Gastbeitrag: Tradition in der Bundeswehr? Fragt die Soldaten.
In der laufenden Debatte über die Tradition der Bundeswehr, was sie ausmacht, ob und wie Soldaten auch der Wehrmacht (nicht die Wehrmacht selbst) eine Rolle spielen dürfen, haben sich bereits etliche Generale a.D. zu Wort gemeldet. Dennoch stelle ich hier als Gastbeitrag eine weitere Wortmeldung eines Generals a.D. ein.
Aus Gründen: Helge Hansen, in den 1990-er Jahren Heeresinspekteur und danach als deutscher Vier-Sterne-General Kommandeur in Brunssum (damals als Befehlshaber Allied Forces Central Europe; heute ist es das Joint Forces Command) hat für die Traditionspflege der Bundeswehr einen interessanten Ansatz. Kurz gefasst: Fragt die Soldaten, die in dem fast einem Vierteljahrhundert der Auslandseinsätze Kameraden erlebt haben, die Vorbild sein könnten. Und verordnet nicht vom Grünen Tisch eine Traditionslinie, die für die Truppe abstrakt bleibt.
Ich bin mir bewusst, dass Hansen mit seiner Sicht der Würdigung des Wehrmachts-Feldwebels Diedrich Lilienthal, nach dem eine Kaserne in Delmenhorst benannt ist, auch Widerspruch provozieren dürfte. Auch seine Einschätzung der jüngsten Handlungsweisen von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen wird vermutlich sehr unterschiedlich gesehen. Das Entscheidende an Hansens Argumentation ist aber, dass er für einen bottom up-Ansatz bei der Neuregelung der Traditionslinien der Bundeswehr plädiert.
Sein Text im Wortlaut:
Nach Bekanntwerden der Aktivitäten des „Oberleutnant A.“, fragwürdiger Aufnahmerituale in einem Truppenteil und scheinbarem Fehlverhalten in der Sanitätsausbildung hat die Bundesministerin der Verteidigung, Ursula von der Leyen, in einer ersten Reaktion öffentlich und mehr oder weniger pauschal einen falschen Korpsgeist und einen Mangel an Führung in den Streitkräften festgestellt. Damit hat sie sich als verantwortliche Inhaberin der Befehls-und Kommandogewalt über die Streitkräfte von diesen distanziert – ein bisher beispielloser, öffentlich bekundeter Vertrauensentzug.
Sie hat zwar kurz darauf ihr Bedauern über diese ihre Einlassungen geäußert. Gleichwohl ist durch ihr spontanes Handeln ein ihr offenbar eigener Denk-und Handlungsansatz des pauschalen und spontanen Entzugs des Vertrauens in die militärische Führung und in die geistige Ausrichtung unserer Streitkräfte deutlich geworden.
Sehr viel gravierender sind für mich jedoch die Auswirkungen der von ihr in der Folge veranlassten Maßnahmen: Die Umstände der „Säuberung“ der Kasernen von „Wehrmacht-Devotionalien“ mit einem geradezu kümmerlichen Ergebnis, die Entfernung des Bildes des ehemaligen Bundeskanzlers Helmut Schmidt in Wehrmachtsuniform in der Universität seines Namens in Hamburg, inzwischen wieder zurück, aber auch hier vorschnell gehandelt, und weitere „Sofortmaßnahmen“ mit dem offenkundigen Ziel, Handlungsstärke und hartes Durchgreifen zu demonstrieren; und zwar im Blick nach außen für die Öffentlichkeit, jedoch mit negativen Folgen nach innen: Sichtbarer Ausdruck des Misstrauens in die geistige Verfasstheit der Streitkräfte und von Handeln nach dem Motto „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“.
Der ehemalige Generalinspekteur der Bundeswehr, General Ulrich de Maiziere, hat einmal darauf hingewiesen, dass jede Armee eine „Seele“ besitzt im Sinne ihres Selbstverständnisses, ihres Selbstwertgefühls. Es sei eine vorrangige Aufgabe der Führung, diese zu wahren und zu schützen, weil die Verletzung dieser „Seele“ schwerwiegende Folgen für die Kohäsion der Streitkräfte habe. Man kann dieses Phänomen auch ganz nüchtern als das „Innere Gefüge“ der Streitkräfte, im zivilen Umfeld als „Corporate Identity“ bezeichnen und es damit in den Kontext der Inneren Führung, das heißt einer zeitgemäßen Menschenführung stellen. Ihr eingangs erhobener genereller Vorwurf den Geist und die Führung der Streitkräfte betreffend war geeignet, das Selbstwertgefühl nachhaltig zu schädigen. Es wird deutlicher Zeichen der Ministerin bedürfen, um das Vertrauen in ihre Führung der Streitkräfte wieder herzustellen.
Frau von der Leyen hat veranlasst, dass der zur Zeit gültige Traditionserlass überprüft und überarbeitet wird, vermutlich mit dem Ziel, künftig eine veränderte, zeitgemäße Traditionspflege als Teil der Inneren Führung unserer Streitkräfte zu verankern. Es ist zu hoffen, dass sie nicht der Versuchung erliegt, quasi „top down“, dazu noch wissenschaftlich selektiert durch das Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr , einen Traditionskatalog erarbeiten zu lassen. Dieser Ansatz der Aufarbeitung der Grundlagen einer zeitgemäßen Traditionspflege wäre aus meiner Sicht genau der falsche!
Immer wieder wird in der Diskussion um die Traditionspflege der Bundeswehr darauf hingewiesen, dass es eines Rückgriffes auf Personen oder Ereignisse aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges nicht bedarf, da die Bundeswehr in den mehr als 60 Jahren ihres Bestehens eigene Traditionen entwickelt habe. Frau Ministerin, welche bitte?
