Kommandeur schlägt beim Abschied Alarm: „Materiell und personell fünf nach Zwölf“
Die aktuellen Probleme der Bundeswehr mit ihrem Material, aber auch mit Zahl und Ausbildung ihrer Soldaten, den Langgedienten ebenso wie mit dem Nachwuchs, sind kein Geheimnis – in offiziellen Papieren des Ministeriums wie dem Bericht zur Materiallage der Hauptwaffensysteme oder dem Rüstungsbericht ist das nachzulesen. Diese schon nicht berauschenden, aber weitgehend abstrakten Zahlen bekommen aber ein anderes Gewicht, wenn ein Praktiker aus der Truppe selbst das mal plastisch beschreibt.
Das hat Kapitän zur See Jörg-Michael Horn getan, bis zum vergangenen Mittwoch (21. März) Kommandeur des 2. Fregattengeschwaders in Wilhelmshaven. In seiner – öffentlichen – Rede zum Kommandowechsel listete er recht detailliert die Bandbreite an Problemen auf. Von mangelnder Versorgungsreife und Instandsetzungen, die immer länger dauern als geplant, bis hin zu der tatsächlichen Lage beim Personal über Bewerberzahlen hinaus: Statistiken, die suggerieren, die Personalzahlen entwickelten sich in die richtige Richtung nützen keinem, wenn die reale Lage in der Truppe anders aussieht. Verbunden mit kritischen Worten direkt an die Führung von Marine und Bundeswehr: Verrechtlichung ersetzt inzwischen vielerorts Entscheidungen und Führung wird durch Administration ersetzt.
Horns Rede hat, bislang nur in der Marine, gehörig Staub aufgewirbelt – mal sehen, wie sich das auf die weitere Karriere des Marineoffiziers auswirkt. (Nach der Kommandeurzeit soll er als Referatsleiter in das Bundesamt für Personalmanagement der Bundeswehr wechseln.)
Seine beredten Beschwerden fanden bislang nur in internen Foren und in der örtlichen Presse einen Platz; deshalb dokumentiere ich hier die wesentlichen Passagen der Abschiedsrede als Kommandeur im Wortlaut:
Als Kommandeur hat man nur wenige Gelegenheiten, die Dinge, die einen bewegen, komprimiert auf den Punkt zu bringen. Ich habe daher meine eigentliche Rede anhand der – vielen von Ihnen bekannten – Bereiche Material, Personal, Ausbildung gegliedert und möchte mit einem Resümee aus dem Bereich Persönliches abschließen.
Bereits mein Vorgänger sprach im September 2015 das Problem der mangelnden Versorgungsreife insbesondere der Fregatte der Klasse 124 und die sich immer wieder verlängernder Instandsetzungsvorhaben an, die massiv die Einsatzverfügbarkeit unserer Einheiten beeinflussen. Und nicht nur diese, auch die Planbarkeit für unsere Besatzungen ist davon betroffen. Und diese ist – und da bin ich ganz auf der Linie der Agenda Attraktivität – ein hohes Gut. Es hat sich in meiner Zeit als Kommandeur – ich muss es so deutlich sagen – nichts verbessert. Meines Erachtens ist hier der inkonsistente Instandsetzungsprozess Teil des Problems. Wir müssen hier alle zusammen dringend weiter um Lösungen ringen, um besser zu werden! Wir schulden es den Besatzungen!
Zwar haben wir in meiner Zeit die erste Stufe der Fähigkeitsanpassung auf der Fregatte MECKENBURG- VORPOMMERN und die Hardwareregeneration auf den Fregatten SACHSEN und HESSEN erfolgreich abschließen können. Die dort aufgetretenen Probleme haben aus meiner Sicht jedoch klar gezeigt, dass die Industrie aufgrund ihrer Sachzwänge und Abhängigkeiten wie betriebswirtschaftlichen Aspekten und aufgrund ihrer Strukturen nicht in der Lage ist, tragfähige und nachhaltige Lösungen für die komplexen Aufgabenstellungen im Bereich Software und Informationstechnik für unsere Schiffe zu bieten. Wir sind gut beraten, als Marine einen Blick zurück in die Geschichte zu werfen und uns die Argumente, die Ende der 1960’er Jahre zur Gründung des in Anführungszeichen „Softwarehauses der Marine“, dem KdoMFüSys, geführt haben, noch einmal vor Augen zu führen. Nur personelle und strukturelle Kontinuität im Bereich Softwarepflege und -änderung wird unsere Fregatten auch zukünftig einsatzbereit halten. Dies ist etwas, was die Industrie aktuell nicht leistet – und sie wird es nach meinem Dafürhalten auch zukünftig nicht leisten können. Der seinerzeit unter BM Scharping mit dem CPM eingeschlagene Weg muss aus meiner Sicht dringend korrigiert werden.
Leider hat die Dauer der Fähigkeitsanpassung auf F123 erhebliche Schleppfehler produziert, die nicht mehr zu korrigieren sind. Viele Entscheidungen über den Fähigkeitserhalt des Waffensystems F123, wurden hinausgeschoben, solange der Erfolg der Fähigkeitsanpassung nicht sichergestellt war. Wenn aber 2019 der Flugabwehrflugkörper NATO Sea Sparrow nicht mehr nutzbar sein wird und kein neuer Flugkörper eingeführt wird, fallen wir mit den 123’er Fregatten weit in den Fähigkeiten zurück. Von der mangelnden Umsetzung der Anti-Submarine-Warfare Fähigkeiten im Führungssystem SABRINA 21 und fehlender Einrüstung eines Towed Array Sonar Systems – und das bei einer UJagd-Fregatte – oder den ungelösten Problemen bei der Führungsfähigkeit – und dass bei einer Command Fregatte – noch gar nicht zu sprechen. Vor dem Hintergrund, dass die erste Einheit F123 erst 2027 außer Dienst gestellt werden soll und fraglich ist, ob dann die Nachfolgeeinheiten bereits einsatzfähig sind, ist es in materieller Hinsicht für die wichtige Aufgabe im Rahmen der Landes- und Bündnisverteidigung später als fünf nach zwölf. Dies hatte schon mein Vorgänger in seiner Abschiedsrede so deutlich angesprochen.
Die Trendwende Personal ist eingeleitet. Von den Auswirkungen dieses Kurswechsels ist jedoch an Bord noch nichts zu spüren. Bisher werden zwar überall in der Bundeswehr neue Dienstposten geschaffen, auch das Verteidigungsministerium hat sich einen erheblichen Schluck aus der vermeintlich vollen Pulle genehmigt. In vielen Bereichen erscheint mir die Trendwende jedoch eher als gefährliche Halse, ohne sorgsam den Wind (was brauchen wir wo wirklich) und den umgebenden Seeraum (die Lage am Arbeitsmarkt) beobachtet zu haben.
In der Jährlichen Weisung Marine schreibt der Inspekteur, ich zitiere: „Einfach nur immer mehr Personal zu fordern darf keine Lösung sein; es bringt uns nicht weiter. Als Leitlinie gilt, dass alles was nicht unmittelbar die Wirksamkeit im oder für den Einsatz stärkt, bzw. zur Landes- und Bündnisverteidigung beiträgt, konsequent als nachrangig zu betrachten ist.“ Zitat Ende.
Die Agenda Attraktivität ist gut und wir können auf viele Errungenschaften verweisen. Wer aber glaubt und dies auch noch ständig überbetont, die Attraktivität der Bundeswehr im Allgemeinen und der Marine im Speziellen speise sich aus KiTas am Standort mit erweiterten Betreuungsmöglichkeiten und der Einführung der Soldatenarbeitszeitverordnung, der fehlt. Die Arbeit an sich ist es, die attraktiv sein muss. D.h. sie muss fordernd sein, man muss was man macht auch gerne machen und dies als sinnstiftend empfinden. In der Öffentlichkeit müssen aber ehrlicherweise auch die Beschwernisse, die der Dienst auf seegehenden Einheiten mit sich bringt, kommuniziert werden. Eine im gesellschaftlichen Vergleich für die Entbehrungen angemessene – und nachvollziehbare – Entlohnung gehört dann dazu.
Die Vielzahl von Eingaben, die ich mit meinem Stab in meiner Kommandeurzeit zum weiten Themenfeld Attraktivität und was erwarte ICH von meinem Arbeitgeber Bundeswehr zu bearbeiten hatte, sind Ausdruck, dass das WIR und DIENEN in WIR.DIENEN.DEUTSCHLAND nicht bei allen, die zu uns kommen, angekommen ist. Vereinbarkeit von Familie und Dienst bedeutet VEREINBARKEIT und nicht PRIORITÄT von Familie.
Die falschen Zeichen, die in den ersten drei Amtsjahren von Frau Ministerin von der Leyen gesetzt wurden, müssen wir weiter korrigieren. Wir sind eben kein Arbeitgeber wie jeder andere auch! Wenn wir diese Außendarstellung nicht korrigieren, werben wir sonst weiter um die Falschen. Es nützt uns nichts, jeden um jeden Preis bei uns zu halten. Wir brauchen Menschen, die bereits sind, den bisweilen schwierigen Weg als Soldat mitzugehen. Statistiken, die suggerieren, die Personalzahlen entwickelten sich in die richtige Richtung nützen keinem, wenn die reale Lage in der Truppe anders aussieht.
