Zur Dokumentation: Merkels Regierungserklärung zum NATO-Gipfel
Bundeskanzlerin Angela Merkel hat am (heutigen) Donnerstag vor dem Bundestag eine Regierungserklärung zum bevorstehenden EU-Gipfel heute und morgen sowie zum NATO-Gipfel im Juli abgegeben. Im Mittelpunkt der öffentlichen Aufmerksamkeit stehen ihre Aussagen zum EU-Gipfel; damit es nicht ganz hinten runterfällt, hier zur Dokumentation die Passage zum Gipfel der Allianz.
(Angesichts des Umfangs stelle ich das nicht in den Sammel-Thread zum NATO-Gipfel). Die Aussagen im Wortlaut (nach dem vorläufigen Plenarprotokoll des Bundestages) einschließlich der Zusage zu den Verteidigungsausgaben für 2014:
Am 11. und 12. Juli dieses Jahres wird der NATO-Rat im Format eines Gipfeltreffens in Brüssel tagen. Es geht dabei um die erfolgreiche Anpassung des Bündnisses an die insgesamt in den letzten Jahren veränderte Sicherheitslage. Ausgangspunkt dieser Veränderungen war die völkerrechtswidrige Annexion der Krim im Jahre 2014 durch Russland und die bis heute leider anhaltende Destabilisierung im Osten der Ukraine. Aber auch die Bedrohung durch den Terrorismus, die Auswirkungen von Bürgerkrieg und zerfallenden Staaten machten die richtungsweisende Entscheidung des NATO-Gipfels im Jahre 2014 in Wales notwendig.
Erstens. Die Reaktions- und Verteidigungsfähigkeit des Bündnisses sollte deutlich erhöht werden. Zweitens. Unsere ost- und mitteleuropäischen Verbündeten sollten rückversichert werden, und zugleich wollen wir zum Dialog mit Russland bereit bleiben. Drittens. Alle Alliierten wollten ihre Verteidigungsanstrengungen erhöhen. Gerade die Frage der Verteidigungsausgaben hat zu intensiver Diskussion – nicht nur hier in Deutschland, aber auch in Deutschland – geführt.
Lassen Sie mich daran erinnern: Der Beschluss, sich dem 2-Prozent-Ziel bis 2024 anzunähern, erfolgte angesichts einer neuen Qualität der Bedrohung Europas und wurde auch von Deutschland mitgefasst. In Wales herrschte Einigkeit. Dies erfordert einen fairen und notwendigen Beitrag der Europäer im Bündnis. Bei dieser Grundsatzfrage geht es im Übrigen nach meiner festen Überzeugung um nicht mehr und nicht weniger als den zukünftigen Erhalt des transatlantischen Bündnisses.
Meine Damen und Herren, inzwischen können wir auf vier Jahre erfolgreicher Anpassungen zurückblicken. Alle Alliierten haben ihren Verteidigungshaushalt erhöht, zum Teil deutlich. Auch wir haben dies getan. Wir schulden dies auch der Sicherheit unseres Landes und der Einsatzfähigkeit unserer Streitkräfte. Das spiegelt sich auch im Haushalt 2018, den wir in der nächsten Woche in der zweiten und dritten Lesung beraten werden, und im Haushalt 2019 wider.
Die Maßnahmen des Bündnisses zur Rückversicherung und zur Stärkung der Verteidigung und Abschreckungsfähigkeit des Bündnisses sind umgesetzt. Die Bundeswehr hat dazu erheblich beigetragen. Wir sehen daran: Die Allianz kann sich gemeinsam und solidarisch an ein verändertes Sicherheitsumfeld anpassen.
Auf dem anstehenden Gipfel sollen weitere Entscheidungen getroffen werden. Erstens. Die Kommandostruktur der NATO wird mehr Reaktionsfähigkeit erhalten. Es werden zwei neue Hauptquartiere eingerichtet, eines in den USA und eines in Deutschland, in Ulm. Auch darin liegt ein wichtiger deutscher Beitrag. Zweitens. Zugleich soll der Bereitschaftsgrad der bereits aufgestellten Truppen aller Verbündeten erhöht werden. Drittens. Der Gipfel wird eine Trainingsmission zum Aufbau funktionierender Streit- und Sicherheitskräfte für den Irak beschließen und damit einer Bitte der irakischen Regierung entsprechen.