Stets kommt auf diese Frage der stereotype Hinweis auf die Preußischen Heeresreformen und den militärischen Widerstand im Dritten Reich. Es ist unstrittig, dass beide historischen Vorgänge zu den ethischen Grundlagen unserer Streitkräfte zählen, aber sie sagen einem jungen Soldaten im Einsatz in Afghanistan, im Kosovo oder in Mali wenig bis gar nichts, weil viel zu abstrakt. Sie genügen ganz offensichtlich nicht den emotionalen Bedürfnissen des jungen „Kämpfers“ oder der „Rettungssanitäterin“ im Einsatz auf deren Suche nach Beispielen, Richtpunkten für Mut, Tapferkeit und kameradschaftliches Eintreten angesichts der Gefahren für Leib und Leben. Es kann also nicht darum gehen, einen eventuellen „braunen Sumpf“ trocken zulegen, sondern vielmehr einem berechtigten und wichtigen Anliegen zu genügen.
Ich habe in den Siebzigerjahren als Bataillonskommandeur in der Feldwebel Lilienthal-Kaserne in Delmenhorst Dienst getan, die zur Zeit noch seinen Namen trägt und hoffentlich behalten wird. Dieser Feldwebel hat im Zweiten Weltkrieg in der Sowjetunion, nachdem sein Kompaniechef gefallen war, im Alter von 23 Jahren die Kompanie übernommen und durch seinen Einsatz seine Einheit vor der Vernichtung bewahrt. Ich habe sein Handeln stets bei Gelöbnisfeiern für wehrpflichtige Soldaten unter Hinweis auf die Pflicht, „Recht und Freiheit tapfer zu verteidigen“, als beispielhaft hervorgehoben, ohne den Krieg zu verherrlichen oder dessen Völkerrechtswidrigkeit zu verschweigen.
Ich empfehle daher, ganz bewusst einen anderen, einen „bottom up“- Ansatz zu wählen: In einem strukturierten Prozess sollten aktive und ehemals aktive Soldatinnen und Soldaten aller Dienstgrade, die in Afghanistan, im Kosovo, in Mali oder anderen Einsatzgebieten der Streitkräfte Dienst getan haben, beispielhaftes Handeln sammeln, quasi als nachprüfbare Augenzeugenberichte, die die traditionswürdigen militärischen Tugenden verdeutlichen. Damit wäre der Ausgangspunkt für eine zeitgemäße Traditionspflege in unseren Streitkräften geschafft. Die Bundeswehr würde so eine in jeder Hinsicht „bedarfsgerechte“ und damit auch von unseren Soldaten akzeptierte Grundlage für eine praktische Traditionspflege erhalten. Dann müssen künftig nicht mehr neu zu benennende Kasernen mit nichtsagenden Landschaftsbezeichnungen versehen werden, nur um politisch korrekt zu sein, sondern können durch deren Namensgebung beispielhaftes militärisches Handeln in Erinnerung rufen und würdigen.
Kriterium für die Auswahl solcher Beispiele sollte die Erklärung des damaligen Verteidigungsministers, Volker Rühe, in einer Debatte zur Traditionspflege in der Bundeswehr vor dem Deutschen Bundestag sein: „Die Werteordnung des Grundgesetzes ist dafür Orientierungsrahmen. Ein solches Verständnis lässt Raum, vorbildliche soldatische Haltung und hervorragende militärische Leistungen aus allen Epochen der deutschen Militärgeschichte in die Tradition der Bundeswehr zu übernehmen.“
Auf dieser Grundlage könnte die Feldwebel Lilienthal-Kaserne in Delmenhorst ebenso ihren Namen behalten wie auch das Beispiel eines deutschen Feldwebels im Einsatz im Kosovo zum Traditionsbestand unserer Streitkräfte genommen werden könnte: Er hatte sich allein und schutzlos in einer serbischen Enklave im Kosovo unter Lebensgefahr schützend vor eine serbisch-orthodoxe Kirche gestellt, um sie vor der Verwüstung durch kosovarische Freischärler zu retten – mit Erfolg! Wobei angemerkt sei: Auch der Einmarsch der NATO in das Kosovo – serbisches Staatsgebiet – war eindeutig völkerrechtswidrig.
(Archivbild: Der Ehrenhain in Masar-i-Scharif, Afghanistan, aufgenommen im Dezember 2013)
@Koffer | 02. Juli 2017 – 19:35
„A führt zu B, B bedingt A.“
Wie soll das denn funktionieren?
Sicherlich haben wir ein unterschiedliches Verständnis von dem Begriff „Korpsgeist“. Dieser war mal positiv besetzt im Sinne von „Esprit de Corps“, aber heute versteht sich darunter eher falsch verstandene Kameradschaft.
„Sachlicher bitte, sonst kann ich solche Aspekte nicht mehr mit Ihnen diskutieren.“
Bahnt sich hier schon wieder der Diskussionsabbruch ihrerseits an, weil die Widersprüchlichkeit Ihrer Argumentation nicht mehr zu kaschieren ist?
Es ist schon äußerst unsachlich von Ihnen, überlebensgroße Landsermalereien in Aufenthalts- und Sozialräumen als rein ästhetische Verschönerung darzustellen. Würden Sie das auch über ein Che Guevara Konterfei auf dem Kasernenflur sagen? Wahrscheinlich nicht.
Insofern: bleiben Sie mal sachlich!
