Gastbeitrag: Tradition in der Bundeswehr? Fragt die Soldaten.
In der laufenden Debatte über die Tradition der Bundeswehr, was sie ausmacht, ob und wie Soldaten auch der Wehrmacht (nicht die Wehrmacht selbst) eine Rolle spielen dürfen, haben sich bereits etliche Generale a.D. zu Wort gemeldet. Dennoch stelle ich hier als Gastbeitrag eine weitere Wortmeldung eines Generals a.D. ein.
Aus Gründen: Helge Hansen, in den 1990-er Jahren Heeresinspekteur und danach als deutscher Vier-Sterne-General Kommandeur in Brunssum (damals als Befehlshaber Allied Forces Central Europe; heute ist es das Joint Forces Command) hat für die Traditionspflege der Bundeswehr einen interessanten Ansatz. Kurz gefasst: Fragt die Soldaten, die in dem fast einem Vierteljahrhundert der Auslandseinsätze Kameraden erlebt haben, die Vorbild sein könnten. Und verordnet nicht vom Grünen Tisch eine Traditionslinie, die für die Truppe abstrakt bleibt.
Ich bin mir bewusst, dass Hansen mit seiner Sicht der Würdigung des Wehrmachts-Feldwebels Diedrich Lilienthal, nach dem eine Kaserne in Delmenhorst benannt ist, auch Widerspruch provozieren dürfte. Auch seine Einschätzung der jüngsten Handlungsweisen von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen wird vermutlich sehr unterschiedlich gesehen. Das Entscheidende an Hansens Argumentation ist aber, dass er für einen bottom up-Ansatz bei der Neuregelung der Traditionslinien der Bundeswehr plädiert.
Sein Text im Wortlaut:
Nach Bekanntwerden der Aktivitäten des „Oberleutnant A.“, fragwürdiger Aufnahmerituale in einem Truppenteil und scheinbarem Fehlverhalten in der Sanitätsausbildung hat die Bundesministerin der Verteidigung, Ursula von der Leyen, in einer ersten Reaktion öffentlich und mehr oder weniger pauschal einen falschen Korpsgeist und einen Mangel an Führung in den Streitkräften festgestellt. Damit hat sie sich als verantwortliche Inhaberin der Befehls-und Kommandogewalt über die Streitkräfte von diesen distanziert – ein bisher beispielloser, öffentlich bekundeter Vertrauensentzug.
Sie hat zwar kurz darauf ihr Bedauern über diese ihre Einlassungen geäußert. Gleichwohl ist durch ihr spontanes Handeln ein ihr offenbar eigener Denk-und Handlungsansatz des pauschalen und spontanen Entzugs des Vertrauens in die militärische Führung und in die geistige Ausrichtung unserer Streitkräfte deutlich geworden.
Sehr viel gravierender sind für mich jedoch die Auswirkungen der von ihr in der Folge veranlassten Maßnahmen: Die Umstände der „Säuberung“ der Kasernen von „Wehrmacht-Devotionalien“ mit einem geradezu kümmerlichen Ergebnis, die Entfernung des Bildes des ehemaligen Bundeskanzlers Helmut Schmidt in Wehrmachtsuniform in der Universität seines Namens in Hamburg, inzwischen wieder zurück, aber auch hier vorschnell gehandelt, und weitere „Sofortmaßnahmen“ mit dem offenkundigen Ziel, Handlungsstärke und hartes Durchgreifen zu demonstrieren; und zwar im Blick nach außen für die Öffentlichkeit, jedoch mit negativen Folgen nach innen: Sichtbarer Ausdruck des Misstrauens in die geistige Verfasstheit der Streitkräfte und von Handeln nach dem Motto „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“.
Der ehemalige Generalinspekteur der Bundeswehr, General Ulrich de Maiziere, hat einmal darauf hingewiesen, dass jede Armee eine „Seele“ besitzt im Sinne ihres Selbstverständnisses, ihres Selbstwertgefühls. Es sei eine vorrangige Aufgabe der Führung, diese zu wahren und zu schützen, weil die Verletzung dieser „Seele“ schwerwiegende Folgen für die Kohäsion der Streitkräfte habe. Man kann dieses Phänomen auch ganz nüchtern als das „Innere Gefüge“ der Streitkräfte, im zivilen Umfeld als „Corporate Identity“ bezeichnen und es damit in den Kontext der Inneren Führung, das heißt einer zeitgemäßen Menschenführung stellen. Ihr eingangs erhobener genereller Vorwurf den Geist und die Führung der Streitkräfte betreffend war geeignet, das Selbstwertgefühl nachhaltig zu schädigen. Es wird deutlicher Zeichen der Ministerin bedürfen, um das Vertrauen in ihre Führung der Streitkräfte wieder herzustellen.
Frau von der Leyen hat veranlasst, dass der zur Zeit gültige Traditionserlass überprüft und überarbeitet wird, vermutlich mit dem Ziel, künftig eine veränderte, zeitgemäße Traditionspflege als Teil der Inneren Führung unserer Streitkräfte zu verankern. Es ist zu hoffen, dass sie nicht der Versuchung erliegt, quasi „top down“, dazu noch wissenschaftlich selektiert durch das Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr , einen Traditionskatalog erarbeiten zu lassen. Dieser Ansatz der Aufarbeitung der Grundlagen einer zeitgemäßen Traditionspflege wäre aus meiner Sicht genau der falsche!
Immer wieder wird in der Diskussion um die Traditionspflege der Bundeswehr darauf hingewiesen, dass es eines Rückgriffes auf Personen oder Ereignisse aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges nicht bedarf, da die Bundeswehr in den mehr als 60 Jahren ihres Bestehens eigene Traditionen entwickelt habe. Frau Ministerin, welche bitte?
Stets kommt auf diese Frage der stereotype Hinweis auf die Preußischen Heeresreformen und den militärischen Widerstand im Dritten Reich. Es ist unstrittig, dass beide historischen Vorgänge zu den ethischen Grundlagen unserer Streitkräfte zählen, aber sie sagen einem jungen Soldaten im Einsatz in Afghanistan, im Kosovo oder in Mali wenig bis gar nichts, weil viel zu abstrakt. Sie genügen ganz offensichtlich nicht den emotionalen Bedürfnissen des jungen „Kämpfers“ oder der „Rettungssanitäterin“ im Einsatz auf deren Suche nach Beispielen, Richtpunkten für Mut, Tapferkeit und kameradschaftliches Eintreten angesichts der Gefahren für Leib und Leben. Es kann also nicht darum gehen, einen eventuellen „braunen Sumpf“ trocken zulegen, sondern vielmehr einem berechtigten und wichtigen Anliegen zu genügen.
Ich habe in den Siebzigerjahren als Bataillonskommandeur in der Feldwebel Lilienthal-Kaserne in Delmenhorst Dienst getan, die zur Zeit noch seinen Namen trägt und hoffentlich behalten wird. Dieser Feldwebel hat im Zweiten Weltkrieg in der Sowjetunion, nachdem sein Kompaniechef gefallen war, im Alter von 23 Jahren die Kompanie übernommen und durch seinen Einsatz seine Einheit vor der Vernichtung bewahrt. Ich habe sein Handeln stets bei Gelöbnisfeiern für wehrpflichtige Soldaten unter Hinweis auf die Pflicht, „Recht und Freiheit tapfer zu verteidigen“, als beispielhaft hervorgehoben, ohne den Krieg zu verherrlichen oder dessen Völkerrechtswidrigkeit zu verschweigen.
Ich empfehle daher, ganz bewusst einen anderen, einen „bottom up“- Ansatz zu wählen: In einem strukturierten Prozess sollten aktive und ehemals aktive Soldatinnen und Soldaten aller Dienstgrade, die in Afghanistan, im Kosovo, in Mali oder anderen Einsatzgebieten der Streitkräfte Dienst getan haben, beispielhaftes Handeln sammeln, quasi als nachprüfbare Augenzeugenberichte, die die traditionswürdigen militärischen Tugenden verdeutlichen. Damit wäre der Ausgangspunkt für eine zeitgemäße Traditionspflege in unseren Streitkräften geschafft. Die Bundeswehr würde so eine in jeder Hinsicht „bedarfsgerechte“ und damit auch von unseren Soldaten akzeptierte Grundlage für eine praktische Traditionspflege erhalten. Dann müssen künftig nicht mehr neu zu benennende Kasernen mit nichtsagenden Landschaftsbezeichnungen versehen werden, nur um politisch korrekt zu sein, sondern können durch deren Namensgebung beispielhaftes militärisches Handeln in Erinnerung rufen und würdigen.
Kriterium für die Auswahl solcher Beispiele sollte die Erklärung des damaligen Verteidigungsministers, Volker Rühe, in einer Debatte zur Traditionspflege in der Bundeswehr vor dem Deutschen Bundestag sein: „Die Werteordnung des Grundgesetzes ist dafür Orientierungsrahmen. Ein solches Verständnis lässt Raum, vorbildliche soldatische Haltung und hervorragende militärische Leistungen aus allen Epochen der deutschen Militärgeschichte in die Tradition der Bundeswehr zu übernehmen.“
Auf dieser Grundlage könnte die Feldwebel Lilienthal-Kaserne in Delmenhorst ebenso ihren Namen behalten wie auch das Beispiel eines deutschen Feldwebels im Einsatz im Kosovo zum Traditionsbestand unserer Streitkräfte genommen werden könnte: Er hatte sich allein und schutzlos in einer serbischen Enklave im Kosovo unter Lebensgefahr schützend vor eine serbisch-orthodoxe Kirche gestellt, um sie vor der Verwüstung durch kosovarische Freischärler zu retten – mit Erfolg! Wobei angemerkt sei: Auch der Einmarsch der NATO in das Kosovo – serbisches Staatsgebiet – war eindeutig völkerrechtswidrig.