Auch wir haben ein erhebliches Interesse an einer langfristigen Stabilisierung des Irak, auch um Flüchtlingen eine Perspektive für die Rückkehr in den Irak zu bieten. Ich hoffe zudem – da weiß ich mich auch mit dem NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg einig – auf eine Fortführung unseres zweigleisigen Ansatzes gegenüber Russland. Wir müssen unsere Fähigkeiten stärken, aber unser Dialogangebot an Russland bleibt bestehen.
Wir erwarten auch, dass die Zusammenarbeit zwischen NATO und der EU bekräftigt und intensiviert wird, etwa durch Leuchtturmprojekte wie die Verbesserung der grenzüberschreitenden militärischen Mobilität und durch die Tatsache einer strukturierten militärischen Zusammenarbeit. Zuletzt ergänzt doch durch eine europäische Interventionsinitiative hat Europa sich sehr viel konsolidierter aufgestellt und wird damit langfristig und mittelfristig auch ein besserer und effizienterer Partner im transatlantischen Bündnis sein. Die Anstrengungen, die wir in der europäischen Verteidigung unternommen haben, stärken den europäischen Pfeiler der NATO, und wenn wir Europäer in Sachen Verteidigung besser und stärker werden, dann nützt das eben allen.
Meine Damen und Herren, es ist kein Geheimnis, dass das transatlantische Bündnis derzeit auch Spannungen auszuhalten hat. Wir sind aber überzeugt, dass dieses Bündnis für unsere gemeinsame Sicherheit zentral bleibt;
(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)
denn der Glaubwürdigkeit des Artikels 5 verdanken wir unsere Sicherheit. Diese hängt aber eben immer auch von der Verlässlichkeit der Verbündeten ab und damit auch von unseren eigenen Anstrengungen. Wir sind dies im Übrigen unseren Soldatinnen und Soldaten schuldig. Sie verdienen es, dass sie über die erforderliche Ausrüstung verfügen. Das ist eine Frage des Vertrauens in die politische Führung.
(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)
Es ist auch eine Frage des Vertrauens der Verbündeten in unsere Fähigkeit und Bereitschaft zur Verteidigung. Dieses Vertrauen zu erhalten, liegt in unserem nationalen Interesse. In diesem Sinne will die Bundesregierung bis 2024 die Verteidigungsausgaben auf 1,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts erhöhen.
Nächste Woche wird das Bundeskabinett den Regierungsentwurf zum Bundeshaushalt 2019 und die Finanzplanung bis 2022 verabschieden. Dann wird man sehen was die konkreten Schritte hin zum 1,5%-Ziel in 2024 sind.
Die bisherige Planung sieht ab 2019 bis 2021 keine wirkliche Steigerung vor. Hinzu kommt nun noch die auch von der Kanzlerin erwähnte Verbesserung der Einsatzbereitschaft bis 2020. Auch hier müsste es erheblichen haushalterischen Anpassungsbedarf geben, wenn es nicht bei leeren Worten bleiben soll. Die Bundesregierung scheint hier aber erst nochmal abwarten zu wollen.
Wie groß der Nachholbedarf auch bei der Luftwaffe ist, wurde diese Woche klar angesprochen:
http://www.idlw.de/die-luftwaffe-befindet-sich-an-einem-tiefpunkt/
Nun liegt es an allen Beteiligten im Haushaltsverfahren den vielen Worten Taten folgen zu lassen.
Notwendig und machbar wäre eher eine lineare Annäherung an die 1,5% innerhalb der Finanzplanung, anstatt einer eher fiktiven, expotentiellen Erhöhung ab 2023/ 2024.
NATO Trainingsmission im Irak?
