat does not differentiate between a 50-year-old soldier with a rifle and a 20-year-old.“
Ob das irgendwann auch mal wieder in der Bundeswehr „Mode wird“?
@huey | 18. Juli 2018 – 7:39 und @all
Sporthalle? Laufstrecke? Schlechtwetterlösung? Vernünftige Diagnosemöglichkeiten?
Gibt es doch alles!
Leute, macht mal halblang! Wir sind doch nicht mehr in den 90er :(
Das einzige woran es mangelt ist eine entsprechende Priorisierungspflicht für die Vorgesetzten und eine vernünftige Sanktionierungsmöglichkeit für trainingsunwillige Soldaten.
Und vielleicht nachträglich zu meinem Post noch der Hinweis wie die Soldaten selbst damit umgehen.
Jährlich gibt es seit 3 Jahren zum Gedenken an das Karfreitagsgefecht die sog. „Good Friday Battle“. Ein spezielles CrossFit- Workout welches in lockerem Wettbewerb ausgetragen wird.
http://www.goodfridaybattle.com
Organisatoren sind aktive Soldaten der BW.
Zudem gibt es für den Minusma-Einsatz mittlerweile im Camp Castor eine eigene Trainingsstätte für CrossFit.
https://www.crossfit-campcastor.com
Gegründet wurde das ganze von Deutschen und Niederländischen Soldaten, welche nach einer vernünftigen Trainingsmöglichkeit im Einsatz gesucht haben.
Es zeigt sich also doch, dass es genug Soldaten gibt die zum einen die Motivation haben und zum anderen auch das Wissen um Trainingspläne zu erstellen und durchzuführen. Darauf zurückgreifen wäre aber vermutlich zu einfach.
@ Dennis
Neid? Du kannst ja Deine Fitness auch so auf Vordermann bringen lassen. Bloß, wenn Du an Deiner Fitness nicht dran bleibst, nützt Dir das auf Dauer auch nichts.
Das andere ist, wenn ein Mißstand erkannt wird, ist es mir lieber, er wird behoben anstatt versteckt. Dein Geschrei möchte ich hören, wenn es eine Zeitungsmeldung gäbe:
“ Bundeswehrsoldat an Verfettung gestorben!“
Die Problematik wurde schon angesprochen: Eine in der Grundausbildung geformte Fitnessgeht viel zu oft in den Stammeinheiten verloren. Die Gründe hierfür reichen von teilweise m.M.n. bürokratischen Hürden (keiner soll alleine Laufen, fehlende DSA Prüfer, Übungsleiter etc.), über „wenn der Arzt mich MSG schreibt, kann mir keiner was“ bis zur Auftraglage, die gemeinhin tatsächlich unterschätzt wird.
Das meines Erachtens größte Problem ist die Einstellung vieler junger Kameraden: „Ich mache nur das notwendigste, Hauptsache ich komme weiter.“
Solange der Bedarf die Eignung vorgibt wird sich daran nichts ändern.
wenn das vorgestern
late konzept bei der bundeswehr umgesetzt würde, gäbe es sicher bereiche, die schlagartig nicht mehr handlungsfähig wären. insbesondere wenn bei nichterfüllung körperlicher leistungsfähigkeit entsprechende konsequenzen folgen würden. ich erinnere mich in diesem zusammenhang an fachgebiete im sanitätsdienst wo bereits eine quote der einsatzttauglickeit von 20% erreicht wurde und bei umsetzung der ergebnisse entsprechender ba90/5 ein totalkollaps gedroht hätte.nun mag man zum einen von der notwendigkeit dar adäquaten sanitätsdienstlichen versorgung halten was man will, aber sie ist grundlage einer einsatzplanung. und sicherlich haben die bisherigen auslandseinsätze gezeigt, dass auch für den arzt im elan ein mindestmaß an körperlicher leistungsfähigkeit notwendig ist bzw.deren herabsetzung (sei es gesundheitlich bedingt oder aufgrund mangelnden trainings) fatale folgen (für alle) haben kann.