(Archivbild: Der Ehrenhain in Masar-i-Scharif, Afghanistan, aufgenommen im Dezember 2013)
Na, bottom-up-Ansatz…. dazu braucht es keinen General a.D.
Genau das hat schon die B6-Gruppe dem BMVg vor ein paar Wochen vorgestellt…
@ T.W.: Danke, für die Einstellung des Gastbeitrags.
Wichtig bleibt insgesamt, dass sich das BMVg mehr Zeit für dieses Thema nimmt. Aktuell will dies Ende dieser Legislaturperiode Okt/Nov mit der Überarbeitung des TradErl fertig sein. Dieses „Hetzen“ bei so einem wichtigen Thema ist m.E. falsch und wird der Bedeutung des Themas „Tradition“ nicht gerecht.
AMEN!!!
Warum sind nicht SOLCHE Leute im Amt des Verteidigungsministers?
Menschen denen es wirklich um die Sache geht und nicht ausschließlich
um die eigene politische Karriere. Und NEIN ich möchte nicht ausschließlich
auf Uschi rum hacken. Sie reiht sich einfach nur in eine traurige Reihe ein. (aus Sicht der Truppe)
Ich halte den genannten Ansatz für gut. Nur bin ich der Meinung, dass dieser Ansatz in den letzten 60 Jahren verschlafen wurde. Es wurden „Heldentaten“ zwar gewürdigt, jedoch nicht nachhaltig in Erinnerung bewahrt. Diese „vergessenen“ Heldentaten seit Gründung der Bw in alle Köpfe zurück zu holen dürfte sehr schwer werden.
Jeder kennt Erwin Rommel, Graf Stauffenberg, Hans und Sophie Scholl weil jene durchgehend Präsent sind, sei es als Straßennamen, Bezeichnung von Kasernen, Schulen oder Denkmälern.
Ich denke das Ministerium sollte bedenken das Tradition und Brauchtum wachsen und nur schwer befohlen werden können. Hier gilt es nicht den Traditionserlass zu überarbeiten sondern die Bildung von neuen Traditionen maßgebend zu unterstützen, so dass die „alten“ Traditionen von alleine an Stellenwert verlieren.
Es gab da schon mal gute Ansätze mit der Intention eines Veteranentages für Bw Veteranen. Wenn man derartige Ansätze ergänzt mit Denkmälern die Einzeltaten oder Vorkommnissen gewidmet werden, Gedenktage einführt und die Geschichte der Bw anfängt zu leben, so wird dies ein selbst lösendes Thema.
Eigentlich ist es traurig, dass die großartigen Taten der Bw wenig Präsenz finden und man es zulässt dass diese schnell in Vergessenheit geraten.
Mir scheint, dass viele Geschichte mit Tradition verwechseln.
Bei Tradition geht es um die Weitergabe (das Tradere) von Handlungsmustern, Überzeugungen (ggf Glaubensvorstellungen) u. a. oder das Weitergegebene von Gepflogenheiten, Konventionen, Bräuche oder Sitten. Tradition geschieht innerhalb einer Gruppe oder zwischen Generationen und kann mündlich oder schriftlich über Erziehung, Vorbild oder Nachahmen erfolgen.
Da gilt der Blick doch zuerst auf das was wir haben und leben, auf die Kultur in der Bw.
Dabei wurde viel durch die Reformen zerstört, bis hin zu unsinnigen umbenennungen von Verbänden und Einheiten (einschl Verlust von Standorten und Wappen) das spielt der Name einer Kaserne eher weniger eine Rolle, denn darüber erfolgte eher selten ein Identifizierung und Traditionsstiftung. Auch wurde darüber selten der Geist eines Verbandes geprägt.
Doch was unsere Kultur in der Bw wohl am nachhaltigsten verändert ist die Individualisierung der Soldaten und dies einhergehend der fehlende Ersatz für das Gemeinschaftsleben im und nach Dienst. Die Trennung von Grundbetrieb und Einsatz und der Verantwortungslose Umgang mit den Vorfällen in der Bw gibt der Truppe dann den Rest.
Wo findet bei uns in der gelebten Tradition der Begriff Freiheit statt. Die Freiheit (im Recht) welche wir schützen für die wir ggf sterben würden muss unser Fundament sein. Daraus leitet sich alles ab. Nicht zuletzt die Meinungsfreiheit.
Dass wir in der Bw eine Kultur des Schweigens haben, Kritik in vielen Bereichen als Illoyalität angesehen wird und man dies persönlich nimmt ist ein Kulturverfall. Dass wir heute formale Beteiligung benötigen, weil sie in der gelebten Führung in vielen Bereichen nicht mehr selbstverständlich ist gilt als Zeichen des Verfalls. Wir hatten früher flächendeckend eine gute Fehlerkultur (ohne dass es so bezeichnet wurde) sie war systemimmanent. anständiger, respektvoller Umgang war selbstverständlich und natürlich gab es auch da Vorfälle und Ausfälle, doch in der Gesamtheit eine gute Truppe.
Kultur ist zuerst der Umgang miteinander und das Teilen von gemeinsamen Werten, Kultur eben.
UvdL mag es gut meinen und gute Absicht haben aber gerade weil ihre Berater (zwei) welche die Kultur der Bw nicht kennen, gibt sie uns gerade den Rest.
Ihre Kultur ist das Gegenteil von gelebter Kameradschaft, Vorbild, Fürsorge und Treue.
Am Umgang mit den Opfern ihrer Pressearbeit wird deutlich was an unserer Kultur schief läuft und zwar großflächig nicht an den Einzelfälle von Straftätern und Verwirrten in der Bw.
Hallo,
mittlerweile hat die BW genug eigene Helden, so daß sie nicht mehr auf solche aus dem
2. Weltkrieg zurückgreifen muss.
Ich erninnere nur an die 56 Gefallenen aus dem Afghanistan-Einsatz.
Meiner Meinung wäre eine Mutz Kaseren, ich kenne leider nicht den Dienstgrad des Soldaten, kein schlechter Anfang.
In diesem Sinne.
Reiner Elsweiler
@Panzerschütze: Solche Gedanken drängen sich häufiger auch anderen auf, aber bedenken Sie: ein „guter“ General oder auch Offizier allgemein gewesen zu sein, qualifiziert nicht automatisch auch dafür, ein guter Politiker zu sein.
Auch ich halte einiges von General a.D. Hansen, aber ob er oder (setzen Sie hier jeden beliebigen anderen Hochkaräter ein, der als charismatischer, denkender und sich vor seine Truppe stellender Offizerbekannt und/oder beliebt war) auf dem Posten so erfolgreich wäre wie in seinen militärischen Verwendungen, bezweifle ich. Nicht, weil ich ihm konkret das nicht zutrauen würde, aber die Politik ist nun einmal ein ganz anderes Umfeld, und wo ein General in der Truppe auch mal „auf den Tisch hauen“ und mit Autorität führen könnte, gibt es diese Mechanismen nun mal nicht in der gleichen Form in der Politik. Innerhalb des Ministeriums schon, klar. Er würde an dieselben Grenzen stoßen, wie seine Vorgänger. Dass er dabei vielleicht (wahrscheinlich) aus Sicht von uns Soldaten ein besseres Bild abgeben würde, weil wir ihm als „Gedienten“ einfach eher „trauen“, als jemandem, der von außerhalb hineinkommt und aus unserer Froschperspektive gleich alles besser zu wissen meint, ist dabei eine ganz andere Frage.
@Zimdarsen und Herrn General a.D.
Chapot !!
@ Zimdarsen | 29. Juni 2017 – 8:51
Leider sehr zutreffend.
@rainerels
Sie sprechen den Fall des Hauptgefreiten Sergej Motz an, der als Besatzungsmitglied eines TPz Fuchs des JgBtl 292 2009 in einen Hinterhalt geriet und durch RPG-Beschuss fiel – wohl der erste Bw-Gefallenen in einem Feuergefecht:
http://augengeradeaus.net/tag/sergej-motz/
Für Ihre Anregung haben Sie meine volle Zustimmung. Immerhin wird die Kasernenbenennung nach AFG-/Kosovo-Veteranen und -Gefallenen bereits in FüAk-Seminaren diskutiert – vielleicht ein Anfang?!
Im Einsatz gefallen zu sein, reicht aber nicht als traditionsstiftende Tatsache aus…
Vielleicht sollte man noch einmal ganz zurück, und darüber nachdenken, was eine Armee ausmacht.
Eine Armee ist für den Kampf aufgestellt-Entbehrungen, Strapazen, Qualen, Tod und Verwundung gehören zu den Dingen, die ein Soldat bewusst in Kauf nimmt-im Sinne des „größeren Ganzen“ (in Deutschland für das Recht und die Freiheit des Deutschen Volkes).
Fangen wir doch einmal damit an, die Dinge beim Namen zu nennen:
Soldaten kämpfen, Soldaten töten-Soldaten sind im „Krieg“ (in Afghanistan, in Mali und auch in der Türkei).
„Tradition“ entsteht dabei aus sich selbst heraus-aus Einzeltaten, die von anderen vorbildhaft betrachtet werden.
Dabei sind diese Taten stets einzeln zu betrachen-und nicht im globalen Zusammenhang, denn ansonsten könnte man so ziemlich jede Heldenverehrung, jedes „Vorbild“ bzw. jeden „Held“ anklagen und von seinem Sockel holen….
Nichts anderes ist in der Bundeswehr bisher passiert-es wurden die Taten einzelner im jeweiligen Kontext gesehen, egal, ob dies die Wüsteneinsätze eines Rommels waren, die fliegerischen Einsätze eines „Roten Barons“, oder der „gemeine Deutsche Landser“ (der als Sinnbild für militärische Tugenden stand und steht-und das international, nicht nur innerhalb der Bundeswehr).