Die BK hat folgendes gesagt:
„Der Gipfel wird eine Trainingsmission zum Aufbau funktionierender Streit- und Sicherheitskräfte für den Irak beschließen und damit einer Bitte der irakischen Regierung entsprechen.“
Hat jemand dazu etwas mehr Hintergrundinformationen? Wird das ein neuer Auslandseinsatz der Bundeswehr? Oder geht es jetzt nur darum, den bereits bestehenden Einsatz Counter Daesh / Capacity Building Irak unter NATO-Kommando zu stellen?
Ich würde mich über die eine oder andere Ergänzung freuen, vielleicht auch von T.W.?
Zitat: „Der Beschluss, sich dem 2-Prozent-Ziel bis 2024 anzunähern, erfolgte angesichts einer neuen Qualität der Bedrohung Europas …“
Kann mir jemand diese neue Qualität erläutern ??
@Hauptmann
Donbas, Krim, Unterstützung Staatsterrorismus Syrien, Iran+Hezbollah. Reicht
Die Sicherheitslage in Europa hat sich 2014 geändert.
Bis 2024 möchte man darauf reagiert haben und zwar mit einer „Annäherung“ an die 2%.
Ein Plus von 0,3% ist also „annähern“?
Na gut.
Abgesehen davon wird diese Annäherung wohl nicht von der aktuellen Regierung vorgenommen; danach sieht es nicht aus.
Mehr muss man zu Merkels Erklärung nicht sagen.
@Klauspeterkaikowsky
Donbas, Krim, Syrien usw. sind alles Folgeerscheinungen / Gegenreaktionen der westlichen Bemühungen dort Regimewechsel zu organisieren. Würde der Westen ( haupts. USA) diese Bemühungen einstellen und akzeptieren, dass unsere Demokratie nicht überall erwünscht bzw. durchsetzbar ist, dann wäre die Welt ein ganzes Stück friedlicher. Wenn wir uns nicht vor den amerikanischen Karren spannen lassen würden, hätten wir einige Probleme weniger.
Und da Ihre Argumentation ( Unterstützung Staatsterrorismus in Syrien ) ja wohl eindeutig auf Russland abzielt, möchte ich darauf hinweisen, dass Russland auf offizielle Einladung der legalen Regierung zum Kampf gegen den IS nach Syrien gegangen ist und dort im Gegensatz zu den Amerikanern auch Erfolge gegen den IS errungen hat. Das dabei auch Assad geholfen wurde steht außer Frage, aber dies zu beanstanden steht uns im Westen nicht zu, weil wir ähnliches getan haben (Siehe Jugoslawien). Die gesamte westliche Allianz einschließlich unserer Tornados agieren in Syrien ohne jegliche völkerrechtliche Legitimation. Will sagen, wenn es für D und Eu eine neue Qualität der Bedrohung gibt, dann haben wir uns diese doch selbst geschaffen. Wir trampeln mit den Verbündeten ( im Auftrag der USA) vor Russlands Grenzen rum und provozieren, wie es in der Geschichte keine Vergleiche gibt. Im Ernstfall schicken wir dann unsere Panzer an die Front – einen oder vielleicht auch alle beide. Das die Bundeswehr wieder in einen verteidigungsfähigen Zustand versetzt werden muss steht auch außer Frage, aber wir sollten es lassen, dem dummen Geschwätz von der russischen Bedrohung nachzuhängen.
Immer wieder diese „Absichtserklärungen“ .
Zunächst einmal frustriert das. Man versucht einen Schuldigen zu finden.
Aber kann man in einer großen Koalition wirklich den einen „Schuldigen“ finden, welcher das verteidigungspolitische Schneckentempo zu verantworten hat / Oder ist dies nicht ein gesamtgesellschaftliches resortübergreifendes Phänomen ?
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Ich finde es klasse das in diesem Blog endlich jemand gelandet ist, der die Gründe für die Sicherheitspolitischen Herausforderungen in den Feldern Donbas, Krim, Syrien usw. gefunden hat.
Ich habe mir auch immer gedacht das dies alles Folgeerscheinungen / Gegenreaktionen der westlichen Bemühungen dort Regimewechsel zu organisieren sind.