Am 6. Dezember 2017 schrieb der Spiegel unter dem Titel „Feindliches Terrain, wie Ursula von der Leyen lernte, dass eine Verteidigungsministerin keine Konzernlenkerin ist, ich zitiere: „Wer von seinen Leuten erwartet, dass sie ihr Leben aufs Spiel setzen, muss mehr bieten als eine ‚Agenda Attraktivität‘, als Flachbildschirme in den Kasernen. Er muss sich einlassen auf ein Wertesystem, in dem so altmodische Kategorien wie Mut, Tapferkeit, Ehre und Opferbereitschaft zählen. Vor allem aber Kameradschaft und Loyalität.“ Zitat Ende. Dem habe ich nichts hinzuzufügen.
Ich möchte an dieser Stelle meinen Respekt und meinen tief empfundenen Stolz für die Besatzungen der Schiffe ausdrücken, die immer wieder aus den ungünstigen Bedingungen an Bord das Beste zu machen versuchen. Ohne Ihren Willen, Ihre Arbeit, ohne Sie geht es nicht! Und dennoch stelle ich eine zunehmende Resignation bei den Älteren unter uns fest. Es ist nicht nur materiell, sondern auch personell fünf nach zwölf. Ich muss das so deutlich ansprechen.
Und damit komme ich zu dem Punkt, der mich in meiner Kommandeurszeit dienstlich am meisten umgetrieben hat, der Ausbildung.
Die Einsätze der vergangenen Jahre haben querschnittlich zu einem Fähigkeitsverlust nicht nur in materieller Hinsicht bei den Einheiten des 2. Fregattengeschwaders geführt. Wann üben wir denn noch die für die Landes- und Bündnisverteidigung so wichtige Seekriegführung in allen Dimensionen? Allenfalls einmal in einer Betriebsperiode während des sechswöchigen GOST. Das ist definitiv zu wenig. Und seien wir ehrlich, dieser Verlust an Fähigkeiten hat nicht erst mit der Operation SOPHIA begonnen. Es sagt sich leicht, dass die Einsätze der Marine im niedrigen (bis mittleren) Intensitätsspektrum durchgeführt werden. Aber was bedeutet das denn? Das bedeutet, dass bei weiter abnehmendem Fuhrpark und gleich hohen Einsatzverpflichtungen eben weniger in den klassischen Warfare-Areas geübt werden kann. Die Einheiten des noch größten Kampfverbandes der Marine, des 2. Fregattengeschwaders tragen – ich sage das nicht ohne Stolz – inzwischen die Hauptlast der maritimen Einsätze der Bundeswehr. Dies aber unter Verzicht auf die Teilnahme an hochwertigen NATO Manövern und den Standing NATO Maritime Groups.
Ich werde nicht müde, eine operative Pause, d.h. einen zweitweisen Rückzug aus den Einsätzen, die nicht unserem Fähigkeitserhalt im Gefecht dienen, zu fordern, damit wir wieder Zeit für unseren Kernauftrag gewinnen. Bisher ohne Erfolg. Wir dürfen als Vorgesetzte aller Ebenen nicht ständig den vermeintlich politischen Willen schon einmal vorwegnehmen. Wir sind aufgerufen unseren berechtigten militärischen Forderungen Nachdruck zu verleihen und den politisch-parlamentarischen Bereich zu überzeugen, dass wir in den Auslandseinsätzen eben nicht weitermachen können wie bisher!
Keinen Hehl mache ich aus meiner persönlichen Ablehnung einiger der gegenwärtig innerhalb unserer Flottille unternommen Schritte, die vorgeblich der Re-Professionalisierung dienen, aber wieder ein Stück die Freiheit der Kommandanten und auch der Kommandeure beschneiden. Ich empfinde uns hier – und da bin ich mir mit meinen Kommandanten einig – auf einem gefährlichen Irrweg. Mit theoretischen Leistungsnachweis-Prüfungen allein, ohne die notwendige vorgeschaltete Ausbildung und Zeit und Gelegenheit Dinge auch praktisch zu „erfahren“ werden wir niemanden professioneller machen und schon gar niemanden begeistern. Ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass wir unsere jungen und engagierten Offizier verbiestern um nicht zu sagen entgeistern werden. Und bei alledem dürfen wir nicht vergessen, dass Fachwissen nur die eine professionelle Grundlage unseres Berufes ist, dass das entscheidende aber der Charakter unserer Offiziere ist. Und der lässt sich nicht prüfen, sondern nur beobachten. Und dafür braucht es vor allem Zeit und nicht neue Prüfungen.
Ich möchte meine Rede nunmehr mit einigen persönlichen Eindrücken beschließen:
Aus dem BMVg heraus eine Initiative zur Entbürokratisierung zu starten hört sich erstmal wie eine gute Sache an. Wie aber sieht denn die Realität im Truppenalltag aus? Fregattenkapitän Christian Scherrer hat es in seiner Abschiedsrede als Kommandant der Fregatte Brandenburg folgendermaßen ausgedrückt, ich zitiere: „Die Besatzungen kämpfen täglich mit der Materiallage und der Personallage, aber leider auch viel zu viel mit der überbordenden Administration.“ Zitat Ende.
Trotz angeblicher Entbürokratisierung werden nämlich gleichzeitig immer mehr Meldungen, insbesondere im Bereich des Personalwesens abgefordert – und nicht nur von höheren Kommandobehörden.
Verrechtlichung ersetzt inzwischen vielerorts Entscheidungen und Führung wird durch Administration ersetzt. All dies ist aus meiner Sicht vor allem eines: Ausdruck von Mangel an Vertrauen in die Arbeit der Truppe. Wenn im Verteidigungsministerium ernsthaft diskutiert wurde, die Disziplinargewalt in Kommandobehörden zu bündeln, statt sie den Truppenführern zu überlassen, dann kann ich nur feststellen, dass aus der Geschichte des dritten Reiches und der Wehrmacht offensichtlich nichts gelernt wurde. Aus sehr guten Gründen wurde mit der Aufstellung der Bundeswehr ein gänzlich anderer Weg beschritten.
Aber wenn wir schon bei Vertrauen sind, dann muss ich zugeben, dass ich nach dem 30. April 2017 das Vertrauen in die politische Führung der Bundeswehr verloren habe. Sie erinnern sich an die medienwirksam im ZDF, Sonntagabend bei Berlin direkt, getroffenen Aussagen von Ministerin von der Leyen zu Haltungsproblemen von Vorgesetzten und einer Führungsschwäche in der Bundeswehr auf verschiedenen Ebenen? Die Pauschalität der Vorwürfe hat selbst mich mit knapp dreißig Dienstjahren erschüttert. Auch mit Ironie oder Sarkasmus, „bei Haltungsproblemen ab zur Physiotherapie“, kam ich an dieser Stelle nicht weiter.
Und mit dieser, meiner Sichtweise bin ich nicht alleine. Der langjährige Vorsitzende des Verteidigungsausschusses Wolfgang Hellmich, SPD, hat Ende Juli 2017 auf die Frage eines Journalisten der WELT “Wenn Sie auf die vergangenen vier Jahre zurückblicken, geht es der Bundeswehr heute besser oder schlechter?” geantwortet, ich zitiere:
“Es geht ihr zumindest nicht besser. Positiv ist, dass einige Weichen in die richtige Richtung gestellt worden sind: Die sogenannten Trendwenden für Rüstung, Finanzen und Personal sind in Ordnung. Auf der anderen Seite sind aus meiner Sicht viele Dinge angestoßen worden, die nicht in Ordnung sind. So wird seitens des BMVg eine große Deregulierungskampagne gefahren, auf der anderen Seite aber neue Meldeformate etabliert, die dem zuwider laufen und aus meiner Sicht zumindest für ein mangelndes Vertrauen in die Mehrzahl der Vorgesetzten sprechen. Kann ich das verstehen? Nur teilweise. Denn die Bundeswehr ist eine Großorganisation, in der Fehler passieren. Bedauerlicherweise werden diese Einzelfälle gerne medial aufgebauscht und ganz offenbar fehlt dieser Verteidigungsministerin die nötige Gelassenheit – und auch das nötige Vertrauen.“ Zitat Ende.
Ja Einzelfälle können passieren, dürfen nicht passieren – und sie müssen konsequent verfolgt werden. Damit sich Fälle auf ein Minimum beschränken sind alle Vorgesetzten, insbesondere die unmittelbaren, die Truppenführer, immer wieder gefordert.