„Nicht jeder Soldat der Wehrmacht war menschenverachtend oder rassenideologisch motiviert. Wer es doch war, der ist natürlich nicht traditionswürdig.“
Dann ziehen Sie mal die neueren und neuesten Forschungsergebnisse heran. Die bad-apple bad-barrel Diskussion tendiert nach der Entdeckung neuerer Quellen seit einigen Jahren eher zur bad-barrel Theorie.
http://www.hsozkult.de/searching/id/rezbuecher-19838?title=hitlers-soldaten-und-die-realitaet-der-ns-volksgemeinschaft&q=hitlers%20soldaten&sort=relevance&fq=&total=241&recno=2&subType=reb
Soll heißen: die allerwenigsten waren nicht rassenideologisch motiviert. Aber ich vergaß – für Sie sind Forschungsergebnisse der Historiker ja zweitrangig in der wertgebundenen Auswahl der Tradition.
„Einfache Sache…“
Ganz genau!
@Wa-Ge | 02. Juli 2017 – 21:27
„Bei der Aufstellung der Bw wurde ganz genau drauf geachtet was bei der Wehrmacht gut und was im Sinne der neuen Republik schädlich war. Das bewährte hat man übernommen, den Rest durch Neues ersetzt.“
„die Nazis sind ein Produkt der Demokratie und nicht des Militarismus oder der Wehrmacht“
Schon diese beiden Statements Ihres letzten Posts offenbaren dermaßen Unkenntnis historischer Fakten, dass man Ihre Fähigkeit zu einem differenzierten vernünftigen Werturteil bezweifeln muss! Ihre Lektüre sollte über Herrn Kurowski hinausgehen!
Ich denke und hoffe, dass Sie nicht den Querschnitt der Truppe repräsentieren, aber ich stelle fest, dass in Sachen historisch-politischer Bildung einiger Nachholbedarf besteht.
@Vodoo: Insofern erübrigt sich eine explizite Antwort auf Ihren Einwand. Historische Bildung und Faktenkenntnis sind Voraussetzungen für ein Werturteil. Es mangelt daran; das gilt es zu beheben!
@Zimdarsen | 03. Juli 2017 – 7:36
„Um eine in der BRD und Europa verwurzelter, professioneller, tapferer Soldat zu sein braucht man keine Vorbilder aus dem WKII so wie wir keine aus dem WKI und II benötigt hatten. Dass in Teilen unseres Heeres noch einen scheinbar überlebenswichtigen Bedarf gibt halte ich für bedenklich.“
Warum? Wenn Sie keine solchen Vorbilder brauchen, dann sei Ihnen das gegönnt. Warum wollen Sie vielen Staatsbürgern in Uniform etwas verwehren, was sich in den letzte 60 Jahren in DEU bewährt hat, internationale Anerkennung findet und von ihnen gewünscht ist?
@klabautermann | 03. Juli 2017 – 8:56
„Deutsche Kämpfer lassen sich nur ungern von Politikern führen, es sei denn die Politiker tragen Unform wie der GröFaZ“
Lieber @klabautermann, angesichts Ihrer historischen Bildung, sollten Sie doch wissen, dass die Wehrmacht die Führung durch Hitler nicht besonders geschätzt hat und sich mehrfach und häufig abschätzig über ihn geäußert hat („bömischer Gefreiter“ etc.). Das die Generalität seine Rücksichtslosigkeit und Durchsetzungsstärke massiv unterschätzt hat und in weiten Teilen sehr schnell zum willfährigen Vollstrecker wurde steht auf einem anderen Blatt…
„Die gesellschaftspoltischen Veränderungen insbesondere in Sachen Beruf und Familie, Frauen, Homosexualität, Einwanderung/Einbürgerung etc haben mittlerweile Gesetzesrang und sind somit Teil der FDGO.“
Nein. Das ist sachlich falsch. Nur weil etwas gesetzliche Grundlage ist, wird es dadurch noch lange nicht teil der FDGO.
Unabhängig davon ist das aber auch kein Problem für die Truppe, denn keines der von Ihnen erwähnten Themen ist in der Truppe strittig: Homosexualität? Schon seit Jahren kein Aufregen mehr. Einwanderung? Schon seit den 90er akzeptiert. Frauen? Läuft. Einzig das Thema Dienst und Familie ist ungeklärt. Hier aber weniger aus grundsätzlichen Erwägungen heraus, sondern eher wegen der fehlenden Rahmenbedingungen (Großstandorte, Belegplätze in Kindergärten etc. etc.) und die muss nun einmal die Politik schaffen, da ist für die Truppe wenig zu tun.
@JPG | 03. Juli 2017 – 8:56
„Sicherlich haben wir ein unterschiedliches Verständnis von dem Begriff „Korpsgeist“. Dieser war mal positiv besetzt im Sinne von „Esprit de Corps“, aber heute versteht sich darunter eher falsch verstandene Kameradschaft.“
Offensichtlich haben wir ein unterschiedliches Verständnis. Wenn Sie Korpsgeist mit falsch verstandener Kameradschaft verbinden, dann kann ich Ihre Ablehnung zwar verstehen, aber ich mache mir jetzt sicherlich nicht Ihre (falsche) Verwendung des Begriffes zu eigen.
Denn wir benötigen zusätzlich zum Begriff Kameradschaft, der aus dem Gesetzestext abgeleitet eine unmittelbare und konkrete Beziehung zwischen Personen und kleinen Kampfgemeinschaften bedeutet, noch einen hierauf aufbauenden, übergreifenden und größere Gruppen zusammenhaltenden Begriff.
Wenn Ihnen Korpsgeist nicht gefällt, dann finde ich das bedauerlich, aber dann müssen Sie halt einen anderen verwenden ;) Den „Mechanismus“ (egal wie Sie ihn jetzt nennen wollen) benötigen Streitkräfte auf jeden Fall.
