Kommandeur schlägt beim Abschied Alarm: „Materiell und personell fünf nach Zwölf“
Die aktuellen Probleme der Bundeswehr mit ihrem Material, aber auch mit Zahl und Ausbildung ihrer Soldaten, den Langgedienten ebenso wie mit dem Nachwuchs, sind kein Geheimnis – in offiziellen Papieren des Ministeriums wie dem Bericht zur Materiallage der Hauptwaffensysteme oder dem Rüstungsbericht ist das nachzulesen. Diese schon nicht berauschenden, aber weitgehend abstrakten Zahlen bekommen aber ein anderes Gewicht, wenn ein Praktiker aus der Truppe selbst das mal plastisch beschreibt.
Das hat Kapitän zur See Jörg-Michael Horn getan, bis zum vergangenen Mittwoch (21. März) Kommandeur des 2. Fregattengeschwaders in Wilhelmshaven. In seiner – öffentlichen – Rede zum Kommandowechsel listete er recht detailliert die Bandbreite an Problemen auf. Von mangelnder Versorgungsreife und Instandsetzungen, die immer länger dauern als geplant, bis hin zu der tatsächlichen Lage beim Personal über Bewerberzahlen hinaus: Statistiken, die suggerieren, die Personalzahlen entwickelten sich in die richtige Richtung nützen keinem, wenn die reale Lage in der Truppe anders aussieht. Verbunden mit kritischen Worten direkt an die Führung von Marine und Bundeswehr: Verrechtlichung ersetzt inzwischen vielerorts Entscheidungen und Führung wird durch Administration ersetzt.
Horns Rede hat, bislang nur in der Marine, gehörig Staub aufgewirbelt – mal sehen, wie sich das auf die weitere Karriere des Marineoffiziers auswirkt. (Nach der Kommandeurzeit soll er als Referatsleiter in das Bundesamt für Personalmanagement der Bundeswehr wechseln.)
Seine beredten Beschwerden fanden bislang nur in internen Foren und in der örtlichen Presse einen Platz; deshalb dokumentiere ich hier die wesentlichen Passagen der Abschiedsrede als Kommandeur im Wortlaut:
Als Kommandeur hat man nur wenige Gelegenheiten, die Dinge, die einen bewegen, komprimiert auf den Punkt zu bringen. Ich habe daher meine eigentliche Rede anhand der – vielen von Ihnen bekannten – Bereiche Material, Personal, Ausbildung gegliedert und möchte mit einem Resümee aus dem Bereich Persönliches abschließen.
Bereits mein Vorgänger sprach im September 2015 das Problem der mangelnden Versorgungsreife insbesondere der Fregatte der Klasse 124 und die sich immer wieder verlängernder Instandsetzungsvorhaben an, die massiv die Einsatzverfügbarkeit unserer Einheiten beeinflussen. Und nicht nur diese, auch die Planbarkeit für unsere Besatzungen ist davon betroffen. Und diese ist – und da bin ich ganz auf der Linie der Agenda Attraktivität – ein hohes Gut. Es hat sich in meiner Zeit als Kommandeur – ich muss es so deutlich sagen – nichts verbessert. Meines Erachtens ist hier der inkonsistente Instandsetzungsprozess Teil des Problems. Wir müssen hier alle zusammen dringend weiter um Lösungen ringen, um besser zu werden! Wir schulden es den Besatzungen!
Zwar haben wir in meiner Zeit die erste Stufe der Fähigkeitsanpassung auf der Fregatte MECKENBURG- VORPOMMERN und die Hardwareregeneration auf den Fregatten SACHSEN und HESSEN erfolgreich abschließen können. Die dort aufgetretenen Probleme haben aus meiner Sicht jedoch klar gezeigt, dass die Industrie aufgrund ihrer Sachzwänge und Abhängigkeiten wie betriebswirtschaftlichen Aspekten und aufgrund ihrer Strukturen nicht in der Lage ist, tragfähige und nachhaltige Lösungen für die komplexen Aufgabenstellungen im Bereich Software und Informationstechnik für unsere Schiffe zu bieten. Wir sind gut beraten, als Marine einen Blick zurück in die Geschichte zu werfen und uns die Argumente, die Ende der 1960’er Jahre zur Gründung des in Anführungszeichen „Softwarehauses der Marine“, dem KdoMFüSys, geführt haben, noch einmal vor Augen zu führen. Nur personelle und strukturelle Kontinuität im Bereich Softwarepflege und -änderung wird unsere Fregatten auch zukünftig einsatzbereit halten. Dies ist etwas, was die Industrie aktuell nicht leistet – und sie wird es nach meinem Dafürhalten auch zukünftig nicht leisten können. Der seinerzeit unter BM Scharping mit dem CPM eingeschlagene Weg muss aus meiner Sicht dringend korrigiert werden.
Leider hat die Dauer der Fähigkeitsanpassung auf F123 erhebliche Schleppfehler produziert, die nicht mehr zu korrigieren sind. Viele Entscheidungen über den Fähigkeitserhalt des Waffensystems F123, wurden hinausgeschoben, solange der Erfolg der Fähigkeitsanpassung nicht sichergestellt war. Wenn aber 2019 der Flugabwehrflugkörper NATO Sea Sparrow nicht mehr nutzbar sein wird und kein neuer Flugkörper eingeführt wird, fallen wir mit den 123’er Fregatten weit in den Fähigkeiten zurück. Von der mangelnden Umsetzung der Anti-Submarine-Warfare Fähigkeiten im Führungssystem SABRINA 21 und fehlender Einrüstung eines Towed Array Sonar Systems – und das bei einer UJagd-Fregatte – oder den ungelösten Problemen bei der Führungsfähigkeit – und dass bei einer Command Fregatte – noch gar nicht zu sprechen. Vor dem Hintergrund, dass die erste Einheit F123 erst 2027 außer Dienst gestellt werden soll und fraglich ist, ob dann die Nachfolgeeinheiten bereits einsatzfähig sind, ist es in materieller Hinsicht für die wichtige Aufgabe im Rahmen der Landes- und Bündnisverteidigung später als fünf nach zwölf. Dies hatte schon mein Vorgänger in seiner Abschiedsrede so deutlich angesprochen.
Die Trendwende Personal ist eingeleitet. Von den Auswirkungen dieses Kurswechsels ist jedoch an Bord noch nichts zu spüren. Bisher werden zwar überall in der Bundeswehr neue Dienstposten geschaffen, auch das Verteidigungsministerium hat sich einen erheblichen Schluck aus der vermeintlich vollen Pulle genehmigt. In vielen Bereichen erscheint mir die Trendwende jedoch eher als gefährliche Halse, ohne sorgsam den Wind (was brauchen wir wo wirklich) und den umgebenden Seeraum (die Lage am Arbeitsmarkt) beobachtet zu haben.
In der Jährlichen Weisung Marine schreibt der Inspekteur, ich zitiere: „Einfach nur immer mehr Personal zu fordern darf keine Lösung sein; es bringt uns nicht weiter. Als Leitlinie gilt, dass alles was nicht unmittelbar die Wirksamkeit im oder für den Einsatz stärkt, bzw. zur Landes- und Bündnisverteidigung beiträgt, konsequent als nachrangig zu betrachten ist.“ Zitat Ende.
Die Agenda Attraktivität ist gut und wir können auf viele Errungenschaften verweisen. Wer aber glaubt und dies auch noch ständig überbetont, die Attraktivität der Bundeswehr im Allgemeinen und der Marine im Speziellen speise sich aus KiTas am Standort mit erweiterten Betreuungsmöglichkeiten und der Einführung der Soldatenarbeitszeitverordnung, der fehlt. Die Arbeit an sich ist es, die attraktiv sein muss. D.h. sie muss fordernd sein, man muss was man macht auch gerne machen und dies als sinnstiftend empfinden. In der Öffentlichkeit müssen aber ehrlicherweise auch die Beschwernisse, die der Dienst auf seegehenden Einheiten mit sich bringt, kommuniziert werden. Eine im gesellschaftlichen Vergleich für die Entbehrungen angemessene – und nachvollziehbare – Entlohnung gehört dann dazu.
Die Vielzahl von Eingaben, die ich mit meinem Stab in meiner Kommandeurzeit zum weiten Themenfeld Attraktivität und was erwarte ICH von meinem Arbeitgeber Bundeswehr zu bearbeiten hatte, sind Ausdruck, dass das WIR und DIENEN in WIR.DIENEN.DEUTSCHLAND nicht bei allen, die zu uns kommen, angekommen ist. Vereinbarkeit von Familie und Dienst bedeutet VEREINBARKEIT und nicht PRIORITÄT von Familie.
Die falschen Zeichen, die in den ersten drei Amtsjahren von Frau Ministerin von der Leyen gesetzt wurden, müssen wir weiter korrigieren. Wir sind eben kein Arbeitgeber wie jeder andere auch! Wenn wir diese Außendarstellung nicht korrigieren, werben wir sonst weiter um die Falschen. Es nützt uns nichts, jeden um jeden Preis bei uns zu halten. Wir brauchen Menschen, die bereits sind, den bisweilen schwierigen Weg als Soldat mitzugehen. Statistiken, die suggerieren, die Personalzahlen entwickelten sich in die richtige Richtung nützen keinem, wenn die reale Lage in der Truppe anders aussieht.
