Bundeswehr und Tradition: Zum Beispiel Richthofen
Eigentlich hatte ich gehofft, die Debatte über die Bundeswehr und ihre Traditionspflege käme – nach zig Einträgen und Tausenden von Kommentaren allein hier im Blog – langsam ein wenig zur Ruhe. Dennoch scheint ein weiterer Eintrag nötig: Die Rede, die der stellvertretende Kommodore des Taktischen Luftwaffengeschwaders 71 Richthofen, Oberstleutnant Gero Finke, am vergangenen Wochenende beim Richthofentreffen in Wittmund gehalten hat, dürfte die Diskussion erneut anfachen.
Finkes Rede wurde bereits von der Lokalpresse aufgegriffen, und damit ist es ohnehin nur eine Frage der Zeit, bis sie weitere Kreise zieht. Deshalb dokumentiere ich sie hier (weitgehend) im Wortlaut:
Traditionen pflegen wir auch mit diesem alljährlichen Richthofentreffen.
Unser Namensgeber, Manfred Freiherr von Richthofen, starb am 21. April 1918. Ein Jahr zuvor – am 26. Juni 1917 – gründete er das erste Deutsche Jagdgeschwader, das folgerichtig den Namen JG 1 erhielt. Mit der Einsatztaktik, mehrere Jagdstaffeln zu einem großen Verband, sprich einem Geschwader, zusammenzuführen, um lokal schnell eine deutliche Luftüberlegenheit herzustellen, schlug Richthofen wie häufig zuvor neue und zukunftsweisende Wege ein, die sich bis heute in den Organisationsstrukturen aller Luftwaffen so weltweit wiederfinden.
Die Traditionsgemeinschaft Richthofen zusammen mit mir hat daher dieses fast genau auf den heutigen Tag 100jährige Jubiläum zum Anlass genommen, es als Motto unseres heutigen Richthofentreffens zu wählen. Darum steht auf der Einladungskarte, die Sie vor einigen Monaten erhalten haben: „100 Jahre vom JG 1 zum Taktischen Luftwaffengeschwader 71 Richthofen.“
Was einige Wochen nach dem Versand der Einladungen dann folgte, konnte ich nicht vorhersehen und es machte mich sprachlos.
Die Vorgänge um einen rechtsradikalen Oberleutnant A. waren aufgedeckt worden und beschäftigen seitdem die Bundeswehr und die Öffentlichkeit im Allgemeinen. Seitdem steht das Thema Traditionen in der Bundeswehr und der Umgang mit ihnen im Focus. Es ist folglich für uns in der Truppe ein stark beherrschendes Thema. Daher ist es mir nicht nur ein persönliches Anliegen, zu diesem Themenkomplex im Rahmen dieses ausgesprochen traditionsbewussten Richthofentreffens ein paar Worte zu sagen. Nein, zeitgleich mit der kurzfristigst befohlenen bundeswehrweiten Suche nach Wehrmachtsdevotionalien im Rahmen der Aufarbeitung der Vorgänge um Oberleutnant A. bekam ich einen Brief vom Kommandierenden General der Luftwaffe.
Ich zitiere auszugsweise:
„In Ihrer Einladung stellen Sie die diesjährige Veranstaltung auch unter das Motto „100 Jahre vom Jagdgeschwader 1 zum Taktischen Luftwaffengeschwader 71 Richthofen“. Durch diesen missverständlichen Titel wird eine direkte Verbindung des Taktischen Luftwaffengeschwader 71 Richthofen zu den ehemaligen Richthofen-Geschwadern der Kaiserzeit sowie des Dritten Reiches hergestellt und damit eine ungebrochene Traditionslinie unserer Luftwaffe zur Wehrmacht impliziert.
Dies widerspricht dem Traditionsverständnis der Bundeswehr und damit auch der Luftwaffe. Ich weise Sie an, während der Veranstaltung das gewählte Motto in Bezug auf das vorgenannte Traditionsverständnis richtigzustellen und keinen Zweifel an der kritischen Auseinandersetzung der Luftwaffe mit der Geschichte zu belassen. Ich erwarte diesbezüglich eine eindeutige Klarstellung.“
Zitat Ende
Ich frage mich nun: Wie konnte das passieren? Was hat dazu geführt, dass es eine solche Anweisung geben muss? Wieso stehen ich, die Traditionsgemeinschaft Richthofen und möglicherweise das Geschwader insgesamt in einem Verdacht, die Gräueltaten eines menschenverachtenden, mörderischen Regimes eventuell zu befürworten oder wertzuschätzen? Wieso müssen wir uns von etwas distanzieren, neben dem wir selbstverständlich niemals gestanden haben?
Die kürzeste Erklärung, die ich auch im Rahmen meiner diversen Diskussionen im Kreise der Soldaten zu dieser Anweisung hörte, könnte lauten: wir befinden uns kurz vor einer Bundestagswahl. Damit wäre schon alles zusammengefasst. Die unsäglichen, inakzeptablen Vorgänge um einen Oberleutnant A. und seine Kumpanen, die sich als rechtsradikale Spinner mit staatsgefährdenden Straftaten im Hinterkopf herausstellen, haben so, kurz vor den Wahlen, zu einem Absicherungsaktionismus geführt, der in den heute zu beobachtenden Ausprägungen und Befehlen gipfelte.
Diese Antwort ist sicherlich in Teilen richtig, in meinen Augen aber deutlich zu kurz gegriffen.
Es werden derzeit immer noch Geschichte und Tradition vermischt und verwechselt. Es werden Anschuldigungen und Generalverdachte ausgesprochen – oder unabsichtlich impliziert – , die unhaltbar sind und das innere Gefüge der Truppe schwer belasten. Es werden Bilder ab und wieder aufgehängt. Stuben werden ohne Verdachtsmomente durchsucht.
Der hektische Aktionismus der letzten Tage und Wochen wird der Bedeutung und Wichtigkeit dieses Themas nicht gerecht und beweist keinen souveränen Umgang mit einem für eine Armee – und besonders unsere Deutsche Bundeswehr – so wichtigen Thema. Eine Armee, die auch 61 Jahre nach ihrer Gründung offensichtlich immer noch nicht in sich selbst ruhen kann und darf, sondern bei der kleinsten Störung ihrer verdienten, tiefen gesellschaftlichen und staatsbürgerlichen Verankerung in den Verdacht gerät, den Staat stürzen, Menschen anderer Religionen oder Überzeugungen systematisch vernichten und brandstiftend durch Europa und die Welt ziehen zu wollen. Ich finde das beschämend!
Ich finde es auch schwach von einzelnen Presseorganen und politisch motivierten Kreisen uns in der Bundeswehr insgesamt immer wieder in ein solches Licht zu stellen, wenn es denn nur den eigenen fraglichen Motivationen genüge tut.
Aber bei genauerem Nachdenken bin ich auch stolz, in einer Armee zu dienen, die die Werte eines Staates verteidigt, der genau dieses ermöglicht. Pressefreiheit und Meinungsfreiheit des Einzelnen sind zwei der elementaren Grundpfeiler unseres freiheitlich demokratischen Staates – unserer offenen, toleranten Gesellschaft. Wir sehen aktuell, wie es in anderen Ländern der Welt, auch in Europa und sogar in NATO-Staaten, um diese Themen bestellt ist.
Die Bundeswehr wirbt übrigens derzeit in einer sehr aufwändigen Kampagne unter anderem mit dem Slogan: „Wir kämpfen auch dafür, dass du gegen uns sein kannst.“
Das finde ich absolut treffend und gut. Und es suggeriert Souveränität im Umgang mit anderen Meinungen. Mit einem stolzen Blick auf die Verdienste der Bundeswehr der letzten 61 Jahre, auf die jahrzehntelangen Leistungen der überwältigenden Mehrheit ihrer Soldaten, würde ich mir daher auch eine viel gelassenere und mutigere Bearbeitung der aktuellen Vorfälle wünschen.
Auf die kurz vor einer Bundestagswahl natürlich rein politisch motivierte Frage – mit dem Ziel, die Verteidigungsministerin unter Beschuss zu nehmen – , ob es noch mehr solche Figuren wie den besagten Oberleutnant A. in der Truppe gebe – hätte man souverän antworten können: „Möglich, das werden wir genau und gründlich prüfen.“ Damit wäre in meinen Augen weniger Verunsicherung in der Truppe entstanden, als durch die extrem kurzfristige und inhaltlich nicht klar geregelte Suche nach Wehrmachtsdevotionalien, aus der man höchstens den Eindruck einer verschreckten und nicht im Vertrauen auf die Truppe ruhenden Führung ableiten müsste.
Natürlich gibt es Menschen wie Oberleutnant A, die es leider in die Truppe schaffen und dort viel zu lange nicht auffallen. Und leider gibt es auch Vorgesetzte, die ihrer Verantwortung aus welchen Gründen auch immer manchmal nicht gerecht werden und so die vorhandenen Mechanismen und Regelwerke – wie in diesem Falle zum Beispiel den MAD – nicht nutzen. Aber das ist die absolute Ausnahme in einer Truppe von fast 180.000 Menschen. Menschen im Übrigen wie Sie und Ihr Nachbar – und ich. Denn die Truppe ist – und so soll es auch sein – ein Spiegelbild der Gesellschaft. Die Bundeswehr wurde genau mit dieser Idee des Staatsbürgers in Uniform gegründet.
Eines Staatsbürgers, der den freiheitlich demokratischen Staat, in dem wir leben, verteidigt, gerade weil er dessen Werte und Traditionen schätzt.
Auf diesen Ideen fußte auch die Idee der Wehrpflicht, die eine möglichst große Transparenz und Erfahrung mit der Funktionsweise, den Abläufen und den Aufträgen der Bundeswehr für möglichst viele Bürger erreichen sollte. Ich persönlich empfehle daher auch die Wehrpflicht – oder alternativ verpflichtende soziale Aufgaben – dringend wieder einzuführen – selbstverständlich auch für Frauen. Unsere Landes- und Bündnisverteidigung beginnt nicht bei der Bundeswehr und im Fernsehen. Sie betrifft alle Bürger, die von diesem Schutz und der Sicherung unserer Werte und Interessen profitieren wollen. Dieser Schutz ist nicht per se gegeben. Das haben die Ereignisse der letzten Monate, in denen unsere Nachbarn und wir selbst Opfer von terroristischen Angriffen geworden sind, klar vor Augen geführt. Deshalb sollte sich jeder Bürger für die Verteidigung und Wahrung unserer Werte und Traditionen engagieren – sei es auch nur für eine begrenzte Zeit, die aber dann auf jeden Fall Verständnis weckt für diejenigen, die diese wichtige und unverzichtbare Aufgabe zum Wohle aller zu ihrem Beruf gemacht haben.