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So könnte man das sehen, aber ganz ehrlich gesagt glaube ich nicht an die obige 19 Zeilige Block-These ohne Absatz.
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Natürlich ist der Westen nicht unbeteiligt … (Binse)
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Aber das Mantra/ Dogma : Wir trampeln mit den Verbündeten ( im Auftrag der USA) vor Russlands Grenzen rum und provozieren, wie es in der Geschichte keine Vergleiche gibt.
— ist, nicht nur meiner Meinung nach, einfach falsch.
Erläuternd ein Gedanken zur Situation in Osteuropa:
Für das Recht auf Glück, selbst der russischen Minderheiten in der Ukraine, oder in Georgien war nie ein Bürgerkrieg nötig. Russland hätte die Möglichkeit gehabt diese Situationen zu deeskalieren, es hat sich aber bewusst FÜR DIE ESKALAITION entschieden. Mit fatalen Folgen für alle Menschen vor Ort.
Jedenfalls kann ich mir nicht vorstellen wie der aufkeimende „Russenstolz“ im Donbass das neue Elend für den Otto-Normalverbraucher dort ausgleichen soll.
Selbst auf der Krim geht die Rechnung für mein Empfinden nicht auf.
Für das Recht auf Glück, selbst der russischen Minderheiten in der Ukraine, wäre alles besser gewesen als bewaffnete „Kleinrussische“- Separatisten oder russische Artillerie.
Um nur ein Beispiel zu nennen.
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Wir können uns jetzt lange Streiten, ob recht haben oder nicht. Aber für mich besteht keinerlei Grund diese These/n nicht massiv in Frage zu Stellen. Mir gegenüber kann das jeder natürlich genauso handhaben. Jedenfalls traue den meisten solcher großrussischen-Botschafter nicht mehr Kompetenz in diesem Thema zu, als mir selbst
( 28 / Architekt ) .
Und deshalb möchte ich Ihre Behauptungen hier nicht im luftlehren Raum stehen lassen.
@Hauptmann
Ich möchte Ihnen ja nicht zu nahe treten, aber diese Sicht der Dinge ist zumindest „bemerkenswert“.
Zunächst einmal ist es Hohn und Spott, im Bezug auf Syrien noch Von Völkerrecht zu reden und als Beispiel die Tornados anzufügen.
Der Rest grenzt schon fast an Geschichtsklitterung.
Solche Sichtweisen, hier auf einer doch eher anspruchsvollen Seite zu lesen, ist schade.
@Hauptmann | 29. Juni 2018 – 17:15
„Donbas, Krim, Syrien usw. sind alles Folgeerscheinungen / Gegenreaktionen der westlichen Bemühungen dort Regimewechsel zu organisieren.“
Hm, das ist ja interessant. Ich wusste ja gar nicht, dass der Westen die Ukrainer dazu gezwungen hat sich für Freiheit und Demokratie zu entscheiden…
Und wenn ich mich richtig entsinne, dann war „der Westen“ anfangs auch vom Aufstand in Syrien nicht einhellig begeistert. Es gab ja nicht unwesentliche Fürsprecher für Assad als einen Garanten für Stabilität. Aber Assad hat es halt gar zu dolle mit dem Mord an seiner eigenen Bevölkerung getrieben, irgendwann kann man halt nicht mehr wegsehen.
„Würde der Westen ( haupts. USA) diese Bemühungen einstellen und akzeptieren, dass unsere Demokratie nicht überall erwünscht bzw. durchsetzbar ist, dann wäre die Welt ein ganzes Stück friedlicher.“
Tja, friedlicher vielleicht. Aber nicht freier und demokratischer.
Bei „auf Einladung der legalen Regierung“ habe ich aufgehört, weiterzulesen. Was für ein Glück, dass wir in einer Demokratie leben und nicht in einem System, wie es Herr Hauptmann für „legal“ hält. Fragen Sie sich mal, Herr Hauptmann, was legal ist. Hitler? Gewählt! Und mithin sogar legaler als Assad. Dass GB und F dem den Krieg erklärt haben, war dann wohl auch ein Kriegsverbrechen für Sie?