Dazu brauchen sie aber auch die nötige Zeit. Ich empfinde es bis heute als sehr bezeichnend, dass es ganz offensichtlich problemlos möglich war, mich aus der Führungsverwendung als Kommandeur für über viereinhalb Monate auf einen Dienstposten im EU Hauptquartier nach Rom zu kommandieren. Für die Fregatte MECKLENBURG- VORPOMMERN führte das dazu, dass durch unsere wechselseitigen Abwesenheiten und das Verbot für Kommandeure, Ihrer Einheiten während des Operational Sea Training und im Einsatz zu besuchen, ich Schiff und Besatzung zehn Monate nicht gesehen habe. Ein aus meiner Sicht unhaltbarer Zustand.
Das spricht aus meiner Sicht zumindest nicht für eine herausgehobene Bedeutung, die man vorgeblich einem Kommandeur beimisst, wenn der Truppenführer in der Hierarchie der Marine scheinbar der Entbehrlichste ist und sämtliche Projektaufgaben in allen Stäben wichtiger sind. Zur Dienstaufsicht gehört nämlich, sich Zeit für die unterstellten Soldaten zu nehmen, ihnen bei der Arbeit zuzuschauen und zuzuhören. Dienstaufsicht ist mehr, als bei Ein- oder Auslaufen auf der Pier zu stehen und zu winken und ansonsten einen Schreibtisch in Gebäude 25 zu kommandieren.
Damit komme ich zu einem ganz persönlichen Resümee: Die Aufgabe als Kommandeur eines Fregattengeschwaders im engen Korsett der Einsatzflottille 2 mit zwischenzeitlich erheblichen Beschränkungen für die Ausübung der Dienstaufsicht, ohne eigene Ressourcen – vom kleinen Stab einmal abgesehen – hat deutlich weniger gestalterischen Spielraum geboten, als ich es mir anfangs vorgestellt habe. Ich persönlich habe darunter gelitten. Ich wollte mehr bewegen. Meinem Nachfolger wünsche ich, dass er sich wieder größere Freiheitsgrade arbeiten kann oder bekommt.
Der Bericht zur Kommandoübergabe auf der Webseite der Marine erwähnt diese deutliche Kritik übrigens nicht.
(Da die Inhalte der Bundeswehr-Webseiten aus technischen Gründen absehbar verschwinden werden, das hier als pdf-Datei: Führungswechsel im 2. Fregattengeschwader )
Eine notwendige Ergänzung: Dass ich die Rede in wesentlichen Teilen, aber nicht komplett hier veröffentliche, hat einen einfachen Grund: Sowohl die umfangreiche Begrüßung der Ehrengäste bei der Kommandoübergabe als auch der persönliche Dank an Familie und Kameraden gehören zu einer solchen Rede, sind für das Thema hier aber nicht wirklich von Belang.
(Foto: Der scheidende Kommandeur beim traditionellen Abpullen – PIZ Marine/Bundeswehr/Kim Brakensiek)
@TBR: das „Wiederauferstehen“ des KdoMFüSys ist eher eine Frage des Wollens, nicht des Könnens. Ich habe selbst in meinen letzten Dienstjahren des öfteren mit einem gut ausgebildeten, begabten und vor allem motivierten Informatiker (KptLt) zusammengearbeitet, der ein Data Link Subsystem geradezu in Rekordzeit fehlerfrei in seine „Bastelbude“ (zugegebebenermassen seinerzeit ein geduldetes Hobby) integriert hat – etwas, wozu die hochgelobte Industrie, der scheidende Kommandeur sprach es an, entweder nicht willens oder in der Lage war. Jedes Jahr verlassen solche gut ausgebildeten Soldaten die UniBw’s, und es ist eigentlich eine Schande, dass die Bundeswehr dies Potential nicht nutzt. Es ist also keine Frage, dass – der politische Wille dazu vorausgesetzt- ein KdoMFüSys (meinetwegen sogar ans BAAINBw angegliedert, das würde die Finanzierung der diversen Projekte deutlich vereinfachen) eine Systementwicklung und nachfolgende SysPÄ deutlich kompetenter durchführen könnte als die „üblichen Verdächtigen“. Natürlich hat die Marine nicht genügend Manpower, um ein Grossprojekt zu stemmen, aber auch in den Goldenen Zeiten des KdoMFüSys gab es stets unzählige Firmenmitarbeiter, die unter der Leitung kompetenter Soldaten ihren Beitrag ablieferten. Das niederländische CAWCS/ Force Vision machte es vor: absolute Industriehörigkeit wie bei uns war dort nie ein Thema, und es war immer klar, wer da Koch, und wer nur der Kellner war. So eine Organisationsform hatte uns auch immer vorgeschwebt – nur leider haben sich hierzulande leider die „staatlichen KdoMFüSys-Hasser“, denen unsere Kritik am allgemeinen Wolkenschieben seit jeher ein Dorn im Auge war, durchgesetzt. Aber es besteht ja noch Hoffnung – das alte Namensschild liegt immer noch irgendwo im Keller *zwinker*
@TBR: Danke für diese Ausführungen zur Software, sehr schlüssig.
Vielen Dank für das Veröffentlichen der wesentlichen Teile der Rede. Das meiste davon ist schon seit langem bekannt und im kleinen Kreis angesprochen worden, aber nie wurde es wirklich öffentlich diskutiert. Jetzt ist das Maß wohl voll und einer hat endlich den Anfang gemacht.
Wenn man dem Buschfunk glauben darf, gehört der ehemalige Komodore auch zur Schaar der Jetpiloten, die in den letzten Wochen gekündigt haben.
@O.Punkt | 25. März 2018 – 16:42
+1*** ein Klassiker
„Wir hatten alles benannt, um in schwierigen Zeiten klar und eindeutig und von vorn zu führen, und jener Verantwortung gerecht zu werden, für die uns das Vaterland in die erste Reihe gestellt hatte. „
Ich kann aus meiner gemeinsamen Zeit mit KzS Horn nur feststellen: Erwartungsgemäß und daher hervorragend.
KzS Horn ist einer von (leider) wenigen echten Vorbildern der aktiven Truppe und das nicht nur auf Grund dieser Rede sondern auch auf Grund seiner Vita und seiner Haltung im Dienst.
Wer denkt, dass diese „trullsche“ Rede nun eine Abrechnung vom Podium als Schlussatz einer Karriere war, hat weit gefehlt. Egal ob im vier Augen Gespräch, im Offizierkorps oder vor der Truppe: KzS Horn hat immer den kritischen, angemessenen Ton angeschlagen, dem man als echter Truppenführer auch braucht. Und wer seine Vita liest und sich ein wenig mit dem (verkorksten) Karrieresystem jenseits der A13 auskennt weiss welche Prognose er hat. (Bewusst wähle ich hier keine Vergangenheit)
KzS Horn ist einer der aufrichtigsten Offiziere die ich kenne und die Ehre hatte unter ihm zu dienen. Aber Aufrichtigkeit wird im BMVg und der Bundeswehr allgemein leider seit Jahren mit unbequem übersetzt. Und unbequem ist das Synonym für lästig. Doch nur diese Aufrichtigkeit führt in der heutigen, alarmierenden Situation der Streitkräfte überhaupt noch zum Erfolg. Wenn Administration Führung ersetzt ist das, als ob man bei einem Fahrrad die Pedale abschraubt. Man läuft zwar noch ein wenig aus – letztendlich bleibt man aber antriebslos stehen. Und dass wir gerade aus der „Talsohle“ bergauf radeln müssen attestiert sogar die IBUK selbst.
Schade finde ich die (aber bestimmt ernst gemeinten) Wünsche zu zum Ausbleiben von Repressionen und dem Ende der Karriere. Diese (ich nehme an zu Hauf von aktiven Soldaten und Offizieren) geäußerte Befürchtung/Prophezeiung ist Ausdruck dafür, dass folgender Punkt aus KzS Horns Rede vielleicht viel mehr bittere Realität und Relevanz besitzt als vielen klar ist:
Nicht nur bei der Idee der Bündelung der Führung in den KdoBeh, nein auch bei der Inneren Führung und dem Selbstbild des Offiziers sind wir leider wieder inhaltlich und moralisch in der dunkelsten Zeit unserer Geschichte angekommen – gleichwohl wir die Leben der „Kritiker und Unfolgsamen“ nicht faktisch real beenden, sondern behördlich und inhaltlich als „Softkill“. Es ist erschreckend mit welcher Selbstverständlichkeit hier die Masse die Gefahr der Mundtotmachung und gezielten Abstrafung aufgrund sachlicher, fundierter und begründeter Kritik als absoluten Automatismus nicht nur äußern sondern auch schon akzeptiert haben.
Kameraden so darf es nicht sein. Und wenn uns unsere Geschichte eines gelehrt hat, ist es, dass wir nicht auf den Aufstand der kleinen Leute warten dürfen um uns als Offiziere dann vor den bereits aufgewühlten Mob zu stellen. Das ist auch der falsche Weg.
In meiner Ausbildung über dem großen Teich war einer der größten Grundsätze:
„Always speak truth to power“. Dieses Kredo teile ich bis heute und verlange es von allen. Unten wie oben.
Veränderung ist Führungsaufgabe. Aufrichtigkeit ist Pflicht.
