Mehr Soldaten für die Truppe: Der Zeitpunkt ist auch eine Nachricht
Dass die Bundeswehr um rund 7.000 militärische Dienstposten vergrößert werden soll, war im März schon bekannt geworden – und jetzt werden diese Pläne konkreter. Bevor Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen am (morgigen) Dienstag offiziell die Planungen für den ersten Aufwuchs der Truppe seit einem Vierteljahrhundert vorstellen will, hat die Süddeutsche Zeitung (Link aus bekannten Gründen nicht) am Montag schon ein paar Details dazu veröffentlicht:
• Bis zum Jahr 2023 sollen 6.900 neue Dienstposten geschaffen werden
• Drei Viertel der neuen Stellen sollen in die Truppe gehen, ein Viertel in Stäbe und Kommandobehörden
• Aus Sicht der Planer wären 14.300 zusätzliche Dienstposten nötig; seien aber weder vom Personalaufwuchs her realistisch zu verwirklichen noch bislang zu finanzieren.
Auch wenn da manche Details noch fehlen – die Fragen, die sich mit dieser Vergrößerung der Bundeswehr, die bislang auf 185.000 Soldatinnen und Soldaten festgelegt ist, liegen schon auf der Hand. In erster Linie: Wo kommt der nötige Nachwuchs her, wenn die Streitkräfte bereits derzeit unter der angestrebten Größe bleiben und die Zahl der Berufs- und Zeitsoldaten bereits seit geraumer Zeit nicht die angepeilten 170.000 erreicht?
Und weiter: Die Umsteuerung der Rüstungsbeschaffung zu einer Vollausstattung hat zwar, so heißt es, inzwischen begonnen. Nach wie vor ist die Truppe allerdings weit davon entfernt, das Material auf dem Hof stehen zu haben, das sie auch braucht – nur zur Erinnerung der Kraftakt im vergangenen Jahr, ein Bataillon für die vorläufige NATO-Speerspitze auszurüsten. Aufwuchs der Truppe erfordert einen noch schnelleren Aufwuchs beim Material.
Eine weitere Überlegung: An den Plänen, angesichts der vielen, auch neuen und zusätzlichen Herausforderungen – Tausende Soldaten in der Flüchtlingshilfe, eine zunehmende Zahl von auch kleineren Einsätzen mit dem Grundbedarf an enablern, mehr Anforderungen der NATO an Präsenz in den östlichen Mitgliedsländern an der Grenze zu Russland – zusätzliche Dienstposten zu schaffen, wird schon seit Monaten gearbeitet. Ursprünglich war eine neue Personalstrategie schon für April angekündigt, jetzt sind wir bei Mitte Mai.
Das wäre relativ egal, wenn die Vergrößerung der Bundeswehr nicht über die organisatorischen Tatsachen hinaus eine politische Signalwirkung hätte. Ich bin ziemlich sicher, dass die erste Vergrößerung der deutschen Streitkräfte seit dem Ende des Kalten Krieges, und wenn es nur ein paar Tausend sind, zum Beispiel von russischer Seite für politische Aussagen benutzt werden wird. Ähnlich wie die Entsendung von ziemlich kleinen NATO-Gefechtsverbänden ins Baltikum. An der Stelle bekommt eine zunächst intern anmutende Entscheidung ziemliches politisches Gewicht. Jetzt noch mehr als vor ein paar Monaten.
(Foto: Aufstellung des Panzerbataillons 414 am 17. März 2016 in Bergen)
1. Herr Wiegold hat gestern,9.Mai 2016, berichtet. Selbst mdrAktuell (ex mdrInfo) hat bis heute Morgen benötigt.
Tenor der O-Töne des Wehrbeauftragten und des MdB Arnold: Gute Sache, man benötige den „atmenden Personalkörper“ (Formulierung von Frau Ministerin von der Leyen) um:
a) Spezialisten insbesondere für Luftwaffe, Marine und den IT-Sektor zu gewinnen,
b) den neuen Herausforderungen an der NATO-Ostgrenze zu begegnen und
c) für die Aufgaben im Innern.
B und c möchte ich nicht hier kommentieren.
Frau MdB Brugger wurde indirekt zitiert, dass es wenig realistisch scheint, diesen Peronalaufwuchs auch tatsächlich durchzuführen mangels Bewerber/-innen.
Im Bericht wurde noch ausgeführt, dass die Bw mit einer momentan starken Industrie konkurriert.
2. Hier klang bereits an, dass man ggf. auch auf Personen zurückgreifen sollte, welche „nichts“ (außer natürlich die juristische und gesundheitliche Eignung) mitbringen. Damit würde die Bundeswehr zur „Schule“ derer, die nicht selbständig etwas aus ihrem Leben machen konnten. Ob das gut oder schlecht wäre, ob das similiar zur Schule der Nation eine Schule des „Prekariats“ werden würde, will ich nicht gut oder schlecht machen. Nur eines verbindet sich damit: Umdenken in der Gesellschaft wie innerhalb der Bundeswehr und komplett neue Ausbildungsstrukturen.
Dass aber Menschen die Bundeswehr zum eigenen sozialen Aufstieg nutzen, ist weder neu noch ist es zu kritisieren. Das gab es auch immer schon. Nur das Bekenntnis dazu:“ Komm zu uns und mach was draus, mach was aus Dir“ darf gern deutlicher kommuniziert werden.
3. Zur Disziplin. Ich erinnere mich an meine ersten Formalausbildungsstunden. Der Unteroffizier gab das kriegshistorische Beispiel: Eine disziplinierte Truppe stellte überproportional mehr Kriegsgefangenenheimkehrer als nicht disziplinierte. Der Zugführer drückte das drastischer aus: Eine Einheit in der die Soldaten keine Manneszucht (nicht im Sinne der Kaiseransprache sondern im Sinne der Selbstdisziplin) üben können, ist zu nichts zu gebrauchen. Sie tut im Gefecht, was sie will und nicht, was sie soll und endet über kurz oder lang im Sarg oder vor dem Kriegsgericht.
Gerade junge Soldaten benötigen klare, transparente Regeln, derer sie einsichtig werden (können). Diese geben Halt und Orientierung, helfen das soldatische Selbstverständnis auszuprägen. Und darauf kommt es an.
@Sommerbiwak
Die Haarschnitt und Stiefelpolitur Fixierung wurde schon vor über 20 Jahren kritisiert.
Noch problematischer wird es, wenn diejenigen die auf die Polierten Stiefel wert legen, den Sinn dahinter nicht kennen.