Ich habe mal in einer Armee Dienst geleistet, wo der Sport nur unter Anleitung und Aufsicht von diplomierten Sportlehrern stattfand. Diese wurde fast alle abgeschafft. Mit angelernten Übungsleitern glaubt man alles lösen zu können. Das Ergebnis kann sich der aufmerksame Vorgesetzte in seinem Sanitätsbereich anschauen. Sportverletzungen, mit tage- und wochenlangen Ausfällen, sind an der Tagesordnung. Der Sport findet unkontrolliert und unsystematisch unter Anleitung von Amateuren oder selbsternannten Profis statt.
Die Pflicht zur Gesunderhaltung steht natürlich im Soldatengesetz. Da stehen aber auch noch andere Pflichten drin. Wenn ich alle Pflichtveranstaltungen, die mir durch Gesetze, Regelungen und Weisungen OBERHALB der Ebene Division vorgegeben werden, erfüllen will, ist mein Stundenvorrat für das Jahr schon zu ca. 50-70% aufgebraucht, ohne dass einer meiner Soldaten nur eine Stunde in seiner Fachtätigkeit eingesetzt war oder ganz geschweige einen Lehrgang oder EU / Überstunden genommen hat.
Wie soll ich da als DV nun agieren? Melden? Meine zwei – drei nächsten Vorgesetzten sind an die gleichen Weisungen gebunden und können die auch nicht außer Kraft setzen, da Regelungen von ganz oben oder sogar von außerhalb der Bw.
Also muss ich (und mein Kdr) anfangen zu priorisieren und viel Spielmasse bleibt dabei nicht übrig. LEIDER aber auch zwangsläufig fällt Sport dabei regelmäßig hinten runter. Ist das zielführend? Nein! Ist stattdessen ein gravierenderer Verstoß als Alternative vorzuziehen? Nein, weil spätestens wenn der Staatsanwalt nach durchgeführten Belehrungen und Unterweisungen fragt, steh ich vollends im Regen. Also gestalte ich den Dienstplan nach bestem Wissen und Gewissen. Auf die freiwillige Sportausübung nach Dienst kann ich dann nur hoffen. Wie will ich einen Soldaten motivieren oder sogar noch sanktionieren, wenn ich als Chef selber schon nicht meiner sportlichen Verpflichtung nachkomme (n kann)?
Steffen schrieb: „Das Hauptproblem, was ich sehe, ist, dass die gewonnene Fitness in den Stammheiten nicht gehalten bzw gesteigert wird, obwohl es eindeutige Vorschriften gibt, die es vorsehen“
Bei den US Marines ist es so, dass alle regelmäßig ihren Fitnesstest bestehen müssen, sonst werden sie degradiert. Das wäre beispielsweise eine sehr motivierende Maßnahme um sich um seine persönliche Fitness zu kümmern.
Frank S. | 18. Juli 2018 – 10:34
„Der Sport findet unkontrolliert und unsystematisch unter Anleitung von Amateuren oder selbsternannten Profis statt.“
Bezüglich der selbsternannten Profis gebe ich Ihnen uneingeschränkt recht.
Bezüglich der Amateure sei Ihnen gesagt, das es mehr als genug Amateure gibt, die in Ihrem Wissen um moderne und sinnvolle Trainingsmethoden weitaus mehr Kenntnisse haben, als ein diplomierter Sportlehrer der sich im Zweifelsfall nie weiter gebildet hat.
Neuling | 18. Juli 2018 – 9:20
Die Problematik wurde schon angesprochen: Eine in der Grundausbildung geformte Fitnessgeht viel zu oft in den Stammeinheiten verloren.“
Das mag ja so sein. Ob sich das nicht ändern kann? Ob vor der eigentlichen GA fit gewordene Rekruten nicht die Freude an der Fitnis entdecken und in der Stammeinheit alles daran setzen diese zu erhalten?
