Dokumentation: von der Leyens Rede vor militärischen und zivilen Führern
Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen hatte am (gestrigen) Donnerstag rund 100 Generale, Admirale und zivile Führungskräfte der Bundeswehr in Berlin zusammengerufen: Vor dem Hintergrund des Falls Franco A., vor dem Hintergrund bekanntgewordener Skandale wie in Pfullendorf wollte die Ministerin thematisieren, wie es zu diesen Vorfällen kommen konnte und was getan werden kann, um so etwas künftig auszuschließen.
Einzelne Teile der Aussagen der Ministerin wurden inzwischen bekannt – zum Beispiel, dass sie den Teilnehmern ihr Bedauern ausdrückte, dass sie ihrer harten Kritik an der Truppe am vergangenen Wochenende nicht eine Würdigung der Leistungen der Soldaten vorangestellt habe.
Aber das ist nur ein Absatz dessen, was die Ministerin gesagt hat. Damit sich alle ein Bild machen können, hier der Redetext, wie ihn die Bundeswehr intern bekanntgemacht hat – ich denke, darüber sollten sich alle ihre Meinung bilden können.
Der Redetext im Wortlaut (der nicht deckungsgleich sein muss mit der tatsächlich gehaltenen Rede):
Meine sehr geehrten Damen und Herren,
wenn wir über die Bundeswehr reden, reden wir über eine Viertelmillion Menschen. Menschen mit und ohne Uniform. Männer und Frauen fast jeden Alters. Sie dienen in den unterschiedlichsten Verwendungen – hier, in der Heimat, aber auch in vielen Teilen der Welt oder auf Hoher See.
Egal wo diese Männer und Frauen dienen oder arbeiten – es ist ein unverzichtbarer Dienst für unser Land. Dafür gebührt Ihnen Dank und Anerkennung.
Ich wünschte, ich hätte diese Sätze am Wochenende in dem 5 Minuten Interview über den Rechtsextremisten vorweg gesagt. Es tut mir leid, dass ich es nicht getan habe. Das bedaure ich.
Für ihre Leistungen verdienen die Soldatinnen und Soldaten auch das Vertrauen der Gesellschaft. Darum ist es verheerend, wenn dieses Vertrauen auch nur ins Wanken gerät. Hier genügen schon wenige Missstände und Vorfälle – so wie wir sie seit Wochen erleben müssen. Pfullendorf, Sondershausen und jetzt Illkirch sind die Stichworte dazu.
Ich möchte klar und deutlich betonen: Die übergroße Mehrheit der Angehörigen der Bundeswehr leistet tagtäglich ihren Dienst anständig und tadellos. Umso bitterer ist es, wenn eine Minderheit sich völlig inakzeptabel verhält. Dies muss mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln verfolgt und geahndet werden – gerade im Interesse all derer, die jeden Tag Vorbildliches leisten.
Zwar haben die Medien in den vergangenen Monaten ausführlich über die Vorkommnisse in der Bundeswehr berichtet. Doch ich will Ihnen nochmals in Erinnerung rufen, um was es geht. Denn die Verstöße, über die wir sprechen, sind meist Verstöße gegen die Grundsätze der Inneren Führung, gegen die Grundrechte, gegen die Pflicht zur Kameradschaft – bis hin zu Strafbeständen.
Zuerst Pfullendorf: Die Berichte sprechen von „Mobbing“, von „herabwürdigenden Praktiken in der Ausbildung“. Das klingt so neutral, wie Untersuchungsberichte eben klingen müssen. Doch was das für die Betroffenen wirklich bedeutet hat, zeigt die schonungslose Bestandaufnahme: „Abtasten des unbekleideten Genitalbereichs mit nicht behandschuhter Hand und anschließende Geruchsprobe“. Dann: „Öffnen der Gesäßbacken zur Inspizierung des Afters“. Und schließlich: „entwürdigende bildliche Darstellung der Ausbildungspraktiken als Unterrichtsmaterial“. Wie konnte es soweit kommen und solange gehen?
Nächstes Beispiel: Sondershausen. Ausbilder bezeichnen Kameraden als „Körperschrott bzw. genetischer Abfall“. Strafrunden bei 30 Grad Außentemperatur bis zum Zusammenbruch infolge Dehydrierung. Festgestellte Ausbildungsmängeln werden von Ausbildern glattgebügelt, wenn sie Alkohol als Ausgleich bekommen. Auch hier die Frage: Warum konnte es soweit kommen und so lange anhalten?
Und jetzt Illkirch: Ein formal und juristisch ganz anders gelagerter Fall. Ein junger Oberleutnant gibt sich als Asylsuchender aus; lebt ein Doppelleben; wird mit einer illegal besorgten Waffe am Wiener Flughafen geschnappt. Es besteht der Verdacht auf einen geplanten Terroranschlag – die Bundesanwaltschaft ermittelt. Und Stück für Stück kommt heraus, dass er seit Jahren rechtsextremistisches Gedankengut pflegt. Wer einen Blick in seine erste Masterarbeit wirft, die er Ende 2013 an der französischen Akademie Saint Cyr als Austauschstudent einreichte, hat keinen Zweifel mehr an seiner völkischen, rassistischen und rechtsextremistischen Gesinnung. Da geht es um „die Schwächung des Volkes“ durch „Subversion“ in Form einer großen Verschwörung der Regierenden; um „die Durchmischung der Rassen“, den „infektiösen Charakter der Menschenrechte“ und, und, und. Der Wissenschaftler des ZMSBw in Potsdam, der damals hinzugezogen worden war, erstellte ein eindeutiges und glasklares Gutachten: „Bei dem Text handelt es sich nach Art und Inhalt nachweislich nicht um eine akademische Qualifikationsarbeit, sondern um einen radikalnationalistischen, rassistischen Appell, den der Verfasser mit einigem Aufwand auf eine pseudo-wissenschaftliche Art zu unterfüttern sucht.“ Und der damalige französische Schulkommandeur urteilte trocken: „Wenn es ein französischer Lehrgangsteilnehmer wäre, würden wir ihn ablösen“. Das war im Frühjahr 2014. Und trotzdem blieb der Offizier bis vor wenigen Tagen im Dienst. Wie konnte es dazu kommen?
Pfullendorf, Sondershausen, Illkirch – wie schon gesagt: alles Einzelfälle und nur bedingt miteinander vergleichbar. Sie müssen individuell untersucht und dann entsprechend disziplinar oder strafrechtlich verfolgt werden. Doch stellt man diese Einzelfälle in eine Reihe, so gibt es etwas Verbindendes: Es hat lange gedauert, gegärt, manche haben sich weggeguckt, schöngeredet und verharmlost. In allen diesen Fällen haben die Mechanismen, die wir haben, um Übergriffe und Verstöße gegen die Innere Führung zu verhindern oder zumindest frühzeitig aufzudecken, nicht gegriffen. Und es geht auch um Verantwortung und Aufgaben von Vorgesetzten. Wohlbemerkt: das betrifft nicht die Mehrheit der Vorgesetzten, aber das macht das Problem nicht kleiner.
Als Inhaberin der Befehls- und Kommandogewalt trage ich die Gesamtverantwortung für die Bundeswehr. Ich scheue diese Verantwortung nicht. Wir haben viel bewegt in den vergangenen drei Jahren: Agenda Attraktivität, Agenda Rüstung, die drei Trendwenden für eine Bundeswehr, die seit der Wiedervereinigung 25 Jahre lang Schrumpfungsprozesse mitgemacht hat. Wir haben diesen großen Tanker langsam, aber sicher wieder in die richtige Richtung gedreht. Wir sind dabei durch so manches Tal der Tränen gegangen. Und auch jetzt gehen wir wieder durch ein tiefes Tal der Tränen – und ich sage Ihnen, wir haben nicht einmal die Talsohle erreicht. Und wenn ich mir etwas zum Vorwurf mache, dann dass ich nicht viel früher viel tiefer gegraben habe, als mir die Einzelfälle der Reihe nach auf den Tisch kamen.