Bestenfalls gehe ich bei jedem Dienstgradd der BW der sich über unterschieldliche Anzugsvarianten beschwert oder gar Gleichheit befiehlt von fachlicher INKOMPTENZ in diesem Bereich aus, bis zum Beweis des Gegenteils.
Hm, 7000, also fast eine komplette Fremdenlegion. Von einer Million Flüchtlinge sollten sich doch 7000 Willige und Fähige abzweigen lassen … Haben die USA nicht auch ein Programm, in welchem man über die Soldatenkarriere die Staatsbürgerschaft erlangen kann?
Spaß beiseite. In der Tat heißen mehr Stellen noch lange nicht eine wirkliche Aufstockung. Wenn die bisherige Personalgewinnung und -pflege schon an allen Ecken und Enden knirscht, braucht es mehr als ein paar kleine Filmchen und eine Flagship-Repräsentanz, um wirklich auch qualitativ zu wachsen …
@Kerveros
Wäre das nicht Justitisabel?
Dienstliche Falschmeldung, Urkundenfälschung…
@Ted
wo will sie die 7000 Leute herbekommen?
@ThoDan
Welche Urkunde?
Jede Ebene bewertet die Lage aus ihrer Sicht und meldet… und die höher besoldete Einsicht ist nunmal eine andere.
Ich habe da irgendwo noch ein Schreiben des BMVg herumliegen in dem ein ‚Kamerad‘ erklärt, dass der Prüfende den Umfang der Prüfung selbst festlegt – und wenn er meint, er müsse nichts prüfen…dann ist das so. Wie will man der Ebene denn beikommen?
Wir hatten es schon mal aber ein praktisches Beispiel von vor über 10 Jahren:
1 Regiment, 2 Bataillone, 10 Einsatzkompanien
Kp-Status: 10xrot (gemeldet)
Bat-Status: 2xgelb (gemeldet)
Reg-Status: grün
Weil jede Ebene sich eben sagt: wenn ich alles zusammenschmeisse, dann kann ich die Minimalanforderung erfüllen.
Was sieht man oben? Grün
Was denkt man ‚oben‘? 10 Kp (grün)
Wenn sich nun der Unterbau über den Wehrbeauftragten ob der Lage mokiert passiert folgendes: der WB erbittet Stellungnahme vom BMVg, welches das Spielchen bis zum Reg oder Bat runterspielt… die Schreiben jeweils ihre Stellungnahme und bewerten die Situation und letztlich bekommt der WB als Stellungnahme auch wieder ‚grün‘. Da er selbst nicht sinnvoll prüft bekommt der Meldende unten dann ‚Wir haben geprüft, können das Problem aber nicht bestätigen‘
Ist natürlich glatt gelogen, denn nicht der WB hat geprüft, sondern genau die, die die erste Meldung produziert haben.
Nur – für die Truppe ändert sich meistens genau nichts.
@Kerveros
aka wenn ich die Ausrüstung von Fahrzeug zu Fahrzeug durchreiche habe ich auch voll ausgerüstete Fahrzeuge.
Ich meinte das der General den Oberst schikanierte, weil er keine falsche Meldung abgegeben hat und das wäre bei einer entsprechenden Unterschrift auch eine Urkundenfälschung gewesen.
btw. Prüft die höher besoldete Einsicht nicht zumindest Stichprobenartig die unteren Einsichten ?
Das wäre IMHO eine geradezu kriminelle Fahlässigkeit bei der Ausübung ihrer Dienstaufsicht und Fürsorgepflicht.
@ThoDan
Der Oberst wagte die Äußerung der Sachlage bei einer Konferenz von Führungskräften. Insofern war die Nummer nicht verschriftlicht.
Dienstaufsicht ist ein Thema, zu dem ich jetzt spontan drei Seiten schreiben könnte.. von (anscheinend) gelangweilten Generälen, die ständig Kleinststandorte belästigen, es aber in Jahren nicht schaffen, Großstandorte mit Problemen zu besuchen (weil zu weit weg, zu unbequem und überhaupt…)
Zudem ist es zumindest meiner Meinung nach so, dass man sich innerhalb der Genst/Generalsfraktion auch ungern wehtut. Auch da hätte ich ein paar sehr schöne praktische Beispiele, die hier aber nicht hergehören.
Und dann war da noch: wir wissen doch alle, wie es läuft, wenn die höhere Führung mal zu Besuch kommt, oder?
Sinnvoll prüfen könnte diese genau dann, wenn sie mal unangemeldet spontan vor der Tür steht – das habe ich in über 17 Dienstjahren genau einmal erlebt.
Sinnvoll ist es auch, den Bat-Kdr rauszuschicken, wenn man ein offenes Wort von der Truppe will (sofern das gegenüber einem General überhaupt möglich ist) – das habe ich genau zweimal erlebt.
@Kerveros
Ich meinte auch, das man sich nicht nur die Berichte der nächstunteren Einsicht ansieht sondern Stichproben von den Ebenen darunter.
Ich nehme an ähnlich, wie wen bei uns (potentielle) Kunden reinschauen.
Perfekt ist der Mindeststandard.
@ThoDan
Das gab es, meine ich, nur mal im Einsatz. Da waren die Berichte aus MeS in der ‚Zusammenfassung wohl so weichgespült, dann man irgendwann die Originale eingefordert hat.
Was die Prüfung der Berichte angeht sind da zwei Probleme: Manpower und Fachwissen. Wer will denn fachlich detailierte Berichte von ‚unten‘ im Kommando bewerten, wo da doch den meisten die nötige ‚Tiefe‘ fehlt?
Ergo delegiert man eben diese Bewertung wieder an die Zwischenebenen und arbeitet mit deren Stellungnahmen weiter.
@Kerveros
Da könnte ich 30 Seiten schreiben – lauter schöne Geschichten, denn ich war einmal Adju bei einem Insp, der machte einmal im Monat eine unangekündigte „Teilnahme – am – Dienst(reise)“ und nur er, sein Adju und ein Referent aus der Personalabteilung kannte das jeweilige Reiseziel. Der nahm eben die Dienstpostenbenamung „Inspekteur“ auf seine unnachahmliche Art und Weise noch wörtlich. War ein toller Mann, der Mann ;-)
@klabautermann:
Fände ich super, wenn es solche Typen heute noch gäbe.
Es fällt mir schwer bei manchen Kommentaren den Themenbezug zu entdecken.