Tradition kann nicht befohlen werden-und die Entscheidungen bzw. Ereignisse der letzten paar Monate vor allem auf Seiten des BMVg und vdL haben vor allem zu einem geführt:
Innerhalb der Bundeswehr haben hunderte, vermutlich sogar tausende Soldaten „innerlich gekündigt“-ich habe alleine in der letzten Woche mit ein paar Dutzend Soldaten gesprochen, die entweder gerade in einem Einsatz sind oder zurückgekehrt sind; und alle waren sich einig:
„Wir machen jetzt nur noch 9-5…..keinen Finger machen wir mehr krumm.“
Die gemeinsame Aussage lässt sich mit einem Buchtitel von Schultze-Rhonhof beschreiben:
„Wozu noch tapfer sein?“
Selbst mein Nachbar-begeisterter Berufssoldat-sagte mir:
„Ich bin nur noch absolut pünktich da..keine Minute früher….keine einzige Überstunde mehr….und jeden Tag ab 15 Uhr melde ich mich ab zum Sport……wenn einer meint, mich ärgern zu müssen, dann gehe ich halt zum Truppenarzt…ich habe die Nase voll“..
Das mag sich jetzt alles nach „Frust“ anhören-aber eine gefrustete Armee ist eine gefährliche Armee….ich hoffe, das sieht man in Berlin genauso…..
Nun ja, Denkmalpflege in der Tradition von „Steiner – Das Eiserne Kreuz“ als zentraler Tenor der Traditionspflege der Bundeswehr im Jahre der Herrin 2017 ist ein geradezu „revolutionärer“ bottom-up Ansatz. Sorry, aber bei so viel perspektivisch verzerrtem Pathos kommt mir so langsam die Galle hoch. Da soll also die BW in eine Waffengattungs-spezifische Traditions-Zeitblase gesteckt werden ? Dieser Gastbeitrag ist eigentlich eine Beleidigung an die Intelligenz und die Dienstleistung von allen BW-Angehörigen seit Aufstellung der BW. Was ist denn mit den ganzen nationalen und internationalen Hilfs-und Katastropheneinsätzen der BW seit der Hamburger Flutkatastrophe ? Was ist denn mit den hunderten von Ausbildungs-und Ausrüstungshilfeeinsätzen der BW ? Was ist denn mit der „Amtshilfe“ der BW im Bereich Entwicklungshilfe (Luftwaffe und Afrika). Was ist denn mit den Jahrzehnten von SAR-Einsätzen ? …….was ist denn mit den jahrzehntelang durchschnittlich 200 Tage/Jahr Seefahrt pro Einheit der Flotte, oder den Einsätzen der Flotte in Somalia, im Golfkrieg, vor dem Libanon….Die Liste läßt sich beliebig fortsetzen.Und von den (auch tödlich) in Ausübung des Dienstes verunfallten Soldaten seit Bestehen der BW ganz zu schweigen. Stilles, treues dienen für Deutschland ist nicht traditionswürdig ? Wer war denn als erste TSK im Auslandseinsatz ? Das Heer ? Na, da fragen wir doch mal die „Sanität“, was die von einem Traditionstunnelblick aus der Flecktarn- Eingreiffrosch-Perspektive halten.
Man kann diesen Gastbeitrag im BMVg nur zum Anlass nehmen, nun tatsächlich noch in dieser Legislaturperiode den Erlaß neu zu fassen. Von daher muß man dem Hausherren wirklich danken, dass er solchen „Beiträgen“ ein Forum bietet.
[Sorry, ich respektiere deine Meinung, aber du bist wieder mal hart am Rande des Persönlichen… Wäre schön, wenn nicht. T.W.]
Wo ist unsere Freiheit in der Aufrichtigkeit der Worte?
Wo ist das freie Gespräch in der UHG oder OHG mit Blick auf die Rose über der Tür?
All das kennen die Berater der Ministerin nicht und zerschlagen seit Jahren unsere Kultur und Gen Schelzig war nur eines der Opfer.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
……unsere Tradition erkennt man am Besten wenn man mit anderen Nationen zusammen ist. Der Kameradschaftliche Umgang über die Dienstgradgrenzen hinweg, das Zielorientierte Handeln unsere Fehlerkultur in der Truppe (gerne auch Lehrgangsplätze für Berater der Ministerin) unsere WDO, VVO, SBG und das Soldatengesetz.
Leider wurde viel durch UvdL und ihre Vorgänger zerstört. An einem Dienstgrad kann man inzwischen weder Erfahrung noch Amtsautorität ablesen, gemeinschaftliche Erfahrungen außer Dienst, Familienintegration, Fürsorge, Kümmern, Respekt ….. tausende Bsp wo wir unsere Bw Tradition zerstören.
Stanislaw Brzozowski sagte: Begreifen, wir endlich, dass der emotionale Kult der Tradition nur eine Form unserer geistigen Faulheit ist. Da ist Personenkult und Kasernennamen das letzte was mir fehlt und zu Tradition einfällt, denn dies wäre genau der Ersatz für die geistige Faulheit. Machen wir uns unsere Werte zur Tradition.
Schwarz Rot Gold, Friede in Europa, Völkerverständigung, das Ringen um Freiheit ausgedrückt in unserem Eid müssen für jeden erfahrbar werden und das bitte nicht mit akademischen Abhandlungen, sondern mit dem Herz und Verstand. Bitte nicht die Asche weiter Tragen.
Leider
Hallo nochmal,
danke für die Richtigstellung @Organwalter.
Genau den HG Motz meinte ich.
Es gibt auf Youtube ein Video über seinen „Fall“, auch was seinen familiären Hintergrund betrifft.
Der HG Motz ist aus Patriotismus und von der Richtigkeit seines Einsatzes nach Afghanistan gegangen und hat diesen Einsatz mit dem höchsten Opfer bezahlt.
Insofern ist er meiner Meinung nach schon als ein Vorbild zu sehen.
Außerdem würde die Benennung einer Kaserne nach ihm mit Sicherheit große Zustimmung bei den aktiven Soldaten finden, und nicht zuletzt auch ein Trost für seine
Familie sein.
Reiner Elsweiler
@ reinerels:
„mittlerweile hat die BW genug eigene Helden, so daß sie nicht mehr auf solche aus dem
2. Weltkrieg zurückgreifen muss.“
Ich habe den größten Respekt vor den Kameraden, die in Afghanistan gekämpft haben, aber Ihre Aussage kann ich so nicht unkommentiert stehen lassen.
Wer sich mit Militärgeschichte und unseren Einsätzen in Afghanistan befasst erkennt, dass wir dort im – historischen Kontext betrachtet – nur lokal und zeitlich begrenzte Gefechte erlebt haben, um nicht den Begriff Scharmützel zu bemühen. Jeder Vergleich zu den Ereignissen und den unfassbaren Leistungen der deutschen Soldaten im Zweiten Weltkrieg verbietet sich. Wenn Sie nun sagen, dass wir keine historischen Vorbilder aus der Zeit vor der Bundeswehr mehr brauchen, dann nehmen sie damit der Truppe jede Möglichkeit für Vorbilder, die wirklich das Allerschlimmste durchmachen mussten, die im Kampf gegen materiell und zahlenmäßig weit überlegene Gegner standen, die auch bei Verlustraten von weit über 50 % immer aufs Neue ins Gefecht ziehen mussten.
All das hat die Bundeswehr – zum Glück – nicht im Ansatz erlebt. Nochmal: Ich möchte damit die Leistungen der Kameraden in Afghanistan in keiner Weise schmälern, man muss die Dinge aber auch in der Relation betrachten und da hat die Bundeswehr nur einen kleinen Teil der denkbaren Einsatzszenarien erlebt.
Daher wäre eine reine Reduzierung der Traditions- und Erinnerungskultur auf die Einsatzgeschichte der Bundeswehr zu kurz gegriffen.
Ich finde es auch vom moralischen Standpunkt her falsch, ausschließlich die aktuell politisch genehme Zeitspanne zu würdigen und unsere Vorfahren und ihre Leistungen nur aus dem Grund nicht zu betrachten, weil sie ihre Opfer zu falschen Zeit brachten. Wer gibt mir dann die Gewissheit, dass mein Andenken in 50 Jahren nicht genauso abgeräumt wird?
Außerdem gibt es ein rein praktisches Problem: Die Bundeswehr hat die Erinnerungen an die eigenen Gefechtserfahrungen nie organisiert gepflegt. Es gibt kaum Bilder, Geschichten usw. die man aufgreifen könnte, um sie den Kameraden nahezubringen. Hier muss sich dringend etwas ändern, wenn die Bundeswehr eine eigene Identität als Einsatzarmee stärken will.
Der richtige Weg ist es die bestehenden kümmerlichen Reste unserer Tradition weiter zu pflegen und durch die Leistungen der Bundeswehr ZU ERGÄNZEN, nicht zu ersetzen.
„Wobei angemerkt sei: Auch der Einmarsch der NATO in das Kosovo – serbisches Staatsgebiet – war eindeutig völkerrechtswidrig.“
Ein sehr guter Diskussionsbeitrag von General a.D. Hansen. Wir müssen im Stil der Diskussion wieder auf eine Ebene kommen, wie sie Hansen hier angeschnitten hat. Es gibt bei der Organisation von nationaler Sicherheit kein schwarz und weiß. Auch wir im Jahr 2017 sind Täter, sei es durch handeln, wie im Kosovo, oder durch nicht handeln, wie beim Massaker von Srebrenica.
Auch wir müssen erkennen, dass man Traditionen nicht verordnen kann. Bestenfalls kann man sie beeinflussen. Sind jedoch die offiziell verordneten Traditionen zu weit weg von der Lebenswirklichkeit des Soldaten, wird abgeblockt und es entstehen nicht mehr beeinflussbare oft subversive Traditionen. Frau von der Leyen hat durch ihr Verhalten alles getan, dass sich die Mentalität der Soldaten innerlich von der politischen Führung abkoppelt und sich das tatsächliche Mindset von der Fassade wahrenden Theateraufführung im Dienst vollkommen abkoppelt. Für jede Streitmacht ist dieser Verlust an Authentizität und auch Loyalität fatal.