Am 6. Dezember 2017 schrieb der Spiegel unter dem Titel „Feindliches Terrain, wie Ursula von der Leyen lernte, dass eine Verteidigungsministerin keine Konzernlenkerin ist, ich zitiere: „Wer von seinen Leuten erwartet, dass sie ihr Leben aufs Spiel setzen, muss mehr bieten als eine ‚Agenda Attraktivität‘, als Flachbildschirme in den Kasernen. Er muss sich einlassen auf ein Wertesystem, in dem so altmodische Kategorien wie Mut, Tapferkeit, Ehre und Opferbereitschaft zählen. Vor allem aber Kameradschaft und Loyalität.“ Zitat Ende. Dem habe ich nichts hinzuzufügen.
Ich möchte an dieser Stelle meinen Respekt und meinen tief empfundenen Stolz für die Besatzungen der Schiffe ausdrücken, die immer wieder aus den ungünstigen Bedingungen an Bord das Beste zu machen versuchen. Ohne Ihren Willen, Ihre Arbeit, ohne Sie geht es nicht! Und dennoch stelle ich eine zunehmende Resignation bei den Älteren unter uns fest. Es ist nicht nur materiell, sondern auch personell fünf nach zwölf. Ich muss das so deutlich ansprechen.
Und damit komme ich zu dem Punkt, der mich in meiner Kommandeurszeit dienstlich am meisten umgetrieben hat, der Ausbildung.
Die Einsätze der vergangenen Jahre haben querschnittlich zu einem Fähigkeitsverlust nicht nur in materieller Hinsicht bei den Einheiten des 2. Fregattengeschwaders geführt. Wann üben wir denn noch die für die Landes- und Bündnisverteidigung so wichtige Seekriegführung in allen Dimensionen? Allenfalls einmal in einer Betriebsperiode während des sechswöchigen GOST. Das ist definitiv zu wenig. Und seien wir ehrlich, dieser Verlust an Fähigkeiten hat nicht erst mit der Operation SOPHIA begonnen. Es sagt sich leicht, dass die Einsätze der Marine im niedrigen (bis mittleren) Intensitätsspektrum durchgeführt werden. Aber was bedeutet das denn? Das bedeutet, dass bei weiter abnehmendem Fuhrpark und gleich hohen Einsatzverpflichtungen eben weniger in den klassischen Warfare-Areas geübt werden kann. Die Einheiten des noch größten Kampfverbandes der Marine, des 2. Fregattengeschwaders tragen – ich sage das nicht ohne Stolz – inzwischen die Hauptlast der maritimen Einsätze der Bundeswehr. Dies aber unter Verzicht auf die Teilnahme an hochwertigen NATO Manövern und den Standing NATO Maritime Groups.
Ich werde nicht müde, eine operative Pause, d.h. einen zweitweisen Rückzug aus den Einsätzen, die nicht unserem Fähigkeitserhalt im Gefecht dienen, zu fordern, damit wir wieder Zeit für unseren Kernauftrag gewinnen. Bisher ohne Erfolg. Wir dürfen als Vorgesetzte aller Ebenen nicht ständig den vermeintlich politischen Willen schon einmal vorwegnehmen. Wir sind aufgerufen unseren berechtigten militärischen Forderungen Nachdruck zu verleihen und den politisch-parlamentarischen Bereich zu überzeugen, dass wir in den Auslandseinsätzen eben nicht weitermachen können wie bisher!
Keinen Hehl mache ich aus meiner persönlichen Ablehnung einiger der gegenwärtig innerhalb unserer Flottille unternommen Schritte, die vorgeblich der Re-Professionalisierung dienen, aber wieder ein Stück die Freiheit der Kommandanten und auch der Kommandeure beschneiden. Ich empfinde uns hier – und da bin ich mir mit meinen Kommandanten einig – auf einem gefährlichen Irrweg. Mit theoretischen Leistungsnachweis-Prüfungen allein, ohne die notwendige vorgeschaltete Ausbildung und Zeit und Gelegenheit Dinge auch praktisch zu „erfahren“ werden wir niemanden professioneller machen und schon gar niemanden begeistern. Ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass wir unsere jungen und engagierten Offizier verbiestern um nicht zu sagen entgeistern werden. Und bei alledem dürfen wir nicht vergessen, dass Fachwissen nur die eine professionelle Grundlage unseres Berufes ist, dass das entscheidende aber der Charakter unserer Offiziere ist. Und der lässt sich nicht prüfen, sondern nur beobachten. Und dafür braucht es vor allem Zeit und nicht neue Prüfungen.
Ich möchte meine Rede nunmehr mit einigen persönlichen Eindrücken beschließen:
Aus dem BMVg heraus eine Initiative zur Entbürokratisierung zu starten hört sich erstmal wie eine gute Sache an. Wie aber sieht denn die Realität im Truppenalltag aus? Fregattenkapitän Christian Scherrer hat es in seiner Abschiedsrede als Kommandant der Fregatte Brandenburg folgendermaßen ausgedrückt, ich zitiere: „Die Besatzungen kämpfen täglich mit der Materiallage und der Personallage, aber leider auch viel zu viel mit der überbordenden Administration.“ Zitat Ende.
Trotz angeblicher Entbürokratisierung werden nämlich gleichzeitig immer mehr Meldungen, insbesondere im Bereich des Personalwesens abgefordert – und nicht nur von höheren Kommandobehörden.
Verrechtlichung ersetzt inzwischen vielerorts Entscheidungen und Führung wird durch Administration ersetzt. All dies ist aus meiner Sicht vor allem eines: Ausdruck von Mangel an Vertrauen in die Arbeit der Truppe. Wenn im Verteidigungsministerium ernsthaft diskutiert wurde, die Disziplinargewalt in Kommandobehörden zu bündeln, statt sie den Truppenführern zu überlassen, dann kann ich nur feststellen, dass aus der Geschichte des dritten Reiches und der Wehrmacht offensichtlich nichts gelernt wurde. Aus sehr guten Gründen wurde mit der Aufstellung der Bundeswehr ein gänzlich anderer Weg beschritten.
Aber wenn wir schon bei Vertrauen sind, dann muss ich zugeben, dass ich nach dem 30. April 2017 das Vertrauen in die politische Führung der Bundeswehr verloren habe. Sie erinnern sich an die medienwirksam im ZDF, Sonntagabend bei Berlin direkt, getroffenen Aussagen von Ministerin von der Leyen zu Haltungsproblemen von Vorgesetzten und einer Führungsschwäche in der Bundeswehr auf verschiedenen Ebenen? Die Pauschalität der Vorwürfe hat selbst mich mit knapp dreißig Dienstjahren erschüttert. Auch mit Ironie oder Sarkasmus, „bei Haltungsproblemen ab zur Physiotherapie“, kam ich an dieser Stelle nicht weiter.
Und mit dieser, meiner Sichtweise bin ich nicht alleine. Der langjährige Vorsitzende des Verteidigungsausschusses Wolfgang Hellmich, SPD, hat Ende Juli 2017 auf die Frage eines Journalisten der WELT “Wenn Sie auf die vergangenen vier Jahre zurückblicken, geht es der Bundeswehr heute besser oder schlechter?” geantwortet, ich zitiere:
“Es geht ihr zumindest nicht besser. Positiv ist, dass einige Weichen in die richtige Richtung gestellt worden sind: Die sogenannten Trendwenden für Rüstung, Finanzen und Personal sind in Ordnung. Auf der anderen Seite sind aus meiner Sicht viele Dinge angestoßen worden, die nicht in Ordnung sind. So wird seitens des BMVg eine große Deregulierungskampagne gefahren, auf der anderen Seite aber neue Meldeformate etabliert, die dem zuwider laufen und aus meiner Sicht zumindest für ein mangelndes Vertrauen in die Mehrzahl der Vorgesetzten sprechen. Kann ich das verstehen? Nur teilweise. Denn die Bundeswehr ist eine Großorganisation, in der Fehler passieren. Bedauerlicherweise werden diese Einzelfälle gerne medial aufgebauscht und ganz offenbar fehlt dieser Verteidigungsministerin die nötige Gelassenheit – und auch das nötige Vertrauen.“ Zitat Ende.
Ja Einzelfälle können passieren, dürfen nicht passieren – und sie müssen konsequent verfolgt werden. Damit sich Fälle auf ein Minimum beschränken sind alle Vorgesetzten, insbesondere die unmittelbaren, die Truppenführer, immer wieder gefordert.
Dazu brauchen sie aber auch die nötige Zeit. Ich empfinde es bis heute als sehr bezeichnend, dass es ganz offensichtlich problemlos möglich war, mich aus der Führungsverwendung als Kommandeur für über viereinhalb Monate auf einen Dienstposten im EU Hauptquartier nach Rom zu kommandieren. Für die Fregatte MECKLENBURG- VORPOMMERN führte das dazu, dass durch unsere wechselseitigen Abwesenheiten und das Verbot für Kommandeure, Ihrer Einheiten während des Operational Sea Training und im Einsatz zu besuchen, ich Schiff und Besatzung zehn Monate nicht gesehen habe. Ein aus meiner Sicht unhaltbarer Zustand.
Das spricht aus meiner Sicht zumindest nicht für eine herausgehobene Bedeutung, die man vorgeblich einem Kommandeur beimisst, wenn der Truppenführer in der Hierarchie der Marine scheinbar der Entbehrlichste ist und sämtliche Projektaufgaben in allen Stäben wichtiger sind. Zur Dienstaufsicht gehört nämlich, sich Zeit für die unterstellten Soldaten zu nehmen, ihnen bei der Arbeit zuzuschauen und zuzuhören. Dienstaufsicht ist mehr, als bei Ein- oder Auslaufen auf der Pier zu stehen und zu winken und ansonsten einen Schreibtisch in Gebäude 25 zu kommandieren.