Ich könnte mir in diesem Zusammenhang auch einen Bundestag der Zukunft vorstellen, überwiegend besetzt mit Mitgliedern, die in der Bundeswehr in irgendeiner Form gedient haben und die somit die Verhältnisse und Vorgänge der Bundeswehr aus eigener Erfahrung kennen. So könnten sie noch fundiertere Entscheidungen treffen, sei es im Hinblick auf die mittlerweile weltweiten Einsätze oder die sehr komplizierten Zusammenhänge bei der Ausrüstungsbeschaffung.
Dann wäre auch allen ganz klar, dass wir eben nicht einfach nur eine Firma in Konkurrenz zu anderen sind. Die Verteidigung unseres Landes ist kein Job wie jeder andere. Ich kenne beispielsweise keine Firmen, die von ihren Mitarbeitern per Eid erwarten, dass diese bereit sind im Extremfall ihr Leben für die Sicherung der Firmenphilosophie zu geben. Oder zum Schutz anderer Mitarbeiter. Und besser noch besonders zum Schutz der Geschäftsführung. Darüber hinaus sind wir in einem weiteren Aspekt absolut nicht vergleichbar, den man sich in einer öffentlichen oder politischen Debatte auch nicht wirklich traut anzusprechen. Von uns Soldaten wird erwartet, dass wir höchst professionell in der Verteidigung unserer Gesellschaft sind und im Extremfall bereit sein müssen dafür auch andere Menschen zu töten.
Um dieses sicherzustellen, steckt die Bundesregierung jedes Jahr Milliarden von Euro in die Ausbildung und die Ausrüstung unserer Männer und Frauen. Sicher – zuallererst in der Hoffnung, dass die bloße Androhung, dass wir unsere Aufgabe exzellent beherrschen, schon ausreicht, die tatsächliche Ausführung zu vermeiden. Wir schicken unsere Mitarbeiter aber inzwischen zur Verteidigung der Demokratie auch in Länder wie Afghanistan, den Irak oder Mali, in denen es leider nicht mehr nur mit dem professionellen Eindruck getan ist. Dort sollen und müssen sie sich – wenn es denn gar nicht mehr anders geht – auch aktiv mit der Waffe durchsetzen können, weil sonst ihr eigenes Leben in Gefahr gerät. Dort gibt es Menschen, die exakt nur darauf aus sind unsere Mitarbeiter töten zu wollen.
Spätestens wenn man sich dieses vor Augen führt, wird klar, dass wir keine Firma sind. Und es wird auch klar, dass wir unter diesen widrigen Voraussetzungen im Vergleich niemals der attraktivste Arbeitgeber sein können. Es wird aber auch klar, dass wir auf keinen Fall nur Mitarbeiter haben wollen, die genau nur diese Aspekte attraktiv finden. Denn dann sind wir sehr schnell bei einer Söldner-Armee. Söldner, die nur für das Geld kämpfen – und eben nicht für ihre Mitbürger, nicht für ihre Werte und auch nicht für ihre Traditionen.
Nein, wir wollen den Staatsbürger in Uniform. Der gut verankert in unserer Gesellschaft ist und deren Werte und Traditionen schätzt und, wenn nötig, mit seinem Leben verteidigt.
Traditionen beruhen auf selbstbestimmten, ausgewählten Werten. Es ist somit richtig sie immer wieder zu prüfen und zu hinterfragen, ob sie noch zu unserer Gesellschaft passen. Das hat unsere Ministerin nun im Lichte der Geschehnisse der letzten Wochen veranlasst. Sie hat angewiesen, den Traditionserlass von 1982 zu überarbeiten. Das halte ich auch für dringend geboten. Was unsere Gesellschaft und unser Land an Veränderungen seit 1982 erlebt hat, ist schließlich eine Menge. Aus dem kalten Krieg mit permanenter nuklearer Bedrohung, in eine Wiedervereinigung mit gleichzeitigem Zerfall der Sowjetunion und dem vermeintlichen Wegfall des Feindes. Mit der Bundeswehr aus der starren Verteidigung der Landesgrenzen ohne nennenswerte Einsätze hin zu einer Armee, die weltweit im Einsatz ist.
Um so weiter wir heute unsere Soldaten wegschicken, um so länger sie weg sind und um so gefährlicher der Auftrag ist, um so wichtiger ist es ihnen Ankerpunkte mitgeben zu können. Damit sie sich auch zu jeder Zeit bewusst sind, wofür sie das alles tun und ihr Leben riskieren.
Und für solche Zeiten und Situationen sind Traditionen manchmal unerlässlich oder zumindest sehr hilfreich.
Wir dienen hier in Wittmund zum Beispiel in einem Jagdgeschwader. Auch wenn wir mittlerweile mit dem Begriff „Taktisches Luftwaffengeschwader“ eine etwas sperrige Bezeichnung dafür gefunden haben, so fliegen wir immer noch Jagdflugzeuge. In einer hoffentlich nie eintretenden, kriegerischen Auseinandersetzung mit uns nicht wohlgesonnenen Menschen wäre auch heute unser Auftrag, andere Jagdflugzeuge als letztes Mittel der Wahl abzuschießen, es dabei selber zu überleben und dieses so lange durchzuführen, bis die andere Seite besiegt wurde. In solchen ultimativen Grenzerfahrungen ist es wertvoll, sich daran erinnern oder einen Halt darin finden zu können, dass andere Menschen so etwas schon bestanden haben.
Und dass manche es nicht einfach nur bestanden haben, sondern ihre Aufgabe in fliegerisch vorbildlichster Art und Weise getan haben. Solche Menschen können dann Vorbilder sein, an denen man sich ausrichtet und eventuell ihre Herangehensweise, oder ihre Einstellung kopiert. Diese Persönlichkeiten können vielleicht sogar einem selber helfen, motivierter und damit noch besser zu werden, um länger überleben zu können und um dem Auftrag noch gerechter zu werden.
So eine Persönlichkeit war Manfred von Richthofen.
Er hat keine Symphonien oder Gedichte geschrieben. Er hat keine Baudenkmäler oder Kulturstätten errichtet. Er hat keine Kunstwerke von übernatürlicher Schönheit erschaffen. Er war lediglich der beste Jagdflieger seiner Zeit, den selbst seine Gegner bewunderten. Er war so gut, so professionell, so ansteckend motivierend, dass er in Kürze selber zur Legende wurde. Er und das Image, das mit seinem Namen verbunden ist, ist sein Lebenswerk.
Natürlich muss man heute die Gesamtleistung und den Menschen selber auch kritisch analysieren und sich dabei nicht von Mythen und Legenden blenden lassen. Aber man muss auch fair dabei bleiben und den Kontext der Zeit damals nicht aus dem Auge verlieren – ein brutaler, insgesamt menschenverachtender Weltkrieg, in dem Richthofen nur 25 Jahre alt wurde. Zu diesem Zeitpunkt war er der erste Geschwader-Kommodore. Er hat Taktiken und Verfahren entwickelt, die bis heute gelten. Und trotz heutiger rückblickender Kritik an seiner Person wurde er damals sogar von seinen ärgsten Feinden respektiert und geehrt. Wenn man heute irgendjemanden irgendwo auf der Welt fragt, wer der beste Jagdflieger aller Zeiten ist, dann verspreche ich die 100% Antwort: der rote Baron. Manfred von Richthofen.
Das betrachte ich auch aus heutiger Sicht als eine Leistung, die wir als Soldaten der Bundeswehr ruhig in dem Kanon unserer Traditionen belassen können.
Lassen Sie uns aber auch mit Stolz auf uns selber blicken. Das, wofür der Name Richthofen seit 61 Jahren in der Bundeswehr mit diesem Geschwader steht – die hervorragenden Leistungen, die die Soldatinnen und Soldaten und zivilen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die in diesem Geschwader dienten, erbracht haben – bilden schon längst selber eine tadellose und herausragende Tradition. Wir Richthofener haben uns über sechs Jahrzehnte das Vertrauen unserer Demokratie erarbeitet und es verdient.
Wir müssen uns also ganz sicher nicht von etwas distanzieren, neben dem wir niemals standen.
Lassen Sie uns deshalb alle täglich weiter daran arbeiten und dafür sorgen, dass man sich auch in Zukunft auf den Schutz eines Richthofen-Geschwaders – ganz in der Tradition seines Gründers – verlassen kann.
(Die Kommentare zu diesem Eintrag stehen auf moderiert.)
(Archivbild 23. April 1917: Jagdstaffel I, Jagdstaffel 11, Manfred v. Richthofen – Abgebildete Personen: Richthofen (in der Albatros D.III). Von links nach rechts, stehend: unbekannt (möglicherweise Leutnant Karl Allmenroeder); Hans Hintsch; Vizfeldwebel Sebastian Festner; Leutnant Karl Emil Schaefer; Oberleutnant Kurt Wolff; Georg Simon; Leutnant Otto Brauneck. Sitzend: Esser; Krefft; Leutnant Lothar von Richthofen – Bundesarchiv Bild 183-2004-0430-501 unter CC-BY-SA 3.0)
@ Uhlenspiegel:
„Dagegen war das Verhalten der deutschen Streitkräfte an der Ostfront, insbesondere die Behandlung von Zivilisten, nicht die akzeptierte Norm. Berücksichtigt man dann noch die „Reinwaschung“ der Wehrmacht nach dem zweiten Weltkrieg, dann sind einige konzeptionelle Probleme mit der Traditionspflege IMHO hausgemacht.“
Aber was hat das mit Richthofen zu tun?
Ich finde den Querverweis zur EMDEN aus maritimer Sicht und als ehemaliges EMDEN Besatzungsmitglied sehr interessant und gut gewaehlt. AUch da war auf der EMDEN III ein gewisser Kommandant spaeter ein unruehmlicher Protagonist im Dritten Reich und trotzdem bleibt fuer mich EMDEN ein stolzer Name, weil er sich eben auf das erste Schiff mit dem Namen gruendet und auch jeder das genau so versteht. So waere ich nie auf die Idee gekommen, das Geschwader Richthofen in irgend einer Form mit der Wehrmacht zu assoziieren – gut einerseits kenne ich mich bei der Lw nicht aus und wusste nicht, dass es auch im WKII ein solches Geschwader gab, aber selbst wenn,,,, Wie bereits erwaehnt muesste man sonst auch die Luftwaffe umbenennen.