Man kann Traditionen nicht von der Geschichte trennen. Traditionen entstehen aus der Geschichte. Bestenfalls kann man wünschenswerte Sachverhalte als traditionsstiftend hervorheben und so lenkend wirken. Dafür braucht die Führung aber Einfluss auf das tatsächliche Denken der Soldaten – was Frau von der Leyen nicht mehr hat.
Nicht zuletzt muss man in Erinnerung rufen, was Sinn und Zweck der Bundeswehr ist. Weder für Hochwasserhilfe, noch für (gescheitere) Nation-Building Einsätze in Afghanistan oder Somalia braucht es eine waffenstarrende Armee. Die Kernaufgabe der Landesverteidigung und der Fähigkeit, sich gegen einen ernsthaften Feind durchsetzen zu können, darf nicht in Vergessenheit geraten.
Dann muss man sich fragen, wie man Soldaten „heranzüchtet“, die in der Lage sind, die Aufgaben der Bundeswehr im Fall der Fälle erfolgreich zu bewältigen. Man muss sich fragen, inwieweit man sich als Nation auch, nicht nur, den „Kettenhund“ halten muss, der im Zweifelsfall zubeißen kann. Und man muss sich fragen, inwieweit man „Kettenhund“ und „Streichel-Schoßhündchen“ gleich sozialisieren, ausbilden und halten kann.
Die durch Spezialisierung entstehende Unterschiedlichkeit im Sein kann dazu führen, dass Mitglieder von Sozialisation A mit den Menschen mit Sozialisation B nichts anfangen können. Aber kann man auf diese Spezialisierungen wirklich verzichten, also ein Werkzeug abschaffen?
Aktuelles Beispiel aus der Polizei: In Hamburg (G20 Vorbereitung) ist gerade eine Berliner Hundertschaft mit einschlägigem Ruf wieder nach Hause geschickt worden, weil sie sich, ihrem Ruf entsprechend, daneben benommen hat. Schlagzeilen von lediglich mit Pistole bekleideten alkoholisierten Polizistinnen auf Tischen tanzend waren dann doch zu viel des Guten für die Hamburger Entscheider. Weil diese Einheit für ihre Ausschweifungen einschlägig bekannt ist, gab es schon im Vorfeld einen privaten Wachdienst als Aufpasser bei der Unterkunft dieser Polizisten. Man weiß, dass diese Einheit regelmäßig über die Stränge schlägt, man weiß aber auch, dass sie für ihren Einsatzweck bei Dienstausführung wohl die beste und effektivste Einheit Deutschlands ist.
Natürlich sind die Ausschweifungen objektiv zu verurteilen. Zum Mensch sein gehört aber auch, dass Gesamtpacket zu betrachten. Und hier bekommt man eine hohe Leistungsfähigkeit in bestimmten Fähigkeiten eben nicht ohne Inkaufnahme von Unzulänglichkeiten in anderen Bereichen. Gute Führung kann das allokativ effizient organisieren und im Zaum halten. Frau von der Leyen hat diese differenzierende Fähigkeit offenbar nicht. Wer verlangt, dass sich Kämpfer gleichzeitig wie Klosterschülerinnen verhalten, wird in allen Feldern keine herausragenden Ergebnisse erzielen.
Schon die offenbar formulierte Forderung, dass es die eine Tradition in der Bundeswehr geben müsse, geht an der Realität vorbei. Gebirgsjäger oder Kampfschwimmer werden auch in Zukunft ein anderes Traditionsverständnis leben wollen, als weite Teile des ZSanDstBw.
@klabautermann | 29. Juni 2017 – 10:47
Und was ist mit den „Einsätzen“ der BW Angehörigen in Afghanistan 80er Jahre?
Was ist ein Auslangseinsatz? Ein Einsatz im Ausland? Ein vom Bundestag sanktionierter Einsatz? Nur die offensichtlichen Einsätze die auch der Öffentlichkeit bekannt sind?
Nichts für ungut, eine Teilnahme an der Truppenverpflegung, je nach Standorttruppenküche, erfordert ebenfalls Tapferkeit aber irgendwo muss eine Grenze gezogen werden. Bei Einzelpersonen kann es nur eine außergewöhnliche Einzeltat mit der Brille der jeweiligen Zeit sein. Dazu könnte bspw. die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes und der Tapferkeitsmedaille herangezogen werden. „Treues dienen“ alleine reicht da bei weitem nicht aus, denn das ist qua SG die Pflicht eines jeden einzelnen Soldaten.
Weil ich den Begriff hier und woanders oft lese und mich mindestens genauso oft frage, ob nur ich mit diesen Begriffen Probleme habe: wäre es evtl. möglich, hier (im Forum, nicht notwendigerweise in diesem Thread) die Definition von „Held“ in der Rolle als Vorbild zu diskutieren? Ich befürchte zwar, dass das dann wieder eine der Diskussionen wird, die mich dazu bringen, ein paar Tage nicht hereinzuschauen, weil mir mein Leben zu kurz ist, um mich täglich über einige hiesige Kommentare und ihre Verfasser zu ärgern, aber ich denke, es ist notwendig.
Ich etwa sehe deutliche Unterschiede im „Vorbildcharakter“ von jemandem, der sich z.B. (nach meinem Verständnis) heldenhaft auf eine Handgranate stürzt, um mehrere Kameraden zu retten, zu Soldaten, die bei einem Unfall im Einsatzland umkommen. Und bitte, nicht missverstehen: der Tod ist in beiden Fallen gleichermaßen tragisch, komme mir bitte niemand mit der Moralkeule. Wer in den Einsatz geht, kalkuliert (hoffentlich) bewusst die Möglichkeit ein, sein Leben zu verlieren. Ja, je nach Einsatzland mit unterschiedlichen Wahrscheinlichkeiten, die Debatte können wir uns hier hoffentlich sparen. In jedem Fall verdient es nach meiner Bewertung höchste Anerkennung, sich dazu bereit zu erklären. Und das geschieht ja letztendlich schon am Anfang, bei der Entscheidung für den Beruf Soldat.
Auf diesem Kontinuum jedenfalls von Handgranate bis Unfall gibt es einiges, und die Frage ist, wo die Grenze zwischen Held und xyz verläuft. Tja, wie soll man xyz nennen, „Nicht-heldenhaft“? Pech gehabt? Anderweitig zu Tode gekommen? Ich meine das in keinster Weise despektierlich.
Aus zu vielen insbesondere amerikanischen Filmen kennen wir die m.M.n. inflationär gebrauchte Verwendung des Begriffs „Held“, ich persönlich würde es begrüßen, wenn wir jetzt nicht unter Zeitdruck Entscheidungen fällten, die einer kritischen Betrachtung in wenigen Jahren erneut zum Opfer fallen könnten. Ich würde mir wünschen, dass aus dieser Diskussion das Tempo komplett herausgenommen wird und wir erst einmal eine breit akzeptierte Definition finden (nein, ich habe nicht in irgendwelchen Wörterbüchern oder in der Wiki nachgeschlagen, wie die dort existierenden Definitionen lauten, die interessieren mich nicht), die sowohl von uns Soldaten als auch von externen geteilt wird.
hallo,
@mackiavelli: ich möchte in keinster Weise das Leiden und die Leistungen von Soldaten der Wehrmacht aus dem 1. oder 2. Weltkrieg schmälern.
Allerdings werden diese immer wieder den Hintergrund des Nazi-Regimes haben, ob die Soldaten nun für oder gegen dieses Regime waren.
Auch das die Bw bisher noch nicht in ständige Kampfhandlungen eines Krieges verwickelt war, ist wohl richtig.
Wobei ich allerdings der Meinung bin, das es letztendlich egal ist, ob man in einem Krieg oder einem sogenannten „Scharmützel“ fällt.
Wichtig ist meiner Meinung allerdings, die Bereitschaft des Soldaten nötigenfalls auch sein Leben zu geben. Das trifft doch wohl eher auf die Bw Veteranen zu als auf die Wehrmachtangehörigen denen man keine Wahl lies.
Mag sein, daß man den Helden der Wehrmacht Unrecht tut, wenn man ihre Namen „löscht“.
Aber ich glaube, das dies ein notwendiger Schritt ist, wenn die Bw tatsächlich eine eigene Tradition, ohne den ständigen Schatten der Nazi-Vergangenheit, schaffen will.
Ich gebe Ihnen Recht mit dem praktischen Problem:
der Afghanistan Einsatz war ja von Anfang an in der Bevölkerung umstritten, und so hat die Politk und die Bw es wohl damals für besser gehalten, keine „Heldenverehrung“ zu starten.
Was für mein Empfinden eine Schande gegenüber den Gefallenen Soldaten ist.
Dies ist meiner Meinung nach mit einer der Gründe, warum es in der Bw derzeit so rumort.
Der Dienst als Soldat ist im heutigen Deutschland nicht besonders angesehen, wie auch, wenn man einem Volk 60 Jahre lang die Verbrechen des 2. Weltkrieges vor die Nase hält.
Erst wenn es gelingt, das Verhalten der Bevölkerung gegenüber der Bw wieder in ein richtiges Verhältnis zu setzen, wird sich das ändern.
Reiner Elsweiler
@ Mackiavelli | 29. Juni 2017 – 11:12
Vollkommen richtig. Die Bundeswehr war seit ihrer Gründung allenfalls in Scharmützel verwickelt. Und ich hoffe, dass sie niemals an ernsthaften militärischen Auseinandersetzungen teilnehmen muss.