Damit komme ich zu einem ganz persönlichen Resümee: Die Aufgabe als Kommandeur eines Fregattengeschwaders im engen Korsett der Einsatzflottille 2 mit zwischenzeitlich erheblichen Beschränkungen für die Ausübung der Dienstaufsicht, ohne eigene Ressourcen – vom kleinen Stab einmal abgesehen – hat deutlich weniger gestalterischen Spielraum geboten, als ich es mir anfangs vorgestellt habe. Ich persönlich habe darunter gelitten. Ich wollte mehr bewegen. Meinem Nachfolger wünsche ich, dass er sich wieder größere Freiheitsgrade arbeiten kann oder bekommt.
Der Bericht zur Kommandoübergabe auf der Webseite der Marine erwähnt diese deutliche Kritik übrigens nicht.
(Da die Inhalte der Bundeswehr-Webseiten aus technischen Gründen absehbar verschwinden werden, das hier als pdf-Datei: Führungswechsel im 2. Fregattengeschwader )
Eine notwendige Ergänzung: Dass ich die Rede in wesentlichen Teilen, aber nicht komplett hier veröffentliche, hat einen einfachen Grund: Sowohl die umfangreiche Begrüßung der Ehrengäste bei der Kommandoübergabe als auch der persönliche Dank an Familie und Kameraden gehören zu einer solchen Rede, sind für das Thema hier aber nicht wirklich von Belang.
(Foto: Der scheidende Kommandeur beim traditionellen Abpullen – PIZ Marine/Bundeswehr/Kim Brakensiek)
Das ist gelebte Innere Führung!
Wo bleiben die Heeresoffiziere?
Eigentlich sollte das Verhalten von KzS Hofn doch innerhalb der Bundeswehr völlig normal sein. (Was es nicht ist und deswegen gebührt im Respekt gezollt.)
Genau so stelle ich mir den Staatsbürger in Uniform vor.
Erfahrungen zeigen nur leider all zu oft, dass dem nicht so ist. Auf die rührigen Antreten zum 20. Juli folgt leider, die Realität des 21. Juli und der nächsten 363 Tage.
All denjenigen, die hier einerseits KzS Horn für seinen politischen „Mut“ bewundern und loben und andererseits hoffen, dass er nun nicht über die Karriereplanke geschickt wird (wobei wohl einige insgeheim hoffen, dass genau das passiert, dann hat man ja wieder ein BMVg-„Opfer“), sei gesagt, dass KzS Horn ganz bestimmt nicht in den Kategorien Politik und Karriere denkt.
Wer sein von mir weiter oben verlinktes CV studiert hat wird feststellen, dass dieser Kapitän eben ein Vollblutseeoffizier mit traditioneller Prägung ist (kein Wunder, denn wer als II WO auf dem Zobel seine Flottenlaufbahn beginnt, der bekommt vom ersten Tag an eine klassische Prägung als System-Teamfighter ;-) ). Für solch einen Seeoffizier ist die Kommandeursverwendung Höhepunkt und Erfüllung eines Berufslebens, auf das man Jahrzehnte hin gearbeitet hat. Für solch eine Offizier kommt nach der Kommandeursverwendung nichts mehr persönlich-beruflich Erstrebenswertes im weiteren Werdegang daher. Denn selbst falls man als B3er oder B6er dann irgendwann für 3 oder 6 Monate einen nationalen oder internationalen Verband führen darf, ist man eben befehlshabender Gast aber kein Kommandeur, denn man hat keine unmittelbare Verantwortung/Zuständigkeit für Mensch, Material und auch nicht den Ausbildungsstand der Besatzungen.
KzS Horn hat also einerseis seine persönliche Berufslebens-Bilanz gezogen und andererseits klar aufgezeigt, dass durch all die Reformen und Transformationen seit R.Scharping die untrennbare Einheit und Stimmigkeit von Mat, Pers und Ausbildung – die den Kern der Einsatzfähigkeit bei Kriegsschiffen ausmacht – letztendlich zerstört worden ist. Und dass eben diese Stimmigkeit durch KiTa und SAVZ ganz bestimmt nicht wieder hergestellt werden kann, insbesondere dann nicht, wenn man den kommandierenden Offizieren in gewisser Weise das Vertrauen abspricht und sie strukturell enteiert.
Anmerkung:
Das mangelnde Vertrauen der/des IBUK in die Loyalität/Professionalität und die strukturelle Enteierung .der „Linie“ ist keine „Erfindung“ von UvdL – wer TdM einmal „vor der Front“ erlebt hat, der weiß wovon ich schreibe.- Und auch KTzG hatte wohl seine Gründe, den einen oder anderen höheren Offizier und Beamten über die Planke zu schicken. Und die Wirkung in der Führungsbreite und -tiefe des Berliner und des Dresdner Erlasses kann ich nur als strukturelle Enteierung bezeichnen.
Anmerkung Ende.
KzS Horn projeziert ja nicht all diese Fehlentwicklungen auf UvdL – sie ist aber der amtierende IBUK, und sollte in ihrer zweiten Amtszeit sehr genau hinhören, denn sie hat nun durchaus die Chance ihre Anfänger-und späteren Stockfehler zu korrigieren.
Diese sine ira et studio Rede des KzS Horn zeigt doch nur mit wieviel professionellen Herzblut dieser Seeoffizier seinen (originären) Beruf gelebt hat – und dazu gehört eben auch diese persönliche Bilanzierung. Die steht ihm nicht nur zu, sondern ist „fünf nach Zwölf“ seine (letzte) Pflicht als scheidender Kommandeur gerade dieses Geschwaders.
Bedauerlich was FaZ und Co nun wieder daraus machen – UvdL Bashing war bestimmt nicht das Motiv von KzS Horn.
Und damit will ich es mit meiner kleinen Lesehilfe für diese Rede genug sein lassen.
;-)
@J. Thyroff | 26. März 2018 – 0:17
Ich kann keine Illoyalität bei der Rede von KzS Horn entdecken.
Ferner gehört die Ministerin in ihrer Funktion zur Exekutive und nicht zur Legislative (Parlament).
Ja, und auch ein Minister macht Fehler, der ist nicht sakrosankt in seinem Tun und Handeln. Da muß man als BS doch drüberstehen, oder?
Ich denke: Frau von der Leyen hat auch Dinge richtig gemacht und einiges nicht zu vertreten, da von Vorgängern initiiert und eingeführt. Das sagt KzS Horn aber auch.
Er sagt ferner, dass noch nicht alles erreicht ist. Und er sagt, dass manches, aus seiner Bewertung heraus und seinen Bereich betreffend, korrigiert werden sollte.
Mit keinem Wort lässt er auch nur den Verdacht aufkommen, er wäre der Ministerin gegenüber illoyal oder würde Illoyalität dulden.
Er fordert in angemessenen Worten, aus seiner Bewertung heraus, Anpassungen, damit der Auftrag erfüllt werden kann, nicht um hinterm warmen Ofen die Dinge auszusitzen. Das ist eine sehr angenehme Form der Loyalität.
Ich denke, er verhält sich so, wie sich ein deutscher Soldat zu verhalten hat.
@Inside Out |
Eine oberflächlich geschickte Methode um Kritik auszubremsen.
@Micha
Gilt diese Treue dem Minister oder dem deutschen Volk?
Sind die Soldaten der BW nicht Bürger dieses Volkes?
Hat der Souverän nicht das Recht auf Information um seinen Pflichten als Souverän nachkommen zu können?
@kvogler
wählte Ungnade / wo Gehorsam nicht Ehre brachte
Ist der Spruch der diesbezüglich zu Friedrich II gehört, Johann Friedrich Adolf von der Marwitz verweigerte den Befehl zu plündern
@J. Thyroff
Essen sie das Brot des Ministeriums oder des Souveräns?
Wer von denen, die sich wortreich ueber die (ungeschickt gesetzten) Worte der Ministerin beklagen, hat den tatsaechlich einmal einen Zugfuehrer das beruehmte Klagt nicht kaempft-Plakat mit dem zugehoerigen Wehrmachtssoldaten abhaengen lassen?
Und gefragt, ob er mal nachgedacht hat, ob dieser Spruch eher dem einfachen Soldaten oder dem Fuehrer im Warmen zuzurechnen waere?
Wer hat zuletzt einen StUffz das Namenschild in Frakturschrift abnehmen lassen?
Wer behauptet, soetwas habe es nie gegeben oder er habe es nie gesehen? Auch diese kleinen nichtjustiziablen Faelle zeigen einerseits eine flache Geisteshaltung und das ueber sie Hinwegsehen ein einschlaegiges Desinteresse bzw Bequemlichkeit.
Da kann man sich schon mal zu einer zu pauschalen Aussage hinreissen lassen!
@J. Thyroff
„Man kann als Soldat nicht Loyalität einfordern, wenn man selber nicht loyal ist.“
Soldaten haben Anspruch auf Betreuung und Fürsorge und Kamerad Horn war zu keinem Zeitpunkt unloyal. Das deutsche Volk hat ein Recht auf eine funktionierende Armee und auch das hatte ich geschworen zu verteidigen.
„Ja, und auch ein Minister macht Fehler, der ist nicht sakrosankt in seinem Tun und Handeln. Da muß man als BS doch drüberstehen, oder?“
Nein, man ist verpflichtet auf die Fehler aufmerksam zu machen, denn wir sind hier nicht auf einem Schönheitswettbewerb. Hier geht es um unsere Familien und unser Land.