Und eins noch: „Heilige“ , sprich Menschen so rein von Fehlern und Charakterschwaeche wird man seeehr selten finden auf der Welt und in deren Geschichte.
Wenn man also Anforderungen wie ein gewisser Klabautermann stellt dann wird es generell schwer Vorbilder zu benennen. Dann sollte man auch keine Strassen, Gebauede, Flughaefen nach Personen benennen, denn: irgendwas ist ja immer. Vor allem, wenn man heutige Werte und Normen als Bewertungsgrundlage nimmt und die der Zeit und die allgemeinen Umstaende aus dem geschichtlichen Kontext unberuecksichtigt laesst.
Ich finde die Rede insgesamt gelungen, auch wenn ich Klabauter zustimme, dass ein wenig weniger mehr gewesen waere und der Redner sich den Exkurs zur Wehrpflicht etc haette sparen koennen/sollen. Dennoch als Gesamtleistung noch eine Eins minus von mir :)
Hier einmal 2 Links in Sachen Roter Baron und Selbsvertändnis:
http://gutenberg.spiegel.de/buch/der-rote-kampfflieger-3132/1
https://www.bundesarchiv.de/oeffentlichkeitsarbeit/bilder_dokumente/01055/index.html.de
Möge sich jeder Leser von AGA mal selber ein „Bild“ machen und das dann mit dem Richthofen-Traditions-Bild vergleichen, dass der StvKmdre in seiner „Gedenkfeier“-Rede gelegentlich 100 Jahre vom Jagdgeschwader 1 zum Taktischen Luftwaffengeschwader 71 Richthofen mit großem Pinsel zeichnet, und ob dieses Bild wirklich zeitgemäß und zukunftsfähig ist.
Taktisches Luftwaffengeschwader scheint mir eine wenig gelungene Eindeutschung von TacAirWing der USAF zu sein. Da hatte wohl mal wieder jemand eine Eingebung…
@Klabautermann: einen Artikel aus der SZ (auch Alpenprawda genannt) als Referenz für Bewertung von Persönlichkeiten heranzuziehen, ist ähnlich geeignet wie Wikipedia als Informationsquelle zu betrachten, da diese Medien keinerlei wissenschaftliche Standards erfüllen. Schade, dass die Diskussion auf einem so niedrigen Niveau geführt werden muss.
Die Wittmunder sollen stolz auf sich, ihre lange Geschichte und den Roten Baron sein – und dabei nicht vergessen, die Geschichte zu verstehen, im Rankeschen Sinne. Das geht nur, indem man sie annimmt, wie sie ist. Und nicht aus heutiger Sicht irgendwas ausblenden, nur weil HG drin vorkommt.
Und was kann Richthofen jetzt genau für die spätere Karriere von Göring? Hätte er sich aus dem Familiengrab erheben und Herrn Meier züchtigen sollen? Und das Vorwort zu der mir vorliegenden Auflage von Richthofens Memoiren hat übrigens Manfred Wörner geschrieben. Wie darf ich dass dann einordnen, etwa Wörner als Verehrer des Nationalsozialismus?
Ich halte fest: Das Heer sucht z.T. Vorbilder in der Wehrmacht – doof. Die Luftwaffe hat Vorbilder in den Luftstreitkräften des kaiserlichen Deutschlands – auch doof. Marine sprechen wir nicht von – geht so. Im Umkehrschluss macht CIR irgendwas mit Internetz – also gut? Ehrlich Leute, so langsam scheint in den Streitkräften ein Generationswechsel überfällig. Gut, dass solche Leute wie OTL Finke aufzeigen, das man auch unaufgeregt und halbwegs sachlich mit der deutschen Militärgeschichte umgehen kann. Da können wir mal wieder von unseren Nachbarn aus den NLD lernen, die im Heer eine Linie bis ins 17. Jahrhundert ziehen und super damit fahren (obwohl die Niederländer auch genug „Brüche“ und Kontroversen in der jüngeren Vergangenheit haben).
Ggf. wäre das auch ein Modell für die Bw, dann stammt die Panzertruppe eben von den Kürassieren ab und kommt am Ende ganz ohne den „schnellen Heinz“ aus. Und für die bitter vets blieben am Ende ja trotzdem noch die Erinnerungen an gute Führung bei „Ölige Ostsee ´74“ oder „Wuseliges Wiesel“ im Fulda Gap… ;-)
Als ehemaliger “ Richthofener“ erfüllt es mich mit Stolz und Freude die Rede von Otl. Finke zu lesen. Leider macht es mich auch betroffen zu sehen, wie kommandierende Generäle im vorauseilenden Gehorsam Dinge “ klargestellt “ wissen wollen, ohne das irgendjemand etwas missverstanden hatte. Gerade das Geschwader “ Richthofen “ dem ich mit Stolz angehören durfte, steht für beispielhaften Einsatz und Motivation für die Verteidigung unserer demokratischen Werte. Auch nur zu denken, es gäbe einen Bezug auf das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte, wird der pflichtbewussten Ensatzbereitschaft der Männer und Frauen des Geschwaders nicht gerecht. “ Warum von etwas abrücken, neben dem man noch nie gestanden hat?“ das wären die richtigen Worte eines kommadierenden Generals in Richtung Verteidigungsministerium, anstatt eine Ermahnung an die Truppe zu schicken, der dadurch nur bewusst wird, wie wenig Rückhalt sie von der Führung erwarten darf.
@Voodoo
Manfred Wörner ? War das der, der sich bei Gen. Kießling auch geirrt hat ?
;-)
…..und wieder verwechselt man Tradition mit Geschichte.
Wir können uns nur solange an Göring und Dergleichen abarbeiten, wenn wir sie als Bestandteil der Geschichte anerkennen.
Wenn wir alles tilgen (wie Straßennamen an der OSLw) dann wird es schwer.
Was ist seit der Gründung der Bw nicht mehr opportun, obwohl es in seiner Zeit innerhalb des geltenden Rechts oder Gepflogenheiten war. Geschichte muss immer aufgearbeitet werden.
Darf man über demnächst bestimmte ehemalige B.w Inspekteure und Minister nicht mehr nennen weil die homophobe oder gegen Gleichstellung waren?
@Zimdarsen | 04. Juli 2017 – 10:47
Ich sehe den Ursprung der Debatte und die Beweggründe der Berater/Spitze BMVg schon in der politischen Rechtfertigung beginnend mit Workshop sexuelle Orientierung-Pfullendorf-Illkirchen-Durchsuchung Liegenschaften Bw (ist nicht meine Vermischung der Fälle).
Der Fehler war, meinen zu müssen, dass Diversity-Management im Sinne von Laufbahngerechtigkeit sowie der Workshop einer solchen Rechtfertigung bedurft hätten.
Die Aussage: In meiner Ägide und in Folge gilt: Jeder nach seiner Fasson aber eng am Auftrag. Und wir lernen jetzt gemeinsam noch besser damit umzugehen!, hätte gereicht.
Ich bin Ihnen noch die Antwort schuldig worin bzw auf welche Art ich Geschichte und Tradition unterscheide: Drehen wir einmal das ganz große Rad.
Aus der Geschichte operationalisiert man die Momente, die man für eine Tradition braucht, die man will. Insofern eben nichts dagegen spräche, alle WK II Momente und Metaphern als traditionsunwürdig zu deklarieren. Ob das sinnvoll ist? Ich meine nein.
Das ist noch recht einfach bei ethisch-moralischen Sachverhalten. (Einfach im Sinne von diskutierbar.) Schnell wird klar, dass der Widerstand des Sanitätsfeldwebels Hans Scholl traditionswürdig ist. Das Verhalten eines General Küblers aber ganz sicher nicht, ein Erich von Manstein musste in Nürnberg verurteilt werden, ein Guderian (d. Ä.) muss sich vorwerfen lassen sich in der Nachkriegszeit zunehmends zusätzlich desavouiert zu haben. Auch dass sich Graf von Stauffenberg erst zum Paulus entwickeln musste, usw. …
Bei militärwissenschaftlichen und militärhandwerklichen Dingen ist das bedeutend schwerer. Deutschland (und die Sowjetunion bzw. Russland) stehen in der Tradition herausragenden operativen Denkens und Handels -Exkurs: ob das auf der militärstrategischen Ebene auch so ist, mag an anderer Stelle betrachtet werden.- Selbstverständlich verwenden wir das und Taktiken wie Techniken, die aus dem WK I und WK II entstammen. Meist sogar ohne es zu wissen. Sollen wir jetzt den Grundsatz: Bewegung nur bei Deckung oder Feuerschutz abschaffen, weil er im WK I erstmals wissenschaftliche beschrieben wurde? Das geht nicht.
Also werden wir auch in Zukunft von Manstein, Beck usw und ihre Entwicklungen in unsere militärwissenschaftlichen Untersuchungen mit einzubeziehen haben. Werden wir von Seekts Ausbildungsanordnungen in Konsequenz des WK I, dass Mannschaft/UA/FA/OA unabhängig des Stands gemeinsam“beginnen“ wieder in unsere Diskussionen aufzunehmen haben ihn ihn „super“ zu finden. Und Truppenführungen wie die Küblers als militärhandwerklich unwürdig verwerfen.
Der deutsche Soldat muss denken können! Das hat unsere Geschichte gezeigt. Das ist es, was wir für die Bundeswehr zu Recht operationalisiert haben (Manche sagen: hatten.) als Tradition.
Zur Rede des stv. Kommodore: Auch mit seinen Äußerungen bzgl. Allgemeiner Dienstpflicht, u. ä. hat er alles Recht Deutschlands auf seiner Seite, eine solche Rede zu halten. Er erfüllt auch den Auftrag seines Dienstvorgesetzten adäquat.
Ich illustrierte an anderer Stelle bereits einmal, dass ich meinen Unteroffizieren und Offizieren auch zustand vor den Frauen und Männern zu äußern, dass sie ein anderes Vorgehen präferierten aber der Auftrag jetzt so rechtmäßig und verbindlich erteilt sei und ohne wenn und aber auszuführen ist.
Beim stv Kommodore gibt es kein wenn und aber. Darauf kommt es an.
