Mehr Soldaten für die Truppe: Der Zeitpunkt ist auch eine Nachricht
Dass die Bundeswehr um rund 7.000 militärische Dienstposten vergrößert werden soll, war im März schon bekannt geworden – und jetzt werden diese Pläne konkreter. Bevor Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen am (morgigen) Dienstag offiziell die Planungen für den ersten Aufwuchs der Truppe seit einem Vierteljahrhundert vorstellen will, hat die Süddeutsche Zeitung (Link aus bekannten Gründen nicht) am Montag schon ein paar Details dazu veröffentlicht:
• Bis zum Jahr 2023 sollen 6.900 neue Dienstposten geschaffen werden
• Drei Viertel der neuen Stellen sollen in die Truppe gehen, ein Viertel in Stäbe und Kommandobehörden
• Aus Sicht der Planer wären 14.300 zusätzliche Dienstposten nötig; seien aber weder vom Personalaufwuchs her realistisch zu verwirklichen noch bislang zu finanzieren.
Auch wenn da manche Details noch fehlen – die Fragen, die sich mit dieser Vergrößerung der Bundeswehr, die bislang auf 185.000 Soldatinnen und Soldaten festgelegt ist, liegen schon auf der Hand. In erster Linie: Wo kommt der nötige Nachwuchs her, wenn die Streitkräfte bereits derzeit unter der angestrebten Größe bleiben und die Zahl der Berufs- und Zeitsoldaten bereits seit geraumer Zeit nicht die angepeilten 170.000 erreicht?
Und weiter: Die Umsteuerung der Rüstungsbeschaffung zu einer Vollausstattung hat zwar, so heißt es, inzwischen begonnen. Nach wie vor ist die Truppe allerdings weit davon entfernt, das Material auf dem Hof stehen zu haben, das sie auch braucht – nur zur Erinnerung der Kraftakt im vergangenen Jahr, ein Bataillon für die vorläufige NATO-Speerspitze auszurüsten. Aufwuchs der Truppe erfordert einen noch schnelleren Aufwuchs beim Material.
Eine weitere Überlegung: An den Plänen, angesichts der vielen, auch neuen und zusätzlichen Herausforderungen – Tausende Soldaten in der Flüchtlingshilfe, eine zunehmende Zahl von auch kleineren Einsätzen mit dem Grundbedarf an enablern, mehr Anforderungen der NATO an Präsenz in den östlichen Mitgliedsländern an der Grenze zu Russland – zusätzliche Dienstposten zu schaffen, wird schon seit Monaten gearbeitet. Ursprünglich war eine neue Personalstrategie schon für April angekündigt, jetzt sind wir bei Mitte Mai.
Das wäre relativ egal, wenn die Vergrößerung der Bundeswehr nicht über die organisatorischen Tatsachen hinaus eine politische Signalwirkung hätte. Ich bin ziemlich sicher, dass die erste Vergrößerung der deutschen Streitkräfte seit dem Ende des Kalten Krieges, und wenn es nur ein paar Tausend sind, zum Beispiel von russischer Seite für politische Aussagen benutzt werden wird. Ähnlich wie die Entsendung von ziemlich kleinen NATO-Gefechtsverbänden ins Baltikum. An der Stelle bekommt eine zunächst intern anmutende Entscheidung ziemliches politisches Gewicht. Jetzt noch mehr als vor ein paar Monaten.
(Foto: Aufstellung des Panzerbataillons 414 am 17. März 2016 in Bergen)
Ergo – der Selbstbetrug in Sachen „Einsatzfähigkeit“ geht nahtlos weiter, und das obwohl selbst die größten und eifrigsten Scheuklappenträger mittlerweile begriffen haben (sollten), daß der Karren bereits im Schlamm versunken ist. Man kann es drehen und wenden wie man will – ohne das Schlachten heiliger politischer Kühe (umgangssprachlich „demokratische Grundsatzdebatte“ genannt) verbunden mit genauer Definition des WAS? bzw WARUM? („Daseinsberechtigung“ der Bundeswehr, wozu brauchen wir sie und wozu würden wir diese ggf einsetzen?), daraus abgeleiteter Aufstellung des WOMIT? (personeller, materieller & struktureller Bedarf – und davon abgeleitet der finanzielle Bedarf) und verbunden mit grundlegender politischer Modernisierung der „Wehrverfassung“ (wir haben de facto immer noch die Triade von Normalfall – Spannungsfall – Verteidigungsfall). Aber da kommen eher die Marsianer zu Besuch, als daß unsere Politkaste sich so exponiert und potentiell kontroverse Dinge anfaßt.
@T.W.
Dieses Signal ist doch letzlich ein Rohrkrepierer, wenn die Bundeswehr offensichtlich jetzt schon die Zielpersonalstärke nicht halten kann. Das hat ungefähr den Mehrwert der ‚massiven‘ Kürzung von NATO-DP vor 6-7 Jahren, der effektiv nur auf eine Streichung ohnehin nicht besetzter DP hinauslief.
DIe von Ihnen aufgeworfene Frage nach dem ‚Woher?‘ kann man eigentlich nur über ein Plus an Attraktivität(wohl primär Geld) oder das Absenken der Anforderungen erreichen, was ja zum Teil auch angedacht ist, aber deutliche Seiteneffekte haben dürfte.
Insofern ist für mich die spannendere Frage eher die nach der ‚politischen Signalwirkung‘ dieser Maßnahme, wenn sich in den nächsten 1-2 Jahren die Ankündigung als Sturm im Wasserglas entpuppt.
Im November ist mein Patenkind, 180cm, 75 kg, kerngesund, Abschluss Mechatroniker mit Note 1, alle Prüfungen in Hannover bestanden nach 14 Tagen schriftlich wegen, äh, wir haben doch keinen Bedarf abgelehnt worden.
Spricht sich in der Altersklasse eben auch rum- für mich ein weiterer Ballon, gefüllt mit heißer Luft.
csThor hat total Recht- leider.
Naja ich wäre niemals von mir aus darauf gekommen mehrere Jahre bei der Bundeswehr zu dienen wenn ich nicht als Wehrpflichtiger eingezogen worden wäre (Achtung dies ist wertungsfrei und soll weder pro noch contra Wehrpflicht sein).
Mein Schwager wäre gerne zur Bundeswehr gegangen, die Aussage in der Beratung war damals „Lass es ohne abgeschlossene Ausbildung brauchen wir dich nicht“.
Man sollte Potentiale erkennen und fördern, ob bei einem jungen Menschen mit 20-22 Jahren wirklich das Gehalt den Ausschlag gibt, weiß ich allerdings nicht. Bei mir war es die Rechnung, Gehalt als Elektriker < Gehalt Soldat.