“ Ja, das was er sagt mag zutreffend sein, aber was hat er verändert oder verhindert?“
1. Diese Frage sagt viel über Charakter und Einstellung
2. Er hat schon mal die Wahrnehmung des Zustandes der Bw verändert.
3. Er hat den Glauben an die mili Führung nicht ganz verkommen lassen.
4. Seine ihm anvertrauten Soldaten vertrauen ihm noch mehr.
5. Er hat alle blamiert die weiterhin alles schönreden.
Das Schönreden hat zum Zustand der Bw geführt, es müss sich was ändern. Wenn es auf dem Dienstweg nicht geht, dann haben Soldaten als Staatsbürger die Pflicht es auf anderem Weg zu bewegen. Ich hätte es anders gemacht, aber so gehts auch.
„Die Bw ist ein Großbetrieb und da werden auch Fehlentscheidungen getroffen.“
Stimmt, aber in einem erfolgreichen Großbetrieb werden Fehler mit einer entsprechenden Kultur behandelt und man versucht sie nicht erneut zu machen.
@ klabautermann
„Und damit will ich es mit meiner kleinen Lesehilfe für diese Rede genug sein lassen.“
Mit Belehrungen, bei denen man durchblicken lässt, der einzig Kluge unter der Horde der restlichen Dummköpfe zu sein, macht man sich ja an sich schon meistens nicht beliebt. Aber wenn die dann auf so offensichtlich wackligen Beinen stehen, wie sich an diesen beiden Zitaten von Ihnen…
„UvdL Bashing war bestimmt nicht das Motiv von KzS Horn“
… und von KzS Horn…
„Aber wenn wir schon bei Vertrauen sind, dann muss ich zugeben, dass ich nach dem 30. April 2017 das Vertrauen in die politische Führung der Bundeswehr verloren habe. Sie erinnern sich an die medienwirksam im ZDF, Sonntagabend bei Berlin direkt, getroffenen Aussagen von Ministerin von der Leyen zu Haltungsproblemen von Vorgesetzten und einer Führungsschwäche in der Bundeswehr auf verschiedenen Ebenen? Die Pauschalität der Vorwürfe hat selbst mich mit knapp dreißig Dienstjahren erschüttert.“
… deutlich machen lässt, wird es ärgerlich. ‚Bashing‘ war vielleicht kein Motiv, aber deutliche Kritik an den Aussagen, die nun mal diese Ministerin und nicht einer ihrer Vorgänger gemacht hat, ganz offenbar schon.
@Charlie Foxtrot
????
Was wollen sie uns damit sagen? Auf Fehlentwicklungen in der Bw darf nur hingewiesen werden, wenn alle perfekt sind?
Die Ministerin selbst war es, welche uns zu einer neuen „Fehlerkultur“ für ihr Ministerium beschworen hat oder hat sie evtl nur das BMVg gemeint und nicht die Bundeswehr. Dies geschah In einer aktuellen Stunde des Bundestags zu den verzögerten und verteuerten Rüstungsvorhaben und zu den Materialmängeln der Bundeswehr. Die Ministerin sagte, es müsse mit Fehlern und Risiken bei den Beschaffungsvorhaben offener umgegangen werden. Dies werde „eine Nagelprobe“ für ihr Haus, aber auch für das Parlament: „Die Frage wird sein, halten wir es aus, wenn Fehler gemeldet und Probleme aufgezeigt werden.“
Na, dann bin ich mal gespannt. Wir nähern uns eben den Niederländern und unseren nördlichen Nachbarn in der Mentalität an und auch dies muss man aushalten.
Evtl jat sich KzS Horn dem -Koblenzer Entscheidungs-Check-, vom Zentrum Innere Führung 07/2017, unterzogen und kam zum Urteil => kann man machen.
Selbstverständlich kann, darf und muss ein Soldat sachliche Kritik üben. Die Frage ist nur wann und wo. Beeindruckt hätte mich die Rede bei einer der internen Veranstaltungen, zu der unsere BM‘ in die Kommandeure eingeladen hatte.
Mit dieser Breitseite in der Öffentlichkeit, um im Marine Jargon zu bleiben, wird nichts erreicht.
Wer heute das Interview der Frau BM im Frühstücksfernsehen gesehen hat, konnte feststellen, wie diese Rede an ihr abprallt.
Das nun sein Nachfolger frei aufspielen kann halte ich für eine Illusion.
Und natürlich besteht so etwas wie eine Vertrauenskrise zwischen „Truppe“ und Leitung. Diese muss im Sinne der Bw so schnell wie möglich beigelegt werden. Dies ist aber keine Einbahnstraße. Reden wie diese sind da nicht hilfreich. Denn es ist schlicht unfair, die aktuelle Situation in den Streitkräften allein der jetzigen BM’in anzukreiden.
Ich denke, man muss den Hinweis von @Klabautermann über die Karriere des Kapitän z.S. Horn schon ernst nehmen. Diese Kommandeursfunktion war für ihn sicherlich der Höhepunkt seiner Karriere, alles was event. noch folgen wird ist nur noch eine nette Zugabe für eine sich bereits erfüllte Laufbahn.
Er weiß, dass er niemals mehr so direkt gestalten und führen kann auch wenn er zum Admiral befördert werden sollte.
Die gleiche Erfahrung hat nahezu jeder Geschwaderkommodore, als aktiver Pilot, beim Übergabeappell an seinen Nachfolger genannt. Diese Kommandeursfunktion war der organische Höhepunkt einer 30 jährigen Karrierelaufbahn und ob man nun als Kapitän z.S nach B3 Besoldung oder als Admiral nach B7 Besoldung nach hause geht hat für den zu haltenden Lebensstandard danach nahezu keinen Einfluss mehr. Die Admirals- beförderung befriedigt nur noch das eigene Ego.
Das Gefühl jedoch für die restlichen 12-13 Dienstjahre jeden Tag zum Dienst gehen zu können und der Blick in den Spiegel hält den eigenen Ansprüchen stand mit dem man vor 30 Jahren in den Beruf gestartet ist, der ist unbezahlbar !
Ach ja – und in das hohe Lied auf den „aufrechten, mutigen Offizier“ stimme ich erst ein, wenn der erste bei einer vergleichbaren Gelegenheit in ähnlicher Form über seinen Inspekteur (oder Kdr EinsFltl DivKdr o.ä.) und dessen Entscheidungen äußert.
Ansonsten bleibe ich bei meinem „ceterum censeo“ – Vorgesetzte werden nicht öffentlich kritisiert (Untergebene natürlich üblicherweise auch nicht).
Und den Ansatz, hier habe endlich einmal einer den Mut gehabt, die wahren Zustände in der Marine zu beschreiben, verstehe ich auch nicht, da sowohl die personelle als auch materielle Lage in den Medien immer wieder hoch und runter ventiliert wurde. Als „Whistleblower“ wird KzS Horn eher nicht in die Geschichte eingehen.
Also ist es im Zweifel doch nur eine Gelegenheit gewesen, sich den Frust von der Seele zu reden – das muss vielleicht auch mal sein, aber ist sicherlich kein Akt besonderes staatsbürgerlicher Verantwortung.
@ Micha
Ich bin verwundert. Das BMVg lässt seit Jahren durch Offiziere als Sprecher öffentlich verkünden, dass die Bundeswehr alle Aufträge erfüllen kann. Und der Offizier, der öffentlich etwas anderes verkündet wird von Ihnen auf die interne Kritik verwiesen?
Sollten nicht die Bürger, die durch ihre Steuern die Bundeswehr finanzieren einen Anspruch auf Wahrheit haben? Sollten Sie nicht nachdenklich werden, wenn Sie selbst feststellen, dass die Kritik an der Ministerin abprallt? Die Ministerin hat ein Amt übernommen. Sie trägt die Verantwortung für das, was sie tut und für das was sie zu tun unterlässt. Seit 2013. Die Einsatzbereitschaft der Bundeswehr ist Kernauftrag. Und jetzt bilanzieren Sie doch mal bitte.
Es wird sich immer wieder darüber beklagt, dass sich die „Generalität“ nicht in der Öffentlichkeit äußert. Ganz ehrlich, in keinem Unternehmen oder keiner Behörde ist dies Üblich doer gewollt. Grundsätzlich äußert sich nur der Leitungsbereich (Vorstand) und auch hier nur meistens Abgestimmt.
Ja, ein Kapitän oder General ist eine Führungskraft, jedoch nicht im Bereich der Leitung. Auch wenn viele (und ich gehöre auch dazu) mit der Entwicklung seit Scharping überhaupt nicht einverstanden sind, eine öffentliche Äußerung a la Zeitungsinterview ist leider nicht der korrekte Weg. Es ist traurig, dass es dazu kommen muss, diese Entwicklung muss sich die Politik zurechnen lassen.
Und der Hinweis auf Bürokratie: Auch wenn angeblich alle über die Bürokratie stöhnen, es wird permanent im Mittelbereich Divisionen/Brigaden oder ähnlich immer Mehr an meldungen, Informationen, Zahlen, Bildern(!) gefordert.
Also entweder konnte man „früher“ scheinbar nicht entscheiden (ohne die ganzen Zahlen) oder dieses ganze mehr an Meldungen dient nur der jristischen Absicherung zu jeder Seite…
Abschließend finde ich es gut, dass Medien wie die FAZ das Thema aufgreifen und differenziert wiedergeben. Nur über den Druck der Öffentlichkeit (leider) wird sich die Politik bewegen.