@Voodoo und @Seaking
In Sachen „Emden“-Tradition hier ein kleiner Update wie die Marine mit diesem „Bordschmuck“ umgegamgen ist:
https://web.archive.org/web/20131203060258/http://fregatte-emden.de/ditunddat/eisernes-kreuz-an-royal-australian-navy.html
„Einst im Krieg bitter verfeindet, unterstrich diese Ehrerweisung nachdrücklich die heute guten und freundschaftlichen Verbindungen beider Marinen.“
Auch so kann man Einheits-/Verbandstraditionen zu einem versöhnlichen Abschluß bringen mit den ehemaligen „Feinden“, die ja im Falle Richthofen sich auch sehr ehrenhaft verhalten haben – aber Aussöhnung steht ja wohl nicht auf der Traditionsliste der traditionsbewußten, deutschen Jagdfliegerei.
Ich denke einmal, dass die Marine das Emden-EK-Teil von den Down-Unders nicht wieder zurück holen wird, falls es eine neue „Emden“ geben sollte ;-)
@Sachlicher
Sie werden ihrem Nickname gerecht, danke.
Wichtig in diesem Kontext ist der Rahmen der Rede (Funktion und Publikum), Abgrenzung persönliche Meinung und Linie des Dienstgebers.
Seine Meinung zur Aussetzung der Wehrpflicht war überflüssig aber eben seine Meinung.
Wie er vor Untergebenen die Position verkauft ist eine andere Sache.
Aber evtl ist genau das eines unserer Probleme. Man muss Entscheidungen tragen aber nicht teilen und warum können wir in der Bw nicht unterscheiden.
Es geht hier doch nicht um einen taktischen Auftrag.
@ TW: jetzt bitte ich mal den Anwurf von
@ xyz 4.7., 1:10 Uhr zu rüffeln.
Ich empfinde es als unerträglich und unehrlich, vom Kameradschaft ganz zu schweigen – Kinderstube? -, wenn ich auf diese diffus infame Art, versteckt hinter Alias ohne einen Hauch von Aufrichtigkeit und Geradlinigkeit diffamiert werde.
Nein, meinen Respekt – der grundsätzlich jedem gilt – hat „Herr xyz“ nun verspielt.
Sachargumente lese ich bei Ihnen übrigens gerade auch nicht, oder?
Zu Wolfram Wette nur so viel: er eine höchst verdienstvolle, wenngleich etwas sozialdemokratisch eingefärbte Biographie über den ersten demokratischen „Kriegsminister“ Gustav Noske verfasst. Ich kenne Wette gut und weiß, dass er für seine Grundüberzeugungen steht, für die er ein zäher Streiter ist. Das empfinde ich als charakterlichen Vorzug, wenn ich auch nicht immer seiner Meinung bin. Aber er kann „Diskurs“, das kann nicht jeder.
@ Klabautermann:
Herr Oberstlt Finke hat völlig recht, wenn er sagt, dass die „Richthofener“ längst selbst ein Teil der Geschichte der Bundeswehr/Luftwaffe und damit Teil der Tradition derselben geworden sind. Maßgeblich aufgebaut von Oberst Erich „Bubi“ Hartmann (ganz schlimmer Mann, hat mit 352 Flugzeugen mehr abgeschossen als jeder andere und es später überdies gewagt, seinen „Chef“ für die Beschaffung der F-104 zu kritisieren) trägt es einen Traditionsnamen, den man wohl durchaus als „exklusiv“ bezeichnen kann. Im Rheinland fragt man „wie kommt Kuhsch*** auf’s Dach?“ Hierauf gibt es verschiedene Antworten, die gängigste ist „sch*** egal, sie ist oben“. So sehe ich das hier sinngemäß auch. Dem Geschwader wurde vom seinerzeitigen Bundespräsident Lübke der Traditionsname „Richthofen“ verliehen und es ist kein Grund erkennbar, der es rechtfertigen würde, ihn abzuerkennen. Es ist dem Geschwader zu wünschen, dass ein ähnlicher Kotau wie seinerzeit beim JG 74 nicht wieder vorkommt – anderen Verbänden, die einen Traditionsnamen tragen, natürlich auch.
Vielleicht eine kleine Plaisanterie zum Schluss: Als Fähnr war ich im Rahmen eines OffzAnw-Austausches für eine Woche in Sandhurst, mit dabei ein Hörsaalleiter, der denselben Nachnamen trägt, wie das Geschwader. Er wurde von einem Briten gefragt, wieso er denn mit diesem Namen beim Heer und nicht bei der Luftwaffe sei, was er scherzhaft mit „seit wir Marine und Luftwaffe haben, hat Deutschland keinen Krieg mehr gewonnen!“ beantwortete. Dies führte, wie bei Briten zu erwarten, zu großer Heiterkeit – in der Bundeswehr des Jahres 2017 würde dies vermutlich betretenes Schweigen oder einen Anruf bei 0800/vonderleyen nach sich ziehen, aber es war ja in Sandhurst und ist schon länger als zehn Jahre her :-).
@Sachlicher
Stauffenberg und Co, dabei ist natürlich immer die Frage wann hat/darf sich das Militär über die Regierung/Staatsoberhaupt hinwegzusetzen.
Lee, Longstreet, Johnson, Washington, Arnold
Nelkenrevolution
@Klabautermann
AFAIK haben deutsche Flieger im WWII Alliierten Fliegern Geleit zur Notlandung gegeben.
@Klabautermann
Ihnen ist aber schon bewusst, dass das TaktLwG 71 bis 2016 noch dem TaktLwG 31 unterstellt war. Hätte man den Namen Richthofens, nicht mit dem Traditionsverständnis der BW für vereinbar gehalten, hätte man es sicher nicht unter diesem Namen nicht wieder als Taktische Luftwaffengeschwader aufgestellt. Außerdem wäre mir unbekannt, das eine Namensänderung der Kaserne in Wittmund angestrebt wird, im Gegensatz etwa zu der Kasernen in Rotenburg oder Appen.
@Klabautermann:
Mich deucht, Sie messen hier im Bezug auf die EMDEN mit zweierlei Mass. Wenn Sie analog zu Richthofen argumentieren, duerfte es keine neue EMDEN geben – fuer Sie waere das aber wie esscheint kein Problem.
1. Der Kommandant der EMDEN I war ein typischer Vertreter des preussischen Adels (nach heutigen Massstaeben also pfui) und nach dem Krieg Abgeordneter der DNVP (doppelt pfui). Ergo nicht traditionswuerdig, da er massgeblich mit dem Schiff und seiner Geschichte verbunden ist.
2. Doenitz war Kommandant der ENDEN III ! Wenn Sie in der Causa Richthofen mit HG „argumentieren“, dann darf dies hier nicht anders gewertet werden.
3. Von Januar bis März 1911 war der Kreuzer an der Niederschlagung des Aufstandes der Sokehs beteiligt. Nach heutiger Lesart ist der Umgang des Deutschen Reiches mit Aufstaenden in den Kolonien – na raten Sie mal…Pfui natuerlich.
All dies haelt Sie (scheinbar) und mich (definitv) aber nicht davon ab, die EMDEN als Vorbild im Sinne des selbst vom Feinde vergebenen Ehrennamen „Gentlemen of war“ zu sehen und dabei eben auch die ein oder andere Kirche im Dorf zu lassen.
Wie ich schon vorhin schrieb: Heilige wird man kaum finden, aber im Kontext der Zeit und Gesellschaft gibt/gab es Menschen, die herausragendes geleistet haben, was man auch wuerdigen duerfen sollte. Und da kann es durchaus sein, dass der Dalai Lama seinen Geschwistern als Kind mal den Lolli geklaut hat, aber das macht nichts, wenn man die Lebensleistung des Mannes bewertet.
@ klabautermann | 04. Juli 2017 – 13:23
„Manfred Wörner ? War das der, der sich bei Gen. Kießling auch geirrt hat ?
;-)“
Ihr Diskussionsbeitrag ist ein gutes Beispiel für die heute salonfähig gewordene ideologisch motivierte Verzerrung des Wirkens von Personen der Zeitgeschichte. So als Möchtegern- Robespierre den Stab über Menschen brechen, weil sie nicht gottgleich und unfehlbar waren, könnte glatt direkt aus dem Stab von Frau von der Leyen kommen. Sie sollten sich als Historiker für das Leyen-Team bewerben.
Oberstleutnant Gero Finke hat sich mit seiner Rede auf die richtige Seite der Geschichte gestellt, der Klabautermann stellt sich mit seinen Kommentaren auf die fasche Seite.
Wörner war ein exzellenter Pilot, Reserveoffizier, und Politiker, ein guter Verteidigungsminister von 1982 bis 1988. Anschließend war er bis 1994 ein guter und bislang einziger Deutscher auf dem Posten des Nato-Generalsekretärs bis zu seinem viel zu frühen Erkranken/Tod.
Aus gutem Grund hat Bundeskanzler Kohl das Rücktrittsgesuch von Wörner 1984 abgelehnt, als dieser Verantwortung für seine Fehler in der Kießling Affäre übernahm.
Wenn ich mir z.B. hier https://de.wikipedia.org/wiki/Manfred_W%C3%B6rner#Auszeichnungen ansehe, wie Wörner vor und nach seinem Tod ausgezeichnet und international gewürdigt wurde, dann scheint das Bild, dass Sie hier von Manfred Wörner zeichnen wollen, der Person nicht gerecht zu werden.
@ klabautermann
Genau, das war der Wörner, der dafür auch Verantwortung übernommen hat und im Gegenzug anschließend seinen Rücktritt anbot… ;-)
Die Sache „Emden“ ist gut und richtig, wäre damit nicht wirklich erledigt; denn schließlich wurde das Schmuckstück als Leihgabe übergeben, als das Schiff außer Dienst gestellt wurde. Ich bin mir sicher, dass die Marine sich nicht scheuen würde, irgendwann eine EMDEN VI aufzulegen, selbstverständlich mit nagelneuem EK unter der Brücke.
2017 noch von Aussöhnung zu sprechen, wirkt darüber hinaus etwas angestrengt, wenn selbst die Sun 1999 sinngemäß schon schrieb: „Luftwaffe – it is good to have them on our side this time.“ Ist ein büschen wie beim ollen Bob: „The Times They Are a-Changing“.
@ Heiner Möllers
Ich weiß nicht, finden Sie Wette tatsächlich noch „lesenswert“ (bitte ohne Spitze verstehen)? Seine Darstellung über den „deutschen Militarismus“ fand ich platt, da wir mittlerweile aus dem europäischen Kontext wissen, dass das Phänomen Militarismus sich Anfang des 20. Jahrhunderts nicht nur auf Preußen / das Deutsche (Kaiser-)Reich begrenzen lässt, sondern überall vorhanden war (als ein Stichwort: Kinderspielzeug und -kleidung vorm / im 1.WK).