Doch wir müssen auch feststellen, dass nicht alle Meldewege so funktioniert haben, wie sie sollten. Dass nicht alle Mechanismen so griffen, wie sie hätten es tun müssen. Dass nicht alle Ebenen mit der Vehemenz ihre Aufgaben wahrgenommen haben, mit der sie hätten sich der Einzelfälle annehmen müssen.
Wir beginnen jetzt mit der Aufarbeitung und Diskussion. Ich möchte heute mit Ihnen über drei Stränge sprechen – und ich bin erst am Anfang meiner Überlegungen – das ist nicht vollständig, nicht abschließend.
1. Unsere Werte und Regeln:
Es braucht ein klares Koordinatensystem. Das haben wir: mit der Inneren Führung. Aber das muss auch bis in den letzten Winkel gelebt werden. Es muss zum Beispiel klar sein, was ist notwendige Härte in der militärischen Ausbildung – und ab wann beginnt Schikane? Die Dienstvorschrift zur Inneren Führung ist eindeutig: „[Die] Innere Führung stellt ein Höchstmaß an militärischer Leistungsfähigkeit sicher und garantiert zugleich ein Höchstmaß an Freiheit und Rechten für die Soldatinnen und Soldaten im Rahmen unserer freiheitlichen demokratischen Grundordnung.“ Klarer kann man den Gegensatz nicht beseitigen, den immer wieder einige Soldaten und Kommentatoren aufmachen wollen. Es gibt hier kein entweder „Höchstmaß an militärischer Leistungsfähigkeit“ oder „Freiheit und Rechte“. Sondern beides geht Hand in Hand.
Was ist Meinungsvielfalt in der Bundeswehr – und wann verlässt jemand die freiheitlich-demokratische Grundordnung? Wenn es in der Masterarbeit des Soldaten A. heißt, Zuwanderung führe zum genetischen Genozid der westlichen Völker, dann muss allen glasklar sein, dass das NS-Gedankengut ist.
Auch bei der Tradition sind die Linien eigentlich klar: Die Wehrmacht ist nicht traditionsstiftend. Das ist nichts Neues. Das ist für die Bundeswehr Selbstverständlichkeit. Im Traditionserlass von 1982 steht unzweideutig: „Ein Unrechtsregime wie das Dritte Reich, kann Tradition nicht begründen.“ Warum hängen dann im Aufenthaltsraum in Illkirch, der seit 2010 besteht – Wehrmachtsdevotionalien – vom Propagandabild bis zum Helm?
Wir haben 60 Jahre Bundeswehr!! Darauf können wir zu Recht stolz sein. Das ist eine besondere Geschichte, aus der sich unser Selbstverständnis speist. Nicht umsonst haben wir das im Weißbuch so klar herausgearbeitet. Das heißt: es gibt kein Vakuum im Traditionsverständnis.
Ich habe immer wieder bei Pfullendorf gehört: es sind keine weiteren Schritte nötig, wir haben ja die innere Führung. Ja, aber sie muss jeden Tag mit Leben gefüllt werden. Das tut die übergroße Mehrheit – aber wir dürfen auch nicht so tun, als sei keinerlei Problem da, und wer problematisiert oder sich wehrt, der bricht ein Tabu.
Soweit Gedanken zu unseren Werten und Regeln. Nun erste kursorische Gedanken zum Gerüst: ist die Wehrdisziplinarordnung in sich schlüssig? Gibt es Bruchstellen? Gegenwärtig haben Disziplinarvorgesetze ihre Rechtsberater, die bei Ermittlungen wechseln in die Rolle des Disziplinaranwaltes….(….)
In vielen Fällen läuft es gut. Dennoch müssen wir uns fragen, ob wir Menschen nicht überfordern in Doppelrolle aus dem Nähe- und Vertrauensverhältnis gegenüber Disziplinarvorgesetzen?
Wir müssen uns fragen, ob alle nach einheitlichen Maßstäben urteilen und wer das kontrolliert? Wir müssen uns fragen, wo die Supervision ist, wenn nicht adäquat gehandelt wird?
Ich habe heute eine Arbeitsgruppe eingesetzt, mit dem Ziel der kritischen Durchleuchtung der Wehrdisziplinarordnung.
Zweiter Punkt: wenn der Disziplinaranwalt empfiehlt, einzustellen – dann gibt es keine Meldepflicht. Ist es hier nicht besser, ein Mehr-Augen-Prinzip einzuführen, wenn die Absicht besteht, das Verfahren einzustellen?
Wir werden jetzt als untergesetzliche Maßnahme für bestimmte Fallgruppen das Mehr-Augen-Prinzip einführen.
3. Setzen wir in der Ausbildung die richtigen Schwerpunkte?
Räumen wir der Vermittlung eines Wertekanons und einer soliden Haltung
im Alltag genug Zeit ein bei der Erziehung, Ausbildung und Fortbildung zukünftiger Generationen von Vorgesetzten? Überfordern wir viele der noch sehr jungen Vorgesetzten? Überfrachten wir sie mit administrativen Aufgaben – und nehmen ihnen die Zeit, die sie eigentlich als Menschenführer benötigen? Oder liegen die Defizite in Melde- und Untersuchungssystemen? Reden wir genügend mit unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern über Ebenen hinweg, kennen wir deren Belastung, Sorgen und Nöte? Schauen wir „richtig“ hin und achten wir genug aufeinander?
Lassen wir uns beraten und schätzen wir tatsächlich konstruktiv kritische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter? Erklären wir in ausreichendem Maße unsere Absicht, geben wir klare Ziele vor und überlassen das „WIE“ den Ausführenden? Führen wir von vorne? Gestehen wir eigene Fehler ein?
Viele Fragen. Es wird dauern, sie zu beantworten. In dieser Woche ist erst der Anfang.
Es wird jetzt viel hochkommen. Das ist gut, weil es sein muss. Es ist keine Schande, wenn die Dinge hochkommen – es ist eine einmalige Chance, uns die Defizite bewusst zu machen. Wir wollen auch denen Recht verschaffen, denen Recht verwehrt wurde.
Und der Fall A. ist mit Sicherheit noch nicht zu Ende mit seiner Festnahme. Er ist kein ‚lonely wolf‘.
Jetzt wollen wir diskutieren. Wir nehmen uns die Zeit.
(Foto: von der Leyen mit Generalinspekteur Volker Wieker, r., und Heeresinspekteur Jörg Vollmer am 3. Mai 2017 in Illkirch beim Jägerbataillon 291)
Die FAZ meldet unter dem Titel „Ein Hauch von Rebellion“, dass der Kommandeur der Führungsakademie quasi in Vorbereitung auf das Treffen der Ministerin mit den 100 Führungskräften ein Stimmungsbild bei seinen Lehrgangsteilnehmern abgreifen und diese auf die bis dahin veröffentliche Ministeriumslinie (also vor der Entschuldigung) wollte.
Der Meldung nach gab’s da wohl unerwarteten Widerspruch aus der Zuhörerschaft. Die Stimmung scheint allerorten erregt zu sein.
[Ja. Aber es bringt nichts, wenn Hinweise, die in anderen Kommentaren geschrieben wurde, hier identisch noch mal eingebracht werden. Genau genommen werde ich dann sogar recht ärgerlich. T.W.]
„Wir sind dabei durch so manches Tal der Tränen gegangen. Und auch jetzt gehen wir wieder durch ein tiefes Tal der Tränen – und ich sage Ihnen, wir haben nicht einmal die Talsohle erreicht.“ … Diese Aussage lässt mich persönlich – aufgrund meiner derzeitigen Verwendung im Bereich der Ausbildung – schaudern, weil ich die tagtäglichen Erlebnisse bereits als Talsohle empfand. Nun soll diese aber noch garnicht erreicht sein!? Ich kann nur hoffen, dass die Anwesenden bei diesem Punkt sehr genau zugehört haben, um gewisse „Vorgaben“ erneut zu überdenken.
„Räumen wir der Vermittlung eines Wertekanons und einer soliden Haltung
im Alltag genug Zeit ein bei der Erziehung, Ausbildung und Fortbildung zukünftiger Generationen von Vorgesetzten?“ … Die Antwort hier ist, meiner persönlichen Meinung nach, ein klares und unmissverständliches NEIN.