[Eine dringende Bitte: Wer behauptet, „wir sind wieder inhaltlich und moralisch in der dunkelsten Zeit unserer Geschichte angekommen“, der verharmlost genau diese Zeit. Diesen Ton hier nicht – nicht aus Gedankenlosigkeit und schon gar nicht vorsätzlich. T.W.]
@T.Wiegold.
Bei allem Respekt Herr Wiegold, ich verharmlose garnichts aus dieser Zeit und verbitte mir (auch wenn das hier ihr Haus ist) solche unbegründeten Unterstellungen. Sorry da bin ich dünnhäutig.
Ich habe ja klar abgegrenzt wie ich diesen Vergleich zu verstehen möchte. Es geht hier um die Unterdrückung von aufrichtiger Kritik an militärischen und politischen Entscheidungen. Und die gravierenden Folgen für das Leben der Soldaten, ihrer Familien, Bürger und Menschen (vorallem in den Einsatzländern) sind wichtig, derzeit beschämend und nicht erst eine Frage von „Leben und Tod“. Wenn junge Offiziere und Feldwebel heute sich entscheiden müssen zwischen stumpf abnicken und Ja-sagen der eben einer alternativen Berufswahl nach 12, respektive 13 Jahren – Oder die Führungselite der Truppe das offene Wort anscheinend scheuen muss – bleibt das System das selbe.
Sorry – ich schätze ihre Ansichten und ihre harte Linie bei diesem Thema, aber ich denke sie haben mich da nicht verstanden.
[Sorry, Ihre Formulierung war
und da bin ich dünnhäutig und sehe eine Linie überschritten. Ich akzeptiere, dass Sie das so nicht gemeint haben, aber dann war es sehr missverständlich formuliert. T.W.]
Danke für eine mutige, aber herausragende Rede einer Führungspersönlichkeit der Deutschen Marine. Ein Offzier spricht das aus, was viele Aktive und auch wir als Reservisten denken. Und dies macht Mut und motiviert für die Zukunft, auch weiterhin der Bundeswehr als „Reserve Dienst Leistender“ zur Verfügung zu stehen, ja, zu dienen.
Sehr geehrter Kapitän z.S. Horn, meiner allerhöchsten Respekt für diese Rede !
Die Laufbahnnachteile, die Sie sich event. eingehandelt haben, kennen Sie als ehemaliger Personalführer am Besten, vielleicht haben Sie auch eine Abwehrstrategie für diese zu erwartenden ungerechtfertigten Benachteiligung in der Hinterhand. Manchmal braucht man eben auch Verwaltungsgerichte.
@ all
Einen Punkt in der Darstellung, die Kontinuität der Softwarepflege des Einsatzführungssystem der Fregatten möchte ich gesondert aufgreifen.
Entweder man geht den von @TBR angedeuteten Weg
Zitat:
„Ohne Kontinuität in der kommerziell-vertraglichen Struktur muss die Industrie immer wieder umplanen. Wenn der Vertrag ausläuft muss das Personal umgeplant werden. Zwei Jahre später gibt es das Team nicht mehr denn die Einzelpersonen arbeiten verstreut an anderen Projekten oder sogar in anderen Firmen. Was benötigt wird sind dedizierte Verträge zur Softwarepflege mit jahrzehntelangen Laufzeiten. Dann gibt es auch langfristig bestehende Teams in denen echte Kompetenzträger entstehen und gehalten werden können“
oder
indem man quasi ein industrielles ProgZentrum für die Marine schafft, oder man schafft ein bw-eigenes ProgZentrum Marine, in dem die Soldaten dann jahrzehntelang „wachsen“ können. Also Offiziere mit Borderfahrung, Praxiserfahrung und IT-Studium verbleiben für den Rest ihrer Berufssoldatenzeit in einem neu zu schaffenden ProgZentr, KdoMFüSys oder wie man immer auch diese Einheit bezeichnen will.
Für BS-Aspiranten mit der Perspektive „will in der Tätigkeit verbleiben“ bis zur Pensionierung ist dies sicherlich attraktiv, wenn andererseits auch die Bezahlung und damit der Stellenkegel stimmt. Dies wären dann in der Masse wohl stationäre Stabsoffiziersdienstposten ohne Führungsverantwortung.
By the way, ProgZentren gibt es in der Lw für jedes Waffensystem inkl. der Luftverteidigungssoftware in den Einsatzführungsregimentern.
Meiner Meinung nach geht es nicht ohne eine eigene Fachkompetenz in der Softwarepflege und in der Instandsetzung (Marinearsenal Kiel !)
Erwähnt werden muss auch, das die Fachschule für Datenverarbeitung der Lw bereits im Jahr 2000 aufgelöst wurde. Der Kdr LwAusbKdo wurde bei dem Festakt von anwesenden Leitern von zivilen Wirtschaftsinformatikschulen gefragt, warum die Lw so einen Schritt gehen könne in der heutigen Zeit. Die Antwort war man brauche halt eher „Elektriker“ als Informatiker.
Für die Marine war dieser Schritt folgenschwer, denn alle IT-Offze der Marine des militärfachlichen Dienstes sind an dieser Schule auf dem Lechfeld ausgebildet worden. Die Offze des militärfachlichen Dienstes sind jedoch in so einem ProgZentrum die Kontinuität des Personals, die „Wissenträger über die Jahre“, das für die Aufgabenerfülllung der Softwarepflege und -änderung über Jahrzehnte benötigt wird.
Man kann als Resümee der Rede im Bereich technischer Instandsetzung und Softwarepflege / -änderung festhalten, das sämtliche industriellen Lösungen die unter Scharping ab 1999 (also auch HIL usw.) mehr oder weniger gescheitert sind.
Es sollte sich die Erkenntnis durchsetzen, dass die Instandsetzung von Großsystemen mit einer hoher Einsatzbereitschaftsforderung sich betriebswirtschaftlich nicht rechnet und deshalb von der Industrie nicht durchgeführt werden sollte.
Ein Eigenbetrieb hat aufgrund der weitaus größeren Flexibilität und des personellen Erfahrungszuwachses im Waffensystem einen weitaus höheren Wert als die Vergabe an die Industrie, die unter Anwendung des Minimax-Prinzipes lediglich ihren Gewinn an diesem Auftrag optimiert !
@Koffer
Die Meldung bei FAZ (und weiteren, die das Thema hoffentlich aufnehmen) kann nicht wirklich überraschen.
Zunächst besteht im SiPO-Umfeld mit Tagesaktualität nur ein seriöser blog, das ist eben dankenswerterweise AG. Zum anderen werden einschlägige Medien bei solch „Hammer“information durchaus von Lesern angeschoben, insbesondere wochenends.
Am 28. tritt UvdL ja in Hannover zur Kasernenumbenennung und Vorstellung des neuen Traditioserlasses auf. Sie wird das Thema aufgreifen, oder sich wegducken?
Die Probleme der Marine auf den Punkt gebracht und mi der Ministerin abgerechnet. Solche Soldaten braucht die Marine bzw. BW an ihrer Spitze!
Ich fürchte nur, der Kapitän zur See wird nicht mehr Admiral und bald geschasst dafür, daß er es als Staatsbürger in Uniform gewagt hat, die Ministerin zu kritisieren.
@Jas | 25. März 2018 – 18:23
„KzS Horn ist einer von (leider) wenigen echten Vorbildern der aktiven Truppe und das nicht nur auf Grund dieser Rede sondern auch auf Grund seiner Vita und seiner Haltung im Dienst.“
Da folge ich Ihnen nicht. Ich habe in meiner bisherigen Dienstzeit zahlreiche Vorbilder erlebt und erlebe sie auch noch tagtäglich!
Wir sollten, bei aller berechtigter Kritik an der politischen und militärischen Führung, nicht in allgemeinen Defätismus verfallen!
@closius | 25. März 2018 – 18:54
„Ich fürchte nur, der Kapitän zur See wird nicht mehr Admiral und bald geschasst dafür, daß er es als Staatsbürger in Uniform gewagt hat, die Ministerin zu kritisieren.“
Naja, wenn der Kamerad bisher eine B6+ Perspektive hatte (und sein militärischer Lebenslauf lässt das zu, es könnte aber angesichts des altes ja auch „nur“ eine B3 gewesen sein), dann wird sich daran zunächst einmal wenig ändern.
Und „geschasst“ werden kann er als A16/B3 so oder so nicht.
Da freue ich mich schon auf die Abschiedsrede von Gen Müllner, denn in der Lw sieht es nicht besser aus und er ist dafür bekannt Klartext zu sprechen.
@Koffer
Kamerad Koffer das dürfen sie sehen wie sie wollen. Sagt ja keiner, das dass was sie als vorbildlich empfinden sich mit meiner Erwartungshaltung deckt. Allgemeiner Defätismus ist das aber noch lange nicht. Außerdem geht es um Vorbilder – nicht um gut oder schlecht.
Individual experience may vary.