„Bahnt sich hier schon wieder der Diskussionsabbruch ihrerseits an“
Ja, ich befürchte es.
„Es ist schon äußerst unsachlich von Ihnen, überlebensgroße Landsermalereien in Aufenthalts- und Sozialräumen als rein ästhetische Verschönerung darzustellen.“
Warum? Dafür sind diese doch nun einmal da. Vielleicht gefallen sie IHNEN ja nicht. Entweder aus ästhetischen Gründen oder aus inhaltlichen (ich vermute hier das letztere), aber das ist ja zunächst einmal nicht der Punkt, denn es muss ja nicht IHNEN gefallen, sondern dem Uffz-Korps der entsprechenden Kompanie.
Und wenn ich das als Infanterist so sagen darf: so oder so ähnlich sehen und sahen viele Uffz-Keller aus… Offensichtlich ist das ästhetische Empfinden in der Infanterie recht homogen ;)
„Würden Sie das auch über ein Che Guevara Konterfei auf dem Kasernenflur sagen?“
Das wiederum betrachte ich als einen sachlichen Einwand. Natürlich überspitzt, aber durchaus zulässig.
Dazu muss man sich von mehreren Seiten nähern. Zunächst einmal die Frage der Fachlichkeit. Hierfür ist die Antwort: nein. Che Guevara bietet keinen fachlichen Anknüpfungspunkt um in einer deutschen Kaserne als Wandverschönerung angemessen zu sein. Sein „Handwerk“ entsprach nicht den notwendigen Anforderungen.
Wenn das aber so wäre (rein fiktiv gesprochen um des Diskurses willen), dann müsste man sich seine Geisteshaltung und seine politische Haltung ansehen. Und auch hier zeigt er sich als ungeeignet für eine DEU Kaserne.
Nun werden Sie vielleicht entgegen, aber die NAZIS…
Ja, damit hätten Sie auch recht, wenn ich eine unterschiedslose Verwendung von Soldatenbildern aus der Wehrmacht befürworten würde, aber das tue ich ja gerade nicht.
Damit jemand Platz in einer DEU Kaserne findet (egal ob im Rahmen konkreter Traditionspflege im engeren Sinne oder im Rahmen von Verschönerungen), darf er natürlich nicht aufgrund seiner konkreten poltischen Haltung, seiner konkreten Handlungen oder seines Charakters persönlich ungeeignet sein.
„Insofern: bleiben Sie mal sachlich!“
Aber, aber… mein lieber, lieber @JPG…
@Zimdarsen | 03. Juli 2017 – 7:36
„Die NAZIS sind ein PRODUKT der Demokratie?
Da empfiehlt es sich ganz genau in die Vorgänge vor 1933 zu schauen.
Sie waren kein Produkt der Demokratie, sondern sie haben die Freiheit und Möglichkeiten genutzt und die Demokratie missbraucht. Die Demokratie war Opfer der NAZIS.“
Das eine schließt das andere nicht aus, ohne die liberalen Strukturen der Demokratie der Weimarer Republik wäre eine Machtergreifung garnicht, bzw. nur deutlich schwieriger möglich. Genau deswegen wurde ja beim Verfassen des GG peinlichst darauf geachtet die Fehler der Weimarer Republik nicht zu wiederholen und potentielle Lücken für einen Missbrauch der Demokratie für unlautere Zwecke zu schließen.
„Genau das ist es was viele eben nicht wollen; Bürger in Uniform die für alles und jeden tapfer kämpfen ohne ihren Verstand zu gebrauchen oder ihr Gewissen zur Geltung bringen dürfen.“
Und wie erklären Sie dann den Einmarsch in den Kosovo? Oder AOR Einsätze zur Wahrung von Bündnisinteressen? In wiefern unterscheidet sich ein Einsatz der Bw in Mali von einem Einsatz der Hessen oder Steubens in dem amerikanischen Unabhängigkeitskrieg? (aus Sichtweise der jeweiligen Zeitperiode)
@JPG | 03. Juli 2017 – 8:56
„Ich denke und hoffe, dass Sie nicht den Querschnitt der Truppe repräsentieren, aber ich stelle fest, dass in Sachen historisch-politischer Bildung einiger Nachholbedarf besteht.“
Ich denke und hoffe, dass selbe bezogen auf Ihre Person und Aussagen. Des weiteren empfehle ich einen Vergleich der „Dokumentenlandschaft“ der Wehrmacht, sowie der der Bundeswehr. Das gleiche bezogen auf Soldbücher.
Ich prophezeie einen deutlichen Erkenntnisgewinn der jedoch nicht Ihren politischen Ansichten entsprechen wird.
Kurz zusammengefasst: Ein Rad kann man nicht zweimal erfinden!
(FYI: In stehe mit beiden Beinen auf dem Boden der FDGO und schon alleine meine persönliche Vita schließt eine Sympatie des braunen Sumpfes aus, dafür bin ich und meine Familie viel zu oft Opfer diesen Klienteles geworden.)
JPG | 03. Juli 2017 – 8:56
“ … Dieser war mal positiv besetzt im Sinne von „Esprit de Corps“, aber heute versteht sich darunter eher falsch verstandene Kameradschaft. …“
Hier möchte ich energisch widersprechen: Letzteres mögen Sie für die sozialen Gruppen in Ihrem Lebensumfeld so wahrnehmen. Für die Bundeswehr gilt dies sicher nicht.
