Bundeswehr-Personalstärke März 2016 – Wieder weniger Soldaten
Wie in den vergangenen Monaten hat die Bundeswehr ihre aktuelle Personalstärke mit einiger Verzögerung veröffentlicht (diesmal am 20. des Folgemonats), und wieder unter dem gleichen, stets aktualisierten Link (was den Vergleich zu den vorherigen Zahlen erschwert). Aber genau deshalb stelle ich diese Zahlen ja auch hier ein.
Der jüngste veröffentlichte Stand:
177.077 aktive Soldaten und Soldatinnen umfasst die Bundeswehr insgesamt. Sie verteilen sich wie folgt:
Bundesministerium der Verteidigung: 952
Streitkräftebasis: 41.771
Zentraler Sanitätsdienst: 19.671
Heer: 59.263
Luftwaffe: 28.268
Marine: 16.016
Bereich Infrastruktur, Umweltschutz, Dienstleistungen: 944
Bereich Ausrüstung, Informationstechnik, Nutzung: 1.773
Bereich Personal: 6.943, davon 4.188 Studierende an den Bw-Universitäten
Sonstige: 1.476
Die Bundeswehr umfasst aktuell 167.310 Berufs- und Zeitsoldaten und 9.767 Freiwillig Wehrdienstleistende (Durchschnitt Januar bis März: 10.315).
Zur Bundeswehr gehören 19.372 Soldatinnen.
Stand: 31. März 2016
Damit ist die Gesamtstärke im Vergleich zum Februar 2016 (178.171) wieder zurückgegangen; ebenso die Zahl der Zeit- und Berufssoldaten (im Februar 167.670).
Die früheren Zahlen:
Her mit der Wehrpflicht wieder, wenn es auch mehr Kostet
Zu dem von Außen eh mehr Druck kommt das die Bw wieder mehr Bieten muss
Hi,
hierbei sollte auch das neue BFD Konzept (BFD erst nach DZE) beachtet werden, inklusive der ganzen wahrgenommen Wandeloptionen.
Unter diesen Gesichtspunkten dürften diese Zahlen, die eh schon zurückgegangenen Zahlen noch gut aussehen lassen.
Ich habe meine Tabelle mal fortgeführt und um Diagramme erweitert:
https://docs.google.com/spreadsheets/d/1J6jiItyYFJ9Fb_7F6w4IDDNHdSJrwAVJhnMvTTVLkXY/edit?usp=sharing
Auf den Diagrammen ist sehr schön zu sehen, dass die Anzahl der BS/SaZ langsam zurückgeht und die FWDL im Jahresrhythmus schwanken.
Der Frauenanteil ist um fast 13% gegenüber dem 31.01.2013 angestiegen, allerdings zu einem großen Teil durch das Schrumpfen des Personalkörpers. Betrachtet man die Anzahl der Frauen gegenüber der Stärke in 2013, dann ist der Anteil zwar gestiegen – allerdings deutlich weniger.
Wenn das so weiter geht, brauchen wir Clonekrieger
Hier vielleicht von Interesse eine Reportage über Grundausbildung von FWDLern aus dem Stern („Bundeswehr undercover“, online verfügbar).
Erneut wird deutlich, dass viele vorallem unterfordert sind und es bei den Ausbildern erhebliche Unsicherheiten gibt was noch erlaubt ist.
Ich bin 1968 als W18 „beim Bund“ gewesen. Die Notwendigkeit war klar, Verweigern wäre möglich gewesen, war aber für mich keine Option. Die politische und militärische Führung war nachvollziehbar, man hatte das Gefühl in „guten Händen“ zu sein.
Meinen Enkeln werde ich abraten, freiwillig zu dienen. Von aussen betrachtet ist die politische Führung der BW ein einziges Desaster und die militärische hat nicht das Rückgrat, Tacheles zu reden, die Fakten auf den Tisch zu legen und notfalls aus Verantwortung den Dienst zu quittieren, wenn Dummheit und Unehrlichkeit zur Regel werden. Ich habe Verständnis dafür, dass junge Leute sich selbst dann nicht nicht von Traumtänzern verheizen lassen wollen, wenn Flachbildschirme auf die Stuben kommen.
@ Memoria
Die Truppe (oder zumindest die Ausbildungskompanie in Viereck) kommt in der Reportage ja ziemlich schlecht weg. Während die Rekruten unterfordert sind, sind die beschriebenen Ausbilder ja eher überfordert mit der ihnen übertragenen Verantwortung, was sich neben einer scheinbar nicht sehr hochwertigen Ausbildung („eldwebel A. ist heute noch wütender als sonst, er hat einen Fehler gemacht: Er hat uns die Patrouillenstellung falsch erklärt“) auch in einer ganzen Reihe dummer Sprüche niederschlägt. „Sind sie behindert?“ wurde ich jedenfalls eher selten von einem Ausbilder gefragt.
Um den Artikel mit diesem Thread in Verbindung zu bringen: Die Truppe scheint ja einen echt heftigen Mangel an erfahrenen Unteroffizieren zu haben, wenn ein Oberfeldwebel Züge führt und die Gruppen dann von Feldwebeln („Es ist keine Übertreibung, Feldwebel A. als den schlechtgelauntesten Mann der ganzen Kaserne zu bezeichnen“) und Fähnrichen übernommen werden.
Was für mich mal eine Interessante Frage wäre, von den 19.372 Soldatinnen fallen wie viele aus wegen Schwangerschaft und Mutterschutzzeit?
Wird das irgendwo erfasst?