@Les Großmann:
Kein Einzelfall. Mein Neffe war in München im KC, wollte zur Infantrie, hatte sich vorbereitet und ist auch sehr sportlich. O-Ton dort: Ihnen fehlt noch etwas um Soldat zu werden! (Was das allerdings sein sollte, haben sie ihm dann auch nicht sagen können)
Das Personalgewinnungssystem ist eine Katastrophe für sich, die Regenerationsplanung, die darauf aufbaut gleich die nächste. Der Umgang mit den ‚Bestandskunden‘ wäre dann der Sargnagel…
@Les Grossmann,
man muss nicht jedem Ruf nach mehr Personal gleich Beispiele jener entgegenhalten, die für eine mil. Laufbahn eben nicht in Frage kommen. Mag sein, dass jemand seine Ausbildung mit Bravur bestanden hat und auch sonst ein toller Typ ist. Ob er oder sie sich für den Beruf des Soldaten eignet, das lässt sich nicht an Noten festmachen.
Immer, wenn derartige Meldungen erscheinen, liest man „mich wollt ihr ja nicht mehr“ oder „mich haben sie abgelehnt“. Noch (!) leisten wir uns ein Assessment, in dem wir (vielleicht nicht immer nachvollziehbar) Entscheidungen treffen, ob jemand für die Streitkräfte geeignet ist oder nicht. Ergo ist das Patenkind wohl nicht geeignet. Und „kein Bedarf“ heißt ja im Einzelfall nicht, dass wir keinen Bedarf hätten.
Sehr gut dann haben wir, wenn die derzeitige Entwicklung anhält, halt im Jahr 2023 ein Personalfehl von 91000 statt den zu erwartenden 84000 das sind dann ja nur Peanuts.
Ja das war übertrieben aber wenn nicht bald mal jemand in Berlin/Bonn aufwacht…….kann ich wenigstens behaupten ich hab´s ja gesagt :-D
@ Kerveros
Schon mal einen Blick in die Rekrutierungscenter geworfen? Auf das Personal dort vor Ort? Bei meinen Besuchen dort vor Ort habe ich mich ordentlich fremdgeschämt.
Jedem Interessenten ist nur abzuraten, so einem „Konzern“ beizutreten. Es gibt deutlichst bessere Arbeitgeber, zumal das Innenministerium auch gerade ordentliche Bedarf hat.
@SvenS
Ich bin 30 habe ne abgeschlossene Ausbildung als LKW Schlosser bei Mercedes und im 2. Bildungsweg nen Diplom als WirtschaftsIng (FH). Ich hatte denen gesagt ich interessiere mich für Wehrtechnik und Beschaffung. Ich habe sämtliche Bewerbungsunterlagen per Hardkover gesendet, habe einen Brief bekommen „Wird Bearbeitet“ und das wars. Jetzt habe ich einen ordentlichen job in der freien Industrie.
Es ist über ein Jahr her und es hat sich niemand gemeldet und es war auch nicht rauszufinden wo sich meine Bewerbungsmappe eigendlich befindent.
Und die BW wundert sich dass sie keine leute kriegen.
LG
Mehr DP, die also vakant bleiben…
Mehr gibt es aus meiner Bewertung auch nicht zu sagen.
RekrutierungscenterBw und z.B. Marine Corps Recruiting /http://www.mcrc.marines.mil/UnitHome/OfficerPrograms.aspx sind eben „2-Welten-treffen-aufeinander“, auch bei Präsenz und Auftritt des Personals.
@Roman
Ja, habe ich. Das Fremdschämen ob de Personals lasse ich jedoch nur bedingt gelten. Das ist auch ein Grund, aber selbst brauchbares Personal dort unterwirft sich dem Quotenzwang.
Analog geht es dann im Personalamt weiter: Hauptsache die Stelle ist besetzt (gut für die Statistik), ob das für die Betroffenen oder die Einheit sinnvoll oder gut ist, ist dann absolut nachrangig. Einzige Ausnahme: SPG (Schwerwiegende Persönliche Gründe)
Das System züchtet dann zwei besondere Sorten von Diensttuern heran:
(1) Den gleichgültigen Mitarbeiter – der sich zwar fröhlich verschieben lässt, aber innerlich keinen Bezug mehr zum Dienst hat und
(2) den systematischen Verweigerer (das sind dann die genialen 90/5er a la ’nur verwendbar an Standort XY‘, ‚Nur verwendbar außerhalb Standort Z‘, ‚Nur verwendbar für…‘)
Was nicht heißt, dass alle SaZ/BS entweder (1) oder (2) sind, aber die Anteile derer, die dazugehören, wachsen halt stetig.
Und das wirklich Traurige dabei: oftmals ist das, was da passiert einfach total unnötig.
Es hat seinen Grund, warum ich der Meinung bin, dass das Outsourcen der Personalführung nicht die dümmste Idee wäre…. ;)
@Kerveros:
Gibt es auch nur eine einzige Sache innerhalb der Bw, die durch Outsourcen besser geworden ist ?
Es ist leider nicht ganz so einfach, wie hier teilweise dargestellt. Grundsätzlich gilt für die Personalgewinnung das Regionalprinzip (über die Karrierecenter) und die Verbände haben nur die Dienstposten nach SollOrg (ehemals STAN) verfügbar. Stark vereinfacht ausgedrückt haben wir in Norddeutschland mehr Bewerber als Stellen und in Südwestdeutschland ist es umgekehrt. Das Interesse von norddeutschen Bewerbern sich in den Südwesten zu begeben, hält sich in Grenzen.
Weiteres Beispiel:
Im Bereich 1. PzDiv wurden z.B. 2 der 3 Jägerbataillone neu aufgestellt. Die erforderlichen Jägerfeldwebel waren in dem Umfang trotz Umgliederung der Fallschirmjäger und Umschulungen nicht vorhanden. Die Ausbildung zum Feldwebel dauert mindestens 3 Jahre, Spezialisierungen nicht eingeschlossen. Aufgrund der Neuausrichtung/ Umstrukturierungen der Bundeswehr ergibt sich in gewissen Bereichen ein erheblicher Ausbildungsbedarf, dem die Ausbildungseinrichtungen strukturell nicht im vollen Umfang decken können, auch wenn zeitlich begrenzt Verstärkungen aus der Truppe erfolgen, damit die Soldaten keine Laufbahnnachteile zu erwarten haben.