Und wenn ich auf meine Karriere zurückblicke befinden wir uns da im 10% – vorallem in den letzten Jahren. Da sprechen wir zwar schon von einigen vielleicht sogar zahlreichen – bringt aber unterm Strich (augenscheinlich siehe Rede und genereller Zustand) nichts.
Das bezeichne ich dann doch gerne als „wenig“
Salve,
auch von mir ein Dankeschön, für die ehrlichen Worte, an Kaptiän z. S. Horn.
Der Torpedo ist unter dem Kiel, es fragt sich nur, ob es ein Blindgänder wird?
Trotz allem ein wichtiger Meilenstein für die Bundeswehr.
@Jas | 25. März 2018 – 19:16
„Individual experience may vary.“
In der Tat, ich hatte hunderte (!) Vorgesetzte in den letzten 20 Jahren und ich würde die große Masse von diesen als gute, aufrechte und vorbildliche Soldaten bezeichnen.
Wie sie zu einer anderen Aussage kommen bleibt mir schleierhaft.
Darüber hinaus halte ich ihre Aussage für unkameradschaftlich und unsachlich.
Wenn Sie Ihre Kritik einschränken wollen auf IHRE Vorgesetzten, dann kann ich Ihnen mangels persönlicher Kenntnis nicht widersprechen (in ihrer ursprünglichen Aussage sprachen Sie aber generell und haben damit nahezu alle Vorgesetzten in unserer Armee herabgewürdigt!), aber ich für meinen Teil kann ihre Aussagen gegenüber unserem Führerkorps nicht unwidersprochen lassen!
Respekt Herr Kapitän, wahre Worte, die man leider viel zu selten hört.
@Elahan | 25. März 2018 – 19:15
„Da freue ich mich schon auf die Abschiedsrede von Gen Müllner, denn in der Lw sieht es nicht besser aus und er ist dafür bekannt Klartext zu sprechen.“
Ja, in der Tat der InspLw hat sich in letzter Zeit durchaus wohltuend vom allgemeinen, beredeten Schweigen der 3-Sterne+ Riege abgesetzt :)
Danke für die klaren Worte Kamerad Horn.
@Georg: Größtenteils richtig, aber: Die Programmierzentren der Luftwaffe in ihrer bisherigen Form wurden 2007 aufgelöst und zu „Systemunterstützungszentren“, heute Systemzentren zusammengelegt – diese decken jedoch bei weitem nicht jedes Waffensystem der Luftwaffe ab. Bei diesem Schritt, einschließlich Standortänderungen, hat man ordentlich Fachpersonal über Bord geworfen. Durch das Verstecken in der Waffensystemlogistik und durch konsequente Streichung des Wortes „Programmierung“ konnte die Luftwaffe immerhin einen Teil ihrer Entwickler bis heute retten. Der Preis war allerdings ein über zehn Jahre währender Abwärtstrend, da mangels Sichtbarkeit die Laufbahn AnwendungsprogrammiererBw bis auf unter 60% Besetzungsgrad abschmolz (Flurfunk, ich habe dazu keine Quelle). Eigentlich dachte man, das sei der Plan, um die AVR endgültig streichen zu können – seit jedoch das Cyberpendel voll zurückschlägt, haben wir eine neue Lage.
Nun wird 2019 das Zentrum für Softwarekompetenz mit über 300 Dienstposten in Euskirchen aus dem Zentrum für Cyber-Sicherheit ausgekalbt. Der Marine nutzt das nur zur Zeit nichts, da FüWESe ebenso wie SASPF hier nicht behandelt werden – der Schuh wäre wohl so groß geworden, dass ihn niemand tragen könnte.
Koffer | 25. März 2018 – 18:55,
Früher wurde „Defätismus“ als Mittel der gegnerischen psychologischen Kriegführung eingesetzt. Heute bezeichnet der Begriff eher ein systematisches „Schlechtreden“ von gesellschaftlichen und politischen Umständen.
Wollen Sie KzS Horn „Defätismus“ unterstellen? Oder was wollen Sie uns sagen, wenn Sie in diesem Zusammenhang diesen Begriff verwenden?
Die Lage der Bundeswehr kann man doch nicht „schlechtreden“. Die ist einfach schlecht. Was soll also der Begriff Defätismus?
Tja, Karriereknick für Nichts, Nada, Niente.
Warum? Weil die Politiker das gar nicht weitergeben oder die sich ergebenden Notwendigkeiten umsetzen wollen. Ich kann das abschätzen, ich habe genügend von ihnen in Auslandseinsätzen gebrieft und aus deren Ecke nie wieder etwas von den angesprochenen Themen gehört.
@Politikverdruss | 25. März 2018 – 20:51
„Heute bezeichnet der Begriff eher ein systematisches „Schlechtreden“ von gesellschaftlichen und politischen Umständen.“
Zustimmung zu dieser Definition.
„Wollen Sie KzS Horn „Defätismus“ unterstellen? Oder was wollen Sie uns sagen, wenn Sie in diesem Zusammenhang diesen Begriff verwenden?“
1. Ich „unterstelle“ gar nichts. Wenn dann bewerte ich.
2. Ich habe keine Anhaltspunkte dafür, dass KzS Horn zum Defätismus neigt. Die hier thematisierte Rede ist m.E.n. dafür auch kein Anhaltspunkt. Wenn er es nun tagtäglich so machen würde und zudem positive Entwicklungen Kleinreden würde, dann wäre das sicherlich etwas anderes, aber auch hierfür habe ich (mangels Kenntnis der Person) keinerlei Anhaltspunkte.
3. Wenn Sie meinen Beitrag jedoch nochmals lesen, werden Sie erkennen, dass ich mich nicht auf KzS Horns Äußerungen bezog.
@WarAuchDabei | 25. März 2018 – 21:09
„Tja, Karriereknick für Nichts, Nada, Niente.“
Karriereknick, soso, und das wissen Sie woher?
@War auch dabei:
Ich verstehe Sie nicht.
Kapitän Horn wird in vollem Bewusstsein mit den möglichen Konsequenzen für sich selbst gehandelt haben:
1. Er kämpft für die Sache. Seine eigene Karriere ist ihm zu diesem Zeitpunkt nicht mehr wichtig. Bei der Rede WILL er in dieser derzeitigen Bundeswehr keine Karriere machen, weil es bedeuten würde, Teil der Misere zu werden.
2. Entweder es wird der Sache helfen, sollte er etwas bewegen (und jeder Wechsel hat klein angefangen) oder aber er kann zumindest für sich selber behaupten, alles mögliche getan zu haben.
Ich sehe nicht, dass diese Rede für die Tonne war.
Ich kann es langsam nicht mehr hören…. Tacheles reden ist okay, aber 1. vdL hat sich letztes Jahr mehrfach entschuldigt… das muss man irgendwann auch mal annehmen. 2. Den eingeleiteten Trendwenden muss man jetzt auch ein bisschen Zeit geben, damit sie greifen. Von heute auf morgen geht es leider nicht. Lamentieren ist sicherlich gerade Mainstream, aber echte, alternative Vorschläge habe ich hier noch nicht gelesen. Insofern…. an alle Schlaumannsberger hier… lasst mal hören (bzw. lesen) was man wirklich besser machen kann….
;-)
Fred Omvlee
Niederländische Webseite nimmt das Thema auf.
@fromvlee
@marineschepen, ist als https://marineschepen.nl offizielles Netzorgan der NLD Marine
Problemen bij Duitse marine…
@AugenGeradeaus
Kommandeur schlägt beim Abschied Alarm: „Materiell und personell fünf nach Zwölf“
(link: http://bit.ly/2DRq20k)
bit.ly/2DRq20k
@WarAuchDabei: Das ist eben das strukturelle Problem in D, sehr sehr ähnlich zur BW leidet auch die Bahn unter 20 Jahren Auszehrung und fehlenden Investitionen. Ander Länder stecken dad 3-4 fache (!) in ihre Bahnen und melken sie nicht.
Eine Hoffnung besteht im Zusammenhang mit dem Abbau des deutschen Handelsefizits und der Minderung der Ungleichgwichte in der Eurozone. Nur deutet bislang wenig in der Koalition daraufhin dass jemand ernsthaft etwas ändern will – oder kann. Dennoch, die schwarze Null hat ihren Sinn, und das Ergebnis von Tarifverhandlungen kann man nicht diktieren.
Zurück zur Rede: Der aktuelle und absehbar desolate Zustand der vier Fregatten 123 sollte auch Nachrichtenwert haben. Vermutlich nur die Hälfte der 123er verfügt bis zur Ausserdienststellung der zwei verbliebenen F122 noch über Schiff-Schiff FK und muss mit der Zweitfunktion der SeaSparrow vorlieb nehmen. Aber wenn diese nun auch wegfallen (wo klemmt es bei ESSM Block 2, Technik oder Geld?), dann wird aus der Fregatte eine schlichte Korvette mit zu viel Personal.