@J. Thyroff
Ihren Kommentar empfinde ich im Duktus nichts weniger als herablassend und bedenklich in der suggerierten Haltung – mit Ihrer Auffassung von Opportunitaet – nichts anderes als kleinbuergerlicher Untertanengeist- ( „Wes‘ Brot ich ess…“) haben wir in der deutschen Militaergeschichte sehr schlechte Erfahrungen gemacht. — )
Vielleicht haette KzS Horn die der gegenwaertigen VM’in zur Last gelegten Vorwuerfe auf ihre Vorgaenger ausdehnen moegen- wir alle wissen, die Ministerin selbst eingeschlossen, dass wir derzeit eine Serie von Fehlentwicklungen, Versaeumnissen und falschen Entscheidungen auszutragen haben, die seit 20, 25 Jahren einen Erosionsprozess ausloesen:
Materielle wie strukturelle Einsatzfaehigkeit sinkt teilweise auf NULL ab ( in allen TSK), Attraktivitaet wird gleichgesetzt mit Gleichmacherei an zivile Arbeitsprozesse und – verhaeltnisse und – formen – aber vernachlaessigt den Kern und die ( sicherlich anzupassenden) Alleinstellungsmerkmale des Soldatischen, Opportunismus anstelle der Wahrheit verpflichteter Beratungsfunktion und schlussendlich eine wachsende Entfremdung und Desillusionierung, die- ich spekuliere- KzS zu diesem sehr persoenlichen Schritt veranlasst haben mag.
Ueber die Form seiner „Suada“ wird der Apparat in diesen Stunden sicherlich beginnen zu befinden – in der Sache ist es eine Summierung von Tatsachen und nicht minder schwerwiegenden Empfindungen, die die SK in weiten Teilen belasten.
Das ist mit Durchhalteparolen, Vertroestungen und Appellen der mil./pol. Fuehrung bzw. auch von Einzelpersonen, „nun stellt euch mal nicht so an“ nicht so einfach abzubuersten. Seine Kritik zielt aber nicht nur auf politische Entscheidungen und Fehler ab, sondern er stellt auch die Frage nach der militaerisch zu verantwortenden Teilhabe daran.
Die Versaeumnisse in der gesellschaftlichen und internen Auseinandersetzung zur Wechselwirkung + wozu SK?, + welches „Kriegsbild“, + welche Struktur und Ausstattung und + welches Berufsbild? haben nicht nur zu grosser Unzufriedenheit gefuehrt, sondern durch parallel getroffene ministerielle Entscheidungen zu Richtungsveraenderungen gefuehrt, der Viele schlichtweg – im Sinne von Verstehen, nicht von Illoyalitaet- nicht mehr folgen koennen. Es sind dies Veraenderungen, die ganz tief an Selbstverstaendnis, soldatisches Empfinden in der Durchfuehrung des mil. Auftrages ruehren. Es zeichnet m.E. Diejenigen aus, die sich darum sorgen, taeglich ihren Beitrag leisten, um den zweck aufgestellter SK mit Inhalt und Glaubwuerdigkeit zu versehen und nun an- und aussprechen, was jahrelang abgewiegelt wurde und von der Generalitaet erwartet wurde.
So verstehe ich KzS Horn Rede als Beitrag eines professionellen Offiziers, der aus Sorge um den Auftrag, Zuwendung zu seinen Besatzungen und auch als Fingerzeig ggue. dem Dienstherrn heraus sich zu diesem ungewoehnlichen Schritt veranlasst sah.
Wenn das SOWI daraus eine SK- weite Erhebung fuehren wuerde, wieviele Soldaten und auch Beamte koennten sich in der Kritik Horn’s wiederfinden? Vermutlich muesste der dargebrachte Vertrauensverlust ja zu einer Massenkuendigungswelle in den hoeheren Ebenen fuehren…
Zugegeben, die Rede ist interessant und zeigt Misstände auch mal aus sicht eines Kommandeurs – bei denen, zumindest ich, immer vermutet habe, dass die für eine eigene sicht gar keine Zeit mehr haben zwiwchen allen Meldungen, wer sich fehlerfrei die Schnüsenkel binden kann und aktuell davon im Dienst ist. (Nur ein kleiner Scherz )
Er sprach die Resignierten an – zu denen gehöre ich dann wohl. Obwohl solch mahnende Worte in die Welt hinaus getragen werden, bin ich bereits seit einigen Jahren auf dem Punkt der absoluten Gleichgültigkeit. Dank einiger Verwirrungen und Verhaltensweisen von Kammeraden (sowohl tiefere, gleiche oder höhere Ebende) ergab isch nach und nach ein Zustand innerer Kündigung, welcher sich deutlich Manifestiert hat. Nicht zu letzt, auch, wegen der Punkte die KzS Horn angesprochen hat.
Sei es nun die verbreitete Entscheidungsangst mit der Anmerkung „Zeigen sie mir wo es steht“ oder „Muss ich das? Da muss ich erstmal nachlesen“ von einigen Vorgesetzten und auch Mitstreitern – was quasi die Verrechtlichung ist, oder sei es nun die Meldung aller Soladten mit Eigenschaft X inkl. Matierial im Bereich, die man mit X bedienen kann, und das bis morgen Dienstschluss – gut, 2 Wochen, 2 Tage, das ist im Bezug auf das Alter unseres Planeten ja beides gleich wenig Zeit. Da habe ich mich früher gefragt, wem sowas denn Einfällt, teils sehr umfangreiche Meldungen, wleche noch Rückmeldungen aus unterestellten Bereichen erfordenr innerhalb von 2 Tagen zu terminieren und zu hoffen, das sie…naja terminiert und zwar regulär. Meist enden diese mit Fehler oder man macht estwas Fantasie-Statistik-Schätzungs-Kunde…. Egal :) Aber diese Beispiele kennt wohl jeder aus dem Dienstalltag – die Administration die Führung bindet und auch lähmt. Das mag den ein oder anderem Führenden ganz zugute kommen, ich lehne mich aber mal aus dem Fenster und behaupte, den Meisten aber nicht.
Aber genau sowas lässt resignieren, was noch dazu kommt, dass man sieht, wie einige (SaZ, aber auch BS) sich in ihrer Unwissenheit sonnen – ich bin selbst Informatiker und halte Weiterbildung nicht für optional, eher zwingend – oder wo deren Chefs (laut deren Aussagen) immer „böse“ sind und sagen: Ausbildung ist Goodie – so einen Chef hab ich (zum Glück) noch nie getroffen. Mnache werden auch gefördert, ohne dass man mal versucht hinter die Fasade zu blicken, zu mindest fühlt sich das so an. manchmal erklärt man sich das auch damit, dass man so einen fördert um ihn nachhaltug los zu werden – Problemverlagerung oder Kapselung – man gibt ihn einfach an ne andere Schicht :-)
Aber alles in allem hab ich früher viel Feuer und auch Wut über deratige „Ungerechtigkeiten“ und auch über angesprochene Probleme von KzS Horn verspührt. Auch freude an meinem Job gabs damals und man wollte die Welt verändern… das kannt man alles. Was ist davon noch über?
Es ist mir wurscht geworden – keine Emotion, nix. Das finde ich am gefährlichsten – nicht mal Ärger? Nein, nix. Die Aufgaben sind flach – gerade als IT-ler. Das Drumherum ist nicht mehr ganz durchschaubar zwecks der erwähnten Administration und Verrechtlichung. Die Beurteilungen sind gerne mal Drohmittel – wenn man mal pöhse ist, wird man zu Poden geworfen – Laaaangweilig, dann ist dem halt so.
Was bleibt unterm Strich noch? Der Zeitvertrag – das einzige was mich mit der Bw noch verbindet. Daran „Schuld“ ist auch nicht IBUK oder irgend ein Vorgesetzter oder Kammerad – es ist die Entwicklung in vielen Dingen und das jeder eher seine Suppe kochen mag, als gemeinsam das Problem zu lösen ( Einer schreibt Menüplan, einer das Rezept, der nächste pürft Verfügbarkeit, der andere besorgt die DIfferenz, einer Kocht und wieder einer testet – dann wird geliefert).
Die Darstellung der Probleme mag in einigen Bereichen stimmen, die Ursachenanalyse sicher nicht. Zum Beispiel war der Fehler der Ministerin nicht was sie gesagt hat, sondern dass sie im Anschluss ein Stück weit zurück gerudert ist. Jeder Vorgesetzte ist verantwortlich zu führen und nicht zu administrieren. Die Politik mag es mit dem gegebenen Rahmen vielleicht nicht leichter machen, aber es liegt trotzdem hauptsächlich beim Vorgesetzten. Wer auf die SAZV schimpft, kann genauso gut über alle Arbeitsschutzvorschriften schimpfen. Sinnlos. Und wenn in der zivilen Wirtschaft 35 Std für mehr Geld gearbeitet wird, sind 46 Std nicht gerade attraktiv. Das gesamte Personal mit Überzeugungstätern zu stellen, ist unrealistisch. Kitas sind wichtig, nur leider an den falschen Standorten. Der Herr Kapitän leistet sich sicher eine Ehefrau mit Tagesfreizeit oder Tagesmütter. Das kann nicht jeder. Recht gebe ich ihm aber ausdrücklich bei der Einschätzung, dass nicht alles an die Industrie abgegeben werden kann.