Es geht um 7000 Stellen in den nächsten 7 Jahren. Das macht jedes Jahr 1000 zusätzlich. Und jetzt wäre es schön, wenn der geballte Sachverstand hier sich mal darüber Gedanken macht, woher die kommen sollen und kommen könnten. Ich fürchte @Ted ist nicht weit weg von der Lösung “ Rollatordivision“. Man muss dann auch die Auswirkung der Umwandlung von 5000 SaZ DP in Berufssoldaten DP beachten.
Bei der externen Gewinnung scheint mir die angestrebte Zahl nicht erreichbar. Es muss überdies bedacht werden, dass ca 10000 SaZ noch in BFD sind und die Auswirkungen des Auswachsens in den nächsten 2- 3 Jahren müssen berücksichtigt werden.
Ich möchte versuchen, eine außen – stehende Perspektive einzubringen betreffend der „Attraktivität“
Meine Zeit bei der Bw war kurz und „heftig.“ Ich habe vergangenes Jahr einen Seiteneinstieg in eine händeringend gesuchte Mangelverwendung getätigt (GeoInfo), durchaus auch gelockt von idealistischen Gründen und der diffusen Besonderheit „Soldatsein.“
So gut wie die Laufbahnaussichten waren und der Verdienst: Attraktivität ist nicht nur Geld.
Dazu nun ein paar Beobachtungen meinerseits. Vorab: Nicht alles ist mir selber geschehen, um dem Eindruck des Frustriert – verprellten zu begegnen. Aber wenn „man“ mit offenen Augen durch die Kasernen ging…
Solange sich die Personalführung wie der sprichwörtliche Dienst“herr“ aufführt und eine gefühlt W I L L K Ü R L I C H E Laufbahn“planung“ (nicht) vornimmt, mit Stationen, über deren Sinnhaftigkeit im Einzelfall nicht einmal zu streiten ist, werden Interessierte mMn auch weiterhin mit den Füßen abstimmen.
Wenn dazu Steuerungsmöglichkeiten nahezu nicht gegeben sind, Vorlauffristen im Bereich einiger Wochen liegen und das nächste Laufbahntor/Lehrgang 500 km am Ende der Welt liegen…[Anm: Ja, ich denke, der Mobilitäts – Wahn dieser Tage wird medial stark überzeichnet, es laufen mitnichten nur reisebereite, globalisierte Jungspunde durch die Welt]
Dass der eigentliche Bedarfsträger, sprich „Truppe“ iwS damit ebenso unglücklich ist, da die Leute ja dann doch fehlen, ist ja hier auch nicht erst einmal Gegenstand der Diskussion gewesen.
Gegeben, „das“ (PersFührung zentral, Verwendungsbreite etc.) ist unumstößlich notwendig, intrinsisch im Soldatenberuf veranlagt sozusagen. Dann muss man das aber auch ab dem ersten Informationsgespräch offen kommunizieren.
Es drängt sich stattdessen aber der Eindruck auf, Personalgewinnung arbeitet nach dem Prinzip Seelenfänger. Widerrufsraten wie oben diskutiert wundern mich überhaupt nicht.
Auch was körperlich/geistige Eignung/Voraussetzungen betrifft. Wenn ich einem Einstellwilligen erzähle, es wird alles gut lustig und aufregend, kein Job wie jeder andere schließlich, und er muss sich mal nicht so sorgen, wenn der Klimmhang halt nur 8 Sekunden geht, dann lüge ich schlicht und ergreifend in Verkennung dessen, was er schon am ersten Tag im Wald anstellen soll, ja muss.
Was ich mir erlaube dazu zu behaupten: Sport befehlen, Sanktionierung et al. funktioniert künftig allerdings auch nicht mehr besser als Steuerungsmöglichkeit. Zumindest, solange nicht wirklich motiviertes Pers im Flur antritt, das sich nicht direkt verschaukelt fühlt und mit Geld/Studium gelockt wurde, sondern weiß, was es tut (und idealerweise auch tun kann, Stichwort Ausstattung/Verfügbarkeit)
Nimmt man dann noch die Probleme im Betriebsablauf hinzu, je nun…Das ganze wird allmählich an Selbstverwaltung ersticken, sage ich. Ineffizienz ist dabei noch freundlich ausgedrückt. Klar gibt es das andernorts auch, aber in der Fülle nicht.
Wenn zwei höher besoldete Offiziere drei Tage den StO abklappern, um ein paar Tische zu finden für eine Präsentation. Weil irgendeiner keinen Bock hat, zu reflektieren, was sein tischzuständiger Bürokollege den ganzen Tag macht, der natürlich, wunders, gerade Urlaub hat. Zuvor aber schon 14 Tage lang unübersehbar viele Entscheidungsebenen und -träger über das Wie und Wann ebendieser Präsentation befinden müssen.
Wenn ich zehn Anläufe für einen Reisekostenantrag brauche, weil ich erst drei Mal den falschen Abrechner bekomme und schließlich irgendwo lande, was niemand vorher gewusst haben will, der aber zuständig ist…wenn SanUnterlagen „verloren“ gehen.
Impfpass, fünfundzwanzig Jahre lang wohl behütet. Eine Woche SanVersZ, weg. „Sind so viele, Entschuldigung!“ „Ja kleben Sie das Zettelchen rein und ich nehme den direkt mit!?“ „Geht leider nicht.“
Wenn man drei Wochen ohne Arbeitsplatzrechner stumm im Büro sitzt. „Kann man nix machen, BWI“
Wenn alle Welt SAZV beklagt und „Ausbildung bei 41 h kann gar nicht gehen“ ruft, aber stumpf mit 40 künftigen Führungskräfen vor der WaKa gestanden wird, damit die Waffenausgabe auch ja zweieinhalb Stunden dauert, weil halt irgendwo einer bei der Dienstaufsicht darauf guckt, dass das auch ja so gemacht wird wie 1968, mit geschlossen hinverlegen, aufstellen, umgruppieren, alphabetisch rein, ah, doch die MGs zu erst, halt, ne drei Mann für die FuG, die müssen vorneweg gehen, neuaufstellen, umgruppieren, verlegen, Anschiss weil „unsoldatisch“ geredet währenddessen inklusive.
…
Wenn offensichtlich kaum niemand wirklich an den Impact seiner eigenen Tätigkeit mehr glaubt, dann passiert so etwas.
Jetzt spreche ich wohl aus der Perspektive einer wahren Orchidee, aber im Grundsatz übertragbar ist das ganze denke ich schon.