Und gab es bei der „kritischen Militärgeschichte“ nicht auch einen Generationswechsel hin zu den Modern Military Studies? Neitzel liest sich nämlich grundsätzlich differenzierter und sachlicher, wie ich finde…
@klabautermann | 04. Juli 2017 – 13:52
Zitat: „Ich denke einmal, dass die Marine das Emden-EK-Teil von den Down-Unders nicht wieder zurück holen wird, falls es eine neue „Emden“ geben sollte ;-)“
Aber hoffentlich wird die Marine für die mögliche Korvette EMDEN ein neues „EK-Teil“ anfertigen und an der Brücke anbringen – und das Beiboot wieder AYESHA nennen.
Das an der EMDEN V war ja auch nicht das Original – dafür war’s denn doch ein bisschen groß….
@all
Es ist schon schwer genug, bei der – zeitaufwändigen – Moderation der Kommentare bei diesem Thema das rechte Maß zu finden. Und leider ist in jüngster Zeit die separation of warring parties by force massiv als Auftrag hinzugekommen.
Mit anderen Worten: Wenn jetzt nicht nur die Klagen kommen „warum wurde mein Kommentar gelöscht, aber der andere nicht“, sondern zusätzlich noch „warum wird der zur Ordnung gerufen, der aber nicht“, dann ist irgendwann ein Punkt erreicht, an dem ich sagen muss: Der einzige Weg, dass nicht ständig jemand mir falsches Verhalten vorwirft, ist die grundsätzliche Sperrung der Kommentarfunktion. Ich wäre dankbar, wenn es nicht so weit kommen müsste.
Und ehe jetzt wieder einzelne aufschreien: Das geht ohne Ansehen der Person in die ganze Runde.
Als ehemaliger Angehöriger der fast abgeschafften Gattung der Marineflieger kann ich ja froh sein, daß wir im 3. Reich keine Vorgänger hatten.
War alles die Luftwaffe schuld 🤔😎
Im Ernst…..
Jetzt steht also Richthofen zur Disposition; folgen wird wahrscheinlich sein Vorgesetzter und Lehrer Oswald Boelcke der Richthofen mag es verzeihen der eigentliche Entwickler moderner Luftkampftaktiken war. Und was passiert mit Johannes Steinhoff, Jagdflieger im 2. Weltkrieg und auch General der Bundesluftwaffe?
Dann wär da auch noch der tatsächlich beste Jagdflieger aller Zeiten Erich Hartmann. Sein Name bleibt verschont. Wahrscheinlich weil er in der Bundesluftwaffe in Ungnade fiel. Heute vielleicht sein Glück.
Alles schlechte Menschen? Oder einfach nur Menschen ihrer Zeit, erzogen und geformt in und von ihrer Zeit. Deshalb keine Vorbilder für Soldaten? Mut, Pflichterfüllung, Opferbereitschaft sind soldatische Tugenden in allen aktuellen und früheren Steitkräften aller Länder und sie sind nicht systemabhängig.
@Voodoo | 04. Juli 2017 – 15:20
Ausgerechnet Wette war es u.a., der auch die verschiedenen Militarismen in Europa herausgearbeitet hat.
Selbst wenn er „nur“ den preußisch-deutschen Militarismus als Untersuchungsgegenstand bearbeitet hätte, verstehe ich nicht, inwiefern Sie seine Lektüre „platt“ finden.
Welche Schrift von Neitzel zum Thema Militarismus empfehlen Sie denn?
@klabautermann
…wieder nicht einig.
Nein, das „orginal“ EK der EMDEN V hätte mit Schiffsnamen in die Wehrhistorische Sammlung an die „Burg“ gehört. Eine Kopie wäre für die Australische Marine gut genug gewesen. Fehler des damaligen Inspekteur Adm Schimpf…
@SEAKING
Ggf hätte sich sogar ein Handel mit den Aussis angeboten:
Der einzig erhaltene A7V (der von 1917 [!]) steht im australischen Armeemuseum in CANBERRA, seine Kopie als Nachbau im Deutschen Panzermuseum Munster.
Der Nachbau ist der Kooperation AUS – BMVg- DEU Panzer bauende Industrie – Stadt Munster- PzTrS zu verdanken.
@ JPG
„Platt“ in dem Sinne, dass für Wette alles „preußisch-einmalig“ schlimm und prototypisch ist und sein Zirkelschluss in die frühe Bundesrepublik für mich dann doch arg bemüht wirkt. Und ernsthafte Frage, wo hat Wette denn die verschiedenen Militarismen in Europa herausgearbeitet? Ich kenne lediglich seinen Vergleich mit FRA, der zudem eigentlich nur einer Untermauerung seiner Thesen in Bezug auf Preußen dient. Er schreibt dazu auf S.21 in „Militarismus in Deutschland“ (Fischer 2011):
Das war 2008 und seitdem hat Wette das Thema m.W. nicht mehr aufgemacht.
Darüber hinaus habe ich Neitzel stellvertretend für die Trendwende zu den Modern Military Studies aufgeführt – ggf. möchten Sie bei Interesse einfach die Interviews der vergangenen Monate bemühen, um einen Eindruck zu gewinnen. Die sind allerdings weniger zum Thema „Militarismus“, denn das ist in den letzten Jahren etwas aus der Mode gekommen, wie mir scheint.
Ich schlage vor, diesen Faden trotzdem nicht weiter auszurollen, da @T.W. mit Sicherheit keine Lust auf einen wie auch immer gearteten „Historikerstreit 2.0“ hätte.
Wenn wir dem Zeitgeist nachgeben und nach dem „perfekten Heiligen“ suchen, dann sind wir zwar sicherlich „typisch deutsch“, aber weder menschlich noch realistisch.
Wir würden damit auch nicht den Eigenheiten des Soldatenberufs gerecht!
Niemand kann im „Nebel des Krieges“ operativ immer alles richtig machen. Niemand kann auf dem schmalen Grat zwischen dynamischer Führung und fürsorglichem Verhalten immer und in jeder Situation die richtige Tonlage treffen. Kein militärischer Führer (er recht nicht mit mit steigender Verantwortung) kann immer genau die richtige und von allen Seiten anerkannte Position im Paradox von kritischer Loyalität einnehmen.
Die entscheidende Frage ist nicht „Ist jemand das „perfekte“ Vorbild?“ (denn einen solchen Heiligen gibt es nicht in einer Armee), die Frage ist vielmehr „Ist er bei Würdigung seines ganzen Lebens und unter Berücksichtigung der geschichtlichen Rahmenbedingungen überwiegend oder zumindest teilweise/eingeschränkt als Vorbild geeignet?“.
Natürlich gibt es „kill-Kriterien“! Ein Verbrecher bleibt ein Verbrecher, bleibt ein Verbrecher, bleibt ein Verbrecher und ist niemals als Vorbild geeignet. Aber jenseits dieses Extrems gibt es doch sehr viele „Grautöne“…
@Koffer
Von @csThor schon mal im Nachbarfaden eingestellt:
„… An academic environment less military (or—Vagts—militaristic) could scarcely have been imagined. Our hosts talked little of current military matters or of military history, not excluding their county’s pre-Nazi military legacies. They seemed ignorant of such military heroes as Moltke, Blücher, Von Schlieffen (as they were ignorant of Mendelssohn, Schubert, and Schumann). …“ – Bezug auf Uni BW-München -.
Worauf ich hinaus will, „Militärische HELDEN: Moltke, Blücher von Schlieffen“, die Herren Offizierstudenten dürften nicht nur ignorant gewesen sein (in den U.S.-Augen) sondern wohl auch unwissend.
Allein schon eine Übersetzung als HELD (…such military heroes …) mit Bezug zu bezeichneten Offizieren führt in der DEU gymnasialen Oberstufe sicherlich zur „Übersetzung als Kriegstreiber“ bestenfalls unverbesserlich deutschnational.
Und, werden „Grundzüge der Deutschen Militärgeschichte“ 1648 bis heute an der OSH an der FüAk gelehrt, gern auch hinterfragt? Kennt unser Führer-Unterführernachwuchs herausragende Vorbilder, ebenengerecht, innerhalb seiner TrGtg?
Meine insgesamt 7 Auslandsjahre haben mir gezeigt, Alliierte kennen unseren „Moltke, Blücher, von Schlieffen“ etc. und auch die Vordenker /Vormacher der Panzerei. Ich musste mich das eine oder andere Mal sehr zusammenreißen, bei historischem small talk „by the way …Guderian …“. Vorteil alliierter Gesprächspartner, politische Scheuklappen, die eine Relativität amorpher bürgerlicher Strukturen abbilden zu müssen glaubt, sind unbekannt.
Das (perfekte) Vorbild, gern menschelnd-fehlerbehaftet, dessen der Soldaten als militärisches Vorbild dringend bedarf, hat ein im Kampf bewährtes zu sein. Dergleichen lässt sich bis auf weiteres nicht finden. Denken in diesen Kategorien stellt keine Kriterium der Offizierausbildung dar, sämtliche gesellschaftlichen Vorbedingungen fehlen.
Klaus-Peter Kaikowsky | 04. Juli 2017 – 19:35:
“ … Das (perfekte) Vorbild, gern menschelnd-fehlerbehaftet, dessen der Soldaten als militärisches Vorbild dringend bedarf, hat ein im Kampf bewährtes zu sein. Dergleichen lässt sich bis auf weiteres nicht finden. Denken in diesen Kategorien stellt keine Kriterium der Offizierausbildung dar, sämtliche gesellschaftlichen Vorbedingungen fehlen.“
Werter Kamerad, Sie bringen es auf den Punkt.
Hans Schommer
Ich melde mich das erste Mal zu Wort.
Die Dikussion zur Rede von Oberstleutnant Gero Finke ist schon weit fortgeschritten. Ich möchte daher nur auf den Ursprung, den Redner selbst und seine Rede zurückkommen.
Ich empfinde es als motivierend und beispielgend, dass sich ein aktiver Soldat in der jetzigen Debatte mit einer klaren Aussage öffentlich positioniert. Über den Inhalt können dann Zuhörer und Leser ausgibieg debattieren, wie hier in der Diskussion.
Wir sollten aber im Blick behalten, dass sich hier ein Soldat zu Wort gemeldet hat, der in Führungsverantwortung steht. Der dem Auftrag seines Inspekteurs folgend unmissverständlich klarstellt, warum aus seiner Sicht Richthofen sehrwohl traditionsfähig ist. Dies zeugt von Haltung und Führungsvreantwortung, von Aufrichtigkeit und Gewissen.