@Koffer
„…Hm, das ist ja interessant. Ich wusste ja gar nicht, dass der Westen die Ukrainer dazu gezwungen hat sich für Freiheit und Demokratie zu entscheiden…“
Wer sich unabhängig informiert,der kann durchaus zu der Erkenntnis gelangen, dass der Aufstand auf dem Maidan von Anfang an nicht auf die Unterstützung der Bürger in der Ostukraine/Krim gestoßen ist. Denn diese hatten mit etwa 80-90 Prozent Janukowitsch gewählt. Warum sollten sie den Aufstand gegen den von ihnen mit überragender Mehrheit gewählten Präsidenten gut finden?
@Realpolitik
„…Bei „auf Einladung der legalen Regierung“ habe ich aufgehört, weiterzulesen. Was für ein Glück, dass wir in einer Demokratie leben und nicht in einem System, wie es Herr Hauptmann für „legal“ hält…“
1. Völkerrecht macht keinen Unterscheid zwischen Diktaturen und Demokratien wenn es um die Souveränität des Staates geht. Daher ist die Regierung Assad im Sinne des Völkerrechts in der Tat die „legale“ Regierung.
2. Wieso akzeptieren wir (der Westen) wie selbstverständlich die „legale“ Regierung in Saudi-Arabien, wenn wir so aufgeregt die „Legalität“ der Regierung in Syrien in Frage stellen? Ist Saudi-Arabien ein Musterbeispiel für Demokratie und Menschenrechte?
@all
Ehe jetzt die Berichterstattung der Washington Post aus dritter Hand hier durch die Kommentare getrieben wird, schauen wir lieber gleich aufs Original:
U.S. assessing cost of keeping troops in Germany as Trump battles with Europe
@T.Wiegold
Aus dem zeitlichen Kontext könnte man schließen, dass Trump damit auf Merkels Erklärung reagiert.
Wobei ich davon ausgehe, dass diese „Drohung“ gut vorbereitet und bewusst terminiert ist.
Ist es nicht so, dass die amerikinschen Truppen in Deutschland auch von Deutschland bezahlt werden? Wenn das noch so ist, dann wird sich Herr Trump wundern, wenn er sie abzieht :-)
[Nein. Auch die deutschen Truppen in Afghanistan werden nicht von Afghanistan bezahlt. T.W.]
@Sacha Vowinkel
„…Zunächst einmal ist es Hohn und Spott, im Bezug auf Syrien noch Von Völkerrecht zu reden und als Beispiel die Tornados anzufügen…“
Es ist keineswegs „Hohn und Spott“ in Bezug auf Syrien das „Völkerrecht“ anzufügen.Der Wissenschaftliche Dienst des Deutschen Bundestages kommt zu folgender Bewertung:
„…Was die materielle Rechtslage angeht, so steht völkerrechtlich die Frage des Selbstverteidigungsrechts nach Art. 51 VN-Charta (i.V.m. Art. 42 Abs. 7 EUV) vor dem Hintergrund der „IS“- Attentate von Paris vom November 2015 zur Diskussion. Das Problem besteht darin, dass die militärischen Aktionen der internationalen Anti-„IS“-Koalition sich gegen nicht-staatliche Akteure (sog. „Islamischer Staat“) auf syrischem Territorium richten, wobei Syrien – anders als der Irak – den militärischen Aktivitäten der Allianz nicht zugestimmt hat…“
Nachzulesen hier:
https://www.bundestag.de/analysen
Dokument vom 08. November
„….Solche Sichtweisen, hier auf einer doch eher anspruchsvollen Seite zu lesen, ist schade…“
@Hauptmann hat eine Sichtweise kundgetan, die keineswegs als nicht anspruchvoll abgetan werden kann. Wenn Sie selbst weitere „anspruchvolle“ Literatur zu dem Thema lesen wollen empfehle ich den folgenden Artikel:
http://www.ingentaconnect.com/content/mohr/avr/2017/00000055/00000001/art00001
…..und die LW hat mit Ramstein einen attraktiven Standort für C-130, KdoLw uvm. Viele Beschäftigte stehen dann vor dem Kasernentor und warten auf gute Jobs beim Bund. Auch könnte man dann sinnvoll mit den Ausgaben in Richtung 2% ;-)
@Pete | 30. Juni 2018 – 0:56
„Wer sich unabhängig informiert“
Sie meine RT Deutsch & Co.?!