Wie kann es gehen: Weiß ich wohl auch nicht.
Ehrlichkeit wäre in jedem Fall das günstigste, das man zudem sofort haben könnte.
Es hilft doch nicht, sich lauter schon nach einer Woche desillusionierter Leute auf den Hof zu stellen, die höchstens wegen irgendwelcher Versprechungen nicht direkt nach Hause fahren und/oder, weil sie mit Geld zugeworfen werden. Und noch dazu die motivierten, die man hat(te), irgendwie bis DZE so verprellt, dass sie keinen Bock mehr haben (liest man hier ja häufig) oder BS werden, nur weil es halt zu spät im Leben ist für einen Neustart und/oder die verprochene Qualifiaktion dann doch nicht so gefragt ist (Da wird wirklich geglaubt, dass man mit seinem Studium LR – Technik und anschließender Verwendung als Loggi bei den Heeresfliegern in fünfzehn Jahren mal locker flockig in die Entwicklung von Airboeingheed wechseln kann, weil man ja sogar in Trimestern studierter Ingenieur ist.)
Und da hilft nur Ehrlichkeit. Zu sich, aber auch zu (künftigem) Personal. Der Beruf ist „besonders“ und es wird dann eben auch gesiebt. Fertig aus. Und es geht letzten Endes immer auch um Tod und Verwundung (wenn ich überlege, wie verschämt rumgedruckst wird. Es wird geschossen, damit drüben einer umfällt, Fertig aus. „Wirken“, was soll das? Klappt bei der SanAusb doch auch. wenn man kein Blatt vor den Mund nimmt) Das muss man den Leuten aber auch sagen. Man rekrutiert am Ende Kids, die doch selber nicht wissen, was sie eigentlich im Leben wollen. Da ist es doch mein eigenes Interesse, künftigen Fehlentwicklungen entgegenzuwirken.
Vielleicht sind Laufbahnmodelle zu überdenken. Verpflichtungen werden eben als genau das wahrgenommen. Hat mich bspw. letztlich zum Ausscheiden bewogen.
Also zivile Quali entweder direkt mitbringen und dann Quereinstieg oder ans Ende der DZ und bis dahin kann jeder halbjährlich gehen, als Idee. Auf jeden Fall mehr als die paar Monate Probezeit. Wertvolle (und teure) Fachausbildung wird mit zwei Jahren Bindung versehen, aber Standortzusage, sofern auch zivil verwertbar.
Offz findet man künftig immer genug, behaupte ich, wenn weiterhin 50% eines Jahrgangs Abi machen. Selbst wenn man da mit hohen Maßstäben rangeht. (Genauso diese Behauptung „wir nehmen nur die Besten“, weil es halt schwierig und hart ist. Ist es nicht. Studium bei dickem Geld in gesichterter Unterkunft in Top Metropolen ist nicht hart, trotz Straffung. Sagt einer, der Physik draußen studiert hat.)
Man sollte vor allem „die Besten“ nehmen, die zu einem passen.
Genauo unsinnige Fragen nach Alkohol und was weiß ich. Wer fällt denn darauf noch rein bitte und weiß nicht, was man darauf nicht antwortet? Ich würde die Krisenplanspiele mal wirklich aufziehen, als reale Übung. Meinetwegen auch. Schockvideos oder was oben anklang. Und wenn der Baum dann brennt, dann merken Bewerber auch, ob es wirklich passt und die Prüfer, ob das denn ein krisenfester junger Mensch ist. (Ansonsten finde ich das ACFüKr gar nicht schlecht, btw.)
Schwieriger wird es bei allen DGrp darunter. Mannschafter sind für gewöhnlich Handwerker, die wohl eher selten bundesweit nach Jobs suchen. Da muss man Bewerber dann auch dort abholen (und lassen), wo sie sind. Hilfreich auch eine Dienstpflicht. Leider unrealistisch.
Ähnliches gilt für die UffZ o/m P. Ich glaube, DAS ist die künftige Mangelware, um mal den nicht existierendem Fachkräftemangel zu bemühen. Diese Leute, mit ordentlichen Schulabschlüssen nach 10 Jahren und Interesse an Handwerk bzw. Praxis/Arbeit, werden schon bald überall gesucht werden und spätestens dann ist das ganze ein Buyers Market. Dann brauche ich mich mit den schon heute nicht attraktiven Angeboten überhaupt nicht mehr blicken lassen. Diese Menschen – und ich kenne einige – sind aber auch gerne gut verwurzelt und „heimatverbunden.“ Wenn der mit 16-17 eine gute Ausbildung machen kann vor der Haustüre, sicher übernommen wird, nach ein paar Jahren einen Meister/Techniker frag mich was draufsetzt und überall Selbständigkeit oder gut bezahlte, da rare Arbeit winkt, top ausgestattet mit geilen Klamotten von Engelbert Strauss und Werkzeug, dass nicht im WWII erdacht worden ist (was nichts schlechtes sein muss, aber modernes Material motiviert halt extrem, man schaue mal auf freiwillige Feuerwehren)…
Was Dienstgradinflation und andere Befürchtungen angeht: Das reguliert sich glaube ich von selbst. Allerdings nur, wenn mit dem DG nicht eine Verantwortung geschaffen wird/werden muss, so wie aktuell. Bei den LaPOL lassen sich ja mittlerweile auch Kommisare mit Steinen bewerfen, das geht also schon.
Abschließend zum Vergleich: An meinem jetztigen Arbeitsplatz stand mein PC noch vor mir am Schreibtisch, Login, Lizenzen, alles fertig (der Bewerbungsprozess hat übrigens drei Wochen gedauert). Nach einer Woche waren Visitenkarten da, nach vier Wochen die erste Branchenmesse. Jeden Tag wird was neues erreicht, weil Sachen gemacht werden, die entweder Erfolg versprechen oder erwiesenermaßen erfolgreich sind, nicht in grauer Vorzeit mal vielleicht erfolgreich waren. Gewurschtel „findet nicht statt.“ Kommen Vorschläge, werden diese zumindest diskutiert. Was ich hier mal werde? Wird man sehen. Vor allem mal wird es nicht in zwei Jahren ein völlig anderer Job in einer quasi anderen Firma, die nur zufällig so heißt wie die jetztige. Und wenn doch, dann wurde ich vorher gefragt.