Warum habe ich es gewagt oben „beispielgend“ zu verweden: weil ich überzeugt bin, das die öffentliche Rede von Oberstleutnant Gero Finke gerade uns aktive Soldatinnen und Soldaten ermuntern sollte, als mündige Bürger in Uniform, insbesondere in Führungsverantwortung, eine Positon – eine Haltung – zu beziehen. Dies war in den vergangenen Wochen öffentlich von Soldatinnen und Soladaten nicht oft zu vernehemen. Punktuell, mehr im Stillen: wie bei dem nur wenig wahrgenommenen Übergabeappell der SKB am 30.06.2017. Da hat ein Inspepteur sinngemäß festgestellt: „bei meinen zahlreichen Diesntaufsichtsbesuchen bei … habe ich kein Haltungs- und Führungsproblem festgestellt.“
Also: Ich – Schmitz – persönlich empfinde Hochachtung vor Oberstleutnant Gero Finke und seiner öffentlichen Rede. Sie zeugt meiner Überzeugung nach vom Handeln entsprechend des eigenen Gewissens, von Haltung und Führungsverantwortung jenseits von Wohlgefallen und persönlichem Fortkommen.
@kpk
Was haben Ihnen den ihre ausländischen Counterparts wahlweise über japanische Generäle oder am Battle of Britain Day erzählt…geschweige denn dann wenn sie ihre rote Mohnblumr getragen haben?
Oder über die Art , wie die von Ihnen benannten Generale im Osten einen Vernichtungskrieg ohne jegliche Rücksicht auf das Kriegsvölkerrecht geführt haben?
Ich habe die Diskussion um Tradition in der BW nun über mehrere Threads hin verfolgt und mich meistens aus der Diskussion rausgelassen. Oft werden historische Bogen geschlagen die leider stark vereinfacht sind und, leider, sich deswegen auch oft verharmlosend lesen (obgleich man bei den meisten solchen Beiträgen herauslesen kann dass dies keine Absicht ist). Geschichte ist nie einfach und schon gar nicht die jüngere Deutsche. Insbesondere in der BW und mit Hinsicht auf Tradition ist das ein Problem und war es auch immer ein Problem (mal mehr mal weniger akut).
Was ich aber aus den ganzen Diskussionen in mehreren Threads mitgenommen habe ist dass man hier auf AGA eigentlich die gelebte Tradition der BW sieht. Damit meine ich eine neubegründete Tradition. Hier wird kontrovers darüber diskutiert was in der deutschen militärischen Geschichte ‚mitgenommen‘ werden kann und in wie weit. Aber eigentlich niemand folgt hier blind historischen Figuren, Vorgängern oder vermeintlichen Vorbildern.
Wenn man den Blick mal auf andere Streitkräfte in Europa und der westlichen Welt, aber auch global wirft, dann wird man feststellen dass es derlei kritische Auseinandersetzungen mit der eigenen militärischen Geschichte kaum gibt. Für Deutschland ist das natürlich nicht nur auf die BW begrenzt, sondern erstreckt sich auf alle gesellschaftlichen Bereiche und auf die gesamte jüngere Gesicht, nicht nur die militärische. Aber wie gesagt, ich sehe in dieser kritischen Auseinandersetzung eine Stärke und eigentlich auch die Begründung einer eigenen Tradition. Man müsste halt nur Stolz darauf sein, dass man Richthofen und das gleichnamige Geschwader super toll findet sondern auch um die negativen Seiten weiß.
Viele sehen leider darin eine Schwäche – etwas das ich persönlich nicht nachvollziehen kann. Ich glaube das ein Selbstverständnis das auch auf kritischem hinterfragen beruht anstatt einer umhinterfragten Hurra-Attitüde ist ein ganz großes Plus. Bzw. das kann es sein wenn man das wirklich auch als positiv erachtet und es entsprechend auslebt. Um mal die organisation BW anthropomorph zu betrachten – wen respektiert man mehr und wem traut man mehr zu? Jemanden der sich selbst auch kritisch hinterfragt, um seine schwächen und seine Vergangenheit weiß oder jemand der sich uneingeschränkt super geil findet in dem was er macht und gemacht hat? Sowohl privat als auch beruflich würde ich immer ersteres vorziehen. Staatsbürger in Uniform und eine BW die Selbstbewusstsein aus einem kritischen Selbstverständnis herausziehen finde ich keine schlechte Tradition auf die man aufbauen kann. Das heißt man vergisst oder gar verdrängt alles, aber auch keine uneingeschränkte Heldenverehrung.
Meine zwei cent
@ Klaus-Peter Kaikowsky | 04. Juli 2017 – 16:42
„Der einzig erhaltene A7V (der von 1917 [!]) steht im australischen Armeemuseum in CANBERRA, seine Kopie als Nachbau im Deutschen Panzermuseum Munster.“
Von der Albatros D.V habe ich persönlich mehrere Replikate und mindestens ein Original schon gesehen und war noch nicht in Munster oder Canberra.
Eine Originale Albatros des Typs D.Va „Stropp“ kann man in Smithsonian National Air und Space Museum bewundern.
https://airandspace.si.edu/collection-objects/albatros-dva
@tt.kreischwurst
Eine der schönsten und ehrenvollsten Traditionen der Bw-Soldaten im Vergleich zu Soldaten anderer Nationen, die kritische Distanz zur Verherrlichung von Personen und Geschichte.
Sie haben es sehr gut beschrieben, danke.
Respekt, Anerkennung für gute Leistung und Stolz auf die eigene.
Jedoch der Versuch von auslöschen der Historie wie an der OSLw mit der Umbennenung der Straße nimmt eine Chance sich an ihr zu reiben.
@tt.kreischwurst | 04. Juli 2017 – 22:32
Guter Kommentar.
@ll
Selbstverständnis eines „Staatsbürgers-in-Uniform“ 2017 mit der Verantwortung Kriegswaffen handwerklich perfekt und ethisch korrekt einsetzen zu können……..das ist doch hier die „Gretchenfrage“.
Nun stellt sich also 2017 ein vorgesetzter Jagdflieger vor seine Jagdfliegerkameraden und sagt (sinngemäß). Kameraden, von Richthofen ist für uns immer noch handwerklich und ethisch ein Vorbild.
Kommen wir zunächst zu einem Vergleich des Handwerkszeuges:
Das ist ein Bild der Fokker Dr. I des kaiserlichen Reichsbürgers-in-Uniform M.v. Richthofen 1918:
https://de.wikipedia.org/wiki/Manfred_von_Richthofen#/media/File:Fokker_DR_1_ILA_2004.jpg
Das ist ein Bild des Eurofighter:
https://de.wikipedia.org/wiki/Eurofighter_Typhoon#/media/File:German_eurofighter.JPG
Nun ja, die Bilder sprechen wohl für sich selbst, , also kommen wir zum Ethos des Roten Baron. Zitat aus seiner Biographie:
“
Lothar ein »Schießer« und nicht ein Weidmann
Mein Vater macht einen Unterschied zwischen einem Jäger (Weidmann) und einem Schießer, dem es nur Spaß macht, zu schießen. Wenn ich einen Engländer abgeschossen habe, so ist meine Jagdpassion für die nächste Viertelstunde beruhigt. Ich bringe es also nicht fertig, zwei Engländer unmittelbar hintereinander abzuschießen. Fällt der eine herunter, so habe ich das unbedingte Gefühl der Befriedigung. Erst sehr, sehr viel später habe ich mich dazu überwunden und mich zum Schießer ausgebildet…………
“
Das ist also der Ethos eines „Weidmann und Schießer“, der als Vorbild für Eurofighter-Piloten gelten soll ?
Wie kommt es eigentlich dazu, dass keiner in der Truppe aufsteht und einem Vorgesetzten, der Reden im Sinne von „Vorwärts, zurück in die Vergangenheit“ hält, schlicht und einfach sagt „Bei so viel durchgeknallten, rückwärts orientierten Pathos, muß ich einfach den Mund aufmachen oder sogar Meutern.“
Wie kann ich denn einem Eurofighter Piloten überzeugend klar machen, dass
Handwerkszeug und Ethos eines vor 99 Jahren gefallenen Reichsbürgers-in-Uniform im Jahre des Herrn 2017 immer noch ein valides Vorbild für seinen handwerklich perfekten und ethisch korrekten Einsatz als Staatsbürger-in-Uniform ist ?
Wer keinen „Plan“ für die Zukunft hat, der wird natürlich immer versuchen, den Blick des „Re-Publikums“ auf die Vergangenheit zu lenken – je weiter weg, um so besser, denn da behindert der Nebel von Mythen und Legenden den sharfen, kritischen Blick der „Zielgruppe“ und lenkt von der eigenen Planlosigkeit ab.
Die Rede von OTL Finke liegt eindeutig im politisch korrekten und rechtlich zulässigen Rahmen, daran besteht kein Zweifel.
However, man sollte auch erkennen, wo in diesem Rahmen sie „politik-navigatorisch“ zu verorten ist.
Richthofen kann man durchaus als mahnendes Beispiel dafür nehmen, dass junge Männer mit all ihrer jugendlichen Verliebheit in Technik und genetischer Prägung als „Jäger“ ohne Selbstreflexion sehr schnell Gefahr laufen, mit der Kriegswaffe in der Hand mißbraucht zu werden durch political Lords&Masters, die Krieg, neudeutsch: Einsatz, als Selbstzweck, Daseinsberechtigung und soldatisches Alleinstellungsmerkmal propagieren. „Vom Einsatz her denken“ bedeutet für solche Protagonisten „Vom Krieg her denken.“
Der ewige deutsche Soldat und die ewigen deutschen (Ver)Führer – eine unendliche Geschichte, wenn man sie unkritisch und unreflektiert sich selber weiter spinnen läßt.
Nun ja, die gut brüllenden Löwen wie OTL Finke sollten wissen, dass das Schweigen der Lämmer nicht unbedingt Zustimmung zum Inhalt ihres Gebrülls bedeutet.
Aber ich stehe ja auf der „falschen Seite der Geschichte“ – stimmt, ich blicke mittlerweile in die Zukunft und nicht in die „ferne“ Vergangenheit, denn die hat mir als „Staatsbürger-in-Uniform“ a.D. nun ganz und gar nichts mehr zu bieten für meinen Restlebensweg. Und imho den jungen, aktiven Staatsbürgern schon gar nicht, weder denen in Uniform, noch denen, die sich mit dem Gedanken tragen, die Uniform für ein paar Jahre anzuziehen.