Ein wesentliches Ziel der Fitnis-Maßnahme ist doch, die Rekruten vor der GA fit dafür zu bekommen und das Risiko zu verringern.
Ich verstehe das „Einprügeln“ auf die jungen Soldaten von heute nicht. Die körperliche Fitness war auch in der Vergangenheit von Einzugsquartal zu Einzugsquartal sehr unterschiedlich.
Zwar hatte Sport noch einen anderen gesellschaftlichen Stellenwert als heute, wo er meist an der Spielekonsole stattfindet, aber so ein Einzugsquartal 01.01. oder 01.04. mit Handwerkern, Hilfsarbeitern etc. war auch nicht wirklich körperlich fit für den Soldatenberuf. Die Abiturienten waren im Durchschnitt einfach fitter.
Es ist mir auch unverständlich, warum das Ablegen des DSA nicht mehr verpflichtend ist, vor allem, nachdem die Anforderungen hier gesenkt wurden. da wir nur noch berufs- und Zeitsoldaten haben, könnte man das einfach ins „Pflichtenheft“ schreiben.
Mal abgesehen davon, dass es für mich immer noch zum Berufsverständnis eines Soldaten gehört, selber dafür zu sorgen, das man fit ist.
Ich glaube es würde schon richtig viel bringen, wenn jeden morgen zum Dienstbeginn angetreten wird und zusammen Liegestütze und Kniebeuge gemacht werden. Und das gleiche dann am Dienstende 16:00 Uhr.
Keine 10 Minuten Zeit (2x 5) und die sollten täglich drin sein.
Für die, bei denen es kein gleichzeitigen Dienstbeginn gibt, dann eben im kleinen Rahmen (2-3 Mann).
Das wäre immerhin schon mal was und würde sich sofort umsetzen lassen.
Mehrere Problem- und Handlungsfelder:
Persönlicher Schweinehund, den viele nicht bereit sind zu überwinden.
Fehlende Sanktionierung, da untaugliche Kriterien und fehlender Willen/ fehlende Vorgaben für die Personalführung ( man setze sich nur mal in die entsprechenden Konferenzen…).
Ein Haufen schlechter Vorbilder, siehe Leibesfülle von Teilen der Generalität/Admiralität.
Fehlender Zwang zum täglichen Sport, man frage doch mal im BMVg etc. nach den Sportzeiten der dort Tätigen und den Duschmöglichkeiten.
Ablegen des DSA ist heute noch Pflicht, im Rahmen der IGF Leistungen einmal im Jahr zu erbringen
@Ben85
Sollen verantwortliche Vorgesetzte die dies nicht ermöglichen ebenfalls d.h. anstelle degradiert werden?
@Frank S / 10:34
Na dann hoffen wir mal, dass die nächste militärische Auseinandersetzung unter Aufsicht diplomierter Sportlehrer stattfindet und dass der böse Feind die vorgeschriebenen Pausen einhält.
Die ganze Diskussion ist einfach irre.
Der Falklandkrieg, April bis Juni 1982.
Neben der Anmarschleistung der Royal Navy als Voraussetzung für den Einsatz der British Army erwies sich die Gefechtstauglichkeit der https://de.wikipedia.org/wiki/Falklandkrieg#Infanterieverb%C3%A4nde britischen Infanterie basierend auf beispielhafter Fitness und Leidensfähigkeit als Mittel zum Erfolg.
In Auswertung der Erkenntnisse wurde seitens FüH das damalige HA (heute etwa AHEntw) beauftragt, ein Programm für ALLE Truppenteile des Heeres zur Verbesserung und zum Erhalt der körperlichen Leistungsfähigkeit herauszugeben.
Ergebnis war das GAT, Gemeinsames Ausdauertraining.
Wesentlicher Inhalt war eine Laufleistung im Kampfanzug, ohne Gepäck, von 4,8 km. Die ungerade Zahl ergab sich aus der genäherten Umrechnung von 3 Meilen. In der Praxis wurden zunächst zugweise, später kompanieweise 2,4 km im Zug-/EinhRahmen gemeinsam gelaufen, anschließend individuell auf gleicher Srecke zurück zur Bestenauslese, jeweils zweimal wöchentlich.