„Überfordern wir viele der noch sehr jungen Vorgesetzten? Überfrachten wir sie mit administrativen Aufgaben – und nehmen ihnen die Zeit, die sie eigentlich als Menschenführer benötigen?“ … Hier lautet meine Antwort auf diese Frage deutlichst JA. Ich persönliche habe in mehreren Führungsverwendungen erleben müssen, wie die administrativen und bürokratischen Aufgaben die der eigentlichen – der Führung von Menschen – in zahlreichen Situationen (teilweise sogar in den Einsätzen) überschatteten.
Werden die Ergebnisse der Diskussion der Truppe in irgendeiner Art und Weise zur Verfügung gestellt? Es wäre schön gewesen, wenn unser „Boss“ seinen Stab heute morgen für eine 3/4 Stunde hätte einrücken lassen, um seine Sicht dieser Veranstaltung mitzuteilen und vielleicht die ein oder andere Meinung des Fussvolks anzuhören.
Wenn die „Relativierer“ unter den Kommentatoren hier im Blog irgendetwas von der Wehrmacht für traditionswürdig halten, dann haben wir schon die Kofliktlinie, die die Ministerin anspricht schon überschritten. Ob mit oder ohne Smiley !
Die Ministerin zeigt Größe und dafür danke ich ihr ausdrücklich. Viele hatten eine Entschuldigung verlangt und keiner hatte sie erwartet.
Mit dem Rest hat sie im Großen und Ganzen Recht (ist ja noch im Stadium der Meinungsbildung).
Für mich ist wichtig, dass nun bei keinem Vorgesetzten mehr ein Zweifel bestehen kann, dass Beteiligung und Mitbestimmung ein Teil der FDGO und InFü ist. Im Moment ist es für viele, wenn überhaupt, nur ein administratives Hindernis/Aufwand.
…… InFü muss gelebt werden. Da bin ich ja mal gespannt ;-)
Auch von meiner Seite einen herzlichen Dank an @T.W. für die ausgezeichnete Moderation.
@Georg | 05. Mai 2017 – 15:58
„Wenn die „Relativierer“ unter den Kommentatoren hier im Blog irgendetwas von der Wehrmacht für traditionswürdig halten, dann haben wir schon die Kofliktlinie, die die Ministerin anspricht schon überschritten. Ob mit oder ohne Smiley !“
Geben wir uns jetzt schon gegenseitig „Bezeichnungen“?!
Formal:
„Auch bei der Tradition sind die Linien eigentlich klar: Die Wehrmacht ist nicht traditionsstiftend. Das ist nichts Neues. Das ist für die Bundeswehr Selbstverständlichkeit. Im Traditionserlass von 1982 steht unzweideutig: „Ein Unrechtsregime wie das Dritte Reich, kann Tradition nicht begründen.““
Das ist jedem bekannt und auch weitgehend in der Truppe akzeptiert.
„Warum hängen dann im Aufenthaltsraum in Illkirch, der seit 2010 besteht – Wehrmachtsdevotionalien – vom Propagandabild bis zum Helm?“
Weil A gemäß bisheriger Vorschriften- und Erlasslage nichts mit B zu tun hatte.
Die IBuK macht schon wieder den Fehler sich nicht zuvor mit Fachleuten zu unterhalten :(
Man kann die Devotionalien (je nach persönlicher Position und Geschmack) für gut oder schlecht halten, aber (bisher) waren sie unter bestimmten Auflagen (und diese dürften überwiegend mit Ausnahme des einen Hakenkreuzes) eingehalten worden sein.
„Wir haben 60 Jahre Bundeswehr!! Darauf können wir zu Recht stolz sein. Das ist eine besondere Geschichte, aus der sich unser Selbstverständnis speist. Nicht umsonst haben wir das im Weißbuch so klar herausgearbeitet. Das heißt: es gibt kein Vakuum im Traditionsverständnis.“
Na, dann hoffe ich, dass ab jetzt die militärische Führung, die politische Leitung und die Verwaltung auch die notwendigen Schritte unternimmt um die Bw-eignen Tradition wirklich zu praktizieren. Das kostet übrigens viel Geld und viel Zeit!
Ich wäre dafür, allein mir fehlt der Glaube, dass es geschehen wird…
@Zimdarsen | 05. Mai 2017 – 16:10
„Die Ministerin zeigt Größe und dafür danke ich ihr ausdrücklich. Viele hatten eine Entschuldigung verlangt und keiner hatte sie erwartet.“
Sorry, aber ich sehe hier keine Änderung der inhaltlichen Position. Ich sehe hier lediglich eine sprachlich geschicktere Positionierung durch die IBuK :(
Musterlösung! Wir haben eine neue Arbeitsgruppe…
Jetzt haben 100 Führungskräfte (B6 + ?) eine „Entschuldigung “ gehört, Millionen Fernsehzuschauer verbleiben beim Bild der Haltungsschäden, dem unpassenden Korpsgeist und der Führungsschwäche der militärischen Verantwortungsträger, des Führungspersonals (analog ziviles Leitungspersonal…).
Meine Gefolgschaft ist dahin, wenn durch aktivistische „Schnellschüsse“ wie jetzt im ZDF oder vormals zum Thema G36 (das Gewehr hat in der Bundeswehr keine Zukunft…) kapitaler Vertrauensverlust generiert wird.
Mein privates Umfeld ist – verständlicherweise – hinsichtlich meines Arbeitsplatzes höchst irritiert.
@Zimdarsen | 05. Mai 2017 – 16:10
NACHTRAG
„Für mich ist wichtig, dass nun bei keinem Vorgesetzten mehr ein Zweifel bestehen kann, dass Beteiligung und Mitbestimmung ein Teil der FDGO und InFü ist. Im Moment ist es für viele, wenn überhaupt, nur ein administratives Hindernis/Aufwand.“
1. Was hat das mit dieser Rede zu tun?
2. Beteiligung und Mitbestimmung ist ein Teil der InFü: Richtig. Aber sie ist nicht Teil der FDGO. Sie steht nicht im Widerspruch zur FDGO, aber sie ist auch durch die FDGO nicht vorgegeben.
3. Hinweis: Durch das noch SBG wird der bürokratische Aufwand übrigens noch größer…
Änderung der Wehrdisziplinarordnung? Na da bin ich ja mal gespannt. Das hört sich ganz nach Einschränkung der Selbständigkeit des Disziplinarvorgesetzten an.
Wobei: so selbständig sind viele gar nicht. Sie holen aufgrund von Unsicherheit in der Ausübung der Disziplinargewalt viel zu oft den Rat des Rechtsberaters ein. Da ist die Frage, ob eine Überforderung in der Doppelrolle als Vorgesetzter / als Disziplinarvorgesetzter vorhanden ist, berechtigt.
Welt/N-24 informieren online:
„… So wurden die Generale, Admirale und Ministerialdirigenten am Eingang des Konferenzsaales im Berliner Sitz des Ministeriums an der Stauffenbergstraße
vom Militärischen Abschirmdienst (MAD) in Empfang genommen.
…
Die Führungskräfte der Bundeswehr mussten ihre Mobiltelefone und Laptops abgeben. Nicht einmal Smartwatches am Handgelenk wurden geduldet. Nach sonderlich viel Vertrauen der Ministerin in ihre Topmilitärs und Spitzenbeamten klingt eine solche Filzaktion eher nicht“.
Das Ganze riecht nach welcher Art Staat? Besser kein Kommentar, außer: Und niemand hat die Brocken hingeschmissen?
Gem. DLF soll der RB beim AC SKA ins Visier genommen sein.