Und es gibt Bereiche wo die Bewerberanzahl nicht den Bedarf deckt, z.B. IT.
Grundsätzlich hat aber die Bw aktuell kein wirkliches Nachwuchsproblem.
Neue Verbände sollte man nach meiner Auffassung aber regional dort aufstellen, wo es genug Interessenten gibt und nicht dort, wo Politiker am lautesten schreien ;)
Ich weiß nicht, inwieweit das kommuniziert wurde, aber anscheinend bemüht man auch das Instrument der „Wiedereinstellung“, um auf die genannte PersZahl zu kommen. Ob das allerdings furchtbar interessant für das anvisierte Schlüsselpersonal ist bzw. sein soll, sei einmal dahingestellt:
Bei Wiedereinstellung als SaZ ist eine nachträgliche Bewerbung um Übernahme zum BS anscheinend (derzeit?) ausgeschlossen. Man dient bis zum 62. Lebensjahr, danach zwei Jahre BFD und ab 65 dann (gesetzliche) Rente. (Für Offiziere als Wiedereinsteller gilt ferner, dass sie gem. geltender Vorschriftenlage nicht mehr für eine Generalstabsausbildung betrachtet werden.) Zudem ist in allen Szenarien ein Übertritt in die gesetzliche KV für Rentner vorgeschrieben.
Ich darf prophezeien, dass man mit diesen Bedingungen, außer ein paar Enthusiasten vielleicht, schwerlich geeignetes Personal unter den potentiellen Wiedereinstellern finden wird…
Quelle:
http://www.reservistenverband.de/evewa2.php?d=1462774056&d=1263915562&menu=0110&newsid=34302
Es ist einfach nur ärgerlich. Immer wieder tun sich neuausrichtungsbedingte Defizite auf und immer wieder weigert man sich standhaft aus den Defiziten die richtigen Schlüsse zu ziehen. Politiker treffen ebenso wie hohe militärische Führer keine falschen Entscheidungen. Das ist so, wie die Unfehlbarkeit des Papstes.
Daher haben wir auch kein Personalproblem. Wir haben nur das Problem, dass die unzähligen Bewerber in Glücksburg nicht in den Bayrischen Wald wollen und die unzähligen Bewerber aus NRW nicht nach Torgelow. Vermutlich konnte niemand damit rechnen, der die attraktiven Standorte geschlossen hat. Und wenn man schon keinen Nachwuchs bekommt, dann ist es auch egal wie man mit den Bestandssoldaten umgeht. Wie schrieb ein Kommentator: 91000 Fehl oder 84000 Fehl ist egal.
Die Zahl 7000 auf 7 Jahre gesehen lässt befürchten, dass man einen weiteren Fußtritt für diese Bestandssoldaten vorbereitet. Die werden dann die Kunde von der Verlässlichkeit des Arbeitgebers Bundeswehr verbreiten mit den bekannten Konsequenzen für die Personalgewinnung.
Wenn die alten Köpfe nicht zu neuem Denken im Stande sind……………
Es ist einfach nur ärgerlich.
Ein Viertel in die Verwaltung?
EIN VIERTEL IN DIE VERWALTUNG?!?
Die Verwaltung, die man seit Jahren angeblich reduzieren will?
Es gibt genug Soldaten……
Konzentriert die Bundeswehr auf das Wesentliche, und löst die Verwaltung auf…..schon gibt es genug besetzte Stellen, und die Armee ist einsatzfähig…
@Huey
Geht absolut in die richtige Richtung. Wieso schaffen es andere europäische Streitkräfte, mit weniger Personal mehr zu leisten?
@Thomas Müller
Ja, mein Patenkind war wohl nicht geeignet- nicht schlimm.
Begründung, an was es aber gefehlt hat,sollte man wohl erwarten dürfen?
Arbeitgeber, Dienst“herr“ Bundeswehr – wer sollte sich das antun?
@Thomas Müller
Ich finde Ihr Halten zur Stange bemerkenswert – noch mal ganz klar, nicht jeden mit Note 1 kann man brauchen, mein Patenkind gehört wohl dazu.
Fair, und mehr erwarten die Kids nicht, ist eine ehrliche Begründung, denn wirklich nicht jeder will Minentaucher oder „Zitronenfalter“ werden.
Eine Ablehnung ohne jede Begründung, außer „bis au unabsehbare Zeit ist unser Bedarf in Ihrer beruflichen Spezifikation gedeckt..“ ist arm und unwürdig.
@Voodoo
der Übertritt in die GKV ist das einzig gute Element!
Ich empfinde es eine gute Absicht die Bundeswehr um 7000 Soldaten zu vergrößern, betrachte das aber als einen Tropfen auf den heißen Stein.
Durch die neue Arbeitszeitregelung muss die gleiche Leistung von demselben Personal in effektiv weniger Zeit geleistet werden. Das führt teilweise zu hohen Stundenbelastungen. Mein persönlicher Stand derzeit: knapp 80 Stunden im Plus seit Januar und keine Möglichkeit sinnvoll abzubauen da ich im Lehrgangsbetrieb eingesetzt bin.
Bei den Lehrgangsteilnehmern (Feldwebel- und Unteroffizieranwärter im ersten Abschnitt ihrer Ausbildung) stelle ich auch ein großes Leistungsdefizit fest. Bedingt durch Vorgaben die existieren muss ein gewisses Stundenkontingent an Theorie und Praxis vermittelt werden. Ich persönlich sehe aber wie vor allem die körperliche Leistungsfähigkeit der aktiven oder neuen Soldaten wie auch die der Wiedereinsteller deutlich zu wünschen übrig lässt. Wenn ich 2007 das DSA nicht geschafft hätte wäre ich nach einem Jahr zu Recht wieder entlassen worden. Heute haben wir Soldaten die es nicht schaffen das DSA in Bronze zu erfüllen und die Durchschnittszeiten auf 3000 Meter der Männer bewegen sich um die 15 Minuten, das ist trainierbar, allerdings fehlt hier der Eigenantrieb etwas außerhalb des Dienstes zu tun. (3000 Meter in Gold schaffen noch 6% des Zuges, das entspricht in etwa dem „alten“ DSA – über die anderen Disziplinen habe ich mangels Zeit keine Daten und werde auch keine Daten erheben können).
Bedingt durch die körperlichen Defizite sowie „interessanten“ Einstellungen zum Soldatenberuf habe ich auch einen sehr hohen Krankenstand – immer wenn es körperlich fordern ist (Biwak, Schießen mit ebenen 3,5 km Anmarsch und Rückmarsch zu Fuß in ca. 45 min) oder wenn das Wetter schlecht ist steigt mein Krankenstand derzeit auf bis zu 19% nicht einsatzfähige Soldaten – leider meist dieselben.