Die Rede von Herrn KptzS Horn führt deutlich die Missstände in unseren Streitkräften an! Illoyalität kann ich jedoch in keinem Satz feststellen. Im Gegenteil, konstruktive Kritik ist eine Facette von höchster Loyalität, die darüber hinaus von jedem Offizier erwartet werden kann, wenn nicht gar muss! Nur leider wagen diese art der Loyalität die wenigsten der Offiziere, da die Masse Opportunisten sind und nur das eigene Vorankommen im Blick haben und nicht das „große Ganze“. Ich habe Herr KptzS Horn persönlich in seiner Verwendung als Personalführer kennen und schätzen gelernt. Von daher hoffe ich, dass er in seiner nun folgenden Verwendung als Referatsleiter für die OffzMilFD versuchen wird, zumindest gegen die Missstände und die bisweilen gelebte Ignoranz und Arroganz einzelner Personalführer gegenüber der Agenda Attraktivität insbesondere im Hinblick auf verlässliche Personalführung und Planbarkeit vorzugehen und seinen Prinzipien treu bleibt.
@TouringMaschine | 26. März 2018 – 11:32
Ein erschreckendes Statement von Ihnen. Wenn dem so ist, wie Sie schreiben, sollten Sie sofort den Dienst quittieren.
Es macht weder für die Bundeswehr noch für Sie Sinn, wenn Sie nur aus Bequemlichkeit und dem Versorgungsgedanken bleiben. Die Bundeswehr hat von einem unzufriedenen Soldaten nicht die volle Leistung und Sie offensichtlich keinen befriedigenden Job.
@TobyR
“ Mit Belehrungen, bei denen man durchblicken lässt, der einzig Kluge unter der Horde der restlichen Dummköpfe zu sein, macht man sich ja an sich schon meistens nicht beliebt.“
Danke für die Belehrung/IRONIC – sie merken es wohl selbst ? Ansonsten gehen mir Beliebtheitswettbewerde schon seit Jahrzehnten am Achtersteven vorbei – KzS Horn muß mir da sehr ähnlich sein ;-)
Seinen Satz „…Die Pauschalität der Vorwürfe hat selbst mich mit knapp dreißig Dienstjahren erschüttert.“ vermag ich nicht als Bashing zu interpretieren – darf ein Kommandeur nicht auch einmal „erschüttert“ sein über eine global-pauschale Aussage des/der IBUK über die Führung der Streitkräfte, die inner-und außerhalb der BW heftige Wellen erzeugt hat und die von UvdL zwar relativiert/ teilweise zurück genommen worden ist , aber eben schlicht und einfach zu ihrer Führungsgeschichte gehört.?
Ich kenne den KzS Horn lange genug und hatte mit ihm auch gemeinsame Dienstzeiten, um mir bei meiner „Lesehilfe“ verdammt sicher zu sein.
Ansonsten @Georg | 26. März 2018 – 9:40 lesen, der hat es begriffen.
Ich greife noch einmal meine Frage von gestern auf.
http://augengeradeaus.net/2018/03/kommandeur-schlaegt-beim-abschied-alarm-materiell-und-personell-fuenf-nach-zwoelf/comment-page-1/#comment-290141
War denn wirklich niemand der hier Mitlesenden bei der Übergabe dabei?
„Spannend“ ist übrigens auch die Darstellung der Marine:
https://bit.ly/2I6JNmX
[Der Link zur Marine führt nur auf die Übersichtsseite. Den direkten Link zum Bericht auf der Marineseite habe ich oben im Text verlinkt. T.W.]
@Pio-Fritz | 26. März 2018 – 12:01
Sie wissen, dass Ihre Empfehlung an einen SaZ, zu kündigen Unfug ist.
@Georg
Georg | 25. März 2018 – 23:29
Wichtige Worte, in dieser Deutlichkeit lese ich Sie zum erstenmal von einem Soldaten.
Trennung
Wer Kaptän zur See Horn Illoyalität vorwirft, möge bitte aufzeigen wo seine Worte die Sicherheit von Bürgern oder der BRD gefährdet haben und warum sie deren Sicherheit nicht förderlich gewesen sein kann?
Als ehemaliger Heeresoffizier, der bis vor kurzem noch regelmäßigen Kontakt zur Truppe im normalen Dienst hatte, zolle ich KzS Horn großen Respekt für seinen Mut, die Mißstände in seinem ehemaligen Verantwortungsbereich und in der Bundeswehr allgemein anzusprechen. Es sind eben nicht nur das Fehl an Personal und die Einsatzbereitschaft des Materials sondern vor allem die Art wie die Ministering mit Vorfällen umgeht, die zwar nicht passieren dürfen, aber in einer Großorganistaion wie der Bundeswehr leider doch immer wieder einmal passieren. Da gilt es dann stets, möglichst schnell einen Schuldigen auszumachen und zu maßregeln und/oder zu versetzen, damit ja nichts an der Ministerin haften bleibt. Auch mich hat die Äußerung der Ministerin am 30. April 2017 empört, mit der sie pauschal „der Bundeswehr“ ein Haltungs- und Führungsproblem vorgeworfen hat. Und das von der gleichen Ministerin, die in der Vorwoche nicht den Mut hatte, dem von ihr abgelösten Kommandeur des Ausbildungskommmandos des Heeres das persönlich zu eröffnen, so daß dieser es aus der Presse erfuhr. Das ist ein Führungsproblem, Frau Ministerin.
Da KzS Horn sicher vor seiner Rede im Rahmen einer Beurteilung der Lage genau überlegt hat, welche Folgen seine Rede haben wird, ist ihm von allen Soldaten für seinen Mut hoher Respekt zu zollen.
O.Punkt | 26. März 2018 – 12:54
Mir ist nicht ganz klar, was sie mit ihrem insitieren in Sachen Empfang erwarten.
Selbst wenn hier Mitlesende bei der Kommandoübergabe und einem anschließenden Empfang dabei gewesen sind, warum sollten die sich hier äußern ? Und auch das Schweigen evtl. Anwesender bei der Kommandoübergabe und dem Empfang bedeutet nichts, weder Zustimmung noch Ablehnung.
Üblicherweise ist ein Empfang nach einer Kommandoübergabe Angelegenheit des „Neuen“ – der legt das „Fest“ fest. Der „Alte“ ist nach dem traditionellen Abpullen nach dem Motto „ich bin dann mal weg, I’ll never come back“ nicht dabei.
Der „Neue“ macht also friendly noises, zahlt heutzutage in der Regel die Zeche für Schnittchen und O-Saft mit Sekt und das wars.
Tja, das Imperium schlägt zurück, KzS Horn wurde vom Insp M einbestellt.
[Gerüchtelage, gesicherte Info? Flurfunk? So hilft uns das nicht weiter… T.W.]
O.Punkt | 26. März 2018 – 12:54 – die Frage nach den marinierten Gepflogenheiten derartiger Amtsübergaben:
So viel Unterschied gibt es nicht, auch wenn das thread-bebildernde An- (des neuen Kdr) und Abpullen (des alten Kdr) sicherlich eine herausragende Besonderheit ist. Üblicherweise veranstaltet der scheidende Kdr an der Anlegestelle des Kutters (andere Hafenseite) dann ein kleines inoffizielles „Besanschot an!“ (en. „Splice the Mainbrace!“, taktisches Signal „AD28“, fun fact am Rande) für die Kutterbesatzung, unmittelbar danach kehren hiervon alle, die geladener Gast des abschließenden kleinen Empfangs sind, an Bord des gastgebenden Schiffes zurück – auf jeden Fall alle in WHV anwesenden Kommandanten und Kommandeure, ggf. mit ihren Ersten Offizieren bzw. Chefs des Stabes, aber auch weitere Gäste nach Gusto des scheidenden Kommandeurs.
Welches Schiff (von den wenigen im Heimathafen befindlichen) Geschwaderschiff ist, ergo diesen Empfang auszurichten hat, bestimmt sich nach der Stehzeit des Kommandanten: wer am längsten im Geschwader im Kommando ist, hat das Käppi auf.
Was auf dem Empfang noch an Gesprächen stattgefunden haben dürfte, mag sich jeder selbst ausmalen – ich war zumindest nicht dabei ;)
Ansonsten ist das aber wie bei den anderen TSK auch: Ehrengäste, Ehrenzug, angetretene Abordnungen/Besatzungen – Reden – Übergabezeremoniell – Fotos.
-…-
Vielsagendes Schweigen bei den üblichen Hofberichterstattern (Spiegel und Bild fallen mir da ein): bisher geht nur bei der FAZ der Artikel durch die Decke (meistgelesen, -kommentiert, -geteilt), dürfte also Bw-weit Tischgespräch gewesen sein heute Mittag. Ob man mit dieser PR-Strategie dieses Feuer ausgetreten bekommt?
-…-
Den zustimmenden Vorposts kann ich nur beipflichten. Ergänzen möchte ich einen Aspekt zur Thematik des „30. Aprils“: auf den ersten Blick paradoxerweise häufen sich in persönlichen Gesprächen seitdem Absetzbewegungen gegenüber „Bonn/Berlin/Führung“; ein am „Haltungsproblem“ entfachter Widerspruchsgeist, der mir bei vielen Offizieren in Führungsverwendungen seitdem begegnet ist – und der offensichtlich nicht mehr zurück in die Flasche zu stopfen ist.
@ThoDan
Das Gegenteil ist der Fall und man sollte es abseits von Interessenvertretungen öfters hören, was noch zu tun ist.