Das Verhalten der Ministerin ist weniger bedacht und kontrolliert, als es sein sollte. Es passt auch nicht, dass sie – dem Anschein nach einträchtig – zusammen mit den beiden Generalen Illkirch besucht, denen sie ihr Führungsverständnis sicher schon früher dargelegt hat und die es in ihrer jeweiligen Zuständigkeit nicht zufriedenstellend umgesetzt haben. Die Rolle des GenInsp als oberster militärischer Vorgesetzter (und Mitglied der Leitung) wird von ihr entweder nicht respektiert oder er füllt sie nicht aus. Die Ministerin soll nicht „machen“, wo ihr „Apparat“ das tun kann. Und schon gar nicht, bevor der GenInsp mit dem Abteilungsleiter Führung (drei Sterne) seine Möglichkeiten ausgeschöpft hat. Gilt auch für die pol. Leitung: Wenn man die Zwischenebenen entsprechend ihrer Verantwortung nutzt und fordert, kommt unten mehr an. Lässt sich seriösen Medien vermitteln.
@ KPK
Wg Abgabe der Mobiltelefone – Was ist der Unterschied zum Betreten einer militärischen Sperrzone?
@Georg
„Wenn die „Relativierer“ unter den Kommentatoren hier im Blog irgendetwas von der Wehrmacht für traditionswürdig halten, dann haben wir schon die Kofliktlinie, die die Ministerin anspricht schon überschritten.“
Soweit ich das gesehen habe, geht es den meisten eher um ein differenziertes Bild der Wehrmacht und nicht darum, diese grunsätzlich für traditionsfähig zu erklären. Die Abgrenzungsversuche zur Wehrmacht treiben nämlich zum Teil schon recht merkwürdige Blüten, wie zum Beispiel bei „Treue um Treue“ und schießen deutlich über das Ziel hinaus.
Ich sehe im Übrigen auch nicht, was man denn überhaupt für relevante Traditionen übernehmen will, weil so wahnsinnig viel gibt es da nun auch nicht, da die Wehrmacht eben auch eine deutsche Armee war und viel Brauchtum nunmal aus der Vor-NS-Zeit stammt.
Mit dem Filzen am Eingang hat die Ministerin wieder alles konterkariert. Sie kann den Jb halt nicht.
Provokante Frage aus Luftwaffensicht an die Profis ins Auditorium mit der Bitte um Hilfe:
Erich Hartmann: Traditionswürdiges Vermächtnis als besondere soldatische Leistung im WK2? Oder „nur“ Komo im Richthofengeschwader der Bw?
Johannes Steinhoff: Traditionswürdiges Vermächtnis als besondere soldatische Leistung im WK2? Oder „nur“ 4* Gen der NATO?
Manfred v. Richthofen: Traditionswürdiges Vermächtnis?
Werner Mölders: Kein Traditionswürdiges Vermächtnis?
Ok jetzt wirds schwieriger: Adolf Galland?
Jetzt wirds wieder einfach: Hans-Ulrich Rudel.
Wer zieht die Linien? Der Traditionserlass oder der Zeitgeist?
Von wem darf ich mir ein Bild ins Dienstzimmer hängen?
Von wem darf ich mir ein Bild auf die Unterkunftsstube hängen?
In welcher Uniform darf derjenige abgebildet sein ( Vorraussetzung Verfassungsfeindliche Symbole geschwärzt)?
Privatbilder?
Aus welcher Zeit darf das Bild stammen?
@ CRM-Moderator | 05. Mai 2017 – 17:56:
In meinem Dienstzimmer hingen die Porträtfotos folgender DEU Soldaten:
Johann Schommer, im WK I Gefreiter im Rheinischen Artillerieregiment Nr. 8, im WK 2 Wachtmeister und Feuerwerker im WKK Saarbrücken; mein Großvater.
Hans Schommer, im WK II Oberscharführer in der AufklAbt der 2. SS PzDiv „Das Reich“, in SU Kriegsgefangenschaft bis 1950; als „Mitläufer“ eingestuft; mein Vater.
Beide weder wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit noch wegen Zugehörigkeit zu einer kriminellen Vereinigung angezeigt oder angeklagt. Beide Träger div. Auszeichnungen für vorbildliche Pflichterfüllung und Tapferkeit.
Großvater und Vater waren und sind noch heute für mich Vorbilder. Sie waren und sind Teil meiner Identität.Gegen den Befehl zum Abnehmen der Fotos hätte ich durch alle Instanzen gekämpft. GGf. mit der Konsequenz, den Rock auszuziehen.
Nur um mal einen Aspektwinkel aufzuzeigen, warum man „Wehrmachtsdevotionalien“ im Dienstzimmer hat.
Hans Schommer
Ich guck mir lieber Peter van Uhm an: https://www.ted.com/talks/peter_van_uhm_why_i_chose_a_gun?language=de
Entwürdigende Rituale, sexuelle Übergriffe, Leuteschinderei und ein anscheinend rechtsextremistischer Soldat der aufgeflogen ist:
All dies ist nicht schön, teilweise abstoßend aber in letzter Konsequenz handelt es sich um menschliche Verfehlungen und Einzelfälle, die nicht grundsätzlich neu sind.
Was ich aktuell nicht verstehen kann ist, warum die Bundeswehr nicht genügend Selbstbewusstsein zu besitzen scheint um professionell, sachlich und ruhig mit solchen Erscheinungen umzugehen.
Letztendlich entwickelt die Hektik der Meldungen eine solche Eigendynamik, dass ich persönlich kaum daran glauben mag, dass eine vernünftige Ursachensuche sich gegenüber der Option durchsetzen wird.
Viele Kommentare zum Thema boten Einblicke in verschiedenste Führungsebenen, historische Prägungen und Erkenntnisse. Wenn mir eines klar geworden ist, dann die Tatsache, dass es an deutlich mehr im System Bundeswehr krankt als an der Fehlentscheidung bezüglich seiner Masterarbeit nicht intensiver tätig zu werden.
Die Bundeswehr hat sich wohl wie keine andere Institution unseres Landes in den letzten Jahrzehnten verändert. Dabei war sie leider meist Getriebener der Politik und insoweit kaum in der Lage zu agieren. Eine weitere Revolution wird uns sicherlich nicht weiter bringen, sondern allenfalls neue Probleme bescheren.
Als Reservist sehe ich die Bundeswehr aus zwei Blickwinkeln und wundere mich immer wieder über die Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit.
Besonders im Bereich Personal finde ich klafft dieser massiv auseinander. Teilweise erfolgt eine sogenannte Bestenauswahl so früh im Leben eines Soldaten, dass sie mir oft sinnlos erscheint. Viele haben sich bereits eine Karriere in der Bw verbaut, noch bevor sie begreifen welche Auswirkung eine Lehrgangsnote für ihr weiteres Leben hat. Wenn solche Leute dann begreifen, dass kein noch so vorbildlicher Dienst daran etwas ändert, dann ist dies tödlich für jede Motivation.
Leider gibt es auch das Gegenteil wie im Fall Franco A., bei dem die Karriere anscheinend durch nichts zu bremsen ist, wenn erst einmal von entsprechender Stelle festgelegt wurde, dass es sich um einen Spitzen Mann handelt.
Sehr bezeichnend fand ich in der Diskussion das Argument, dass inzwischen die Verwaltung deutlich mehr Einfluß auf die Karriere eines Soldaten hat, als dessen Vorgesetzte. Wenn man sich tiefer in dieses Argument hineindenkt, dann wird man schnell aller Illusionen beraubt, welche Gestaltungsmöglichkeiten sich einem als Vorgesetzten eröffnen. Viel mehr, als durch sein persönliches Vorbild hoffentlich prägend zu wirken, bleibt da oft nicht.
@Koffer
„Lassen wir uns beraten und schätzen wir tatsächlich konstruktiv kritische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter? Erklären wir in ausreichendem Maße unsere Absicht, geben wir klare Ziele vor und überlassen das „WIE“ den Ausführenden? Führen wir von vorne? Gestehen wir eigene Fehler ein?“ (UvdL)
Für gute Beratung ist ein guter Personalrat (deshalb heißt er so) oder eine vernünftige VP immer zu haben. Der Aufwand ist nicht gottgegeben und ein SBG kann man was den admin. Aufwand betrifft entfrachten (leider ist die digitale Welt da noch nicht angekommen).