Das ist zu gleichen Teilen auf mangelnde körperliche Robustheit und fehlenden Willen zurückzuführen und lässt sich in 41h auch nicht kurieren – auch können wir unsere Anforderungen nicht noch weiter heruntersetzten. Derzeit möchte ich auch knapp 20% meines Zuges die Grundlagenausbildung nicht bestehen lassen da sie zu hohe Fehlzeiten haben und teilweise nur eines von vier Schießen bestritten haben oder den kompletten Anteil Gefechtsdienst verpasst haben – wenn ich nur die Frauen im Zug betrachte liegt diese Quote bedauerlicherweise bei 60-80% nicht bestanden – bei absoluter Gleichbehandlung und gleichen Leistungsanforderungen im Gefechtsdienst (BFT und DSA ausgenommen, hier ist die Leistung geschlechtsabhängig).
Vom sicheren Umgang mit der Handwaffe nach 2 Wochen intensiver Ausbildung an den Waffen G36 und P8 möchte ich gar nicht sprechen – geschweige denn von der Fingerkraft um mit einer P8 abzukrümmen (ca. 20%-25% der Soldaten sind dazu nicht in der Lage).
Ich sehe hier derzeit nur 3 Möglichkeiten:
– weiter Absenkung des Niveaus der ATN WachSdtSk mit Gefahr für Leib und Leben aktiver Soldaten um die erforderlichen Zahlen für eine Regeneration der Bundeswehr zu schaffen.
– Verlängerung der Ausbildungszeit oder Aufstellung eines zusätzlichen Lehrgangs vor der Grundlagenausbildung um körperliche Voraussetzungen zu schaffen (abhängig von der körperlichen Konstitution der Anwärter), dies beugt Verletzungen in hohem Maß vor und schafft körperliche Robustheit.
– Aussetzung der 41-Stunden Regelung für den Lehrgang und das Ausbildungspersonal um nicht leistungsfähige Soldaten zum zusätzlichen Sport zu befehlen und Zusatzausbildungen die sogar von den Lehrgangsteilnehmern gewünscht werden zu leisten. (Abwegig, da rechtlich nicht möglich).
Abschließend eine Bemerkung: Ich begrüße die Vergrößerung, bitte aber auch die mir Vorgesetzten (die hoffentlich diesen Kommentar auch lesen) die Qualität der Anwärter nicht weiter zu senken. Jeder Soldat muss im Verteidigungsfall oder Einsatz auch kämpfen können und das bedingt einer geschlechtsunabhängigen Leistungsfähigkeit an der auch bei Einsatz im Innendienst und Frieden nicht gerüttelt werden darf – sonst setzen wir die Verteidigungsbereitschaft noch weiter herunter.
@GH
In vielen, meist Marineverwendungen, u.a. als Vorgesetzter von „Sportsoldaten“ wurde Frühsport gemacht – tat allen gut.
Aber leider braucht man mehr „Leute“, deshalb wird es so bleiben wie Sie schildern.
Ruhegehaltsfähige „Fitnesszulage“ – kann auch gern „Bewegungszuschlag“ genannt werden, nur 21€z.B. monatlich und viele würden fit werden?
Motivation steigt mit der Zulage, alternativ – mal die Vorbildwirkung des Vorgesetzten rauskramen, am besten Freitags um 12.00 Uhr und es wird wohl besser?
@ GolfHotel | 09. Mai 2016 – 18:11
Danke für Ihren treffenden Beitrag. Schön auch hier zu lesen, dass es Kameraden gibt, die ebendiese Einstellung noch nicht verloren haben und auch kommunizieren.
@ Les Grossmann | 09. Mai 2016 – 18:20
“ … Ruhegehaltsfähige „Fitnesszulage“ – kann auch gern „Bewegungszuschlag“ genannt werden, nur 21€z.B. monatlich und viele würden fit werden?
Motivation steigt mit der Zulage, alternativ – mal die Vorbildwirkung des Vorgesetzten rauskramen, am besten Freitags um 12.00 Uhr und es wird wohl besser?“
Ich war ja zunächst skeptisch, als ich die zitierten Zeilen las. Aber ich meine, Sie haben tatsächlich recht: Wenn bestimmte Anforderungen durch das Prinzip von Befehl und Gehorsam nicht zu erreichen sind, (weil bei dessen Durchsetzung die Leute von der Fahne gehen), muss man andere Anreize schaffen. Und da könnten finanzielle Zulagen wie auch sonstige Vergünstigungen sicher ein gangbarer Weg sein. Die angesprochene Vorbildwirkung der Vorgesetzten würde ich heute als unvermindert wichtig, aber eben nicht als die „Leuchtturmlösung“ sehen.
Hans Schommer
@Les Grossmann:
Es geht noch schlimmer: sie hätten ihn ja auch nehmen können. Ich hatte eine Reihe von Soldaten, die per se Offiziereignung hatten, für die es aber keine Stelle gab. Die hat man dann dazu überredet, sich erstmal als SaZ in der Mannschaftslaufbahn zu verpflichten… ich kenne davon keinen, der danach noch interesse an der Bundeswehr hatte…
@Wolfsmond
Das ist hier grade nicht der Punkt. In der Vergangenheit wurden dabei regelmäßig leidlich funktionierende Systeme kaputtgespielt – richtig.
Hier reden wir aber von einem bereits komplett dysfunktionalem System. Ob die Personalführung nach einem Outsourcing genauso schlecht liefe wie jetzt wäre dann doch per se egal – die Tatsache, dass man aber ein paar Tausend in Köln festgewachsene Dienstposten sinnvoll verwenden könnte ist es nicht.