Eine gute Verteidigungsministerin würde eine leistungsfähige Armee schaffen, vor der jeder potentielle Feind Angst hat und die regelmäßig im Manöver beweist, was sie drauf hat. Eine solche Armee würde die Wahrscheinlichkeit erhöhen, nie in den Krieg geschickt zu werden.
Die manchmal hörbare Attitüde im politischen Raum, dass man Soldaten, wenn man sie doch hat, auch einsetzen solle, halte ich für gefährlich und dumm. Am liebsten ist mir eine Armee, die leistungsfähig waffenstarrend nie in einen scharfen Einsatz muss.
Dieser Aspekt – hart kämpfen können um nie kämpfen zu müssen – ist mir im deutschen Traditionsverständnis etwas zu schwach ausgeprägt. Die traditionsstiftende Ehrung vom beim Scharmützel Gefallenen könnte dabei aufs falsche Gleis führen. Ein ehrliches Gedenken der Gefallenen könnte hier angemessener sein, ohne es gesellschaftlich zu überhöhen oder zu besudeln.
Gerade die Heldenverehrung hat zum Glück keine Tradition.
Man wird bei jedem Menschen Licht und Schatten finden und deshalb sollte Menschen mit guten Taten Respekt gezollt werden aber sie zu verehren und dies noch formal ist der falsche weg.
Tradierbar ist nicht eine Person, sondern die Motivation des Handelns.
Darüber müssen wir reden!
Die Fokussierung auf das bestehen im Gefecht, was für die Ausbildung richtig und wichtig ist, hat in der Wertebildung fatale folgen.
Man gilt mehr, wenn man im Gefecht war und besteht, doch die Feuerwehr ist am erfolgreichsten, wenn sie verhindert, dass Brände entstehen.
Wir benötigen Vorbilder (nicht zwingend Personen, sondern Ideale) für die Freiheit und das waren leider selten Soldaten (1848, 1866, 1918, 1944, 1953, 1968, 1989 und ggf 2017).
Handwerklich gute Soldaten sollen Vorbild (Ausbildung und Tagesdienst) sein, aber keine Tradition begründen. Wo wäre da die wertegebundene Tradition.
@ reinerels:
Ich denke, dass die größte Motivation für Soldaten in den Krieg bzw. Einsatz zu ziehen die Kameradschaft in der kleinen Kampfgemeinschaft und allgemein das Pflichtgefühl ist. Da sind die Unterschiede zwischen unseren Großvätern und den jetzigen Einsatzsoldaten vermutlich geringer, als viele denken.
Diese Fragestellung werden wir hier im Blog aber vermutlich nicht lösen können, es gibt zu der Thematik ja auch nicht umsonst ganze Bücher.
Gegen den Gedanken das Handeln des Soldaten vor politischem Hintergrund zu betrachten und zu bewerten, möchte ich mich in aller Schärfe wehren!
Der normale Landser durchblickt oftmals nicht den gesamten politischen Hintergrund seines Einsatzes, es ist oftmals schlicht unmöglich – weder früher noch heute – er handelt dennoch nach seinem besten persönlichen Wissen und Gewissen.
Andernfalls heißt es in letzter Konsequenz in einigen Jahren vielleicht auch, dass ein HG Motz nicht mehr traditionswürdig ist, weil sich herausgestellt hat, dass der Afghanistan-Einsatz sinnlos war und viele unschuldige Zivilisten das Leben gekostet hat. Nein, das Handeln des Soldaten muss individuell betrachtet werden und der Soldat muss sich darauf verlassen können, dass sein tapferes Eintreten für unser Land gewürdigt wird, egal wie der Einsatz an sich später einmal bewertet wird. Und dieser Grundsatz muss für alle gelten, wir dürfen nicht 16 Millionen Soldaten der Wehrmacht pauschal davon ausschließen, weil sie das Pech hatten zur falschen Zeit gedient zu haben. Diesen Schatten des Missbrauchs durch das 3. Reich werden wir immer tragen, wir müssen lernen damit umzugehen.
@T.W.
Ja, sorry – aber diese kult(ur)revolutionäre Krieger-/Tapferkeitsphrasiologie mit Verwurzlungen in der Zeit des WK II geht mir auch ans persönliche „Chemisette“. Da waren meine Ausbilder beim JägerBtl 42 1971 schon etwas „aufgeklärter“ – die kamen ohne diese „Traditionslinie“ ganz gut zurecht – auch in der Jagdtruppausbildung. Und wenn das 1971 so war, wieso braucht dann 2017 die Bundeswehr in ihrer ganzen Breite und Tiefe auf einmal diese „Verwurzlungen“ in ihrer Traditionspflege ?
Kann man deutsche Militärgeschichte aus der deutschen Geschichte heraus nehmen ? Sicherlich nicht. Kann man Streitkräfte aus der nationalen Geschichte herausnehmen ?
Jein, würde ich sagen – und so war das Konzept Innere Führung inkl. Traditionserlaß ein aus den personalen Notwendigkeiten bei der Neuaufstellung der BW eine zwangsläufige, aber eben nur partielle Herausnahme (Stichwort: „neue, saubere Wehrmacht“) der BW aus der deutschen Geschichte.Nun aber scheint imho wirklich der Zeitpunkt gekommen zu sein – gerade auch mit Blick auf Diskussionsbeiträge wie der von General Hansen – die BW noch deutlicher aus der angeblich „funktionalen“ Traditionsverwurzlung der Wehrmacht heraus zu nehmen. Und auch das Heer sollte einmal in sich gehen und ernsthaft überlegen ob die „spezialisierten Kräfte“ des Heeres diese Verwurzlung wirklich noch brauchen um im Auslands-Einsatz „tapfer“ zu sein, wo das „Recht und die Freiheit des deutschen Volkes“ ja nun wirklich keiner existenziellen Bedrohung ausgesetzt ist. Das mag zu Beginn des ISAF-Einsatzes ein wichtiger „Motivator“ gewesen sein (siehe Struck-Zitat), nun aber – gerade auch mit Blick auf die „Erfolgsstory“ ISAF – sollte man mit dieser Mobilisierungs-Strategie aufhören. Ich halte wenig davon – und da bin ich sicherlich nicht alleine – dass man soldatische Tapferkeit quasi zum Lebensprinzip für alle deutschen „Staatsbürger-in-Uniform“ erhebt, die dann dieses Lebensprinzip auch nach ihrer Dienstzeit in die Gesellschaft tragen und weiter „leben“. So militarisiert man Gesellschaften, und das ist wohl nicht mehrheitsfähig in Deutschland, denn die Bundesrepublik hat mittlerweile ihre eigene zivilgesellschaftliche „Tradition“ entwickelt nachdem sie ja ohne tapferen Waffeneinsatz den 3. (Kalten) Weltkrieg gewonnen hat, um es auf meinen Punkt zu bringen.
@Mackiavelli | 29. Juni 2017 – 12:12
„Diesen Schatten des Missbrauchs durch das 3. Reich werden wir immer tragen“…..und deswegen ist es ja auch in keinster Weise ein „Missbrauch“, wenn ich alle „Staatsbürger-in-Uniform“ nicht nur aus der deutschen Geschichte, sondern auch aus dem aktuellen „politischem Hintergrund“ heraus nehme ? Na, dann kann man die BW ja auch gleich ganz aus dem Primat der FDGO heraus nehmen und ein Tapferkeits-Umerziehungsprogramm auflegen, gelle ? Helden in Strumpfhosen, Flecktarn ? /SARC
Mackiavell – Nomen est Omen ;-)
Von unkritischer Heldenverehrung sind die Soldaten der Bundeswehr weit entfernt, daher spricht auch nichts gegen eine Diedrich Lilienthal Kaserne, weil dem Staatsbürger in Uniform die historischen Hintergründe bekannt sind.
Leider meinen außerhalb der Bundeswehr nicht wenige Kritiker der Traditionspflege, sie müssten gestandene Soldaten zur richtigen Meinung erziehen, denn die wüssten ja nicht was sie tun…
Das hat sich wieder recht deutlich bei der Diskussion um die Lent Kaserne gezeigt. Die Soldaten haben sich trotz des hysterischen Geschreis der üblichen Verdächtigen wie Knab, grünen und linken Lokalpolitikern und Mitgliedern des Darmstädter Signals für die Beibehaltung des Namen ausgesprochen. In der Folge kam dann aus dem Ministerium ein deutlicher Hinweis auf die geltenden Traditionsrichtlinien.
Organwalter | 29. Juni 2017 – 10:39:
“ … Für Ihre Anregung haben Sie meine volle Zustimmung. Immerhin wird die Kasernenbenennung nach AFG-/Kosovo-Veteranen und -Gefallenen bereits in FüAk-Seminaren diskutiert – vielleicht ein Anfang?!“
Wenn wir damit anfangen, die noch verbliebenen Kasernen nach Gefallenen der Bw zu benennen, werden uns recht bald die Liegenschaften hierfür ausgehen. Dass bei der FüAk eine solche Kurzsichtigkeit „ausgebrütet“ werden könnte – mich wundert’s nicht.
Hans Schommer
@xyz
Darum geht es mir nicht, natürlich kann man das so machen, aber wir schreiben über nichts anderes als Kasernennamen.
Fragen sie doch mal in Appen die Uffz- Schüler was der Namenspatron so alles geleistet hat!
Das ist alles Historie und Geschichte, lasst ihnen ihre Namen, aber unter dem Thema Fortschreibung der Tradition ich was anderes.
Schade um die vergeudete Zeit.
Beim in den letzten 27 Jahren erfolgten nahezu „alles-Wegsparen“ (nicht zuletzt „Dank“ unverschaemt bezahlter, sog. „Berater“, die ja leider nicht nur in diesem Bereich eine Spur der Verwuestung hinterliessen), was irgendwie nach (boesem) „Militaer“ aussieht, ist u.a. halt auch ganz viel auf dem Scheiterhaufen gelandet, was einer etwas detaillierteren Betrachtung vor teils endgueltiger Entsorgung bedurft HAETTE!