Zuletzt: Das ganze bringt mir jeden Monat einen nicht unerheblichen Betrag w e n i g e r auf’s Konto als das A12 zuvor. Fast 50 % der letztes Jahr miteingestellten Kameraden „dringend gesuchte Quereinsteiger“ übrigens, anderswo, auch.
@schleppi
Aka was muss die BW tun um attraktiver zu werden?
Hatte ich hier was zu geschrieben
http://augengeradeaus.net/2016/05/mehr-soldaten-fuer-die-truppe-der-zeitpunkt-ist-auch-eine-nachricht/comment-page-1/#comment-235172
Kann man aus der Gemeinschaftsverpflegung aussteigen?
Vegetarische bzw. Vegane Ernährung etc.?
Größere Auswahl bei der Individuellen Ausrüstung spez. Schuhwerk?
Flexiblere, z.B. an die Verkehrsverbindungen angepasste Dienstpläne?
Wie läuft das mit freier Arztwahl/einem BW Arzt das Vertrauen entziehen?
@ ThoDan
Das geht in Richtung Attraktivitätssteigerung zur Nachwuchsgewinnung oder Gewinnung von Externen. Wie lange braucht es, um Attraktivitätsmaßnahme umzusetzen damit sie Wirkung entfalten können? Ist damit bis 2023 die Zahl von 7000 + darstellbar?
@@schleppi
Können Teile davon nicht auch für SAZ das BS – tum attraktiver machen?
@ThoDan
Klar. Aus meiner persönlichen Anschauung ist aber die Gewinnung von BS aus dem Kader der SaZ nicht unbedingt das Problem. Es reicht aber nicht, denn die Umwandlung einer SaZ Stelle in eine BS-Stelle vergrößert den Personalumfang erstmal nicht.
@ThoDan
Kann man aus der Gemeinschaftsverpflegung aussteigen?
Vegetarische bzw. Vegane Ernährung etc.?
Größere Auswahl bei der Individuellen Ausrüstung spez. Schuhwerk?
Flexiblere, z.B. an die Verkehrsverbindungen angepasste Dienstpläne?
Wie läuft das mit freier Arztwahl/einem BW Arzt das Vertrauen entziehen?
… alles schon heute möglich. Gut, „vegan“ und „Truppenküche“ schließen sich noch aus.
Ist vielleicht ein wenig am Thema vorbei, aber wenn dieser Fall wie oben beschrieben „10x Kompanie rot melden >>> 2x Btl gelb >>> 1 Rgt grün“ und dann der Wehrbeauftragte eingeschaltet wird und danach wieder alles wie vorher (weil er nicht wirklich prüft), dann erwarte ich ehrlicherweise (ist sehr viel verlangt jetzt wenn man in der Situation steckt) eine vom Kompaniechef aus anonyme Mitteilung an investigative Journalisten, die bei sowas nachhaken… oder Wehrausschuss oder was es für Möglichkeiten gibt.
Wenn das genau so abläuft wie beschrieben, dann macht der Wehrbeauftragte ja einen total schlechten Job, also eigentlich gar nichts. Ich erwarte bei sowas doch eine Stellungnahme des Kompaniechefs an den Wehrbeauftragten, die vertraulich behandelt wird.
Habe mich mit der Materie nie beschäftigt, aber zu meiner Grundwehrdienstzeit wurde der Wehrbeauftrage ausdrücklich besprochen und es wurde uns eingehämmert, dass wir nicht zögern sollen, wenn ein Problem das nicht geklärt werden will vom Kompaniechef/Zugführer oder illegal ist (z.B. trotz Krankschreibung beim Marsch teilnehmen) sofort den WB den Vorfall zu melden.
Und jetzt verstehe ich auch das mit dem „Karren an die Wand fahren“.
Wenn nächste Woche Montag alle Einheiten ihren wahren Stand melden, dann ist die Karre an der Wand bildlich zerschmettert und das ist wirklich mal nötig. Aus dem Traum aufwachen könnte man es auch nennen.
Und zu den 7000….. Populismus. Frau von der Leyen macht mal wieder PR. Die Dienstposten nicht voll bekommen, aber noch mehr Dienstposten fordern.
Also, die weichen Attraktivitätsfaktoren sind imho nicht wirklich ein Personalgewinnungskatalysator für ca. 5000 zusätzliche Soldaten in der Truppe – denn von den ca. 7000 zusätzlichen Dp sollen ja 75% in die Truppe fließen.
Hier zählen wohl eher die Faktoren Materialausstattung, Ausbildungsqualität und natürlich finanzielle Zulagen für Einsatz, Übung und/oder Schichtdienst/Überstunden etc….und da kennen wir ja den Teufelskreis, in dem sich die BW gegenwärtig befindet aka Hölle Ost: mal fehlen die Bretter, mal das Benzin, mal die Nägel oder die Streichhölzer ;-)
Die 5000 BS plus dienen wohl der Reduzierung des Delta zwischen den planerisch erforderlichen 14000 zusätzlichen Dp und den max. finanzierbaren 7000 Dp.
Man wird sehen müssen, ob diese Brutto-Dp-Erhöhung auch Netto eine effektive Erhöhung des Truppenpersonalkörpers bewirken wird; Stichwort z.Bsp.: Mehrfachbesatzungen bei der Marine
@Thomas Melber
„Möglich“ oder wird es ermöglicht?
In der Realität!
Könnte ich von der Kleiderkammer sowas bekommen?
https://www.altberg.co.uk/product/the-tabbing-boot-mod-brown/
oder sowas
http://www.lowa.de/produkte/spezialschuhe/task-force/details.html?Artikel=ZEPHYR_GTX_HI_TF&ArtikelNr=310532_0410&L=0
oder wäre das Privat(Steuerlich absetzbar, Dienstherr übernimmt die Finanzierung?) zu beschaffen und von der gnädigen Duldung des DV abhängig?
Wie läuft das mit freier Arztwahl/einem BW Arzt das Vertrauen entziehen?
@Klabautermann
Für mich waren beruflich Bezahlung für Überstunden von eher geringem Interesse, Freizeitausgleich aber immer sehr.
@Klabautermann
„Stichwort z.Bsp.: Mehrfachbesatzungen bei der Marine“
Die Marine geht halt ganz neue Wege und hat erfolgreich das Mehrschiffkonzept eingeführt ;-)
@kar_arsch
lol, nicht, dass wir das nicht schon gehabt hätten… ;)
Es begab sich sich vor einigen Jahren im Einsatzland, dass da jemand rechtswidrige Befehle gab, die sinnvollerweise verweigert wurden.