Die Personalstärke sagt leider nur etwas über das Anwesend sein aus, Einsatzfähigkeit, alleine im Inland schmälert das ganze mit Sicherheit noch um weitere 20 Prozentpunkte. Und zum Thema Ausbildung….Hausgemacht. Wer die Tendenzen nicht schon vor mindestens 5 Jahren registriert hat, hat versagt. Das ganze Ausbildungskonzept ist insgesamt betrachtet Planlos geworden oder war es eigentlich schon seit mindestens 2005. Interessant ist, wie einige nach mehr Personal betteln obwohl die Stärke der SKB doch Bände spricht. Ich würde gerne einmal wissen, wie viel Verwaltung, Stab etc in den einzelnen Teilstreitkräften das gleiche tun.
@raptor: Und dazu bitte noch die mit Alkoholismus, Motorradunfällen und üblen Verletzungen vom Fussballspiel. Ehrlich, wo soll jetzt Ihre Frage hinführen?
@Stephan L. und zum Mangel an erfahrenen Unteroffizieren in Grundausbildung: Bei mir war das „damals“ exakt genau so, bzw. mit Obermaaten als Gruppenführer. Ich kann da keine Veränderung erkennen.
kvogeler | 23. April 2016 – 20:04
1968 … man hatte das Gefühl in „guten Händen“ zu sein.
Hehe, damals gab es eben kein Internet. Die Menschen mussten glauben was der Staatsfunk jeden Tag ausgestrahlt hat. Ich denke 1968 glaubten auch viele Menschen in der Volksarmee das sie in „guten Händen“ seien.
Heute ist es nicht schlechter als früher. Nur anders :-)
Also bei uns haben bis zur Einführung FD Uffze/StUffze Gruppen geführt, immer mit einem erfahrenen OFw als StvZghFhr und ZgFhr HptFw(oder Offz). Zumindest in der AGA. Setzt natürlich eine saubere Ausbildung der Ausbilder voraus, die regelmäßig/ständig stattfindet.
@mittgard
Wieso Hehe? Schadenfreude?
Erstens glaub ich immer noch, dass die Führung ernsthafter betrieben worden ist als heute. Auf beiden Seiten, mit unterschiedlchem Glaubensbekenntniss.
Zweitens, der Punkt Internet ist richtig. Aber wenn das denn so ist, dann muss Führung anders handeln. Dann muss der Zusammenhang zwischen Absicht und Entscheidung sichtbar sein.
Frage:
Wieso stellt Israel mit ca 2/3-tel des deutschen Wehretats eine Armee auf die Beine, die unsere BW im Zweifel in jeder Kategorie zum Früchstück frisst?
Wir haben also kein Geldproblem. Wir haben ein politisches Führungsproblem.
@kvogeler
Ein Management Problem und ein ungenügend und im Besondern früher falsche politische Führung.
Die Mißstände von heute sind das Ergebnis von gestern und vorgestern.
Es war eine Entwicklung bis zum jetzigen Zustand und kein plötzliches Ereignis durch Entscheidungen der letzten Monate.
kvogeler | 23. April 2016 – 22:09
Frage: Wieso stellt Israel mit ca 2/3-tel des deutschen Wehretats eine Armee auf die Beine, die unsere BW im Zweifel in jeder Kategorie zum Früchstück frisst?
Na, weil Israel seit 40 Jahren im Krieg ist. Und Berufserfahrung / Kriegserfahrung durch nichts zu ersetzen ist.
Oder realistisch betrachtet: Die Israelische Armee ist stark weil die israelische Sicherheitspolitik schwach ist und kein Konzept findet sich mit allen Nachbarstaaten zu versöhnen.
Das kann aber kein Vorbild für Deutschland sein. Ich hätte keine Lust die nächsten 40 Jahre gegen unseren Nachbarn Krieg zu führen – nur um eine „starke Armee“ zu haben.
Schon mal dran gedacht, dass unsere Gesellschaft aus Überdruss, Verfügbarkeit und Egozentrikern einfach keine Lust hat sich weder sozial, gemeinnützig noch sonst was zu betätigen?
Wie soll ‚Generation Überforderung‘ neben Musikunterricht, Sportunterricht und 20 anderen Freizeitbeschäftigungen da noch das Land verteidigen? Außerdem kann man mit Egde das Gefechtsschießen nicht mal auf Periscope livestreamen ;-)
Seit dem die Wehrpflicht weggefallen ist, ist auch die gezwungene Verteidigungsgesellschaft verschwunden. Man hat es wie bei gefühlt jedem Projekt was die Bundeswehr anpackt einfach verpasst, nachhaltige Konzeptionen an den Mann zu bringen.
Ich vergleiche die Bundeswehr immer mit einem schlecht geführten Unternehmen:
Gute und Innovative Unternehmen schauen in die Zukunft und versuchen sich bevor das Kind in den Brunnen gefallen ist, sich anzupassen.
Die Bundeswehr schaut in die Zukunft, kriegt einen Schreck und wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist, wird gehofft das es nur 1 Meter tief ist, wo es stehen kann.
Aber ich kann euch beunruhigen, es wird noch alles viel Schlimmer. Versprochen!
@Chuck
Seltsam, in ca. 20 Berufsjahren habe ich vielleicht 2 Auszubildende/Berufsanfänger der Generation Überforderung erlebt.
Entschuldigung:
Sie meinten natürlich die Ausbilder!
Aus meiner Sicht ist ein wichtiger Grund warum die Bundeswehr für viele unattraktiv wird, die oftmals fehlende Lernfähigkeit der Organisation. In der Praxis oftmals reine Ignoranz der Führung.