Das ist ja btw auch so ein schöner Aspekt von Köln: das die meisten, die da regelmäßig von Flexibilität reden und Personal durchs Land verschicken ihr Gesäß wenn überhaupt für eine Tour in 20 Jahren aus dem Raum Köln-Bonn rausbewegt haben (ja, es gibt ein paar Ausnahmen). Genauso wie das Personalamt sich _für sich_ als familienfreundlicher Arbeitgeber hat zertifizieren lassen – schade, dass das geführte Personal nichts davon hat. Ebenso eine Ohrfeige für den Rest der Truppe…
Ein Faß ohne Boden und mal ehrlich…da wird sich in der Zukunft auch nichts großartig ändern. Das beste was das BMVg kann…leider….ist sich selber zu verwalten. Zudem was erwartet man von den Politikern ? Die trafen sich heute zur auswärtigen Sitzung des Verteidigungsausschusses vor Warnemünde und ließen sich lieber bei einem Show-Programm die Fähigkeiten der Marine präsentieren und schauten sich Schnellboote und Korvetten auf See an…das einzig positive heute: der Himmel ist blau und die Sonne strahlt ;)
Da sind Typische Fehler drin
Zu hohe Posten gehen sehr gut voran bei kleinen Dienstgrad kaum zu Spüren
Vor Jahren wollte man San und SBK Zusammenlegen heute steckt man da auf
Beim Herr viel zu wenig
Es reicht nicht mal für die Aktuelle Struktur aufzubauen
Heeresflak ,/ weitere (2) Ari BTL /PzAbw Kp (5)und PzAufkl Btl auch nicht
Ich selber würde gern verlängern bei der Bundeswehr, aber werde es nicht wo wollen Sie dann die restlichen Soldaten her nehmen um die Bundeswehr größer zu machen?
Vielleicht sollten sie erstmal das ganze Personal an Soldaten verlängern die noch Aktiv sind, statt alle noch Haus gehen zu lassen.
Dann brauchen Sie sich auch nicht wundern, warum keine Soldaten mehr da sind und nicht komm.
@GolfHotel:
Vielen Dank für den sehr interessanten Einblick in ein FA/UA-Btl.
Ich hoffe ihre Vorgesetzten tragen das vorgeschlagene Nichtbestehen des Lehrgangs mit (war bspw. in den OA-Btl nicht immer so).
Will man im AusbKdo diese Probleme überhaupt wahrnehmen?
Also ich habe bereits 4 Jahre gedient sowohl ein ISAF Einsatz miterlebt .
Sollten sie personal benötigen lassen sie mir einfach eine Nachricht zukommen .
Bei fragen stehe ich ihnen gern zur Verfügung .
Mit Kameradschaftem Gruß Stabsgefreiter der Reserve Brasdat
Bei aller gebotenen Notwendigkeit neue Stellen zu schaffen, erwarte ich zuallererst den Abbau diverser Beförderungsstaus.
Ich durfte im Zuge von einer akademischen Arbeit mal Einblick in die Argumentationen der Nachwuchsgewinnung stecken. Bis vor kurzem wurde offiziell ja nur dort geprüft, ob jemand das Potential hat, Offizier-/UnteroffizierANWÄRTER zu sein. Die Truppe und die Lehrgänge würden ja dann die ungeeigneten schon aussortieren.
Wie man sich im Personalbereich so blind verhalten kann, ist mir bis heute schleierhaft.
Die Truppe darf doch kaum noch aussortieren, mein erster Kommandeur durfte beim Insp Heer antanzen, weil von 14 OA auf Widerruf nur 1 Unterschrieben hatte und der Rest den Widerruf gezogen hat.
Und einen OA/UA (w) zu entlassen, den Spaß tun sich wenige Dienststellenleiter an.
Und zum Thema Beförderungsstau wird oftmals vergessen, dass z.B. in fast allen Verwaltungen es keine automatische Durchlässigkeit zwischen gehobenen und höherem Dienst gibt. Da ist 10-20 Jahre warten von A10 auf A11 normal und auch der A10er kommt gerne erst nach 10 Jahren.
Auch durch die ultra-schnelle beförderung zum HptFW SaZ 12 hat doch nur Neid provoziert und eine völlig unzureichende Erwartungshaltung aufgebaut.
Die Dienstgradinflation in den Kompanien sorgt ja bald für Verhältnisse, die es nur in Bananenrepubliken gibt…
Zurück zum Topic:
7000 Mann/Frau /FTE sind eine tolle Zahl. klingt mega Super. Nicht zu viel aber auch nicht zu wenig. Politisch voll korrekt. Aber wann, wo wie, welche STAN? Hinterlegung mit HHM? Und woher das Personal nehmen?
Man hat in den Einsätzen oft genug erlebt, wie z.B. das personal der Einsatzwehrverwaltung als Soldaten agiert hat….. Und jetzt bekommen wir so Leute dann als akzive Soldaten?
So, zum Thema Vergleich Nachwuchsgewinnung: MEien erste Erfahrung war ein „alter“ Stabsfeldwebel, Jäger, 3 Jahre vor dem DZE mit 25kg Erotischer Schwungmasse vor dem Bauch. Super Eindruck.
In den USA ist es eine absolut förderliche Verwendung, in der Nachwuchsgewinnung zu sein, wo die Kameraden noch Karriere machen wollen und fit sind…
Nicht wie hier, wo der ganze Laden einen halben Herzkasper bekommt, wenn ma einer militärisch Grüßt und jedes Antreten zu einer „Diskussionsgruppe Anzug“ verkommt…
Schweigen im Wald….
@ GolfHotel
Feiner, ehrlicher Kommentar.
Ob der Folgen und nicht zu erwartenden Konsequenzen graust es mich mallerdings.
Ich habe Generationen von Wehrpflichtigen von W-18 bis W-12 erlebt, ausgebildet und gedrillt; ich behaupte, die Männer von damals steckten alle von ihnen genannten Anforderungen – in der Masse – locker weg.
Der Fisch, wie bekannt, riecht vom Kopf her. Es fehlt die Einstellung der militärischen Führer das Notwendige zu fordern und der Rückhalt der politischen „Führer(?)“ militärische Führung im Sinne Kriegstüchtigkeit, und allein darauf kommtnes an, zu ermöglichen.
KPK
@Voodoo
Ach, mögliche Kandidaten die sich diesen Wechsel unterziehen möchten, werden spätestens durch die „Gesundheitsprüfung“ geerdet. Wenn das ähnlich Grundlagen folgt, wie so mancher 90/5er für Reservisten („Sie unterliegen den gleichen Bestimmungen wie ein Neueinzustellender 20jähriger“ „Erklären Sie mir die Logik, wie man das durchhalten möchte bei der Bewertung mit steigendem Alter?“ „Muss ich nicht, isso.“) dann wird das recht fix beendet sein.
Außerdem schafft man es auch immer mehr willige Reservisten (außerhalb des Verbandes, vernünftig beordert) durch solche Dinge aber auch durch anderes an die Wand zu fahren. Die Zeiten der immer und ewig verfügbaren Reservisten, die eh alles mitmachen weil ja eh nie wirklich raus gewesen und so weiter, sind vorbei. Dieses Thema ist aber bei so manchem in den Bereichen noch nicht angekommen. Meine letzte Übung war auch ernüchternd genug, das dieses Thema gegessen ist. Und nach den drei Wochen gab es weitere Mitreservisten die den Hals voll hatten. Hab genug anderes zu tun (nennt sich Vollzeitbeschäftigung und Familienleben) als mich für sowas nochmal veräppeln zu lassen. Und das passiert gerade bei so manch anderem Reservisten auch. Also glaube ich nicht, dass aus diesem Kreis sich wirklich Personal gewinnen lässt. Einzelfälle abgesehen.
