Ausbildungsmission in Mali: Künftig bis Timbuktu, Mentoring ausgeschlossen
Das Bundeskabinett hat, wie angekündigt, am (heutigen) Mittwoch eine Beteiligung der Bundeswehr an einer Ausweitung der EU-Ausbildungsmission in Mali beschlossen. Nach dem Mandat, das dem Bundestag zur Abstimmung vorgelegt wird, sollen die europäischen Ausbilder und damit auch die deutschen Soldaten die Streitkräfte des westafrikanischen Landes nicht mehr nur in Koulikoro (Foto oben) im vergleichsweise sicheren Süden des Landes ausbilden, sondern auch im deutlich gefährlicheren Norden
Die Ausweitung hatte der Europäische Rat, also auch mit der Stimme Deutschlands, bereits im März beschlossen: Die EU-Trainingsmission Mali (EUTM Mali) soll danach künftig bis zur Flussschleife des Niger einschließlich der Gemeinden Gao und Timbuktu tätig werden können.
Allerdings, so betonte die Bundesregierung, sollen die europäischen Ausbilder ihre malischen Schützlinge/Schüler nicht ins Gefecht begleiten:
Eine Begleitung oder direkte Unterstützung der malischen Streitkräfte bei Kampfeinsätzen („Tactical Mentoring„) sowie eine entsprechende Unterstützung von Minusma durch EUTM bleibt ausgeschlossen.
Die Obergrenze für die deutsche Beteiligung an der EU-Trainingsmission wird zudem mit dem neuen Mandat geringfügig von 350 auf 300 verringert. Grund ist die bevorstehende Übergabe der Führung der Mission von Deutschland an Belgien.
Die Bundeswehr ist außer an der EU-Mission auch an der UN-Mission in Mali beteiligt. Die Soldaten für MINUSMA sind allerdings von vorherein in Gao im Norden des Landes stationiert; sie sollen langfristig Aufklärungsergebnisse liefern, die sie am Boden und mit Drohnen gewinnen.
Wie problematisch die Sicherheitslage ist, zeigte erst am (gestrigen) Dienstag ein Anschlag, bei dem drei französische Soldaten ums Leben kamen: Auf dem Weg von Gao nach Tessalit war ihr gepanzertes Fahrzeug an der Spitze eines Konvois auf eine Sprengfalle gefahren.
(Archivbild Januar 2016: Ausbildung EUTM Mali in Koulikoro – Foto EUTM Mali)
Soweit ich mich erinnern kann, lag hier schon bei ISAF der Hase im Pfeffer, denn ein „Vertrauensverhältnis“ zu den Schülern wurde nie errreicht, weil diese wussten, dass der Mentor im Camp / der Schulungseinrichtung bleibt. Als man das erkannt hatte, war es schon zu spät und die Gesamtlage insgesamt bereits dramatisch.
@Voodoo:
Gab es da nicht vor einiger Zeit die Meldung eines KSK-Mannes der bei so einem Mentoring in AFG starb?
@SvenS
Nein, das war in einem Einsatz zur Unterstützung lokaler Polizeikräfte passiert.
Man erkennt immer wieder erstaunliche Parallelen zu ISAF.
Ich hoffe, dass ist kein schlechtes Omen.
Allen Kameraden, die bald im Norden eingesetzt sind, wünsche ich das notwendige SoldatenInnenglück.
@ Sven S
Es gab einen Vorfall im Mai 2013, ggf. meinen Sie den (wobei das Mentoring für Spezialkräfte generell eine andere Hausnummer darstellt)?
In der Anfangszeit von ISAF, so um 2006 / 2007, hätte man in der Fläche und im Verbund mit den „Schülern“ etwas bewegen können, denn als man schließlich doch die Feldlager verließ, hatte sich die Lage bereits extrem verschlechtert.
Hier sehe ich die Parallelen zwischen beiden Einsätzen.
@Voodoo
So ist es, wer Vertrauen untergraben, gar nicht erst aufbauen will, bleibt im Camp und „lässt“ feuern. Dies Verhalten wirkt sich unterschwellig auch auf den Glauben in die Qualität der Ausb aus und erweist somit Mentoring,(oder was auch immer) den berühmten Bärendienst.
Motto: Spring Du Kamerad, ich schieße!
Vielleicht sogar eher: Spring Du Kamerad und schieße! Ich beobachte weiter.
Hans Schommer
@Hans Schommer
Wohl wahr.
War der Tagesspruch meines Religionslehrers in der Untersekunda zur Behandlung Bergpredigt.
Auch hier gilt wieder “ wasch mich, aber mach mich nicht naß“.
Mission Creep nächster Teil.
Ein politisches und militärisches Gesamtkonzept ist weiterhin nichtmal ansatzweise erkennbar.
Man könnte wirklich meinen wir leben im Jahr 2003.
Das Erwachen wird in Berlin noch kommen.
Der heutige Tag mit den 3 gefallenen Franzosen sollte ja eigentlich ein deutlicher Hinweis auf die „ground truths“ sein.
Regierungssprecher Seibert heute in der RegPK mit Bezug auf Mali:
„Wir haben unverändert ein großes Interesse daran, Terrorismus, organisierte Kriminalität, Verarmung zu bekämpfen.“
Kampf? Und wer ist wir?
Der beste Beweis für das Reden ist das Tun.
@TW
Ich finde das Foto gelungen. Es giebt anscheinend doch neue Fahrzeuge für die Truppe Grins
LG HD
@Dante
;-)
Nach einem Bericht der WAZ („Von der Leyen: Soldaten in Mali üben mit Holzgewehren“) hat vdL heute in der Debatte zur Einbringung des EUTM-Mandates eine europäische Ausrüstungshilfe für Mali angeregt.
Also G36, G3, MG3 und MILAN für Mali?
Das Beispiel des Holzgewehres bei der Ausbildung mag plakativ, aber wenig stichhaltig sein.
Hier die komplette Rede von BMVg.de:
http://tinyurl.com/j8xpz3k