Jüngstes Beispiel:
Auch nach einem Besuch der Ministerin vor 1 1/2 Jahren sind dringliche Probleme nicht gelöst:
http://augengeradeaus.net/2016/04/baellebad-april-2016ii/comment-page-3/#comment-234054
Ein Teil des Personalabbaus ist eine Abstimmung mit den Füßen, da Probleme allzuoft ignoriert werden.
Mittlerweile gehen deswegen sogar hohe Stabsoffiziere.
Die Ursache, dass wir unter OrgSoll sind, ist nicht, dass zuwenig Menschen in die Bw kommen wollen.
Die Ursache liegt in der Nichtbetzung der DP durch die fehlende Weiterverpflichtungsmöglichkeit der SaZ und dem noch immer laufenden Personalabbau.
Es werden noch immer Soldaten vor der besonderen Altersgrenze zur Ruhe Gesetz.
Quereinsteiger mit höherem Dienstgrad geben der Motivation der SaZ zum Verbleib dann noch den Rest.
Chuck | 23. April 2016 – 23:26
„Schon mal dran gedacht, dass unsere Gesellschaft aus Überdruss, Verfügbarkeit und Egozentrikern einfach keine Lust hat sich weder sozial, gemeinnützig noch sonst was zu betätigen?“
Also schon ein Blick in die Statistik zum Thema FSJ widerspricht ihrer Aussage; hinzu kämen ja noch die ganzen Menschen die z.B. Ehrenämter bekleiden.
Sie sollten ein Problem, dass offenbar die Streitkräfte haben, nicht verallgemeinern. So etwas geht meistens schief….
Mangel an Nachwuchs ….
Zum Thema unterforderte Soldaten kann ich nur sagen das dies absolut der Realität entspricht. Das Problem von unerfahrenen FW – Dienstgraden ist das Ergebnis der Laufbahnanpassung der Unteroffiziere.
Schaut man sich die Lehrgangsgestaltung an wundert das niemanden. Die Dichte an Dienstgraden innerhalb eines Zuges ist überfrachtet …. Bsp : als ich 2000 eingezogen wurde gab es einen Zugführer – Hauptfeldwebel , einen Stellvertreter – Oberfeldwebel sowie 3 Gruppenführer im Dienstgrad Unteroffizier / Satbsunteroffizier .
Heute führt den Zug ein junger frisch von der Uni kommender Leutnat / Oberleutnat und sein Stellvertreter ist im günstigsten Falle ein halbwegs erfahrenen Haupt oder Oberfeldwebel .
Die Gruppenführer sind selbst Oberfeldwebel oder Feldwebel.
Die Ausbildung dieser ist so getaktet das sie vom Feldwebelanwärter Lehrgang 1 ( Allgemeinmilitärisch ) zum Feldwebelanwärter 2 kommandiert werden ( Fachteil ) dazwischen noch Führerscheine und wenns gut läuft noch ein kurzes Truppenpraktikum.
Dann geht’s für ein halbes Jahr auf Feldwebel Lehrgang um dann auf die Truppe losgelassen zu werden!!!!
Erfahrung im Führen, Ausbilden , Erziehen von jungen Soldaten ist gleich NULL!!
Der klassische Aufbau zum Unterführer findet nicht mehr statt!!
Zu meiner Zeit war das noch so das aus den Reihen der Mannschaften sich die guten / fähigen beim Zugführer gemeldet haben mit dem Antrag Laufbahnwechsel / Unterrofizier .
Hier wurde schon mal durch Zugführer / Gruppenführer ausgesiebt .
Bekam man dann den grünen Daumen ging es auch schon los mit dem übertragen von Verantwortung. Ausbildung vorbereiten und halten , Führen von Trupps im Gefechtsdienst.
All das unter den wachsamen Augen des Gruppenführers und des Zugführers die zu dieser Zeit alle samt ihr Handwerk beherrschten .
Klappte das alles wurde man UA / Unteroffizier Anwärter .
Dann ging es zum UL 1 Lehrgang :
Algemeinnmilitärischer Teil bei dem man verglichen mit heute deutlich mehr zum Führer , Ausbilder , Erzieher ausgebildet wurde.
Warum heute schlechter?? Schaut man sich den Lehrplan an und die Anzahl von Lehrproben wundert einen nichts mehr.
Hier wurde stark reduziert , ganz zu schweigen vom Gefechtsdienst …. Jetz mit EUAZR der nächste Dolchstoß…..
Kam man vom UL 1 zurück ging es im Zug damit weiter als stellv Grupenführer eingesetzte zu werden. Darauf folgte das man als Ausbilder mindestens ein bis zwei AGA ’s begleitete.
Hier konnte man als Führer , Ausbilder , Erzieher wachsen und von alten Haudegen lernen.
Dann gings zum UL 2 Lehrgang. In meinem Falle nach Altenstadt um das Handwerk des Gruppen/Zugführers der Fallschirmjägertruppe zu erlernen ….. Ja stellen Sie sich vor man wurde teilweise eine Ebene höher ausgebildet.
Hier standen gewachsenen Führer eingesetzt als Hörsaalfeldwebel vor einem.
Das Ergebnis war ein Top Lehrgang der einem das nötige Rüstzeug vermittelte um in der Truppe seinen Mann als Gruppenführer zu stehen.
Heut zu Tage wird in Annahmestellen entschieden ob ein Soldat zum Führer taugt….
Hier nimmt man was durch die Tür läuft … zumindest mein Eindruck.
Der Wegfall der Wehrpflicht war falsch , dennoch zeigen genügend andere Armeen das es möglich ist guten Nachwuchs zu werben.