@Les
„Sportverbot“, will sagen Fussiiiiverbot, gab es nur nur zwei Wochen vor längeren Seefahrten. Reiner Selbstschutz. Ansonsten wenn im Hafen nix mehr anlag „Ab in die Halle zum Sport mit euch“ oder wir machen noch etwas ISEX im Hafen. Boah komme ich mir gerad nostalgisch vor. Gerade mal 13Jahre her O’Sibirsk.. Na ja. Aber der Umgang mit Ihrem Patenkind ist schon interessant. Sowas tritt doch sonst nur auf den Umgang mit „Bestandskunden“ zu.
@FNU SNU: Der Vergleich mit Beamten hinsichtlich Beförderungen ist nur sehr eingeschränkt möglich, zu unterschiedlich sind Laufbahnen und die Förderungsmöglichkeiten, auch wenn Soldaten zufälligerweise nach dem BBesG bezahlt werden. Ich will es am Beispiel der Möglichkeit von Beamten sich auf DA bewerben zu können, was dem Soldaten versagt ist, belassen.
@GolfHotel
Ich sehe das mittlerweile teils komplett gegenteilig.
Sie haben sicherlich recht mit dem immer weiter fortschreitenden Verfall der Leistungsfähigkeit des Nachwuchses und dessen mangelnde Einstellung zum Soldatenberuf. Nur ist dieses in meinen Augen nicht vorwiegend auf den Mist der jungen Soldaten gewachsen, auch wenn es ein allgemeingesellschaftliches Problem darstellt, sondern liegt an den jahrelang vermurksten Struktur-, Konzept- und Personalanpassungen der Politik und oberen Fü-Ebenen sowie deren Kommunikation in die Öffentlichkeit.
Wie ich bereits in einem anderen Thread erwähnte, gehörte ich jahrelang zur springenden Abteilung. Von daher kann ich die Forderung nach körperlich fitten Soldaten durchaus unterschreiben. Jedoch bedingt die körperliche Fitness selbstverständlich Zeit. Und natürlich stimme ich ihnen zu, dass, wenn man sich zum Soldaten berufen fühlt, seinen Teil freiwillig leisten „sollte“. Hierin sehe ich aber auch ein Problem, welches ich selbst, über meine komplette Dienstzeit hinweg, mit ansehen musste: Wir haben mit unseren Männern aus kübelweise Sch*** immer wieder den ein oder anderen Klumpen Gold „destiliert“. Und das war leider nicht die Ausnahme, sondern die Regel.
Von daher vertrete ich mittlerweile die Meinung, dass der gesamte Karren einmal kräftig vor die Wand gefahren werden muss(!), damit sich „vielleicht“ mal irgendwann etwas in den Köpfen ändert. Wenn die Soldaten keine körperliche Fitness mehr aufweisen, dann müssen diese halt trainiert werden. Und dafür hat der Dienstherr gefälligst die Zeit bereitzustellen. Wenn man die Damen und Herren mit mangelnder Kondition einstellt, dann darf man auch nicht erwarten, dass sich diese von jetzt auf gleich zu sportlichen Höchstleistungen aufschwingen. Und ja, ich sehe ein DSA nicht unbedingt als sportliche Höchstleistung an, sondern eher als Durchschnitt. Nur dieser Durchschnitt wird halt in der Gesellschaft ebenfalls nicht mehr erreicht. Exakt dasselbe gilt auch für sämtliche Belange, die den täglichen Dienstbetrieb aufrecht erhalten. Dann muss halt mal gemeldet werden: „Nicht einsatzbereit.“ oder „50% nicht bestanden.“ Und dazu die Ausbildung exakt an den Vorschriften und Gesetzeslagen ausgerichtet und nach exakt acht Stunden den Hammer fallen lassen. Solange, bis dass es auf politischer Ebene halt einmal richtig peinlich wird, wenn die erste NATO Zertifizierung nicht erteilt wird und es ein dementsprechendes Medienecho gibt. Oder man keinen Einsatz mehr stellen kann, weil es einfach nicht mehr zu leisten ist. Sowohl personell als auch materiell. Vielleicht stellt man dann auch mal fest, dass es so einfach nicht weitergeht und diverse Dinge revidiert werden müssen.
Grüße
FNU SNU | 09. Mai 2016 – 20:19
Ich kann es verstehen
jeder will nach oben
Aber es ist eine Phyramide um weiter nach oben um so Länger geht das
Das Problem ist das durch die Streichungen Posten schon besetzt sind
Der Schlüssel kann nur im Aufbau sein aber nicht in Künstliche Posten zu schaffen sein
@FNU SNU
You made my day… Kompanien, die mit 30 Leuten und 31 Anzügen antreten, weil der eine Uniformteile nicht im Spind sondern daheim hat, der nächste meint, er müsse jeden Moment in den Krieg ziehen und der Dritte von MilTec ausgestattet wird…
Militärisches Grüßen im Kontext Personalgewinnung? Ich wurde mal beim BAPersBw von einem Oberstleutnant angeblafft, was ich mich erdreisten würde ihn zu grüßen.. das sei dort ’nicht üblich’…
Jawoll, schon wieder Anzug und Grußkasper als Kernfähigkeiten …
Das Problem sind nicht die Anforderungen, zumindest nur teilweise.
Genug Bewerber, vor allem die besseren, werden von der Bw abgeschreckt oder erhoffen sich bei den Alternativen die besseren Chancen.
Zudem, wie schon angesprochen: Es ist nicht das Versäumnis der jungen Generation, sondern der „alten Garde“, ziv und mil.
Stichwort nicht vorhandene Fehlerkultur und Rückgrat…
@Les Grossmann:
Frühsport wird selbstverständlich durchgeführt. Der Vorschlag mit der Fitnesszulage ist interessant, ich persönlich empfinde eine Kürzung der Dienstbezüge (wenn auch rechtlich nicht durchsetzbar) als interessanter. Strafen bringen manchmal mehr als eine Belohnung.