Die Meldungen auf dem Dienstweg versackten, Wehrbeauftragter, Vtg-Ausschuss und’Investigative Journalisten‘ (weil wohl jemand aus dem VA Akten rausgegeben hatte) waren dran.
Und was kam raus?
Soweit ich mich erinnere war die inoffizielle Lesart folgende:
Obwohl XY wiederholt einen Befehl gegeben hat, der nicht ganz rechtens war (trotz gegenläufiger Rechtsberatung) und dieser ebenso wiederholt nicht zur Ausführung kam (rechtmäßig Befehlsverweigerung) hat er ihn dann ja später zurückgenommen und somit war das dann weder ein rechtswidriger Befehl noch eine Befehlsverweigerung. Ich war damals grundsätzlich der Meinung, ich müsse mich verhört haben, aber der Fall wurde sang und klanglos, auch durch den WB, beerdigt.
Ein GI hatte dann auch nichts besseres zu tun, als den Petenten anzurufen und ihn (O-Ton) zu bitten: ‚doch zwischen den Zeilen zu lesen‘. (Woanders hätte man das vielleicht als Unterdrücken von Beschwerden ausgelegt…)
Soweit zum Thema Dienstaufsicht und Kontrolle und Einfluss von WB oder investigativen Journalisten…
Nach Scharnhorst nun ThoDan. Ich mal‘ mir die Welt, wie sie mir gefällt – und schon rennt man der Bw die Türe ein. Sommerbiwak schrieb es bereits: Es fängt mit lausigem Anzug, fehlendem militärischen Gruß an, geht über grottigen Technischen Dienst an Waffen und Gerät weiter und hört im Ergebnis damit auf, dass diese deutsche Armee nach außen als den größten Sauhaufen innerhalb der NATO darstellt. Beschämend zu sehen, wie das z.B im Vergleich dazu in Frankreich ist. Dort sieht man es als Ehrendienst an, Soldat zu sein und verhält sich auch entsprechend. Hierzulande eifert man offenbar einem vermeintlichen Zeitgeist hinterher, der die falschen anzieht und die richtigen, sprich die, die aus Überzeugung Soldat werden möchten, verprellt. Disziplin, Gehorsam und Kampfkraft schließen einander nicht aus, sondern bedingen einander. Wer schon im tiefsten Frieden einfachste Regeln/Befehle nicht befolgt oder durchsetzt, wie soll es dann im Ernstfall unter Gefahr für Leib und Leben ablaufen? Ich bin der Meinung: lieber Lücke als Krücke. Und wenn es ein Land mit 82 Mio. Einwohnern nicht schafft, 185.000 Mann dauerhaft unter Waffen zu halten – ohne dabei alles Militärische über Bord zu werfen – dann sollte man den Laden auflösen und daraus eine Art „kasernierte Bundespolizei“ machen, es aber bitte nicht mehr Streitkräfte nennen…
@ThoDan: Natürlich sind Korinthenkacker einem funktionierendem Dienst abträglich. Und wenn die einzige Kompetenz darin besteht Schuh- und Haarputz zu bewerten stürzt sich jemand offenbar auf etwas, daß man auch ohne große Fachkenntnis bewerten kann. Klar. Braucht keiner.
Aber im zum Beispiel Smock zum Kasernendienst? Wenn jemand unter der Feldbluse Pullover oder Rolli oder… trägt. Oder sich flecktarn Namensschild und Ranfschlaufen kauft. Wen kümmert es (außer den Uniformnazis)? Und solange die Stiefel schwarz waren ging eigentlich alles durch an den Füßen sogar bei Panzerlehr. Aber wenn jeder eine andere Jacke und Hose trägt als der Nächste, der eine Wollmütze, der andere Barett usw. Da sollte man meiner bescheidenen Meinung nach schon für Ordnung sorgen. Man kann es eben in beide Richtungen übertreiben. Cargo Cult artiges kleben an der Vorschrift (oder was man dafür hält) braucht keiner. Ebensowenig braucht man Soldaten, die herumlaufen wie die wilde Räuberbande.
Und Jene die am lautesten schreien die Haare seien zu lang haben die einschlägigen Vorschriften meiner Erfahrung nach eh nicht gelesen. Bin ich persönlich ein paar mal mit in Konflikt geraten. „Nein Herr Stabsunteroffizier, die Haare sind nicht zu lang. Schlagen sie nach!“. Ich hatte immer Haare lang genug für einen Scheitel. Und wurde damit als Hippie angesehen oder sowas. *kopfschüttel* Nein der 5mm Sturmschnitt ist nicht vorgeschrieben.
Aber eigentlich wollte Ich das nicht ausarten lassen. *rotwerd* Der Kommentar von diba rührte nur an etwas. Uniformierte egal ob Soldat, Polizist oder Zöllner sollten sich entsprechend benehmen und da gehört nun mal korrektes Grüßen und ein ordentlicher Anzug unter anderem dazu. Genauso wie aufrechtes Stehen und Gehen statt herumschlurfen und wie ein Schluck Wasser in der Kurve herumhängen. Ist ein Ausdruck auch innerer Haltung.
Also blinden Cargo Cult braucht keiner. Larifari jeder wie er sich heute gerade fühlt auch nicht.
Aber Ich bin jetzt sowieso Reserve, also kann Ich machen was Ich will. ;-)
@Hans Dampf
Sie dürfen mir gerne ihre Kompetenz im entsprechenden Bereich nachweisen,
http://augengeradeaus.net/2015/12/mehr-soldaten-mehr-geld-start-einer-neuen-debatte/comment-page-4/#comment-221946
http://augengeradeaus.net/2016/01/baellebad-janaur-2016i/comment-page-2/#comment-222118
Aber bei jemand der vom Recht zu töten im militärischen Zusammenhang spricht bzw. Untergebene in den Tod zu schicken habe ich noch andere Probleme
http://augengeradeaus.net/2016/01/baellebad-janaur-2016i/comment-page-2/#comment-222095
Solche Dinge erschüttern mein Vertrauen in die BW als Bürger und Teil des Souveräns und als solcher Spreche ich auch wo ich Glaube annehmen zu können etwas zum Wohlbefinden, Fürsorgemängeln etc. unserer Soldaten zu sagen zu haben.