Dazu muss man aber auch das Bild des Soldaten im Werbeauftritt richtig gestallten… Bei uns trägt nicht jeder Uniform ist da mit Sicherheit nicht ansprechend.
Junge Menschen wollen gefordert und gefördert werden. Dazu muss ich die Mittel bereitstellen. Eine AGA die einmal in 12 Wochen Biwakiert , bei der 30 Schuss Manövermunition pro Soldat eingerechnet werden fordert und fördert mit Sicherheit niemanden.
Da dieser Zustand seit einigen Jahren vorherrscht brauch man sich nicht zu wundern das wie im Stern Bericht richtig dargestellt die Ausbilder unerfahren unmotiviert and Werk gehen.
Sie haben es selbst nicht anders erlebt.
Früher war nicht alles besser …… Aber bei weitem sehr vieles…..
@Fritz:
Danke für die treffende Zusammenfassung.
Gerade in Der FA-Ausb sind viele Leute enttäuscht vom geringen Leistungsniveau.
Passt zudem sehr gut zu einer aktuellen Diskussion zur Offizierausbildung:
http://augengeradeaus.net/2016/04/baellebad-april-2016ii/comment-page-2/#comment-233787
In allen Bereichen praxisferne Auswahl und Ausbildung.
Aber die Probleme werden weiter ignoriert.
Die Krönung sind die FA-/UA-Btl.
Die Wehrpflicht hat noch niemandem geschadet. Für die meisten war es sogar ein Sprungbrett in die Selbstständigkeit und das loslassen von Mama. Es sollte jeder verpflichtet sein, ein Jahr, in welchem Bereich auch immer (Feuerwehr,THW,Sani oder Bundeswehr) für die Gesellschaft zu leisten. Im Falle eines Falles wären somit alle hier lebenden Einwohner, in der Lage zu unterstützen. Man weiß nicht was kommt, aber aufgrund der politischen Weltlage und dem Terrorissmus wird es irgendwann von Nöten sein. Wir wären dann bestens vorbereitet !!!!
@ Fritz: Sehr gute Zusammenfassung, das trifft genau meine Erfahrungen und stimmt auch mit dem überein, was man im Gespräch mit Kameraden und auch mit FAs und Rekruten vernimmt. Selbst die Frischlinge merken, wenn sie 1 und 1 zusammen zählen, dass ihre Ausbildung nicht gut ist!
Ihre Analyse gehört bei Uschi auf den Tisch. Es muss endlich Schluss sein mit der falsch verstandenen Attraktivität und dem weiteren Absinken des Ausbildungsniveaus.
Selbst wenn es gelingt ein Umdenken herbeizuführen und diesen Kurs zu stoppen, wird es ein schwerer Weg die Truppe wieder auf Kurs zu bringen, denn inzwischen sind einige Jahre im Schlendrian vergangen und Dienstgrade bis hin zum Hauptmann (neue Offz-Ausbildung) haben es nie anders erlebt und finden es ganz normal abzugammeln, wenn sie mal keinen klaren Auftrag haben.
Fritz | 24. April 2016 – 10:14
„Heute führt den Zug ein junger frisch von der Uni kommender Leutnat / Oberleutnat und sein Stellvertreter ist im günstigsten Falle ein halbwegs erfahrenen Haupt oder Oberfeldwebel .
Die Gruppenführer sind selbst Oberfeldwebel oder Feldwebel.“
Ich weiß jetzt nicht ob die Reportage im Stern mit den Vierecker Grenadieren ein typisches Beispiel ist, aber eine Dienstgradflut kann ich nicht erkennen – im Gegenteil. Außerdem: Sind die ersten Absolventen der FA/UA-Bataillone eigentlich bereits in der Truppe? Meines Wissens kamen die ersten Anwärter Anfang 2014.
Ich teile allerdings ihre Kritik und ihre Befürchtungen über die Qualität des künftigen Unteroffiziersnachwuchses.
Zum Thema Grundausbildung: Die obere Führung hat irgendwie stets die Meinung vertreten, dass Unteroffiziere quasi qua Dienstgrad dazu befähigt sind, Ausbilder in der GA zu sein – meiner Meinung nach ein Fehler. Während andere Armeen teilweise ihre Besten in die Ausbildungseinrichtungen kommandieren und sie vorher nochmal vernünftig drauf vorbereiten, sind unsere GA-Einheiten nur zu häufig ein Abstellgleis, in der man als neuer Ausbilder über eine eintägige AdA schon froh sein kann. Das Ergebnis? Die Versäumnisse der ersten drei Monate werden sich später nicht mehr bereinigen lassen.
Die immer weiter sinkende Anzahl von Soldaten, und damit auch Rekruten, hätte genutzt werden können, um hier geeignetes Ausbildungspersonal freizustellen.
@Fritz
Unsere AGA Batterie hatte ca. 95 einen UmP , den Zugführer.
Irgendwo muss ein Leutnant ja sein Handwerk lernen und da ist die Kombination Grüner Leutnant von der Akademie und erfahrener höherer UmP eigentlich bewährt, btw traditionell werden Züge von Leutnants /UMPs geführt
Der Fachkompetenz meiner Vorgesetzten kann ich soweit ich es beurteilen kann nur als schlecht beurteilen, gefährlich mangelhaft und zwar tödlich mangelhaft.
IMPOV ist der Anspruch Erziehen zu wollen reine Arroganz.
Der Wegfall der Wehrpflicht war erheblich zu spät und genauso undurchdacht durchgeführt worden.