;)
„der kann durchaus zu der Erkenntnis gelangen, dass der Aufstand auf dem Maidan von Anfang an nicht auf die Unterstützung der Bürger in der Ostukraine/Krim gestoßen ist.“
Da stimme ich Ihnen allerdings zu, durch die ethnische Struktur in der Ostukraine und auf der Krim dürfte es recht wahrscheinlich sein, dass sie die Westorientierung unter der neuen Regierung zumindest mit gemischten Gefühlen betrachtet hat.
„1. Völkerrecht macht keinen Unterscheid zwischen Diktaturen und Demokratien wenn es um die Souveränität des Staates geht.“
Das stimmt. Völkerrecht verlangt allerdings auch von jeder Regierung (egal ob Diktatur oder Demokratie) die Einhaltung der international anerkannten Regeln in Bezug auf Menschenrechte und humanitäres Verhalten.
Sofern eine „legale“ Regierung dies eklatant (es reicht hier nicht ein kleinerer Verstoß) ignoriert steht diese in der Gefahr von „legalen“ Maßnahmen der Völkergemeinschaft gegen diese.
Beides hat aber ehrlich gesagt wenig mit dem Thema dieses Kommentarfadens zu tun, oder?!
@Koffer
„Wer sich unabhängig informiert“ Sie meine RT Deutsch & Co.?! ;)“
Ich finde Ihren Einwand wenig argumentativ.
Ich meine besipielsweise (es gibt noch viele andere Quellen) die „Christian Solidarity International“. Der deutsche Geschäftsführer ist ein katholischer Priester, der Syrien aus erster Hand kennt. Seine Bewertung beruht aus eigenem Beobachten bzw. aus Gesprächen mit Priestern in Syrien:
https://csi-de.de/artikel/syrien-christen-zwischen-resignation-und-zuversicht/
„…Beides hat aber ehrlich gesagt wenig mit dem Thema dieses Kommentarfadens zu tun, oder?!…“
Es hat extrem mit diesem Faden zu tun. Denn der Faden thematisiert den NATO-Gipfel. Wie kommen Sie zu der Wahrnehmung, dass die Bewertung laufender Einsätze der Bundeswehr (Syrien) und die Bedrohungsperzeption (Russland) und die rechtlichen Grundlagen eines Einsatzes nichts mit dem Thema zu tun haben sollten?
Sicherheitspolitik ist mehr als über Haushaltszahlen und Waffensysteme zu debattieren. Der Kern jeder Armeeplanung ist das „Wofür“! Und da gehören die Krisenregionen Syrien und Ukraine zweifellos zum Thema wenn über die Zukunft der NATO/Bundeswehr debattiert wird.
@Pete | 30. Juni 2018 – 11:47
„Ich meine besipielsweise (es gibt noch viele andere Quellen) die „Christian Solidarity International“. Der deutsche Geschäftsführer ist ein katholischer Priester, der Syrien aus erster Hand kennt. Seine Bewertung beruht aus eigenem Beobachten bzw. aus Gesprächen mit Priestern in Syrien:“
Was hat denn das jetzt mit der von Ihnen zuvor angeführten Argumentation bzgl. der Ostukraine und der Krim zu tun?!
Sie sollten schon bei Ihrer eigenen Argumentationslinie bleiben…
„Es hat extrem mit diesem Faden zu tun. Denn der Faden thematisiert den NATO-Gipfel. Wie kommen Sie zu der Wahrnehmung, dass die Bewertung laufender Einsätze der Bundeswehr (Syrien) und die Bedrohungsperzeption (Russland) und die rechtlichen Grundlagen eines Einsatzes nichts mit dem Thema zu tun haben sollten?“
Weil Sie nicht über die Bedrohungslage sprechen, sondern über die Legalität bzw. Legitimität von Diktatoren.