Just my 2 cents.
Mit den öffentlichen Reden und Positionierungen zum Ursula von der Leyen-Skandal( Vorwurf „Haltungs-Problem“) von inzwischen vier Stabsoffizieren(Finke, Wüstner, OTL Mil-Geo, und Bohnert)ist deutliche Kritik an dem „Verhalten“ der Verteidigungsministerin artikuliert worden. Von der aktiven Generalität der Bundeswehr ist dagegen kaum etwas zu hören.
Aber auch aus dem politischen Raum heraus wird die „Inhaberin der Befehls-und Kommandogewalt“ deutlich kritisiert. Die Kritik reicht vom Kanzlerkandidaten Schulz (Ministerin lässt „die ihr anvertrauten Soldaten im Stich“) bis hin zu der Soldatenvereinigung Damstädter Signal („Niemand traut sich mehr, Verantwortung zu übernehmen“, Cicero).
Die Rede von Oberstleutnant Finke anlässlich des 99. Todestages des Jagdfliegers Manfred von Richthofen zeugt von bemerkenswerter Zivilcourage und einem in der freiheitlichen Grundordnung dieses Staates ruhendes soldatisches Selbstbewusstsein. Meinen größten Respekt, Herr Oberstleutnant Finke!
Von der Generalität aus dem Ruhestand sind zwei Stimmen unüberhörbar. General a.D. Hansen fordert bei der Überarbeitung des Traditionserlasses ein „Bottom-up-Ansatz“ und nach Traditionslinien, die Richtpunkte für Mut, Tapferkeit und kameradschaftliches Eintreten angesichts der Gefahren für Leib und Leben enthalten.
Und auch Generalmajor a.D. Trull sagt: „Der Kämpfer von morgen braucht den Kämpfer von gestern“. In diesen Zusammenhang sein nochmals auf die Verteidigungspolitischen Richtlinien hingewiesen. Dort fordert die Bundeswehr: „Die Befähigung zum Kampf als höchster Anspruch an Personal, Material und Ausbildung ist der Maßstab für die Einsatzbereitschaft.“
Wenn dieser Grundsatz weiter gilt, dann ist den Generalen Hansen und Trull uneingeschränkt zuzustimmen, wenn sie Traditionslinien fordern, die die Bewährung im Kampf enthalten.
Und täglich grüßt das sophistische Murmeltier ;-)
„Die Befähigung zum Kampf als höchster Anspruch an Personal…..“ legitimiert also „die Bewährung im Kampf“ als allgemeingültige Traditionsgrundlage für alle Soldaten der BW. ? Und da ist er wieder: der Zirkelschluß der Murmeltiere in Flecktarn: „Train as U fight, and ……“
Welch zukunftsweisende „konzeptionelle“ Ableitung/SARC
@Klabautermann
„Erst sehr, sehr viel später habe ich mich dazu überwunden und mich zum Schießer ausgebildet…………“
Das zeigt eine Fähigkeit zur Reflexion. Und vielleicht war diese Überwindung ja angesichts des Kräfteverhältnisses von 1:3 in der Luft an der Westfront nötig?
Und zur ganzheitlichen Betrachtung Richthofens: „Mir ist nach jedem Luftkampf erbärmlich zumute. Wenn ich meinen Fuß auf dem Flugplatz wieder auf den Boden gesetzt habe, dann mache ich, dass ich in meine vier Wände komme, will niemand sehen und von nichts hören. Ich glaube, so ist es wirklich, es ist nicht so, wie die Leute in der Heimat sich das vorstellen, mit Hurra und Gebrüll, es ist viel ernster, verbissener.“
Nachzulesen bei
http://www.spiegel.de/panorama/zeitgeschichte/jagdflieger-manfred-von-richthofen-kratzer-am-mythos-des-roten-barons-a-507182-3.html.
Ich empfehle den ganzen Artikel.
Krieg ist kein (Jagd-)Sport und keine Spaßveranstaltung, kann aber nötig sein. Wenn ich nicht so denken würde, wäre ich kein Soldat. Und „Helden“, die reflektieren können wie Richthofen, taugen als Vorbilder.
Passend zu dem Chaos das hier derzeit herrscht:
Laut der Kreiszeitung Rotenburg hat von der Leyen die mehrfach eingeholte Zusicherung zurückgezogen, dass das BMVg das Votum der Lokalpolitik und der vor Ort stationierten Soldaten für die Lent-Kaserne akzeptieren wird. Soldaten und Politik haben sich, abgesehen von den üblichen Verdächtigen, mit großer Mehrheit für den Namen ausgesprochen.
Artikel steht auch online auf Kreiszeitung.de
@ klabautermann
Mal ketzterisch nachgefragt: Warum nicht? Geht es nicht auch um diesen Aspekt, wenn man sich letztlich für diesen Beruf entscheidet? Und glauben Sie, Memoiren von Ball, McCudden et al würden sich anders lesen (abgesehen von der Vervollständigung von @Mike – 11:54)? Daraus nun den Schluss zu ziehen, der Nachwuchs ist von Demagogen gefährdet, halte ich für arg bemüht. Da haben wir ganz andere, dringendere Probleme, z.B. den Verlust der Strahlkraft der Demokratie etc.
Ich mag ihre Nörgelei, ehrlich, aber so langsam zeigt sich eines sehr deutlich: Ihre Generation hat nicht gekämpft (ok, „Kämpfen können, um nicht kämpfen zu müssen!“ hört sich rückblickend betrachtet natürlich gut an), meine leider sehr wohl und zwar Seite an Seite mit den Gegnern von einst. Das scheint Ihnen zu abstrakt oder zu primitiv zu sein, bin mir nicht ganz sicher. Jedoch sehe ich, dass Sie mittlerweile arg weit weg von „der Truppe“ sind, lieber klabautermann… Mit Respekt: Genießen Sie daher lieber den wohl(v)erdienten Unruhestand, Grandpa ;-)
Als aktiver Reservist ( „Richthofener“ ) lese ich dieses alles mit Erschrecken. Gestern Abend diskutierten wir die Sache bei einem größeren Reservisten-Treffen (alle Waffengattungen und Dienstgrade bis zum Oberst) sehr ausführlich. Es ist einfach unglaublich, wie man mit einem Oberstleutnant Finke umgeht. Der verursachende General sollte sich schämen! Ohne seine Äußerung wäre niemanden etwas aufgefallen, was denn auch?? Wir alle stehen geschlossen hinter Oberstleutnant Finke und seiner Handlungsweise, weil er ganz sicher mit besten ehrlichen Absichten gehandelt hat.
Mike | 05. Juli 2017 – 11:54
Na ja, wenn sie meinen.
Im übrigen habe ich die Biographie von M.v.R. von Vorne bis Hinten mehrmals gelesen und mir meinen eigenen Kopf gemacht.
However, Helden, die reflektieren können, taugen imho nur als generelle Vorbilder für die BW, wenn sie die richtigen Schlüsse aus ihrer Selbstreflexion ziehen. Wenn also das Ergebnis dieser Reflexion die Mutation vom Weidmann zum Schießer ist, dann sollten sie sich nicht wundern, dass der Bundestag den neuzeitlichen Jägern der Lüfte und des Waldes, die den Helden M.v.R. als soldatisches Vorbild betrachten und „anpreisen, keine präzisionsbewaffnungsfähigen „Jagd“-Drohnen politisch-unkonditioniert in die „Weidmannshände“ legen wird/SARC
Immer schön den großen, aktuellen politischen Kontext beachten ;-)
@KOL | 05. Juli 2017 – 13:43
Keiner hat hier den Stab über OTL Finke gebrochen – auch ich nicht. Aber wenn sie für ihn noch eine Lanze brechen wollen, bitte sehr ;-)
@Mike
Noch eine kleine Ergänzung zu Selbstreflexion und von Richthofen:
„…..US-amerikanische Neuropsychologen vermuten, dass Richthofen aufgrund der am 6. Juli 1917 erlittenen Kopfverletzung ein posttraumatisches Syndrom erlitten hatte. Gegen ärztlichen Rat war er schon nach 40 Krankheitstagen wieder im Einsatz. Die Schädigung des vorderen Hirnlappens habe ein „fixierendes Verhalten“ bewirkt, welches dazu geführt haben könnte, dass der „Jäger“ entgegen seiner eigenen früheren Verhaltensregel nicht von seiner „Beute“ gelassen habe, obwohl diese schon tief hinter die eigene Front geflohen war….“ (Wiki)
(Ja, ich weiß, Wiki ist Kacka ;-))
M.v.R. ist eben für mich ein tragischer „Held“, aber eben kein vorbildlicher; das muß jeder Soldat für sich selbst entscheiden, wie er das sieht, ganz besonders dann, wenn ein Vorgesetzter ihm im Rahmen von Traditionspflege ein solches Vorbild „andient“.
Nur darauf kommt es mir an. Immer die Reflexe reflektieren, ganz besonders die eigenen. Was sich dann als gut und richtig erweist, behalten – um einmal einen ehemaligen BuPrä zu paraphrasieren.
@Voodoo | 05. Juli 2017 – 13:12
Tja, aus einer gewissen Hochsitz-Distanz hat das erfahrene Auge manchmal einen besseren Überblick als der durch das Gestrüpp pirschende Jäger ;-)
[Wenn ihr schon alle diese Jagd-Analogien gebrauchen wollt… dann bitte auch die fachlich korrekte Schreibweise Waidmann. Sonst denken doch alle an den Bundesbankpräsidenten. Aber ich glaube, diese Analogien haben wir jetzt durch? T.W.]
Nach allem, was ich über MvR gelesen habe, war er gerade NICHT der klischeemäßige naive junge Kämpfer, von der Führung als Propagandafigur mißbraucht und ahnungslos gefallen. Solche Flieger gab es auf allen Seiten (Voß, Ball, Udet etc..) aber Richthofen gehörte definitiv nicht dazu.
Im Gegenteil, Richthofen war sich des Vorteils seines Ruhmes stehts bewußt und setze ihn oft ein, um für seine Staffel oder später Geschwader Vorteile zu erziehlen, oft durch Aktionen wie
Die Verklärung der Jagdfliegerei im 1. Weltkrieg als „ritterlicher Zweikampf“ begann auch erst nach dessen Ende. Richthofen war sich stehts bewußt, daß die Jagdfliegerei letztlich einem Zwecke am Boden, der Verhinderung der Luftaufklärung durch die Entente und damit des Schutzes der Front und rückwärtigen Gebiete vor Artilleriebeschuss und Bodenoffensiven hatte.