Die Wehrpflicht war IMNHO irgendwann zumindest teilweise zu einer Verschwendung der Lebenszeit der Wehrpflichtigen durch die BW verkommen.
@Stephan L.:
Die FA/UA-Btle sind ja nur der letzte Schritt.
Aus Attraktivitätsgründen wurde vor 10 Jahren die Unteroffizierlaufbahn und Ausbildung grundlegend verändert (Gruppenführer als Fw, Feldwelanwärter, verschulte Ausbildung, Fachlicher, HptFw nach 8 Jahren, etc).
Nun hat man das System mit den FA/UA-Btl komplettiert.
Nunmehr ist sogar die GA nach Dienstgradgruppen aufgeteilt.
Die Luftwaffe geht gleichzeitig – auf Weisung des Insp – genau den gegenteiligen Weg:
Gemischte GA-Züge aus Msch, Fa/UA, OA.
In Strausberg und Leipzig hält man die neue Ausbildungsart weiterhin für den richtigen Weg. An der Basis sieht man dies grundlegend anders und ist entsprechend frustriert. Dies führt bis zum vorzeitigen Dienstzeitende (auch bei Berufssoldaten!) und einer absinkenden Bereitschaft zur Weiterverpflichtung.
Heiko Kamann | 24. April 2016 – 10:01
Chuck | 23. April 2016 – 23:26
„Schon mal dran gedacht, dass unsere Gesellschaft aus Überdruss, Verfügbarkeit und Egozentrikern einfach keine Lust hat sich weder sozial, gemeinnützig noch sonst was zu betätigen?“
Also schon ein Blick in die Statistik zum Thema FSJ widerspricht ihrer Aussage; hinzu kämen ja noch die ganzen Menschen die z.B. Ehrenämter bekleiden.
Sie sollten ein Problem, dass offenbar die Streitkräfte haben, nicht verallgemeinern. So etwas geht meistens schief….
Das mag für das FSJ stimmen, trotzdem ist auch der Trend bei den ehrenamtlichen eher ein zurückgehender.
Ich bin z.B. in einer Freiwilligen Feuerwehr und kann sagen das es momentan bei uns noch insgesamt reicht was an Nachwuchs aus der Jugendfeuerwehr und über Neueintritte kommt, jedes für sich alleine würde nicht ausreichen. Und nicht umsonst wurde gerade erst in dieser Woche wieder eine Pflichtfeuerwehr mehr in Deutschland eingerichtet und das ist ein Trend der in den nächsten Jahren eher zunehmen als Einzelfall bleiben wird.
Und in anderen Organisationen sieht es nicht besser aus.
Ist also nicht nur ein Problem der Streitkräfte, sondern doch schon eher ein gesellschaftliches Problem.
@mittgard | 23. April 2016 – 23:15
Das ist am Thema vorbei. Eine Armee kann auch ohne ständige Kriege effektiv organisiert und geführt sein.
Typisches Beispiel Global Hawk: Jeder Student des Flugzeugbaus lernt im 1. Semester, dass er jede fliegende Schraube bei der EASA zulassen muss. Die Zulassungsvorschriften sind öffentlich und bekannt. Sie liegen also beim Kick-Off des Projektes auf dem Tisch. Die Beschaffung der BW verlocht 500 Mio, bevor sie feststellt, dass ihr Produkt gar nicht zulassungsfähig ist. Das ist nicht einfach Dummheit. Das ist Sabotage.
Und so geht es ja weiter:
Marinehubschrauber, die in Salzwasserumgebung nicht eingesetzt werden dürfen.
Gewehre, die angeblich nicht genau schiessen
Kampfeinheiten, die nur zu 75% ausgerüstet sind.
Fehlende Munition, fehlende Ersatzteile, auf reine Friedenszeiten outgesourcte Wartung von HightTechgerät, alleine die Idee einer „familienfreundlichen“ Armee uswusw
Das ist ausser in völlig korrupten 3.Welt-Länder einmalig.
Hier wird mangelnder Wille der Politik und Unfähigkeit mit Geld zugeschmiert und Führung durch Management-by-Hope ersetzt.
Das geht so nicht und alle wissen es im Grunde.
Für mich ist das der erfolgreiche Abschluss des Marsches durch die Institutionen der ’68er. Sie konnten die BW nicht komplett abschaffen. Aber sie haben Strukturen eingeführt, die so uneffektiv sind, dass es im Ergebnis praktisch darauf hinausläuft.
43er | 24. April 2016 – 13:00
Gut, vielleicht ist es ein regionales Phänomen; mir fehlt da der gesamtdeutsche Blick én detail.
Ich selbst bin in sozialen Dingen sehr engagiert, und dadurch treffe ich viele Menschen, die mir gleich tun. Ein Ehrenamt habe ich auch inne; auch hier gibt es viel Austausch mit Menschen mit dem gleichen Ehrenamt … aber wie gesagt, habe auch nur den regionalen Blick und die Sicht auf die Statistik.
@kvogeler:
Die benannten Probleme wurden vorallem in den letzten 10 Jahren durch eine fehlerhafte Politik deutlich verschärft oder auch erst begonnen.
Weder die Kanzlerin noch die Minister hatten jedoch einen 68er-Hintergrund. Das Problem ist im Kern eine politische Kultur, die es allen irgendwie recht machen will und vorallem eines nicht will: anecken.
Und da ist es dann egal ob man aus der JU kommt oder nen 68er Hintergrund hat.
Dies zeigt auch die Personallage:
Warum ist man hier weiter im Sinkflug, während weiterhin gute Leute gehen müssen?
Und wo bleibt eigentlich das neue Personalkonzept?