Wo ist denn in „betriebstwirtschaftlich schlank“ strukturierten Streitkraeften und gem verschiedener „Dienstzeitregelungen“ zeitlich stark eingeschraenkter Zeit noch genug davon uebrig, DAFUER, sich auch noch „traditionell“ mit „seinen“ Anvertrauten auseinanderzusetzen!?
Dazu noch die Angst der „Leitung“, „irgendetwas“ koennte von „irgendjemandem“ missverstanden oder gar (teils auch bewusst) falsch gedeutet werden, fuehrt dann zu einer „Bw-Gesetzgebung“ nach dem Motto: „Es ist ALLES VERBOTEN, ausser: …!“
DAS hat rein GAR NICHTS mit Rechtstaatlichkeit, Demokratie, „IF“ uns schon gar nicht „guter“ Fhrg zu tun, sondern beschreibt den erbaermlichen, von der Angst vor der eigenen (kaum bis eher nicht vorhandenen) Courage getriebenen Zustand!
Da nuetzen auch keine „Wohlfuehl-Massnahmen“ wie „Ganzkoerperspiegel“, Flachbildschirm und Kuehlschraenkchen auf der Stube etwas! DAS koennten die Sdt sich nach EIGENEM geschmack ALLES selbst kaufen, wenn es den zulaessig waere und nicht gleich wieder jemand von der „StOV“ (ich weiss, heist jetzt Liegenschafts- aeh „Facility-Management“, aendert aber nichts…) kaeme und den Betrieb derartiger PRIVAT beschaffter Geraete aus allerlei in verschiedensten Vorschriften aus teils „grauer Vorzeit“ stammenden Vorschriften verbieten wuerde!
NEIN, was den, insbesondere JUNGEN Soldaten GESCHULDET wird, ist FORDERNDE, GUTE Ausbildung mit einer personellen und materiellen Ausstattung, die das auch ohne zusaetzlich belastende und teils die „Kreativitaet“ bis ueber die Grenzen des Zulaessigen herausfordernde Anstrengungen der zustaendigen ZgFhr/Chefs etc ermoeglicht.
Und das wichtigste dabei ist und bleibt nun einmal: ZEIT!
Wie lernt man sich RICHTIG kennen, was bildet die vielzitierte (kleine) „Kampfgemeinschaft“? Sicher nicht eine 07-16-Uhr „Routine“ in der Vorgesetzte und Ausbilder wirklich nur das die der Form halber notwendige Konversation mit den Anvertrauten fuehren, kein auch einmal privates Wort gewechselt wird!
Eine „auf Kante genaehte Spartruppe“ KANN keine „Universalwaffe“ sein, die noch dazu jederzeit allerhoechsten moralischen Anspruechen in jeder Hinsicht gerecht werden soll!
Und im „Traditionszusammenhang“ wirklich bemerkenswert, dass GL aD Hansen auch einmal den Hinweis auf den schlicht voelkerrechtswidrigen Einsatz ad Balkan erwaehnt!
SO gesehen, kann auch die Bw ja gar keine „innere Traditionslinie“ ableiten, diente sie doch voelkerrechtswidrigen Zwecken…
Dass DA noch niemand so richtig drauf gekommen ist (ausser vlt der von mir nun wirklich nicht geschaetzte Herr G von der SED aeh PDS aeh Linke – aber das ist ein voellig andere Geschichte…)
Ok, ich hab’s ja kommen sehen, dass vermutlich bei diesem Thema nich durchgehend eine sachliche Debatte zu erwarten ist. Manche Formulierungen sind unsachlich und neben der Spur, manchmal wird es ohne Not persönlich angreifend – es wäre nett, wenn das unterbleiben könnte.
„Gegen den Gedanken das Handeln des Soldaten vor politischem Hintergrund zu betrachten und zu bewerten, möchte ich mich in aller Schärfe wehren!“
Da kommen wir jetzt aber zum Kern des Probelms. Wie kann ich mich als STAATSBÜRGER IN UNIFORM definieren, wenn die miltärische Traditionspflege die staatbürgerliche Komponente ausblendet. Das führt in meinen Augen zu noch mehr Friktionen.
Das Problem der deutschen Militätgeschichte ist doch gerade, dass in vielen Fällen Männer als Soldaten Überragendes geleistet habe, als Staatsbürger aber ganz klar unterdurchschnittlich waren, also – wie das ein umstrittener TV-Historiker so unschön aber in meinen Augen treffend bemerk hat – sie nur talentierte Technokraten des Krieges waren.
Um diesen Gegensatz komme ich als deutscher Staatbürger nicht herum, dafür muss ich eine akzeptabele Lösung finden, Ausblenden des politsichen Hintergrundes, hilft nicht.
Ich hatte als Werrpflichtiger 1985/86 vom ersten bis zum letzten Tage kein gutes Gefühl dabei, dass ich in der Hindenburgkaserne Dienst tun musste.
@ Mackiavelli
Zitat: „… wir dürfen nicht 16 Millionen Soldaten der Wehrmacht pauschal davon ausschließen, weil sie das Pech hatten zur falschen Zeit gedient zu haben. Diesen Schatten des Missbrauchs durch das 3. Reich werden wir immer tragen, wir müssen lernen damit umzugehen.“
Sie (die 16 Millionen deutsche Soldaten der Wehrmacht) haben nicht zur falschen Zeit gedient, sondern für den falschen Kriegsherrn. Der Kriegsherr war nicht das deutsche Volk, sondern Adolf Hitler, wie es ja auch in dem Eid der Wehrmachtsoldaten ab 1935 zum Ausdruck kam.
Der „Schatten des Missbrauchs“ der Soldaten der Wehrmacht bezieht sich nicht auf alle damaligen Soldaten. Viele waren auch überzeugte Täter ohne jegliche moralische Skrupel bei ihren verbrecherischen Taten (siehe Russland-Feldzug).
Also zu unterscheiden welcher Wehrmachtssoldat kann einem Bw-Soldat Vorbild sein und welcher nicht kommt wohl immer auf den persönlichen Blickwinkel und dem eigenen familiären Hintergrund an.
Zu sagen es gibt Wehrmachtssoldaten, die für ALLE Bw-Soldaten ein Vorbild sein können, halte ich für problematisch.
Ich vermisse in der ganzen Debatte um die Tradition der Bundeswehr das Einbinden der Veteranen, bzw. der vernünftige Umgang mit Ihnen. Die Bundeministerin sagt, die Bundeswehr habe ausreichende eigene Tradition in Ihrer 60-jährigen Geschichte erlangt, sagt aber nicht. welche. Auf der anderen Seite wird ein Konzept zum vernünftigen und respektvollen Umgang mit den Veteranen seit Jahren (ich unterstelle absichtlich) ausgesessen, obwohl es im Koalitionsvertrag festgeschrieben wurde. Da könnte man eine Traditionslinie aufbauen, in dem man ein Veteranentag (evtl. mit dem Tag der Bw) benennt, an dem der Veteranen und Ihrem Einsatz für unser Land und unsere Gesellschaft gedacht wird. Aber dazu schweigt das BMVg. Traurig.
Noch ein schöner Gastbeitrag von Herrn Fritz (nein-diesmal kein pensionierter Heeresgeneral) auf faz.net
„Was die Armee können muss-Soldaten müssen nicht perfekte Bürger sein“
Ich für meinen Teil verstehe die Forderung nach Vorbildern, die sich in Extremsituationen bewährt haben. Und ich verstehe sogar, dass man sich als Angehöriger der PzTr dann niemanden aussucht, der an einem Checkpoint im Kosovo herausragendes geleistet hat, sondern bei einem Gefecht der verbundenen Waffen, in dem Armeen gegeneinander angetreten sind. Und die hat die Bw noch nicht erlebt.
Ich bin nur nicht sicher, ob da nicht auch ein Widerspruch liegt – sind denn Situationen, die in den letzten 60 Jahren nicht vorgekommen sind und die absehbar auch in den nächsten Jahren nicht vorkommen werden für unsere jungen Soldaten von heute, die sich ja bereits an die dt. Teilung nicht mehr persönlich erinnern können, nicht auch bereits zu abstrakt und zu wenig identitätsstiftend als dass sie Tradition werden könnten?
Hat Tradition nicht etwas zu tun mit Dingen, die man auch im täglichen Dienst erfahren und erleben kann, soll oder muss?
Und dann sind wir eben doch wieder bei den Erfahrungen und Erlebnissen der Einsätze der Bw – das sind die Situationen, in denen unsere Soldaten heute auch geraten, da brauchen sie Vorbilder und Orientierung und da hilft Ihnen der WK II-Soldat, der sich in einem anderen Wertegerüst befunden hat vielleicht auch nicht weiter….
Grätscher | 29. Juni 2017 – 13:35
Den „Tag der Veteranen“ sollte man sich schenken. Spätestens in fünf Jahren besteht die Armee nebst einem Teil der Wehrverwaltung mehrheitlich nur aus Veteranen.
Und wem genau will man denn da die Ehre erweisen? All denen, die freiwillig oder genötigt, aus Überzeugung, aus Abenteuerlust oder aus monetären Gründen wie oft und wie lange in welcher Verwendung im Auslandseinsatz waren?
Unsinn – also bleiben lassen!
Hans Schommer
@ Harry: Gerade für den Panzersoldaten ist alles Tun im 2. Weltkrieg näher dran an dem, was er in seiner Ausbildung HEUTE lernt, als das was im Einsatz abläuft.
Wir bilden immer noch für das Gefecht der verbundenen Waffen aus (ja ich weiß, dass wir es inzwischen unsinnigerweise als Operation verbundener Kräfte bezeichnen) und wenn man sich mal mit den Einsatzgrundsätzen beschäftigt und dann in Wehrmachtsvorschriften und Ausbildungshilfen schaut, sieht man wo 90 % unseres Handwerkszeuges herkommt. Insofern sehe ich den Wiederspruch in diesem Punkt ganz und gar nicht.