Und wenn ab 2025 noch der SeaLynx entfällt, dann gibt es auch keine Helos mehr bis zum Ende 2030. An einen U-Jäger ohne Schleppsonar sind wir ja schon lange gewöhnt – eigentlich selbst schon ein hübscher Scherz. Das Forschungsschiff Planet übt einmal im Jahr mit dem einzigen Schleppsonar…
Die F123 scheint sich akut und krass aufzulösen.
@Mike
1+
@All
KzS Horn ist ehemaliger Fregatte EMDEN Kommandant. Die Männer der Emden trugen immer alle mit Stolz „ihr“ Eisernes Kreuz an der Brust und im Herzen. Diese höchste, jemals für ein Schiff an Kommandant und Besatzung des Kleinen Kreuzer EMDEN von Kaiser Wilhelm vergebene Auszeichnung, war sichtbar an allen 5 Schiffen mit diesem Namen.
Alle Besatzungen lebten diesen Stolz.
Deshalb spricht KzS Horn natürlich auch von Kampfkraft, Tapferkeit und moralischen Werten.
Als „Plankowner“ und Mitglied der Bordfahrergemeinschaft der EMDEN bin ich stolz und dankbar das KzS Horn endlich gesagt hat, was unsere Admiralität sich nicht zu sagen traut.
Unterstützend frage ich deshalb den Inspekteur der Marine und den Befehlshaber der Flotte:
Wie können Sie, meine Herren Admirale von ihren Soldaten erwarten im Krieg tapfer zu sein, wenn Sie sich im Frieden nicht trauen der Ministerin auf den Schreibtisch zu hauen ?
Momente, die zur Hoffnung Anlass geben!
In der Rede ist inhaltlich nichts neues für die Ministerin und Bw Kenner, dass dies ein Offizier in der Öffentlichkeit erläutert eher schon. So wird der Ministern nicht die Botschaft stören jedoch der Ort der Verkündung und die Funktion des Botschafters.
Naja. Eine Verwendung mit einer Generalabrechnung bei der Rede zum Kommandowechsel abzuschließen ist auch eine Stil – Frage.
Unabhängig davon, ob Kptn z.S. Horn recht hat mit den auch aus persönlicher Frustration heraus geschilderten Sachverhalten, wäre seine Kritik (nur?) an anderem Ort und im direkten Richten an seine Vorgesetzten deutlich wirkungsvoller gewesen.
Ich kann so eine Rede in der Öffentlichkeit nicht mit meinen Vorstellungen von „Haltung“ in Einklang bringen. Als Vorgesetzter hat man auch eine Pflicht zur Loyalität.
Kritik an den Vorgesetzten – und dazu zählt auch unsere BM`in- in der Öffentlichkeit ist nicht, was ich unter „loyal“ verstehe. Ob berechtigt oder nicht.
Mit dieser Rede hat Kptn z.S. Horn nicht nur seinem Nachfolger einen Bärendienst erwiesen – auch dient diese Rede sicher nicht, verlorengegangenes Vertrauen der Leitung an die Truppenführer wiederzugewinnen.
Nach mehr als 80 Kommentaren hier (und einigen, die ich nicht freigeschaltet habe) eine Bitte: Es gibt eine Tendenz, das Thema mit anderen zu vermengen (und nein, die aufgeworfenen Fragen sind nicht „Warum kriegt die Türkei deutsche Waffen, die Bundeswehr aber nicht“). Ich wäre dankbar, wenn es nicht zu sehr mäandern würde.
Wie erschreckend, dass man mehr Respekt vor dem Mut eines Kommandeurs zur Wahrheit, als Respekt vor dem Mut im Auslandseinsatz sein Leben zu riskieren hat. Was sagt das über das Ministerium aus? Was sagt das- nicht die Inhalte der Rede- über den Zustand der Bundeswehr aus?
Wenn die Inspekteure etwas daraus lernen können: Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben…….Sie haben den Zeitpunkt verpasst….
„Wofür hab ich Ihn zum Stabsoffizier gemacht, wenn er nicht weiss, wann er NICHT zu gehorchen hat“
(Friedrich II)
Soviel zum preussischen Kadavergehorsam, der erst unter Willy2 pervertiert wurde.
Es wird Zeit, dass Political Correctness mit dem Gesinnungskadavergehorsam durch preussische Selbstverantwortung ersetzt wird. Ich hoffe inständig, dass sich eine kritische Masse von Offizieren der Kritik anschliessen und den Dienst quittieren, falls Fr vd Leyen auskeilt. Wir brauchen keinen Aufstand, wir brauchen nur ein „Macht Euren Dreck alleene“ von genügend Fachleuten.
Nicht die BW, die Ministerin hat ein Haltungsproblem. Und wäre die BW auch nur im Ansatz so etwas wie ein normaler Arbeitgeber, dann hätte die Ministerin Ihre Firma schon vor 3 Jahren von aussen betrachten können.
@ Inside Out
„Den eingeleiteten Trendwenden muss man jetzt auch ein bisschen Zeit geben, damit sie greifen. Von heute auf morgen geht es leider nicht.“
Eingeleitete Trendwenden ? Ich sehe weder eine Trendwende, noch eingeleitete Trendwenden. Und vor allem sehe ich nicht, wieviel Zeit so etwas braucht. Was denken Sie? 20 Jahre? Ich denke es braucht eher mehr Willen und mehr Geld. Und ich sehe weder beim Willen noch beim Geld Trendwenden, auch keine eingeleiteten.
@Micha:
Loyalität ist keine Einbahnstraße. Angesichts des Verhaltens der politischen Führung in jüngster Vergangenheit, hier sei stellvertretend für viele weitere Ereignisse nur an Pfullendorf erinnert, hat diese jeglichen Anspruch auf die Loyalität der Truppe verwirkt.
@ Elahan
Zitat:
„So wird der Ministern nicht die Botschaft stören jedoch der Ort der Verkündung und die Funktion des Botschafters.“
Dem ist sicherlich so. Wenn er einen persönlichen Brief an die Ministerin geschrieben hätte, dann hätte er sicher sein können, dass dieser nichts bewirken würde. So wie er es gemacht hat, kann man zumindestens die Hoffnung haben, dass für eine Woche die mediale „Sau“ durchs Dorf getrieben wird.
@ all
Ich möchte hier auf eine der Traditionslinien der Bw hinweisen, die des 20. Juli 1944, der Widerstandsbewegung gegen ein verbrecherisches Regime.
In jeder zweiten Gelöbnisrede werden die Männer um Graf Stauffenberg als Helden gelobpreist, die ihr eigenes Leben für die Sache riskiert haben.
Nun haben wir in Deutschland eine repräsentative Demokratie und es gibt keinen Anlass gegen die Regierung Widerstand zu leisten, jedoch ist die Bw in einem bedauernswerten Zustand, den man sicherlich nur durch öffentlichkeitswirksame Aktionen ändern kann. Auf der anderen Seite steckt in uns Deutschen aber auch noch das Gen des „Untertans“, das ja im gleichnamigen Spielfilm gut beschrieben worden ist und für das die Soldaten besonders anfällig sind.
Also im Endeffekt gehört für einen Karriereoffizier viel Zivilcourage dazu sich öffentlich vor Publikum so kritisch zum Zustand der Bw zu äußern und dabei die Regierung zu kritisieren.
In diesem Spannungsverhältnis zwischen Widerstand leisten gegen eine falsche Politik gegenüber der Instituion Bundeswehr und der Anpassung als Untertan, hat sich Kapitän Horn für den Widerstand entschieden. Ich denke diese Tradition begründet sich auch in der Erwartung, die ein preussischer König an seine Stabsoffiziere hatte.
Man sollte jetzt die Diskussion auf die aufgeworfenen Defizite lenken und und nicht auf den öffentlichkeitswirksamen Überbringer der schlechten Nachrichten. Folgedessen muss man detailliert fragen, was muss sich denn unmittelbar ändern damit eine wirksame Abhilfe der jetzigen Misere eingeleitet wird?
Dabei darf nicht immer als erstes auf das zu wenig vorhandene Geld schauen, denn Geld hat die jetzige Bundesregierung mehr als genügend. Es ist nur eine Frage der Priorisierung der Vorhaben innerhalb der gesamten Bundesregierung. Nur mehr Geld bringt nichts, wenn es aufgrund der vorhandenen Strukturen nicht sinnvoll ausgegeben werden kann.
Also was ist zu tun ?
Welche Strukturen muss man ändern auf den Weg in Richtung flächendeckende Einsatzfähigkeit ?
Wo haben wir in den letzten Jahren gegen das Subsidaritätsprinzip und gegen die Auftragstaktik verstoßen ?
Warum wurde bei der Bw die elektronischen Kommunikationswege in erste Linie dazu genutzt Entscheidungen allgemein auf eine höhere Ebene zu hieven ?
Warum glaubte man mit der heutigen elektronischer Kommunikation lasse sich die Schnittstellenproblematik bei der Erweiterung um 4 Org-Bereiche im täglichen Dienstbetrieb sicher beherrschen ? Die Industrie geht inzwischen den umgekehrten Weg und verkleinert in einzelne kleinere Geschäftsbereiche, die aber autark arbeiten können.