Die mili Führung hat sich bei der letzten Novellierung des SBG -NICHT- eingebracht, evtl nutzt sie ja die Chancen IHRER Beteiligungs- und Mitbestimmungsrechte beim Nächste mal ;-)
Hatten sie sich eingebracht, zB mit Vorschlägen zu Optimierung des admin Aufwandes?
Unsere Beteiligungsgremien und Personen sind ein Teil der Fehlerkultur, wenn man sie lebt.
Zu FDGO sie beschreibt m.E. die Kernsubstanz des geltenden Verfassungsrechts sowie die Grundprinzipien der politischen Ordnungs- und Wertvorstellungen der BRD und dazu gehört GG Artikel 9. Darum werden Gewerkschaften und Interessenverbände zB in die Gesetzgebung eingebunden. Beteiligung erfolgt eben nicht nur über Personalrat und VP.
@Georg
Ernst gemeinte Frage? Nicht doch, oder?
Der Unterschied ist der Stil, das Vertrauensverhältnis Führer und Geführte.
Durch diese Maßnahme sagt sie aus: “ Euch, den Generalen und Admiralen, Euch ist nicht zu trauen“, und lässt von Herren des MAD, in vermutlich Zivil, zur Abgabe bitten, EHRENRÜHRIG.
Es geht um eine die Art und Weise des Verhaltens der Ministerin, um DEREN HALTUNG , um IHRE Auffassung von Innere Führung, die ja bekanntlich vom Vertauen unterlegt sein sollte. Ein weiteres Mal in den letzten Tagen mitten, IBuK im Stilsumpf.
@ CRM
Als Nicht-Flieger: Richthofen erklärt sich von selbst – don´t mess with the Baron… Im Ernst, ich würde die meisten bekannten Jagdflieger des 1.WK unbenommen als traditionswürdig betrachten, ausgenommen natürlich die später im NS belasteten Vertreter, wie Göring etc. Um Werner Voss hält sich zudem das Gerücht, er oder zumindest Teile seiner wären jüdischen Glaubens gewesen – das wäre, neben den militärischen Verdiensten, doch eigentlich eine schöne Taditionslinie für die Lw?
Für die Flieger aus dem 2.WK – gute Fragen, Hartmann z.B. dürfte schwierig zu beantworten sein.
Offensichtlich ist es gerade etwas viel für die Bundeswehr…
Kdr Ausbildungskommando ist weiterhin GM Spindler
http://www.deutschesheer.de/portal/a/heer/start/dienstst/ausbkdo/kdofhrg/!ut/p/z1/04_Sj9CPykssy0xPLMnMz0vMAfIjo8zinSx8QnyMLI2MXPw8DQ08w0JM3QJ8PIwMTEz0wwkpiAJKG-AAjgb6wSmp-pFAM8xxm2GsH6wfpR-VlViWWKFXkF9UkpNaopeYDHKhfmRGYl5KTmpAfrIjRKAgN6LcoNxREQAAKw0U/dz/d5/L2dBISEvZ0FBIS9nQSEh/#Z7_B8LTL2922DNI10IVT5FPLH2043
[Ehe hier wieder Legenden gestrickt werden: Er wird wohl zu Ende Mai seinen Posten abgeben. Wie auch hier zu lesen war: wird vom Amt entbunden, nicht: ist. T.W.]
@ mediator: +1
Es hat da vor ein paar Jahren mal einen sehr ausgeprägt selbstbewussten Berufsstand getroffen mit einem ebenso quantitativ kleinen, aber verheerenden Skandal: die Lebertransplantations-Manipulationen. Da gabs auch Vertreter der Zunft, die der Meinung waren, jede Kritik sei unwürdig und jede genauere Untersuchung eine Zumutung – und es gab welche, die recht zügig und glaubwürdig untersucht, Probleme identifiziert, benannt und abgestellt haben. Ohne sich über überzogene Kritik zu beschweren.
Ich denke, dass der zweite Weg auch der BW gut zu Gesicht stünde.
@Sascha Stoltenow | 05. Mai 2017 – 18:32
Sehr gut.
Zu wissen gilt, sein Sohn, eerste luitenant (Olt) Dennis van Uhm fiel am 18 April 2008 als Führer eines PzGrenZg der 43. mechBrig in der Provinz URUZGAN/AFGHANISTAN, im Alter von 23 Jahren durch RCIED.
Der Generaal van Uhm erhielt die Nachricht am gleichen Abend im Rahmen eines Empfangs der Königin zu seinen Ehren, zur Einführug in das Amt des NLD GI (Commandant der Strijdkrachten).
Generaal van Uhm trat das neue Kommando an.
“ Warum hängen dann im Aufenthaltsraum in Illkirch, der seit 2010 besteht – Wehrmachtsdevotionalien – vom Propagandabild bis zum Helm?“
Gute Frage, Frau Ministerin, aber warum hängen dann an Kasernen in aller Öffentlichkeit Landserbilder und Reichsadler?
Und warum beziehen sich junge Soldaten in Deutschland immer noch auf die Erlebnisse von Soldaten der Wehrmacht?
Damit mich niemand falsch versteht – alle voran Du nicht, Thomas: Ich bin im politischen Sinne vermutlich einer der linkesten, gendersensibelsten und sowieso gutmenschlichsten Fallschirmjägeroffiziere, die jemals in der Bundeswehr gedient haben. Aber ich war Soldat, und da ist immer noch etwas in mir drin, durch das ich auf einer emotionalen Ebene einen Zugang habe, der einem Zivilisten systematisch verschlossen bleibt. Und auf dieser Ebene sage ich: soldatische Identität prägt sich in jeder Gesellschaft in der intensiven Auseinandersetzung mit soldatischen Traditionen aus. Genau hier muss und kann Führung ansetzen. Genau hier hat Führung in der Bundeswehr regelmäßig versagt.
Ich war auf Kreta, ich war – mit meinen Kindern – in Monte Cassino, und ich konnte ihnen sowohl den Wahnsinn des Krieges als auch die Opferbereitschaft und ebenso die Verbrechen, die dort Menschen begangen haben, erklären. Und ich konnte auch meinen Soldaten immer erklären, warum es sich lohnt, für das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes einzutreten. Soweit, dass mich Rekruten nach den politischen Unterrichten fragten, warum ich mir das antäte, und dass sie mich dann doch irgendwie für meinen Idealismus bewunderten. Und ich weiß immer noch, wie anstrengend das war, und wie ich mehr als einmal Lust hatte, jetzt einfach klein beizugeben und vor der unglaublichen Ignoranz und Dummheit von Untergebenen, Kameraden und Vorgesetzten zu kapitulieren – ich habe es aber nicht geschafft. Und ich habe auch manchen Scheiß einfach mitgemacht, und in die ein oder andere Kasse eingezahlt, aus der dann ein tanzende Prostituierte bezahlt wurde. So what. Aber ich hoffe, ich habe mich nie so verbogen, wie es viele andere getan haben, die nun militärische Spitzenpositionen bekleiden.
@ Sascha Stoltenow | 05. Mai 2017 – 18:32
Danke für den Link, Herr Stoltenow! Sehenswert.
Hans Schommer
@Zimdarsen | 05. Mai 2017 – 18:44
„Für gute Beratung ist ein guter Personalrat (deshalb heißt er so) oder eine vernünftige VP immer zu haben.“
Das stimmt, hat aber nichts mit dem zu tun, was die IBuK heute gesagt hat.
Wohl gemerkt, ich widerspreche ihrer Aussage inhaltlich gar nicht. Aber es hat nichts mit dem aktuellen Thema zu tun.
„Der Aufwand ist nicht gottgegeben“
Stimmt, aber durch das neue SBG, dass noch komplizierter und aufwändiger für die Disziplinarvorgesetzten ist als das alte.