Resultat war die nach ca drei Monaten deutliche und messbare Steigerung der individuellen Fitness in Ausdauerleistung, aber auch beim Leistungsmarsch. Die zunächst erkennbare Verletzungsanfälligkeit durch den Stiefellauf reduzierte sich ab dem zweiten Monat, und zwar unter (!) das Ausgangsniveau.
Neuer Inspekteur neues Glück.
Wie Vielen bekannt, folgten
– Milko (Aufnahme von Schwimmen und Kraftanteilen)
– Amila,
– IGF und sonstige Projekte, die bis heute jedem BwAküFi (Bundeswehr-Abkürzungsfimmel) zur Ehre gereichen.
Nicht, dass etwa jeweils die Erkenntnisse zur Notwendigkeit umfassender körperlicher Fitness neu erfunden wurden, von angeblichen Verbesserungen in der Trainingslehre abgesehen, nein.
Das „Alte“ hatte sich sich wegen Ignoranz der Führung und fehlendem Willen zur Sanktionierung tot gelaufen, also wurde auf erneuerte Motivation hoffend Neues geboren.
Auch das nunmehrige Programm für Rekruten wird nur eine Halbwertzeit von – maximal DREI (!) Jahren – haben?
Ohne Tatkraft in den Einheiten durch Chefs und ZgFhr die nach der Grundausbildung vorleben und einfordern, UND SANKTIONIEREN dürfen, bleibt der insgesamt löbliche AGA-Ansatz letztlich Stückwerk.
Es gibt Heere im Bündnis, da reicht es ohne regelmäßigen Nachweis bestimmter körperlicher Leistung nicht zum nächsten Dienstgrad, bis hin zur Entfernung aus dem Dienstverhältnis.
Fitness muss aus meiner Sicht in den Streitkräften wieder einen höheren Stellenwert erhalten. Und das geht IMHO am effektivsten über Befehle und konsequente Sanktionen bei Nichtbefolgen bzw. bei Nichterreichen von Zielen.
In meiner aktiven Zeit, vor allem in Kommandostäben, war es doch erschreckend, wie viele übergewichtige Soldaten und Soldatinnen dienten. Gerne wurde dies damit „entschuldigt“ dass man ja „Fachmann“ für xyz sei und die tägliche Arbeit Sport ja gar nicht mehr zulasse. Das Nicht-Ablegen der Leistungsnachweise hatte keinerlei Konsequenzen (galt übrigens auch für allgemeinmilitärische Anteile wie Märsche und Schießen).
Ein Aufbauen der Fitness in der Ausbildung ist begrüßenswert, muss aber ein Soldatenleben lang erhalten, ausgebaut und von der Führung eingefordert werden. Im Einsatz zählt das Argument, dass man ein toller IT-Spezialist ist wenig, wenn man seinen Allerwertesten nicht rechtzeitig in das geschützte Fahrzeug bekommt.
@carmivora
Gutes schlechtes Beispiel mit dem BMVg…aber es handelt sich hier um einen Teil der Bundesregierung und nicht der Streitkräfte…ergo andere Reglungen, das fängt mit den Infrastrukturenforderungen an…und nach 87 a und b sind die „Vergünstigungen“ wie Sport oä dem ein oder anderen Nicht-Uniformträger ein Dorn im Auge…aber wie oben in vielen Kommentaren erwähnt: wo ein Wille zum Sport ist auch ein Weg zur Dusche…
Ich in der Summe für meinen Teil halte jedoch fest: Es gibt Themen wo jeder meint mitreden zu können…Bekleidung,Sport generell Ausbildung und andere wo der Kreis der Kommentartoren stark eingeschränkt ist…jedoch machen einem die 172.000 Bundestrainer die Fachaufgabe nicht einfach…
@kpk
„Es gibt Heere im Bündnis, da reicht es ohne regelmäßigen Nachweis bestimmter körperlicher Leistung nicht zum nächsten Dienstgrad, bis hin zur Entfernung aus dem Dienstverhältnis.“
Die da wären…?