Hans Schommer
„Für die Bundeswehr gilt dies sicher nicht“ – noch einer, für den SEINE Meinung, die der Bundeswehr ist – schön, dass ich mir keine Gedanken machen muss, was ich für richtig halte …
Es musste offenbar zum Gründungsmythos der Bundeswehr gehören, alle Verbindungen in die Vergangenheit zu kappen und als etwas ganz neues/revolutionäres zu gelten. Wenn man aber mal ehrlich ist, dann waren schon der Vorgänger-Armee Ideen/Konzepte wie „Volksoffizier“, „Staatsbürger in Uniform“ oder „Primat der Politik“ nicht gänzlich fremd – auch wenn das teilweise nicht so genannt wurde, aus naheliegenden Gründen.
Es ist jedoch schon halbwegs skurril, dass wir im Jahr des Heils 2017 dieselben Debatten führen, wie 1957. Ein Theodor Heuss dachte offenbar auch, Soldaten seien so nüchtern wie er selbst, benötigten nichts „für’s Herz“, keine Uniform, sondern ein Arbeitsdress, keine Truppenfahne, keine Orden und Ehrenzeichen, keine Vorbilder, keine Tradition. Allerdings hat man das recht fix wieder „eingefangen“ und gegen die Erkenntnis eingetauscht, dass auch die Bundeswehr eine Seele hat – wie auch die bundesdeutsche Bevölkerung, die die alte Nationalhymne behalten wollte.
Wenn man dann im Fernsehen einen Politikprofessor sieht, der die Frage stellt, ob ein, im internationalen Vergleich nun wirklich sehr nüchtern und fast schon spartanischer Staatsakt wie der anlässlich der Beerdigung von Altkanzler Kohl noch zeitgemäß sei, dann scheint es wirklich diametrale Gegensätze in der Auffassung zu geben, was zeitgemäß und was zeitlos ist. Wahrscheinlich werden dann künftig Kommandoübergaben per LoNo bekanntgegeben oder das Ableben einer hohen Persönlichkeit durch eine Pressemitteilung.
„Lieber“ @Koffer
Mir ist völlig schleierhaft, wie man als -angeblich – aktiver StOffz einen solchen Satz – „Nein. Das ist sachlich falsch. Nur weil etwas gesetzliche Grundlage ist, wird es dadurch noch lange nicht teil der FDGO“ – hier posten kann und dann auch noch erwartet ernst genommen zu werden.
Wenn man von der Hand in den Mund lebt, dann sollte man darauf achten, dass man sich nicht auf die Zunge beißt. Sie beißen immer Satzbröckchen aus meinen Kommentaren heraus und spucken sie zurück in ihre Argumentationssuppe, die letztendlich nach der Rezeptur der „Kameraderie des ewigen deutschen Soldaten“ zubereitet ist. Schade, dass sie meine kleine Wortprise „Soldatengeschichte“ nicht als Rezepturverbesserungsangebot aufgefasst haben.
Ich hoffe sie verstehen die Anspielung auf Max Colpet und sein „Hohe Lied der Kameraderie unter Genies“ oder das „Lied vom Ewigen Soldaten“?
Nun ja, ihre Argumentationsuppe wird aber leider immer dünner, auch wenn da noch ein oder zwei Beiköche bei ihnen sind. Also löffeln sie doch bitte diese Suppe selber aus, die sie sich da eingebrockt haben; aber Vorsicht: nicht auf die eigene Zunge beißen ;-)
Dürfte ich sie höflich aber nachdrücklich darum bitten, meine an die allgemeine Leserschaft von AGA gerichteten Kommentar nicht mehr in entstellender Weise zu ko-kommentieren.
Wie ich schon schrieb: der Bart ist ab und sie werden ihn mir nicht mehr in mein klabautermanngesicht kleben. Also lassen sie es bitte sein. Danke.
@Wa-Ge
„Und wie erklären Sie dann den Einmarsch in den Kosovo? Oder AOR Einsätze zur Wahrung von Bündnisinteressen? In wiefern unterscheidet sich ein Einsatz der Bw in Mali von einem Einsatz der Hessen oder Steubens in dem amerikanischen Unabhängigkeitskrieg? (aus Sichtweise der jeweiligen Zeitperiode)“‚
Evtl unterscheiden sich einzelne Motive gerade nicht von den in der Vergangenheit, wenn es um Selbstbestimmung und Verteidigung ging. Es gibt dann einen Unterschied wenn es um Gebietsgewinn und Raub geht und dem Streiter dies bekannt ist.
Was die Einsätze der Bw sind es die Grundlagen der veröffentlichten Interessen (hier BRD über die man durchaus streiten kann) und die Möglichkeit eine andere Position zu beziehen ggf des Einsatzes zu verweigern. Auch ist es ein Unterschied, wenn man als seinen Gegner betrachtet (Bevölkerung) und wie man mit ihm umgeht.
Ich frage mich ernsthaft, was wohl die toten, verwundeten und verletzten (PTBS) Kameraden der Einsätze der BW – und deren Angehörige – darüber denken, wenn ihr treues und tapferes dienen und verteidigen der FDGO in Verbindung gebracht wird mit einem „Korpsgeist“, der sogenannte „funktionale“ Traditionsfraktale der Wehrmacht und Landser-Bilder in die Soldaten-Köpfe projiziert. Bilder von der Wand und aus dem Kopf der Soldaten und „funktionale“ Wehrmachts-Fraktale aus den Ausbildungsrichtlinien und den Köpfen der Ausbilder kann ich da nur sagen. Die Kameraden der BW sollen ja wohl nicht den Eindruck bekommen, dass sie durch die „politische und militärische“ Führung der BW genau so politisch verarscht und militärisch verheizt werden wie ein Großteil der treu und tapfer dienenden und kämpfenden Soldaten des GröFaZ ? Oder ist genau das die subversive „Affen“-Taktik, die vereinzelt bereits insubordinante Züge angenommen hat ?