„Die mili Führung hat sich bei der letzten Novellierung des SBG -NICHT- eingebracht, evtl nutzt sie ja die Chancen IHRER Beteiligungs- und Mitbestimmungsrechte beim Nächste mal ;-)“
Ich kann über eine solche Sichtweise nur den Kopf schütteln und bleibe sprachlos…
„Zu FDGO sie beschreibt m.E. die Kernsubstanz des geltenden Verfassungsrechts sowie die Grundprinzipien der politischen Ordnungs- und Wertvorstellungen der BRD und dazu gehört GG Artikel 9. Darum werden Gewerkschaften und Interessenverbände zB in die Gesetzgebung eingebunden. Beteiligung erfolgt eben nicht nur über Personalrat und VP.“
Das ist ein interessanter Ansatz, aber es hat nichts mit der rechtlichen Realität zu tun.
Die Beteiligung ist rechtlich gesehen kein Teil der FDGO (es widerspricht auch nicht, aber es ist eben kein Teil).
@Klaus-Peter Kaikowsky | 05. Mai 2017 – 18:47
„zur Abgabe bitten, EHRENRÜHRIG.“
Das sehe ich nicht so. Das sollte in der Bw viel häufiger in Sperrzonen gemacht werden. Alleine schone um kein Abhören durch fremde Dienste zuzulassen und das ständige Klingeln in einem LVU/LVE zu unterbinden.
@CRM @Vodoo
Das sind interessante Fragen. Bei Erich Hartmann habe ich mich das u.a. auch schon gefragt.
Die militärischen Leistungen aus WK1 sind also vergleichsweise traditionswürdig, weshalb das Geschwader „Richthofen“ seinen Namen behalten darf. Und das obwohl Deutschland hier ebenfalls einen Angriffskrieg geführt und die alleinige Kriegsschuld völkerrechtlich im Vertrag von Versailles anerkannt hat.
Insofern ist WK1 nach dem Traditionsverständnis der Bundeswehr also ein „guter Krieg“, in dessen Verlauf achtenswerte militärische Einzeltaten erbracht wurden,, während der WK2 in der logischen Konsequenz ein „böser Krieg“ gewesen sein muss, in dem die Einzelleistungen der Soldaten ergo auch keinen Wert haben.
Trotzdem haben aber verstorbene Träger des Ritterkreuzes etwa gem. Vorschrift bei ihrer Beerdigung noch immer das Recht auf militärische Ehrerweisung durch die Bundeswehr. Wie passt das denn nun zusammen?
Und wie ist es denn dann mit dem Krieg 1870/71 und den Einigungskriegen überhaupt? Dann könnte man ja auch den Sedanstag wieder ruhigen Gewissens feiern. Das ist natürlich nur eine rhetorische Frage. ;)
@Sascha Stoltenow | 05. Mai 2017 – 18:32
„Ich guck mir lieber Peter van Uhm an: https://www.ted.com/talks/peter_van_uhm_why_i_chose_a_gun?language=de“
Immer wieder ein Genuss :)
Witzig, intelligent, gut vorgetragen.
Aber solche charismatischen Persönlichkeiten bringen z.B. die NLD und die USA häufig in ihren Streitkräften hervor.
Bei uns muss man da schon etwas länger suchen :(
Laut Traditionserlass dürfte aber nicht einmal Richthofen geehrt werden. Und es ist sicherlich so, sobald alle Kasernen die nach Angehörigen der Wehrmacht benannt wurden, weg sind, kommen Soldaten des Ersten Weltkrieges dran. Zum Teil wurden da ja auch schon Umbenennungen gefordert.
In entsprechenden Kreisen kursiert bereits eine Liste:
http://www.bv-opfer-ns-militaerjustiz.de/uploads/Dateien/Presseberichte/IFGPM20170504Wehrmacht-Trad-Buwe.pdf
@ Hans Schommer: Respekt.
Schönes Beispiel, das zeigt, wie komplex es ist und sein kann.
@KPK
Natürlich ist das ernst gemeint. Oder gefällt ihnen das Beispiel einfach nicht?
Na dann:
– Anschlag im Einsatz = Cut aller FM Verbindungen
– Dienstliche Besprechungen = Handy vor der Tür abgeben
– Betreten von Sicherheitsbereichen = Handy abgeben
Oder bedeutet das Trennen meiner Connect-D Verbindung im Einsatz auch das man dem Kontingent nicht vertraut?
Zu begrüßen, dass der GI den Traditionserlass von 1982 (Hans Apel) zum Anlass seiner MOMA-Anmerkungen nahm.
Einer von Apels Nachfolgern, Volker Rühe, bezog sich in de 90ern darauf, nachzulesen in „Traditionslinien Bundeswehr“:
„Die Wehrmacht war als Organisation des Dritten Reiches, in ihrer Spitze, mit ihren Truppenteilen und mit Soldaten in Verbrechen des Nationalsozialismus verstrickt. Als Institution kann sie deshalb keine Tradition begründen. Nicht die Wehrmacht, aber einzelne Soldaten können traditionsbildend sein – wie die Offiziere des 20. Juli, aber auch viele Soldaten im Einsatz an der Front“.
Passt, immer noch: … aber auch viele Soldaten im Einsatz an der Front
Wo ist dann bitte eine Handlungsunklarheit? Damit ließe sich jederzeit prima zurechtkommen.
@xyz
Es wäre nett, wenn wir jetzt dieses Fass nicht aufmachen – nicht nur weil es OT ist. Oder sollen wir jetzt auch ernsthaft über Handlungen deutscher Offiziere in deutschen Kolonialkriegen in diesem Zusammenhang reden? Was war da mit den Herero?
Ich denke, das lassen wir an dieser Stelle.
Und auch ich war bis dato lediglich ein stiller Mitleser dieses Blogs und als Offizier, ob des Interwies des vergangenen Sonntags, echauffiert über das pauschalisierte Urteil des Handlungs- und Führungsversagens in der Bundeswehr. Unsere IBUK, auch und trotz dessen ich kein Bewunderer von ihr bin, hat mit dem ersten Absatz ihrer Einleitung Größe bewiesen. Eigene Aussagen zu reflektieren, unsachgemäße Argumente zugeben und sich dafür zu entschuldigen. Meine Anerkennung dafür!
Dennoch kommen mir in den aktuellen Diskussionen/ Forenbeiträgen einige Punkte dazu als zu kurz bzw. nicht behandelt vor.
1. Ehrunwürdiges Verhalten und Schikane in der Truppe
Jedes Jahr erstellt der Wehrbeauftragte einen Jahresbericht, der durch die zuständigen Stellen im BMVg kommentiert und veröffentlicht wird. Interessierte Leser werden darin etwaige Verfehlungen erkennen und die eingeleiteten Maßnahmen zu bewerten wissen. Ist es nicht ein wenig „blauäugig“ seitens BMVg / IBUG so zu tun, als ob Schikane etwas Neues wäre. Welche Schritte wurden denn seit Amtsantritt unternommen, um derartige Verstöße unverbindlich und zukünftig zu unterbinden? Oder ist es in 2017 doch nur Wahlkampf?!
2. Rechtsextremismus in der Bundeswehr
Ist durch nichts zu entschuldigen und derart Gesinnte sind umgehend aus dem Dienstverhältnis zu entfernen. Es kommt mir so vor, als dass den DV und dem MAD Unfähigkeit vorgeworfen wird. Bei Verdacht wird ermittelt und die zwingend erforderlichen Schritte eingeleitet. Zugegeben, dieser Fall ist etwas besonderes, dennoch ein Einzelfall. Zumal die Masterarbeit von einem WDA, mit Befähigung eines Richteramtes, als nicht disziplinarwürdig beurteilt wurde.
3. Tradition zur Wehrmacht
Hier kommt mir die Trennung zwischen gelebten „Kampferfahrungen“ im Schützengraben, Taktiken und anderseits Identifizierung mit dem NS Regime etwas zu kurz. Was ist falsch an Treue, Loyalität und Ehre, wenn sie auf die FSGO eingeschworen wird? Was ist an einem „elitären“ Korpsgeist auszusetzen, wenn im „Ernstfall“ 2/3 der dort eingesetzten Kräfte als leblose Körper vom Himmel fallen?!
@Georg @Sokrates
Der Unterschied der Sachverhalte geht Ihnen tatsächlich nicht ein?
Selbst erlebt, MOSTAR 2002, Division „SALAMANDRE“
Stabsabteilungsleiter, ich deputy G2, in Morgenlage mit dem FRA DivKdr.