@Memoria:
Ich versuche dementsprechend zu argumentieren und die Anträge werden frühzeitig mit dem KpChef besprochen, den betroffenen Soldaten wird mehr Zeit zugestanden auf Kosten der anderen Soldaten – aber das ist bis zu einem gewissen Maß in Ordnung, nicht jeder lernt gleich schnell und wir fördern nach allen Kräften die wir haben. Das Ziel muss der bestandene Lehrgang mit den geforderten Fähigkeiten sein. Wenn wir das nicht sicherstellen können kann der Soldat auch nicht bestehen und der KpChef trifft seine Entscheidung meist so wie der ZgFhr es empfiehlt.
Ob die Probleme im AusbKdo ankommen kann ich nicht beurteilen. Persönlich würde es mich interessieren aber ich habe (im Dienst) nicht die Zeit dazu.
@Klaus-Peter Kaukowsky:
Man muss durchaus differenzieren, zu der Zeit der W18 und W12er (also grob 1962-2000) habe ich mich noch nicht mit der Bundeswehr beschäftigt sondern mir zum Ende der Zeit eher Gedanken darüber gemacht wie ich meine Pubertät bestreite. Die körperlichen Grundlagen dieser Generationen waren aber auch andere da Bewegung und Sport einen anderen Stellenwert hatten. Herausfordernd betrachte ich, dass die Bundeswehr diese Grundlagen nach der Einstellung irgendwie voraussetzt, vor der Einstellung aber die Voraussetzung absenkt. Da sprechen aus meiner laienhaften Bewertung zwei Bereich nicht miteinander und haben sich nicht abgestimmt.
Ich persönlich mache für meinen Bereich was notwendig ist und stelle die Anträge die aus meiner Bewertung heraus nötig sind. Danach obliegt es meinen Vorgesetzten darüber zu entscheiden und diese genießen meine Loyalität und mein Vertrauen.
@Hoppie:
Ich stimme Ihnen vom Prinzip her zu, die jungen Soldaten kommen mit falschen Vorstellungen, das erlebe ich auch immer wieder im Gespräch vor allem mit den Soldaten die abbrechen und ihren Widerruf nutzen. Ich stelle auch fest, dass der ein oder andere Berater Fehler macht, die Masse der Soldaten aber nicht in der Lage ist verklausulierte Begriffe wie „bundesweite Mobilität“ in jungen Jahren (unterste Grenze für die Beratung sind 16,5 Jahre) einzuordnen, hier führe ich mit Bewerbern aus meinem persönlichen Bekanntenkreis gerne ein etwas eingehenderes uns plastisches Gespräch und mache ihnen die Vor- und Nachteile sehr deutlich ebenso führe ich das abgeschwächt mit meinem Zug durch. Ich erlebe, dass die Jugendlichen Ehrlichkeit mehr schätzen als einfach einen Job bei dem sie unglücklich sind.
Ich bin bis heute einem Truppenfachlehrer dankbar der mich und meinen damaligen Zug in den ersten 3 Monaten in einem U-Raum gepfercht hat und sämtliche abscheulichen Videos von eigenen Gefallenen die man sich vorstellen kann abgespielt hat. Er hat uns dann die Frage gestellt ob wir dafür bereit sind. Am Folgetag haben mehrere Mann einen KDV-Antrag eingereicht, aber das war in Ordnung und besser so, die rosarot Brille war zerbrochen.
Ich widerspreche allerdings mit der Meinung den „Karren gegen die Wand zu fahren“. Als Soldat haben Sie wie ich auch geschworen der Bundesrepublik Deutschland treu zu dienen – das gilt besonders dann wenn es unangenehm ist. Wir müssen uns bemühen eine ehrliche Lagemeldung an die übergeordnete Führung zu geben und diese muss auch die Ehrlichkeit haben eigene Fehler zu erkennen und abzustellen und auch Probleme zu melden das diese auf der Ebene auf der sie entstanden sind gelöst werden. Weiter wäre es von Vorteil das Melden von Mängeln nicht als Schwäche der Unterführer / TE-Führer anzusehen und (teilweise) negativ zu bewerten sondern gemeinsam nach Lösungen zu suchen. In meinem Zug konnte ich diese Kultur durchsetzten, Probleme werden mir gemeldet und dann gelöst oder weitergemeldet wenn ich es im eigenen Bereich nicht lösen kann. Kein Ausbilder wird von mit negativ behandelt oder bewertet wenn er etwas aufgrund von Rahmenbedingungen nicht schafft – bei Faulheit oder eklatanten Mängeln in der Menschenführung sieht das aber anders aus. Jeder Soldat darf (fast) jeden Fehler machen, er solle ihn nur nicht wiederholen.
Die Bundeswehr oder in meinem Fall die Ausbildung junger Feldwebelanwärter gegen die Wand zu fahren ist nie eine Option, was man aber lernt ist aus ungünstigen Rahmenbedingungen das Beste herauszuholen. Von meinen Zugführerkameraden weiß ich, dass die Masse auch viel Arbeit in ihre Freizeit gelegt hat um die Ausbildungsziele bestmöglich zu erfüllen. Das zahlt ihnen keiner, aber das macht jeder der mit persönlichem Einsatz dient und Überzeugungstäter ist – glücklicherweise ist das die Masse. Bei mir sind das auch gute 8-10h die Woche die plane und organisiere und mir in meiner Freizeit Gedanken mache, es muss aber sein und ich mache es aus Überzeugung – leider verfälscht auch das wieder das Lagebild der übergeordneten Führung nur hier greift der Schwur mit dem „treuen dienen“.
@GolfHotel
Es geht mir nicht um die vorsätzliche Wehrkraftzersetzung. Denn da bin ich auch ganz bei Ihnen, wir haben alle geschworen, treu zu dienen. Und das ist der Punkt. Treues dienen ist in meinen Augen eben nicht, immer die schöne, heile Welt an die übergeordnete Führung zu melden oder den sprichwörtlichen Karren jede Woche aufs Neue durch viel PzTape, WD40 und Improvisationstalent irgendwie so grade noch auf der Straße zu halten.
Sondern irgendwann muss man auch mal zum wirklich treuen Dienen übergehen und stumpf melden:“ Wir haben fertig. Es geht hier rein gar nichts mehr. Die Soldaten meines Zuges sind zu 75% nicht einsatzbereit.“ Und wenn dann die Nachfragen kommen, muss man auch so viel A. in der Hose haben und sagen:“Liebe Leute. Ich kann halt keine MG Ausbildung machen, wenn ich keine Waffen und keine Munition dafür habe, weil alles in den Einsätzen rumschwirrt. Und damit sind meine Soldaten nicht einsatzbereit, weil sie die Ausbildungshöhe nicht erreicht haben.“
Und wenn jeder das mal so machen würde, dann fährt der Karren automatisch vor die Wand. Denn es kann doch nicht sein, dass, nur um irgendeine Meldung schön zu rechnen, Vorschriften gebogen und potemkinsche Dörfer noch und nöcher gebaut werden, nur damit irgendein großkopferter Brigadier sich auf die Schulter klopfen kann:“In meinem Hause ist alles IO“. Eben nicht. Nichts is IO. Das ist der Punkt.