Was ist das für ein geradezu pervers-pietätloser „letzter“ Kameradendienst an den toten, verwundeten und verletzten (PTBS) BW-Kameraden. Fremdschämen kann wehtun, aber klabautermänner kennen keinen Schmerz ;-(
Zum Thema FDGO und Gesetzgebung:
https://www.gesetze-im-internet.de/bverfschg/__4.html
„………….
..die Bindung der Gesetzgebung an die verfassungsmäßige Ordnung und die Bindung der vollziehenden Gewalt und der Rechtsprechung an Gesetz und Recht,…….“
Das gilt natürlich insbesondere für Gesetze, die einen eineindeutigen Menschenrechtsbezug haben im „Grundbetrieb“ der „vollziehenden Gewalt“ Bundeswehr.
@Hans Schommer | 03. Juli 2017 – 10:56
„Hier möchte ich energisch widersprechen: Letzteres mögen Sie für die sozialen Gruppen in Ihrem Lebensumfeld so wahrnehmen. Für die Bundeswehr gilt dies sicher nicht.“
Sie habe wohl einen Faible dafür, sprachlich ein „Wir und die Anderen“ zu schaffen, um dann Abwertungen für „die Anderen“ folgen zu lassen. Die sozialen Gruppen in meinem Lebensumfeld lassen sich von derartiger Eindimensionalität nicht beeindrucken. Und die negative Konnotation des Begriffes „Korpsgeist“ hat es immerhin über die sozialen Gruppen meines Lebensumfeldes hinaus in den Duden geschafft.
Wie Sie für DIE Bundeswehr sprechen können, verstehe ich nicht. Wie Sie für mein Lebensumfeld sprechen können, noch viel weniger!
@klabautermann | 03. Juli 2017 – 12:24
„Mir ist völlig schleierhaft, wie man als -angeblich – aktiver StOffz einen solchen Satz – „Nein. Das ist sachlich falsch. Nur weil etwas gesetzliche Grundlage ist, wird es dadurch noch lange nicht teil der FDGO“ – hier posten kann und dann auch noch erwartet ernst genommen zu werden.“
Abgesehen von einem Rechtschreibfehlern (teil statt Teil) und einem Formulierungsmangel (Nein. statt Nein,), ist daran sowohl sachlich als auch sprachlich glaube ich wenig zu bemängeln. Zumindest wenn man die einem Kommentar in einem Internetblog üblichen Verkürzungen akzeptiert.
Ich bin eher erschüttert, wie Sie eine gegenteilige Behauptung aufstellen konnten. Bei aller Liebe zur provokativen Verkürzung sollten Sie doch bei so wichtigen Kernbegriffen wie der FDGO etwas näher an den Fakten bleiben…
@klabautermann | 03. Juli 2017 – 14:49
„Ich frage mich ernsthaft, was wohl die toten, verwundeten und verletzten (PTBS) Kameraden der Einsätze der BW“
Ich denke auf diesen Pfad sollten Sie sich nicht begeben. Zum einen ist das m.E.n. eine billige Methode zu versuchen eine „Keule“ in die Diskussion einzuführen. Zum anderen könnte ich hier durchaus kontern, denn den einen oder anderen Betroffenen kenne ich persönlich. Zum dritten aber und vor allem gehört das m.E.n. nicht hierhin, weder von Ihrer Seite um Ihre Meinung zu untermauern, noch von meiner Seite um meine zu untermauern. Das wäre unangemessen!
ok, wir haben jetzt eine Debatte von drei oder vier Leuten hier, die sich ziemlich im Kreis drehen und sich gegenseitig mehr oder weniger immer wieder die gleichen Dinge vorhalten. Langsam hat sich das Thema somit erschöpft?
@ JPG
Sie erlauben mir da sicher einen Einwand. Denn sie kanzeln nicht nur recht harsch die Meinung @ Wa-Ges ab, sondern bleiben ihm selbst dabei eine Richtigstellung schuldig. Allerdings wird zumindest die These, dass die Demokratie letztlich dem NS zum Aufstieg verhalf, in der Fachwissenschaft durchaus anerkannt und diskutiert. Hier müssten Sie ihr eigenes Wissen auf Stand bringen.
Ich möchte dem Hausherren an dieser Stelle aber keine weitere historische Grundsatzdebatte zumuten, weswegen ich Ihnen einfach eine anerkannte Überblicksdarstellung hier stehen lasse (besonders die letzten beiden Absätze sind gemeint); die Quelle dürfte dabei für sich sprechen:
http://www.bpb.de/geschichte/nationalsozialismus/dossier-nationalsozialismus/39539/ns-bewegung-ursachen
Darüber hinaus und um den Kreis zu schließen: Ich durfte in den letzten Tagen einige Gespräche mit Ehemaligen und Aktiven, Uffz und (St)Offz aus verschiedenen OrgBereichen und TSK führen und muss deutlich sagen, dass die Stimmung durchweg mehr als gereizt ist. Und @klabautermann – selbst aus dem ZSan kommt deutlicher Unmut über den (Zitat) „Bildersturm“ und den Kneifzangen-Umgang mit deutscher Militärgeschichte. Dass dürfte Ihre Argumentation der letzten Tage ein Stück weit relativieren, hatten Sie doch auf ein „Heeres(kampftruppen)problem“ verwiesen.
Zu T.Wiegold | 03. Juli 2017 – 16:43:
Werter Herr Wiegold,
ich erlaube mir an dieser Stelle – sachlich und leidenschaftslos – die Empfehlung, diesen Faden hier zu schließen. Und zwar um der Reputation des Blog willen.
Und der Zeit, welche Sie für diese Karussellfahrt hier aufwenden müssen. Nicht zuletzt auch für meine Beiträge – das bekenne ich ausdrücklich.