Die Rede war an die Anwesenden gerichtet und da war die deutlichkeit der Situationsbeschreibung angemessen, schließlich soll der Neu ja wissen wo er beginnt :-)
@Yeaoman:
Hat zwar nicht wirklich was mit der Diskussion zu tun, aber ein ANpullen des Neuen habe ich noch nie erlebt und ich war schon selbst bei mehreren Abpullen im Kutter. Nur damit hier keine guten Marinetraditionen falsch in die Welt gesetzt werden.
Und damit ich dann doch auch noch was zum Thema sagen kann: Man muss den Mann auch nicht gleich heilig sprechen aufgrund einer (zugegebenermaßen) guten Rede.
Es gibt doch etwas mehr als schwarz und weiß. Wer eine Person nicht kennt und nur EINE Rede von dieser liest ist doch sehr gut beraten diese nicht gleich zu heroisieren oder gar zu fordern, der müsse jetzt eigentlich dringend Admiral werden ;)
Ich persönlich wünsche diesem Kameraden Vorgesetzte wie er einer war mit Maßstäben wie er sie angesetzt hat….
Herr Kap`tän, DANKE!
@Das Meer | 26. März 2018 – 12:55
Mehr fällt Ihnen zu so einem Post eines anscheinend aktiven Kameraden wie dem von @Touringmachine nicht ein? Das finde ich bedenklich, wenn solche Äußerungen als normal widerspruchslos hingenommen werden.
Und bevor man „rumklugschietert“ sollte man sich informieren. „Kündigungsmöglichkeit“ SaZ:
1. Antrag auf Dienstzeitverkürzung gem. §40 Abs 7 SG bei dienstlichem Interesse .
2. Antrag auf Dienstzeitverkürzung gem. §55 Abs 3 SG bei persönlichem Härtefall (insbesondere häusliche, berufliche oder wirtschaftliche Gründe)
3. Wehrdienstverweigerung
@T.W. sorry für den OT
@O.Punkt: Ja, es gibt nach jedem Kommandowechsel einen Empfang. Die anwesenden Offiziere und Zivilsten waren ob der vielen deutlichen Worte eher überrascht. Erste Frage bei vielen: was steht darüber wohl morgen in der Zeitung? Ansonsten klang viel Zustimmung an, Respekt vor dem Mut, so eine Rede zu halten, aber auch Unverständnis, warum Kapt’än Horn die IBuK direkt kritisiert hat.
Admiral Müller-Meinhard hat die Rede nicht gehört, weil er mit dem Nachfolger des scheidenden Kommandeurs erst nach dessen Rede auf das Flugdeck der Fregatte kam. (ist so üblich).
Als Reserveoffizier dessen aktive Zeit schon mehr als 20 Jahre zurück liegt, bin ich offen gesagt am meisten erschüttert, dass KzS Horn derart viel Bewunderung für seinen Mut entgegengebracht wird die Wahrheiten auszusprechen. Nicht falsch verstehen, ich finde es richtig und wichtig dass er die Dinge beim Namen nannte. Aber es sollte der Normalfall sein, nicht die Ausnahme, Problempunkte klar zu benennen. Natürlich erst intern, aber wenn dies offenbar (seit Jahrzehnten!) keine Veränderungen bewirkt, dann muss es eskaliert werden.
Ich finde diesen Zustand weitaus bedrohlicher als die angesprochenen Punkte an sich. Wir müssen das ändern und ich werde meine Möglichkeiten wahrnehmen. Mit “Wir” meine ich allen voran die obersten Entscheider – nämlich die Wähler. Als deutscher Bürger möchte ich aktive Kameraden auffordern es denjenigen – wie z.B. KzS Horn – gleichzutun, kritische Punkte öffentlich – und damit für mich und Mitbürger direkt einsehbar – in angemessener Form anzusprechen und damit zu einem besseren Lagebild beizutragen.
Meinen Mitbürgern kann ich nur empfehlen sich ein möglichst umfassendes Bild zu machen und dem Bundestagsabgeordneten des Vertrauens entsprechende Inputs zu geben.
Davon ab, danke an Herrn Kapitän zur See für diesen wichtigen Beitrag als Staatsbürger in Uniform!
Amtswechsel des Präsidenten der UniBwHamburg/HSU, heute.
„Ein Offizier der Bundeswehr ist auch immer eine Staatsbürgerin, ein Staatsbürger in Uniform, der mit dem akademischen Sachverstand auf Augenhöhe mit der Zivilgesellschaft argumentieren können muss und sollte“, sagte von der Leyen.
Abwarten, ob sie sich noch zum KzS Horn äußert, ggf übermorgen in Hannover.
Andere jetzt dabei: N-TV zulässig?
Abrechnung mit Ursula von der Leyen: Marine-Kommandeur platzt der Kragen
(link: http://n-tv.io/QMQQZk)
n-tv.io/QMQQZk
@Pio-Fritz | 26. März 2018 – 15:34
Ach wissen Sie, so lange Sie mit „väterlichen“ Tipps wie in Ihrer ersten unverholen herablassenden Reaktion auf Roadrunners Kommentar aufwarten und Ihre einzige Idee die Beendigung des Dienstverhältnisses ist anstatt zu fragen, warum er das so sieht und was getan werden könnte, kann ich mir in aller Kürze auch eine entsprechende Reaktion erlauben. Wie ich was wahr- bzw. hinzunehmen habe, liegt sicher nicht in Ihrem Ermessen. Und „Danke“ für den nicht erbetenen Hinweis auf die SLV, die ist mir nicht unbekannt. Fall Sie noch weiteren Diskussionsbedarf hierzu verspüren, schaue ich nachher mal im Bällebad vorbei, denn dorthin gehört dieser OT ziemlich sicher hin.
Wenn es richtig und korrekt war, was der Kamerad in seiner Rede ansprach, dann ist es ein selbstverständnis im Beruf des Offiziers dies zu äußern.
Wenn es nicht richtig und korrekt war, dann hat er einen Fehler gemacht und da du Fehlerkultur ja gerade beginnt zu wirken wird bestimmt verziehen;-)
Aber Mut? M.E. gehört zum Mut schon noch ein bisschen mehr.
Ich hoffe sehr, dass ich jetzt nicht aufgrund div. persönlicher gegenseitiger Anwürfe hier zu dem Ergebnis kommen muss, dass die Kommentierung des eigentlichen Themas abgeschlossen ist und damit auch beendet werden kann.
Was hier leider ein wenig untergegangen ist, ist die Feststellung Elahans, dass wir noch keine offene Fehlerkultur wie unsere nördlichen Nachbarn +NLD pflegen. Dem stimme ich uneingeschränkt zu. Es muss möglich sein, erkannte Problemfelder zu benennen und das wenn nötig öffentlich, wenn interne Wege erfolglos gegangen wurden – dazu gehört dann auch irgendwann mal Klartext. Natürlich muss man sich einer solchen Fehlerkultur auch bewusst sein, dass einem die Karten gelegt werden können, wenn man sich auf dem Holzweg befindet. Aber wenn jemand was zu sagen hat, dann muss er/sie das auch dürfen! Vergleiche zu Unternehmen sind hier imho nicht geeignet, denn sie dienen nicht einem öffentlichen Interesse bzw. der Verfassung / dem Volk. Hier darauf zu verweisen führt allgemein zu der Rechtfertigung, unbequeme Stimmen zu unterdrücken. Wer, wenn nicht aktive Angehörige der Bundeswehr in ihrer „Zweitfunktion“ Staatsbürger in Uniform, sollten an einem öffentlichen Diskurs teilhaben bzw. diesen anstoßen (wenn man etwas zu sagen hat). Im Zweifel geht es um die Sicherheit Deutschlands und um Menschenleben. Dafür muss man sich einsetzen dürfen, KptzS Horn hat es getan und die entstandene Diskussion zeigt mir, unabhängig ob man derselben Meinung ist oder nicht, dass es richtig war.
Lasst uns doch den Realitäten ins Auge sehen: Ein Offizier wie Jörg-Michael Horn passt nicht mehr in die neue Bundeswehr, die Frau von der Leyen gerade formt. Seine Rede zeigt eindeutig, dass er Werten und Prioritäten verhaftet ist, die früher in der alten Bundeswehr mal eine hoch gelobte Rolle spielten, in der neuen Bundeswehr aber unerwünscht sind.
Mit der Wiederernennung von Frau von der Leyen zur Verteidigungsministerin ist der Richtungsstreit entschieden. Wem das nicht passt, der muss gehen. Wer bleibt, muss sich darüber im Klaren sein, dass ein scharfer Einsatz wahrscheinlicher denn je ist und diese Bundeswehr dafür in meinen Augen noch weniger vorbereitet ist, als seinerzeit die rote Armee auf das Unternehmen Barbarossa.
Natürlich bin ich der Meinung, dass man die Sicherheit unseres Landes besser mit Offizieren wie Herrn Horn organisiert, als mit einer Ministerin wie Frau von der Leyen. Es gilt aber das Primat der Politik und unsere Volksvertreter finden Frau von der Leyen offenbar ganz dufte, sonst wäre sie nicht wieder Ministerin geworden. Damit ist der Kurs bestimmt, basta.