Die Termine zur Haushaltsanmeldung für 2017 sind verstrichen.
@T.W.:
Haben Sie nochmal was zum ominösen Personalkonzept gehört?
Ist ja alles langfristig… Und nun erstmal Cyber….
@ ThoDan
Ich stimme ihnen zu 100% zu was den Einsatz junger Offiziere aus dem Studium / der Akademie angeht.
Dies war auch zu meiner Zeit so, zumindest wurde der erste Zug immer durch einen Offizier geführt.
Zug 2 und 3 sowie schwerer Zug wurden durch alte erfahrenen Hauptfeldwebel geführt.
Somit war sichergestellt das die Jungen Offiziere auch ausreichend Unterstützung erfahren konnten / ihr Handwerk bestmöglich erlernen.
Das Problem der heutigen Zeit ist das der Unterbau ( FW + Unteroffiziere ohne Portepee) nicht ausreichend ausgebildet sind. Aufgrund der Umstrukturierung dieser Laufbahn ist eine zeitliche Straffung erfolgt , dies hat dazu geführt das weniger Zeit zum Aus/ Weiterbilden des Führer Nachwuchses innerhalb der Truppe bleibt.
Hier wird meines Erachtens Breit aber nicht in die Tiefe ausgebildet!!
Das Resultat ist der Universal Dilettant.
Wie soll so etwas eine Stütze für einen Jungen unerfahrenen Offizier aus der Truppe sein??
Ich habe mich bereits vor 10 Jahren dazu entschlossen mich zu verändern … Die ersten Ausflüsse aus der Anpassung der Laufbahn für Unteroffiziere waren bereits 2006 spürbar.
Nicht mehr wir als Einheit konnten unseren Nachwuchs generieren sondern das Zentrum für Nachwuchsgewinnung entschied wer – was – wo – wird.
Es kamen ( nicht alle ) Feldwebelanwärter ins Battalion die Jahre zuvor maximal als Mannschafter getaugt hätten.
Diese zurückzustufen oder gar ganz los zu werden war nicht gewollt.
Ich will nicht alles schlecht reden , dennoch muss darüber nachgedacht werden junge Führer länger auszubilden , Ihnen Zeit in der Truppe zuzugestehen um sie schrittweise an ihre Aufgabe als Führer,Ausbilder,Erzieher heranzuführen .
Dazu Bedarf es aber auch alter erfahrenen Haudegen…. Und die sind mittlerweile kaum noch im Wirkungsbereich einer Kompanie zu finden.
Mein Lösungsansatz wäre die Attraktivität nicht mit dem schnelleren erreichen eines Dienstgrades zu verbinden sondern die Besoldung der Dienstgradgruppen anzuheben.
Es muss nicht schnellstmöglich zum Hauptfeldwebel befördert werden , vielmehr muss darauf geachtete werden was eigentlich hinter diesem Dienstgrad steckt !!!
Der Meister seines Faches!!!
Eines kann ich nach 7 Einsätzen feststellen.
Eine Armee mit einer so hohen Dichte an Dienstgraden wie die unsere ist mir nirgendwo begegnet.
Ich hab mich ja immer gefreut wenn ich mal ein paar Mannschaften auf meiner Durchreise in Mazar-e-Sharif gesehen habe….
Desweiteren gehört die Werbung für die Truppe überarbeitet.
Wenn ich sehe wie wir versuchen junge Männer zum Dienst an der Waffe zu begeistern …. Da schlafen mir die Füße ein.
@Memoria
Zu: „Aus meiner Sicht ist ein wichtiger Grund warum die Bundeswehr für viele unattraktiv wird, die oftmals fehlende Lernfähigkeit der Organisation. In der Praxis oftmals reine Ignoranz der Führung.“
Leider deckt sich dies absolut mit meinen Erkenntnissen! Die Frage ist: Was soll man dagegen wirksam unternehmen?
@Fritz
Mir stellt sich da nur die Frage worin diese „erfahrenen Haudegen“ erfahren waren.
Auf die bezog ich mich mit der schlechten Ausbildung nämlich explizit genauso wie UoPs.
Trennung
Hätte ich bei so einem alten „erfahrenen Haudegen“ mal „glaubwürdige“ Zeugen gehabt, anstatt zwei Duldende Offiziere, hätte der ne Anzeige wegen Beleidigung gehabt.
Bezogen auf die Ausbildungs- und Werdegangsmodelle wie auch die Struktur steckt zumindest beim Heer der Karren mittlerweile so tief im Dreck, dass er mit konventionellen Mitteln nicht mehr raus zu ziehen ist.
Da hilft m.E. nur eines: Ganz konsequentes Zurückrudern zum zunächst fiktiven „Wiederherstellungspunkt“ Heeresstruktur 4. Von da aus dann ohne Beschreiten der nachfolgenden Irrwege: Schaffung einer den derzeit bestehenden und zukünftig denkbaren Aufgaben der Streitkräfte gerecht werdenden Struktur. Einnahme derselben ASAP. Zugleich Einrichtung eines den Erhalt des Bewährten und die Kontinuität der Weiterentwicklung garantierenden Generalstabes nach preußischem Vorbild.
Hans Schommer
@ ThoDan
Natürlich ist die Bezeichnung ,, alter Haudegen “ nicht allgemein gültig für alle altgedienten Zugführer. Das steht und fällt mit der Person. Ich persönlich habe in meinen 6 Jahren bei der Fallschirmjägertruppe so einige kennengelernt. Natürlich war nicht immer alles zu 100% dennoch hat diese Zeit mich geprägt und mir ein solides Rüstzeug gegeben von dem ich noch heute profitiere.