@ Klabautermann: Auf Ihre Beiträge gehe ich nicht ein, bei diesem Ton und dem dürftigen Inhalt erspare ich uns eine weitere Eskalation. Wenn Sie es nicht ständig erwähnen würden, käme ich niemals auf den Gedanken, dass dort ein ehemaliger Offizier in die Tasten haut.
@ Georg: Selbstverständlich ist die Traditionswürdigkeit im Einzelfall zu prüfen, da besteht wohl allgemeiner Konsens, aber gerade darum lehne ich die pauschale Ablehnung aller Leistungen der Wehrmacht ab.
@Mackiavelli, aber auch andere
Ich rufe nicht zum Spaß dazu auf, die persönlichen Anwürfe zu unterlassen – und uns allen eine weitere Eskalation zu ersparen.
(So, nach diesem zweiten Hinweis werde ich bei Bedarf gleich löschen.)
Der Traditionserlass soll nicht neu geschrieben werden, sondern um die Tradition der Bundeswehr und Wiedervereinigung ergänzt werden.
Lasst uns über das ganze Delta reden, nicht nur über Namen.
Auszug aus dem Traditionserlass“
9. Für die Traditionsbildung in den Streitkräften ist von Bedeutung, dass die Bundeswehr
– die erste Wehrpflichtarmee in einem demokratischen deutschen Staatswesen ist;
– ausschließlich der Verteidigung dient;
– in ein Bündnis von Staaten integriert ist, die sich zur Demokratie, der Freiheit der Person und der Herrschaft des Rechts bekennen.
Diese politischen und rechtlichen Bindungen verlangen, dass die Bundeswehr ihre militärische Tradition auf der Grundlage eines freiheitlichen demokratischen Selbstverständnisses entwickelt. (….)
Was hat sich denn so entwickelt in den letzten fast 62 Jahren, vor, mit und nach der Wiedervereinigung.
Wie sich unsere Kultur, Werte und Bräuche entwickelt?
Was mich einfach völlig verblüfft ist, dass Generale in öffentlichen „Beiträgen“ elementarste Führungsprinzipien quasi auf den Kopf stellen.
Das oberste Führungsprinzip ist doch, dass Führen von oben nach unten verläuft. Das gilt für Streitkräfte in Form von Führungshierarchien und mittels einer Auftragspyramide (oder Kaskade). Ein Auftrag enthält eine oder mehrere Aufgaben und eine Zielsetzung – – eine alleinstehende Aufgabe ist ein Selbstzweck und führt zu einer selbsterfüllenden „Auftrgasanalyse“ – wobei die Zielsetzung der Ebene 2 sich aus der/den Aufgabe_n der Ebene 1 ableitet.
Dieses Prinzip gilt natürlich auch für die InFü der BW. Von daher ist es mir völlig schleierhaft wie man – so wie in diesem Gastbeitrag vorgeschlagen – eine Überarbeitung des politisch-strategischen InFührungsmittels Traditionserlass bottom-up fordern kann.
Molem agitat Mens ? Die infanteristische Materie soll den Geist der ganzen BW „bewegen“ ?
Ganz schlechtes Latein ;-)
Allein schon deswegen muß der Traditionserlass nun asap neu formuliert werden, denn offenbar ist die übergeordnete politisch-strategische Ziellsetzung des TE im Rahmen der InFü nicht mehr zeitgemäß und schon gar nicht zukunftsfähig, denn sonst hätte es ja nicht zu solchen „Missverständnissen“ in Sachen InFü und „Attraktivität“ in der (Schul)Ausbildung kommen dürfen.
Wenig hat mir jemals etwas über Führung gesagt über Vorbildfunktion etc., wie die Szene in Blüchers Biografie wo er eine Kolonne entlangreitet und den Soldaten den Sinn und Zweck dieses ganzes Vor und Zurückgehen, Angriff und Rückzug erklärt in Sichtweite der verfolgenden Franzosen.
Zur Seele einer Armee, man muss schon prüfen, welche Seele man haben will und wie man dies zielgerichtet hegt und pflegt.
@Zum Heulen
Wenn man mir gesagt hätte ich sollte ein Kettenhund sein, hätte ich augenblicklich verweigert.
@Mackiavelli
My County right or wrong, if right to keep it right if wrong to set it right.
Ich sehe nichts positives in Mut oder Tapferkeit für eine schlechte, verbrecherische Sache.
Ich werfe einmal eine Frage „in den Raum“:
Warum ist es eigentlich für z.Bsp. einen Panzersoldaten wichtig zu wissen wie die taktischen Verfahren und Vorschriften entstanden sind und wo ihre Ursprünge liegen ?
Dem Leo II A7 – Zugfüher kann doch völlig Wurst sein, dass ein Heinz Guderian solche Konzepte wie „Gefecht der verbundenen Waffen“ und „Führung von vorne“ mit-erfunden und in der damaligen Gefechtspraxis erfolgreich angewendet hat – abgesehen davon kann ich mir vorstellen, dass den Panzersoldaten von heute viel mehr die Frage interessiert ob solche Konzepte überhaupt noch in die heutige Technik, Taktik und Strukturen „passen“.
Tiger-Taktiken und Verfahren für Leo II A7 ? Das Argument „Nur wenn wir wissen woher wir kommen, können wir sagen wohin wir gehen wollen“ ist ja so ein klassischer Zirkelschluß-Slogan – ein konzeptioneller Kreisläufer sozusagen ;-)
@klabautermann | 29. Juni 2017 – 14:21
„Das oberste Führungsprinzip ist doch, dass Führen von oben nach unten verläuft. Das gilt für Streitkräfte in Form von Führungshierarchien und mittels einer Auftragspyramide (oder Kaskade). (..) Dieses Prinzip gilt natürlich auch für die InFü der BW.“
Nein, sonst würde sie Äußere Führung heißen.
„(…) Von daher ist es mir völlig schleierhaft wie man – so wie in diesem Gastbeitrag vorgeschlagen – eine Überarbeitung des politisch-strategischen InFührungsmittels Traditionserlass bottom-up fordern kann.“
Es gibt in der Bw mehr als die Ausführung eines Befehls und vieles hat nicht unmittelbar mit der Notwendigkeit im Gefecht zu bestehen zu tun. Der Ansatz in unserer Gesellschaft sollte sein, dass man so wenig wie möglich und soviel wie nötig von oben regelt. Von oben gibt man den Rahmen von. Ja, das ist in autoritäten Gesellschaften und Streitkräften anders.
Hoffe dies hat bei uns keine Tradition. Ich empfehle den gültigen Traditionserlass zu lesen.
Z.B.:
. In der pluralistischen Gesellschaft haben historische Ereignisse und Gestalten nicht für alle Staatsbürger gleiche Bedeutung, geschichtliche Lehren und Erfahrungen nicht für alle den gleichen Grad an Verbindlichkeit. Tradition ist auch eine persönliche Entscheidung.
4. Traditionsbewußtsein kann nicht verordnet werden. Es bildet sich auf der Grundlage weltanschaulicher Überzeugungen und persönlicher Wertentscheidungen.
Dies gilt auch für die Bundeswehr mit ihrem Leitbild vom mündigen Soldaten, dem Staatsbürger in Uniform. Die Freiheit der Entscheidung in Traditionsangelegenheiten gilt innerhalb des Rahmens von Grundgesetz und Soldatengesetz.
(…)
Tradition entsteht nicht per Verordnung sie muss sich entwickeln, am Ende nimmt der Dienstgeber die Vorschläge an oder nicht und gießt sie in einen Erlass. Dieser kommt dann von oben nach unten.
Wo ist da das Problem?
Der gehorsame Soldat kennt den Traditionserlass und hält sich daran. Der Staatsbürger in Uniform darf ihn diskutieren, das gehört m.E. auch zur Inneren Führung – und die Ministerin hat ja nun deutlich gemacht, dass sie hier diskutieren will. Insofern ist der „Bottom-up-Ansatz“ zumindest diskussionswürdig. Unabhängig von Inhalten: Der Historiker oder Soziologe stellt fest, dass Tradition zwar von oben gestaltet werden kann, aber ausdrücklich „befohlen“, was Tradition sein darf und was nicht, geht nicht. Dass dieser Widerspruch in sich zu Friktionen führt, ist m.E. nachvollziehbar. Und damit nicht andauernd über Wehrmacht geredet wird, hier ein anderer Gedanken- bzw. Diskussionsanstoß dazu: Säule 1 der Bundeswehrtradition ist die Preußische Heeresreform. Die Befreiungskriege aber gehören nicht dazu. Also hat die Preußische Heeresreform in einer von aller Welt losgelösten intellektuellen Blase stattgefunden? Wohl eher nicht. Damit wird dem Soldaten der „tapfere Kämpfer fürs Vaterland“, der zudem noch Erfolg hatte und wenigstens einmal „auf der richtigen Seite“ stand, als Vorbild verwehrt bzw. sogar verboten. Mit sowas an Tradition kann man genausowenig „Bundeswehr machen“ wie mit bedenkenloser Wehrmachtsglorifizierung! Und ja, mir ist klar dass die Befreiungskriege in Teilen Züge eines Bürgerkrieges aufweisen. Außerdem: Das Eiserne Kreuz prangt auf so manchem Wappen von Bundeswehrverbänden und auf allen Kfz. Eigentlich wäre es ja gar nicht traditionswürdig, denn es hat erstmal einen Bezug zum Krieg, dann –indirekt- erst zu den Preußischen Reformen, weil es ein Orden für alle Dienstgrade war.