Ich habe nicht gesagt, jemand soll im Dienstanzug antreten wenn Feldanzug befohlen ist oder umgekehrt, wenn ihm befohlener Anzug zur Verfügung steht.(Da hat es aber mkn schon bei Generälen Mängel gegeben)
Sondernd das jeder Soldat so ausgebildet sein soll, das er sich die befohlene Anzugsvariante gemäss seinen dienstlichen und persönlichen Bedürfnissen anpassen kann und darf.
Wenn jemand kritisiert, das jemand Boonie statt Feldmütze trägt, habe ich nicht das das Bild Drehstuhlhusar vor mir sondern Verteidigungsbürokrat am Schreibtisch.
Der Boonie ist nunmal spez im Sommer eine erheblich überlegenere Kopfbedeckung und würde das befohlene Tragen der Feldmütze schon als Befehl zur Missachtung der Pflicht zur Gesunderhaltung betrachten.
Mir hat man noch zum bauen Hemd den Olivgrünen Pullover geben.
Wer trägt noch mal Grün UND Blau?
@ Sommerbiwak:
„Uniformierte egal ob Soldat, Polizist oder Zöllner sollten sich entsprechend benehmen und da gehört nun mal korrektes Grüßen und ein ordentlicher Anzug unter anderem dazu. Genauso wie aufrechtes Stehen und Gehen statt herumschlurfen und wie ein Schluck Wasser in der Kurve herumhängen. Ist ein Ausdruck auch innerer Haltung.“
Das denken Sie und ich. Aber derzeit ist in weiten Teilen eher der Typus „Basecap, Ziegenbart, Ärmel 1/3 ‚raufgekrempelt, Kautabak, Sportschuhe“ gefragt. Dem gebietet dann auch niemand mehr Einhalt, so nach dem Motto: Die Ausrüstung ist schlecht, es gibt von allem zu wenig, „die Generale“ sind doof, „die Politik“ unfähig, also lasse ich alles durchgehen. Und ruck zuck setzt sich eine Abwärtsspirale in Gang, die niemand mehr aufhalten kann. Wenn das alles so sein soll…
Und um den Bogen zurückzuspannen: Ich behaupte einmal, dass moderne Ausrüstung, regelmäßige (freilaufende) Übungen, aufrichtige Kameradschaft, soldatische Disziplin und die Möglichkeit, in jungen Jahren Verantwortung zu übernehmen, auch heute noch anziehend auf junge Leute wirkt. Mit dem Typus „US-Söldner“, „Verteidigungsbeamter“ oder aber, „jeder macht, was er will, keiner, was er soll, aber alle machen mit“ ist dies nicht kompatibel.
Ja, der Köder muss dem Fisch schmecken und nicht dem Angler. Aber der Angler bestimmt, welchen Fisch er ködern will.
@ ThoDan:
Schön, dass Sie sich solche Mühe machen. Ich stehe zu dem, was ich schrieb, gerade und insbesondere zum Aspekt „sui generis“ (Tapferkeit, Kombattantenstatus). Sie (wie viele andere) negieren den Kern des soldatischen Dienstes und wozu er in letzter, grausamer Konsequenz führt: Töten und getötet werden. Im Gegensatz zu vielen meiner Kameraden habe ich übrigens mit dem alten Slogan „Kämpfen können, um nicht kämpfen zu müssen“ überhaupt kein Problem, weil er das zum Ausdruck bringt, was gemäß Grundgesetz der Auftrag der Bundeswehr ist: Die Landesverteidigung. Was daraus geworden ist (die wahrscheinlichen Einsätze sind struktur- und ausrüstungsbestimmend, nicht die Landersverteidigung), u.a. durch Ihre Stimme als „Souverän“, sehen wir ja jetzt.
Über Anzugsfragen diskutiere ich mit Ihnen nicht mehr, da kommen wir ohnehin auf keinen grünen Zweig, u.a. deswegen, weil Sie sich nicht mit dem auseinandersetzen, was ich schreibe, sondern was Sie sich für Ihre Argumentation wünschen.
Aber ich kann Sie beruhigen: Die Kombination „Dienstanzug“ und „Pullover, oliv“ wurde abgeschafft.
@Sommerbiwak
Mein Problem beim polierten Stiefel war, das der Vorgesetzte anscheinend nicht gewusst hat, das dies das Abweisen von Wasser verbessert.
Die Stiefel waren nämlich sauber und geputzt gewesen, aber nicht poliert
Ein Smock ist IMPOV dem BW Parka als Kleidungsstück sehr überlegen, sehr viel vielseitiger usw. ich sehe für grüne Verwendungen keinen Grund warum er den Parka dem Smock vorziehen sollte, aber wenn jemand sagt ich hätte lieber den Parka.
Bitte, das sollte jedem Soldaten freistehen.
Ich rede vom Pullover unter der Feldbluse, das der Soldat wählen kann ob oder nicht und ob er Troyer oder Rolli bevorzugt, die Ärmel hochkrempelt solange dem keine guten Gründe entgegenstehen etc. pp.
Bei den Flecktarnabzeichen ist es mMn die Frage warum die nicht Dienstlich geliefert sind,
ansonsten sehe ich das eher kritisch.
Schwarze Stiefel im Feld bzw draussen ist eine sehr bescheiden Idee wegen Tarnung und Hitze.
Kopfbedeckung, bin ich draussen ziehe ich den Boonie(ausser einem guten Hut) allem vor, aus praktischen Gründen(wer es anzweifelt darf gerne mal Barett und Schirmmütze im Indischen Sommer tragen).
ausser der Wintermütze wenn es kalt ist.
Mein Problem sind so Dinger wenn wegen der „Disziplin und des Erscheinungsbildes“ es befohlen wird bei strahlender Hochsommerlicher Nachmittagshitze befohlen wird nicht in Shorts und T-Shirt sondern in vollem Sportanzug zu laufen( von der Tatsache mal abgesehen, das ich beim laufen in Formation sowieso Muskelkrämpfe bekam bevor das eigentliche laufen außerhalb der Kaserne beginnen konnte)
@Hans Dampf
Mein Problem mit ihnen dreht sich um EIN Wort Recht NICHT Pflicht!
Das Sie die Pflicht haben dies zu tun, wenn die Pflicht es erfordert kann ich nicht bezweifeln.
Wenn Sie aber vom Recht sprechen dies zu tun, bin ich erschrocken.
Wenn ich sie diesbezüglich missverstanden habe oder sie meinten wenn DIE Pflicht es ihnen gebietet daraus das Recht flogt dies zu tun, bitte ich um Entschuldigung.