Und wie wollen sie das mit dem Soldaten-(=Beamten)Recht in Einklang bringen?
Waren Sie in Ihren Funktionen als Vorgesetzter IMMER Vorbild im DstSport? Ermöglichten Sie die Teilnahme immer den Soldaten?
@Klaus-Peter Kaikowsky
Was nützt das alles, wenn die Vorgesetzten die nötige Zeit, Mittel und Kenntnisse nicht priorisiert zur Verfügung stellen?
Von denjenigen, die da eher hindern und sanktionieren gar nicht erst anzufangen.
Ich sehe nicht ein den Soldaten zu sanktionieren, wenn der Dienst nicht genug Sport hergab, die Durchführung eher suboptimal war etc.
Wenn es dafür gute Gründe gab, kann der Vorgesetzte das verantworten – wenn nicht ist er zu sanktionieren
Noch weniger finde ich es akzeptabel die Aufgrund von Verletzungen, Erkrankungen spez. im Dienst oder gar Einsatz wegen ihrer Gesundung der körperlichen Schonung bedürfen so zu benachteiligen
Krieg ist mit Strapazen verbunden, psychischer und physischer Art. Bei körperlicher Belastung wird irgendwann auch die geistige und psychische Belastungsschwelle sinken. Die Kampfkraft sinkt. Wer also mit einer körperlich untauglichen Truppe in einen Krieg ziehen will, handelt grob fahrlässig, weil der Erfolg der Mission und Leben und Gesundheit der anvertrauten Soldaten aufs Spiel gesetzt werden.
Wenn die groben Zahlen noch stimmen haben wir rund 50.000 Einsatzgänger und den Rest eher nicht … nach meinen Erfahrungen waren die „Wamperten“ in den Kontingenten eher die Ausnahme und allgemein haben sich die Einheiten die „Ausreißer“ durch gruppendynamische Prozesse „erzogen“ zum Wohle der Gemeinschaft …
Ist die angesprochene Problematik vielleicht nicht ein wenig mehr zu den 2/3 der restlichen Bw zu sehen ?
Nur als Denkanstoß, denn ich befürchte den altbewährten querschnittlichen Kannenguß der Gleichmacherei … dabei gibt es auch Verwendungen die mehr Fitness nachweisen müssen aber z.B. immer wieder „geGAT`ed“ wurden oder „geAMILA`t“ oder sonstwas …
… habe bewußt nicht fein unterschieden zwischen Heer/Luftwaffe/Marine/San/SKB/Cyber …
Generell will ich die Bedeutung der körperlichen Fitness nicht abstreiten, doch die einfache Denkweise hier wundert mich teilweise.
Wie Koffer und noname bereits schrieben, gibt es für viele Soldaten dutzende Aufträge, die alle höher priorisiert werden.
Wenn knapp die Hälfte der Offiziere eines Bataillons fehlen, weil einige vakant, andere im Einsatz, auf Lehrgang oder im Urlaub (der schon aufgeschoben ist und ansonsten verfallen würde), müssen halt irgendwo Abstriche gemacht werden.
Wenn Stabsabteilungen, für die fast 20 Soldaten vorgesehen sind, nur mit 2 Soldaten besetzt werden, fällt halt irgendetwas runter.
Wenn ich meinen nächsten Vorgesetzten vor die Wahl stelle, ob ich lieber weniger als 2x45min plus 1x90min Sport pro Woche plus Nachbereitung machen soll (was vorschriftswidrig ist) oder einfach mal ein paar Befehle weniger umsetzen soll (was natürlich auch vorschriftswidrig ist), kann ich mir die Antwort schon denken.