Mit am Tisch, ITA G6, Oberst, weig eWochen vor seiner Beförderung zum „generale di brigata“
Sinngemäß,“meine Herren keine Handys bla, bla bla, .. op sec … usw.
Minuten später, ein Klingelton, aus der Uniform des ITA G6. – Der FRA Div verließ wortlos den Raum – , der MA des G6 übernahm.
Also, Ihre Beispiele sind mir durchaus geläufig, de rHintergrund ist mir deutlich.
Beim in Rede stehenden Fall dreht es allerdings um eine Einladung an die Generals/Admiralsspitze der Streitkräfte.
Erstens geht es dabei – nochmals – um Vertrauen in Generale/Admirale. Und wenn Sorge vor erzwungenen Abhören besteht geht man –
zweitens gefälligst anders vor, mit Stil und ohne Presseanwesenheit. Welt hat’s gesehen.
@xyz | 05. Mai 2017 – 20:01
„Laut Traditionserlass dürfte aber nicht einmal Richthofen geehrt werden.“
Natürlich darf er!
Ich weiß nicht, wo dieses Gerücht immer her kommt.
Die Traditionsrichtlinien verbieten lediglich die Wehrmacht als Institution (und die NVA).
Aber einzelne Personen (auch außerhalb des Widerstandes!) können natürlich unverändert traditionswürdig sein.
Also selbstverständlich auch Richthofen.
Ob das nach der gestrigen Rede der IBuK weiterhin so bleiben wird, sei dahin gestellt, aber bisher gibt es keine Probleme. @Klaus-Peter Kaikowsky zitiert dazu sehr zutreffend einen alten IBuK (der übrigens der letzte war, der die Traditionspflege – behutsam und sachlich! – weiter entwickelt hat).
@Alter milFD | 05. Mai 2017 – 20:45
+1
Die Wehrmacht ist in keinster Weise Traditionsstiftend? Wir haben in Deutschland eine Menge Kasernen mit Namen ehemaliger Befehlshaber und Kommandeure der Wehrmacht. Namen wurden geändert aufgrund irgendwelcher belastender Vorwürfe aus der Zeit des II. Weltkrieges. Wir blicken zurück auf eine mehr als 60-jährige Tradition der Bundeswehr. In diesen 60 Jahren hat eine Vielzahl guter Soldaten ihr Leben für das deutsche Volk und ihr Heimatland gegeben. Warum fangen wir nicht an, sukzessive die Kasernen nach besonders herausragenden Soldaten der Bundeswehr zu benennen? Wenn auch die Wehrmacht ideologisch nicht traditionsstiftend ist und sein kann, so waren es doch Millionen Väter und Großväter der heutigen Generation, die als deutsche Soldaten ihr Leben gelassen haben und die unsere Achtung und unseren Respekt als Menschen verdienen. Ich breche nicht mit dem Gedenken an meine Grossväter nur weil sie gezwungen waren einem Unrechtstaat zu dienen.
Die Artilel auf tagesschau.de „Wer meldet, ist ein Nestbeschmutzer“ und bento heute „In vielen Spinden hängen Wehrmachtsbilder“ geben genau das Bild wieder, weshalb ich mich damals gegen einen „Berufseinstieg“ bei der BW entschieden habe.
@Thomas Kitz | 05. Mai 2017 – 22:04
„Wir haben in Deutschland eine Menge Kasernen mit Namen ehemaliger Befehlshaber und Kommandeure der Wehrmacht.“
Nein, haben wir nicht.
Wenn man einmal die Widerständler rausrechnet, haben wir noch nicht einmal ein Dutzend…
„Warum fangen wir nicht an, sukzessive die Kasernen nach besonders herausragenden Soldaten der Bundeswehr zu benennen?“
Das ist eine berechtigte Frage! Wir haben ein paar, aber das sind alles „Heroen“ aus der Anfangszeit.
Aber das Problem ist ja, dass wir als Bundeswehr gar kein Interesse an eigener Traditionspflege hatten. Die notwendigen Ressourcen (Geld und Zeit) wurden nie dafür eingesetzt. Die notwendigen Instrumente wurden nie geschaffen…
Zitat vom GI aus dem Beitrag vom „Morgenmagazin MOMA“
„Gibt es einen Zielkonflikt, der möglicherweise in einem falsch verstandenen, übertriebenen Korpsgeist begründet ist? “
Genau dieser Punkt muss man genauer untersucht werden und bei dem was hier im Blog geschrieben wird, gibt es genügend Ansatzpunkte für die Untersuchung.
Die Ministerin hat heute in den Tagesthemen bei Carin Mioska, ihre Entschuldiung öffentlich wiederholt (wie bei dem öffentlichen Text vor den Kommandeuren) und auf den hervorragenden Dienst des Großteils der Bw-Angehörigen hingewiesen, aber auch auf die Frage nach eigenen Fehler gesagt:
„Ich werfe mir selber vor nicht früher und tiefer gegraben zu haben“.
Sie sagt aber auch, man darf keine Minderheit in der Bw dulden, die dem Rechtsextremismus Raum lässt, also „Null Toleranz“ an alles was die Wehrmacht und deren handelnde Personen verherrlicht.
Dies kann man nur unterstützen und wie Sascha Stoltenow in seinem Blog schrieb und im anderen Faden diskutiert wurde – es gibt mittlerweile viele verschiedenene „Bundeswehren“ und jeder sieht (nur) seine Sicht und kein verbindenes Element im Sinne einer Traditionspflege und des Selbstverständnisses der gemeinsamen Bundeswehr ist mehr sichtbar.
Hier muss sich etwas ändern und bitte ohne Wehrmachtsbezug, wie Steiner das eiserne Kreuz im Kinofilm mit Maschinenpistole und Wehrmachtstahlhelm in den Aufenthaltsräumen.
@ KPK
Nachdem also klar ist, bzw. geklärt wurde, dass auch Generäle in Sperrzonen, bei Lagebesprechungen usw ihre Handys abgeben müssen, warum nicht auch bei einem Gespräch mit der Ministerin ?
1. sind Generäle keine besseren Menschen als andere Soldaten
2. neigen sie auch dazu ihr Handy zu benutzen, anstatt eine sichere Fernmeldeverbindung und
3. würde ich mich auch als vortragender Rat wohler fühlen wenn ich mal ein wirklich offenes Wort an meine Mitarbeiter richten will, mit diesem Wort nicht am nächsten Tag auf youtube z.b. bei „Jung und naiv“ zitiert zu werden.
@KPK
Grundsätzlich schätze ich ihre Beiträge. Das sollte vorweg vielleicht gesagt sein.
Ich folge auch ihrer Argumentation das es zumindest unglücklich war, insbesondere im Zusammenhang mit dem Interview.
Mich stört es aber einen völlig normalen Vorgang der Ministerin anzulasten nur weil er zu einem unpassenden Zeitpunkt schlecht ausgeführt ist. Es hat einfach mehr was von „Haar in der Suppe suchen“ als berechtigter Kritik.
Denn wir alle wissen das es zwar sein „kann“ das sie es angewiesen hat aber selbst dann sicher nicht die Art der Ausführung.
Deutlich wahrscheinlicher ist das sich hier jemand der für die Organisation und/oder Absicherung verantwortlich ist dazu entschieden hat.
Wieso redet eigentlich niemand über TdM?
Zur Benennung von Kasernen kann man sich ja mal an das ZMSBw wenden. Dort werden in steter Regelmäßigkeit Stellungnahmen zu parlamentarischen Anfragen (vor der LINKEN) erstellt, die dann das BMVg versendet.
Geändert wird ein Name nur, wenn jemandem Kriegsverbrechen nachzuweisen sind – siehe Graf Sponeck vor einigen Jahren – oder ein Minister nicht mehr will und die Luftwaffe es nicht erklären kann – siehe Mölders.