Trennung
Thema Grüßen
Das Problem beim Grüßen war IIRC vor 20 Jahren eher das Vorgesetzte nicht grüßten als umgekehrt, was natürlich der Motivation dazu auch nicht förderlich war.
Gut, ich gebe zu, der Begriff „Recht“ war in diesem Zusammenhang missverständlich. Ich meine es im rein normativen Sinne, denn z.B ein Polizist darf mangels Kombattantenstatus nicht an einem Krieg teilnehmen – er würde sich gar strafbar machen. Letztlich haben Sie recht: es ist die soldatische Pflicht und ich hoffe, dass es für niemanden so weit kommt.
Mir ging es lediglich darum, den in meinen Augen bestehenden Unsinn anzuprangern, dass die Deutsche Bahn mit dem Slogan „kein Beruf wie jeder andere“ Werbung macht und die Bundeswehr seit Anfang der 70er behauptet, der Soldatenberuf sei ein Beruf wie jeder andere – trotz dieser extremen Besonderheit. Dies ist auch der Grund, warum ich persönlich auch Werbung für die Bw an Schulen unpassend finde.
Da kann ich ihnen nicht ehrlich guten Gewissens widersprechen.
Also muss ich mich entschuldigen.
Wie schnell man doch wieder abgrundtief bei jeder noch so interessanten Thematik in den Bereich Gruß, Anzug, Meldung und Schuhputz kommen kann, verblüfft mich jedes Mal auf´s Neue. Das richtig den Soldaten Bewegende muss wohl nicht sein, wie die Streitkräfte mit dem neuen, „atmenden Personalkörper“ (schon wieder so eine Neuausrichtungswerbephrase) sich positiv weiterentwickeln könnten, sondern welchen Hut und welche Schuhe man am besten trägt, um nicht im rauen Kasernenalltag allzu sehr leiden zu müssen. SCNR
@Les Grossman
Häufig liegt die Wahrheit irgendwo zwischen dem, was die Assessment-Verantwortlichen dem Interessenten mitteilen und dem, was der Interessent aufnimmt. Denn i.d.R. (!) wird jedem Interessenten auch direkt vor Ort mitgeteilt, ob er oder sie geeignet ist oder nicht. Und wenn nicht, wird i.d.R. (!) auch mitgeteilt, warum. Und in der aktuellen internen Personalweisunglage würde es mich außerordentlich wundern, nein, ich kann mir nicht vorstellen, wenn ein Interessent damit abgelehnt würde, dass mit ihn mit seiner Qualifikation momentan nicht einstellen könne.
Gerade in dem angesprochenen Berufsfeld hat die Bundeswehr derart hohen Bedarf, dass sie das selbst in Verbindung mit einer ZAW anbietet. Und diese werden nur dort angeboten, wo vom zivilen Arbeitsmarkt nicht genügend Interessenten mit diesem Beruf nachkommen.
Auch ich kann nicht immer in jedes Assessment reinschauen und für jedes meine Hand ins Feuer legen, aber es würde mich sehr sehr stark wundern, wenn DAS die Begründung war. Wenn das wirklich so sein sollte, rate ich dringend dazu, den schriftlichen Weg Richtung BAPersBw einzuschlagen.
@Bin_dabei
Wer keine falschen Vorgehensweisen beigebracht bekommt, muss nicht umlernen.
Wer es routinemässig in der Kaserne richtig macht, muss seine Routine draussen nicht ändern.
Wer nicht in der Lage ist für Kasernendienst richtig auszubilden und Befehle zu geben, warum soll er draussen können?
Wie sollten seine Untergebenen draussen auf seine Fachkompetenz vertrauen können?
Warum sollten Vorgehensweisen bei denen mein Kopf Mental sich Dauerschüttelt, jemand dazu bewegen sich bei der BW zu bewerben, sie auch nur ins Auge zu fassen?
@ Bin_dabei
Es ging auch um wesentlich tiefgreifendere Themen, wobei das eine mit dem anderen durchaus etwas zu tun hat. Wenn ich dazu Herrn GenMaj a.D. Trull zitieren darf:
„Soldaten haben keinen Einfluss auf den Etat oder den Verlauf der Diskussion. Auf eine Diskrepanz zwischen Auftrag und Mitteln müssen sie hinweisen, schon alleine aus Verantwortung der Truppe gegenüber. Aber über die Güte der Truppe selbst entscheidet letztlich die Bereitschaft der Verbände zum selbstlosen Dienst, die Befähigung zum Kampf und der tapfere Einsatz des Lebens. Diese Grundwahrheiten dürfen niemals aus dem Auge verloren werden. Das ist der Rahmen und die Gewissheit, in der zu handeln wir aufgefordert sind.“ Das ist die Luft, die der Personalkörper atmen muss – und da sind derzeit einige Lungenbläschen verstopft bzw. schon abgestorben…
War GenMaj a.D. Trull nicht derjenige mit dem Halstuch in Waffenfarbe?
Jawohl ja, und mit dem „großen Trull“, der bis heute an der PzTrS getragen wird. Ein Mann mit Ecken und Kanten und auch mit dem ein oder anderen „Tick“. Diese Rede besticht jedoch schlichtweg durch eine Klarheit, die auch 11 Jahre danach unerreicht ist und nichts an Aktualität eingebüßt hat, bzw. aktueller denn je ist. Der Ausschnitt schien mir halt passend…
und ich finde wenn das Waffenhalstuch in Ordnung geht, dann ist ein Schirm mit Blümchen bei Regen erst recht zu akzeptieren.
Also ich für meinen Teil halte von den farbigen Halstüchern ebenso wenig wie vom Regenschirm, aber nun wird es wirklich sehr kleinteilig :-)!
Gibt dazu einen Lehrfilm der BW im Museum der BW in Dresden.
Da findet der DV es unakzeptabel und „kommuniziert“ es auch, das ein Wehrpflichtiger im DA bei Regen einen solchen Schirm benutzt.
Weil sieht bescheiden aus.
Aber besser das als Nass zu werden und eine Krankheit zu riskieren, da geht das Menschenrecht des Soldaten auf Gesundheit etc. einfach vor.
Ich möchte damit auch nicht rumlaufen, oder mit einer Jacke im Hochsommer aber nach einigen längeren Sommer/Grippen sind da meine Prioritäten eindeutig nicht aufs Aussehen fixiert.
Da jetzt hier über Schirme und Halstücher und so debattiert wird… und weil es einen neuen Thread zum Thema Personal gibt… kann ich jetzt hier die Tür zumachen, denke ich.