Salve,
@Koffer:
Wie stark ist Rußland? Wie weit können Sie Europa erobern und auch halten, selbst wenn die USA nicht eingreifen würden? Nur bis zum Rhein? Oder geht Frankreich auch noch weg? Und was passiert wenn die Polen gegen Rußland dann einen assymerischen Krieg beginnt? Was macht die Wirtschaft?
@Pete 1+
@Couthon | 30. Juni 2018 – 18:15
„Wie stark ist Rußland? Wie weit können Sie Europa erobern und auch halten, selbst wenn die USA nicht eingreifen würden?“
Sicherlich das Baltikum und vermutlich auch POL, vielleicht könnte man Sie in DEU aufhalten, aber ohne die NATO müssten wir da glaube ich signifikant mehr machen als bisher.
Nun glaube ich allerdings nicht, dass RUS wirklich ein Interesse daran hat bis Westeuropa vorzudringen, aber sich das Baltikum einverleiben und Polen neutralisieren ist vermutlich schon viel realistischer.
Durch EU und NATO-Verträge (und durch reines Eigeninteresse) sind war verpflichtet so etwas zu verhindern.
@Koffer
„…aber sich das Baltikum einverleiben und Polen neutralisieren ist vermutlich schon viel realistischer…“
Gibt es irgendeine ernst zu nehmende Analyse der RUS Absichten/ militärischen Fähigkeiten, die diese Behauptung belegt?
Wenn Sie einen Link posten könnten, der mit Fakten Ihre obige Spekulation belegt, wäre ich Ihnen dankbar.
@Pete | 01. Juli 2018 – 10:04
„Gibt es irgendeine ernst zu nehmende Analyse der RUS Absichten/ militärischen Fähigkeiten, die diese Behauptung belegt?“
Werfen Sie einfach mal google an…
Und nebenbei, selbst wenn es nicht schon seit längerem eine ernstzunehmende Diskussion in sicherheitspolitischen Fachkreisen zu diesem Thema gäbe: Schauen Sie sich einfach mal das RUS Verhalten in der Ukraine an. Gleich zweimal hat RUS glasklar und eindeutig seine Absichten gezeigt.
Und jetzt spreche ich nicht noch nicht einmal von den strittigen Konflikten wie in GEO, wo RUS sicherlich auch nicht sauber agiert hat oder von den Trollfrabriken in St. Petersburg oder den Cyberattacken gegen Estland…
–> Si vis pacem para bellum
Salve,
@Koffer
Mit dem Baltikum würde ich Ihnen sogar Recht geben.
Allerdings haben sich das Obama und die Europäer selbst auf die Fahnen zu schreiben, denn mit der Besetztung der Krim hat Rußland völlig bewust internationale Verträge gebrochen und sind dafür auch noch belohnt worden. Zumindest die Winterolympiade und die Fußball WM hätte boykottiert werden müssen. (okay die USA, Kanada und eingeschränkt Deutschland und Polen haben das getan). Die Öl- und Gaspipline hätte geschlossen werden müssen, und die Häfen auf der Krim wären am Besten vermint worden. Alle russischen Konten weltweit wären der Ukraine (als Wiedergutmachung) zugänglich gemacht worden.
Ein Krieg hätte daraus vielleicht entstehen können, aber Mrs. Clinton hätte ihn vermutlich sowieso (letztlich auch zurecht) geführt.
Wenn der Vertrag mit der Ukraine nichts gilt (auch von Seiten der USA) dann brauchen wir auch nicht auf NATO – und 4+2 – Verträge bauen, die sind dann ebenfalls jederzeit verhandelbar.
Könnten wir ein wenig zur Realität zurückkehren? Und nicht so leichtfertig „ein Krieg hätte entstehen können“ hier als hinnehmbare Alternative hinschreiben? Häfen auf der Krim verminen… mit realistischer Debatte hat das wenig zu tun.