Und zur Wehrmacht ist doch nun alles gesagt. Auf den Hinweis zu Steinhoff nur so viel: der hat wirklich Verdienste in und um die Bundeswehr und ihre Luftwaffe. Erich Hartmann eher nicht (siehe Wikipedia, dazu hat sich mal ein Fachmann geäußert.) Richthofen, Immelman und Boelcke sind sozusagen seit 1961 „Markennamen“, klingt fragwürdig, wird aber so verstanden und stellt keiner in Frage.
Und zum Handy-, Uhren- und ETC-Verbot bei der Generalstagung: Vertrauen sieht anders aus und richtige Dienstaufsicht auch.
@Koffer | 05. Mai 2017 – 19:52
Bezüglich der uns scheinbar fehlenden charismatischen Persönlichkeiten muss ich widersprechen. Mir fallen Spontan Generalmajor Trull, Major Marcel Bohnert oder Johannes Clair ein, die wie ich finde, sowohl eloquent als auch unterhaltsam informieren können und auch ihre eigene Meinung verteidigen können.
…und der Artikel auf Bento ist leider mal wieder ein Beitrag der zeigt, wie schlecht recherchiert und einseitig die Artikel dort häufig leider sind. Passend zum Kommentar Sascha Stoltenow fehlt in dem dortigen Artikel völlig die „andere“ Sichtweise bzw. eine kritische Betrachtung.
Gruß
@Koffer
Artikel 9
(3) Das Recht, zur Wahrung und Förderung der Arbeits- und Wirtschaftsbedingungen Vereinigungen zu bilden, ist für jedermann und für alle Berufe gewährleistet. Abreden, die dieses Recht einschränken oder zu behindern suchen, sind nichtig, hierauf gerichtete Maßnahmen sind rechtswidrig. Maßnahmen nach den Artikeln 12a, 35 Abs. 2 und 3, Artikel 87a Abs. 4 und Artikel 91 dürfen sich nicht gegen Arbeitskämpfe richten, die zur Wahrung und Förderung der Arbeits- und Wirtschaftsbedingungen von Vereinigungen im Sinne des Satzes 1 geführt werden.
Das kann ihnen gefallen oder nicht aber wie soll man die Wahrung und Förderung der Arbeits- und Wirtschaftsbedingungen erreichen ohne das man in welcher Form auch immer beteiligt wird (näheres regeln Gesetze) erlangen?
…….und versteifen Sie sich nicht so auf die Unmittelbarkeit (oder nicht) in der FDGO, in jedem Fall ist die Wahrnehmung der gesetzlich Beteiligungsrechte fester Bestandteil der InFü und von Gesetzen ;-) …..oder ist für sie die Beteiligung kein Teil (ein Grundsatz) der InFü?
@Georg | 05. Mai 2017 – 22:42
„Sie sagt aber auch, man darf keine Minderheit in der Bw dulden, die dem Rechtsextremismus Raum lässt, also „Null Toleranz“ an alles was die Wehrmacht und deren handelnde Personen verherrlicht.“
Absolute Zustimmung.
Aber wo wurde das gemacht? Jetzt mal ausgenommen von einzelnen Wirrköpfen, denen sich die Bw aber im Regelfall ja schnell entledigt?
@Tobias | 05. Mai 2017 – 23:20
„Bezüglich der uns scheinbar fehlenden charismatischen Persönlichkeiten muss ich widersprechen. Mir fallen Spontan Generalmajor Trull, Major Marcel Bohnert oder Johannes Clair ein, die wie ich finde, sowohl eloquent als auch unterhaltsam informieren können und auch ihre eigene Meinung verteidigen können.“
1. Ich habe nicht gesagt, dass wir keine charismatische Persönlichkeiten haben, sondern dass man bei uns länger suchen muss.
2. Ein Major und ein Landser?! Beides ehrenwerte Kameraden, aber sicherlich nicht das wovon ich sprach!
@Zimdarsen | 05. Mai 2017 – 23:24
„Das kann ihnen gefallen oder nicht aber wie soll man die Wahrung und Förderung der Arbeits- und Wirtschaftsbedingungen erreichen ohne das man in welcher Form auch immer beteiligt wird (näheres regeln Gesetze) erlangen?“
Sie argumentieren unsauber! Ich bestreite überhaupt nicht den Verfassungsrang der Gewerkschaften.
Ich bestreite auch keinesfalls den Wert der Beteiligung. Vertrauenspersonen sind ein wichtiger und guter Teil des Funktionierens deutscher Streitkräfte.
Übrigens schon vor ’55 in den deutschen Streitkräften… Nur mal zum Nachdenken für den einen oder anderen hier!
„…….und versteifen Sie sich nicht so auf die Unmittelbarkeit (oder nicht) in der FDGO“
Entschuldigen Sie bitte, SIE haben eine Behauptung aufgestellt, die ich widerlegt habe. Ich versteife mich hier lediglich auf die wichtige Frage, was Teil der FDGO ist und was nicht.
Denn die FDGO ist zentraler Kern des durch die Bw zu schützenden Verfassungssystem der Bundesrepublik. Aber nicht jedes Detailsgesetz gehört zur FDGO.
Nur mal so neben bei: als Staatsbürger (auch in Uniform!) habe ich ein Recht gegen Gesetze zu argumentieren (auch wenn sie natürlich solange zu befolgen sind wie sie in Kraft sind).
Aber als Staatsbürger in Uniform darf ich nicht gegen die FDGO arbeiten.
Deswegen ist es zentral hier sauber A von B zu unterscheiden.
„in jedem Fall ist die Wahrnehmung der gesetzlich Beteiligungsrechte fester Bestandteil der InFü und von Gesetzen ;-) …..oder ist für sie die Beteiligung kein Teil (ein Grundsatz) der InFü?“
Natürlich ist die Beteiligung Teil der Inneren Führung. Das habe ich doch weiter oben selbst geschrieben.
Damit ist allerdings nicht jedes Details des neuen SBG auch gut und außerhalb jeder Kritik!
Ich war zwar nur einer der letzten W15er aber ich muss sagen, dass ich die „Klagt nicht – Kämpft“-Bildchen in irgendwelchen Dienstzimmern immer nur lächerlich und peinlich fand.
Offenbar ist das bei manchem Berufssoldaten anders – frage mich nur warum…
@Koffer
Die Frage ist doch: Kann und darf man operative/taktische Führung von unten nach oben denken und kann eine solche Partizipation der operativen und taktischen „Denker“auf die InFü übertragen werden. Im Prinzip ja, würde Radio Eriwan sagen, allerdinfs schwebt daüber das Im GG/InFü niedergelegte Prinzip der strukturell-motivatorischen KriegsführungsUNfähigkeit Deutschlands. Und daran kommt auch ein Herr Bohnert mit seinen sui-generis-Argumetaion einfach nicht vorbei. Selbst wenn er sich noch so viel Mühe gibt, es gibt einfach nicht „den Soldaten“, „die Auftragstaktik“, „den Soldatenberuf“etc. pp, das sind alles Fiktionen, die versuchen durch Pauschalisierungen und Generalsierungen die grundgesetlich verankerte und in der InFü für die gesamte BW operationalisierte KriegsführungsUNfähigkeit bottom-up zu verwässern und letztendliich umzukehren in eine zumindest teilstrukturelle Jriegsführungsfähigkeit auf der operativen und taktischen Ebene. Deutschland stekkt Streitkräfte zur Verteidigung aus, strategisch ist die erste Verteidigungslinie die Abschreckung und die zweite ist die schnellstmögliche Beendigung des „Waffenganges“ in dem man dem Gegner das Erreichen seiner Operationsziele verwehrt. Dazu gehört natürlich auch die begrenzte Fähigkeit zum operativ/taktischen Gegenstoß und Gegenangriff – das hat aber mit struktureller Offensivfähigkeit nichts zu tun. Mit Blick auf die InFü frage ich mich die ganze Zeit, wo bleibt denn der Nachweis der „Kritiker“ der InFü, dass z.Bsp die Kampftruppen des Heeres zwingend notwendig eine Sui-Generis-InFü brauchen, um ihren operativen Führungsauftrag erfüllen zu können ?
Und an dieser Stelle breche ich einmal ab und warte auf eine schlagkräftige und keine schlagfertige Antwort.