Den Herren muss man solange mit dem Mittelfinger auf die Nase drücken, bis dass es auch der letzte verstanden hat. Ich habe es auch schon erlebt, dass ein irgendjemand wollte, dass die Einsatzbereitschaft halt „befohlen“ wird. Und das kann es doch nicht sein, oder irre ich?
@Hoppi:
Dann habe ich sie falsch verstanden, wenn ich Mittel nicht habe bilde ich Themen auch nicht aus und melde das, dann müssen andere Bereiche arbeiten und liefern. Ansonsten kann ich meinen Auftrag nicht ausführen und nutze die Zeit dann anders sinnvoll aus.
Und das ist der nächste Punkt. Ja, haben wir auch noch so erzogen bekommen:Wenn etwas nicht geht, dann nutze eine Ausweichlösungen. Nur irgendwann geht auch das nicht mehr. Natürlich kann ich mit den Soldaten jeden Tag drei Stunden Sport machen gehen und zwei Stunden Fristen an den vernleibenden Fahrzeugen des Zuges. AGSHP geht ja nicht, weil begrenzt oder wieder defekt. Wie die Sporthalle wegen Bausubstanz gesperrt ist. Dann machen wir halt mal FM, Karte – Kompass oder Unterricht „der Marsch und ich“. Geht aber auch nur bedingt wegen Materialmangel und Mängel.
Und die Leidtragenden sind zum Schluss die Ausbilder, die es wieder den Soldaten erklären dürfen und die Soldaten, die es ertragen müssen.
@Les Grossmann
Er hätte ja auf Einstellung klagen können.
Trennung
Ich finde es im Gegensatz nur zu verständlich, wenn jemand selbst Bedingungen stellt, z.B. betreffs Versetz – Stationierung, nicht Einsatz oder Ausbildung und Manöver.
Desweiteren habe ich überhaupt kein Verständnis für Klagen über mangelhafte Fitness, Kenntnis etc. wenn die BW nicht entsprechend Zeit, kompetente Anleitung/Ausbildung und Möglichkeit inklusive Material z.B. Fitness Studio und Trainer bereitstellt.
Abgesehen davon, kann das Personalproblem nicht so groß sein, wenn man sich immer noch den Höchst gefährlichen Luxus leisten kann kleinbürgerliche Kleingeistigkeit zu bedienen.
Sorry da ernten sie von mir kein Verständnis/Mitgefühl etc. sondern die Aufforderung ihre Probleme zu lösen.
Sikhs wegen ihres Turbans nicht zu nehmen.
Ich sage nur: BMI. Da sind die Einstellungskriterien weit ab der medizinischen Realität.
‚habe sogar von dem Fall eines aktiven und durchtrainierten KdoStOffz gehört, der umgeplant werden sollte, weil das Verhältnis Körpergröße / Muskelmasse seinen BMI entsprechend verschlechtert hatte.
Dasselbe heute ähnliches von einem anderen erfahren, dessen weitere Verwendung auf der Kippe stand.
„Diba | 09. Mai 2016 – 21:26
Jawoll, schon wieder Anzug und Grußkasper als Kernfähigkeiten …“
Es ist ein Symptom für tiefer liegende Probleme. Klar jede gefechtsbereite Einheit besteht keine formale Inspektion und umgekehrt keine Einheit in vollem 37/10 Ornat ist bereit für den Kampf. Aber in einer Kaserne ist nicht der Gefechtsacker. Und wie erwähnt MüllTec und vergessene Uniformteile haben einfach nicht stattzufinden in der Kaserne. Zeugt von mangelnder Disziplin und Organisationsfähigkeit des Einzelnen.
Korrekter Anzug, Grüßen nach Vorschrift, soldatisches Betragen üben Disziplin und Kameradschaft ein. Und Disziplin und Kameradschaft halten Soldaten am Leben, wenn es wirklich knallt.
Wer offenbar nicht Soldat sein will, wie der weiter oben erwähnte Herr Oberstleutnant, der kann ja auch gehen. Niemand hält ihn auf einen KDV zu stellen. Schwupps ist er raus. Geht ganz schnell.
@GolfHotel
Wenn es denn wenigstens mal verklausuliert wäre. Was wir in der Praxis als Serienproblem erlebt haben: Soldat wird für eine Stelle eingekauft, die ihm eigentlich weder örtlich, noch von der Tätigkeit her entspricht – gleich mit der Ansage, er könne ja dann an der Uffz-Schule direkt einen Wechselantrag stellen. Und die kommen dann auch so. Somit nimmt man fröhlich zu Wechselgesuchen von Leuten Stellung, die man eigentlich dringend bräuchte und die der Dienstherr praktisch noch nicht hat arbeiten sehen. Der Antrag wird abgelehnt, der Soldat wendet sich an den Wehrbeauftragten, der Antrag wird durchgewunken…
Das System ist kaputt.
@Hoppie:
Den ‚Arsch in der Hose‘ hat regelmäßig noch der Zugführer, im Idealfall auch der Kompaniechef und danach wird es dünn…
Ich hatte sogar mal das Vergnügen einen Oberst mit soviel Mut zu erleben… Und dann einen General der ihn vor versammelter Truppe abgekanzelt hat. Wie hier schon oft angesprochen fängt der Fisch halt vom Kopf her an zu stinken.
Natürlich kann man darüber mukieren, wenn sich hier über die Uniform eines Herrn General Domröse aufgeregt wird oder eine Truppenübergabe zweier schwer adipöser Generäle – aber das sind eigentlich auch eben jene, die da beispielgebend sein sollten (in Sachen Fitness kann man sich ja beim ersten nicht beschweren, der steckt die meistens FA heute locker in die Tasche ;) )
Die Bundeswehr hat keine sinnvolle Fehlerkultur – man redet nur ständig davon, dass man eine bräuchte.
Die Bw wird niemals 7000 neue einstellen. Sie wird einfach die Berufssoldaten länger im Dienst lassen. Hin zur allgemeinen Altersgrenze, denn auch so gewinnt man Leute. Und dann hat man einen 60jahrigen StFw der im Mali unterwegs ist, das ist doch attraktiv, oder?