Der Umgangston war oft rau , und mit Samthandschuhen wurde niemand angefasst …. Hätte auch meiner Meinung nach niemanden etwas genutzt.
Wie auch immer ….
@ Hans Schommer
Ihr Urteil ist hart , ich kann nur hoffen nicht zutreffend ….
@Fritz
Mein Kritikpunkt, sind nicht diejenigen Vorgesetzten/Ausbilder die unter Regel 0 fallen, sondern jene deren Können vermutlich wegen der Ausbildung mangelhaft war und einige dieser Mängel hat die BW eindeutig bis heute nicht abgestellt.
Zwischen einem rauen Umgangston – Samthandschuhen und Beleidigungen – Aggressionen ablassen gibt es Unterschiede.
Mein eigentlicher Punkt war aber, das die Wehrpflichtzeit kein goldenes Zeitalter war IMPOV, sondern bestenfalls Gold angemalt.
@scarfacerunner:
Was man da tun kann?
Gute Frage. Ich glaube vorallem sollte man nicht aufhören darauf hinzuweisen wie die Dinge wirklich sind.
Auch wenn Generalität am Tisch sitzt und das hohe Lied der neuen Ausbildungsgänge singt (hab ich erst kürzlich wieder erlebt).
Politik beginnt mit dem Betrachten der Wirklichkeit.
Nur leider dringt die Wirklichkeit oftmals nicht mehr durch.
Da es bisher mehrheitlich um die Soldaten ging mal ein paar Anmerkungen zum zivilen Bereich:
Ausschreibungen dauern ewig und drei Tage. Selbst für struktursichere Dienstposten im B-Besoldungsbereich bleiben öfters mal ein Jahr ohne Stelleninhaber. Nach Abgang (Ruhestand) eines B6ers dauert es manchmal Monate bis ausgeschrieben wird. Von Besetzen ist da noch gar keine Rede.
Spitzenposten werden ja mittlerweile an Kandidaten von außerhalb vergeben. Wird ja jetzt bei der neuen Cyber Abteilung nicht anders. Schön das der Ahnung von IT hat. Aber hat der schonmal in einer Behörde gearbeitet?
Ausschreibungen für A12 und A15 werden sehr oft „aus dienstlichen Gründen“ zurückgezogen. Man kann sich also kaum mehr darauf verlassen. Deswegen seht mittlerweile unter jeder Ausschreibung ein Disclaimer der nochmal so lang wie das Anforderungsprofil ist, der im Endeffekt nichts anderes sagt: Ätsch! Wir machen ja doch was wir wollen.
Die Allen seit Jahren bekannten Probleme musste dann KPMG aufschreiben. Man glaubt ja dem eigenen Personal nicht. Raus kam, dass was eh schon alle wussten. Ob die Korrekturen greifen, zweifelhaft. Ein Punkt war ja Personalmangel. Und während man in Berlin versucht mit Ankündigungen zu glänzen wird an einer Dienststelle an der Küste weiter Personal eingespart.
Zuletzt wurde ja lobend erwähn, dass im laufenden Jahr umgesteuert wurde und damit eine Vollausgabe erreicht wurde. Grundsätzlich, da stimme ich zu, ist das positiv zu werden. Effizient ist sowas in der Regel nicht. Effizienz erreicht man mit Planungssicherheit.
Der jetzt kommende Beratervertrag ist ja eine Unterstützungsleistung. Also alles Sachen die der Amtsbereich selber können sollte.
Als die neuen Laufbahnmodelle eingeführt wurden hatte die Marine ja genau das Gegenteil vor, UmP in vielen ATN in der Regel nach ca. 8 Jahren Mannschaft und nur einige wenige UoP wie gehabt nach 3 Jahren. Dieses Modell wäre viel kompatibler mit der Zeit nach der Wehrpflicht. Dann hätten z.B. in der OPZ in der Hauptsache Mannschafter an den Konsolen gesessen (Lagebilder, Sonar) und UoP sowie UmP hätte es nur mit Führungsverantwortung und/oder echter „meisterlicher“ Qualifikation (z.B. Helicopter Controller) gegeben. Ich kann mich noch an die Zeit erinnern als ein Obermaat Wachführer in der OPZ war und auf der Brücke war es oft ein HG, bei deutlich größerer Zahl an Wachpersonal.
Heute nimmt meist ein OBtsm oder HBtsm diese Aufgabe wahr.
Nicht mehr lange und die gesamte Truppe kommt für einen PBZ nach §44 BBesG in Betracht ;-)
@Memoria:
Gerade in Bezug auf die BS würde ich da gerne mal eine Statistik der letzten 10-15 Jahre sehen – und die die gehen, sind nicht unbedingt die, die man nicht mehr brauchen würde ;)
Ein Gesichtspunkt bleibt bei der Diskussion unbeachtet: die Zufriedenheit der „Bestandskunden“. Jeder Vorgesetzte hat auch in der heutigen Zeit einen Erziehungsauftrag und eine Verpflichtung auch seinen Untergebenen gegenüber. Diese wird m.E. in weiten Teilen nicht mehr ausgeübt. Die Gründe hierfür sind vielschichtig: hohes Auftragsaufkommen, mangelnde Freiräume (zeitlich und geistig) aber auch Frustration und Desillusion bis hin zur Gleichgültigkeit. Wer nimmt denn den jungen Vorgesetzten „an die Hand“? Dieser Teil der Führungskultur hat sich abgeschafft weil jeder mit sich selbst beschäftigt ist oder wird. Wenn das Fundament nicht stabil ist dann helfen auch nicht bunte Farben an der Fassade oder Fenster mit blühenden Aussichten!