Da muss ich mich auch nicht bei meinem nächsten Vorgesetzten oder bei meinem Kommandeur unbeliebt machen. Ich weiß nämlich, dass die gegenüber der nächsthöheren Führungsebene ebenfalls Überlastung angezeigt haben. Wenn die Aufträge trotzdem kommen, bringt das nicht viel.
Wenn nicht mehr aktive Soldaten (die vermutlich nie in meiner Truppengattung waren: IT – also die, wo der Nachwuchsmangel auch öffentlich immer wieder bekannt wird) dann kein Verständnis für die hohe Auftragslast im Grundbetrieb haben, hört mein Verständnis für deren Einschätzung aber auch auf.
Das Argument mit dem Einsatz zieht auch nur bedingt. Ein Soldat, mit derart schlechter Fitness, dass er ein ernsthaftes gesundheitliches Risiko bekommt, hat im Einsatz nichts zu suchen, da stimme ich voll zu.
Ein fachlich völlig unfähiger Soldat, der die 3000m in 10min läuft, bringt mir im Einsatz auch nichts.
Wenn ich die Wahl zwischen dem LVN-Admin (ITFw mit komplexer Ausbildung, an denen hoher Mangel herrscht) mit hervorragenden fachlichen Kenntnissen, top Arbeitsleistung, BMI 32 und 90/5er per Ausnahmegenehmigung habe und zwischen dem halb ausgebildeten (ja, auch sowas geht in den Einsatz), der 4 von 6 Fachlehrgängen erst beim zweiten Versuch geschafft hat und 2 noch gar nicht besucht hat (das ist kein Einzelfall), dann wähle ich ganz klar den ersten. Das Feldlager verlassen wird von denen im Normalfall eh keiner, ob er will oder nicht.
Wenn ich den S1Fw nicht zum Guardian Angle einteilen kann, weil seine Waffenausbildung in den letzten Jahren „etwas“ zu kurz gekommen ist, ist das ärgerlich, darf aber (wenn kein anderes Personal verfügbar ist) kein Weltuntergang sein. Bei der Einsatzwehrverwaltung wird sowas konsequent akzeptiert und die werden für solche Dienst gar nicht erst betrachtet.
Ein verpflichtender Sporttest wäre natürlich interessant…wenn es nicht schon bei vielen daran scheitern würde, dass sie zu den Abnahmeterminen nicht da sind (Lehrgang,…) und ein spontaner Termin oft an verfügbaren Üb-Leitern, … scheitert.
Wenn ich danach 6 Wochen Zeit bekomme, entsprechend viel Sport zu machen (z.B. täglich 90min), würde ich den wohl auch jedes Jahr erst beim zweiten Versuch bestehen.
Ich war dieses Jahr mehrere Wochen auf Lehrgang, zur Unterstützung an der Schule, in der Einsatzvorbereitung (allgemeinen und fachlich), 6 Wochen im Urlaub (der sonst verfallen würde), habe DA abgebaut (über 300Std Ende letztes Jahr übriggehabt) und gehe jetzt in den Einsatz. Dazu kommt, dass ich zwischendurch für gewisse Fähigkeiten der einzige Mann im Bereich war.
Also, wer da noch viel Lücken sieht und fehlende IGF (man erinnere sich an das Problem mit den Schießbahnen) ausschließlich auf Faulheit schiebt, möge mir das bitte besser vormachen.
Aber einfach mal Befehlen ist ja einfach….ich weiß auch was, dabei rumkommt: Machen Sie Sport, wann und wo müssen se selbst gucken.
Wenn dann aufgezeigt wird, dass dafür xy nicht mehr erledigt werden kann, wird natürlich befohlen, dass trotzdem zu erledigen.
Einsatzwehrverwaltung (also ziv. Beamte) und aktive Soldaten miteinander zu vergleichen, verbietet sich von selbst. Ansonsten sollten wir uns gedanklich langsam mal wieder vom „Einsatz mit Feldlager“ lösen und überlegen, wie wir das im Zuge von LV / BV hinbekommen – und da schließt sich der Kreis zur körperlichen Leistungsfähigkeit dann wieder.