Dank seines Status als Flieger mit den meisten Abschüssen sieht man eben immer nur den Piloten Richthofen und nicht den Anführer und Organisator Richthofen.
Er war vielmehr ein junger Offizier der sehr früh in eine heute undenkbare Pionierrolle (als Anführer der ersten organisierten Luftverteidigung überhaupt) hereinwachsen mußte und dies erstaunlich gut vermochte.
@ Klabautermann
Welchen Jagdflieger halten sie als Namensgeber für ein Geschwader der Luftwaffe verwendbar?
Ich frage dies, da mir, durch ihre Kommentare, die Vermutung kommt, dass sie generell eine negative Einstellung zu Jagdfliegern, deren Einstellung, deren Traditionsbewusstesein und deren Verbände haben.
Auch entnehme ich ihren Kommentaren, dass sie kein Experte der vergangenen oder modernen Jagdfliegerei sind, da sie die geschriebenen Worte von M.v.R. weder in den fliegerisch-taktischen Zeitgeist einordnen können noch die Parallelen zu einem Eurofighter Piloten der heutigen Zeit erkennen.
Ein Jagdflieger hat den Auftrag gegnerische Flugzeuge abzuschießen! Das ist heute durch komplexere Szenarien und mehr Regeln wesentlich komplizierter als damals aber im Grunde in der Sache unverändert. Ein M.v.R. hat dieses taktische Handwerk damals gelernt. mit entwickelt und wesentlich verbessert. Er hat seine Auftrag sehr gut erfüllt und für seine Kameraden und Generationen nach ihm wertvolle Erfahrungen hinterlassen. Sich an den Gegner von hinten (oder aus der Überhöhung „anzuschleichen“ war damals, wie auch heute, taktisch sehr klug). Sich die schwachen Gegner herauszusuchen ist auch sehr smart, wobei es heutzutage ja kaum Gegner gibt und ‚man daher gerne alles annimmt, was sich darbietet‘.
Und damit komme ich zu ihrer Annahme, dass man einem heutigen Jagdflieger, der den Pathos eines M.v.R. ehrt, kein Jagdflugzeug im Format eines Eurofighters zumuten kann, da der ja, wie Richthofen damals auch, alles nieder schiesst was ihm vor die Rohre kommt. (Falls ich ihre Zeilen missverstanden habe, bitte ich um Verzeihung und Korrektur.)
Sie suggerieren, dass es der Jagdflieger von heute nicht versteht Richthofen und die moderne Jagdfliegerei richtig einzuordnen. Das ist erstmal eine sehr allgemeine Beschuldigung an alle Eurofighterpiloten der Luftwaffe. Ich kann ihnen versichern, dass die Eurofighterpiloten der Luftwaffe hochproffesionelle, sehr gut ausgebildete, gebildete Männer und Frauen sind, die sich in der Geschichte der Jagdfliegerei sowie ihrer taktischen Anwendung, im Gegensatz zu ihnen, sehr gut auskennen. Bis zu einem gewissen Dienstgrad oder einer gewissen Führungsfunktion sind sie allerdings Jagdflieger. Falls es zu einem Einsatz kommt sind sie damit beschäftigt ihren Auftrag zu erfüllen und zu überleben. Da nützt es wenig, wenn sie ich intensiv mit der Geschichte der deutschen Streitkräfte, deren Missbrauch und Rechtskunde auseinandergesetzt haben. Die Lehren von M.v.R. sind hier etwas nützlicher und die Figur eines M.v.R. ist etwas besser geeignet, um den nächsten Tag zu bewältigen als, z.B. Theodor Blank.
Und damit wieder zurück zum Thema.
Die Bundswehr braucht geeignete Vorbilder, mit denen sich die taktische Ebene identifizieren kann, wenn von ihnen erwartet wird Leib und Leben aufs Spiel zu setzen. Nicht alle sind geeignet, da stimme ich zu. Aber ein Manfred von Richthofen ist dazu sehr gut geeignet.
Aber dem stimmen sie nicht zu, daher nochmal meine Frage an sie. Wen halten sie für geeignet?
Danke.
Dorian Fritsch
Jagdflieger a.D.
@Politikverdruss
Danke, Sie haben meine vollste Zustimmung, bemerkenswert auch in diesem Zusammenhang die Rede von Generalmajor Trull 2005 zur Übergabe der 14. PzGrenDiv.
„Von der Generalität aus dem Ruhestand sind zwei Stimmen unüberhörbar. General a.D. Hansen fordert bei der Überarbeitung des Traditionserlasses ein „Bottom-up-Ansatz“ und nach Traditionslinien, die Richtpunkte für Mut, Tapferkeit und kameradschaftliches Eintreten angesichts der Gefahren für Leib und Leben enthalten.
Und auch Generalmajor a.D. Trull sagt: „Der Kämpfer von morgen braucht den Kämpfer von gestern“. In diesen Zusammenhang sein nochmals auf die Verteidigungspolitischen Richtlinien hingewiesen. Dort fordert die Bundeswehr: „Die Befähigung zum Kampf als höchster Anspruch an Personal, Material und Ausbildung ist der Maßstab für die Einsatzbereitschaft.“
Wenn dieser Grundsatz weiter gilt, dann ist den Generalen Hansen und Trull uneingeschränkt zuzustimmen, wenn sie Traditionslinien fordern, die die Bewährung im Kampf enthalten.“
Wenn der militärische Kampf zum Wesenskern von Streitkräften gehört, und die Verteidigungspolitischen Richtlinien (VPR) stellen das heraus („Kampf höchster Anspruch“), dann ist dies sicherlich auch bei der Überarbeitung des Traditionserlasses zu berücksichtigen.
„Die VPR legen Grundsätze für die Gestaltung der Verteidigungspolitik fest, bestimmen den Auftrag der Bundeswehr, gewichten deren Aufgaben und machen Vorgaben für die Fähigkeiten der Streitkräfte der Zukunft.“
Gibt es nachvollziehbare Gründe dafür, dass bei Überlegungen zu neuen Traditionslinien, z.B. der Kampftruppen des Heeres oder der Jagdflieger der Luftwaffe, der „Kampf als höchster Anspruch“ ausgeklammert werden sollte? Mir fallen keine ein!
Warum muss ich mir hier Sophismus vorwerfen lassen? Weil es immer noch „ewig Gestrige“ gibt, die in ihrer Welt von „kämpfen können, um nicht kämpfen zu müssen“ leben?
Was will man der jüngeren Soldaten-Generation aufbürden? Die haben in Afghanistan gekämpft und fordern nun Traditionslinien, aus denen sich für diese „höchst anspruchsvolle“ Aufgabe Kraft schöpfen lässt. Ist das zu viel verlangt?
klabautermann | 05. Juli 2017 – 13:53
„Wenn also das Ergebnis dieser Reflexion die Mutation vom Weidmann zum Schießer ist, dann sollten sie sich nicht wundern, dass der Bundestag den neuzeitlichen Jägern der Lüfte und des Waldes, die den Helden M.v.R. als soldatisches Vorbild betrachten und „anpreisen, keine präzisionsbewaffnungsfähigen „Jagd“-Drohnen politisch-unkonditioniert in die „Weidmannshände“ legen wird/SARC“
Ich bin mir sicher, dass die Infanteristen, die eine bewaffnete HERON über sich als Überwachung wissen, eher bevorzugen, dass ein „Schießer“ der Bediener ist.
Wir reden ja in allen Fällen von legitimen militärischen Zielen. Einzustellen, weil „ein Abschuss am Tag reicht“ kann da wohl kaum das Ziel sein.
Schauen Sie von Ihrem Hochsitz doch einfach auf die See hinaus, und lassen Luft und Land in Ruhe. Zum Beispiel könnten Sie sich Gedanken um Zitate von Gorch Fock auf Webseiten machen, die Sie verlinken. Der hat seine Unschuld schließlich auch verloren, oder nicht? So vom Murmeltier zum Kuchenvernichtunstrupp…
Für mich geht Herr Finke in seiner Rede einen langen Weg um dann an der falschen Stelle herauszukommen:
„Solche Menschen können dann Vorbilder sein, an denen man sich ausrichtet und eventuell ihre Herangehensweise, oder ihre Einstellung kopiert. Diese Persönlichkeiten können vielleicht sogar einem selber helfen, motivierter und damit noch besser zu werden, um länger überleben zu können und um dem Auftrag noch gerechter zu werden.
So eine Persönlichkeit war Manfred von Richthofen.“
Mal ganz ehrlich: Wer würde sich heute nach Manfred von Richthofen „ausrichten“?
Irgendwer vom fliegenden Personal? Also bei technischen Gruppen und Fliegerhorstgruppe kann ich mir das beim besten Willen nicht vorstellen.
Ich weiss ja nicht, was für Leute da zu den Geschwadertreffen kommen (ich gehe auch nicht zu meinen – sofern es die ob des nicht mehr existierenden Geschwaders überhaupt noch gibt – obwohl der Panther ja manchmal in den Nachrichten zu sehen ist). Aber ein bißchen hört sich das an als würde Herr Finke den dort anwesenden das erzählen, was sie (jedes Mal wieder) hören wollen.
Ich denke beim Stichwort „Manfred von Richthofen“ zuerst an Chiggy von Richthofen aus Space 2036 („Abadon all hope“). Und ganz viel später vielleicht an den „Roten Baron“.
Man sollte sich vor Augen führen, dass die Reden für die „alten Herren“ nur eine Facette der Tradition sein können – und wen man alles damit abschreckt (oder wenigstens irritiert).
Für mich drückt ein anderes Filmzitat (aus Starforce Soldier) viel besser aus in welcher Situation sich Soldaten befinden resp. auf was sie sich vorbereiten müssen um „länger überleben zu können“:
Sandra: Sgt. Todd… what’s it like? What’s it like being a soldier? What do you think about?
[silence]
Sandra: You must think about something?
[silence]
Sandra: What about feelings then?
[silence]
Sandra: You must *feel* something?
[pause]
Todd: Fear.
Sandra: Fear?
Todd: Fear and discipline.
Sandra: Now?
Todd: Always.
Die Lw Führung wird noch massiver die Axt an unsere Bw eigene Traditionen Legen.
Da war die Umbenennung der Geschwader nur ein Beispiel. Die Schließung der OSLw, neues Ehrenmal im Osten (Standort kaum Bw Bezug) uvm.