Was muss sich ändern, damit die Bw wieder einsatzfähig im Sinne der Landes- und Bündnisverteidigung wird ?
@Inside Out | 25. März 2018 – 21:57
„vdL hat sich letztes Jahr mehrfach entschuldigt“
Nein, hat sie nicht.
„aber echte, alternative Vorschläge habe ich hier noch nicht gelesen“
Doch, in der hier diskutierten Rede.
Übrigens: mehr Geld bereits kurzfristig wäre auch nicht schlecht. Aber dafür hätte sich vdL ja in den Koalitionsgesprächen durchsetzen müssen. Jetzt muss man das nach und nach gerade biegen. Wenn es denn überhaupt noch in dieser Legislaturperiode geht. Und selbst wenn, für die Planer und Rüster bringt das wenig, denn nur mittel- und langfristige zusagen helfen wirklich.
@Micha | 25. März 2018 – 22:44
„Naja. Eine Verwendung mit einer Generalabrechnung bei der Rede zum Kommandowechsel abzuschließen ist auch eine Stil – Frage.“
Da bin ich nicht ganz fern, ich habe auch mehrfach gezuckt, als ich das gelesen habe, aber andererseits, vdL und Teile der militärischen Führung scheinen ja auf andere Art nicht mehr erreichbar zu sein :(
„wäre seine Kritik (nur?) an anderem Ort und im direkten Richten an seine Vorgesetzten deutlich wirkungsvoller gewesen.“
Das bezweifle ich wirklich.
„Mit dieser Rede hat Kptn z.S. Horn nicht nur seinem Nachfolger einen Bärendienst erwiesen“
Ganz im Gegenteil, der Nachfolger kann jetzt frei aufspielen. Etwas besseres hätte ihm wohl nicht passieren können. Ausgenommen für die Festlichkeit bei der Übergabe, die war wohl ruiniert ;)
„auch dient diese Rede sicher nicht, verlorengegangenes Vertrauen der Leitung an die Truppenführer wiederzugewinnen.“
Wie bitte? Die Leitung muss wieder Vertrauen in die Truppenführer gewinnen? Ich glaube es ist eher umgedreht. Und das hat KzS Horn ja sehr deutlich gesagt und sprach damit glaube ich einem Großteil des Offizierskorps zumindest in diesem Punkt aus dem Herzen!
@kvogeler | 25. März 2018 – 22:53
„Wofür hab ich Ihn zum Stabsoffizier gemacht, wenn er nicht weiss, wann er NICHT zu gehorchen hat“
(Friedrich II)“
Nein, auch wenn das noch so häufig kolportiert wird. Der Spruch ist NICHT von Friedrich dem Großen, sondern von einem seiner Nachfahren. Genauer gesagt von GFM Friedrich Karl Prinz von Preußen, einem der bedeutendsten preussischen Feldherren des 19. Jahrhunderts und Wegbereiter des Prinzips Führen mit Auftrag/der Auftragstaktik.
„Ich hoffe inständig, dass sich eine kritische Masse von Offizieren der Kritik anschliessen und den Dienst quittieren, falls Fr vd Leyen auskeilt.“
Ich hoffe das nicht. Wir werden noch Offiziere sein, wenn vdL schon lange Geschichte ist, warum sollte man für sie das Feld räumen?
@InsideOut: Alternative Vorschläge hat Kapitän Horn konkret benannt. Die Rede ist außerdem deutlich differenzierter als die Verschlagzeilung zu „Abrechnung mit von der Leyen“ suggeriert. Und ja, die Ministerin hat ihre Worte bedauert. Deren Wirkung scheint sie dennoch falsch eingeschätzt zu haben und daran darf ein Betroffener sie erinnern, gerade jetzt, da sie ihr Amt wieder antritt, denn eines der größten Probleme ist, dass ihre Paladine ihre Inszenierung der Bundeswehr mit der Wirklichkeit verwechseln. Gehören Sie dazu?
Es scheinen hier einige immer noch Schwierigkeiten damit zu haben, dass der Verteidigunngsminister eine Frau ist. Ansonsten kann ich mir nicht erklären warum man, ja man kann schon sagen mit „Hass“ auf Ihre Person, so reagiert und kommmentiert. Die Bw ist eine Parlamentsarmee! Und wenn dieses Parlament in Form einer Frau vdL entscheidet diese Armee so zu führen wie sie es macht, dann ist das, man mag es traurig finden, eben so. Und Kritik am Verteidigungsminister war bei noch keinem Minister gut angesehen! Man kann als Soldat nicht Loyalität einfordern, wenn man selber nicht loyal ist. Wessen Brot ich ess, dessen Lied ich sing. Sie wissen doch, hat auch schon der alte Soldatenkaiser gesagt? Ja, und auch ein Minister macht Fehler, der ist nicht sakrosankt in seinem Tun und Handeln. Da muß man als BS doch drüberstehen, oder? In der BW gibt es auch genug „Helden“, da redet man nicht drüber und gut isses. ;-) Nennt sich dann Korpsgeist oder so ;-). Und möchte der Ex-Kommandeur vielleicht noch selber in die Politik gehen? Denen habe ich es aber gezeigt. Jetzt kann ich mich bewerben. Glaube ich zwar nicht, aber ist eine Möglickeit, wenn es nicht zum B6er oder gar mehr nicht reichen sollte. Ist nur ein Vorschlag für den Herrn Kapitän zur See. Nehmt das nicht immer alles so Ernst. Ihr tut ja gerade so, als würdet Ihr persönlcih angegriffen. Bleibt doch mal entspannt. Minister kommen – Minister gehen. Ihr macht Euch mehr Sorgen um die Karriere des KzS als um den Inhalt der Rede. Ja, das was er sagt mag zutreffend sein, aber was hat er verändert oder verhindert? Die Bw ist ein Großbetrieb und da werden auch Fehlentscheidungen getroffen. So ist das.
Koffer | 25. März 2018 – 23:30
1. Es ändert alles nichts an der Notwendigkeit, dass die Fachleute endlich anfangen müssen den Mund aufzumachen, um das Feld nicht den bestellten Gutachten und Meinungen von „Experten“ zu überlassen.
Und das gilt nicht nur für die BW
2.
https://www.aphorismen.de/zitat/7658
„Kritik an den Vorgesetzten – und dazu zählt auch unsere BM`in- in der Öffentlichkeit ist nicht, was ich unter „loyal“ verstehe. Ob berechtigt oder nicht.“
Aus guten Gründen schwört der Soldat in der Bundesrepublik Deutschland, diesem *Staat* – oder diesem Land, wenn man will – treu zu dienen, und nicht, bestimmten Repräsentanten desselben bedingungslos zu gehorchen.
Sachliche Kritik auch an der politischen Führung und eine eigene Meinung dazu, was im Argen liegt, sind meiner Meinung nach genau das, was einem Soldaten, zumal einem Kommandeur, in einer freien Gesellschaft ansteht.
@J. Thyroff
Die Kritik an unserer Frau Ministerin hat in keinster Weise damit zu tun, dass sie eine Frau ist. Sie und jeder andere Minister sowie Vorgesetzte wird an seinen Worten und Taten gemessen. Die bisherige Leistung und vor allem der Rückhalt, welchen Sie als oberster Vorgesetzter und IBUK der Bundeswehr schuldet, hält sich, gelinde gesagt, in Grenzen. Es haben schon Minister für erheblich weniger abgedankt.
Es ist untragbar dass ein ‚Chef‘ seiner Truppe in den Rücken fällt und dies medial ausschlachtet. ‚Bemühungen‘ sind schön und gut, wenn keine Ergebnisse folgen. Eine Trendwende ist nur so erfolgreich wie dessen messbare Zahlen. Was die Bundeswehr braucht ist kein Trend mehr, sondern wirksame Maßnahmen, um den Karren aus dem Dreck zu ziehen. Und das alles am besten vorgestern als in 5 oder in 15 Jahren. Ich denke die o.g. Rede bringt einige dieser Aspekte auf den Punkt.
@Georg: Widerstand ist dies nicht – Kritik ja, dazu vielleicht eine Priese Protest. Ich finde den Vergleich mit von Tresckow und Stauffenberg jedoch nicht wirklich passend und auch nicht zielführend.
In all der Diskussion sollte man andere unmissverständliche Äusserungen der jüngeren Vergangenheit nicht vergessen und der Wahrnehmung erneut zuführen. Hier zwei Beispiele:
Brinkman 2017 „Marine bereits heute bis an ihre Grenze belastet“, und
Krause 2016 „Bei kontinuierlich weit überdurchschnittlicher Dauerbelastung geben wir seit geraumer Zeit von unserer Substanz. Wir arbeiten heute in weiten Teilen am Limit. Die Reserven sind aufgebraucht oder stehen in See. Der Verfügungsbestand an Schiffen wird in den kommenden Jahren zunächst weiter sinken.“
Wer nur ein kleines bisschen zwischen den Zeilen lesen kann, der erkennt schnell dass „bis and die Grenze“ tatsächlich „darüber hinaus“ aussagt.