@klabautermann
Weil einige Historie und Entwicklung mit Tradition verwechseln.
auch ein lesenswerter artikel von mario schulz:
https://warontherocks.com/2017/06/germans-should-accept-what-a-military-is-for-or-get-used-to-disappointment/
„And for the idea of “citizens in uniform” to be invested with meaning, Germans — both in and out of uniform — need to take concrete steps. If Germany’s soldiers want loyalty and a sense of belonging, and if its post-heroic society does not want post-societal heroes, both sides need to reach out.“
klabautermann | 29. Juni 2017 – 14:21
“ … Von daher ist es mir völlig schleierhaft wie man – so wie in diesem Gastbeitrag vorgeschlagen – eine Überarbeitung des politisch-strategischen InFührungsmittels Traditionserlass bottom-up fordern kann. …“
Der Traditionserlass als politisch-strategisches InFührungsmittel? Ah ja – und das schließt dann die Anwendung der konstruktiven Beteiligung aus?
klabautermann | 29. Juni 2017 – 14:45
„Warum ist es eigentlich für z.Bsp. einen Panzersoldaten wichtig zu wissen wie die taktischen Verfahren und Vorschriften entstanden sind und wo ihre Ursprünge liegen ? ..“. Bildung? Verständnis für Zusammenhänge? Lernen aus schlechten Erfahrungen anderer, ohne diese selber machen zu müssen?
Den Geschichtsunterricht in der schulischen Ausbildung lehnen Sie aber nicht generell ab?
Hans Schommer
@Mike
Zur Zeit der der sog Befreiungskriege, sah man das durchaus anders.
Der anfänglich auch mit ideologischen Untertönen geführte Volkskrieg wurde insbesondere von Metternich in einen Krieg der Regierungen zur Wiederherstellung eines Gleichgewichts der alten Mächte umgewandelt. Mit dem Ergebnis, dass sich die Vormachtstellung von Preußen, zum Leidwesen anderer deutscher Staaten festigte.
Dies führte am Ende in die Auseinandersetzungen um 1848 und 1866.
Rückblickend wurde durch deutsch-preußische Propaganda ein Befreiungskrieg und die Wiederherstellung der Monarchie.
Das ist nicht meine Tradition!
Auf welcher Seite der Barrikaden wären wir mit unseren Werten 1848 gestanden und auf welcher Seite stünden wir 2027 (oder wann auch immer) wenn unsere Freiheit in Gefahr wäre?
Lieber klabautermann,
der „Panzersoldat“ lebt nicht in der Bundeswehr-Blase und hatte bereits ein Leben vor und danach eines neben den Streitkräften. Und dieses Leben ist voll von Geschichte, zumeist geprägt durch mittelprächtige Dokumentationen auf N24 et al. Es ist toll, dass wir uns jetzt hinstellen und mahnend und akademisch diskutieren, aber es bleibt nunmal Fakt, das unser Nachwuchs viel eher weiß, was ein TIGER war, noch bevor er überhaupt seinen Fuß in einen LEOPARD gesetzt hat. Allein schon deswegen bietet es sich an, diesem Nachwuch die Wurzeln der TrGtg zu erklären, denn so wird vieles überhaupt erst in den richtigen Kontext gesetzt.
Gegenfrage: Warum traditionelle Bordanzüge und Farben in der Marine? Signalorange immer und überall für alle wäre doch allein schon aus Sicherheitsgründen besser? Und warum „Kolbenringe“ etc. wenn doch alle anderen TSK/OrgBereiche eine andere und einheitliche Kennzeichnung von Dienstgraden verwenden? Und warum trägt man überhaupt noch Schirmützen?
Ich habe es jetzt schon so oft wiederholt: In den kandischen Streitkräften hat man versucht, viele vermeintlich alten Zöpfe abzuschneiden – und das Ergebnis dabei war desaströs, nicht nur für das innere Gefüge der Truppe (quer durch alle TSK).
@ klabautermann | 29. Juni 2017 – 14:21
Befehl und Gehorsam sind sehr wohl eine zweiseitige Angelegenheit. Jeder gute Befehlshaber tut gut daran, darauf zu achten, dass die Befehlsempfänger in der Lage sind, die Befehle zu befolgen. So etwas wie Traditionen sind ein Vereinfachungsmechanismus, allen Beteiligten den Raum der Möglichkeiten aufzuzeigen.
Man muss nur den kleinen Prinzen lesen, um die hinter den Dingen stehenden Weisheiten zu verstehen. Hier z.B. ein Auszug aus Kapitel 10: Der König – indem sich der dortige König wesentlich klüger verhält, als unsere Verteidigungsministerin:
„Denn er war nicht nur ein absoluter Monarch, er war auch ein universeller Monarch.
»Und die Sterne gehorchen Euch?«
»Natürlich«, sagte der König. »Sie gehorchen sofort. Ich toleriere keinen Ungehorsam.«
Solche Macht erstaunte den kleinen Prinzen sehr.
[Äh, nein. Diesen extrem ausführlichen Wortlaut habe ich gelöscht – das ist schon längst kein Zitat mehr. Nicht auf meinem Rücken das Urheberrecht misshandeln und hoffen, dass ich es schon richten werde. Das ist grober Unfug. Und wird bitte nicht wiederholt, egal, wie sehr ein Buchkapitel als Beleg sinnvoll sein mag. T.W.]
Im Gegensatz zu diesem König fragt sich die aktuelle militärische Führung offenbar nie, ob ihre Befehle vernünftig sind und befolgt werden können. Damit provoziert Frau von der Leyen die Auflehnung gegen ihre Befehle (nein, dies ist kein Aufruf zum Putsch!).
Dazu verhalten sich soziale Systeme wie die Bundeswehr in bestimmten Fragen durchaus wie „die Sonne“. Der passende Befehl zur passenden Zeit kann wunderbar machtvoll wirken. Zur falschen Zeit klatscht er den Kommandeur vor die Wand und offenbart die Grenzen seiner Macht.
@ ThoDan | 29. Juni 2017 – 14:34
„@Zum Heulen
Wenn man mir gesagt hätte ich sollte ein Kettenhund sein, hätte ich augenblicklich verweigert.“
Danke für Ihren Widerspruch. Endlich. Und ich dachte schon, dass vollkommen verloren gegangen ist, dass wir von unseren Staatsbürgern in Uniform mehr verlangen, als von einem Kettenhund. Denn nur dann sind wir jedem Kettenhund überlegen, den ein Feind auf uns hetzen könnte. Dass die Grenze individueller Überforderung damit noch näher rückt, sollte einsichtig sein und muss vom Befehlshaber bedacht werden.
An der Notwendigkeit der Spezialisierung mit ihren Folgen fürs gegenseitige Verständnis ändert das aber nichts, macht es eher noch ausgeprägter.
klabautermann | 29. Juni 2017 – 14:45
Nein kann es ihm eben nicht, die „Panzerwaffe“ so wie sie mittlerweile in allen Armeen der Welt eingesetzt wird (nicht Technik sondern Taktik) hat nun mal ihren Ursprung in der Wehrmacht. Es ist daher schon befremdlich, wenn in Offizierkasinos oder Panzertruppenschulen auf der ganzen Welt Bilder von Guderian oder Rommel hängen, aber die Bundeswehr sagt: „ne damit wollen wir nichts zu tun haben, weil wir es nicht dürfen, wir sind nämlich päpstlicher als der Papst“
Es ist auch unerheblich wie Führung in der Bw organisiert ist, die hier geht es um Tradition und die findet nur dann breiten Anklang wenn auch die Bedürfnisse der breiten Masse berücksichtigt werden. Daher kann sowas nur bottom up organisiert werden, weil sonst immer Bereiche übersehen werden, die sich dann ihre eigene Tradition suchen, wo die Führung dann unter Umständen keinen Zugriff mehr hat.
Der General hat auch vollkommen Recht, „die Tradition“ für die Bundeswehr kann es nicht geben (und das ist ein Produkt des top down Ansatzes), da es eben „die Bundeswehr“ nicht gibt.
Der i.G. ler und der Truppier sind schon zwei vollkommen unterschiedlich „tickende“ Menschen und werden daher anderes gepolt sein, als der Gegenüber. Der Pilot denkt und agiert anders als der Kampfschwimmer und der Feldwebel anders als der General. Die Panzertruppe will ihren Guderian, die Luftwaffe Richthofen und die Fallschirmjägertruppe Eben Emael, Monte Cassino oder Kreta. Man könnte auch zurecht fragen wozu wir 2017 ein Nazi Segelschiff brauchen, wenn unsere zukünftigen maritimen Plattformen einen Höchstmaß an Automatisierung aufweisen sollen oder wieso die Kadetten die für den Dienst in U-Booten vorgesehen sind auf Masten klettern sollen und doch hat man dreistellige Millionenbeträge für die Modernisierung dieses Schiffes ausgegeben. Kein Mensch im Heer kann dies nachvollziehen und doch würde er sich nicht hinstellen und dagegen agitieren.
Wenn also der Infanterist sich hinstellt und sagt ich fühle mich vom Tätigkeitsfeld einem Inf-Landser der Wehrmacht näher verbunden als einem SanFeldwebel der Bundeswehr , welcher in einer AOR – Mission 1A Dienst gemacht hat, dann kann man das verstehen. Wenn man das nicht akzeptieren will, weil es nicht in den Zeitgeist passt oder passen darf, dann muss man auch mit der Konsequenz leben, dass der Mann nicht bei der BW dienen darf. Dann muss man ehrlich sein und jemand anderen finden der einen 40Kg Rucksack durch die Gegend tragen will, viel Spaß.
Als letzte Konsequenz muss man dann aber auch den aktuell dienenden Soldaten, die sich im neuen Erlass nicht wiederfinden, die Möglichkeit geben die Bw zu verlassen. Sprich einen BS sofort in einen SaZ umwandeln und den SaZ auf Antrag sofort zu verkürzen.