Hans Schommer
Voodoo | 03. Juli 2017 – 17:08
In der von Ihnen verlinkten Literatur (welche mitnichten eine Quelle ist) heißt es:
„In einem doppelgleisigen Prozeß des Machtverfalls bzw. -verlustes der Demokratie einerseits und der politisch-sozialen Expansion der nationalsozialistischen Bewegung andererseits wurde der politische Handlungsspielraum zuerst der demokratischen, dann aber auch der konservativ-autoritären Kräfte zunehmend eingeengt. Dieser Prozeß wurde beschleunigt durch politische Fehleinschätzungen, persönliche Machtkämpfe und Intrigen.“
Wie genau kommt man da jetzt zu dem Diktum, die Nazis seien ein Produkt der Demokratie gewesen?
@Koffer
„Warum? Dafür sind diese [überlebensgroße Landser-Wandmalereien] doch nun einmal da. Vielleicht gefallen sie IHNEN ja nicht. Entweder aus ästhetischen Gründen oder aus inhaltlichen (ich vermute hier das letztere), aber das ist ja zunächst einmal nicht der Punkt, denn es muss ja nicht IHNEN gefallen, sondern dem Uffz-Korps der entsprechenden Kompanie.“
Es geht nicht in erster Linie um ein ästhetisches Empfinden, und wenn Sie es noch so oft behaupten. Wehrmachtsikonographie gehört nicht in Kasernen der Bundeswehr! Eine gegenteilige Interpretation der geltenden Normen (Innere Führung und Traditionserlass) ist geschichtsklitterisch, irreführend und manipulativ. Sie können Ihr Eigenheim gerne mit Landserbildchen zukleistern bzw. zugekleistert lassen, der Dienstherr hat in seinen Räumen etwas dagegen. In treuer Pflichterfüllung sollten Sie ihm Folge leisten.
@T.W.
Leider Zustimmung.
Nun haben wir festgestellt, dass das mit der Tradition WK II ein kleines Problem ist und die Positionen sind klar und fest.
Wie sieht es nun mit all den anderen Vorschlägen aus?
Was hätten wir denn gerne als Ergänzung zum Traditionserlass?
Was sollte zum Thema Wiedervereinigung und Bundeswehr übernommen werden?
Wie wäre es mit einem Symbol zur Vereidigung (Grundgesetz als Schmuckband durch Abgeordnete Überreicht?
Übernahme zum BS durch den Insp bei einer Feier einmal im Jahr?
Verabschiedung in den Einsatz mit Stil und Form?
Was hilft den jungen Menschen bei der Bewußtseinsbildung zum Thema Freiheit?
Was wissen wir über das Militär welches sich im Zweifel vor unsere Bürger gestellt hat?
Ich habe Sie zum Stabsoffizier gemacht, damit Sie wissen, wann Sie nicht gehorchen sollen. Friedrich II., der Große
Wähle Ungnade, wo Gehorsam nicht Ehre brachte. (Friedrich August Ludwig von der Marwitz )
Der Konservative gehorcht lieber, weil die Freiheit über sich selbst Mut ohne Befehl fordert…Elmar Kupke (*1942), deutscher Aphoristiker und Stadtphilosoph
Auch blinder Gehorsam wird mit offenen Augen begangen.Erhard Blanck (*1942), deutscher Heilpraktiker, Schriftsteller und Maler
uvm
Wo sind die Ideen?
@Hans Schommer
Ich ziehe ernsthaft in Erwägung, Ihrer Empfehlung zu folgen… Noch warte ich ein bisschen, aber ich kann mir das für heute Abend gut vorstellen.
„Wenn junge Soldaten ikonische Bilder von Kämpfern der Wehrmacht an die Kasernenwand hängen oder zeichnen, ist das fast nie als Reminiszenz an die Streitkräfte eines verbrecherischen Regimes gemeint, sondern Ausdruck der Suche nach Vorbildern.“
Und der Autor dieser gewiss zutreffenden Zeilen gelangt mit Blick auf die Untätige militärische Führung zu dem Fazit: „Was das Selbstverständnis ausmacht, muss auch in der Schlammzone diskutiert und verstanden werden.
Ganz früher hatten wir doch so etwas: z.B. „Unteroffiziere entscheiden ein Gefecht“. Wo ist das geblieben?
@JPG | 03. Juli 2017 – 19:15
„Wehrmachtsikonographie gehört nicht in Kasernen der Bundeswehr! Eine gegenteilige Interpretation der geltenden Normen (Innere Führung und Traditionserlass) ist geschichtsklitterisch, irreführend und manipulativ. Sie können Ihr Eigenheim gerne mit Landserbildchen zukleistern bzw. zugekleistert lassen, der Dienstherr hat in seinen Räumen etwas dagegen. In treuer Pflichterfüllung sollten Sie ihm Folge leisten.“
Die Aufforderung des Hausherren zur Mäßigung vor Augen, antworte ich nur kurz.
1. Ikonographie ist ein Begriff aus der religiösen Malerei. Wenn Sie damit aussagen wollen, dass die Wehrmacht nicht religiös verehrt werden sollte, bin ich bei Ihnen. Aber das wurde ja auch in keinem der bisher bekannten Fälle gemacht.
2. Die meisten der bisher bekannt gewordenen Fälle waren mehr oder weniger durch den bisherigen Erlass abgedeckt. Ob sie alle geschmackvoll waren, wage ich auch zu bezweifeln. Das sie der IBuK nicht gefallen haben, ist offensichtlich. Aber zulässig war das was bisher bekannt geworden ist im Wesentlichen sehr wohl. Ich habe verstanden, dass Sie das ändern wollen würden (wenn Sie Soldat wären), aber das beträfe die Zukunft, nicht die Vergangenheit und Gegenwart.