„Die Bw ist eine Parlamentsarmee! Und wenn dieses Parlament in Form einer Frau vdL entscheidet diese Armee so zu führen wie sie es macht, dann ist das, man mag es traurig finden, eben so.“
Was hat das Parlament denn damit zu tun? Die Ministerin wurde schließlich weder vom Bundestag gewählt, noch muss sie sich in irgend einer Weise, was die angesprochenen Dinge angeht, vor diesem verantworten.
Die vielbeschworene ‚Parlamentsarmee‘ ist die Bundeswehr nur in Bezug auf ihren Einsatz, weil der parlamentarischer Kontrolle unterliegt. Naja gut, der Etat wird da auch als Faktor angeführt, aber das ist ja schon ein wenig bemüht, weil der Haushalt für *jeden* Bereich der Bundeskompetenzen vom Bundestag bestimmt wird. Insofern ist die Bundeswehr eine Parlamentsarmee in dem gleichen Sinne, in dem wir Parlamentsautobahnen, einen Parlamentsverfassungsschutz usw. haben.
Ungewohnt deutliche Worte.
Mglw ist das bereits eine Art „Retourkutsche“, evtl auch im Wissen ob der „kritischen Einstellung“ (die vmtl auch schon, wie hier auch gefordert, im direkten Gespräch mit Vorgesetzten geäußert wurde, aber eben auch wieder nur auf „Abwiegelung“ usw stieß) eben, mindestens baw, NICHT „B6+“ gefördert zu werden.
Unabhängig davon sind hier aber doch weder „Geheimnisse“ noch völlig neue Erkenntnisse zum Besten gegeben worden! ALLES, was hier kritisiert wird, ist jedem Beteiligten oder geneigten Leser seit JahrZEHNten bekannt, und DAS ist für mich der eigentliche Skandal!
Und auch ich bin sicher, daß recht viele „von uns“ bei vielen Gelegenheiten, gegenüber Vorgesetzten verschiedenster Ebenen, Politikern oder auch „normaler Bevölkerung“ durchaus ein realistisches Bild von „ihrem“ Truppenalltag zeichneten, gehöre ich doch auch dazu.
Allein hat´s nichts genützt: Strukturen wurden noch vor ansatzweiser Einnahme „überholt“, immer Neues als „mil. Kernaufgabe“ im zitierten vorauseilenden Gehorsam identifiziert, bis von der Bw schließlich nur noch ein in mittlerweile wenigstens 3 Kontinenten „dienender“ Haufen von um 170000 „Staatsbürgern“, materiell durch von Elend ersetzter Not ausgestattet, übrig blieb.
Ich weiß nicht mehr, auf welchem Lg ich erstmals mit „Ohne Ziel stimmt jede Richtung!“ Bekanntschaft machte, angesichts der „Richtungswechsel“ und „Trendwenden“ ist die Truppe längst mittendrin.
Eine Anmerkung noch zu „Innerer Fhrg“, „Staatsbürger in Uniform“ und dem Vergleich zu „damals“:
Leider habe auch ich den Eindruck, daß das „Erfolgsmodell IF“ zwar gern besonders betont und dementsprechend auch als „Exportschlager“ genutzt wird, sobald jedoch „von unten“ einmal ganz in diesem Sinne gehandelt wird, ist´s ganz schnell vorbei damit (und mit der „Karriere“)!
Auch „die Bw“ ist letztlich, und das mag für die vielen „Idealisten“, die nicht auf eine Spitzenkarriere bedacht sind, sondern tatsächlich aus „hehren“ Motiven „dienen“, enttäuschend klingen, auch wenn sie´s eigentlich doch auch schon lange wussten, ein menschengemachtes „System“, und in derlei „Systemen“ setzen sich früher oder spätestens „später“ diejenigen durch und machen Karriere bis in die Spitzenpositionen, die an die jeweilige Situation („Struktur“) am besten angepasst sind! „Systemintelligenz“.
Und so hat auch „die Bw“ in den Jahren seit ihrem Bestehen das jeweils in die Zeit passende Personal herausgebildet, das entsprechend selten mit „der Leitung“ quer liegt.
So bleiben dann auch nur wenige Kameraden aus der „Spitze“, von denen man – auch öffentlich – eine „klare Ansage“ hört(e). Das „Risiko“ der umgehenden Zurruhesetzung schreckt, trotz im Falle „B6+“ ja nun nicht eben existenzbedrohender Ruhestandsbezüge, offensichtlich „ausreichend“ ab (was man von „unserer Bw“ ja nicht sagen kann…).
Es geht hier ausdrücklich nicht um stumpfes Geschimpfe in Richtung „die da oben“ (speziell UvdL), aber sachlicher Widerspruch bzw eine auf den militärischen Auftrag und das „Delta“ zwischen „Anspruch und Wirklichkeit“ MUSS erlaubt sein!
Wenn jedwede Kritik abgebügelt, die Kritiker lediglich zurechtgewiesen, gemaßregelt und entlassen werden, muß sich niemand wundern, daß genau die Art „Kadavergehorsam“ herrscht, den man Spitzenmilitärs von „damals“ vorwirft und der aufgrund eben der „IF“ in der Bw als „unmöglich“ bezeichnet wird.
Traurig, ganz, ganz traurig!
@J. Thyroff | 26. März 2018 – 0:17
„Es scheinen hier einige immer noch Schwierigkeiten damit zu haben, dass der Verteidigunngsminister eine Frau ist.“
LOL. Guter Versuch…
„Die Bw ist eine Parlamentsarmee! Und wenn dieses Parlament in Form einer Frau vdL entscheidet diese Armee so zu führen wie sie es macht, dann ist das, man mag es traurig finden, eben so.“
Häh?
1. vdL führt die Bw nicht als Teil des Parlaments, sondern als Teil der Exekutive.
2. unabhängig davon gehört es zum Prinzip des Staatsbürgers in Uniform, dass wir als Soldaten unsere Meinung behalten und auch öffentlich äußern dürfen.
„Wessen Brot ich ess, dessen Lied ich sing“
Wir essen nicht das Brot des Ministers, sondern das DEU! Wir sind nicht auf eine Person vereidigt, sondern auf DEU und das DEU Volk.
„Und möchte der Ex-Kommandeur vielleicht noch selber in die Politik gehen?“
Billige Polemik :(
„Ihr tut ja gerade so, als würdet Ihr persönlcih angegriffen.“
Ja, wurden wir ja auch. Und außerdem wird tagtäglich der Verfassungsauftrag der Bw durch gefährdet und das hat KzS Horn in deutlichen Worten aufgezeigt.
Nur, der Vollständigkeit halber und zu den Themen, zu denen ich mich auch wirklich auskenne.
Der Mann hat sicherlich viele richtige Dinge angesprochen und auch beklagt- aber eben an den entscheidenden Stellen auch nicht.
Welche Fehlentwicklungen unter vdL?
Die Ausrüstungsmisere hat ihren Ursprung offenkundig deutlich früher
In der vergangenen Legislaturperiode haben wir erstmalig seit langem mehr Geld und mehr Personal zugebilligt bekommen.
Die Attraktivitätsagenda selbst hat alles in allem weniger als 150 Mio € gekostet. Und: fehlende Vereinbarkeit von Familie und Dienst ist weiterhin ein wesentlicher Grund, warum Soldaten sich nicht weiterverpflichten oder BS werden wollen (wird durch jede Untersuchung bestätigt).
Ach ja – das „Mehr“ an Personal, welches wir seit 2016 einstellen, wird wann ausgebildet auf Dienstposten auftauchen? Wenn es sich um Feldwebel Fachdienst handelt nicht vor 2020…
Diese Zusammenhänge könnte man auf seiner Ebene kennen und berücksichtigen,
Man muss vdL nicht mögen, aber die Argumentation des Kameraden Horn geht in Teilen an den Fakten vorbei, sofern er suggeriert, die Lage hätte mit einem anderen Minister anders bzw.. besser ausgesehen.
Aber er wird ja im BAPersBw die Gelegenheit bekommen, sich selbst bei einem wesentlichen Mangelthema auszuwirken.
Inhaltlich spricht Kapitän Horn vielen aus der Seele und er zeigt Mut. Das hat die vielen vielen positiven Kommentare hier zur Folge. Jedoch sind sich die Politik und Bundeswehr-Führung diese Probleme sicher bewusst, davon gehe ich zumindest aus. Erschrocken bin ich über das setting, das Herr Horn wählte. „ Reden wir miteinander“ und nicht übereinander, das halte ich persönlich für den richtigen Umgang. In seinem Dienstgrad sollte Herrn Horn das „Miteinander“ möglich sein. Warum ist ihm das nicht gelungen und warum instrumentalisiert er jetzt die Medien?
Es bleiben viele offene Fragen.
[Eine offene Frage ist auch, warum die Kreativität beim Ausdenken von Nicks so begrenzt ist – mindestens der dritte „Beobachter“ hier. Deshalb habe ich den Nick mal abgeändert. T.W.]