Heute gilt: Soldat ist ein Job wie jeder andere, die Bundeswehr ist wie eine Firma zu sehen. Kitas sind wichtiger, als Kanonen, Landesverteidigung spielt keine Rolle mehr, die Mitarbeiter des Unternehmens Bundeswehr sollen bitte weltweit Brunnen bohren und Mädchenschulen bauen, statt abstrakt irgendwelche gewalttätigen Fähigkeiten zu erhalten, von denen dann noch gesagt wird, man hoffe, sie nie zu gebrauchen. Jeder Unternehmensberater sage einem ja schließlich, man sollte nur die Maschinen kaufen, die man möglichst viel und oft braucht – und Unternehmensberater haben immer Recht und das gilt ganz bestimmt auch für das Unternehmen Bundeswehr… auch wenn einem das alles wie die Geschichten aus Schilda vorkommt, es ist politische Realität, seit kurzem wiedergewählt in der zweiten Legislaturperiode.
In den Augen der politischen Führung wird es also wohl Zeit, Offiziere wie Herrn Horn im Rahmen weiterer Säuberungen aus dem Dienst zu entfernen. Er passt einfach nicht in die schöne neue Welt der Ursula von der Leyen. Entweder Horn oder von der Leyen erzählt Unsinn. Beides zusammen geht nicht. Die Entscheidung über die Wahrheit wird wohl Frau Ministerin treffen, einfach weil sie es kann.
Und ansonsten werden Äußerungen, wie die von Herrn Horn, bitte als Einzelfälle unzufriedener Querulanten deklariert, möglichst totgeschwiegen, und wenn das nicht klappt, diffamierend niedergemacht. Man findet doch bestimmt was, womit man Herrn Horn nun zur Persona non grata erklären kann. Auf gar keinen Fall, AUF GAR KEINEN FALL, darf man sich aber jetzt mit den Inhalten einer solchen Kritik auseinandersetzen. Das wäre ein zu großer Verstoß gegen die Funktionsweise des Berliner Polit-Betriebs!
[Ich akzeptiere hier ein sehr breites Spektrum an Meinungen. Was ich nicht akzeptiere, sind (partei)politisch aufgeladene oder – bewusst? – zur Emotionalisierung der Debatte verwendete Kampfbegriffe, wie „im Rahmen weiterer Säuberungen“ und ähnliches. Den Ton lassen wir hier, aber recht zügig. T.W.]
Sehr gut.
@ klabautermann
„Danke für die Belehrung/IRONIC“
Sehen Sie, und das denken Sie sich jetzt mal so, dass es nicht nur an Sie, sondern an ‚all diejenigen‘ irgend einer Art gerichtet ist…
„Seinen Satz ‚…Die Pauschalität der Vorwürfe hat selbst mich mit knapp dreißig Dienstjahren erschüttert.‘ vermag ich nicht als Bashing zu interpretieren“
Welche Kritik an der Ministerin fiele denn für Sie beispielsweise unter ‚Bashing‘? Ich meine, den Begriff haben Sie hier ins Spiel gebracht, mit der recht klaren Unterstellung verbunden, das sei die Sichtweise von anderen hier.
„Ich kenne den KzS Horn lange genug“
Wenn Sie es dabei belassen hätten, über diesen Kommandeur und seinen Werdegang zu schreiben, statt einer vermeintlich fehlgeleiteten Allgemeinheit etwas zu unterstellen, einschließlich Dinge, die sich mancher angeblich ‚insgeheim‘ wünscht, und dann daraus eine Belehrung dieser Allgemeinheit zu entwickeln, wäre das etwas anderes.
Chapeau!
Ein Paradebeispiel für die vielfach besungene, jedoch mittlerweile allzu selten gelebte innere Führung!
Ein hoher Offizier, der noch während seiner aktiven Dienstzeit (auffällig häufig finden andere die kritischen Worte ja bekanntermaßen erst nach DZE bzw. a.D.) gleichermaßen reflektiert und ehrlich öffentlich kritisiert, verdient angesichts des ohne Kadavergehorsam leider erschwerten Karrierewegs (was im Übrigen mMn der inneren Führung zuwiderläuft) Respekt.
Über die Ministerin möchte ich mich hier nicht weiter auslassen, geht es doch eher um die allgemeine Lage, deren Debatte wohl durch die Personalie UvdL in besonderer Weise forciert wird. Auch Unzulänglichkeiten in punkto Material/Personal sind bekannt.
Ohne mich in der Marine groß auszukennen, kann ich sagen, dass viele Punkte mMn auch auf das Heer zutreffen. Dazu gehört u.a. auch die wichtige angesprochene Dienstaufsicht, der nur noch unter einer hohen persönlichen Priorisierung nachgegangen werden kann („Verrechtlichung ersetzt inzwischen vielerorts Entscheidungen und Führung wird durch Administration ersetzt.“). Viele Offiziere reduzieren diese ihre Pflicht daher deutlich, auch bei der Ausbildung von Führern wird auf eine kritische Sichtweise sowie eine gesunde Dienstaufsicht scheinbar immer weniger Wert gelegt. Man denkt Führung mehr „von oben“ als auf der eigentlich funktionalen Ebene „weiter unten“, letzten Endes auf Kosten der Kampfkraft.
Alles in allem würde ich mir mehr milit. Führer mit der durch den scheidenden Kdr Horn zur Schau getragenen Attitüde wünschen. Er beweist, dass es glücklicherweise wohl doch noch kein kollektives „Haltungsproblem“ in der BW zu geben scheint.
@ SW – 27. März 2018 – 4:46
„Ein hoher Offizier, der noch während seiner aktiven Dienstzeit (auffällig häufig finden andere die kritischen Worte ja bekanntermaßen erst nach DZE bzw. a.D.) gleichermaßen reflektiert und ehrlich öffentlich kritisiert,…“
Das liegt wohl daran, dass unsere Generale/Admirale und vergleichbare Beamte jederzeit ohne Angabe von Gründen in den Ruhestand versetzt werden können.
Ich spreche KzS Horn ebenfalls meine Anerkennung aus, auch wenn seine Aussage, er habe das Vertrauen in die politische Führung „komplett“ verloren, so nicht hätte ausgesprochen werden dürfen.
Ich würde mir wünschen, dass es mehr Offiziere aller Teilstreitkräfte gäbe, die offen das Problem ansprechen wie KzS Horn. Wo seit Ihr denn, Ihr Offiziere die den Anspruch haben führungsfähig zu sein. Es ist tatsächlich fünf nach 12. Gelebte Innere Führung, dass ist das Vorbild des KzS Horn. Bitte nicht Aufgeben Herr Kapitän
(Heeressoldat mit 37 Jahren Dienstzeit)
@RtS | 27. März 2018 – 12:15
„Das liegt wohl daran, dass unsere Generale/Admirale und vergleichbare Beamte jederzeit ohne Angabe von Gründen in den Ruhestand versetzt werden können.“
Da muss ich entschieden widersprechen! „Vergleichbare“ Beamte können eben nicht wie Generale/Admirale jederzeit in den einstweiligen Ruhestand versetzt werden.
Lediglich Spitzenbeamte (sowie Diplomaten und Nachrichtendienst aber einer bestimmten Ebene) vergleichbar im Regelfall zum GenLt können jederzeit in den einstweiligen Ruhestand versetzt werden!
Die Regelung für Soldaten ist einzigartig und ein Zeichen für das außergewöhnliche Mißtrauen, dass die Politik nach dem Krieg ggü. der Bundeswehr hatte.
Es ist schockierend ,das diese Kritik so als unnormal von manchen empfunden wird. Eigentlich ist es die Aufgabe der
Inspekteure die Missstände zu erkennen und vorzutragen. Wenn die Bundeswehr auch noch vom Volk nicht gewürdigt und als Verfassungsinstrument anerkannt wird stimmt etwas nicht. KzS Horn hat aus der Sicht des Kommandeurs das richtige gesagt. Die IBUK muss das würdigen , auch wenn es ihr schwerfallen wird. Sie sollte Größe zeigen und damit die Verantwortlichen in Ihre Gebete einbeziehen. Es gäbe noch viel dazu zu sagen . Gut das es mal passiert ist. Ein Bravo Zulu KzS Horn. Mit freundlichen Grüßen H.Oehmig Kptlt d. R. a.D.
Wir sollten mal die berühmte Kirche im Dorf lassen und uns fragen, warum KzS Horn (H) diese Rede in aller Öffentlichkeit so gehalten hat.
Bundeswehr-Bashing ist immer medienwirksam und natürlich besonders wenn‘s einer vom Fach sagt. Aber man sollte sich einmal fragen, ob dies die richtige Form und das richtige Forum war – besonders, wenn auf der kurz vorher stattgefundenen KdrTagung der Marine über diese Themen nicht gesprochen worden ist (und sich H auch nicht geäußert haben soll).
Man zeige mir einen Mitarbeiter einer Firma, einer Bank, irgendeines Unternehmens, von dem man erwartet, dass er sich in aller Öffentlichkeit mit den (bekannten) Missständen seiner Firma auseinandersetzt und offene Kritik an der Leitung dieser Firma übt. Aber bei der Be soll das in Ordnung sein?
Es existieren Prozesse auch über die Hierarchieebenen der Bw hinaus, die besser geeignet sind, Kritik vorzubringen als die Öffentlichkeit – es sei denn, der Zweck bestimmt das Mittel. Doch dann müsste die Geschichte nicht an dieser Stelle enden…
Wozu gibt es eigentlich diese Reden . egal zu welchem Anlaß – wenn das, was ansteht, nicht gesagt werden darf/soll?
Ein paar Kommandos und „… hört auf meine Kommando! Ich melde … übernommen.“ reicht doch dann.