@Pio-Fritz | 18. Juli 2018 – 11:41
„Es ist mir auch unverständlich, warum das Ablegen des DSA nicht mehr verpflichtend ist, vor allem, nachdem die Anforderungen hier gesenkt wurden. da wir nur noch berufs- und Zeitsoldaten haben, könnte man das einfach ins „Pflichtenheft“ schreiben.“
Ist es doch immer noch. Es fehlen nur die Sanktionsmöglichkeiten.
@funker | 18. Juli 2018 – 18:30
„Wie Koffer und noname bereits schrieben, gibt es für viele Soldaten dutzende Aufträge, die alle höher priorisiert werden.“
Nur um das klar zu stellen, ich habe das so geschrieben und sehe die Lage auch so, aber ich finde das NICHT gut! mEn müssen wir eindeutige Regeln einführen, mit denen personaltechnische Steuerungsmaßnahmen (bis hin zu Entlassen) verbunden sind, sofern die Grundleistungen des militärischen Handwerkszeugs nicht regelmäßig nachgewiesen werden.
Aber solange die vorgesetzten Ebenen (BMVg und KdoH/vergleichbar) sind hier entscheidend nicht eindeutige umsetzbare/realisierbare Prioritäten setzten und gleichzeitig die Gesetzte/Vorschriften hinsichtlich der Einführung von entsprechenden Sanktionen erfolgen, ist das alles mEn müssig.
Es ist gefährlich, unsoldatisch und amS auch sowohl ein Verstoß gegen die Fürsorge ggü. den Soldaten, als auch ein Verstoß gegen den grundgesetzlichen Auftrag zur Bereitstellung von einsatzbereiten Streitkräften.
Aber wie gesagt: derzeit ist die Diskussion mEn müssig…
@Voodoo | 18. Juli 2018 – 19:32
„Ansonsten sollten wir uns gedanklich langsam mal wieder vom „Einsatz mit Feldlager“ lösen und überlegen, wie wir das im Zuge von LV / BV hinbekommen – und da schließt sich der Kreis zur körperlichen Leistungsfähigkeit dann wieder.“
MEn gilt hier: sowohl als auch!
Sowohl mit Hinblick auf „normale“ Einsätze müssen wir mehr für die querschnittliche Einsatztauglichkeit der SK tun, aber gerade der Blick auf LV/BV verschärft diese Problematik natürlich nochmals dramatisch…
@T.W. wegen „Häh“
Ich nehme an, der erste Kommentar (Andy) bezieht sich auf das Gemeinsame Ausdauertraining (GAT) als Auswirkung des Falklandkrieges, wie von @Klaus-Peter Kaikowsky weiter oben ausführlich beschrieben. Damals herrschte eine sehr ähnliche Stimmmung betreffend körperliche Fitness auch der Vorgesetzten (daher „gemeinsam“).
@Robert
Das Ablegen des DSA mag Pflicht sein, das Bestehen der Disziplinen ist es nicht.
Ich kann aus Erfahrung sagen, das Sport nur dann interessant wird wenn die Übernahme zum BS oder ggf. eine Weiterverpflichtung ansteht. Sonst interessiert das keinen, Hauptsache die Papierlage für irgendwelche Meldungen stimmt.
Allerdings haben auch schon vor 30 Jahren irgendwelche Hauptfeldwebel Ehrenurkunden beim Soldatensportwettkampf bekommen, obwohl die gar nicht wussten wo der Sportplatz war.
Zurück zum Thema. Werden denn jetzt in der GA Leute aussortiert, die die sportliche Leistung nicht bringen, oder schafft Bedarf auch weiterhin Eignung ?
@ dxx
„Die da wären…?
Und wie wollen sie das mit dem Soldaten-(=Beamten)Recht in Einklang bringen?
Waren Sie in Ihren Funktionen als Vorgesetzter IMMER Vorbild im DstSport? Ermöglichten Sie die Teilnahme immer den Soldaten?“
Eignung, Leistung und Befähigung