@Zelt:
Würde ich anders sehen. Es ist weniger eine Frage des ‚Mit sich selbst beschäftigt seins‘, als des Micromanagements. Wird Erziehung wahrgenommen, führt sie heutzutage regelmäßig zur einen oder anderen Eingabe oder Beschwerde. Von diesen sind sicherlich >90% unberechtigt, machen aber Arbeit, die viele scheuen. Denen, bei denen das nicht so ist, droht dann die Vorgabe der nächsthöheren Ebenen, die es leid sind, sich rechtfertigen zu müssen.
Von 6 Kommandeuren unter denen ich Chef war, war genau einer in der Hinsicht brauchbar. Das Problem waren auch weniger die jungen Vorgesetzten – die fängt man vergleichsweise schnell ein. Problematisch empfand ich stehts eher die Fraktion der ewig gestrigen (‚zu meiner Zeit war alles anders/besser‘)
Vor wenigen Wochen wurde ich (m., 60 J., SaZ 12 von 1973 bis 1985) vom für mich zuständigen Karrierecenter angeschrieben und gefragt, ob ich Interesse am Reservedienst hätte. Erstmalig, 31 Jahre nach der Entlassung aus der Bw!
Habe ich tatsächlich; aber es wirft doch Fragen auf. Bestehen da Zusammenhänge zur hier dargestellten Personalsituation, oder ist das normal?
Einen Termin zur ärztlichen Untersuchung habe ich auch gleich mitgeliefert bekommen.
Faszinierend…
Erwähnenswert ist auch, dass permanent rund 30.000 Soldaten von der Gesamtzahl der 177.000 dadurch abzuziehen sind, da sie sich im BfD, in ZAW und auf ZbV Posten befinden, die somit Dienstposten besetzen, aber gar nicht für die Aufgabenerfüllung und Einsätze der Streitkräfte zur Verfügung stehen. Eigentlich dürften diese Soldaten gar nicht den Verbänden zugerechnet werden. Das verfälscht die tatsächlichen Realitäten in den Streitkräften, denn Einheiten und Dinestposten gelten besetzt, obwohl das Personal gar nicht zur Verfügung steht!
@Sebastian Schlutz
Das ist nunmal der Eigenheit des Personalverwaltungssystems geschuldet. Dieses misst sich nunmal lediglich an der Stellenbesetzungsquote – Qualität der Besetzung, tatsächliche Verfügbarkeit oder gar Priorisierung von DP spielen da erstmal keine Rolle.
Es wurde an verschiedenen Stellen gefordert, fertig ausgebildete Soldaten auf DP zu setzen, sprich die DPäK (vgl. ZbV) nicht schon gegen die geplante Stelle zu buchen, insbesondere, wenn die geplanten Leute zum Teil nicht durch die Ausbildung kommen, vorher abbrechen oder beim Abschluss der Ausbildung umgeplant werden… das lässt das System in seiner derzeitigen Form nicht zu.
Insofern ist das Problem sogar schlimmer, als von Ihnen geschildert, weil selbst ein besetzter DP ohne BfD oder DPäK noch erhebliche Lehrgangsabwesenehiten mit sich bringen kann.
Es wäre eigentlich mal spannend, gegen die offiziellen Zahlen des BAPersBw die tatsächlichen durchschnittlichen Antrittsstärken zu rechnen ;)
Kleiner Nachtrag zur Bundeswehr-Personalstärke (Crossposting aus dem Bällebad):
SHZ.de (Schleswig-Holsteinischer Zeitungsverlag) und der STERN haben die geografische Herkunft der Rekruten untersucht
Schleswig-Holstein steht an zweiter Stelle, was die Anzahl der Rekruten pro 1 Mio Einwohner betrifft (Meckleburg-Vorpommern steht auf Platz 1, Niedersachsen auf Platz 3). Es gibt ein starkes Nord-Süd-Gefälle, je südlicher, desto weniger Rekruten pro Mio Ew kommen aus einem Bundesland. Außerdem wirkt sich die „Standort-Dichte“ auf die Bewerberzahl aus.
Weitere Analyse bei SHZ.de unter der Überschrift „Personalgewinnung bei der Bundeswehr : Schleswig-Holstein – Das Land der Rekruten“ und bei Stern.de unter dem Titel „Bundeswehr: Diese deutschen Orte stellen pro Kopf die meisten Rekruten“. Und ein Stern-Artikel von vor einigen Tagen, der sich aber wohl auf die gleichen Daten stützt: „Vier Grafiken zeigen, wer in Deutschland noch zur Bundeswehr geht“.
Hinz | 25. April 2016 – 12:12
Na, da steht der militärischen Karriere doch nichts mehr im Weg.
Bin schon auf zukünftige Berichte gespannt. Leider bin ich selbst noch nicht ganz 60, somit gehöre ich wohl noch nicht zur umworbenen Klientel.
Beste Grüße
@Heiko Kamann | 25. April 2016 – 17:11
Hab meine Karriere hinter mir und freue mich auf den Ruhestand.
Es wird keine Berichte geben. Auch wenn es sehr verlockend ist – es bleibt ein schöner Traum, jetzt noch mal die Uniform wieder anzuziehen und mich wieder jung zu fühlen. Wie heißt es: Wenn es dem Esel zu wohl wird, begibt er sich auf´s Eis. Ältere Esel wie ich können sich bloß die Haxen dabei brechen und die jungen zum Lachen bringen ;-)
Ebenfalls beste Grüße