3. An meiner treuen Pflichterfüllung hat bisher noch keiner meiner Vorgesetzten oder Untergebenen etwas zu bemängeln gehabt :)
@Elahan | 03. Juli 2017 – 19:21
Die von Ihnen gefordert Verbesserung von Formen und Feiern (BS Übernahme, Vereidigung etc.) wäre sicherlich wünschenswert. Eine ästhetische Aufwertung der Uniform würde vermutlich auch helfen.
Der Unterstellungsappell der Verbände unter den Insp CIR ist ein gutes Beispiel dafür, wie etwa nicht laufen sollte (kein GI/stvGI?!?!)!
Aber das sind eher „Formen“ und nur eingeschränkt „Traditionen“, von daher kann das nur die „Glasur“ sein, das Gerüst an sich (sozusagen der Kuchen an sich) fehlt.
Ich glaube die Kontinuität der Verbände müsste gestärkt werden, damit eine wirkliche Verbundenheit mit dem eigenen Bataillon/Regiment besteht. Das wäre für Mannschaften und Unteroffiziere wichtig. Umgliederungen sind zwar ein notwendiges Übel in einer Armee, aber bei den Auflösungen sollte man behutsam vorgehen und lieber mit Verschmelzung arbeiten und dabei Zeit und Geld investieren um die jeweiligen „Alt-Traditionen“ zu erhalten.
Und bei den Offizieren müsste mehr für den Zusammenhalt des Jahrgangs getan werden. Die Offiziersschule und die Uni müsste diesbezüglich gestärkt werden und zu einer positiven Identifikationsmöglichkeit werden und nicht nur zu „Ausbildung-/Bildseinrichtigungen“.
Die Einsätze müssten hinsichtlich geeigneter Vorbilder (sowohl persönlich, als auch operationell) besser aufbereitet werden. Zwar waren die letzten 60er Jahre ja überwiegend „nicht-intensiv“ wenn es ums soldatische Handwerkszeug geht (deswegen benötigt man ja den Rückgriff auf früher), aber das eine oder andere ist ja schon vorgefallen und könnte genutzt werden.
In Bezug auf die Landeinsätze müsste auch deutlicher zum geschlossenen Verbandseinsatz übergegangen werden. Dadurch, dass die Einsatzkontingente ja häufig komplett gewürfelt sind, lässt sich auch nur selten ein Fahnenband an den Kompaniewimpel anbringen ohne das nicht min. ein Zug aus einer anderen Kompanie dabei gewesen wäre. Von „battle honours“ oder „theatre honours“ nach britischem oder französischem Vorbild ganz zu schweigen.
Ein schwieriges Geschäft ist es mit den Idealen, denn sie entziehen sich dem Diktat von oben nun einmal. Mag es recht und richtig sein, alle genannten Argumente sind in ihrer Darstellung zutreffend oder entkräftet. Spielt es eine Rolle? Weil es doch letztlich das Herz ist, das sich entscheidet, und da können sie sich mit ihren Argumenten gleich wieder trollen.
Wie wollen sie gegen das Herz argumentieren? Welchen Erfolg soll eine detailliert fundierte Abhandlung haben, die in Gänze die sinngebende und formal korrekte Tradition erläutert, für die der junge Rekrut Belastung und Entbehrung hinnimmt? Woraus er seine Stärke zieht, um sich dem zu stellen, muss einfach kraftvoll und ihm sinngebend sein. Ein umfassender Traditionserlass wird ihm schwere Kost bleiben, besonders, wenn die Dinge abstrakt und fern seiner Lebensumstände sind.
Die hier geführte Diskussion verliert sich in Rechthaberei und hat kaum einen Nutzen für die Sache, weil sie vorbei geht am Problem. Die Herzen zu erreichen.
Wofür tue ich das? Diese Frage gilt es zu beantworten.
Ich habe meinem Vater diese Frage gestellt. Er war Soldat in der Wehrmacht und gehörte der verführten Generation an, ging mit 16 Jahren in den Krieg und kehrte nach zwei Jahren Front und vier Jahren russischer Gefangenschaft heim. Betrogen um seine Jugend und verführt von der Indoktrination der Demagogen und Verbrecher. Klar war er überzeugt, aber er wusste es nicht besser. Er war jung.
Gekämpft und durchgehalten, weitergemacht und nicht aufgegeben hat er, so sagte er mir auf nachfragen, für den Kameraden an seiner Seite. Das ist mir sehr eingefahren, weil so naheliegend. Keine hohe abstrakte Sache, sondern einfach und klar.
Was das zu bedeuten hat, welcher Erkenntnisgewinn daraus abzuleiten ist? Keine Ahnung, und ist mir auch Schnuppe. Ich verurteile niemanden, der damals dabei war, ob gewollt oder ungewollt. Ich war nicht dabei und kann mir nur wünschen, es vielleicht besser gemacht zu haben. Aber mal ehrlich, wer über den Obergefreiten der Wehrmacht urteilt mutet ihm zuviel zu…
Meine Antwort? Ich hab keine, ist ja auch nicht mein Job. Aber ich erkenne schlechte Ansätze, wenn ich sie sehe. Traditionen müssen Erleben wiedergeben, müssen sinnstiftend sein, unmittelbar, verständlich und einfach. Dann und nur dann erreichen sie die Herzen der Trooper.
@all
Die Kommentare hier schließe ich. Zumal es einen neuen Thread zum Thema Tradition gibt. Wo ich auch um sachliche – und nicht immer die gleiche – Debatte bitte…